Wie hat dich ein Gott, Medea, gestürzt / In verschlingende Strudel des Unglücks! – Eine Pantomime

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus


    Oh ja, und wie ich seine Schmeicheleien genoss! Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit ich solche zum letzten mal erfahren hatte. Die dunklen Tage hatten in den letzten Jahren mein Leben bestimmt. Es hatte kaum Platz für einige Sonnenstrahlen gegeben. Doch jetzt und hier schienen sie sich endlich zu mir hindurch kämpfen zu wollen, so dass es mir vergönnt war, ein wenig von ihrer Wärme in meinem Herzen zu spüren.
    „Nun, offenbar war auch mir Fortuna heute wohl gesonnen, woran ich heute Morgen noch nicht vermocht hatte zu glauben.“ Wie sich mir nun offenbarte, war die Göttin des Glücks in Gestalt meiner Amme zu mir gekommen. Ein Grund, ihr in den nächsten Tagen ein Opfer darzubringen.


    Natürlich hatte der Name ‚Claudia‘ sofort das Interesse meiner neuen Bekanntschaft geweckt. Letztendlich war er mit Tradition und Ehre verbunden. Unsere Familie gehörte zu den ältesten Roms. Ihren Namen zu tragen war mit einer gewissen Verantwortung behaftet. So war es auch ganz natürlich, dass er mich mit dem derzeit wohl prominentesten Mitglied meiner Familie in Verbindung brachte.
    „Der Senator ist mein Onkel. Mein Vater und er waren Vettern,“ ließ ich Iulius wissen. „Ich bin erst kürzlich wieder nach Rom zurückgekehrt, doch ich habe von seinem Projekt gehört.“ Um ehrlich zu sein, war ich seit meiner Rückkehr so sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich kaum Anteil an dem Leben um mich herum oder gar außerhalb der claudischen Mauern genommen hatte. Sogar meine geliebten Exkursionen zu den römischen Märkten hatte ich nicht wieder aufleben lassen. Dieser Theaterbesuch war der erste zaghafte Versuch gewesen, um wieder zurück zu den Lebenden zu finden.
    „Wenn du in jener Baukommission tätig bist, dann bist du gewiss hin und wieder zu Gast in der Villa Claudia,“ mutmaßte ich ohne jeden Hintergedanken. Wobei ich mir vorstellen konnte, wie schön es sein mochte, gelegentlich Besuch zu empfangen.

  • Also doch verwandt!
    Der Onkel! Das dachte ich mir gleich beim Klange deines Namens und den anmutigen Zügen deines hehren Antlitzes. Ein edler Geist pflegt sich zu vererben und ich erkenne beim Blick in deine Augen ohne Zweifel das stolze Wesen der claudischen Sippe. Bestimmt liegen dir viele Freier zu Füßen, die um deine Gunst bulen, um mittels einer Verbindung mit dir wenigstens annähernd dem Genuss des Nektars der Götter gleichzukommen, nicht?“, machte Caesoninus ganz seinem Naturell entsprechend der Dame schöne Augen, ohne die geringste Ahnung zu haben in welche Richtung sich das entwickeln sollte. Sollte es ein einzelnes nettes Gespräch voller Komplimente sein, wo dem jungen Ding ja anzusehen war, dass sie ihr gefielen? Oder sollte er auf etwas dauerhafteres hinarbeiten? Oder doch nur eine rein platonische Bekanntschaft? Denn sein Gefühl sagte ihm, dass er Claudia Agrippina nicht das letzte Mal gesehen hatte, wenn sie eine Nichte des Menecrates war, wo er doch laufend mit dem Senator zu tun hatte. Doch von seiner politischen Karriere oder anderen öffentlichen Funktionen einmal abgesehen war Caesoninus nicht so sehr der Planer, sondern eher der spontane Typ, der lieber im Hier und Jetzt verweilte, als sich den Kopf über die nicht existierende Zukunft zu zerbrechen.
    Ich bin stolz mit deinem Onkel zusammen zu arbeiten, weißt du, denn zumindest von meiner Warte aus betrachte ich uns nach all der gemeinsamen Arbeit und Zeit in der Factio Praesina und beim Stationsprojekt in der Subura als Freunde. Wie der Senator das alles sieht kann ich natürlich nicht sagen. Doch ich bin stolz auf meinen Teil beim Gelingen des Projekts, denn es mehrt nicht nur meine Reputation, sondern steigert vor allem auch die Sicherheit der Bevölkerung in den Armenvierteln. Ein wichtiges Ziel wie ich finde“, schloss Caesoninus seinen kurzen Exkurs über seine Arbeit mit Agrippinas Onkel. Gewiss mochte sich diese Bekanntschaft positiv auf seine neue mit der Nichte auswirken.
    Als die Claudia jedoch die Vermutung fallen ließ, dass er, Caesoninus, bestimmt dann auch öfters in der claudischen Villa anzutreffen wäre, geriet er doch ein wenig ins Grübeln, was wohl der Claudia ihrerseits Beweggründe für diese Aussage sein mochte. Eine harmlose Äußerung? Eine unauffällige Andeutung, sie wäre an einer körperlichen Affäre interessiert? Oder waren doch Gefühle von romantischer Natur im Spiel? Es schien so, als ob beide gerade im dunklen stocherten und so gab er sicherheitshalber eine charmante, aber doch unverfängliche Antwort. Bei Römerinnen aus mächtigen und wohlhabenden Familien konnte man ja schnell in ein Wespennest stechen, wenn man auf das falsche Pferd setzte.
    Ich gebe zu, ich habe die Villa Claudia bislang nur ein einziges Mal von innen gesehen, als ich Senator Claudius Menecrates im Zuge meines Wahlkampfs zum Vigintivir besucht hatte, ansonsten hatten wir uns bis jetzt ausschließlich am Factiogelände, der Rennbahn, oder auf der Baustelle getroffen. Doch jetzt wo ich weiß, dass diese, von den Göttern gesegnete Behausung eine so reizende Schwester der göttlichen Nymphen wie dich, hochverehrte Claudia, beherbergt, will ich gerne öfters auf Besuch kommen, stets dabei hoffend, deiner lieblichen Gestalt ansichtig zu werden.

  • Mein neuer Sitznachbar überschlug sich förmlich mit Komplimenten und stimmte einen wahren Lobgesang auf meine Familie an, wie ich es selten erlebt hatte. Natürlich ruhten wie immer neben mir Elenis Augen und Ohren, die sich rein gar nichts entgehen ließ und mich stets mit einem diskreten Händedruck warnte, wenn Gefahr bestand. Ob hier Gefahr im Verzug bestand musste sich erst noch zeigen. Noch stand Iulius in Elenis Gunst, da sie ihn immer noch für den ‚goldenen Mann‘ hielt. Letztendlich bewegte ich mich in der Öffentlichkeit und hatte auf meinen guten Ruf und das Ansehen meiner Familie zu achten. Als Iulius jedoch die Vielzahl vermuteter Freier erwähnte, hatte er an einem Punkt angedockt, an dem ich sehr empfindlich war. Man sah es mir zwar nicht an, da ich für den heutigen Theaterbesuch meine Trauerkleidung abgelegt hatte, dennoch trauerte ich noch um meinen erst kürzlich verstorbenen Gemahl.
    Doch sollte ich Iulius nun mit der Realität konfrontieren und ihm sagen, dass es keine Freier gab und wenn es nach mir ging auch in naher Zukunft keine geben würde? Ich entschied mich dagegen, denn zum einen kannte ich ihn ja überhaupt nicht und war daher nicht willens mein ganzes Leben vor ihm auszubreiten. Zum anderen hätte ihn die Wahrheit wahrscheinlich verschreckt, was unserer Konversation einen Dämpfer verpasst hätte. So lächelte ich höflich und meinte nur „Gewiss.“


    Man hätte nun denken können, dass meine Zurückhaltung ihn in irgendeiner Weise hätte bremsen können. Dem war aber nicht so. Er fuhr weiter zu verbalen Höchstleistungen auf und pries dabei seine Zusammenarbeit mit meinem Onkel, sei es bei seinem Mitwirken an der Errichtung der Urbaner Station als auch der Arbeit in der Factio Praesina. Ja,ja, vielleicht sollte ich mich in Zukunft auch mehr mit dem Pferdesport beschäftigen.
    Letztendlich erwähnte Iulius noch die Sicherheit der Bevölkerung in den Armenvierteln, was mich dazu bewog, mich nach meinem Custos umzuschauen. Der Skythe saß immer noch friedlich da und machte ein grimmiges Gesicht dabei.


    „Oh ja, die Sicherheit ist immens wichtig! Besonders in den Armenvierteln!“ Zwar hatte ich mich noch nie in meinem Leben in die Subura hinein verirrt noch wusste ich wie die Lebensbedingungen dort waren. Jedoch schien es doch klar auf der Hand zu liegen: je länger man die Unterprivilegierten unter Kontrolle hatte, umso ungestörter konnte sich die Oberschicht, also meinesgleichen, ihrer exzessiven Lebensweise hingeben.


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    Creton


    Gerade als er schließlich darüber sprach, dass sich bislang seine Besuche in der Villa in Grenzen gehalten hätten, erregte mein Custos erneut Aufsehen. Eine Möglichkeit, Iulius von seiner Süßholzrasplerei abzuhalten. Sofort nutzte ich meine Chance. Der Hüne hatte sich urplötzlich wieder von seinem Platz erhoben und knurrte die Zuschauer um ihn herum an. Ich konnte nicht genau sagen, was oder wer ihn gereizt hatte, vielleicht ein Zuschauer, der ihn versehentlich berührt hatte oder jemand, der ihm die Sicht versperrt hatte. Bei letzterem wagte ich zu bezweifeln, dass der Skythe tatsächlich an der Aufführung Interesse hatte.


    „Creton AUS!! PLATZ!!“ ,rief ich erbost in seine Richtung. Zum Glück gehorchte er sofort auf mein Wort und setzte sich wieder. Schnell wandte ich mich Iulius wieder zu. „Du musst bitte entschuldigen, werter Iulius… aber mein neuer Custos hat noch einiges zu lernen! Skythen eben – ein schreckliches Volk. Nun ja, seine kognitiven Fähigkeiten sind zwar marginal, aber findest du nicht, dass er aufgrund seines Äußeren einiges hermacht? Ich habe ihn erst kurz vor meiner Abreise aus Achaia erworben. Der Händler sagte mir, Creton sei zuvor in der Arena tätig gewesen.“ Die Muskeln des Skythen waren wirklich enorm. Hinzu kam seine Körpergröße. Alles in allem sah er wirklich furchteinflößend aus. „Siehst du den Torques um seinen Hals? Er soll in der Arena seinem ärgsten Konkurrenten, einem bedauernswerten Gallier, mit bloßen Händen den Schädel zermalmt haben. Eine widerliche Vorstellung, findest du nicht?“

  • Zitat

    Original von Iulia Phoebe
    Amüsiert beobachtete sie das angeregte Gespräch der beiden anderen, bis sie Graecina anstieß und ihr mit dem Kopf in Richtung Caesoninus nickend zuraunte: „Der Löwe jagd wieder.


    Das Stück dort unten auf der Bühne nahm seinen Lauf, doch Graecina hatte längst den Faden verloren. Die Worte ihrer Nachbarin machten ihr noch immer zu schaffen. Der ruchlose Decimer! Diese Bemerkung der Matinia wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Sie beschoss, in den nächsten Tagen mehr über ihn herauszufinden. Vielleicht kannte Caesoninus ihn ja.


    Apropos Ceasoninus, was hatte da ihre Cousine ihr soeben zugeraunt, nachdem sie sie leicht angestoßen hatte? Sofort wandte sie sich zu ihr und ihre Augen glitten weiter zu ihrem Cousin, der ganz offensichtlich eine Bekanntschaft mit einer jungen Dame gemacht hatte. Jetzt verstand die junge Iulia, was Phoebe gemeint hatte. Auch wenn ihr das Grinsen nicht so einfach gelingen wollte, versuchte sie so natürlich zu bleiben, wie es nur ging. Es war sicher besser für sie, wenn sie sich vorerst weder zu dem Decimer hinter ihr noch zur Matinia neben ihr umsah. So ruhte ihr Blick für eine Weile auf Caesonius und sie versuchte, seine Worte zu erhaschen. Langsam begann sie sich wieder zu entspannen.


    „Du sagst es, Phoebe! Aber für meinen Geschmack trägt er ein bissen zu dick auf. Findest du nicht? Na ja, zumindest muss er sich jetzt nicht mehr auf das Stück konzentrieren,“ raunte sie schließlich ihrer Cousine grinsend zu und ließ es sich nicht nehmen, die beiden weiter zu beobachten.
    Als die Dame sich scheinbar seiner Avancen durch ihre Einsilbigkeit erwehren wollte und urplötzlich das Thema ihrer Konversation auf den Muskelmann lenkte, der sie augenscheinlich bewachen sollte, konnte sie nicht mehr an sich halten und prustete so geräuschlos wie nur möglich los, was ihr natürlich nicht vollends gelang. „Hast du das gesehen?“ ,wisperte sie ihrer Verwandten zu. Es war nur zu hoffen, dass nur Phoebe davon Notiz genommen hatte.

  • Zitat

    Original von Grian
    ...
    „Oh Scheiße, du bist…“
    ...



    "Ich war." knurrte ich.
    Das Mädchen sah angemessen zerknirscht aus, entschuldigte sich kleinlaut. Was bei allen Göttern sollten wir nur mit ihr machen? Das Antlitz einer Nymphe, kombiniert mit dem Mundwerk eines Bierkutschers und dem Schalk eines jungen Hermes. Sie erschien auch nicht böswillig, es wäre doch ein Jammer, wenn sie Zeit ihres Lebens Asche kehren müsste. Aber mich hier so zu blamieren, nein wirklich, das konnte nicht ungestraft bleiben. Ich knackte ein paar Pistazien, aß diese nebenbei, würdigte die Kleine keines Blickes mehr und verschob die Entscheidung auf später.
    Für den Augenblick vertiefte ich mich wieder in die Darbietung. Die Unglückliche, die Rasende, die Verbohrte... wie viele Momente gab es in dem Stück, in denen sie noch das Ruder hätte herumreißen können, den unmäßigen Stolz überwinden. Oder schien es nur so, war sie bereits vom ersten Augenblick an im Sog des Schicksals, welches sie unausweichlich hin zu ihrer Greueltat führte?

  • In der darauffolgenden Szene verwandelte der Pantomime sich in den Iason. Ein heroischer Recke war es nicht, der da auf die Bühne trat, eher ein geschmeidiger Aufsteiger und – je nach Sicht – treuloser Heuchler oder realistischer Taktierer. Er rügte Medeas wilden Zorn und beteuerte, dass sie selbst an ihrem Unglück die Hauptschuld trage. Er selbst habe ja noch versucht, sie vor der Verbannung zu schützen:


    Der Chor als IASON.
    Schon öfter und nicht heut zuerst erkannt ich, daß
    Der wilde Zorn ein unbezwingbar Übel ist.
    Dir war's verstattet, Haus und Hof zu haben hier,
    Dich willig fügend in den Ratschluß Stärkerer,
    Und jetzo treibt dich dein verwegnes Reden fort.
    Mich zwar bekümmert's wenig, ob du fort und fort
    Erklärest, Jason sei ein gänzlich schlechter Mann.
    Doch für das Reden gegen Fürst und Fürstin darf
    Vollauf Gewinn dir's scheinen, daß der Bann dich straft.
    Ich habe stets des aufgebrachten Fürsten Zorn
    Beschwichtigt und gewünschet, daß du hier verbleibst;
    Doch deine Torheit gab sich nicht und lästert' stets
    Das Fürstenhaus, und dafür ziehst du aus dem Land.


    Den Vorhaltungen der Medea begegnete er kühl. Selbst als sie, wieder nach einem raschen Rollenwechsel, ihn daran erinnerte, dass sie es gewesen war, die ihm und seinen Männern beim Raub des Goldenen Vlieses den Erfolg gebracht und das Leben gerettet hatte, vermochte ihn dies nicht zu rühren.


    Der Chor als MEDEA:
    Ich war die Retterin – alle Griechen wissen's, die
    Mit dir am Bord des Argoschiffs gewesen sind –,
    Als dir befohlen war des feuerschnaubenden
    Stierjoches Lenkung und des Mordgefildes Saat.
    Den Drachen auch, der vielgewundne Ringeln schlang
    Ums Goldne Vlies und schlummerlos es hütete,
    Erlegt ich. Also strahlte dir der Rettung Licht!


    Jason widersprach: die Liebesgöttin, die Medea mit ihrer Macht erfasst habe, sei seine eigentliche Retterin. Medea sei ja auch ausreichend belohnt worden, damit vom barbarischen "Land der Wilden" Kolchis ins griechische "Land von Recht und Sitte" zu gelangen, und hier für ihre Klugheit gerühmt zu werden. Er könne gar nicht verstehen, dass sie ihm die Hand der korinthischen Königstochter mißgönne:


    Der Chor als IASON:
    Wie könnt ich Flüchtling einen Glücksfund irgend tun,
    Der schöner wär als einer Königstochter Hand?


    Der Aufstieg könne der ganzen Familie zu Gute kommen – doch Medea habe diese Chance durch den argen Groll ihres Herzen und ihre Drohungen gegenüber dem Fürstenhaus zerstört.


    Der Chor als IASON:
    So seid ihr Frauen: wenn ihr einzig euch geliebt
    Vom Manne wißt, dann fehlet nichts an eurem Glück.
    Doch wo ein Mißstand eure Rechte kränkt, da wird,
    Was noch so heilsam, noch so schön, als ärgster Feind
    Geachtet! Ja, den Menschen sollt auf andrem Weg
    Fortpflanzung werden, Frauen nicht geschaffen sein;
    So wär die Welt auch frei von allem Ungemach!


    Im Zwist gingen die beiden auseinander.
    Ein weiteres tosendes Chorlied folgte, über die Liebe als den 'Schmerzenspfeil, getaucht in süße Sehnsucht'.


    Das zweite große CHORLIED:
    Wo heftige Liebe den Mann
    Vom Gleise reißt, dem kann sie nicht
    Würde verleihen noch Ruhm. Doch wo sich bescheiden entfaltet
    Liebeswahn, ist keine der Mächte so lieblich.
    Send, o Herrin, mir von dem goldenen Bogen nie den sichern
    Schmerzenspfeil, getaucht in süße Sehnsucht!


    Der Himmlischen schönstes Geschenk,
    Die Sittsamkeit, sei stets mir hold.
    Möge mit zwistigem Groll und nimmergesättigtem Hader
    Nie der Göttin Macht mich behaften und nie mein
    Herz für fremde Gatten entzünden und stets friedfertgen Ehbund
    Schützend feinklug Frauenrechte schlichten.


    Heimisches Land, eigener Herd,
    O möcht ich doch euch nie missen,
    In so hilfeberaubtem, unabsehbar großem Elend
    Lebend mit Jammer und Leid!
    In den Tod, in den Tod zu gehen wünsch ich lieber, als
    Diesen Tag zu verleben; denn allergrößte der Nöte ist's,
    Heimisches Land zu missen.


    Sahn wir ja selbst, haben es nicht
    Aus anderer Mund vernommen:
    Es erbarmte sich keine Stadt und kein Bekannter deiner
    Allerempfindlichsten Not.
    Es verderbe der Falsche gnadenlos, der's nicht vermag,
    Daß er, Freunde zu ehren, aufschließt den lauteren Herzensschrein!
    Bleibe mir fern sein Lieben!




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  • Zitat

    Original von Iulia Graecina


    Mit bebenden Lippen nickte Marcella und hielt sich, dankbar für den Beistand, eine Weile an Graecinas Hand fest. Fast versagte ihr die Stimme. Natürlich kannte sie den Mann nur vom Sehen, und von Hörensagen. Aber auch wenn sie zu der Zeit nur ein unverständiges junges Ding gewesen war, so erinnerte sich noch gut daran, wie Großvater Agrippa und Großonkel Quarto schon früh und eindrücklich vor dem Aufstieg des Tyrannen Salinator und vor seinen willfährigen Handlangern gewarnt hatten. Beide waren sie schließlich aus der Stadt geflohen, um einer Verhaftung zu entgehen, und Marcellas Mutter, eine geborene Aelia, hatte in den darauffolgenden Wochen tausend Ängste ausgestanden, war bei jedem Klopfen an der Türe zusammengefahren, immer befürchtend, dass die grausamen Prätorianer als nächstes ihre Familie verschleppen würden.
    Hinter vorgehaltener Hand flüsterte Marcella aufgewühlt Graecina zu:
    "Damals unter dem Ungeheuer Salinator, in der Zeit der Proskripion, war dieser Mann einer der schlimmsten Schergen der Tyrannei!"
    Außerdem hatte sein Name eine Zeitlang auf den Listen der begehrtesten Junggesellen, die Marcellas Freundinnen führten, gestanden. Natürlich nur wenn man Fieslinge mochte!


    Nervös ergriff Marcella wiederum ihren Fächer und fächelte sich hastig frische Luft zu. Am liebsten hätte sie gleich die Flucht ergriffen, doch hier galt es Contenance zu wahren, schließlich war sie nicht irgendwer, sondern die stolze Enkelin eines unbeugsamen Censors. Nachdem das erste Erschrecken vorübergezogen war, kam ihr die Geschichte der vermeintlichen "Dame" aber doch etwas schräg vor. Hießen die jetzigen Praefecti der Schwarzröcke nicht anders?
    Sie vermeinte, einen bohrenden Blick im Nacken zu spüren, und blickte angestrengt geradeaus, auf die Bühne, wo der nichtswürdige Jason sich in seiner Nichtswürdigkeit soeben selbst übertraf. Dann gab es wieder ein schönes Chorlied. Leise summte Marcella die Melodie mit, unwillkürlich den Rhythmus mit den Fingerspitzen auf ihrem Bein tippend.


  • Es folgten die bekannten dramatischen Wendungen: Medea traf den König von Athen, Aigeus, der ihr zusicherte, dass sie bei ihm eine sichere Zuflucht finden würde. Darauf täuschte sie dem Iason vor, sie wolle sich mit ihm versöhnen, und ließ ihrer Rivalin als Hochzeitsgeschenk ein vergiftetes Seidenkleid überbringen.
    Sensationelle Szenen und Schockeffekte für den abgestumpften römischen Geschmack waren in der modernen Pantomimenkunst nicht wegzudenken, und so zeigte auch diese Aufführung, ganz anders als im klassischen griechischen Theater, explizit den qualvollen Tod der Königstochter im Giftkleid. Auch König Kreon, seine sterbene Tochter umarmend, starb an dem Gift.
    Wieder und wieder hatte der Chor versucht, Medea von ihrem ungeheuerlichen Vorhaben des Kindermordes abzubringen, doch vergebens. In einem letzten Monolog des Wahnsinns rang sie mit sich.


    Der Chor als MEDEA:
    Entschieden bin ich, Beste, jetzt die Kinder rasch
    Zu töten und dann fortzueilen aus dem Land.
    Ich will durch Zaudern meine Kinder nicht zum Mord
    Preisgeben einer andern rachedürstgen Hand.
    Ganz unabwendbar ist ihr Tod, und weil er's ist,
    Will ich sie töten, die sie auch geboren hat.
    Wohlan, mein Herz, auf, waffne dich! was zauderst du,
    Zu tun das schrecklich, aber unvermeidlich Leid?
    Du, meine unglückselge Hand, ergreif das Schwert!
    Ergreif es, tritt zum Wendepunkte deines Glücks;
    Verbann die Weichheit, denke nicht, wie lieb sie sind,
    Daß dein sie sind, daß du die Mutter! Oh, vergiß
    Du deiner Kinder nur den einen kurzen Tag,
    Und dann bewein sie! Wenn du gleich sie töten mußt,
    Du liebst sie dennoch – ach, ich unglückselges Weib!


    Mit einem langen Messer in der Hand trat Medea in das Haus.


    Das CHORLIED während des Kindermordes:
    Höre mich, Erde, hör, Sonnenlichts
    Leuchtender Strahlenschein! O blickt her, o seht
    Dieses verzweifelt Weib, eh sie die blutge Hand
    Noch an die Kinder selbstmörderisch legen kann!
    Sind sie doch deines Stamms güldnem Geschlecht entsproßt!
    Und soll Götterblut jetzt
    Fallen durch Menschenhand?
    Darum, o Himmelslicht,
    Lähm ihr die blutge Hand, hemme sie, laß durch böse Geister
    Das verwegne Weib fort vom Haus jagen in Höllenangst!


    Trugst du die Muttermühn, trugst umsonst
    Schmerzen um deines Stamms blühende Sprößlinge,
    O Weib, das geschifft vom grausamen Tor
    Eiserner Felsenwand, schiffezermalmender!
    Törin, wie konnte je zürnender Groll so schwer
    In dein Herz einziehn, daß
    Mord ihn bezahlen muß?
    Flecken verwandten Bluts,
    Wenn es zur Erde floß, drücken die Seele schwer und suchen
    Mit dem gleichtönigen Schrei des Wehs rächend den Mörder heim.


    Die hellen Todesschreie der Kinder drangen aus dem Haus, und unter dem Türspalt floß ein Rinnsal roten Theaterblutes hervor. Ein Stöhnen des Entsetzens ging durch die Reihes des Publikums. Iason eilte herbei, doch zu spät, um seine Kinder zu retten. Verzweifelt brach er in die Knie und verfluchte die Mörderin.
    Zuletzt gab es noch einen spektakulären Drachenwagen zu sehen, mit grausigen Ungetümen, bei denen man kaum glauben konnte dass sie nur aus Holz, Farbe und Seilzügen bestanden. Ihre Schwingen gingen auf und ab, die Drachenmäuler öffneten sich, und röhrend spien die Bestien Feuer. Medea, auf dem Drachenwagen stehend, die Zügel des Gespanns haltend, die blutigen Attrappen toter Kinder im Arm, führte ihre letzten Reden gegen Iason, verweigerte es ihm die Leichen der Söhne zu bestatten.


    Der Chor als MEDEA:
    .....wüßte Zeus, der Gott im Himmel, nicht,
    Was du von mir empfangen, was erwidert hast.
    Genug, du wirst, nachdem du mich verschmähet, nicht
    Ein wonnig Leben führen und hohnlachen mir,
    Noch kann die Fürstin oder, der die Ehe schloß,
    Kreon, mich so vom Lande stoßen ungestraft.
    Drum nenn mich immer wilde Löwin, wenn's beliebt,
    Und Skylla, die da hauset im tyrsenschen Fels:
    Verwundet hab ich, falsches Herz, dich, wie's gebührt!


    .... Meine Hand begräbt und übergibt
    Sie dort geweihtem Boden bei der Hera Burg,
    Damit sie meine Feinde nicht mißhandeln und
    Ihr Grab umwühlen. Hier dem Land von Sisyphos
    Wird für die Zukunft heilger Dienst und Opferweih
    Obliegen für den hier begangnen Greuelmord.
    Ich aber ziehe nach Erechtheus' Lande hin,
    Woselbst Pandions Sohn mir, Aigeus, Wohnung gibt.
    Du aber endest schlimm, du Schlimmer, wie's gebührt:
    Ein Trumm der Argo wird ans Haupt dich treffen einst,
    Nachdem du unsrer Ehe bittres End erlebt.


    Darauf stieg der Drachenwagen in die Lüfte, an kaum sichtbaren Seilen und Streben und durch einen ausgeklügelten Mechanismus emporgehoben. Medea lenkte ihr Gespann hoch über den Köpfen der staunenden Zuschauer hinweg, und vom letzten Chorgesang umbraust entschwand die Zauberin.


    Der CHOR:
    Es waltet der Dinge Gott Zeus im Olymp,
    Das Göttliche zeigt sich in mancher Gestalt.
    Es vollenden die Götter, was keiner geahnt.
    Wovon wir geträumt, das verwirklicht sich nicht.
    Was unmöglich uns schien, das ist möglich für Gott.
    So hat es auch hier sich bewiesen.



    ~ ENDE ~




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    Sim-Off:

    Der Pantomime Polychares darf als NSC gerne von allen die möchten in Zukunft weiterverwendet werden. ;)

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  • Er war, na toll! Irgendwie schaffte ich es doch immer wieder punktgenau ins Fettnäpfchen zu tappen. Dabei hatte ich doch nur alles gut machen wollen und dieser aufgetakelten Tante da vorne ein bisschen Respekt einflößen wollen. Die hätte doch sonst nie im Leben freiwillig ihren Schirm einpacken lassen! Nie!


    Ja gut, ich hatte einen Fehler gemacht und zwar einen riesengroßen! Ich hätte es vielleicht einfach anders angehen sollen. Vielleicht etwas bedachter oder etwas freundlicher... höflicher eben. Na ja, mit den feinen Manieren hatte ich schon immer auf Kriegsfuß gestanden. Das hatte mir eben nie einer wirklich beigebracht.


    Dominus Serapio sprach kein Wort mehr mit mir. Ebenso beachtete mich gar nicht mehr. Ich war wie Luft für ihn. Das machte die Sache für mich noch umso schlimmer. Zusammengekauert saß ich jetzt da, verdrückte ein paar Tränen und versuchte dabei nicht zu schniefen. Ich riskierte nicht einmal mehr einen Blick nach vorne zur Bühne oder hinunter zu den verschreckten Dämchen, die ich mit meiner Aktion in Wallung gebracht hatte. Nur nicht mehr unangenehm auffallen! Am liebsten wäre ich jetzt ganz weit weg gewesen. Egal wo, nur eben nicht hier! Das waren so die Momente, in denen man sich wünschte, man könne sich einfach davonschleichen. Dummerweise ging das aber nicht so einfach, sonst hätte ich alles nur noch schlimmer gemacht. Noch ein Schnitzer und ich war ganz unten durch bei Dominus Serapio. Also blieb mir nichts anderes übrig, als da zu sitzen und zu warten. Warten, auf schöneres Wetter, warten bis noch mehr Wasser den Tiber hinunter geflossen war, warten bis Dominus Serapio mich vielleicht doch noch eines Blickes würdigte und warten, bis endlich dieses blöde Stück dort unten zu Ende war.

  • Das hauptstädtische Theater wurde aber auch immer brutaler. So drastisch inszeniert hatte ich das Stück noch nie gesehen. Fantastisch gespielt, aber für meinen Geschmack lenkte das viele Blut von der menschlichen Tragödie ab. Wenn ich Blut sehen wollte, ging ich doch zum Gladiatorenkampf, nicht ins Theater...
    Trotzdem applaudierte ich herzhaft, als das Unglück zu Ende war und der fesche Pantomime, nun ohne Maske, sich von stürmischen Ovationen überschüttet auf der Bühne verbeugte. Ob ich ihm einen Blumenstrauß in die Garderobe senden lassen sollte, als Zeichen der Bewunderung? Na ja, wahrscheinlich bekam er sowieso Berge davon. Skandalumwittert war Polychares wie fast jeder Stern am Kunsthimmel, galante Abenteuer aller Art wurden ihm nachgesagt. Ich überlegte, wie ich wohl seine Bekanntschaft machen könnte. Vielleicht könnten wir ihn ja für ein Wahlkampftheaterstück engagieren, wenn das nächste Mal ein Decimer im Cursus Honorum antrat.


    "So!" sagte ich dann zu Cynthia. "Jetzt gehen wir deine Scharte auswetzen. Age!"
    Ich strich meine Eques-Toga zurecht, damit die Falten wieder ordentlich fielen, und bahnte mir mit der Kleinen im Schlepptau durch die Ströme der aufbrechenden Zuschauer den Weg hin zu den zwei jungen Damen, denen sie vorhin den Streich gespielt hatte.
    Augen zu und durch, Faustus.
    "Verzeihung die Damen..." versuchte ich im Menschengewühl auf den Rängen die Aufmerksamkeit der beiden zu erhaschen. "Auf ein Wort."


  • Immer das gleiche mit diesen stupiden Leibwächtern. Da war man gerade so schön und gemütlich am bezirzen und -von-sich-beeindrucken- und schon wurde man unterbrochen. Etwas ungehalten blickte Caesoninus auf den Riesen. „Na was hast du denn, mein Dicker?“ fragte er rhetorisch in Richtung Creton mit ironischem Unterton. Die Zuckungen des Kerls hatte ihm jetzt bestimmt die Tour bei der Dame vermasselt. Dafür sollte er mindestens ausgepeitscht werden...


    Schon in Ordnung“, versicherte er der Claudia, als sie sich für ihren Sklaven entschuldigte. Daraufhin erfuhr er näheres über den Hünen, aber es interessierte ihn nicht. Natürlich behielt er für Claudia auch weiterhin eine interessierte Miene aufrecht, er wollte ja nicht noch mehr Punkte verlieren. „Alle Achtung, da hast du dir einen ordentlichen Wachhund zugelegt.“ Und was der erst im Bett für eine Maschine sein mochte! Die Claudia würde ihren Lebtag nur noch mit wundem Schritt unterwegs sein, denn gewiss mochten junge Frauen die Situation auszunutzen, wenn ihnen gut gebaute große und starke Männer bei ihrem Leben zu Willen sein mussten. Logisch, dass er darüber aber kein Wort verlor, aber wozu auch so etwas alltägliches aussprechen? Zumindest in der Domus Iulia mochte das nicht vorkommen solange Servilia Gemina im Hause weilte. Heißblütig und Drachen, der sie war, wäre der erwischte Sklave gewiss mehr als übel dran und Iulia Phoebe, oder Iulia Stella hätten auch allergrößte Schwierigkeiten. Wie Phoebes Mutter jedoch auf ein häusliches Abenteuer von Iulia Graecina, oder Iulia Triaria mit der Dienerschaft reagieren würde, das konnte er jedoch nicht sagen, geschweige dem, ob sie überhaupt darauf reagieren würde. Zumindest hatte er noch keinen der drei groß in besonderem Kontakt mit den anderen beiden gesehen.


    Ja, in der Tat. Das erinnert mich an diese Seefahrervölker von der anderen Seite des Meeres nördlich von Germanien. Es heißt diese würden ihren Met aus den Schädeln ihrer getöteten Feinde genießen, ebenfalls eine schaurige Vorstellung, nicht? Aber Creton eignet sich wohl für eine derartig fragile Feinarbeit nicht.“ sprach Caesoninus halb im Scherz. Aber das mit der Arenasache klang schon einleuchtend angesichts der Statur Cretons. „Hast du darüber nachgedacht ihn wieder in die Arena zu schicken? Ich bin sicher er würde dir dort viel gutes Geld einbringen mit seiner Kraft. Leibwächter findest du am Markt wie Sand am Meer, aber gute Gladiatoren sind ihr Gewicht in Gold wert. Vor allem während der Wahlkampfzeiten.“ Und schon waren Caesoninus’ Gedanken wieder bei seiner Karriere. Mit etwas Glück gab sein Budget beim nächsten Wahlkampf in zwei Jahren auch Gladiatorenspiele her, ob Claudia Agrippina ihm Creton wohl dann ausleihen mochte?

  • Mein Plan war aufgegangen! Ich hatte den Iulier davon abbringen können, mich nicht weiter zu becircen, bevor ihm womöglich die Schmeicheleien ausgegangen wären. Sogleich war seine Aufmerksamkeit auf den mächtigen Skythen gelenkt. Ob er ihn auch noch ‚mein Dickerchen‘ tituliert hätte, wenn er ihm nächtens in einer einsamen Gasse begegnet wäre? Wohl kaum!
    Natürlich hatte sein Äußeres enorm Eindruck geschunden. Männer waren einfach so berechnend. Entweder waren es Wagenrennern oder Gladiatorenkämpfe, mit denen man ihre Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Das war bei meinem verstorbenen Gatten nicht anders gewesen. Freilich hätte er es mir nie erlaubt, mir einen solchen Hünen anzuschaffen, obgleich ich für diese Art Mann nicht das Geringste übrig hatte. Bei Onatas, meinem früheren Custos, der leider von mir gegangen war, war das anders gewesen. Er war gebildet und ich hatte mich gut mit ihm nächtelang unterhalten können. Zweifelsfrei hatte Aquilius, mein verstorbener Gatte, ihn und seine sonstigen Fähigkeiten gänzlich unterschätzt.

    Iulius schien ein pragmatischer Mensch zu sein, der mir sofort einen Vorschlag unterbreitete, wie ich Creton denn sonst noch, möglichst in der ihm vertrauten Umgebung, einsetzen konnte. In der Arena brachte er mit Sicherheit einen guten Batzen Geld ein, denn jeder Ludus würde sich die Finger nach einem wie ihm lecken. „Nun ja, das wäre sicher eine gute Idee. Zumal ihm scheinbar etwas Abwechslung fehlt. Vielleicht sollte ich ihn zumindest dort trainieren lassen. Dann könnte er hin und wieder auch einige Kämpfe bestreiten.“ So wie ich ihn nach dieser kurzen Zeit unserer Bekanntschaft einschätzte, hatte er die Wahlkampfzeiten wohl sicher nicht ganz uneigennützig erwähnt. Hatte er sich nicht bereits als Tresvir Capitales bei mir vorgestellt? Es stand mit hoher Wahrscheinlichkeit außer Frage, dass er den Cursus Honorum noch weiter beschreiten wollte, wie es die meisten jungen Männer Roms taten, die es sich leisten konnten.
    „Darf ich davon ausgehen, dass du dich für ein weiteres Amt bewerben wirst?“, fragte ich schließlich, obgleich ich von einer positiven Antwort bereits ausging.


    Apropos ausging, als ich kurz meinen Blick zur Bühne richtete, fing ich die letzten, doch sehr drastisch inszenierten Szenen des Stückes ein. Ein Rausch von Blut offenbarte sich mir und den anderen Zuschauern dort unten. Nun ja, ich hatte nichts gegen Blut, schon gar nicht gegen Theaterblut, jedoch fand ich die Umsetzung doch recht derb und stupide. „Einfach nur widerlich!“, kommentierte ich das Gesehene und wandte mich noch einmal meiner neuen Bekanntschaft zu.

  • Zitat

    Original von Matinia Marcella


    Mit bebenden Lippen nickte Marcella und hielt sich, dankbar für den Beistand, eine Weile an Graecinas Hand fest. Fast versagte ihr die Stimme. Natürlich kannte sie den Mann nur vom Sehen, und von Hörensagen. Aber auch wenn sie zu der Zeit nur ein unverständiges junges Ding gewesen war, so erinnerte sich noch gut daran, wie Großvater Agrippa und Großonkel Quarto schon früh und eindrücklich vor dem Aufstieg des Tyrannen Salinator und vor seinen willfährigen Handlangern gewarnt hatten. Beide waren sie schließlich aus der Stadt geflohen, um einer Verhaftung zu entgehen, und Marcellas Mutter, eine geborene Aelia, hatte in den darauffolgenden Wochen tausend Ängste ausgestanden, war bei jedem Klopfen an der Türe zusammengefahren, immer befürchtend, dass die grausamen Prätorianer als nächstes ihre Familie verschleppen würden.
    Hinter vorgehaltener Hand flüsterte Marcella aufgewühlt Graecina zu:
    "Damals unter dem Ungeheuer Salinator, in der Zeit der Proskripion, war dieser Mann einer der schlimmsten Schergen der Tyrannei!"
    Außerdem hatte sein Name eine Zeitlang auf den Listen der begehrtesten Junggesellen, die Marcellas Freundinnen führten, gestanden. Natürlich nur wenn man Fieslinge mochte!


    So sehr sich Graecina auch Mühe gab, ihre Furcht zu verbergen oder diese gar beiseite zu schieben, gelang ihr dies nur ungenügend. Einen Löwenanteil hatte da sicher auch ihre Nachbarin, die sich erneut hinter vorgehaltener Hand an sie wandte und sie noch mehr einschüchterte. „Während des Bügerkrieges?“ flüsterte Graecina. Den schlimmsten Schergen der Tyrannei hatte sie ihn genannt. Den Bürgerkrieg, der vor einigen Jahren in Roma gewütet hatte, kannte die junge Iulia nur aus Erzählungen. Es mussten schlimme Zeiten geherrscht haben, damals. Sie selbst war da noch ein Kind gewesen und lebte damals fernab von der urbs aeterna.


    War dieser Mann, den ihre Sitznachbarin als schlimmsten Schergen beschrieb, tatsächlich auch heute noch ein solcher Unmensch? Oder konnten sich Menschen ändern? Ihre neuen Freunde, die sie auf der Versammlung kennengelernt hatte, waren der Meinung, dass es möglich war. Aber was glaubte sie selbst? Eines wusste sie genau, sie musste vor diesem Mann auf der Hut sein! Und nicht nur vor ihm. Im Grunde vor allen, die die Christianer als gefährliche Sekte hielten.


    Wieder sah sie zu Phoebe hinüber. Bei ihrer Familie in Rom fühlte sie sich geborgen. Doch wie lange noch? Was sollte sie nur tun? Sie stand gerade die schlimmsten Ängste aus und konnte sich niemandem anvertrauen, außer vielleicht Sula. Aber Sula war zu Hause geblieben. Nein, sie musste versuchen, ihren Kopf frei zu bekommen! Am besten sie ‚genoss‘ nun noch die letzten Szenen des Stückes und versuchte einfach nicht mehr an diesen Mann, der hinter ihr saß und ihre panische Angst vor der Enthüllung ihres wahren Glaubens, zu denken.


    Unten auf der Bühne hatte gerade Glauke das giftgetränkte Kleid entgegengenommen, um kurze Zeit später gemeinsam mit ihrem Vater einen qualvollen Tod zu sterben. Ganz nach römischer Manier wurde dem Publikum dabei kein einziges Detail vorenthalten, was in Graecina ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend bescherte. Doch sie zwang sich, den Blick nicht abzuwenden. Standhaft ließ sie auch das blutrünstige Morden der Kinder auf der Bühne über sich ergehen. Die Schreie trieben ihr die Tränen in die Augen. Der Anblick des Blutes tat sein Übriges. Schweiß trat ihr auf die Stirn, doch gleichzeitig fröstelte sie es. Ihr war flau im Magen. Sie konnte doch kein Blut sehen! Regelmäßig war ihr bisher immer schlecht geworden, wenn sie an blutigen Opfern teilgenommen hatte.


    Endlich war dieses Drama zu Ende. Verstört wollte sie sich erheben. Ihr Antlitz sprach Bände! Nur noch weg von hier, dachte sie sich, bevor sie sich noch in aller Öffentlichkeit übergeben musste. Dann plötzlich drang eine fremde Stimme an ihr Ohr. Sie wandte sich um und erblickte ihn in voller Größe, direkt vor ihr stehend. Der ruchlose Decimer, der schlimmste Scherge! Graecina erschrak, ihr wurde schwarz vor Augen und sie merkte noch, wie ihr alles entgleiten wollte. Sie verlor das Gleichgewicht, strauchelte und knickte einfach in sich zusammen, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte.

  • Meine Entschuldigungsworte hatte ich mir während des Stückes schon genau zurechtgelegt. Höflich würde ich sein, aber nicht untertänig, launig, aber nicht bagatellisierend, mit Anstand und Sitte würde ich dieses Missverständnis aus der Welt schaffen. Schließlich hatten die Damen mit ihrem Schirm ja die ganze Angelegenheit losgetreten, dann konnten sie doch wohl hoffentlich auch Cynthias schlechten Scherz vergeben.
    Als die dunkelblonde junge Dame sich zu mir wandte, hob ich also an:
    "Mit Verlaub, werte Damen, möchte... - " Aber das Mädchen war ganz blass, und fing an zu wanken wie ein Blatt im Wind. "Ist dir nicht... – " Da fiel sie schon, und natürlich übernahmen in dem Moment komplett meine Kavaliersreflexe, und – wie man so sagt – mein Körper reagierte völlig von allein, während noch das "... gut?" verspätet von meinen Lippen kam, hatte ich schon einen großen Schritt vorwärts gemacht und sie aufgefangen, damit sie nicht auf die Stufen knallte.
    Potzblitz. Da stand ich nun, ganz perplex, ein ohnmächtiges lockenschöpfiges Mädchen in den Armen. Sie war nicht schwer, aber auch nicht ganz leicht. Ich habe nichts gemacht! stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, als ich mich unwillkürlich umsah wie ein ertappter Tunichtgut.


  • Zeit, einmal wieder seine guten Verbindungen glänzen zu lassen!
    So lächelte Caesoninus die Claudia an, als er sprach: "Solltest du dich einmal dazu entscheiden, so lasse es mich wissen, denn zufällig ist ein guter Freund von mir Lanista, der sich bestimmt freuen würde, mit deinem Riesen zu arbeiten. Senator Claudius Menecrates wird in diesem Falle dann wissen, wie ich zu erreichen bin." Das hielt Caesoninus für höflicher und unaufdringlicher, als dass er ihr seine Adresse gleich ans Hirn tackerte. Es war ja auch gar nicht gesagt, ob sie überhaupt Interesse daran hatte. Da von seiner Seite vorerst alles gesagt war und beim Rätsel, was denn Creton in Unruhe versetzt hatte, auch keine Lösung in Sicht war, erlaubte es sich Caesoninus zur Abwechslung einmal wieder einen Blick hinunter zur Bühne zu werfen. Anscheinend war das Stück fast zu Ende. Gut für ihn jedenfalls!
    Anscheinend war es im Finale hoch hergegangen dem ganzen Blut nach zu schließen, es war schon fast zu schade, dass er nicht aufgepasst hatte. Aber was war andererseits auch schon eine olle Pantomine gegen ein Gespräch mit einer hübschen Frau.


    Nachdem er sich so also wieder auf den neuesten Stand gebracht hatte, was das Stück anging, konnte er sich wieder Agrippina zuwenden, die ihm gerade nach den weiteren Schritten seiner Karriere fragte. Noch so ein Thema, über das er gerne sprach, mindestens so gerne wie Frauen Komplimente zu machen. Mit stolzer Haltung antwortete er: "Ja, ich werde für das nächste Amt des Cursus Honorum kandidieren nach meinem Tribunat. Bislang gab es schon zwei iulische Senatoren im Senat, meine Vettern Iulius Centho und Iulius Dives und Senator werde auch ich einmal sein. Doch dem nicht genug, mein Ziel ist es der erste Consul meiner Familie zu werden! Mit etwas geringerem gebe ich mich nicht zufrieden und ich werde auch weiterhin hart dafür arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Ich nehme an der Beruf des Politikers ist in deiner Familie ebenfalls die Pflicht für alle männlichen Mitglieder?"

  • Nun ja, den Skythen in einem Ludus trainieren zu lassen zeugte sicher mehr von artgerechter Haltung, als ihn in der Villa dahinvegetieren zu lassen. Und da meine neue Bekanntschaft auch in dieser Richtung Beziehungen unterhielt, war es schon eine Überlegung wert, das Angebot des Iuliers in Erwägung zu ziehen. „Nun ich werde über dein Angebot nachdenken und es dich dann wissen lassen, wenn ich mich positiv entschieden habe.“ Wenn ich mich nicht irrte wohnten die Iulier ebenfalls auf dem Esquilinius, nicht weit weg von der Villa Claudia.


    Auch mit meiner Vermutung hatte ich richtig gelegen. Iulius war ein ehrgeiziger Vertreter seiner Familie, der noch viel vorhatte. Nichts Geringeres als Consul wollte er werden. Mit einer guten Ausdauer und den richtigen Beziehungen konnte sein Wunsch in einigen Jahren wahrwerden. Natürlich zeigte ich mich beeindruckt, ob solcher Ambitionen. „Dann hast du noch viel vor! Möge Fortuna dir dabei gewogen sein!“
    Die meisten meiner männlichen Verwandten hatten sich mehr oder weniger erfolgreich der Politik zugewandt. So auch mein eigener Vater, der Rom in jungen Jahren den Rücken gekehrt hatte und sich zusammen mit meiner Mutter nach Eleusis zurückgezogen hatte. Dafür konnte ich und auch mein Bruder nur dankbar sein, da wir eine erfüllte Kindheit erleben durften.
    „Sagen wir es einmal so, es wird von ihnen erwartet. Würde mein Bruder noch unter den Lebenden weilen, hätte er sicher auch den Cursus Honorum beschritten.“ Ja, das wäre ganz nach Maecenas‘ Ansinnen gewesen. Und wieder war sie wieder da, diese Traurigkeit um den Verlust des Bruders. Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit auf das junge Mädchen gelenkt, die den Iulius begleitet hatte. Ich sah gerade noch, wie sie niedersank und in letzter Minute von einer starken männlichen Hand aufgefangen.
    „Oh, sieh nur! Was ist denn da passiert? Gehört die junge Dame nicht zu dir?“, fragte ich besorgt, um die Aufmerksam des Iuliers auf das Mädchen zu lenken. Womöglich bedurfte sie seiner Hilfe.

  • Ha! Egal wohin das mit Agrippina jetzt wirklich noch führen würde, er hatte auf jeden Fall schon mal einen Fuß in der Tür bei ihr! Soweit war Caesoninus sicher. Also sollte er beizeiten zur Vorsorge einmal wieder seinen guten Freund den Lanista kontaktieren, ob er wohl noch im Geschäft war? Caesoninus hatte seit Jahren nichts mehr von ihm gehört.


    Als dann die Schöne ein Lob für ihn aussprach lächelte er sie an. "Hab vielen Dank dafür, Schwester der Venus und auf dass auch dir Fortuna immer wohlgesonnen sein möge." Ihre Augen waren einfach zu zauberhaft! Als Agrippina dann begann von den politischen Familiensitten der Claudier zu erzählen, hatte Caesoninus eigentlich vorgehabt ihr konzentriert zuzuhören...oder gesetzt dem Fall es sei langweilig zumindest so zu tun als ob, doch es kam zu beiden nicht wirklich, da die Situation sich schlagartig geändert hatte. Im ersten Moment war Caesoninus verwirrt von Agrippinas Ausruf über eine junge Dame und so weiter. Wer? Wo? Wie?
    Doch als er dann einmal wieder den Blick nach links wandte und über Iulia Phoebe hinwegsah, war er sofort im Bilde. Iulia Graecina war zu Boden gegangen!
    Wie von der Tarantel gestochen sprang Caesoninus auf. Die schöne Claudierin war mit einem Mal völlig vergessen, hier ging es jetzt um die Familie! Gut...wenn Caesoninus diese auch eben wegen ihr für eine kurze Weile wohl nicht so sehr beachtet hatte...


    Doch so machte er die 2-3 Schritte zu Graecina hin, die glücklicherweise von einem der Sitznachbarn aufgefangen worden war, ehe sie sich verletzen hatte müssen und beugte sich zu ihr hinunter. "Graecina!" Er fühlte ihre Stirn und ihren Puls, während er sich an den unbekannten Mann wandte, der sie aufgefangen hatte. "Was ist mit meiner Verwandten geschehen?" Vielleicht konnte er ihm ja mehr darüber sagen.

  • Man konnte Carbo für verrückt erklären oder auch nicht, aber diese Pantomimen hatten etwas für sich! Ja er konnte von sich behaupten richtig gut unterhalten worden zu sein. Er musste in der nächsten Zeit auf jeden Fall die Augen unter Roms Theatern offen halten, ob dort nicht weitere solche Stücke gespielt wurden, denn er wollte mehr von dieser Art sehen. Pantomime war eine völlig neue Art Theater für ihn und besonders der Schluss hatte ihm enorm imponiert.
    Das tragische Schicksal einiger Protagonisten war besonders schlimm und unverblümt dargestellt worden, Carbo hatte nach Luft geschnappt und dabei wie gebannt beobachtet, als das vergiftete Seidenkleid -im Spiel- seine tödliche Wirkung entfaltete. Auch sonst war alles sehr drastisch und unverhüllt gezeigt worden was Gewalt und Tod anging. Sowas kannte er auch nicht aus Mogontiacum.
    Nicht auszudenken was die Leute gesagt hätten, wenn er nur damals seine Stücke so extrem auf der Bühne präsentiert hätte. Aber diese Art Theater sagte Carbo zu, es zeigte wie die Welt wirklich war und dass der Tod nicht bloß ein sanftes Entschlafen bedeutete, wenn man erschlagen, oder vergiftet worden war. Das musste er sich unbedingt merken für künftige theatralische Darbietungen in Germanien.


    Doch der Höhepunkt war für ihn definitiv der fliegende Drachenwagen. Ein echtes Wunder der Technik, dessen imposante Darstellung Carbo die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Nein, was gab es nicht alles an Wundern in der Ewigen Stadt!
    Er war wirklich froh diese Aufführung heute besucht zu haben, er war sehr gut unterhalten worden.
    Als das Stück dann (leider) zu Ende war und die Leute ringsum aufstanden, um nachhause zu gehen, machte sich auch Carbo schön langsam auf den Weg zurück zur Taverna Apicia, den Kopf gefüllt mit vielen neuen Ideen.

  • Eigentlich hatte Iulia gedacht nach ihrem Platzwechsel mit Caesoninus hätte sie endlich genug Ruhe, um die traurigen Geschehnisse auf der Bühne angemessen mitverfolgen zu können, doch denkste.
    Die beiden unterhielten sich so laut und ungezwungen, dass sie Mühe hatte sich vollauf auf das Stück zu konzentrieren. Am liebsten hätte sie die rechte Hand an ihr Ohr und vors Gesicht gelegt, um die beiden Turteltäubchen völlig auszublenden, aber natürlich ging das in der Öffentlichkeit nicht, wie würde das nur aussehen?
    Geistiges Ausblenden musste ausreichen. Verbissen versuchend ihren schwatzenden Vetter nicht wahrzunehmen, verfolgte Iulia das Ende des Stücks und auch der fliegende Drachenwagen war atemberaubend gut gemacht. So traurig das Ende von Medea auch sein mochte, die wahre Tragik spielte sich zeitgleich plötzlich hier direkt neben ihr ab! Denn Iulia Graecina links von ihr war ohnmächtig geworden.
    Gleich als sie es bemerkte wandte auch sie sich der lieben Verwandten zu. „Graecina! Was ist mit dir!“ Sie wollte sie auffangen, doch ein fremder Mann war schneller. Wohl noch mal Glück gehabt. Jetzt hatte auch ihr lüsterner Vetter bemerkt, dass etwas nicht stimmte und war seinerseits herbeigeeilt, um sich beim Unbekannten nach Graecinas Wohl zu erkundigen. Bei all ihrer Angst konnte sich Iulia ein paar ironische Gedanken einfach nicht verkneifen. Was denkst du wohl du Held, ohnmächtig ist die Gute geworden!

  • Gerade hatte Marcella noch wohlig schaudernd das blutige Ende der Tragödie verfolgt. Sie schätzte es, wenn es auf der Bühne zur Sache ging, wenn die Musik wie eine riesige Meereswoge heranbrauste, wenn Tod und Verderben über die Protagonisten kam. Dann war ihr so recht behaglich zumute, wie wenn man im Warmen saß, während draußen ein Gewitter tobte. Blutleeres klassisches Theater war ihre Sache nicht.
    Das Stück war aus, und Marcella steckte gerade eine Haarnadel wieder fester, wollte sich dann empfehlen und auf dem Rückweg zur Sänfte machen, da stand plötzlich der ruchlose Prätorianer vor ihr und Graecina.
    "Huch!"
    Graecina wankte, und der Mann schnappte sie sich sofort, als ob er sie im nächsten Moment in den Carcer verschleppen wolle. Wie hatte ein Gott Graecina und Marcella in verschlingende Strudel des Unglück geworfen!
    "Euphrosyne, das Riechsalz!", gellte Marcellas Stimme durchs Theater und erschrocken doch energisch wandte sie sich an den Prätorianer:
    "Lass sie los! Es war allein mein Schirm! Meine Freundin hat damit nichts zu tun!"
    Zum Glück war Graecinas Verwandtschaft zur Stelle und beschützte sie ebenfalls.
    Die Zofe zückte das Riechsalz und Marcella hielt das kleine Silberdöschen unter Graecinas Nase. Ein durchdringender Geruch von ätherischen Ölen und einem scharfen Balsam breitete sich aus.

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