Endlich war es soweit. Nach zig Anläufen und terminlichen Schwierigkeiten war der Tag der Hochzeit gekommen. Die Domus Iunia war zu diesem Anlass aufwändig mit Blumengestecken geschmückt und mit Kränzen und kleinen Bronzefiguren dekoriert worden, sodass sie heute in vollem Glanz erstrahlte. Darüber hinaus war selbst der letzte Staubkorn beseitigt worden, um einen guten Eindruck bei der stadtrömischen Gesellschaft zu hinterlassen. Immerhin war auch - oder vor allem - die geladene Oberschicht geschwätzig. Die Hochzeitszeremonie selbst sollte aus vielerlei Gründen auf das Allernötigste beschränkt werden. Zum einen hasste ich langwierige Prozeduren, wie ich in den letzten Wochen immer wieder aufs Neue hatte feststellen müssen. Ich wollte meine Gäste schließlich nicht bis zur Erschöpfung quälen, sondern den ein oder anderen in einen ausgelassenen Rausch versetzen - für genügend Wein hatte ich natürlich gesorgt. Zum anderen waren sowohl Axilla als auch ich nicht mehr blutjung und unerfahren. Für mich war es die zweite Hochzeit, für Axilla gar die Dritte. Man konnte also guten Gewissens auf den ein oder anderen Ritus verzichten und die Feierlichkeiten in den Vordergrund stellen. Immerhin versammelten sich an diesem Tage mehrere Entscheidungsträger Roms, sodass das Fest für den ein oder anderen Gast vor allem eine politische Kontaktbörse darstellte.
Die Hochzeit sollte also in einem unserem Stande angemessenen, aber gleichsam ungezwungenen Rahmen stattfinden. Neben vielen einflussreichen römischen Familien waren auch zahlreiche Vertreter des Beamtenapparats, insbesondere der kaiserlichen Kanzlei, geladen. Auch der Kaiser hatte seinen Besuch angekündigt, was erwartungsgemäß dazu geführt hatte, dass sich die Absagen im Vorfeld auf ein Minimum beschränkt hatten. Sehen und gesehen werden war an diesem Tage die Maxime und stellte natürlich auch für mich einen der Hauptgründe dar, das neuerliche politische Bündnis zwischen meiner Familie und den Iuniern mit einem rauschenden Fest zu besiegeln.
Dem Anlass und meinem persönlichen Geschmack entsprechend präsentierte ich mich in einem prunkvollem Gewand. Dazu gehörte zum einen die sonst so unliebsame Toga, aber auch viel Goldschmuck. Neben meinem Ritterring trug ich Ringe aus meiner eigenen - manchem Gast mittlerweile auch bekannten - Manufaktur. Abgesehen davon, dass ich einen Hang dazu hatte, konnte ich mich immer wieder daran erheitern, den ein oder anderen Neider mit meinem Auftreten aus der Deckung zu locken.
In freudiger Erwartung wartete ich also im Vestibulum, um die ersten Gäste zu begrüßen. An meiner Seite stand mein Leibsklave Sosistratus, den ich in den letzten Wochen dazu angehalten hatte, sich in das Aufgabengebiet eines Nomenclators einzufinden. Schließlich hatte ich auch den ein oder anderen mir noch unbekannten Entscheidungsträger geladen - oder eben Personen, deren Namen mir schnell wieder entfallen waren. Ich hoffte nur, dass der Greis sich gut eingearbeitet hatte und noch nicht unter altersbedingter Vergesslichkeit litt.
Gäste natürlich wie immer bitte ohne Umwege hierher