• "Stimmt unser Wolfsbruder war hier, aber wo er abgeblieben ist, weiß ich leider auch nicht. Wir werden uns schon allein zu vergnügen wissen Scato, auf gehts. Einige Cervisia könnte ich auch vertragen und einen Happen zu essen. Wir müssen zusehen, dass unsere Taberna eröffnet wird. Aber bis dahin tut es auch der Esel", antwortete Lurco, packte Scato von hinten an den Schultern und schob ihn in Richtung des blinden Esels.

  • Brutus und Titus brauchten nicht mehr allzu lange warten. Eines von Archias' Vögelchen hatte den Fortgang der Verladung der Fässer aus sicherer Entfernung beobachtet und nachdem das letzte verladen war, war es losgelaufen, um der Ablenkungstruppe bescheid zu geben. Diese machte sich gleich auf den Weg (zehn bis zwanzig Leute), alle mit sichtbaren Knüppeln bewaffnet, damit man sie ja auch gleich als Kriminelle erkennen und dementsprechend verfolgen würde. Sie machten sich laut brüllend über den Laden, direkt rechts von der Taverne zum Blinden Esel her. Sie schlugen die Scheiben ein, drangen ins Innere des Geschäfts vor und erstachen den Besitzer und zertrümmerten die Einrichtung. Auch ein Baustellenmitarbeiter musste dran glauben, der gerade über die Straße in den Blinden Esel hatte wollen, um Feierabend zu machen.


    Zwei Krähenschädel wurden im zertrümmerten Laden fallen gelassen, dann machte sich die Meute auch schon wieder zur Flucht auf. Die ganze Aktion hatte nur wenige Sekunden gedauert, eine halbe Minute höchstens. Immerhin sollten sie ja nur so viele Urbaner wie möglich von der Baustelle weglocken und nicht sich fassen lassen. "Urbaner! Zu mir! Verfolgt sie!" ertönte da der Ruf. Es klang ganz so, als ob ein Urbaner-Offizier seine Truppe zu sich rufen würde, um die Banditen unschädlich zu machen. Dass jedoch einer der Männer der Krähe im Verborgenen den Befehl gebrüllt hatte war nicht ersichtlich gewesen. Fest stand nur, dass ein Geschäft direkt gegenüber von der Baustelle überfallen worden und ein Sammelbefehl für die Obrigkeit erklungen war, ehe die Banditen wie die Ratten Kehrt machten und zurück in Richtung Subura flüchteten, tiefer hinein ins Gedärm der verfaulenden Stadt.

  • Eine Menschenansammlung mit Knüppel bewaffnet machte sich auf den Weg zur Taverne dem Blinden Esel. Schneller als man sehen konnte, waren die Kriminellen im Laden nebenan. Scheiben gingen zu Bruch, die Subjekte drangen in den Laden ein und schienen den Geräuschen nach das Innere zu verwüsten. Die Kunden flohen in panischer Angst zu Hauf aus dem Geschäft, knäulten sich im Ein- und Ausgang und trampelten übereinander. Lurco zog umgehend seinen Pugio für den Häuserkampf als der Esel angegriffen wurde.


    "Scato, zu mir!", brüllte Lurco.


    Der Urbaner war nicht langsamer als das allgemeine, kriminelle Pack. Sie waren hochtrainierte und bestens ausgebildete Soldaten die für Rom kämpften. Lurco war mit einem Satz und gezücktem Dolch im Laden.


    Schlitternd auf den Knien kam er auf, als einer der Kriminellen über ihn hinwegsprang. Lurco riss im gleichen Moment seinen Pugio nach oben und durch den Schritt des Drecksacks. Kreischend stürzte der Mann zusammen und hielt sich seinen blutenden Schritt.


    Lurco sprang auf die Beine und riss das Gladius heraus. Der Besitzer war bereits niedergestochen worden, die Einrichtung zertrümmert, die Kriminellen wandten sich zur Flucht. All das erfasste er in einem winzigen Augenblick.


    Lurcos Welt verschwamm zur Einsatzsicht. Ein weiterer der flüchtenden Kriminellen schaffte es fast aus der Tür, als sich die Klinge von Lurcos Schwert durch dessen Rückgrat fraß und an der Brust wieder austrat. Ein brachialer Tritt ins Kreuz und Lurcos Klinge war wieder frei.


    Draußen wurde ein unschuldiger Mann von dem Gesindel niedergestreckt!
    Eine Tat binnen kürzester Zeit, als der Ruf erklang die Verfolgung aufzunehmen.


    Das war nicht die Stimme von Cerretanus, wenn sie eine Stimme kannten dann diese! Zeugen konnten lügen, Kriminelle konnten heucheln, aber die Umstände logen nie.


    "Scato keine Verfolgung, Tatortsicherung! Lass keinen in den Laden, wir müssen die Spuren sichern!", rief Lurco seinem Kameraden zu.


    Langsam drehte er sich einmal um sich selbst, das Gladius zum sofortigen Zustoßen bereit. Denn auch das galt, Eigensicherung vor Tatortsicherung. Schritt für Schritt ging er bewusst mit der Waffe in der Hand langsam den Laden ab.


    Zerstörte Einrichtung, ein Mordopfer, umgestoßene Ware als die Gäste geflohen waren. Aber was war das? Winzige Schädel? Lurco trat an den Fund heran, ging blitzartig in die Hocke und griff blind nach den Schädeln. Sein Blick blieb sichernd im Ladeninneren. Er hob die Gegenstände vor die Augen. Vogelschädel. Sie sahen nicht aus, als wären sie hier abgeknabbert worden. Also was war das? Nun dass konnte er den wimmernden Kastraten fragen, der langsam zum Ausgang robbte und sich seine zerfetzten Genitalien hielt.


    Lurco hielt ihn auf, indem er ihn seine Nagelbewährte Sandale in den Nacken knallte.


    "Salve, wir haben zu reden", knurrte er bedrohlich. Das Schwert zum Zustoßen bereit.


    "Scato?", rief er nach seinem Freund und Kameraden.

  • Scato biss gerade genüsslich von seiner saftigen Lukanerwurst ab, die er vor dem Eingang der Taberna stehend verdrückte, als das Chaos ausbrach. Was bei den Göttern..?! Er legte die Wurst in dem Fladenbrot, in dem sie klemmte, auf der nächsten Fensterbank ab und eilte seinen Kameraden zu Unterstützung. Im Rennen kaute er herunter. Vergessen war der Feierabend. An ihm rannten Leute vorbei, der Gehsteig war voller Scherben und aus dem Laden neben dem Blinden Esel drangen menschliche Schreie. Direkt vor Scatos Augen wurde ein Baustellenmitarbeiter abgestochen. Den Mann hatte er gekannt!


    Scato reagierte sofort, der im Drill angeeignete Automatismus saß. Mit tausendfach geübter Bewegung zog er seinen Gladius, einen Augenblick später drang die Klinge durch den Leib des Mörders. Scato wurde bei dem Gefühl des Widerstands, den die Rippen verursachten, schlecht und dann schabte sie auch noch an der Wirbelsäule entlang. Mit einem Ruck befreite er sein Schwert. Die Klinge glänzte dunkelrot von der Spitze zum Heft und tropfte. Der Mörder fiel zu Boden, ob er tot war, spielte keine Rolle - kampfuntauglich musste er sein.


    Irgendwer brüllte nach den Urbanern. Aber wer?! Scato hielt inne und lauschte. Nein, das galt nicht ihm, es war nicht Cerretanus. Sollte die andere Einheit die Verfolgung aufnehmen. Aber wo war Cerretanus überhaupt?! Hektisch blickte Scato sich um, während weiteres kriminelles Lumpenpack an ihm vorbei rannte, das er ignorierte. "Wo ist unser Optio?", kreischte er und war ausnahmsweise dankbar für seine schrille Stimme.


    Jetzt rief Lurco aus einer anderen Richtung. Scato war wenige Augenblicke später bei dem verwüsteten Laden, der sich neben dem Esel befand. Als er in den Eingang starrte, blickte ihm ein Schwerverletzter entgegen, der auf allen vieren zu ihm robbte. Offenbar wollte Lurco ihn verhören, denn er malträtierte den Mann, anstatt ihn wegkrabbeln zu lassen.


    "Binde die Wunde ab oder er soll sich fester draufdrücken!", rief Scato außer sich bei dem Anblick der austretenden Menge an Blut. "Der krepiert dir, bevor er den Mund aufmachen kann!" Scato riss sich zusammen, wandte sich ab und erfüllte seine Pflicht. Bis kein anderslautender Befehl von Cerretanus erklang, würde er nichts anderes tun, als den Tatort zu sichern. "Mach", rief er über seine Schulter nach hinten.

  • "Verstanden", sagte Lurco und nickte knapp. Er beugte sich zu dem Schwerverletzten, griff mit der Hand dessen zerfetztes Gehänge und presste es so fest zusammen wie er konnte. Das Gesicht des Burschen bestand für Sekunden nur noch aus Glotzaugen. Die Stielaugen hätte man dem Kerl glatt mit einem Kantholz abschlagen können.



    "DIE TÄTER - WER?", blaffte Lurco in einem Ton der keinen Widerspruch duldete. Er fasste sich so kurz wie möglich, da ihm die Zeit zwischen den Fingern zerrann und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Er griff fester zu, natürlich um ihn vor dem Verbluten zu bewahren.

  • Weitere Milites kamen aus dem Stützpunkt, vis a vis des Tatorts, gelaufen und verteilten sich nun über den Platz und vor dem Laden.
    Der Schäden war beträchtlich wenn man die knappe Zeitspanne besah die die Täter zur Verfügung hatten.
    Selbst verletzte und Tote gab es.


    Appius kam selbst im Laufschritt angeheizt und starrte mit grimmigen Gesichtsausdruck auf das Chaos.
    Das er dabei noch den Griffel Hintern Ohr geklemmt hatte war ihm entgangen und wundersamerweise ging dieser auch nicht verloren am Weg zum Tatort.


    Der nächste Blick fiel auf Lurco und den blutenden Mann. Der Zustand des Mannes war sichtbar schlecht. Die Gesichtsfarbe ähnelte schon fast einer gekalklten Wand was auf den Blutverlust zurück zuführen war.


    " Für den ist es zu spät." Appius trat näher und zog den Kopf des Mannes an den Haaren etwas in die Höhe. Dabei ging er in die Hocke und blickte diesem in die Augen.


    " Erleichtere dein Gewissen. Der Tod wird dich bald holen kommen und es wird keine Rolle mehr spielen ob du jemanden verrätst oder nicht."

  • Lurco war froh als Cerretanus vor Ort erschien.


    "Eine Gruppe von circa zwanzig Mann stürmte den Laden. Der Ladenbesitzer wurde dabei ermordet. Niedergestochen. Einrichtung demoliert. Zwei gestellt, einer niedergestreckt, einer schwerverletzt. Tatortsicherung bis jetzt eine Spur, zwei Vogelschädel. Keine Essensreste, keine übliche Einrichtung. Möglicherweise Warnung wie eine tote Ratte", erstattete Lurco seinem Optio Bericht und zeigte ihm die Vogelschädel.


    "Eine unbekannte Stimme befahl allen Urbanern wider der Tatortsicherung die Verfolgung der Subjekte aufzunehmen. Kein Cerretanus, kein Maro heißt keine Befehlsgewalt über uns. Zudem dienstuntypisches Vorgehen. Möglicherweise Schrei vom Bürger, oder Falle für die Kollegen", schob Lurco nach und schaute auf den Verblutenden.


    So konnte es kommen, das Schicksal in Form der Urbaner hatte einen Mörder an den Eiern gepackt.

  • Scato konnte gar nicht hinsehen, wie grausig Lurco die Wunde abdrückte. "Und darum bist du kein Medicus, sondern solltest Schmied werden", blaffte er nach hinten, während er noch immer Wache an der Tür schob.


    Cerretanus eilte Lurco zur Unterstützung und nun verhörten sie den Täter zu zweit. Scato schloss eine Wette mit sich selbst ab, dass der Mann abkratzen würde, bevor sie auch nur eine nützliche Information aus ihm herausgeholt hätten.


    Die Kameraden verjagten derweil allzu neugierige Bürger vom Schauplatz, indem sie diese mit dem langen Griff der Hasta wegdrängten, oder auch mal damit zustießen. Zimperlich waren sie nicht, besonders nicht, nachdem Blut geflossen war. Priorität hatte die Spurensicherung, da konnte nicht jeder kreuz und quer latschen. Ramnus meinte es etwas zu gut und schlug einen Bürger bewusstlos. Schuldbewusst drehte er sich um und als er meinte, dass niemand hinsah, schleuderte er den Mann kurzerhand in eine Seitengasse, damit er außer Sicht war.

  • Lurco musterte kurz Scato.
    "Ich werde weder noch Scato", gab Lurco ruhig zurück.


    Den Rest dachte er sich. Wer keine Hitze vertragen konnte, sollte nicht vor dem Herd stehen und wer kein Blut sehen konnte, nun der sollte weder Medicus, Urbaner noch Schlachter werden. Lurco zuckte die Schultern. Hier lagen wohl einige Nerven blank. Sein Mitleid galt dem ermordetem Ladenbesitzer und nicht dem verblutendem Drecksack. Er hatte auf dass Leben anderer gespuckt, dafür hauchte er seines aus. Fairer Tausch in Lurcos Augen.


    Da waren andere Verbrecher weit unangenehmer im Kolosseum gestorben. Allerdings auch verdient. Sowas durfte man nicht an sich heran lassen, sonst zögerte man noch im entscheidenden Moment. Nun er war nicht der Vorbeter der Truppe, jeder musste auf seine Art damit klar kommen, wenn sich das Schwert in Fleisch frass.

  • " Wenn ich mich Recht erinnere ist keiner von euch beiden nichts weiter als ein Miles. Und das bleibt auch so bis auf weiteres. Und nun Ruhe. Eure Ehe gezanke hebt euch fürs Private auf." " Weiber" nuschelte Appius noch leise in seinen nicht vorhandenen Bart und schüttelte den Kopf.


    " Junge. Du wirst hier sterben. Nochmals. Erzähl uns die Geschichte wer und warum." Der Furier hatte sich etwa tiefer gebeugt und sprach dem Sterbenden ohne Nachdruck direkt in sein Ohr.

  • " Scato. Augen auf. Alles ungewöhnliche wird sofort gemeldet. Egal was es ist."


    Fraglich war ob Scato etwas in dem Chaos ausmachen könnte was nicht dazu gehörte. " Pass auf wo du hin trittst. Auch wenn's anscheinend egal ist."


    Wimmern und Schluchzen drang an seine Ohren. Der Verletzte Begriff anscheinend dass er bald seinen letzten Atemzug getan haben würde. Appius hatte immer gedacht wenn der Tod einem nahe kam und seine klammen Finger nach einem ausstrecken so wurde einem Ruhe befallen. Er hatte selbst schon einige Male erlebt wie ein Sterbender völlig ruhig wurde. Als würde man mit allen zufrieden sein und akzeptieren. Selbst als der Cousin des Bäcker versehentlich vom Wagen überrollt würde, der Anblick war schauderhaft, hatte dieser kurz vor dem Tode zufrieden ausgesehen. Trotz Schmerzen.


    Appius vermutete dass die Angst nun überhand nahm. Die taten die jener hier verbrochen hatte wurden ihm nun klar. Doch.....für Reue war es zu spät.

  • Scato hatte das Gefühl, dass Lurco seine Anmerkung in den falschen Hals gekriegt hatte. Wenn Lurco ruhig wurde, war die Kacke meist am dampfen. Kein Wunder, es war das erste Mal, dass sie jemanden getötet hatten, zumindest für Scato, und entsprechend aufgebracht waren sie. Scato spürte noch immer das schabende Gefühl der Knochen an seiner Schwertklinge nachhallen. Er versuchte, den Sterbenden nicht zu genau anzusehen. Es war ein Mörder, ihm war das Leben seines Opfers egal gewesen - aber Scato war keiner und ihm war nicht gut.


    Cerretanus schmeckte das kurze Wortgefecht gar nicht. Auf die Ermahnung hin, antwortete Scato routiniert mit: "Jawohl, Optio!" Er richtete seinen Blick weiter auf die Umgebung, anstatt nach hinten.


    Was hinter ihm geschah, lag nicht in seiner Macht. Auch wenn er anhand der Geräusche die beiden am liebsten zur Seite drängeln und So macht man das! sagen würde, gefolgt von einem korrekten Stillen der Blutung. Die zwei gingen wirklich vor wie Grobmotoriker. Mochte sein, dass der Mann das verdiente, aber mit ihm würde auch ein Zeuge und womöglich ein singendes Vögelchen den Urbanern unter den Händen wegsterben.

  • "Verstanden Optio, wir streiten nicht", bestätigte Lurco.
    Zank nützte eh nichts, höchstens dem Feind.


    Lurco schaute zu dem ermordeten Ladenbesitzer herüber. Die meisten schienen dem Gewimmer des Drecksacks Gehör zu schenken. Lurco hoffte nur das der bald sprach und so seinen Frieden mit den Göttern machte. Jemandem die Hand halten ging ja noch aber die Eier? Lurco hielt den Kerl nur für die Aussage fest, danach durfte der Mörder gepflegt den Arsch zu machen.


    Anders sah dies beim Ladenbesitzer aus. Wer wusste was der Mann am Morgen noch gedacht hatte? Wie jeder von ihnen ging er seinem Tagewerk nach und hatte den Feierabend verplant. Selbst wenn der Mann heute nur zeitiger ins Bett gehen wollte. Es war sein kleines beschauliches Leben gewesen und gleich wie aufregend oder langweilig es war, keiner hatte das Recht es zu beenden.


    Die Götter spielten manchmal seltsame Spiele mit den Menschen.

  • " Lurco. Was ich mich Frage ist...wo kämen die Typen her? Hat jemand genaueres gesehen? Und wieso, bei Heras bezaubernden Lächelns, rennt ihr einfach so los und habt keinen Dunst wer da schreit?"


    Er ließ den Kopf des verletzen Mannes zu Boden sinken. Seufzend erhob er sich aus der Hocke und blickte nun von oben herab.


    " Scato ist anscheinend mehr um das Wohlergehen dieses Subjekt besorgt als um die Arbeit di hier anliegt. Du wirst, falls der Kerl etwas sinnvolles von sich gibt, die Informationen an mich weitergeben.
    Ich werd mich hier nun selbst umsehen."


    Appius Schritt nun, mit Vorsicht, durch das Chaos. Oft schon er mit dem Fuß Scherben und Holzstücke zu Seite um nicht darauf zu treten.


    "Scato? Schon was gesichtet?" Der Furier war sich klar dass mögliche Indizien auf den Täter äußerst schwer auszumachen waren.

  • "Wir waren auf dem Weg zum blinden Esel Optio, als sich eine Gruppe wie aus dem Nichts zusammenrottete. Sie waren mit Knüppeln bewaffnet und waren in die gleiche Richtung unterwegs wie wir. Nur war ihr Ziel der Laden neben dem Esel. Es ging alles blitzschnell, der Besitzer wurde ermordet, der Laden verwüstet und die Kunden flohen in heilloser Panik.


    Der Schrei war nicht von Belang Optio.
    Wie gesagt, es war weder Deine noch Maros Stimme, folglich keiner der Befehlsgewalt über uns hat.


    Wir sind losgerannt, weil wir gesehen haben was geschah. Wir konnten den Überfall nicht einfach geschehen lassen und die Lage sondieren.


    Es war unsere Pflicht einzuschreiten und von unseren Waffen Gebrauch zu machen. Wir waren sofort unterwegs und dennoch kam für den Ladenbesitzer leider jede Hilfe zu spät. Zwei konnte ich aufhalten. Einer liegt tot in der Tür und der andere hier, naja der hat sich die Eier an meinem Dolch gekürzt.


    Ich habe zwei Vogelschädel in dem ganzen Chaos gefunden. Weder abgefressen, also kein Snack des Ladenbesitzers, noch Verkaufsware.


    Wer dort geschrien hat, kann ich Dir nicht sagen, da es keiner von unseren Leuten war. Wir kennen die Stimmen unserer direkten Kameraden und Vorgesetzen und von den bekannten Kollegen ebenso. Wer immer dort gerufen hat, war entweder ein besorgter Bürger, oder jemand mit weit weniger ehrbahren Absichten.


    Wie mein Vater immer sagte, halte den fest der am lautesten schreit "haltet den Dieb". Der Trick ist so alt wie Rom selbst", antwortete Lurco freundlich.


    "Wir sollten versuchen einige Kunden aufzuspüren, die bei dem Überfall im Laden anwesend gewesen sind. Sie könnten uns eventuell Täterhinweise geben. Die meisten müssten sich noch ganz in der Nähe befinden, aus Angst. Ferner sollten wir die Schaulustigen nicht vergessen, die sehen oft mehr als man vermutet. Vor allem die alten Tratschweiber, die wissen meinst besser über andere Bescheid als die über sich selbst", schlug Lurco vor und musterte den bleichen Kerl.


    "Also ich glaube der sagt nichts. Wir sollten uns lieber der Zeugenbefragung widmen und mir schläft so langsam die Hand ein. Ungewohnter Griff", erklärte Lurco entschuldigend.

  • "Der da", Scato wies auf den Sterbenden, den er selbst niedergestreckt hatte, ohne sein schauerliches Werk anzusehen, "hat diesen Arbeiter dort abgestochen! Es war, wie Lurco sagte. Er und seine Spießgesellen haben sich nach dem Überfall versucht, in die Subura zu verdrücken, wir haben die Übrigen laufen lassen. Lurco und ich hatten Freizeit, darum waren wir nicht bei der Einheit, sondern haben vor dem Esel herumgestanden. Da liegt noch mein Abendessen!"


    Er zeigte auf die Lukanerwurst im Fladenbrot, die noch immer auf der Fensterbank ihres Verzehrens harrte und von Ramnus mit hungrigen Blicken bedacht wurde. Scato drehte sich um - und war entsetzt. Der Rapport, den er eben noch machen wollte, verflüchtigte sich aus seinem Geist.


    "ARGH, Lurco, lass uns tauschen, du machst das total falsch! Tote sind schlechte Zeugen!" Und den Optio belügen tat Lurco auch noch. "So wird das nichts. Schieb Wache und lass mich ran!"


    Sim-Off:

    Was Scato Besonderes gesehen haben könnte und auch was der Verletzte ausplaudert (oder eben nicht) müsste der Initiator des Überfalls bitte hier im Thread oder per PN mitteilen, da ich das nicht weiß.

  • "TARPA, hierher", rief Scato. "Ich brauche einen Assistenten!"


    Lurco mit seinen Pranken würde alles nur noch schlimmer machen. Tarpa wurde nun seine Ordnungsliebe zum Verhängnis, da Scato sich vorstellte, dass jemand, der Ordnung mochte, auch sorgfältig in anderen Bereichen des Lebens vorging, wo Umsicht statt roher Gewalt gefragt waren. Tarpa fügte sich in sein Schicksal - was tat man nicht alles für seine Freunde - und stapfte ergeben näher. Scato verscheuchte Lurco und zwang Tarpa, die Wunde abzudrücken, wobei er ihm die Finger sortierte, so dass der Griff möglichst effektiv war. Dann zückte er seinen Pugio und trennte Tarpas Tunika am unteren Saum auf.


    "Ich möchte ja nicht stören, aber was tust du da?", fragte Tarpa irritiert.


    "Ich kürze deine Tunika, sie ist zu lang", frotzelte Scato, ohne sich stören zu lassen.


    Tarpa ließ eine Pause. Dann fragte er: "Im Ernst?"


    "NEIN, verdammt! Ich brauche Verbandszeug! Sehe ich aus, als hätte ich irgendwelches SCHEISS Verbandszeug bei mir?! Sehe ich aus, als wäre ich endlich Miles medicus? Ich muss improvisieren, also halt still!"


    Scato besaß zwar eine selbst zusammengestellte Capsa, aber so lange er keinen entsprechenden Posten bekleidete, durfte er die im Einsatz nicht mit sich führen. Und so zog er mehrere Einzelfäden aus Tarpas Tunika und schnitt mehrere Streifen ab, die als Verband taugen mochten. Dann widmete er sich der Wunde, die dank Lurco unter aller Sau aussah. In dem Blut und Matsch erkannte Scato fast nichts. Er klaute auch noch Tarpas Feldflasche und spülte die Wunde so weit aus, dass er etwas erkennen konnte. Zum Glück hielt Cerretanus den Eunuchen noch an seinen Haaren fest, denn der würde gleich laut werden. Doch da täuschte Scato sich. Der Blutverlust und der Schock hatten den Patienten so weit geschwächt, dass er sich nicht mehr gegen die Behandlung wehren konnte, er zuckte nur ein wenig und wimmerte. Scato schob einige von Tarpas Fingern weg und dann begann die Fummelarbeit. Es sah sicher lustig aus, wie er da unten kniete, den Kopf genau vor dem Schritt des Verletzten, aber lustig war daran gar nichts und Scato arbeitete hochkonzentriert. Mit den feinen Fäden schnürte er jede bloßliegende Ader einzeln ab. Wunden nähen konnte er noch nicht, aber von dieser Methode hier wusste er und freute sich, dass er sie einmal ausprobieren konnte. Die starke Blutung ließ augenblicklich nach, bis Tarpa ganz loslassen konnte. Aus den breiten Tunikastreifen fertigte Scato einen Druckverband, der am Ende aussah wie eine eng anliegende Unterhose, während Tarpas Tunika nun peinlich kurz war.


    "Fertig", rief Scato stolz. "Kein Festhalten mehr nötig!" Wie zum Beweis hob er beide blutverschmierte Hände. Der Verletzte war vor dem Verbluten gerettet.

  • Mochte die Blutung gestoppt worden sein, so war es trotzdem schon zu spät. Eine Klinge die einen männlichen Schritt aufriss war keine Kleinigkeit und es grenzte an ein Wunder, dass der Mann überhaupt noch so lange lebte. Doch der Schock und das zuvor verlorene Blut taten jetzt ihr übriges den ohnehin kaum noch bei Bewusstsein weilenden Banditen in den Hades zu schicken. "Corvus... Corvus..." waren die einzigen Worte die sich flüchtig und leise seinem Schlund entlockten, dabei ein fast schon flehender Blick ins Leere, dem schon mehr eine tote Starre, als ein lebendiger Schein inne wohnte. Dann verlor er ganz das Bewusstsein und heftige Krämpfe bemächtigten sich des Mannes, ehe sie wieder aufhörten und es für ihn vorbei war...


    Währendessen war es auf der Baustelle selbst eine ganze Weile ruhig gewesen, während alle verfügbaren Kräfte sich auf den Schauplatz gegenüber konzentriert hatten. Doch das würde sich schnell ändern. Denn man merkte nun Unruhe aufkommen unter den Arbeitern die immer noch dort gestanden und zugesehen hatten. An Arbeit war längst nicht zu denken gewesen. Doch ihre Aufmerksamkeit wurde schnell wieder zurück auf die Station gelenkt, Schreie wurden laut, denn plötzlich erscholl gewaltiger Lärm von oben herab. Wer seine Blicke hinauf zur Ursache lenkte, konnte beobachten, wie in diesem Moment Teile des fast fertigen Daches in sich zusammenstürzten. Krachen aus dem Inneren verriet, dass wohl mindestens auch der Boden des Dachbodens durchschlagen sein musste von den Trümmern (die Götter wollten verhüten, dass nicht mehr darin zu Bruch gegangen war). Leute die im Inneren gearbeitet hatten flohen aus dem angegriffenen Gebäude. Mittlerweile stiegen auch erste feine Rauchkringel aus den Fenstern hervor. War etwa auch ein Feuer am Dachboden ausgebrochen?!


    Weitere Arbeiter flohen aus dem Gebäude und in den ansammelnden Trauben aus schockierten Angestellten bekam niemand mit, wie sich aus diesen heraus einzelne Männer, die der Krähe, nach der rückwärtigen Seite in die dort liegenden Gassen verflüchtigten. Der Plan war ausgeführt worden. Die angesägten Dachbalken waren zum Einsturz gebracht und die teils mit Öl gefüllten Wasserfässer, die sie kurz zuvor noch hochgehievt hatten, umgekippt und angezündet worden. Das Feuer breitete sich ab einer gewissen Größe gut aus, wenn es auch doch etwas kleiner war, als es sein hätte müssen. Denn in genug der übrigen Wasserfässer war auch wirklich Wasser gewesen, was beim Bersten der Tonkrüge große Teile des Dachbodens unter Wasser gesetzt und so alles sehr feucht gemacht hatte. Gewaltige Wasserschäden schienen hierbei vorprogrammiert, wobei sich noch nicht zeigte, ob das Wasser, oder das auf dem Öl und den trocken gebliebenen Holzgebälk des kaputten Daches lodernde Feuer mehr Schaden anrichten würde. Denn das Feuer konnte sich ungehindert ausbreiten, nachdem das Wasser erst mal nach unten abgeflossen war, doch nasses Holz brannte nicht gut und musste erst wieder in der Hitze trocknen. Die eingerissenen Dachbalken hatten jedenfalls ganze Arbeit geleistet. Nicht nur die Böden im Inneren, sondern auch die Nordwand war teilweise von ihnen in Mitleidenschaft gezogen worden und wies einige Risse und im oberen Bereich auch ein großes trichterförmiges Loch auf. Auf ihrem Weg nach unten hatten Corvus' Männer alle nicht zu ihnen gehörenden Arbeiter ihre Klingen schmecken lassen, die sie in der Eile ihrer Flucht erwischen hatten können für noch mehr Chaos und Demoralisation. Die Toten ganz oben würde wohl das Feuer verschlingen, doch es gab noch genug andere Stockwerke, die aller Vorraussicht nach unzerstört bleiben und dieses Mal der Abschreckung gegenüber den Urbanern zur Gänze erhalten würde. Immer wieder mal hatte Brutus alle paar Stockwerke weitere Krähenschädel fallen gelassen, damit man ja auch nicht übersah wer der Urheber dieses Anschlags gewesen war.


    Feuer, Wasser und Trümmer in der ärger angeschlagenen Station, "bewacht" von einem bewegungslosen Heer aus Menschen deren Seelen im Hades weilten, die Krähe würde sehr zufrieden sein. Heute war ein großer Schlag gegen den Feind geglückt. Die Subura hatte ihre Rache genommen für die Hybris der Urbaner hierherzukommen und den Oberherrn spielen zu wollen.

  • Lurco drehte sich zu dem Sterbenden um.


    "Corvus? Sagte das möderische Schwein CORVUS? Corvus.... Rabe", sinnierte Lurco und schaute auf die zwei Vogelschädel in seiner Hand und nickte langsam und bedächtig.


    "Die zwei Vogelschädel sind Rabenschädel Cerretanus. Zudem erinnere ich mich daran, dass ich im brennenden Lupanar von Kyriakos ebenfalls dieses Zeichen an der Wand gesehen habe. Das heißt wir haben zwei Tatorte in der Subura die von Corvus überfallen und vernichtet wurden.


    Da das Lupanar und der Laden hier von einer Gruppe angegriffen wurden, müssen wir davon ausgehen dass Corvus eine kriminelle Gruppierung ist. Oder das von einer solchen Gruppierung der Redelsführer Corvus genannt wird", sagte Lurco, warf die Schädel kurz in die Luft und fing sie wieder auf.


    "Niemand außer uns darf Waffen tragen, die Täter können noch nicht so weit gekommen sein. Wir sollten alle zur Verfügung stehenden Kräfte mobilisieren und die Subura sofort durchkämmen. Jeder der eine Stichwaffe bei sich trägt, muss verhaftet und unter schräfsten Bedingungen verhört werden.


    Die Frage ist, wer hat ein Interesse daran, dass das Lupanar abfackelte?
    Oder dieser Laden?
    Wer steht in direkter Konkurrenz?


    Die Mörder haben den Ladenbesitzer erstochen und auch einen Mann draußen vor der Tür. Also wer einen Dolch mit sich führt, ist schon Tatverdächtig. Was sagst Du Optio?", fragte Lurco und schaute Scato an.


    "Also meine Eierbehandlung hatte er ganz gut überstanden, gut das Du ihm geholfen hast", grinste Lurco, blinzelte aber dabei, dass es nur ein Scherz war.

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