[Officium] Gaius Iulius Caesoninus

  • Beim Hören der Worte des annaäischen Abgesandten hoben sich Caesoninus Brauen ein wenig. „Tu ich das?“ fragte er rhetorisch. „Nun, dann habe ich dich wirklich falsch verstanden, denn ich hatte deine Worte so aufgefasst, dass du ein Vieraugengespräch wünschst, was natürlich nur unter Anwesenheit einer weiteren weiblichen Person möglich gewesen wäre, wenn der Inhalt schon nicht für meine Ohren bestimmt sein sollte. Wir wissen ja wie es um die Gefühle der beiden zueinander steht, ich hätte es ihm da schon nicht missgönnt, hätte er private Liebesschwüre an meine Cousine ausrichten lassen wollen“ hätte sich jetzt ein gleichberechtigter Römer vor ihm befunden, Caesoninus hätte zur Unterstreichung seines kleinen Scherzes jetzt gezwinkert, wie das eben oft seine Art war. Bei einem in der Rangordnung tiefer stehenden Mann wie Selenus begnügte er sich jedoch mit einem Lächeln.


    Dann also ein Gespräch zu dritt, ohne die Coqua. Ich habe jetzt wie auch morgen Zeit, wünschst du dieses also heute oder ebenfalls morgen?
    Caesoninus wusste leider überhaupt nicht welches spezielle Wissen er besitzen sollte, das er angeblich sowieso schon richtig anzuwenden wusste, doch vielleicht erfuhr er das auch noch im Laufe der nächsten Zeit.

  • Zitat

    Original von Angus
    Äh, was war das denn? Kaum stand Iduna neben mir im Officium des Iulier, begann sie auch schon loszulegen. Gerade noch hatte ich ihm verkündet, dass wir mit ihm sprechen wollten, da sprudelten ihre Worte auch schon aus ihr heraus wie ein Quellfluss. Wahrscheinlich guckte ich gerade ziemlich dumm aus der Wäsche und so fühlte ich mich auch. Eigentlich hatte ich gehofft, Iduna würde in dieser Sache besonnener und diplomatischer vorgehen. Doch das war die Holzhacker-Methode!
    Ich war ziemlich perplex, denn gerade sie war es doch, die darauf bestanden hatte, nichts mehr zu tun, was den Iulier verärgern konnte. Sie hatte ihm nicht mal Zeit eingeräumt, um sich zu äußern, Vielleicht hatte er gar keine Zeit für uns. Iduna aber schien das alles nicht weiter zu stören. Sie kam sofort zur Sache und legte ihm sozusagen den Gladius an die Kehle.
    Ich räusperte mich und trat einen Schritt nach vorne. „Verzeih bitte, Dominus. Wir würden gerne mit dir über unsere Tochter sprechen.“ Hoffentlich hatte Iduna nun nicht alles schon verdorben.


    Caesoninus hatte gerade über ein paar Dokumenten bezüglich seiner Funktion als Vigintivir gesessen, als das chaotische Duo bei ihm hereingepurzelt war. Offenbar hatten sie sich nicht besonders gut abgesprochen, denn jeder der beiden versuchte der Gesprächsführer ihrer Partei zu sein. Angus stellte den besonnenen, diplomatischen Part dar, der zuerst einmal vorfühlen hätte wollen, ehe er auf sein Anliegen zu sprechen kam, während Iduna das kopflose Huhn war, das gleich mit der Tür ins Haus fiel.
    Innerlich musste er zugeben, dass der Auftritt des chaotischen Duos ihn erheiterte mit ihrer komischen Art (im Sinne von „Komik“), doch nach außen hin bewahrte er eine neutrale und erwartungsvolle Fassade, was ihr unangekündigtes Erscheinen zu bedeuten hatte.
    Was der Grund für diesen kleinen Besuch war hatte Angus ja schon angedeutet (und Iduna dann mit Pauken und Trompeten hinausposaunt), es wunderte Caesoninus direkt, dass Angus so feinfühlig in einer Gesprächsanbahnung agieren konnte, wo er ihn ja bislang eher als aufbrausende „Livia Numero Zwo“ kennengelernt hatte. Zweifellos ein Pluspunkt für ihn. Sie wollten also dass er ihr Kind entließ. Das war natürlich ein äußerst folgenschwerer Akt für alle Beteiligten.
    Er lehnte sich in seinem Sitz zurück, legte die Fingerkuppen aneinander und ließ einen milde interessierten Blick auf den beiden ruhen.
    Ich soll also die kleine Tochter freigeben, warum sollte ich das tun?
    Mal sehen welche Argumente sie sich überlegt hatten und ob etwas besseres dabei war als die platte Aussage einer „liebenden Mutter, die es halt einfach später mal besser für ihr Kind haben wollte“, denn nach dieser Logik müsste jedes Sklavenneugeborene sofort nach der Geburt befreit werden, um den Müttern eine Freude zu machen...
    Es versprach auf jeden Fall halbwegs interessant zu werden. Ob er mit sich selbst eine Wette abschließen sollte, wann spätestens Angus während des Gesprächs einen neuerlichen Wutanfall bekommen würde?

  • Eigentlich hatte sich die Rothaarige kaum Gedannken darüber gemacht, wieso ihr Dominus die Tochter seiner beiden Sklaven aus dem Sklavenstand befreien sollte. Aislin sollte, wenn sie älter war, ein selbst bestimmtes Leben führen. Sollte nicht ständig in Angst leben müssen, man könnte sie am nächsten Tag auf dem Sklavenmarkt verkaufen. Doch waren diese Argumente stichhaltig, um ihren Dominus davon zu überzeugen der kleinen Halbgermanin die Freiheit zu schenken? Schließlich hatte der Iulier sie alle in der Hand.


    Bei diesem Gedanken spürte Iduna wie ihr Herz hastiger in der Brust pochte. Nein. Sie durften nicht versagen. Dies waren sie zumindest ihrer Tochter schuldig. Und wenn sich der Römer quer stellte? Nun ja. Dann hätten sie es zumindest versucht und wären kläglich gescheitert. Mit einer abrupten Kopfbewegung verscheuchte die Rothaarige sämtliche störenden Gedanken und betrat an Angus Seite das Officium ihres Dominus.


    Eigentlich sollte sich die kleine Germanin im Hintergrund halten und der Kelte das Wort an ihren Dominus richten. Doch die Emotionen überrollten Iduna und lockerten ihre Zunge. Sodass ihre Worte ungehindert über ihre Lippen sprudelten. Kaum war das geschehen, wurde ihr bewusst das sie die Zukunft ihrer Tochter möglicherweise gerade selbst begraben hatte. Erschrocken blickte Iduna ihren Ehemann an und wagte es tatsächlich auch ihrem Dominus einen verzweifelten Blick entgegen zu werfen.


    “Dominus ich.. habe nicht nachgedacht und unbedacht gesprochen. Bitte verzeihe mir.“
    Vorsichtig hatte die kleine Germanin nach Angus Hand gegriffen und drückte diese vorsichtig.
    “Unsere Tochter Aislin soll ein besseres Leben haben als wir es jemals haben werden. Sie soll sich zu einem selbstbestimmten Mädchen heranwachsen. Unter unserer Führung. Bis es so weit ist, sie von uns zu geben. Ich wünsche mir das meine kleine Aislin nicht mit der Angst leben muss verkauft zu werden. Oder vergewaltigt.“
    Jenes letzte Wörtchen sprach Iduna äußerst leise aus. Und starrte auf den Boden zu ihren Füßen. Ihre Finger hatte sie dabei äußerst fest mit dem Mann an ihrer Seite verwoben.

  • Anscheinend hatte er zu viel erwartet, denn Iduna hatte genau das ausgesprochen, was er schon zuvor als ihre Worte erwartet hatte.
    Ja mehr noch. Der letzte Satz hatte dazu geführt, dass sich Caesoninus‘ Blick merklich verdüstert hatte.


    Aislin ist Sklavin der Gens Iulia und derzeit sieht es auch nicht danach aus, als ob sich das die nächsten Jahre ändern würde. Hast du also gerade im Ernst gesagt, dass sich jemand von meiner edlen Familie an ein junges Sklavenmädchen vergreifen würde? Oder schlimmer noch, behauptest du das von mir?


    Eigentlich hatte er auch noch sagen wollen, dass Aislins gesellschaftlicher Status sie nicht daran hindern würde trotzdem eine selbstbewusste Frau werden zu können, wo doch die Iulier für gewöhnlich gut für ihre Sklaven sorgten, doch der durch die Sklavin herbeigeführten Situation halber ließ er dies vorerst ungesagt. Iduna sollte ruhig die Tragweite ihrer scheußlichen Worte spüren, wenn sie ernsthaft behauptete die Iulier würden Kinder vergewaltigen!


    Caesoninus ließ viele Dinge durchgehen und machte auch gern den einen oder anderen Scherz mit, aber wenn es um die Familienehre, oder seine eigene dignitas ging verstand er keinen Spaß.

  • Innerlich schalt sie sich eine Närrin. Wie hatte sie nur denken können das ihr Dominus auf ihre Wünsche reagierte. Sie war eine Sklavin. Nicht mehr wert als ein atmender Gegenstand. Wie ihr der Flavier mehrfach eingebläut hatte. Doch Caius Flavius Scato weilte nicht mehr auf diesem Erdenrund. Somit verdrängte die Rothaarige jene Gedanken an ihren früheren Dominus. Schließlich sollte es in diesem Gespräch einzig und alleine um ihre Tochter gehen. Und doch schien die Rothaarige mit ihren Worten etwas in dem Iulier ausgelöst zu haben. Denn dessen Miene verdüsterte sich. Dies konnte Iduna aus dem Augenwinkel erkennen.


    Waren ihre Worte unbedacht gesprochen? Hatten sie sich zu wenig Gedanken gemacht? Oder hatte Iduna bei ihrer Wortwahl nicht aufgepasst? Sie wollte doch nur das ihre Tochter das Joch der Sklaverei von den Schultern streifen konnte. Bei seinen Worten starrte die junge Frau mit großen Augen zu ihrem Dominus empor. Bevor sie sich an Angus klammerte und mit leisem schluchzen zu Boden glitt.
    “Dominus. Bitte. Ich flehe dich an. Mit meinen Worten wollte ich nichts schlechtes über die Gens Iulia ausdrücken. Niemals würde ich diese schrecklichen Worte in Bezug auf deine Familie in den Mund nehmen.“
    Flüsterte die rothaarige Sklavin und blickte mit tränenfeuchten Augen zu dem Römer empor. Denn noch immer kauerte Iduna auf dem Boden.


    “Bestrafe mich für meine kopflosen Worte, wenn du das wünschst Dominus.“
    Während sie sich unbewusst gegen Angus Beine lehnte. Denn der Kelte stand doch noch immer neben ihr, oder?

  • Das hast du aber, wo du ja weißt, dass deine Tochter vermutlich niemals eine andere Herrschaft als die Iulier haben wird! Wer also sonst außer ein Iulier sollte ihr dann deinen Worten nach sowas antun!“ schalt Caesoninus seine Sklavin. Den Einwand um eine Bestrafung ignorierte er. Caesoninus‘ Ärger war schon wieder abgeflaut, wo es ja bloß die Worte einer ungebildeten Unfreien gewesen waren, deren Meinung nicht weiter wichtig war.


    Das war also Idunas „Argumentation“ gewesen, nicht gerade beeindruckend (sogar eher destruktiv), mal sehen ob Angus mehr für seine Tochter rausholen konnte. Caesoninus nickte zu Angus hinüber zum Zeichen dass er jetzt dran war. „Was hast du mir in Aislins Sache zu sagen, warum ich sie freilassen sollte und das einfach so?

  • Der Iulier ließ sich zwar nichts anmerken, doch was hätte ich dafür gegeben, seine Gedanken zu lesen, als Iduna ihn auf diese Weise regelrecht überfallen hatte. Ob dies ein schlechtes oder ein gutes Omen war? Wie hatte sie nur so einfältig sein können, um zu glauben, dass er Aislin freigeben könnte, sobald sie diesen Wunsch vor ihm äußerte. Ich für meinen Teil hätte dieses Gespräch ganz anders begonnen. Wie hatte ich auch so dumm sein können, um mich darauf einzulassen, dass ich das Reden der Germanin überlassen wollte? Aber so war es eben, wenn man dem Weibsvolk das Wort überließ! Ob ich mit meinem Einwurf noch etwas retten konnte, musste sich noch herausstellen.


    Der Römer fragte doch tatsächlich nach unseren Beweggründen, als ob das nicht offensichtlich war! Oder glaubte er etwa, zwei Barbaren wie uns hatte nichts Besseres passieren können, als dass man uns versklavt hatte? Wir mochten vielleicht in seinen Augen Barbaren, doch waren wir in erster Linie auch Eltern und hatten damit eine Verantwortung übernommen. Dementsprechend gestaltete sich dann auch Idunas Argumentation. Sie wollte, dass es der Kleinen einmal besser ging und dass sie nicht befürchten musste, etwas zu erleiden, was sie gar nicht wollte. Als Beispiel nannte sie dafür Vergewaltigung. Ich spürte sofort die Veränderung in ihrer Stimme. Dann war da noch ihre Hand, deren Finger sich mit meinen Fingern verwebten. Ich wusste genau Bescheid, worauf sie dabei hinaus gewollt hatte und auch ich sah in diesem Moment ganz schuldbewusst zu Boden. Es würde niemals vergessen werden, was ich ihr angetan hatte, obgleich auch ich dazu gezwungen worden war.


    Doch mit genau dieser Begründung hatte Iduna unwissentlich in ein Wespennest gegriffen und die ganze Brut schickte sich nun an, sich gegen sie zu verbünden. Der Iulier fühlte sich nun persönlich angegriffen und er meinte doch allen Ernstes, dass niemand seiner ehrenhaften Familie unserer Tochter etwas antun wolle. In mir keimte schon wieder die Wut. Dieser Wicht hatte doch keine Ahnung, wozu Menschen fähig waren. Wozu er und seinesgleichen fähig waren! Wir beide hatten es am eigenen Leibe miterlebt. Uns musste man nichts mehr erzählen! Doch ich hielt mich weiter zurück. Das war im Augenblick sicher das Klügste.


    Iduna erkannte auch hier ihren vermeintlichen Fehler und sank vor ihm auf die Knie. Ich merkte, dass hier etwas ganz gewaltig schief lief, denn ganz gleich, was man dem Iulier zur Antwort gab, würde er ihm ein passendes Gegenargument einfallen, was dagegen sprach. „Steh auf, mein Herz“, sagte ich leise zu ihr und hielt ihr meine Hand entgegen, damit sie sich daran hochziehen konnte.
    Letztendlich sprach er dann mich an und fragte mich nach meiner Meinung. Doch ich machte mir wenige Hoffnungen, dass ausgerechnet ich ihm das Argument lieferte, was er als richtig erachtete und durchgehen ließ. Doch ich konnte es ja versuchen.


    „Nun, natürlich wollen alle Eltern nur das Beste für ihr Kind, damit es ihm später einmal besser geht. Doch wir beide – Iduna und ich – wurden nicht als Sklaven geboren. Wir wissen, wie es ist, einen freien Willen zu haben und nach dem zu streben, was unserer Meinung nach das Richtige ist. Es besteht sicher kein Zweifel daran, dass es Aislin in deinem Hause gut ergehen wird. Doch was ist mit ihren Träumen und ihren Wünschen? Ihrem Streben nach Glück und allem, was ihr in ihrem Leben wichtig sein wird. Vielleicht möchte sie eines Tages heiraten. Das könnte sie nicht, wenn sie eine Sklavin wäre. Gut, sie könnte mit einem Gefährten zusammenleben, wie es ihre Mutter tut. Doch sie müsste jeden Tag damit rechnen, dass man ihr diesen Gefährten wegnimmt. Flavius Scato gab mir vor vielen Monaten die Erlaubnis, Iduna als Gefährtin zu nehmen. Inzwischen haben wir zweimal den Besitzer gewechselt. Dir Dominus könnte es morgen einfallen, uns dieses Privileg zu nehmen und wir könnten nichts dagegen tun. Außerdem… ich habe schon einmal ein Kind verloren. Ich konnte nichts dagegen tun, sondern musste dabei zusehen, wie es stirbt. Deshalb… deshalb bitten wir dich, Dominus.“ Damit beendete ich meinen leidenschaftlichen Monolog.

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus


    Leidenschaftlich hatte Iduna ihre Sehnsucht auf die Freilassung ihrer Tochter hervor gestoßen. Während ihr Mutterherz blutete. Sie wollte doch nur das Aislin ein besseres Leben erhielt. Ein Leben das nicht in römischen Ketten endete. Doch offensichtlich sah dies ihr Dominus anders. Denn der Ärger über Idunas Worte war deutlich in des Römers Stimme zu vernehmen. Sodass die Germanin mit einem erstickten schluchzen zu Boden sackte.
    “Aislin soll ein besseres Leben erfahren.“
    Murmelte Iduna mit leiser Stimme und biss sich sogleich auf die Unterlippe. Hatte sie nun alles zunichte gemacht? Und das nur weil sie auf ihr Herz gehört hatte? Verzweifelt blickte die am Boden Kauernde zu dem Kelten empor. Und ergriff vorsichtig seine ihr entgegen gestreckte Hand. Vorsichtig ließ sie sich von Angus auf die Füße ziehen. Und blieb mit gesenkten Kopf vor ihrem Dominus stehen. Hatte sie Aislins Zukunft für immer zerstört?



    Zitat

    Original von Angus


    Ihre Worte nahm ihr Dominus wohl nicht zu ernst. Denn sonst hätte er sich nicht bereit erklärt auch Angus Vorschlag anzuhören. Vorsichtig drückte Iduna die Hand ihres Ehemannes und befeuchtete vor innerer Nervösität ihre Unterlippe. Vielleicht hatte Angus Argumentationen mir denen er ihren Dominus zum Umdenken bewegen konnte? Angespannt verharrte der Rotschopf an Ort und Stelle. Und tatsächlich waren auch Angus Worte von Leidenschaft gwtränkt. Während Iduna innerlich Hoffnung schöpfte. Vielleicht waren es genau diese Worte die ihr Dominus hören wollte und die sein Herz erweichten?

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Beim Hören der Worte des annaäischen Abgesandten hoben sich Caesoninus Brauen ein wenig. „Tu ich das?“ fragte er rhetorisch. „Nun, dann habe ich dich wirklich falsch verstanden, denn ich hatte deine Worte so aufgefasst, dass du ein Vieraugengespräch wünschst, was natürlich nur unter Anwesenheit einer weiteren weiblichen Person möglich gewesen wäre, wenn der Inhalt schon nicht für meine Ohren bestimmt sein sollte. Wir wissen ja wie es um die Gefühle der beiden zueinander steht, ich hätte es ihm da schon nicht missgönnt, hätte er private Liebesschwüre an meine Cousine ausrichten lassen wollen“ hätte sich jetzt ein gleichberechtigter Römer vor ihm befunden, Caesoninus hätte zur Unterstreichung seines kleinen Scherzes jetzt gezwinkert, wie das eben oft seine Art war. Bei einem in der Rangordnung tiefer stehenden Mann wie Selenus begnügte er sich jedoch mit einem Lächeln.


    Dann also ein Gespräch zu dritt, ohne die Coqua. Ich habe jetzt wie auch morgen Zeit, wünschst du dieses also heute oder ebenfalls morgen?
    Caesoninus wusste leider überhaupt nicht welches spezielle Wissen er besitzen sollte, das er angeblich sowieso schon richtig anzuwenden wusste, doch vielleicht erfuhr er das auch noch im Laufe der nächsten Zeit.


    Offensichtlich war der Iulier etwas erstaunt. Das konnte Selenus ihm nicht verdenken, denn er, Selenus, war ja nicht eingeweiht in das, was Florus und der Iulier sich gegenseitig erzählt hatten.


    Für mich sind beide Varianten möglich. Ich möchte euch hiermit keine Umstände machen, also richte ich mich nach euren Möglichkeiten.


  • Caesoninus hörte sich Angus' Rede an. Wenigstens schaffte dieser nicht auch gleich das "Kunststück" um die Freiheit seiner Tochter zu bitten und im gleichen Atemzug die Gens Iulia zu beleidigen, immerhin etwas. Sie wollten also, dass er Aislin freigab, weil ihnen die Willkür eines Herrn nicht gefiel. Schön, aber so war nun einmal das Leben. Jeder musste mit dem fertig werden und das beste daraus machen was eben dieses einem bot, ganz gleich auf welcher Stufe der Gesellschaft man sich befand und wer man war. Für alle galten diese Regeln gleich, ohne Abkürzungen.


    Doch genau darum baten die beiden Elternteile ihn gerade für ihre Tochter, um eine Abkürzung. "Ihr habt eure Argumente vorgetragen, teils besser, teils.. schlechter. Ich kann mir schon denken wieso ihr die Freiheit für das Sklavenmädchen wollt, doch wenn ihr zu euch selbst ehrlich seid habt ihr euch das zum jetzigen Zeitpunkt nicht verdient angesichts eurer jüngsten Taten." Dabei sah er danach einmal abwechselnd Angus (Resepektlosigkeit, Rebellion), dann Iduna (Schlimme Ehrverletzung der Gens Iulia) an. "Und als Geschenk dafür soll ich euch auch noch die Tochter freigeben? Nein. Doch ich bin kein Unmensch, weshalb ich euch eine Frist von zwei Jahren gebe innerhalb derer ihr euch bewähren könnt. Seid ihr innerhalb dieser Frist vorbildhafte Mustersklaven könnt ihr nach dieser Zeitspanne noch einmal zu mir kommen und wir sehen uns diese Sache an. Das wäre alles. Ihr könnt gehen." Und zum Zeichen dafür, dass das Gespräch beendet war nahm Caesoninus das Blatt Papyrus vor sich zur Hand und begann die darauf stehenden Zahlen zu studieren.

  • Zitat

    Original von Selenus
    Offensichtlich war der Iulier etwas erstaunt. Das konnte Selenus ihm nicht verdenken, denn er, Selenus, war ja nicht eingeweiht in das, was Florus und der Iulier sich gegenseitig erzählt hatten.


    Für mich sind beide Varianten möglich. Ich möchte euch hiermit keine Umstände machen, also richte ich mich nach euren Möglichkeiten.


    Caesoninus nickte. "Schön, dann sprechen wir jetzt, wo wir schon Mal alle hier versammelt sind. Einen Moment bitte." Er stand auf und ging vor die Tür. Ein Blick nach links und nach rechts, aber da war niemand im Atrium. Also ging er etwas den Weg nach rechts und durchquerte sogar das Tablinum, bis ihm endlich vor der Culina einer der Haussklaven über den Weg lief. "Terentius! Hole mir Iulia Stella herbei und schicke sie zu mir in mein Officium!" Der Angesprochene nickte und beeilte sich dem Befehl nachzukommen. Dann kehrte Caesoninus wieder zu Selenus zurück und ließ beim hereinkommen die Tür hinter sich offen. Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. "Noch etwas Wein? Sie wird gleich hier sein."

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Caesoninus hörte sich Angus' Rede an. Wenigstens schaffte dieser nicht auch gleich das "Kunststück" um die Freiheit seiner Tochter zu bitten und im gleichen Atemzug die Gens Iulia zu beleidigen, immerhin etwas. Sie wollten also, dass er Aislin freigab, weil ihnen die Willkür eines Herrn nicht gefiel. Schön, aber so war nun einmal das Leben. Jeder musste mit dem fertig werden und das beste daraus machen was eben dieses einem bot, ganz gleich auf welcher Stufe der Gesellschaft man sich befand und wer man war. Für alle galten diese Regeln gleich, ohne Abkürzungen.


    Doch genau darum baten die beiden Elternteile ihn gerade für ihre Tochter, um eine Abkürzung. "Ihr habt eure Argumente vorgetragen, teils besser, teils.. schlechter. Ich kann mir schon denken wieso ihr die Freiheit für das Sklavenmädchen wollt, doch wenn ihr zu euch selbst ehrlich seid habt ihr euch das zum jetzigen Zeitpunkt nicht verdient angesichts eurer jüngsten Taten." Dabei sah er danach einmal abwechselnd Angus (Resepektlosigkeit, Rebellion), dann Iduna (Schlimme Ehrverletzung der Gens Iulia) an. "Und als Geschenk dafür soll ich euch auch noch die Tochter freigeben? Nein. Doch ich bin kein Unmensch, weshalb ich euch eine Frist von zwei Jahren gebe innerhalb derer ihr euch bewähren könnt. Seid ihr innerhalb dieser Frist vorbildhafte Mustersklaven könnt ihr nach dieser Zeitspanne noch einmal zu mir kommen und wir sehen uns diese Sache an. Das wäre alles. Ihr könnt gehen." Und zum Zeichen dafür, dass das Gespräch beendet war nahm Caesoninus das Blatt Papyrus vor sich zur Hand und begann die darauf stehenden Zahlen zu studieren.


    Aus Iduna hatte wahrlich das blutende Herz einer liebenden Mutter gesprochen. Denn sonst wäre sie garantiert nicht sogleich mit der Türe ins Haus gefallen. Nur war Idunas Auftritt nicht gerade das was ihr Dominus hören wollte. Und so zuckte Cheruskerin augenblicklich zusammen und schlug ihren Blick nieder. Während ihr Herz rasend in der Brust pochte. Wie würde ihr Dominus reagieren? Hatte er vielleicht doch ein Herz und würde sich Idunas Wunsch durch den Kopf gehen lassen?


    Nein. Das hatte ihr Dominus nicht. Während Idunas Lippen ein tonloser Aufschrei entwich und sie sich unwillkürlich an Angus klammerte. Der Römer war mit ihnen nicht zufrieden und verweigerte aus diesem Grund seinen Segen? Aus großen Augen blickte die Cheruskerin schließlich zu ihrem Dominus empor.
    “Dominus, bitte.“
    Wisperte die Rothaarige. Löste sich von Angus und streckte dem Römer gar flehend ihre Hände entgegen.


    “Wir werden der Gens Iulia und besonders dir Dominus keinen Schaden und keine Schande bereiten.“
    Hoffentlich würde Angus diesmal schweigen.
    “Danke Dominus das du uns angehört hast.“
    Schließlich verneigte sich die Rothaarige demutsvoll vor dem Römer. Und verließ rückwärts gehend und mit gesenkten Köpfchen das Officium des Iuliers. Hoffentlich würde ihr Angus folgen.

  • Von Anfang an hatte ich nicht viel von dieser Unterredung gehalten und war nur Iduna zuliebe mitgegangen. Wie hatte sie auch glauben können, dass alleine die Äußerung eines Wunsches den Iulier dazu bewegen konnte, unsere Tochter freizugeben? Hatte sie denn inzwischen nicht lange genug unter den Römern gelebt, um deren Mentalität zu verstehen? Für sie zählte nicht das Menschliche oder das Emotionale, sie handelten nach ihrer Ratio und diese wurde nur durch den materiellen Wert einer Sache bestimmt. Für ihn waren wir nichts mehr, als Sachen, die man gebrauchen, verkaufen oder im schlimmsten Falle wegwerfen konnte. Es tat mir Leid für sie, dass sie das immer noch nicht begriffen hatte. Aber vielleicht hatte sie sich auch blenden lassen, von seinen Worten oder Taten. Doch was hatte sie letztendlich gewonnen? Nichts, rein gar nichts! Sie war sogar auf diesem schmalen Grat, auf dem sie gegangen war, gestrauchelt und wäre beinahe noch gänzlich in Ungnade gefallen, als sie in ihrer Naivität seine Familie beleidigte.


    Nun klammerte sie sich an mich, so dass ich ihren Schmerz fühlen konnte. Auch mir ging es nahe, dass sie der Realität auf diese Weise ins Auge blicken musste. Da konnte auch ihr letzter Versuch, ihn umzustimmen nichts ändern. Sie hatte von mir abgelassen und streckte dem Iulier nun bittend die Hände entgegen. Sanft legte ich meine Hand auf ihre Schulter, um sie davon abzuhalten. „Lass gut sein, Liebes!“, sagte ich leise. Schließlich besann sie sich und schob ihre Sentimentalität beiseite.


    Als Iduna sich zurückzog, wollte ich ihr zunächst folgen, doch dann beschloss ich, doch noch einen Moment zu verweilen. Mir war klar, dass dies nicht der beste Zeitpunkt war, um mit dem Iulier alleine zu sprechen. Nicht nachdem was gerade geschehen war. Doch ich befürchtete, dass sich vielleicht in nächster Zeit nur wenig Gelegenheit dazu ergab. Also machte ich einen Schritt nach vorne, statt zurück zur Tür, als Iduna das Officium verlassen hatte.
    „Dominus, bitte noch auf ein Wort!“, bat ich ihn um seine Aufmerksamkeit.

  • Ich hatte mich noch schnell umgesehen, um mich zu vergewissern, dass sie tatsächlich fort war. Doch die Tür war inzwischen geschlossen. Dann wandte ich mich schließlich wieder dem Iulier zu, der zu mir aufsah. Bevor ich mein Anliegen vorbrachte, räusperte ich mich.
    Vielleicht wäre es eh besser gewesen, wenn nur ich gesprochen hätte und Iduna nicht den Vortritt gelassen hätte. Doch sie war so von ihrer fixen Idee überzeugt gewesen.
    „Dominus, bitte vergib Iduna! Ihre Worte waren unüberlegt und sie wollte dich ganz gewiss nicht erzürnen. Doch wenn es um unsere Tochter geht, dann kann sie wie eine Löwenmutter sein. Außerdem hatte ich ihr vorher schon gesagt, dass es sinnlos ist, dir ihren Wunsch vorzutragen. Aber sie wollte ja nicht auf mich hören.“ Dann entstand eine Pause, denn eigentlich wollte ich nicht nur wegen Idunas Benehmen um Verzeihung bitten. Es gab noch einiges anderes, was zwischen uns geklärt werden musste. Doch dieser nächste Schritt war mit Sicherheit der Schwerste, den ich bislang gehen musste.


    „Dominus, ich wollte dir noch sagen, dass es mir leid tut, wie ich mich benommen habe. Ich weiß, ich hatte nicht das Recht dazu. Doch ich war im Sorge… um Iduna. Der Flavier… Dominus Scato hatte mir gestattet, sie mir als meine Gefährtin zu nehmen. Nach allem was ihr zugestoßen ist, sah ich mich in der Pflicht, mich um sie zu kümmern. Doch nun ist alles anders. Der Flavier ist tot und wir sind nun… dein Eigentum…“ Wieder stockte ich. Es hatte mich schon einiges an Überwindung gekostet, ihn um Verzeihung zu bitten. Doch was nun noch folgen sollte, kostete mich noch viel mehr Überwindung.
    „Und somit hast du auch das Recht, sie zu nehmen, wann immer es dir beliebt.“ Alleine schon der Gedanke hätte mich in Raserei versetzt. Doch ich hatte Iduna versprochen, mich zu mäßigen. So spürte ich lediglich wie sich meine Muskeln anspannten, als ich weitersprach.
    „Das Einzige, worum ich dich bitten möchte, Dominus, reiße unsere kleine Familie nicht auseinander. Ich verspreche dir, ich werde alles tun, was du von mir verlangst. Wirklich alles! Aber nimm sie mir nicht weg!“

  • Caesoninus legte das Blatt aus der Hand und setzte sich aufrechter hin zum Zeichen, dass er Angus seine volle Aufmerksamkeit widmete. Immerhin war er sein Schutzbefohlener und ganz im Sinne der iulischen Familientradition bemühte er sich einen guten Umgang mit untergebenen Sklaven zu pflegen, sofern sie sich dieses Privilieg verdient hatten. Für Angus war das natürlich ein etwas weiterer Weg als für Iduna, angesischts seines ersten Auftretens, doch offenbar wollte er davon gerade versuchen wieder ein wenig etwas wieder gut zu machen, was ihm sein Dominus positiv anrechnete. Reue und Respekt waren immer die richtigen Schritte zu einer positiven wechselseitigen Beziehung, in diesem Falle die von Herr-Sklave. Als erstes stand eine Entschuldigung für Iduna an. Ebenfalls positiv, dass er es versuchte, doch diese Angelegenheit war ja für ihn sowieso schon vergessen. Iduna hatte ihre Strafe schon erhalten und damit war für Caesoninus diese Sache erledigt. Das geborene Kind, Aislin, hatte Angus wohl wirklich tief verändert. Vom rauflustigen Wüstling zum emotionalen, sorgenden Vater. Caesoninus wusste jedenfalls welcher von beiden Rollen er den Vorzug geben wollte und deshalb war seine folgende Bitte keinesfalls unnatürlich.


    Nachdem Angus fertig war stand Caesoninus auf und ging hinüber zu der Kommode wo er den Wein für Gäste aufzubewahren pflegte. Er goss etwas Rebensaft in einen Becher und verdünnte ihn mit etwas Wasser (schließlich waren sie hier keine Barbaren.. oder.. zumindest er nicht) und kam dann wieder zurück. Er stellte ihn vor Angus ab und setzte sich dann neben ihn auf die Tischplatte, womit der Schreibtisch als trennendes Subjekt nicht mehr zwischen ihnen war und das weitere Gespräch mehr einen freundschaftlicheren, als offiziellen Charackter erhalten würde. Ein Bein hatte Caesoninus angezogen, das andere baumelte vom Schreibtisch herab, als er ihm antwortete: "Ich freue mich, dass du dich bemühst dich zum positiven zu wandeln und ich erkenne deinen Einsatz für Iduna ebenfalls an. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass euer Wunsch um eure Tochter noch nicht völlig ausgeschlagen wurde. Seid ihr die nächsten zwei Jahre in meinem Hause ohne negativ aufzufallen, könnt ihr noch einmal zu mir kommen, das war mein Ernst vorhin. Eure Tochter sollte dann zwei Jahre alt sein, also immer noch jung genug, um sich später an ihre unfreie Zeit nicht mehr erinnern zu können, sollte es wirklich dazu kommen." Caesoninus machte eine kurze Pause.
    Vielleicht hätte er sie auch heute schon freigegeben, hätten sich Angus und Iduna in der Zeit vorher entsprechend benommen, doch so war das nun einmal unmöglich gewesen. Nichts im Leben war umsonst, alles wollte verdient werden.
    "Ich verstehe deine Bitte und ich kann dir bei meiner dignitas das Wort geben, dass ich eure Familie nicht auseinanderreißen werde. So viel ist sicher. Entweder ihr bleibt zusammen bei uns, oder ihr werdet zusammen verkauft, wobei ich dich denke ich gleich beruhigen kann, dass das wohl nicht passieren wird. Wir Iulier pflegen für gewöhnlich unsere Sklaven als Teil der Familie anzusehen und entsprechend dem behalten wir gute Sklaven auch ihr Leben lang und sorgen uns um sie. Da ihr nun Teil unserer Familie seid gilt das auch für euch. Ihr steht unter dem Schutz der Gens Iulia und eure Angelegenheiten sind die unsrigen, genauso wie ihr auch die Familie nach außen hin repräsentiert und eure Taten auf uns und unser Ansehen zurückfallen, sollten es negative Dinge sein." Dabei dachte Caesoninus an dieses kürzlich verkaufte Biest von einem Weib, das ihm nur Probleme bereitet und sich keinesfalls zu bessern versprochen hatte. Es war schön, dass Angus doch noch rechtzeitig von diesem für ihn Unheil versprechenden Pfad abgewichen war seiner Familie wegen, sonst hätte er sich ebenfalls bereits am Sklavenmarkt wiedergefunden. "Gibt es sonst noch etwas was du mir sagen möchtest, Angus?"

  • Ob der Iulier die leiseste Ahnung davon hatte, wieviel Überwindung es mich gekostet hatte, das zu sagen? Besonders den letzten Teil, in dem es um Iduna und Aislin ging. Ich konnte ja schon froh sein, dass er mir wenigsten angehört hatte und mich nicht gleich aus seinem Officium hinausgeworfen hatte. Als ich jedoch geendet hatte und meinen letzten Worten ein Hauch von Verzweiflung nach hing, stand ich mit gesenktem Blick vor ihm. Jetzt hatte er mich da, wo er mich haben wollte. Und ohne es zu wollen, fiel mir wieder Tiberios ein. Der Grieche, den ich vor einer Weile kennengelernt hatte und den ich für sein demütiges Verhalten verachtet hatte. So wie der Grieche wollte ich niemals werden. Eher hätte ich meinem Leben vorher ein Ende gesetzt.


    Doch statt meine demütigende Lage auszukosten und sich darin zu suhlen, erhob er sich, trat zu einer Kommode, in der sich Wein und Wasser befand und schenkte mir einen Becher ein, den er vor mir auf dem Schreibtisch abstellte. Eigentlich war ich kein großer Freund von Wein. Zumal die Römer dieser Unsitte anhingen, das Gesöff auch noch mit Wasser zu verdünnen oder seinen Geschmack mit Gewürzen zu verschandeln. Ein Met oder eine Cervisa wären mir lieber gewesen. Aber ich war nicht in der Position, wählerisch zu sein.
    Etwas verunsichert sah ich auf den Becher, dann zu ihm. Ich musste gestehen, dass ich zunächst sprachlos war. Er setzte sich vor mich auf die Tischplatte, so dass unser Gespräch plötzlich einen ganz anderen Charakter erhielt. Das diese Unterhaltung keinesfalls auf Augenhöhe stattfinden würde, musste mir klar sein. Ein wenig erinnerte ich mich zurück an den Flavier, mit dem ich gelegentlich auch einen Becher Wein geleert hatte. Ich jedoch fühlte mich immer noch befangen und rührte den Becher vorerst nicht an.


    Dem Iulier gefiel natürlich mein Sinneswandel, so dass er noch einmal sein Versprechen von vorhin bekräftigte. Ich wusste jetzt schon, dass die nächsten zwei Jahre nicht einfach werden würden. Weder für mich, noch für Iduna. Und ob ich in zwei Jahren das Wort des Iuliers dann noch für bare Münze nehmen konnte, war fraglich. Denn was hätte mich veranlassen sollen, dem Iulier zu trauen? Trotzdem bedankte ich mich nochmals. Ich fühlte mich elend dabei, wie ein getretener Hund.


    Schließlich gab er mir ein weiteres Versprechen, dass er uns nicht trennen würde. Ja, dass wir ein Teil seiner Familia seien und wir unter seinem Schutz stünden. Wieder bedankte ich mich für seinen Großmut, obwohl er mit keinem Wort erwähnte, ob er nicht doch Anspruch auf Iduna erheben wollte. Ich kam mir dabei noch kleiner und schäbiger vor. Der Becher blieb weiter unberührt. Auch dann noch, als der Iulier mich fragte, ob ich noch etwas zu sagen hätte. Zunächst überlegte ich, ob ich überhaupt noch etwas sagen sollte. Doch dann entschied ich mich doch dafür. Letztendlich wollte ich nicht bis zu meinem Lebensende in der Domus nur die Drecksarbeit machen müssen.


    „Dominus, meinem ersten Dominus, Flavius Scato habe ich bis zu seinem Tod als Custos gedient. Ich glaube, sagen zu können, dass ich all die Jahre meine Sache gut gemacht habe. Zumindest habe ich alle Angreifer, die ihm nach seinem Leben trachteten, abwehren können. Auch eine deiner Verwandten habe ich bereits als Custos gedient, als die Custodes der Iulia verhindert waren. Ich wollte dich daher bitten, zu erwägen, ob ich nicht auch dir auf diese Weise dienen könnte.“ Irgendwie fand ich mich plötzlich neben Tiberios im Staub wieder.

  • Caesoninus war kein Hellseher und so konnte er nicht wissen, dass alle seine Nettigkeiten auf taube Ohren stießen, ja im Gegenteil ihm sogar negativ als Demütigungen ausgelegt wurden, weshalb er dachte, dass alles wunderbar sei. Dass Angus den Wein nicht anrührte war ihm zwar aufgefallen, aber wenn er als Sklave einen guten Tropfen verschmähte, wenn ihm einer schon mal angeboten wurde, dann war das Angus‘ Problem und nicht Caesoninus‘. Er konnte nicht mehr tun als auf ihn zukommend und dialogbereit zu sein, aber Angus würde schon sehen, was er von seiner Interpretation der Dinge hätte.


    Seine letzte Bitte verwunderte ihn dann doch etwas. Angus wollte sein Leibwächter sein? Es war noch nicht allzu lange her, da hatte er seinen Herrn angepöbelt, seine Autorität angezweifelt und sich unangemessen vor ihm benommen und jetzt plötzlich wollte er ihn beschützen??
    Woher kam dieser 180-Grad-Sinneswandel? Caesoninus glaubte kaum daran, dass auch daran Aislin „schuld“ sein sollte. Dass er sich wegen ihr vor Caesoninus besser benehmen wollte gut und schön, jedoch warum sollte er ihr wegen auch auf einmal den dringenden Wunsch verspüren jemanden beschützen zu wollen den er nicht mochte (und Caesoninus wusste dass Angus ihn mochte, gemessen an seinem ersten Auftritt, sowas änderte sich nicht so schnell)? Er traute dieser Sache nicht so recht und Angus traute er genauso wenig. „Ein überraschendes Angebot, wie kommst du auf diesen Wunsch?

  • Statt einer eindeutigen Entscheidung, kam nur eine weitere Frage. Der Iulier schien der Sache nicht so ganz über den Weg zu trauen. Doch glaubte er tatsächlich, dass ich so dumm war, um ihm zu schaden? Damit würde ich nicht nur mich ins Unglück stürzen, sondern auch Iduna und unser Kind. Aber gut, er hatte ja auch allen Grund, misstrauisch zu sein. Ebenso wie ich, denn ich hatte schon mehr als einmal erlebt, dass ein Römer nicht sein Wort gehalten hatte.


    Also versuchte ich meine Bitte zu begründen. „Dominus, Phocylides teilt mich, seitdem ich hier bin, hauptsächlich zum Dienst an den Öfen des Hypocausts ein. Nicht etwa, dass ich harte und schmutzige Arbeit verabscheue. Doch ich finde, dass es eine Vergeudung meiner Fähigkeiten ist. Ich spüre, wie mir das tägliche Training fehlt. Wenn es dein Wunsch ist, kannst du dich gerne selbst von meinen Fähigkeiten überzeugen. Lass mich gegen einen deiner Custodes antreten. Oder noch besser, tritt du gegen mich an, wenn es dir beliebt. Mann gegen Mann, ohne Waffen, nur du und ich.“ Ob er diese Herausforderung ablehnen konnte. So wie ich ihn einschätzte, glaubte ich das nicht. Nun griff ich doch zu dem Becher und nippte zunächst daran. Wider Erwarten schmeckte der Wein nicht schlecht, so dass ich dann noch einen Schluck davon trank.

  • Angus bekam also Aufgaben aufgetragen die ihm nicht gefielen. Er sei also bei den Heizöfen verschwendet. Sooo sehr stimmte das auch wieder nicht. Sollte er wirklich mal Leibwächter gewesen sein, dann war er dementsprechend auch körperlich gut trainiert, also genau richtig für jene Arbeiten die ihm der Maiordomus auftrug. Aber sei's drum.


    Caesoninus' Brauen schnellten erst so richtig in die Höhe, als er die nächste Cervisiaidee* von seinem jüngsten Sklavenzugang zu hören bekam. Angus, ein unfreier barbarischer Sklave, hatte ihn Caesoninus, einem freien Römer, gerade ernsthaft zu einem Faustkampf herausgefordert! Er war sich mehr als sicher, dass das höchst unstandhaft wäre sich mit einem untergebenen Sklaven zu prügeln und er kannte genug gut betuchte Männer von Stand, die Angus jetzt in weiterer Folge mindestens kreuzigen lassen hätten aufgrund seiner respektlosen und frevelhaften Idee, aber Caesoninus dachte anders. Immerhin hatten die Iulier eine ziehmlich bodenständige Herkunft und von den oberen Hundert der Bessergestellten gab es wohl keinen, oder nur sehr wenige, die sich noch besser als er sich in der Subura auskannten und sich dort zuhause fühlten.
    So kam es auch, dass Caesoninus zu grinsen anfing, anstatt Angus zu bestrafen, oder gar töten zu lassen. "Du willst also unbedingt eine gehörige Abreibung vom Chef persönlich? Gut die sollst du haben! Morgen Nachmittag im Hortus und nun geh."


    Sim-Off:

    * = Ich denke kaum, dass die Römer schon Schnaps gekannt haben :D

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