Officium des Praefectus Urbi

  • Scaevius Camerinus war sich nicht ganz sicher, ob er vielleicht nur das Problem falsch verstanden hatte, aber eine inhaltliche Zusammenarbeit schien nun schon nicht mehr zur Debatte zu stehen. Also gönnte er sich ein Schmunzeln, wenn auch nicht zu der Bemerkung zum Feuer, sondern eher allgemein. "Orientierung bei Nacht? Also, das nächtliche Rom mag in vielen Punkten anders sein als das Rom bei Tage, aber die Straßen verlaufen trotzdem zu allen Zeiten gleich. Wenn deine Leute ihren Bezirk kennen, werden sie sich auch in der Nacht zurechtfinden. Den Rest machen Laternen. Keine Fackeln! Sonst kriegt ihr Ärger mit meinen Leuten. Und zur Verständigung müssen deine Leute halt etwas lauter brüllen, um den Lärm der Karren zu übertönen, aber daran gewöhnt man sich. Ihr schiebt doch auch Dienst im Circus und schafft es, euch dort zu verständigen. Schlimmer ist es in der Nacht auch nicht", versuchte Scaevius Camerinus seinem Kollegen die Sorgen zu nehmen.


    "Dass ein paar deiner Leute probehalber mal bei uns mitlaufen und sich anschauen, wie unser Nachtdienst so läuft ist sicher kein Problem. In zivil, versteht sich oder in unserer Ausrüstung, nicht als Urbaner", bot er dann eine weitere Zusammenarbeit an. Etwas Abwechslung durch neugierige Begleiter konnte seinen Leuten auch nicht schaden, dachte er sich dabei. Alles, was den monotonen Dienst auflockerte, ohne gleich für Stress zu sorgen, war schließlich willkommen.

  • Menecrates wusste aus Erfahrung, dass ein und dasselbe Gebiet nachts merklich anders wirkte als bei Tag, daher blieben Zweifel. Sie kamen um eine Zeit der Anpassung nicht herum und währenddessen waren sie angreifbar. Sichtzeichen als Mittel der Verständigung fielen bei Nacht zwar nicht gänzlich weg, aber sie funktionierten nur eingeschränkt. Vor allem aber fehlte den Urbanern die Erfahrung.
    Es galt demnach, in den Dienst der Vigiles reinzuschnuppern.


    "Die Männer werden dann wohl oder übel in zivil am Nachtdienst teilnehmen. Eure Ausrüstung geht nicht, weil sie impliziert, dass der Träger fachkundig ist, was ja nicht zutrifft. Was genau spricht gegen die für Urbaner übliche Ausstattung?" Dass Scaevius gegen eine Übernahme von dienstfremden Tätigkeiten durch seine Männer war, konnte Menecrates noch nachvollziehen. Dass aber bereits die Anwesenheit eines Urbaners beim Streifendienst als Problem gesehen wurde, fand er übertrieben. Ungeachtet dessen wollte er sich die Begründung anhören.

  • Um die Fachkunde der vermeintlichen Vigiles im Praktikum machte sich Scaevius Camerinus keine Sorgen, aber da er nicht auf genau diese Ausrüstung bestand, lohnte sich eine Diskussion auch nicht. "Zum einen dürfte eure Ausrüstung für die eine oder andere Aufgabe eher hinderlich sein, wenn ihr uns wirklich überall hin begleiten wollt. Wir klettern auch mal am einen Ende der Insula eine enge Leiter zum Dachboden hoch und kommen am anderen Ende wieder runter. Das stelle ich mir etwas komplizierter vor, wenn man dabei noch eine Lanze dabei hat. Und zum anderen kann ich auch dein eigenes Argument von gerade aufgreifen: Die Ausrüstung der Urbaner würde implizieren, dass sie in dieser Rolle unterwegs sind, was sie nicht sind. Spätestens, wenn die Patrouille, die sie begleiten, einen Brandeinsatz hat, werden sie sich dem in vollem Umfang unterordnen müssen." Der Praefectus wollte seinen Kollegen keineswegs mit seinen eigenen Waffen schlagen, aber wenn dieser gemeinsame Streifen vorschlug, damit seine Leute sich zurechtfanden, konnte er es kaum verantworten, Urbaner in volle Ausrüstung nachts alleine mitten in der Subura stehen zu lassen, wenn seine Jungs zu einem Brand los eilten.

  • Sein Blick verharrte für Augenblicke auf dem Antlitz des Vigilespräfekten, als der eine Lanze erwähnte. Menecrates hatte bewusst nicht von der üblichen Ausrüstung oder Bewaffnung gesprochen, sondern die Formulierung Ausstattung gewählt und damit in erster Linie die Uniform gemeint. Sicher - da konnte man auch Waffen hineininterpretieren und einen Dolch fand Menecrates nicht einmal abwegig, aber eine Lanze als Beiwerk beim Hospitieren? Wurde ihm tatsächlich solcher Unfug zugetraut? Die Frage beschäftigte ihn, als er weiter zuhörte.


    Er antwortete nach einer kleinen Pause. "Ich bin sicher, ein Urbaner ohne Lanze wird kein Bremsklotz beim Vorankommen auf Feuerleitern darstellen. Und was meinst du mit dem Unterordnen bei einem Brandeinsatz? Das ist doch selbstverständlich. Ich kann nicht erkennen, worin du diesbezüglich ein Problem siehst." Er zuckte mit der Schulter, was ein wenig Bedauern ausdrückte, aber in erster Linie zeigen sollte, dass für ihn die Angelegenheit keineswegs ausdiskutiert war.
    "Ich habe bislang nicht verstanden, warum meine Männer in zivil mitlaufen müssten, wenn sie alternativ keine Vigilesausrüstung tragen sollen. Von einer Lanze als Beiwerk zur Urbanerkleidung war nie die Rede und ich will auch nicht glauben, dass ihr euch unserer offensichtlichen Gesellschaft schämt." Ernst lag auf seinem Gesicht, als er weitersprach.


    "Die städtischen Einheiten sollten sich unterstützen und weder gegeneinander arbeiten noch aus Eitelkeiten Blockaden aufbauen. Um eine bessere Kooperation werden wir alle nicht herumkommen, wenn wir aus dem Aufstand lernen wollen."
    Gutes Image hin oder her, er würde nicht hinnehmen, dass sich jede Einheit als Eliteeinheit sah. Von den Vigiles hätte er anderes erwartet als von den Praetorianern. Einzeln konnten sie viel leichter ausgehebelt werden.

  • Jetzt war es an Scaevius Camerinus, mit den Schultern zu zucken. Solange die Urbaner auf alles verzichteten, was den Einsatz komplizierter machte, war es ihm nämlich ansonsten völlig egal, was sie trugen. "Ach so. Nun denn, ich hatte nicht angenommen, dass deine Leute gerne mit halber Ausrüstung vor die Tür gehen, aber wenn das kein Problem ist, dann gerne. Man muss es ja nicht komplizierter machen als es ist." Immerhin trugen Soldaten selbst dann ihr Cingulum, wenn sie dienstfrei hatten und in der Taberna saßen - und der Praefectus Vigilum war der letzte, der ihnen das verbieten wollte. Damit war die Sache für ihn geklärt.

  • Die Übereinkunft war gefunden und zufriedenstellend. Nun wollte Menecrates zu einem schnellen Abschluss kommen.
    "So machen wir das. Wie lange brauchst du Vorlauf für die Planung der Streifen mit meinen Männern?" Er selbst brauchte nur einen Aushang in Auftrag geben, was eine Angelegenheit von Minuten war.

  • "Ich nehme nicht an, dass da viel vorzubereiten ist. Es sei denn, ich soll meinen Leuten noch irgendwelche speziellen Anweisungen mit auf den Weg geben?" fragte der Praefectus Vigilum zurück. "An wie vielen Patrouillen pro Nacht sollen deine Leute teilnehmen?" Das war nicht ganz unwichtig zu wissen, um festlegen zu können, wo sich diese zu melden zu hatten und wie viele Leute informiert werden mussten.

  • "Die Patrouillen im Viertel sind das eine, die Erfahrung einer Nachtschicht im Vergleich zum gewohnten Rhythmus das andere. Solange die Streife der zuständige Cohors tatsächlich nichts weiter als das Viertel patrouilliert, sollen meine Männer nach Möglichkeit die gesamte Nachtschicht erleben." Er erwartete eine gehörige Umstellung mit all ihren Folgen für den Schlafrhythmus. Er würde die Männer bereits ab Mittag freistellen und am Folgetag gänzlich vom Dienst befreien. Der Wechsel hin und her mochte anstrengender empfunden werden als der spätere Dienst des Nachts mehrere Tage am Stück.


    "Eines interessiert mich noch: Wie sind eure Männer zum Dienst eingeteilt? Gibt es dienstfreie Tage und falls ja, in welchem Abstand? Sicherlich beim Wechsel der Schichten oder?"

  • "Ja, alles andere als eine komplette Nachtschicht macht wohl wenig Sinn", stimmte Scaevius Camerinus zu. Immerhin verhielt es sich nachts nicht anders als am Tage, dass sich das Gesicht der Stadt von Stunde zu Stunde änderte. Tagsüber war es morgens das Heer der Hausangestellten, die zu den Märkten strömten und die Einkäufe wenig später wieder nach Hause schleppten, während nachmittags die Bürger in die Thermen strömten und so weiter. Nachts waren es die Karrenfahrer, die alle in die Stadt hinein wollten und später alle wieder hinaus, die Klienten, die in den letzten Stunden der Nacht schon vor Morgengrauen auf dem Weg zu ihren Patronen waren, während die Tagelöhner zu den Betrieben strömten, bei denen es sich lohnte, nach Arbeit anzustehen und so weiter. Wer keine komplette Nacht miterlebte, der verpasste ganz klar etwas.


    Die weiteren Fragen fand Scaevius Camerinus dagegen gar nicht so relevant. "Die genauen Dienstpläne machen die einzelnen Stationen, unter Aufsicht der Tribune", erklärte er. Als Praefect bekam er nur die zusammenfassenden Berichte. Entsprechend allgemein fiel seine Antwort aus. "Ja, es gibt Männer, die im Wechsel mal mehrere Tage nachts und dann mehrere Tage tagsüber Dienst haben. Aber es gibt auch bestimmte Aufgaben, die aus praktischen Gründen nur tagsüber durchgeführt werden können und deshalb gibt es auch Männer, die nur tagsüber arbeiten. Und bei größeren Bränden wird alles geweckt, was helfen kann, egal was der Schichtplan eigentlich vorsieht. Dienstfreie Tage vergeben wir auch nicht mehr als andere Einheiten. Es gibt genug leichten Dienst in der Kaserne, um den Männern ein paar Stunden Erholung zu gönnen." Die Männer hatten zwar selber zweifellos eine andere Vorstellung davon, was Erholung war, aber der Praefectus musste wie jeder andere Offizier auch dafür sorgen, dass seine Männer nicht zu viel Müßiggang pflegten.

  • Menecrates' Kenntnisse in Sachen Nachtdienst hielten sich in Grenzen und die Antwort des Praefectus Vigilum brachte ihn auch nicht entscheidend weiter. Er nahm sich vor, die Diensteinteilung im Fall des neuartigen Nachtdienstes für die Urbaner nicht den Tribunen zu überlassen, sondern selbst vorzugeben. Er würde sich diesbezüglich noch Gedanken machen und auch nicht scheuen, eigene Entwürfe über Bord zu werfen, sofern sie sich in der Praxis nicht bewährten.


    "Meinerseits wäre dann alles gesagt und besprochen. Gibt es von deiner Seite noch Themen, die erörtert sein wollen?"

  • "Ich weiß noch immer nicht, auf wie viele deiner Männer ich meine Leute vorbereiten soll", erinnerte Scaevius Camerinus seinen Kollegen an den eigentlichen Grund seiner letzten Frage. Es machte immerhin einen Unterschied, ob die Urbaner mit einem Contubernium oder einer Centurie oder noch mehr zum Prakiikum antreten wollten. Zumal es ja zum Kennenlernen des Nachtsdienstes insgesamt nicht zwingend notwendig war, alle Praktikanten in der Subura einzusetzen. Das war nur für die Ortskunde wichtig.

  • Menecrates fand die Formulierung etwas sonderbar, denn sie implizierte, dass die Frage nach der Anzahl der Praktikanten bereits mehrfach oder wenigstens einmal gestellt wurde. Daran konnte er sich nicht erinnern. Es ging bisher um die Anzahl der Patrouillen pro Nacht und Menecrates bevorzugte komplette Schichten. Das hatten sie einvernehmlich geklärt. Aber Menecrates war auch nur ein Mensch ohne Anspruch auf Perfektion, wenngleich er sich stets bemühte. Ihm konnte auch einmal etwas durchrutschen.


    "Schön wäre, wenn an drei oder vier Tagen jeweils ein Contubernium teilnehmen könnte. Unter drei wäre mir zu wenig, alles über vier halte ich für Luxus."


    Er überlegte kurz, dann fügte er an: "Verabreden wir gleich heute Tag und Zeit oder benachrichtigst du mich? Falls du dich für die Nachricht entscheidest, dann bitte mit zwei Tagen Vorlauf. Das gilt natürlich auch für den Fall, dass wir hier und heute den Starttermin festlegen. Als Treffpunkt möchte ich deine Torwache vorschlagen."

  • "Ein Contubernium pro Nacht, das ist kein Problem", stellte Scaevius Camerinus erst einmal fest. Damit waren keinerlei organisatorischen Probleme zu erwarten. Trotzdem dachte er kurz über den Starttermin nach. "Wenn ihr auf meine Nachricht hin ohnehin zwei Tage Vorlauf braucht, dann können wir auch jetzt schon sagen, dass wir in zwei Tagen beginnen. Mehr Vorlauf brauchen wir nämlich auch nicht. Deine Leute können sich dann vor Beginn der ersten Stunde der Nacht an der zuständigen Station melden." Sicherheitshalber ergänzte er noch, wo die für die Regiones VI und VII zuständige Station lag, damit es zu keinen Missverständnissen über den Treffpunkt kam.

  • Ein Nicken in Richtung des Schreiberlings signalisierte, dass der soeben verabredete Termin festgehalten werden sollte, ebenso die Station.


    "Dann haben wir alles", resümierte Menecrates. "Sofern du keine eigenen Anliegen mitgebracht hast, würde ich die Besprechung an dieser Stelle für beendet erklären. Sollte eine gemeinsame Auswertung von Nöten sein, komme ich wieder auf dich zu. Erst einmal gehe ich davon aus, dass wir intern das Praktikum bzw. die Praktika auswerten und zu Schlüssen kommen. Ich danke dir für deine Zeit!""

  • "So machen wir es. Ich habe keine weiteren Anliegen", antwortete Scaevius Camerinus. Sein wichtigstes Anliegen war es gewesen, seinen neuen Kollegen unter den Praefecten kennenzulernen und dies war durchaus gelungen. "An einer gemeinsamen Auswertung habe ich durchaus Interesse", meldete er aber noch an. Von seinem zuständigen Tribun würde er ohnehin einen Bericht anfordern. "Bis dahin, leb wohl. Es war ein angenehmes Treffen."

  • "Dann machen wir das so", erwiderte Menecrates auf die Aussage, gern eine gemeinsame Auswertung vornehmen zu wollen. Damit hatte er nicht gerechnet und es brachte ihn voran. Er begleitete den Praefectus Vigilum noch bis zur Tür, während sich dieser lobend über das Treffen äußerte. Menecrates nickte. Sie teilten zwar nicht in allen Punkten die gleiche Auffassung, aber gerade deswegen schätzte er die Art der Verständigung und das erreichte Ergebnis.


    "Ja, dem kann ich mich anschließen. Ich wünsche noch einen erfolgreichen Tag!"


    Er sah dem Praefectus noch einige Augenblicke hinterher, dann wandte er sich an seinen Sekretär.
    "Ich möchte eine Dienstplanänderung für übermorgen. Sie betrifft das erste Contubernium der Suburacenturie. Der Tag ist dienstfrei, Dienstbeginn zur ersten Stunde der Nacht.
    Die Station hast du dir ja notiert. Regele das mit dem Optio."

  • Am gestrigen Tag war die Amtsstube verwaist geblieben. Der Praefectus Urbi hatte sich im heimischen Umfeld derart ungeschickt angestellt, dass bei einem Sturz sein Handgelenk zu Bruch gegangen war. Zu seiner Entschuldigung konnte er auf frisch gewischte Fliesen verweisen, die glatt wie eine Eispiste waren, aber alles Zetern und die betretenen Gesichter des Personals halfen nicht - der Claudier war für längere Zeit behindert. Einzig dem fachkundigen Wissen und den geübten Händen seines Medicus' war zu verdanken, dass die Aussichten für einer brauchbare Heilung nicht gar so schlecht standen. Der Grieche hatte drei Finger der betroffenen Hand festgebunden und anschließend das gebrochene und gleichzeitig zusammengestauchte Handgelenk durch anhaltenden Zug des Oberarms versucht zu strecken. Menecrates fragte sich bei der schmerzhaften Prozedur, ob wohl die Praetorianer solche Methoden zur Folter anwendeten oder ob die Menschheit erst viel später zu solchen Mitteln greifen würden.
    Es gehörte Fingerspitzengefühl dazu, die Streckung zum richtigen Punkt zu führen, denn schließlich sollten die übrigen Knochen in den Gelenken verbleiben. Irgendwann wurden ihm zwei Schienen und ein Verband angelegt sowie zur Linderung der Schmerzen Opium angeboten, doch Menecrates schüttelte den Kopf. Niemals würde er sich die Sinne vernebeln lassen. Außerdem glaubte er, der Schmerz besaß einen Sinn. Er zeigte ihm unmissverständlich, was ging und was nicht. Zugegeben - es ging fast nichts, aber die schmale Grenze des Erlaubten wäre verschwommen, würde er irgendetwas zu sich nehmen. Lieber biss er die Zähne zusammen. Das konnte er schon immer gut.


    Glück im Unglück - Menecrates besaß Personal. Er wurde schon immer eingekleidet und bedient. Seit gestern war dies unumgänglich. Er schätzte einmal mehr seine Toga, die es erlaubte, angekleidet zu werden, ohne hineinschlüpfen zu müssen. Ein paar ungewohnte Falten wies sie am Ende auf, aber der bandagierte Arm lenkte die Blicke Neugieriger ab. Nur einen Tag Auszeit gönnte sich der Praefectus, dann ließ er sich in die Praefectura bringen. Fünf Sklaven verblieben vor Ort, um ihm zu assistieren.


    "Eine Wachstafel", wies er an. Anschließend winkte er seinem Scriba. Stöhnend hielt er die eben unbedacht benutzte Hand nach oben. Nur langsam ließ der pochende Schmerz nach und erst dann gab er seine Anweisung. "Ich brauche eine Aktennotiz für das geplante Trainingsrennen der Praesina mit der Russata und der Aurata." Laut seinem eigenen Gesetz waren nur Trainingsrennen zweier beteiligter Factiones von der Anmeldung befreit. "Selbstverständlich genehmige ich das Rennen. Du da!" Er wies auf seinen Leibsklaven, der das private und amtliche Siegel verwahrte, und tippte auf das amtliche SiegeL. Für den nächsten Wink benutzte er schlauer Weise den gesunden Arm.
    "Und du machst das Wachs drauf. Anschließend eine Kopie für mich. Das Original wird zugestellt."

  • Wiedereinzug nach der Krankheit


    Die Praefectura musste ein wenig auf den Einzug Menecrates' warten, weil bei den Urbanern einiges zu klären notwendig war. Inzwischen befand sich alles auf dem Laufenden und so konnte der Praefectus Urbi - wie bereits früher - den Nachmittag des Tages in der Praefectura Urbis verbringen. Die Vormittagsstunden blieben der Einheit vorbehalten, wobei er je nach Lage auch individuell die Tage aufteilen würde. Er rechnete damit, häufiger in der Praefectura als in der Castra zu sein.

    Seine erste Amtstat stand ohnehin mit der Einheit und seinem Amt als "Bürgermeister" in Zusammenhang. Darüber hinaus sogar mit seiner Funktion als Dominus Factionis der Praesina. Daher wusste er, dass der amtierende Aedil Ludi plante. Normalerweise würde Menecrates kaum zuvorkommend arbeiten, weil es der Umfang seiner Aufgaben nicht zuließ, aber in diesem speziellen Fall mochte er den Magistraten und wollte ihm auf halbem Weg entgegenkommen. Er zückte höchst persönlich eine Tabula, weil sein neuer Cornicularius noch eingearbeitet wurde, und hielt schriftlich den Befehl fest. Ein Bote würde ihn in die Castra bringen.

  • Wie verabredet betrete ich das Officium des Praefectus Urbi, meines neuen politischen Lehrmeisters. Wenn ich früher schon einmal aufgeregt war, wenn es um offizielle Angelegenheiten ging, so war das heute ein ganz neues Gefühl. Selbst bei dem tirocinium, das ich in Pergamon abgelegt hatte war ich weniger angespannt als heute. Zugegeben, ich war jung und unerfahren, aber es war alles sehr gemütlich damals.


    Gemütlich ist auch dieses Mal das Stichwort, denn das Officium, das ich betrete strahlt eine besondere Ruhe aus, die nicht wirklich zu erwarten war, wenn man sich die restliche Praefectura und vor allem die Castra ins Gedächtnis rief. Da ich mehr oder weniger durchgewunken wurde, trete ich ins Officium ein.


    "Salve, Menecrates."

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    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Das bevorstehende Gespräch mit dem Praefectus Vigilum spielte eine Schlüsselrolle in Menecrates' Konzept zur Befriedung der Subura. Es würde die Weichen stellen - in welche Richtung, blieb abzuwarten. Als Annaeus Vindex eintrat, studierte Menecrates noch einmal das Protokoll zur letzten Stabsbesprechung.

    Er blickte auf, als er gegrüßt wurde. Für einen Moment zeigte sich Überraschung im Ausdruck seiner Augen, weil der junge Mann die vertrauliche Anrede benutzte. Da Menecrates sich aber viel weniger wichtig nahm als andere ihn wichtig nehmen mussten, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln.

    "Gut, benutzen wir die vertraute Anrede", erwiderte er zunächst, bevor er anfügte: "Salve, Vindex und einen guten Start ins Lehrjahr!"

    Er ließ seinen Arm durch das Zimmer schweifen und erteilte die erste Lektion. "Überall dort, wo das gesellschaftliche und politische Leben tobt, werden dir jede Menge dünkelhafter Personen begegnen. Einige bilden sich mehr als nötig auf ihre Herkunft ein, andere auf ihre Titel oder Ämter. Erweise zunächst allen deinen Respekt und sprich sie mit vollem Namen und - sofern bekannt - Titel oder Dienstrang an. Wer sich deines Respektes nicht würdig zeigt oder mit dem du in ein freundschaftliches Verhältnis eintrittst, den darfst du gern vertraulicher ansprechen. Kennst du die gängigen Abstufungen bei der Anrede?" Er meinte die unterschiedliche Benutzung von Praenomina und Cognomina, sowie in den verschiedenen Kombinationen mit dem Gensnamen. Er hätte sich selbst wohl an Annaeus' Stelle mit einem 'Salve, Claudius Menecrates' gegrüßt. Ein Mittelding zwischen keinerlei und freundschaftlicher Verbindung.

    "Im Militär gelten übrigens leicht abweichende Regeln. Hier nützt zum Beispiel einem Patrizier der Stand gegenüber einem Plebejer nichts. Hier zählt vor allem Kameradschaft und Leistung. Übertrieben heißt das: Ein Trossknecht könnte mehr Mut beweisen als ein Optio und erntet dementsprechend auch Respekt - ungeachtet seiner niedrigen Position. Apropos Militär", er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr, "An einem Tribunat kommst du später nicht vorbei, daher empfehle ich dir, die Atmosphäre auf dich wirken zu lassen. Ich trainiere in der Castra beinahe täglich und du kannst jederzeit dazustoßen - als Zuschauer und, wenn es dir beliebt, auch als Pseudo-Tiro."

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