Villa Rustica Tiberia

  • Ich schwieg vorerst. Was sollte ich zu ihr sagen? Am liebsten wäre ich geflohen, mein Ego war zu groß, als nur die Frau im Schatten zu sein und das wusste er denke ich - vermutlich war es genau das, was ihn so wahnsinnig machte, mich nicht kontrollieren zu können. Ich nickte ein paar Mals und stand wieder auf. "Nana? Ich werde morgen in der früh ein wenig ausreiten gehen...ich werde mich wieder zur Lichtung begeben, dass ihr bescheid wisst. Ich lass Ares ein wenig Auslauf und genieße die Zeit alleine. Ich hoffe das ist in Ordnung für euch.." wechselte ich nun das Thema.
    Ich hatte keine Lust, mich solchen Gesprächen zu widmen und ganz plötzlich fiel mir auf, dass es besser gewesen wäre, diesen Mann nie kennen gelernt zu haben. Es wäre einfacher gewesen, wenn er mich hassen würde, wenn er so wäre sie sein Vater - mir gegenüber zumindest, aber das konnte ich den Leuten nicht antun. Im Endeffekt kam es so rüber, als würden sie wollen, ihn einfach nur bei Laune zu halten und ich wusste nicht, ob ich das immer konnte. Ich biss mir für einen Moment auf die Unterlippe und lächelte Nana an "Ich danke dir... für das Essen... kannst du mich bitte wieder alleine lassen?" fragte ich sie höflich und strich ihr einmal über den Rücken.

  • "Natürlich ist das in Ordnung." Sagte die ältere Frau. Sie drückte nochmal die Hand der jüngeren. "Ja ich gehe." sagte sie und blickte nachdenlich zu der Kleinen. "Mädchen? Wenn also wenn du wirklich gehen willst. Sag es ihm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich zingen würde zu bleiben."



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    Schließlich waren es doch vier Tage die ich gebraucht hatte. Nun hatte ich das aber endlich hinter mir und war froh wieder hier zu sein. Ich wurde freundlich im Vorhof begrüßt, man nahm mir das Pferd ab und so betrat ich gut gelaunt das Haus und rief nach ihr „Adria?“

  • Über ihre Worte dachte ich lange und ausgiebig nach. Tatsächlich hatte ich in diesen 4 Tagen jeden Tag Ares an meiner Seite, doch weiter als die Lichtung ritt ich niemals, auch wenn ich es vorgehabt habe. Ihre Worte schwirrten mir im Kopf herum und ich weinte mich jeden Tag in den Schlaf. Es war immer das selbe. Gegessen hatte ich wenig, dazu war ich nicht imstande. MIr war so schlecht bei der Vorstellung, dass er eine andere Frau genauso berühren würde, wie er mich berührte. Ich schloss meine Augen und schüttelte hin und wieder einfach nur den Kopf.
    Letztendlich fasste ich einen Entschluss für mich: Ich würde einfach wie eine normale Sklavin reagieren, das half mir, mich von ihm zu distanzieren, vielleicht würde die Sache ein wenig anders laufen, wenn er mich einfach nur als Sklavin sah...und weniger über seine Gefühle nachdachte, die er wohl für mich hegte, wie ich sie für ihn hegte. Die Sklaven kamen mich in der Zeit kaum zu Gesicht, denn ich genoss die Freiheit, die ich unter meinen Füßen spürte sehr.
    Am 4ten Tage, als er wieder zurück kehrte, wartete ich bereits auf ihn. Ich stellte mich mit kalter Miene vor ihn und sah ihn an. "Dominus Caudex..." sprach ich höflich zu ihm und hätte beinahe geschrien vor Verzweiflung. Wie gern hätte ich ihn einfach nur in die Arme geschlossen und seine Nähe genossen. Die Zeit lief mir einfach davon und bevor meine Gefühle so stark wurden, dass ich die Kontrolle darüber verlieren könnte, bremste ich mich lieber selbst aus. Ruhig atmend stand ich vor ihm und blickte auf den Boden. Mir tat es weh und das sollte er nicht sehen.

  • Bei ihrer unterkühlten, nein frostigen Begrüßung verflog meine gute Laune augenblicklich. Ein hilfesuchender Blick zu Nana und Wulf brachte mich jedoch auch nicht weiter, ich erntete nur fragende Gesichter. Ich hob also ihren Kopf an um ihr in die Augen blicken zu können. Ich wusste, das sie keine Spiele spielte, das war einfach nicht ihr stil. Entsprechend war ich verunsichert. . „Adria?“ meine Stimme war ruhig jedoch würde sie wohl eine Unsicherheit in meinen Augen erkenne können. „Was?“ Da studierte man jahrelang die Kunst der Rede und nun hier? Versagten mir die Worte. Ein Trauriger Blick traf Adria, als ich meine Frage noch einmal wieder holte. „Was?“

  • Sein Blick brachte mich um. Als er mein Kinn anhob, versuchte ich meinen Kopf aus seinem Griff zu befreien, doch meine roten Augen waren kaum zu übersehen. Ich wollte das nicht, ich musste aber und es tat mir so unglaublich weh ihn so zu sehen. Sein Blick traf mich wie einen Schlag ins Gesicht. "Dominus Caudex..." wiederholte ich distanziert und senkte meinen Blick. Es war besser für uns. Eines Tages würde er Heiraten und Kinder mit dieser Frau zeugen. Ich war verdammte Germanin, ich wusste um die Sitten in Rom nicht bescheid... wer konnte erahnen, dass ich mich in einen verdammten Römer verlieben würde, der mich versklavt hatte?
    Ich biss mir auf die Unterlippe und blieb ruhig neben ihm stehen. Am liebsten hätte ich seine Hand gedrückt, angefangen zu lachen und ihm gesagt, dass ich nur Scherze treibe - aber es war nicht lustig. Lieber stand ich an seiner Seite, die mich hasste, als an seiner Seite die mich liebte, so würde es mir auch einfacher fallen, meine Gefühle für ihn los zu werden.

  • Ich sah ihre roten Augen und wusste Bescheid. Ich hatte sie bewusst hier gelassen. Hatte ihr den Freiraum gelassen. Seit ihrer Ankunft in Rom war ich ja jede Minute um sie herum gewesen und genau deswegen hatte ich ihr diese zeit hier geben wollte. Ich zog nun also wie ein geprügelter Hund meine Hand zurück und nickte stumm. Natürlich könnte ich sie jetzt einfach schnappen in meine Zimmer tragen und ihr diese Flausen austreiben, aber nein sie hatte sich entschieden. „Sklavin!“ sagte ich mit kühler Stimme und wenn sie aufblicken würde, würde sie jene von ihr so verhassten kontrollierten Gesichtsausdruck sehen. Ich verbarg jegliche Gefühle die in mir tobten. „Hol Wein und bring in in mein Officium.“ Sie würde mich ernst hinter dem Schreibtisch sitzend vorfinden.
    Distanziert zeigte ich auf einen der Hocker. „Nimm Platz.“
    Ich selbst bewegte mich nicht, verfolgte aber jede ihrer Bewegung.
    „Bist du dir ganz sicher?“ fragte ich sie nun, denn ja ich musste es wissen. Ich musste wissen ob es wirklich ihr ernst war. „Wenn ja, dann beantworte mir eine Frage. Warum?“

  • Traurig sah ich ihn an und nickte ihm zu, als er mich Sklavin nannte. Ich tat, was er verlangte: Ich brachte ihm Wein in sein Officium und setzte mich auf einen Hocker.
    Bei seiner Frage neigte ich den Kopf und lies die Haare vor mein Gesicht fallen. "Warum... willst du das wissen...?"
    Doch ich wollte ihn nicht so strafen - er sollte wissen warum. "Ich führte ein Gespräch... man sagte mir, dass ich mich abfinden müsse, immer die Frau im Schatten zu sein....und ich denke nicht das ich das kann... ich kann dich nicht aus meinen Händen geben... dir dabei zusehen, wie du eine andere Frau beglückst und berührst...wie mich. Stell dir das bei mir vor....stell dir vor, wie mich ein anderer Mann so berührt wie du es tust...wie ich mich unter ihm winde, wie ich mich unter dir gewunden habe. Sag mir...wie fühlst du dich dabei?!"

  • Ich hörte mir an was sie zu sagen hatte. Ich versandt sie, was es nur um so schlimmer machte.
    Ich nickte also und erhob mich. Ich konnte sie nicht ansehen. Ich hätte sie sonst in meine Arme geschlossen und ihr versprochen, das alles gut wird. Aber so war es nun mal nicht.
    „Ich verstehe.“ Sagte ich als ich mich nun umdrehte und zum Fester hinausblickte. „Ich verstehe.“ Meine Faust schlug an die Wand neben dem Fenster. „Ich kann nicht ändern was ich bin Adria.“ sagte ich ohne sie anzublicken. „Ja ich muss irgendwann eine andere Frau ehelichen. Eine arrangierte Ehe. Eine die nur den Zweck hat Nachkommen zu zeuge. Eine Ehe die einzig und allein diesen Zweck dient. Ich muss es tun.“ Sie würde wohl wissen was ich meine. Sie hatte inzwischen einige Einblicke in die Gesellschaft Roms erhalten. „Ich kann dir nur das bieten, was wir bisher geteilt haben. Und dir versicher, dass du die einzige bist die ich so berühren werde.“ Sie drehte mich nun um und mein Blick traf den ihren. Dann zeigte ich auf den Schreibtisch dort lagen zwei Schriftrollen und eine goldene Kette mit einem Anhänger, der auf der eine Seite das tiberische Wappen und auf der anderen Seite eine Inschrift hatte.
    „Es ist deine Entscheidung. Dort liegt deine Freifassungsurkunde und die Schenkungsurkunde für Ares.“ sagte ich und atmete tief durch. „Der Anhänger weißt dich für jeder ersichtlich als meine Sklavin aus. Ich überlasse die Entscheidung dir.“ Sagte ich und stellte mich seitlich neben sie und faste an ihre Schulter um sie leicht zu drücken. „Wenn du dich für ersteres entscheiden solltest, wir Nana dir ein Gästezimmer zuweisen. Du kannst hier so lange Gast sein wie du möchtest. Wulf wird dir zur Seite stehen und dich, wenn du soweit bist zum nächsten Hafen geleiten, damit du in deine Heimat zurückkehren kannst. Solltest du dich für den Anhänger entscheiden und du weißt wo du mich findest. Ich werde so oder so morgen nach Rom abreisen. Falls wir uns also nicht mehr sehen, danke ich dir für alles und wünsche dir, dass du einen Mann findest, der dich so liebt wie du es verdient hast.“ Sagte ich, drückte ihre Schulter noch einmal sanft. Und ging zur Tür. „Ich möchte nur das du ein weißt, ich werde dich nie vergessen kleine Adria. Mögen die Götter immer mit dir sein.“ Ich verließ das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu. Nana und Wulf wurden kurz informiert und dann zog ich mich in mein Zimmer zurück, legte mich auf das Bett und starrte die Decke an.

  • Als er gegen die Wand neben dem Fenster schlug, sah ich ihn erschrocken an. Ich strich mir mit aufgestellten Fingern durch die Haare und hörte ihm zu. Er hatte mir einen Anhänger herrichten lassen???
    Ich sah ihm hinterher und wollte gerade nach ihm greifen, aber ich lies ihn gehen. Bittere Tränen liefen mir über die Wangen - ich wollte so eine Entscheidung nicht treffen. Ich lies mich vor den Schreiben nieder auf die Knie sinken und versenkte mein Gesicht in meinen Händen.
    Einige Momente verharrte ich weinend in dieser Position, ehe ich mich aufrichtete und das Freilassungsschreiben in die Hände nahm. Ich las es kurz durch und sah zu dem Anhänger. Ich war so jung...ich war so dumm. Auch nach diesem Griff ich und drehte es in meiner Hand. Die Schenkungsurkunde nahm ich vorsichtig vom Tisch und hielt nun beide Papiere in der Hand. Einige Momente verharrte ich so.


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    Mir fiel die Entscheidung nicht schwer, noch immer weinte ich bitterlich. Ich verschanzte mich bei Ares im Stall und streichelte dem Tier den Kopf, drückte mich an ihn und kuschelte den Hengst wie ein Kuscheltier, dass man mir schenkte. Nach einer Weile ging ich zurück ins Haus, öffnete die Tür zu Neros Zimmer und legte mich ohne ein Wort zu sagen an seine Seite - die Kette trug ich um den Hals und die Freilassungsurkunde war zerissen in meinen Händen.

  • Ich lag eine gefühlte Ewigkeit so da, zwischen hoffen und bangen, die Götter verfluchend. Ein paar mal war ich versucht aufzuspringen sie einfach in meine Zimmer zu zerren und sie unter meine Kontrolle zu bringen. Aber nein, das würde nicht gehen. Ich wusste das wenn sie gehen würde sich wieder jene Leere der letzten Jahre in mir breit machen würde. Als ich dir Tür hörte, hielt ich meinen Atem an. War sie es oder war es Nana die mit berichten würde, das meien kleiner Germanin Hals über Kopf das Landgut verlassen hat. Ich bewegte mich nicht, erst als ich das Gewicht spürte, welches sich neben mich legte fing ich wieder an zu atmen. Ich hatte mich seit dem ich die Tür vernommen hatte nicht mal das getraut. Ich zog sie in meine Arme, hielt sie einfach nur fest und legte meine Kopf auf ihre Schulter. „Danke!“ flüsterte ich an ihrer Halsbeuge mit belegter Stimme. Sie würde meine Träne spüren. Die ersten seit vielen vielen Jahren, denn mir war in der Zeit des Wartens bewusst geworden, wie leer und einsam mein leben ohne sie sein würde.

  • Sobald ich mich neben ihn legte, zog er mich sofort in seine Arme und ich legte sie um ihn. Die Tränen in meiner Halsbeuge vernahm ich nur zu gut, doch ich konnte es ihm nicht verübeln, ich weinte genauso. "Es tut mir leid...Nero..." flüsterte ich zurück und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. Strich ihm durch die Haare und sah ihm direkt in die Augen. "Du bist eine Katastrophe... ich kann dich nicht einfach...alleine lassen..." gab ich ihm zu verstehen und lächelte ihn an.

  • „Und du noch eine viel größere.“ sagte ich und stupste ihr mit dem Finger an die Nasenspitze. Ich lächelte sie an und war einfach nur überglücklich in diesem Moment und wollte sie nicht mehr loslassen nie wieder...



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    Am nächsten Morgen war alles für die Abreise bereit.
    Ich wollte ihr wenigstens noch eine kleine Freude machen. "Adria? Wulf begleitet uns den ersten Tag. Du kannst also heute Ares reiten. Morgen aber wechseln wir dann zu den üblichen Mietpferden." Sagte ich und schon kam auch Wulf mit drei Pferden, wovon einer Ares war aus den Stallungen.

  • Aufgeregt wippte ich auf meinen Füßen hin und her, als mir Nero die freudige Nachricht überbrachte, dass ich Ares noch einmal reiten dürfte. Ich stürmte auf das Pferd zu und kuschelte es, als wäre er ein Hund. Freudig bestieg ich seinen Rücken und lies mich nach vorne fallen um ihn weiter kuscheln zu können.
    Ich hielt ihm die Urkunde neben das Gesicht und lächelte. "Siehst du? Du gehörst jetzt mir und wenn du mir gehörst, bist du ein wunderschönes und freies Tier! Ich werde Wulf anordnen, dass er dich immer brav auf der Lichtung reiten lassen soll, damit du mal deine Ruhe vor den Stuten im Stall hast!" ich sah kurz in Wulfs Richtung und lächelte. "Ihr müsst respektvoll mit ihm umgehen, dann hört er auch auf euch. Keine wuseligen Aktionen mehr in seiner Nähe, das bringt ihn ziemlich durcheinander, das mag er nicht und er bekommt jeden Morgen eine Karotte und jeden Abend einen Apfel!" bat ich Wulf und trabte mit dem Hengst los. "Los los!"

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