Banausen. Alle miteinander. Ignorante, unwissende, unmodische Banausen.
Aglaia stand da, lächelte, nickte... und wurde ignoriert. Natürlich nahm sie nicht an, dass sie sich bei so einem Anlass vor neuen Verehrern würde retten lassen müssen. Natürlich stand Decimus Livianus im Mittelpunkt. Aber das hier? Abgesehen von Consular Claudius, der ihr wenigstens einen kurzen Blick widmete, nahm niemand auch nur Notiz von ihr! Alle gratulierten Decimus Livianus zu seinem baldigen Posten, aber nicht ein Kerl fragte nach der Schönheit nur zwei Schritte hinter ihm!
Sie verlangte ja noch nicht einmal, dass diese Banausen erkannten, dass ihr Kleid aus dem teuersten Material war, das man überhaupt hier in Rom erstehen konnte. Baumwolle war noch aufwendiger zu beschaffen, als Seide. Dass ihr Kleid nicht nur einfach blau war, sondern ein dunkler Veilchenton, der so noch nicht der breiten Masse zugänglich gemacht worden war und höchstwahrscheinlich die Farbe des kommenden Sommers werden würde, wenn Laurentius seine neuesten Kleider präsentierte, war wohl nur für modische Insider zu erkennen. Nach und nach würden auch die weniger begabten Schneider den Farbton aufgreifen, bis schließlich jeder Caius und Lucius dieses Blau tragen würde. Pünktlich für die neue Wintermode der Künstler unter den Schneidern, die natürlich wieder eine andere Farbe haben würde. Eine neue, noch nie dagewesene.
Aber nein, niemand bemerkte sie, niemand bemerkte ihr Kleid, niemand bemerkte die Farbe. Das nächste Mal konnte sie sich wohl genausogut einen häßlichen Sack überstülpen. Gute Jute würde wohl noch mehr Reaktionen hervorrufen als das hier!
Auch der Kaiser kam... und würdigte sie keines zweiten Blickes. Aglaia atmete einmal tief durch und gab auf. Was sollte eine Frau denn noch machen, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Nackt auf den Tischen tanzen? Banausen!
Also einfach weiter dastehen, lächeln, nicken. Einfach nicken und lächeln.