Equirria Martiale | In teneris consuescere multum est

  • Den Anhängern der Aurata stockte der Atem, als sie den Angriff des Praesinafahrers bemerkten. Sie hielten ihre Banner weiterhin, aber unbeweglich nach oben und starrten auf die Vorgänge an der Wendemarke. Zu allem Glück für sie konnte der gerade überholte Tanco glimpflich aus der Wendung hervorgehen, während der tollkühne Praesinafahrer sein Risiko mit einem Sturz bezahlte. Das Publikum schrie auf, während alle Augen gebannt verfolgten, in welcher Weise das Gespann aus der Staubwolke hervorbrechen würde.


  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ...
    Hmmm, …naja … man kann nicht immer gewinnen. Aber zumindest bleiben wir der Tradition treu, nicht wahr?…", kommentierte Prisca daher ziemlich gelassen und gedankenversunken das sich abzeichnende Debakel der Grünen.


    "In der Tat"
    , pflichtete Gracchus der Traditionsbewahrung bei, ehedem ein überaus schelmisches Lächeln seine Lippen ließ kräuseln.
    "Ich habe darüberhinaus an diesem Tage bereits mehr als gewonnen - mein Sohn hat großen Anteil an diesen Spielen und meine bezaubernde Gemahlin sitzt an meiner Seite und überstrahlt selbst die Sonne."
    Er blickte Prisca an und genoss sichtlich ihre Trautheit in all dem Trubel und Jubel, allen Ohs und Ahs, allem Hoffen und Bangen um sie her. Minors verständige Worte, welche in Baiae waren gesprochen worden, hallten noch immer in den Fluren Gracchus' Gedankengebäude nach, und der liebevolle und vorbehaltlose Empfang seiner Gemahlin bei seiner Rückkehr nach Rom hatte das neu errichtete Fundament aufkeimenden Vertrauens in die Gegenwart und Zukunft weiter gefestigt. Seine Familie war die Grundfeste seines Daseins und die zurückliegenden Tage und Wochen hatten gezeigt, dass sie unerschütterlich waren, weitaus gefestigter als er je hätte vermutet. Selbst das Krachen des grünen Wagens, welcher in seine Einzelteile sich auflöste und damit alle noch so hoffnungslosen Chancen auf einen Sieg verpufften, vermochte die Aufmerksamkeit des Flaviers nicht zu erhaschen.
    "Wona'h also steht dir der Sinn nach diesem Rennen, um auch dich zu einem Sieg zu führen?"
    fragte er ganz unbedacht dessen, dass Priscas Sinn ihn allfällig in Bedrängnis könnte stürzen.

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  • Der Quaestor war außerstande, für den malträtierten Auriga irgendetwas zu unternehmen, weshalb er keinerlei Anstalten machte, die Pause nach dem Rennen damit zu füllen, Rianorix zu besuchen, den man in die Thermae Neronianae gebracht hatte, wo ein adäquates medizinisches Equippement existierte, um seine zahllosen Schürfwunden zu versorgen. Er verharrte also an seinem Platz und überblickte die Szenerie der improvisierten Rennbahn, welche nun doch von den Veneta-Anhängern gestürmt wurde, die ihren triumphierenden Champion feierten. Ausgelassen mühten sie sich, die siegreiche Biga zu berühren oder tätschelten die beiden vorgespannten, schäumenden Pferde, ehe die Pferdeknechte die Männer verjagten, ehe die Tiere stiegen und jemanden verletzten.


    Pheidon von Calydon, Lusorix und Tanco hingegen verblieb nur, ihren Unterstützern zuzuwinken, die sich für die verbliebenen Plätze nicht am Sicherheitspersonal vorbei auf den Rennbahn drängten. Manius Minors Blick blieb an der desillusionierten Miene von Tanco, welchen Kenner der Rennszene durchaus stärker hatten eingeschätzt als Lusorix oder gar den glücklichen Pheidon von Calydon, haften. Sie, verbunden mit der Enttäuschung seiner Anhänger und dem Spott seiner Feinde vergegenwärtigte für ihn mit größter Eindringlichkeit die Einsicht, dass jedwedes Potential wertlos war, wenn es nicht seine erwarteten Früchte trug. Similär zu Tanco hegten auch in den jungen Flavius zahlreiche Menschen große Erwartungen, begonnen bei Manius Maior, der irgendwo in der Menge saß um ihm zuzujubeln, über seine übrigen Familiaren bis hin zu jenen, die lediglich seinen Vater oder den Ruhm seines Namens kannten und allein daraus derivierten, dass auch dem jungen Gracchus eine fulminante Karriere bevorstand. Doch wie konnte er jenen Erwartungen gerecht werden? War es nicht um so viel leichter zu scheitern, je höher die eigenen Potentiale gehandelt wurden? Genügte nicht die falsche Strategie in einem einzigen Durchgang, derer das Leben viele offerierte, um sich dem Spott der vielen auszusetzen und damit seinem eigenen Hause Schande zu bereiten?
    Und wie würden seine Ahnen, die aus den Tiefen der Unterwelt hinaus zweifelsohne eine differente Perspektive auf ihn, seine Potentiale und Möglichkeiten einnahmen, sein Betragen ponderieren? Würden sie ihn an dem messen, wie die Sterblichen über ihn urteilten? Würden sie Statuen zählen oder den Rang im Senat? Würden sie etwas geben auf den Jubel, welchen die Plebs ihm bei seinem Einzug an der Seite des Consul gespendet hatte? Oder würden sie seine objektiven Verdienste bewerten, seinen Beitrag zum Bestand des Imperium und zur Wahrung jener althergebrachten Mores maiorum, die sie selbst einst hatten ins Leben gerufen, unabhängig davon, welchen Dank die Sterblichen ihm dafür würden geben? Oder bewerteten sie gar lediglich die Intentionen, die Beharrlichkeit seines Willens oder seine Mühen in Relation zu seinen Kapazitäten?


    Dem jungen Gracchen war keine Antwort auf all jene Fragen vergönnt, ehe Prusias Kynegros die Tribüne erreichte, welche in dem improvisierten Hippodrom ja nicht sonderlich weit von der Rennbahn war gelegen. Patrokolos berührte ihn von der Seite und reichte ihm einen Lorbeerkranz und einen Palmzweig. Ein wenig trübsinnig wischte der Jüngling so seine Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf jene Momente strahlenden Glanzes, welche ihm nun die Nähe zum Sieger des heutigen Rennens gewährte.
    Zuerst jedoch galt es, das amtliche Resultat des Rennens zu verkünden, wofür der Jüngling in seiner purpurnen Toga nochmals an die Brüstung der Tribüne trat, in seiner Versunkenheit die Nervosität vom Beginn des Rennens ganz vergessend:
    "Bürger von Rom! Geschätzte Gäste aus Nah und Fern!
    Ein spannendes Rennen liegt hinter uns! Ehe wir zur Ehrung des Siegers schreiten, möchte ich jedoch den Factiones danken, die ihre vielversprechendsten Nachwuchs-Aurigae, ihre besten Bigae und ihre schnellsten Rösser zur Verfügung gestellt haben. Ich zweifle nicht, dass jeder unter uns aufs Vortrefflichste unterhalten wurde, mag der eigene Favorit nun triumphiert oder das Rennen nicht beendet haben!"

    Er blickte in die erwartungsvoll gespannte Menge, welche nun anstandshalber Applaus spendete.
    "Das heutige Rennen zeigt uns, dass Jugend weder eine Garantie für Erfolg, noch eine Entschuldigung für mäßige Resultate darstellt, denn die jüngsten Fahrer verteilen sich auf den ersten und den letzten Platz!"
    Der Quaestor stockte aufs Neue, als ihm gewahr wurde, dass jene spontan ersonnenen Worte auch für ihn eine Wahrheit transportierten, welche auch ihm keine Ausflüchte gestattete.
    "Deplorablerweise nicht beenden konnte das Rennen Rianorix von der Factio Praesina."
    , begann er dann mit der Verkündigung der Platze, woraufhin er den Anhängern der Factiones Raum ließ, ihren Emotionen Lauf zu lassen.
    "Der vierte Platz geht an Tanco von der Factio Aurata."
    Auch hier blieb Raum für Bekundungen von Stolz oder Unwillen, ehe die drei Siegerplätze an der Reihe waren:
    "Als Dritter ins Ziel fuhr Lusorix von der Factio Albata!"
    Lusorix nickte knapp über jenes Urteil, da zweifelsohne er sich grämte, seine bessere Position der ersten Runden nicht gehalten zu haben.
    "Als Zweiter ins Ziel fuhr Pheidon von Calydon von der Factio Purpurea!"
    Der älteste Fahrer des Feldes hob stolz seine Peitsche und seine Anhänger jubelten, da er doch keineswegs jene positive Platzierung hatte erwarten können, selbst wenn es nicht für den Siegerkranz gereicht hatte.
    Prusias Kynegros, der Anwärter auf selbigen, trat nun jedoch ebenfalls an die Tribüne und der Quaestor erklärte:
    "Als Sieger des Rennens und Liebling des Mars präsentiere ich euch Prusias Kynegros vond er Factio Veneta!"
    Jubel brandete im Block der Veneta auf und Prusias trat vor den jungen Flavius, welchen er trotz der jüngeren Jahre beinahe um einen Kopf überragte. Für den Quaestor verschwamm damit sein scharf geschnittenes, orientalisches Gesicht, doch genügte seine Sehkraft, um ihm den Lorbeerkranz auf das gesenkte Haupt zu setzen und ihm dann den Palmzweig zu reichen, der ihn als Sieger auswies. Wie er dies andernorts gesehen hatte, ergriff der junge Flavius sodann den Arm des Auriga und riss ihn empor, woraufhin der Jubel noch anschwoll.


    Hinter der versteinerten Miene indessen fragte er sich, ob Mars, dem dieses Rennen gewidmet war, die übrigen Unsterblichen oder die Ahnen des Orientalen auch nur einen Gedanken an jenen irdischen Ruhm verschwendeten, welcher Prusias, Manius Flavius Gracchus Minor oder irgendeinem anderen Sterblichen zukam...

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ... "Ich habe darüberhinaus an diesem Tage bereits mehr als gewonnen - mein Sohn hat großen Anteil an diesen Spielen und meine bezaubernde Gemahlin sitzt an meiner Seite und überstrahlt selbst die Sonne."... "Wona'h also steht dir der Sinn nach diesem Rennen, um auch dich zu einem Sieg zu führen?"...


    … überstrahlt selbst die Sonne. So schön gesagt! Und doch zum heulen - vor Freude und Trauer gleichermaßen - angesichts der Tatsache, dass die Götter ihr einen so wundervollen und gleichzeitig sonderbaren Ehemann geschenkt hatten. Einen Mann, den Prisca aufrichtig schätzte und liebte trotz der Gewissheit, dass er ihre Liebe niemals in der Weise erwidern würde, wie sie es in ihren geheimsten Träumen erhoffte. Würde nicht jeder "normale und einfach gestrickte " Mann, der solche Komplimente machte, im Grunde nur an das Eine denken? Nicht immer natürlich, aber wenigstens ab und zu? Es war ja nicht so, dass Prisca ständig nur an das EINE dachte, aber ein gewisses körperliches Verlangen verspürte sie durchaus des Öfteren, was sicher an den selten sich ergebenden Gelegenheiten lag, um mit ihrem Ehemann das Bett zu teilen. Letztendlich hing aber ihr sehnlichster Wunsch davon ab und ein Kind bekam man eben nur durch "praktische Übungen".


    Und dann DIESE Frage!!! Wonach mir der Sinn steht? …Mich zu einem Sieg führen? …Hallo! Bei allen Göttern! Gracchus hatte kaum ausgesprochen, da lief Prisca bereits ein wohliger Schauer über den Rücken. So eine Steilvorlage konnte Gracchus doch nicht allen Ernstes völlig unbedarft und ohne jede Zweideutigkeit eben so daher gesagt haben. Hab ich mich verhört, oder wollte Gracchus damit andeuten, dass er mich heute will? …hmm? Prisca´s Augen hingen regelrecht an den Lippen ihres Gemahls. Kam da noch der erhoffte Zusatz? Oder wenigstens ein Funken von eben jenen begehrlichen Männerblicken in seinen Augen, die genau diese EINE Antwort erwarten würde. Ja ich wüsste schon etwas … am liebsten jetzt gleich … an einem verborgenen Plätzchen, wo uns niemand sieht Wäre das nicht furchtbar aufregend? Angesichts dieser imaginären Vorstellung biss Prisca sich spontan auf die Zunge. Nein so etwas dürfte sie nie sagen. Niemals! … So treuherzig wie Gracchus gerade drein blickt, würde er womöglich vor Schreck vom Sitz fallen, wenn ich ihm sage woran ich gerade denken musste. Aber die Gelegenheit will ich mir trotzdem nicht entgehen lassen!


    Mit einem ergebenen Seufzer und einem schmachtenden Blick bedachte Prisca ihren Gemahl, noch während sie nach einer diplomatischen Antwort für DIESE Frage suchte, ohne ihren Mann gleich zu überrumpeln. "Jeder Tag, den wir gemeinsam verbringen können und an dem wir lachen und uns wohl fühlen, ist bereits ein Sieg für mich." Soweit zur Beruhigung und nun zur Sache! "Ich würde mir wünschen, dass wir den heutigen Tag gemeinsam ausklingen lassen. Nur du und ich, an einem lauschigen Plätzchen im Garten, wo uns niemand stört … Nur wir beide und die Sterne über uns, … damit würdest du mich wahrlich zu einem Sieg führen, mein lieber Gemahl" Prisca schenkte Gracchus ihr schönstes Lächeln während sie ihn erwartungsvoll ansah und offen ließ, was bei diesem Schäferstunden unter freiem Himmel alles passieren könnte.

  • Der ahnungslose Gemahl strahlte über das ganze Gesicht.
    "Ein wundervoller Vorschlag! Ich werde dafür Sorge tragen, dass dies ein ganz besonderer Abend wird."
    In gänzlich andere Richtung als jene Priscas drifteten Gracchus' Gedanken bereits zu einem ganz anderen perfekten Ausklang des Tages. Ein wenig kühl wäre es allfällig, doch die aufgestellten Feuerschalen würden nicht nur wohlige Wärme spenden, sondern mit ihrem warmen Licht gleichsam zur lauschigen Atmosphäre beitragen. Er würde den Koch anweisen, einige besonders deliziöse Köstlichkeiten bereitzustellen, welche sie im Beiklang von melodiösen Harfenklingen würden teilen. Hernach allfällig ein wenig lyrische Kurzweil - zwar würde es schwierig sein, so kurzfristig noch einen herausragenden Mimen anzuwerben, doch Sciurus hatte seine Methoden, um das Unmögliche möglich zu machen, und für Prisca war schlussendlich nichts teuer genug. Angeregt durch poetische Klangkaskaden konnten sie sodann sich in eigenen Wortspielen duellieren, was zweifelsohne zu übermäßiger Heiterkeit würde führen, welche im Betrachten der Sterne ihr ruhiges, doch nicht weniger fulminantes Finale konnte finden. Ob Prisca wohl die Geschichten zu all den Bildern am nächtlichen Himmel geläufig waren? Ja, zweifelsohne wäre dies ein Sieg, welcher auch für Gracchus selbst kein Verlust wäre.

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  • Ebenso ahnungslos wie erwartungsvoll strahlte Prisca zurück, als Gracchus ihren Vorschlag mit Begeisterung auf nahm. Zweifellos würde es ein ganz besonderer Abend werden und mehr noch eine Überraschung für Prisca, wenn sie die wundervolle Inszenierung zu sehen bekäme, die ihr Mann gedanklich gerade plante. Es würde zweifelsohne ein sehr schöner Abend werden und eine sehr …sehr …sehr lange Nacht in der Prisca jedoch nicht nur die Sterne zu bewundern gedachte. Nein, in dieser Nacht wollte sie mehr und sie hatte auch schon einige Ideen, wie sie Gracchus hoffentlich in seiner gelösten Stimmung würde halten können. Denn Prisca wollte, dass es auch für ihren Ehemann ein Sieg werden würde …naja, ein Sieg vielleicht nicht, … aber wenigstens ein schönes Erlebnis … na gut, "schön" wäre der letzte Akt womöglich für ihn weniger wie für sie, … aber ein "Erlebnis" würde es in jedem Fall werden - für beide …


    ~~~

    Sim-Off:

    Zum Abschluss … etwas verspätet, verzeih bitte, ich war überzeugt hier schon geantwortet zu haben.

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