• Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag


    Lurco legte ein Päckchen auf Scatos Bett, darunter packte er eine Tabula mit entsprechender Erläuterung.


    Salve Scato,


    nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag (30.01.).

    Dieses Amulett soll Dir Glück bringen, denn Glück kann man niemals genug haben.


    Dieses Amulett ist Gott Jupiter geweiht unter dessem Schutz wir alle stehen, besonders aber die Soldaten.

    Der Palmzweig ist ein Symbol des Sieges.


    Ich tippe auf Deine anderen Amulette und sage Dir, Du hast eine Bratwurst gut.



    Dein Lurco





    Amulett

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    Nachdem er alles verstaut hatte, setzte sich Lurco an den Tisch und wartete darauf, dass Scato sein Geschenk entdeckte.

  • Scato kam gerade vom Wasserholen. Er wuchtete die Eimer in die Nähe des Kamins, sodass Ramnus gleich loskochen konnte.


    "Na, ihr?!", grüßte er gutgelaunt, obwohl sie sich gerade erst gesehen hatten, nur um irgendwas sagen zu können.


    Da bemerkte er, dass auf seinem Bett etwas lag und Lurco "verdächtig" untätig am Tisch saß. Scato schaute, was da lag. Bevor er das Päckchen öffnete, las er die Tabula. Lurco hatte an seinen Geburtstag gedacht - obwohl Scato ihm den nicht mal verraten hatte. Vermutlich hatte er Terpander gefragt. Er lächelte bei den lieben Worten, die in die Tabula gekratzt waren in der vertrauten Handschrift. Nun erst packte er das kleine Geschenk aus.


    Sorgfältig untersuchte er es, betrachtete die feinen Federn des Adlers und die Strukturen der Palmenzweige. Das tat er recht lange, weil er so gerührt war, dass er das Gefühl etwas niederkämpfen musste, ehe er mit der Kette in der Hand aufstand und Lurco felsenfest umarmte. Im Alltag verdrängte er sonst, dass Lurco sein Mann war. Normalerweise war Lurco nur sein Kamerad, sobald er die rote Diensttunika trug. Doch diese Grenze war soeben aufgebrochen worden und Scato hielt ihn ganz fest.


    "Danke, dass du daran gedacht hast", sprach er leise und dann noch leiser: "Bitte mach mir die Kette um, eh ich losheule."

  • Lurco umarmte seinerseits Scato und klopfte ihm sanft auf den Rücken, da er ihn schlecht vor den Kameraden küssen konnte. Das würde er Zuhause nachholen.


    "Gern geschehen, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag", antwortete Lurco freundlich und legte Scato die Kette um, so dass der Anhänger neben den anderen um Scatos Hals hing. Lurco drehte Scato um und schaute sich das Amulett an seinem Kerl an.


    "Sieht sehr gut aus. Bock auf Bratwurst?", fragte Lurco mit einem breiten Grinsen, "ich verspreche wir sind zurück, sobald Rammy mit dem Essen fertig ist".

    "Wir müssen die Tage mal nach unseren geerbten Häusern schauen Scato. Was wir da genau geerbt haben und was es für Sklaven sind. Dann könnten wir uns ein weiteres Standbein gönnen. Auf geht es, komm", sagte Lurco gut gelaunt.

  • "Und ich hab nix für dich." Wie eigentlich immer. "Weil ich blöd bin." Scato schämte sich, weil er ständig Geschenke empfing, aber aus irgendeinem Grund versäumte, sich zu revanchieren oder seinerseits schöne Geschenke auszudenken. Die Aussicht auf Bratwurst ließ ihn aber wieder grinsen. Diese Bratwurst würden sie nicht mit Ramnus teilen, der zum Glück mit kochen beschäftigt war.


    "Bringt ihr mir eine mit?", fragte Ramnus etwas traurig, während er eine Möhre in den goldenen Topf schnippelte.


    "Na klaaar", sprach Scato tröstlich. "Wir bringen jedem eine mit, wir geben einen aus. Bleibt nur hier und bereitet die Puls vor, wir kümmern uns um die Wurstbeilage. Komm jetzt, Lurco, wir haben nicht ewig Zeit."


    Auffordernd hielt er die Tür auf, um keine Sekunde zu vergeuden. Und dann raste er mit Lurco am Bratwurststand vorbei, ohne auch nur die Nase in die Richtung des würzigen Holzkohlerauches zu drehen, auf direktem Wege zur Casa Leonis.


    ~ Cubiculum ~ | Die Hausherren >>

  • << Valetudinarium - Scatos Vortrag über die Säftelehre


    Wer unten lag, hatte den Nachteil, dass seine Schlafstatt von den Kameraden gern als Kline zweckentfremdet wurde. Als Scato von seinem Vortrag zurückkehrte, lag Asper mitten in seinem Bett, als würde es ihm gehören. An seinem Grinsen sah man, dass ihm irgendwas auf der Zunge lag, was er sich die ganze Zeit aufgespart hatte.


    "Scatooo", säuselte Asper mit einem sehr breiten und sehr falschen Lächeln.


    Scato hängte seine Capsa über den Wandhaken und setzte sich an den Tisch. "Nein! Ich bin gerade fix und alle und will erstmal was essen."


    "Aber ich habe eine Frage zu meinem Gesundheitszustand."


    "Frag ihn nicht, welche das ist", warnte Tarpa wohlmeinend, der gerade die Puls im goldenen Topf auf dem Herd umrührte.


    Asper gab sich empört. "Es geht um meine Säfte!"


    "So wie du dreinschaust, ist es irgendwas Bescheuertes."


    "Nein, die ist ernst gemeint und wichtig!"


    Scato beobachtete misstrauisch, wie Asper sich in seinem Bett auf dem Rücken herumwälzte wie eine rollige Katze. Er schloss eine Wette mit sich selbst ab, dass es eine versaute Frage war. "Na schön. Weil du mir beim Lernen geholfen hast. Frag mich." Lauernd blickte er Asper an, dessen Grinsen noch breiter wurde.


    "Wenn der Weißschleim im Gehirn entsteht, sich aber bei gewissen Tätigkeiten im Schritt entlädt - ist er folglich die Ursache für unanständige Gedanken?"


    Scato schwieg einen Moment. Die Frage war nicht so dumm, wie sie im ersten Moment klang. Nachdenklich drückte er sich den kalten Löffel gegen das Kinn, während Tarpa ihm einschenkte. "Natürlich", schlussfolgerte er und wippte mit dem Löffel in Aspers Richtung. "Du hast vollkommen Recht, Aspi. Wenn der Weißschleim den Körper verlassen hat, ist man wieder klarer im Kopf! Folglich ist er zuvor der Grund für lüsternes Begehren. Eine Ballung von Weißschleim im Kopf ist Ursache klebriger Gedanken! Er verstopft das Gehirn!"


    Asper schien erstaunt. "Wirklich? Ich hatte Recht?"


    Scato nickte. "Absolut."


    Asper rollte sich auf den Bauch und blickte Scato nachdenklich an. "Aber Weißschleim ist doch der Saft, der Frauen dominiert. Oder nicht? Wieso kommt er dann nur aus dem männlichen Körper? Wie passt das zusammen?"


    Wieder nickte Scato, wobei er so weise und gütig blickte wie ein alter Mann, der alles gesehen hatte. "Frauen werden vom Weißschleim dominiert, weil sie ihn nicht im gleichen Maße loswerden können, mein lieber Aspi. Der Weißschleim staut sich in ihren Körpern und verklebt ihnen das Hirn. In ihrer ganzen Wahrnehmung sind sie deswegen einseitig und langsam. Darum taugen sie auch nicht für die Politik und benötigen einen männlichen Vormund. Sie sind sozusagen chronisch weißschleimverstopft."


    Asper rollte sich wieder auf den Rücken und starrte nachdenklich auf das Bett über ihm, während Scato sich einen Löffel weiße, klebrige Puls genehmigte.

  • Die Rache der Barackenbrüder


    Nacht. Die Geräusche der Castra wurden leiser, verstummten jedoch niemals ganz. In der Baracke VII war es leise. Hier ein Schnarchen, dort ein Knistern oder ein Kratzen. Ansonsten herrschte Stille. Gähnend setzte sich Quietus auf, kratzte sich ausgiebig und trabte dann Richtung Ausgang. Sein Weg führte ihn zu dieser späten Stunde zur Latrine. Kaum hatte er Baracke hinter sich gelassen, öffneten die anderen Barackenbrüder die Augen. Lautlos rollten sie sich aus ihren Betten. Sie hüllten sich in ihre Mäntel, zogen sich Kapuzen über ihre Gesichter und schlichen Quietus lautlos hinterher. Von Schatten zu Schatten drückten sie sich. Pullus und Lurco bezogen links und rechts neben der Latrine Stellung. Sie verharrten und hörten die Geräusche die in der Latrine völlig normal waren.


    Ein erleichtertes Stöhnen, dass Gerappele vom Kackschwamm, dann Sandalen die über den Boden schlurften. Gähnend trat Quietus aus der Latrine und bekam in der gleichen Sekunde einen Sack über den Kopf gezogen und einen brachialen Fausthieb in das Sonnengeflecht. Die beiden vermummten Gestalten schliffen Quietus zurück in die Latrine, während der Rest der Gestalten die Türe und die Gegend sicherte.


    Kopfüber wurde der Verräter in der Ausbuchtung gestülpt, auf der sonst die Ärsche saßen. Gestank umwehte Quietus, keuchend kam er zu sich, aber alles was er sah war Schwärze. Dann versank seine Welt im brennenden Schmerz, als einer der Vermummten den Kackschwamm in Quietus Rektum versenkte.


    "Verräter", zischte eine Stimme bedrohlich, dann waren die Vermummten fort.


    Qietus befreite sich ächzend aus seiner misslichen Lage. Heißer und kalter Schweiß rann seinen Körper hinab, während er sich zum Krankenhaus kämpfte und zwar in winzigen Schritten.




    Hier geht es weiter:

    RE: Valetudinarium - Krankenhaus

  • Scato unterdrückte ein Seufzen. Lurco also wieder, ihr unsichtbarer Rächer. Scato fand es ja klasse von ihm und den Kameraden, dass sie den Verrat von Quietus am Stadttor gerächt hatten ... aber der Miles Medicus in ihm konnte die Methodik nicht gutheißen. Er griff nach Lurcos Hand. Im Dunkeln spielten sie kurz mit den Fingern und liebkosten einander, ehe jeder wieder in seinem Bett zur Ruhe kam.


    Nur das leise Stöhnen von Quietus und das Knistern der Glut waren noch zu hören.

  • Barackenarrest


    (von hier kommend: RE: Statio I Urbana - die Aufarbeitung )


    Lurco war auf direktem zu ihrer Baracke gelaufen und trat ein. Im Vorraum blieb er stehen und betrachtete die dortige Ausrüstung der Kameraden. Seltsam wie von einem Moment auf den anderen der Blickwinkel auf die Welt verschoben werden konnte. Weshalb dem so war, wusste er. Was noch folgen würde, wusste er nicht. Einfach abwarten war noch nie seine Sache gewesen und hatte ihn genau in diese Situation gebracht. Trotzdem musste er einiges klären, gleich wie es für ihn weitergehen würde und was mit seinem Besitz im Wenn-Fall geschehen sollte.


    Lurco betrat die Stube, schaute ob noch etwas zu Essen im Topf war und schnappte sich dann etwas Brot und Käse. Beides hart, beides alt, beides trocken. Das passte perfekt. Wo waren nur die köstlichen Kekse von Scato um seine Seele zu wärmen, wenn er so einen Keks dringend brauchte? Was scherten ihn eigentlich die Kekse. Lurco schaute auf und betrachtete Scato der ebenfalls in der Baracke anwesend war.


    "Hast Du einen Moment Zeit? Ich muss mit Dir reden und zwar allein unter vier Augen. Aber es muss in der Baracke stattfinden, denn ich stehe unter Arrest...", sagte Lurco und stopfte sich ein hartes Stück Brot in den Rachen.

  • "Unter Arrest? Bei den Göttern ... wenn Quietus wieder irgendwas erzählt hat!"


    Die Sache mit dem Xylospongium zum Beispiel, doch Scato schwante Schlimmeres ... er wusste, auf welche Weise Lurco damals im Hinblick auf die Krähenbande "ermittelt" hatte. Er legte ihm beide Hände auf die Schultern und führte ihn so zu Lurcos Bett, wo er ihn mit sanfter Gewalt hinsetzte. Wenn es einem schlecht ging, saß man nicht stocksteif am Tisch, sondern wollte sich im Bett einrollen. Scato zerrte sich einen Stuhl heran und setzte sich dazu.


    Die übrigen Anwesenden schauten betreten. Asper entschied sich dafür, Lurco ein Leinentuch aufs Kopfkissen zu legen, in dem mehrere Kekse eingeschlagen waren, ehe er die Baracke verließ. Tarpa nahm Lurcos Wäsche mit nach draußen, so dass er sich darum nicht zu kümmern brauchte. Ramnus rückte ein paar Mal brummelnd einen Stuhl hin und her und ging dann, ohne etwas Sinnvolles zu Lurcos Wohlergehen beigetragen zu haben. Die übrigen Barackenbrüder weichten sich schon in den Thermen ein. Sie beide waren allein.


    Scato saß mit dem Rücken zur Tür und verdeckte somit den Blick auf das Geschehen. Er streichelte mit der Rückseite seiner Finger Lurcos Wange. "Was ist, Löwenherz", fragte er leise.

  • Lurco beobachtete das treiben seiner Barackenbrüder und war ihnen mehr als dankbar für ihren Beistand. Er befühlte das Tuch, dass ihm Asper hingelegt hatte. Nun wusste er woher die Kekse kamen. Er schaute Asper und ebenso Pullus nach. Auch mit Asper würde er reden müssen. Er war die falsche Adresse für diese Kekse. Als er endlich allein mit Scato war und dieser ihm über die Wange streichelte, konnte Lurco nicht anders, als seinen Schatz einfach zu umarmen.


    "Quietus hat nichts damit zu tun. Ich hatte doch meinen Termin beim Praefectus zur Aufarbeitung des Anschlags der Statio I und was dort geschehen ist. Oder was nicht geschehen ist. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt. Auch darüber dass nicht alle Leichen die ich gefunden hatte, bei Auffindung schon Leichen waren. Kurzum dass ich sie davon überzeugen musste, welche zu werden. Er war nicht mal wütend Scato, er war enttäuscht. Ich verstehe es, ich weiß wie er sich fühlt. Es musste raus verstehst Du? Irgendwann muss es vorbei sein. Es musste ein Strich gezogen werden unter all dem Desinteresse, dem Hass, der Verachtung und der Verzweiflung. Und er hat sich so für uns eingesetzt, so für uns gesprochen, da musste ich ihm die Wahrheit sagen. Nichts Geringeres hat er verdient.


    Du weißt dass ich als Kind immer gerne in der Arena den Löwen zugesehen habe. Das ist sie eine Tages aus nächster Nähe sehe, damit hätte ich nicht gerechnet. Ebenso weiß ich, dass die Krähen auch bei der Verhaftung ihrem gerechten Urteil zugeführt worden wären. Jedenfalls wären sie das heute. Damals? Wen hätte es damals geschert? Aber dürfen unsere Gesetze von unseren Vorgesetzten abhängig sein? Heißt es ohne Crispus keine Gerechtigkeit und wir müssen sie selbst herbeiführen und suchen? Heißt es ohne unseren Tribun steht das Recht still und ohne unseren Praefectus ebenso? Eigentlich nicht oder? Doch so war es gewesen.


    Meine Tat machte kein unschuldiges Opfer wieder lebendig, aber meine Art der Krähenbehandlung verhinderte weitere Opfer. Gut eingesperrt im Carcer hätten sie auch niemandem mehr schaden können. Jedenfalls bis zu dem Tag, wo Cerretanus sie freigelassen hätte mit welcher fadenscheinigen Ausrede auch immer. Oder sogar ganz ohne Ausrede.


    Sage Pullus, er muss die Ermittlungen in Sachen Püppchen-Mord alleine weiterführen. Übergib ihm meine Fallakten. Er hat einen Befehl von Maro, diese Aufklärung stand unter einem Befehl, dass ist seine Handlungsgrundlage Scato. Falls nicht sogar dieser Mord sogar noch mit den Krähen zusammenhängt. Und übergib ihm das Püppchen... jetzt fange ich schon wieder damit an...


    Hör zu, das ist alles Nachwirkungen von einer Handlung die im Hintergrund gegen uns stattgefunden hat und letztendlich hat mich auch meine Reaktion darauf eingeholt. Es gibt keinen Weg zurück", antwortete Lurco und tippte auf Scatos Anhänger die er um den Hals trug.


    "Ich liebe Dich Scato. Meinen gesamten Besitz vermache ich Dir, dass heißt ich schreibe es auf und Du musst es zum Tempel der Vestalinnen bringen oder selbst verwahren hörst Du?


    Verkaufe die Häuser, mach alles zu Geld und sieh zu dass Du diesen Moloch verlässt. Zwischen Dir und dem Sumpf stehen nur zwei Männer und sie werden da nicht ewig stehen. Wobei die Entscheidung liegt letztendlich bei Dir. Wie heißt es so schön? Es war mir eine Ehre... Ins Leben hinein und hinausgeprügelt... pass auf Dich auf Stöckchen, es tut sonst keiner", sagte Lurco liebevoll und küsste Scato auf den Mund.

  • "Zu den Löwen?! Bei Faunus, wen hast du da geholt?!"


    Irgendeinen Senator aus einer mächtigen Familie, so wie es sich anhörte! Vielleicht mehrere davon! Falten gruben sich wie Ackerfurchen in seine sonst jugendglatte Stirn, während er Lurco festhielt. Dessen Herz schlug schnell vor Angst, Scato konnte an seiner Brust spüren, wie es pochte. Es wollte leben. Aber Lurco hatte sein eigenes Grab geschaufelt und seinen Fehltritt auch noch gebeichtet. So, wie er sprach, stand sein Schicksal bereits fest. Die Krähen mussten eine Bande gewesen sein, die in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen vernetzt gewesen war und Lurco einen Tod bescherte, der sonst vor allem Kriegsgefangenen vorbehalten war. Scheinbar wollte man ihm nicht einmal eine Enthauptung gönnen, sondern ihn ad bestias schicken. So konnte es nicht enden, so durfte es nicht enden und so würde es auch nicht enden!


    Scatos Blick war entschlossen. "Das kommt nicht infrage. Ich will dein Erbe nicht, schieb dir deine Häuser, Grundstücke und Sklaven in den Arsch, wenn da noch Platz ist. Dein Krempel bleibt, wo er ist - in deinem Besitz. Lass mich nachdenken ..."


    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, Daumen und Zeigefinger an die Schläfe gelegt, die er nun langsam rieb, um sich das Nachdenken zu erleichtern, während er Lurco betrachtete. Nie war ihm die Arbeit im Lazarett so hilfreich gewesen wie jetzt, denn trotz der horrenden Aussichten übermannte ihn nicht die Panik, sondern er dachte scharf nach, was zu tun sei. Aber sein wippender Fuß verriet seine Nervosität.


    "Wir haben nur einen einzigen Versuch", sprach er schließlich leise. "Noch bist du nur in der Baracke arrestiert. Wenn man dich bei einem Fluchtversuch erwischt, wird es dabei nicht bleiben und du landest im Carcer, aus dem niemand dich herausholen kann außer jener, der dich hineinwerfen ließ. Dies ist die einzige Gelegenheit. Verlasse die Castra. Schnapp dir Terpander und setze dich mit ihm nach Athen ab, ich schenke ihn dir. Ich werde hierbleiben und mir etwas ausdenken ... deinen Tod inszenieren. Du warst auf der Flucht und der Subura-Dreck hat dich geholt. Die Rache der Krähen."


    Wie er das ohne Leiche machen wollte, wusste er nicht, aber entscheidend war, dass Lurco erstmal aus der Gefahrenzone herauskam.


    "Wofür ich dann allerdings vielleicht doch ein Testament von dir bräuchte, sonst geht dein Besitz an irgendwelche Verwandten. Terpander kennt sich in Athen aus, er ist dort als freier Mann geboren. Sicher hat er noch seine Familie in der Polis? Er wird dir mit ihrer Hilfe helfen, dort Fuß zu fassen und eine neue Identität aufzubauen. Griechisch kannst du ja hoffentlich ausreichend gut und wenn nicht, wirst du es bald lernen. Ich komme später nach. Nicht in einer Woche, nicht in einem Monat, das würde auffallen. Sondern dann, wenn es passt. Bis dahin regel ich hier alles. Wenn du mich, falls ich dich beerbe, oder Charislaus ermächtigst, deine Häuser zu verkaufen, kann er zu gegebener Zeit mit mir gemeinsam nach Griechenland reisen und dir dein Vermögen bringen. Davon kaufen wir uns eine einsame Insel, Griechenland hat ja genügend, und machen uns ein schönes Leben. Oder wir bleiben direkt in Athen, wenn es dort hübsch ist. Wir wollten unseren Altersruhesitz ohnehin im schönen Hellas einrichten. So wird es eben ein wenig früher."

  • "Scato ich gehe nirgendwohin. Ich bin kein Windhund, sondern ein Bluthund. Vom Weglaufen habe ich keine Ahnung, aber davon jemanden auf den Fersen zu bleiben und ihn einzufangen. Deine Sorge weiß ich zu schätzen und Deine Idee ist gut. Aber wie soll es enden? Ein Leben lang auf der Flucht? Und dann noch mit Terpander? Er wird mich durch Griechenland schleifen, da wäre die Arena ein Spaziergang gegen!


    Auf der Flucht, weil ich es für unsere Brüder besser machen wollte? Weil ich es für uns Urbaner und die unschuldigen Opfer nicht so stehen lassen wollte? Ich wäre doch keinen Deut besser als die Krähen, wenn ich jetzt weglaufe.


    Du kennst mich und mein Glück. Keine zwei Schritte auf der Flucht aus unserer Baracke würde ich vermutlich unseren Praefectus über den Haufen laufen.

    Falls er dann noch auf ein Schwamm stürzt... nicht auszudenken.


    Ach Scato, ich will Dich und unser Leben auch nicht verlieren. Die Löwen sind nur meine Vermutung, vielleicht hacken sie mir auch einfach den Kopf ab oder peitschen mich öffentlich zu einem blutigen Kumpen. Ich weiß nicht, welche Strafe dafür üblich ist.


    Nach Angabe der Brandstifterin hatten die Krähen Einfluss in die höchsten Bereiche. Jene die ich geholt habe, waren vermutlich Werkzeuge, gleich wie hoch im Rang. Die grauen Eminenzen im Hintergrund blieben vermutlich unangetastet.


    Ich habe keine Verwandten Scato, ich bin der Letzte aus meiner Familie. Und genau genommen hätte es mich auch gar nicht gegeben, wie Du weißt. Ich habe Dir meine Geschichte erzählt. Falls Du meinen Besitz nicht erben möchtest, wird es keiner erben. Außer ein Staat der Urbaner bevorzugt die als Dekoration in der Castra hausen oder ihren Officium sitzen. Aber dafür habe ich mich hier nicht eingeschrieben, als bessere Topfpflanze",
    knurrte Lurco verzweifelt.

  • Jemand riss die Tür auf, Scato fuhr aggressiv herum. Jetzt wurde der Arzt schon beim Seelentrösten unterbrochen!


    "Wir reden gerade", giftete er Tarpa an, der halb zur Tür reinschaute und genau wusste, dass er störte.


    Dennoch schob Tarpa eine Hand mit erhobenem Zeigefinger durch die Tür, um anzuzeigen, dass wichtig war, was er zu verkünden hatte. "Eine Bekanntmachung vom Praefectus Urbi. Lurcos Gegenwart im Vorzimmer wird gewünscht. Vorzimmer wurde unterstrichen, es scheint wichtig zu sein, dass er sich genau dort meldet und nicht den Urbi persönlich behelligt. Das war es schon." Etwas grantig schon Tarpa nach: "Tut mir leid, dass ich wegen solchem Kleinkram gestört habe."


    "Zicke", garstete Scato ihm hinterher.


    Als die Tür wieder zu war, warf Scato resigniert die Hände in die Luft. Es ging um Lurcos Hinrichtung und Tarpa maulte, weil ihm Scatos Tonfall nicht gefallen hatte! Armer Narr ... armer verblödeter Narr!


    "Asinia hat ihm sein Hirn abgesaugt. Und dir hat man deins scheinbar beim Waffentraining weichgeklopft. Jeder normale Mensch hätte die Gelegenheit zur Flucht genutzt, nur du marschierst aufrechten Hauptes deiner Hinrichtung entgegen und fühlst dich dabei vermutlich auch noch gut. Hast du mal an mich gedacht, wenn du dir schon selber egal bist? Was soll aus mir werden?"


    Doch er wusste, es würde nichts nützen. Lurco konnte stur sein, was den Dienst betraf. So spielte Scato einen Moment mit dem Gedanken, Lurco zu vergiften, damit er behaupten könne, er sei tot, um seine vermeintliche Leiche fortzuschaffen, die in Wahrheit nur bewusstlos war. Doch bei Lurcos Pech würde man darauf bestehen, seine Leiche vor versammelter Mannschaft zu verbuddeln. Scato wurde blass, denn bald würde er wirklich Lurco zu Grabe tragen müssen. Er schaute in Richtung des kleinen Schreins, doch befand sich kalt und tot an der Wand als wäre er nur Dekoration, vollkommen nutzlos. Kein Gott konnte Lurco retten, wenn der Praefectus Urbi ihn tot sehen wollte.

  • Lurco schaute auf, als Tarpa die Baracke betrat, hörte sich an was dieser zu sagen hatte und nickte knapp. Für die kleinen Wortgefechte hatte er keine Kraft mehr.


    "Ob ich mal an Dich gedacht habe? Ich denke ständig an Dich. Und nein, ich fühle mich nicht gut. In meinem Hals steckt ein Kloss und in meinem Magen liegt ein Stein, der Rest fühlt sich eisig an. Wie gesagt, ich bin gut darin einzufangen, nicht wegzulaufen. Du bist der Einzige der alles weiß, Du weißt wieso ich es getan habe und was ich vor hatte weiterhin zu tun Scato. Glaubst Du das mache ich aus Freude oder ich hätte keine anderen Hobbys? Nein nenne mich einen Idioten oder einen verblendeten Trottel, vielleicht bin ich das sogar, aber ich wollte etwas dagegen unternehmen dass man uns und unbescholtene Bürger abschlachtet.


    Ist das nicht die Aufgabe der Urbaner? Ich komme mir vor, als erzähle ich das hundert mal am Tag und es interessiert immer noch keinen. Als sollte ich mich dafür schämen, dass ich zur Waffe gegriffen habe. Was wäre die Alternative? Hätte ich die Krähen fragen sollen, in welche Ecke ich mich legen soll, zum Abmurksen? Ich war es leid Scato, ich war das Desinteresse, die Lügen und Heucheleien leid. Ich wollte einfach, dass es zu Ende ist. Dass dieses Kapitel der Krähen ein Ende findet. Und ich wollte es jemanden erzählen, jemanden der es verstehen würde, jemanden dem ich vertraue. Das war unser Praefectus Scato. Er war der Einzige der uns helfen wollte, der zuhörte und sich der Aufgabe angenommen hat, dass alles aufzuklären. War ich ihm da nicht die Wahrheit schuldig?


    Möglicherweise hast Du Recht und ich hätte fliehen sollen. Kann man vor dem Praefectus fliehen? Er wäre nicht wo er ist, wäre er ein so leicht zu täuschender Mann Scato. Er mag alt sein, aber er ist schlau und gerissen und er hat Erfahrung über die ich nicht verfüge. Der Mann hat vermutlich mehr vergessen als ich je wissen werde. Würde ich ihm widererwartend entkommen Stöckchen, wäre dies das eine. Mir selbst und meinen Erinnerungen kann ich nicht entkommen.


    Zudem wollte ich Dich absichern, ich wollte Dir alles vermachen was ich besitze. Am Anfang mag es nicht viel gewesen sein, aber heute sieht die Sache anders aus. Selbst wenn die der Wert all dieser Dinge nichts bedeutet, so sollte die Casa Leonis Dir etwas wert sein. Sie war und ist unser Zuhause, es ist unsere Zuflucht wo wir beide schlicht wir sein durften. Ohne Maske, ohne Rüstung, einfach nur Du und ich. Kein Ort der Welt ist mit der Casa Leonis zu vergleichen und wenn es die schäbigste Hütte wäre, sie ist unser Nest Scato.


    Was aus Dir werden soll? Ein gesunder, glücklicher Mann hoffe ich der nicht vergisst dass ich ihn liebe. Alles weitere entscheide nicht ich Scato, dass entscheidet unser Praefectus und den Rest den entscheidest Du. Ich muss los, wünsch mir Glück", antwortete Lurco liebevoll und küsste Scato als gäbe es kein Morgen. Er drückte sein Stöckchen für einen Moment fest an sich, dann stand er auf und machte sich auf den Weg zum Vorzimmer des Praefectus.

  • Es waren Scatos überreizte Nerven, die ihn gelegentlich giftig werden ließen. Von der Sache her war er ein gutherziger Mensch, und nicht streitlustig, doch hier ging es um das Leben seines Gefährten. Und der hatte nichts Besseres zu tun, als in sein Verderben zu wandern. Lurco wurde in solchen Situationen ruhig, Scato wurde laut. Dabei riss er sich noch zusammen. Doch was hatte es genützt? Nichts! Weder seine Heilkunst noch seine Waffen, weder sein Verstand noch seine Worte hatten Lurco retten können.


    "Ich werde überhaupt nie wieder glücklich sein! Ohne dich ist die Casa Leonis eine Ruine und mein Leben eine Existenz. Ich liebe dich auch ... ich liebe dich, Löwenherz."


    Es waren die letzten Worte, den Rest schluckte er herunter, bis die Tür ins Schloss fiel. All die Anklage an Lurco, wieso er es immer gut meinen musste mit einer Menschheit, die ihre Arbeit mit Füßen trat, warum er nicht Scatos gereichte Hand genommen hatte und alles, was ihm sonst noch auf den Herzen lag - all das blieb ungesagt. Wenn dies das Ende war, dann sollten das ihre letzten gemeinsamen Worte sein.


    Danach konnte Scato nicht mehr. Er warf sich in sein Bett und brüllte in sein Kissen wie ein waidwundes Tier, schlug die Fäuste auf die Matratze und donnerte das Gesicht in sein Kissen.

  • Irgendwann ging die Tür, Tarpa fragte, ob sie reinkommen dürften. Es sei spät. Scato bejahte. Er konnte die Kameraden nicht ewig aussperren, das hier war ihrer aller zu Hause.


    Als er sich herumwälzte und aufsetzte, deckte Quietus gerade den Tisch. Seit man ihm die Meinung über sein Verhalten unter Zuhilfenahme eines Xylospongiums etwas nachhaltiger deutlich gemacht hatte, hatte er sich keinen Fehltritt mehr geleistet und zeigte sich bemüht, sich mit seinen Kameraden wieder gutzustellen. Wenngleich Scato ihn noch immer misstrauisch beäugte, nahm er die Bemühungen doch zur Kenntnis und ging weitestgehend normal mit ihm um. Als Quietus acht Teller hinstellte, ging ein Stich durch Scatos Herz.


    "Sieben reichen", sagte er bitter.


  • Pullus


    Pullus setzte sich an den Tisch und schaute in die Runde, er blickte in jedes einzelne Gesicht, ehe er auf die große Zeichnung der Götter starrte. Gemeinsam hatten sie die Zeichnung gefertigt und Lurco hatte Mars gemalt.


    "Er wird zurückkommen Scato, er muss. Er ist ein Kämpfer und er ist verbissen. Wo sind seine Waffen? Trinken wir auf ihn", sagte Pullus, bewusst den Namen vermeidend. Er hatte das Gefühl, dass es ihm nicht zustand seinen Kameraden in dieser Situation beim Namen zu nennen. Er hätte gerne mehr gesagt, aber das was er zu sagen hatte, war für andere Ohren nicht bestimmt und möglicherweise stimmte es nicht, was Pullus dachte. Er sah viel und sprach wenig. Er sah woher die Kekse kamen und verstand die Botschaft. Und er sah was Scato um den Hals trug wie heilige Artefakte. Pullus war ein guter Beobachter, dass musste er sein, um selbst nicht gesehen zu werden.


    "Auf ihn, möge Mars ihm beistehen", sagte er und hob seinen Becher Posca.

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