Turma I Stube Vexillarius Matinius Ocella

  • Die Türe fiel ins Schloß und Ocella auf sein Bett. Er schlief sofort ein und träumte wirres Zeug. Irgendwann kurz vor der Abenddämmerung wachte er auf und fühlte sich weder erholt noch sonderlich wohl. Ein unbestimmtes, bedrückendes Gefühl lastete auf ihm. Ähnlich wie dieser Geruch,...eine Mischung aus Dung, Kräutern und Bärenfett. Ein Blick auf sein Laken sagte ihm, daß er sich unbedingt waschen musste, was ein unbewußter Griff ins Haar unterstrich.

    Kurz darauf verließ er mit einer frischen Tunika unter dem Arm das Cubicullum in Richtung Lagertherme.

  • Kaum war der Vexillarius verschwunden, stürzte Fango mit einem heißen, honigtriefenden Nusskuchen auf einem kitschig verzierten Teller herein. Den stellte er mitten auf den Tisch. Natürlich hatte er das köstlich duftende Gebäck nicht eigens für Ocella gebacken - er hatte ja selbst erst vor kurzem erfahren, dass die Turma Prima wieder in der Castra war! Doch er buk so oft, dass der Zufall es wollte, dass er pünktlich zu ihrer Heimkehr einen frischen, dampfenden Kuchen aus dem Ofen ziehen konnte. Er legte ein Baumwolltuch darüber, damit der Kuchen nicht so schnell auskühlte, und verschwand wieder.

  • Bonifacius

    Hat den Titel des Themas von „Turma I Stube Duplicarius Matinius Ocella“ zu „Turma I Stube Vexillarius Matinius Ocella“ geändert.
  • Wie befohlen erschien Fango samt seiner vom Gladiator Paullus geweihten Hasta bei Vexillarius Matinius Ocella. Angstvoll blickte er auf die Tür. Er atmete tief durch und benötigte zwei Anläufe, ehe er sich dazu durchringen konnte, kläglich zu klopfen.

  • Ocella kam gerade von einem Treffen mit den Offizieren zurück als er vor seiner Stube Fango entdeckte. Varro hatte ihn bereits ins Bild gesetzt. Kopfschüttelnd betrachtete er teils amüsiert, teils erzürnt den kleinen Iunier.

    Na da hast du ja ordentlich verschissen!

    Raunte er dem Angsthaufen verschwörerisch zu.

  • In Fangos Hals steckte nach diesen Worten ein Kloß. Seine Bemühungen, immer alles richtig zu machen, lagen wie ein Scherbenhaufen vor ihm. Für ihn als jemanden, der es wegen seiner winzigen Körpergröße und Sensibilität ohnehin schwerer als andere hatte, sich im Dienst positiv hervorzutun, glich sein Vergehen einer totalen Katastrophe.


    "Es tut mir so leid, Vexillarius! Ich werde alle Konsequenzen klaglos ertragen", sagte Fango erstickt.

  • Ocella verschränkte die Arme vor seiner Mitte und sah Fango eindringlich an. Wieder einmal fragte er sich was dieser Mickerling bei der Ala zu suchen hatte? Ein Häufchen Elend.

    Doch Ocella wollte den Bogen nicht überspannen. Na dann erzähl´mal,...weshalb soll ich dich hier vernehmen?

    Er hatte bereits die Vorgänge von Varro beschrieben bekommen und da er selbst Zeuge dieses Vorfalls war als Subpraefectus und nicht als Kommandeur der Turma Prima gehandelt.

    Normalerweise wäre das ein Fall für Sabo, denn der Unglückselige Fango diente in der II.

    Aufmunternd hob Ocella das Kinn,...er war einmal gespannt auf die infantile Begründung seines Vergehens.

  • "Ich habe meine Hasta von einem berühmten Gladiator segnen lassen. Ich dachte, das würde vielleicht was von seinem Mut und seiner Entschlossenheit übertragen."


    Dinge, die Fango auch nach mittlerweile zwei Jahren Dienstzeit fehlten. Er war nicht feige, er wich nie von der Seite seiner Kameraden, vertrug aber das Töten nicht. Er weinte noch immer heimlich in sein Kissen und taugte im Einsatz nur, wenn er mit dem Bogen schießen durfte. Trotz allem hatte er nie daran gedacht, die Ala zu verlassen, fürchtete jedoch, früher oder später aufgrund seiner Sensibilität und hinderlichen Winzigkeit hinausgeworfen zu werden.

  • Ocellas Augenbrauen wanderten nach oben. Das hast was? Er lehnte sich an die Wand und sah den total zerknirschten Fango an.

    ...einen Gladiator deine Hasta weihen lassen?...warum, weil er was getan hat?

    Er rieb sich das Kinn. ...in der Arena ein paar andere Gladiatoren getötet hat? Das findest du mutig?

    Ocella lächelte und schüttelte langsam den Kopf.

    Jeder deiner Kameraden hat mehr Feinde Roms getötet, jeder deiner Kameraden übertrifft jeden Gladiator an Mut, jeder deiner Offiziere übertrifft jeden Gladiator an Entschlossenheit,...naja, bis auf Spartacus vielleicht, aber sieh was aus Spartacus wurde?!

    Er trat auf Fango zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.

    Du bist ein Idiot, Fango! er legte den Zeigefinger an die Nase.

    Das kostet dich eine Woche Latrinen putzen...kurz zuckte er mit der Schulter.

    Unter uns Fango,...warum läßt du dir deine Hasta nicht von deinem Contubernium weihen?

    Wäre nur konsequent. Fragt sich nur was die Kameraden davon halten würden...und vor allem Sabo.


  • Latrine putzen war weniger schlimm, als die grauenvolle Alternative, die durch Fangos Kopf gespukt war. "Jawohl", quietschte er nicht sonderlich zackig, aber sichtlich erleichtert. Das Lächeln von Ocella ermutigte ihn, auch wenn der Vexillarius ihn einen Idioten nannte. "Die Hasta vom Contubernium weihen lassen? Geht das denn? Wenn ja, ist das eine gute Idee! Es wäre sehr persönlich und du hast ja Recht damit, was du über unsere Kameraden sagst. Ich weiß, was sie leisten, ich bin ja dabei." Dann wäre die Hasta sogar dreifach geweiht, denn alle Waffen wurden regelmäßig geweiht und entsühnt, hinzu kam die Weihe durch den Gladiator. Ein derart geballtes Maß an Segen gefiel Fango außerordentlich gut.


    Seine Bewunderung für den Gladiator minderte das allerdings nicht. Paullus war ein imposanter, älterer Herr, gefürchtet von seinen Gegnern und von etlichen Menschen bewundert oder sogar geliebt - und er hatte "mein Sohn" zu ihm gesagt. Natürlich wusste Fango, dass es sich nur um eine Floskel handelte, dennoch rührte es tief an ihm. "Ein Gladiator kämpft aber auch sehr tapfer, besonders, wenn er sich das nicht aussuchen konnte. Ich würde nicht in einer Arena stehen wollen."

  • Ocella stand vor Fango und starrte ihn an wie ein Mondkalb. Langsam richtete er sich auf und sah so auf Fango herab.

    Sag´mal, haben sie dir in den Kopf geschissen? Komm´mal raus aus deiner Kinderstube!

    Langsam ärgerte das fast schon infantile Gehabe Fango´s ihn.

    Du bist ein ausgebildeter Equites der Ala, ein Elitekämpfer der größten Streitmacht der bekannten Welt.

    Zum Ausdruck der Unumstößlichkeit dieser Aussage trat er auf Fango zu, auf Armlänge, was Fango noch kleiner machte.

    Er hob den Finger seiner rechten Hand und hielt ihn Fango vor die Nase.

    Ein Equites kämpft für das Wohl Roms,...ein...er räusperte sich, schüttelte den Kopf, setzte erneut an, Ein Gladiator ,...ist ein Sklave, der in einem Circus kämpft,...für die Unterhaltung... des Pöbels und all jener die glauben was dort in der Arena geschieht sei etwas was dem Kampf eines Soldaten gleicht,...der Finger verschwand und die Hand ballte sich zu einer Faust.

    Oh, er musste sich zusammennehmen.

    ...das sind Schauspieler! Grützefressende Sklaven!...und...

    Ein knurrender Laut entrann seiner Kehle.

    ...und von so einem läßt du deine Hasta,...was...? Kalt sah er Fango an. ...weihen?

    Ocella atmete tief ein, doch er fing sich wieder. Wenn Sabo etwas von dieser Haltung erfuhr würde es nicht bei Latrinenputzen bleiben. Fast schon mitleidig sah er Fango an. Du solltest dringend an deinem Weltbild arbeiten, Equites,...du darfst jetzt wegtreten. Er sollte hoffen, daß das hier nicht an die Öffentlichkeit kam.

  • Als Ocella sich so nah vor ihm aufbaute, hatte er Mühe, ihm weiterhin ins Gesicht zu schauen und musste dazu den Kopf ein Stück in den Nacken legen.


    "Ich werde mich meines Standes besinnen und an meinem Weltbild arbeiten, Vexillarius."


    Aber waren denn die Kämpfe in der Arena wirklich ein Schauspiel? Wer starb denn freiwillig, wenn es nur das war? Fango erschien das merkwürdig. Er beschloss, einen Kampf zu besuchen, bewaffnet mit Stilus und Tabula, und zu analysieren, ob es sich tatsächlich um ein Schauspiel handelte, oder ob Ocella sich irrte. Daran, wie sein Decurio die verfehlten Vorbilder auffassen konnte, dachte er nicht.


    Fango salutierte und stiefelte mit seiner geweihten Hasta von dannen, um seine Waffe zu verwahren und sich dann bei den Latrinen einzufinden.

  • Was für ein fungus... Ocella sah dem kleinen Equites nach, der seine bizarr groß wirkende Hasta vor sich hertrug.

    Sabo musste zweifellos eine Schwäche für Fangos Kuchen haben...weshalb sonst duldete er ihn bei seiner Secunda?

    Langsam wandte er sich um und öffnete die Türe zu seiner Stube. Kopfschüttelnd trat er ein...was für ein fungus.

  • Sabaco trat in die Stube von Ocella. Verstohlen blickte er sich um, dann schloss er hinter sich die Tür. Wieder einmal wohnten hier nur Stille, Leere und Dunkelheit. Sabaco wischte mit dem Finger über die Fensterbank. Wenn er Staub fand, würden Köpfe rollen. Doch da war kein Staub. Wer auch immer für die Unterkünfte der Turma Prima zuständig war, wenn diese auf ihren Missionen unterwegs war, kam dieser Aufgabe vernünftig nach. Sabaco ließ sich auf dem Bett nieder und starrte düster in den kalten Ofen, der Ocella wärmen sollte, wenn er ausnahmsweise mal da war. Man hatte sogar die Asche entfernt und die Penaten verjagt. So sollte kein Ofen aussehen. So sollte sich kein Raum anfühlen. Ein lautes Schnaufen entfuhr Sabaco, während er in sich hineinspürte. Es war, als würde er über ein Feld aus Steinen marschieren.

  • Er vergeudete seine Zeit. Hier herumzusitzen und nachzudenken brachte ihn nicht weiter. Eigentlich gab es auch nichts, über dass er sich den Kopf zerbrechen musste. Die Dinge waren, wie sie waren. Das Heute war gestern noch Zukunft gewesen. Morgen würde das Heute Vergangenheit sein. Sabaco erhob sich. Er warf einen letzten Blick in die leere Stube, schüttelte den Kopf und kehrte zu seiner Turma Secunda zurück.

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