Anis von Alexandria , Wahrsager und Astrologe

  • Dafür stand schon der nächste Kunde vor der Tür, und ja, der hatte ordentlich dreimal geklopft:
    "Salve, tritt ein ! Mit was kann dir Anis von Alexandria helfen.", sprach Hairan.


    Er kannte den Mann flüchtig vom Sehen von der Brandstätte des Ganymed.. Das war dieser Optio, der Besitzer der Sklavin mit dem Wahrsagedaimon. Mal sehen, ob man mit ihm ins Geschäft kam.

  • All zu lange musste der Furier nicht warten denn nach ein paar mal blinzeln wurde er auch schon hereingebeten.


    " Salve." grüsste Appius formel und sah sich um. Zwiegespalten betrachtete er die Gegenstände und Utensilien die sich über den kleinen Raum verteilten.
    " Ich bin Furius Cerretanus. Jener dem du schriftlich Interesse wegen einer Sklavin bekundet hast."

  • "Salve, edler Furius Cerretanus", sagte Hairan und legte die Fingerspitzen aneinander:


    "Ich hatte mich an dich gewandt und will offen sein: Das Mädchen wird dir niemals gut dienen, die Götter haben ihren Verstand verwirrt.
    Allerdings nicht auf die heitere Weise, dass sie wenigstens noch als Sklavennärrin deine Gäste unterhalten könnte.
    Aber so jemand ist gut für mein Geschäft der Wahrsagerei. Daher bin ich daran interessiert, diese Eireann zu mieten, wenn es dir genehm ist, und es soll, wie ich schon geschrieben habe, dein Schaden nicht sein.
    Ich schlage einen Denar am Tag vor, das ist der Arbeitslohn eines guten Arbeiters."

  • Gespannt lag mein Blick auf dem Wahrsager. Natürlich hatte ich all die Jahre gehofft, dass meine Lieben den Weg nach Tir na nOg gefunden hatten, denn sowohl mein kleiner Sohn als auch meine Frau waren rechtschaffen und mutig gewesen. Doch nun die Bestätigung dessen aus dem Mund dieses Mannes zu hören verschaffte mir ein gutes und beruhigendes Gefühl.


    Schließlich begann der Wahrsager weiter zu sprechen. Auch diesmal waren seine Worte sehr bewegend. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie mein Junge die Forelle mit seiner Hand packt, die Götter auf der Jagd begleitet und dann am Ende eines Tages zu seiner Mutter eilt.. Das würde mir als Vater versagt bleiben, denn ich würde niemals mehr mit meinem Sohn zur Jagd gehen können. Auch diesmal konnte ich nicht verhindern, dass meine Augen feucht wurden und ich ganz gerührt dreinblickte, als sich der Wahrsager nach der Botschaft bei mir erkundigte. Da er anscheinend lediglich als Medium fungiert hatte, wusste er natürlich nicht, was die Götter durch ihn gesprochen hatten.
    Als er mir dann seinen Preis für seine Dienste nannte, fühlte ich mich ein wenig aus der Situation herausgerissen. Doch ich hatte Verständnis, denn ich sah ja, welche Mühe und Kraft ihn der Kontakt mit den Göttern gekostet hatte.
    „Äh, ja natürlich!“, meinte ich und kramte in meinem Beutel herum. Die fünf erbeuteten Geldbeutel waren unterschiedlich gefüllt, was machten da schon zehn Sesterzen aus. Außerdem hatte ich noch einige Münzen von meinem Peculium übrig. Ich war also gar nicht auf das Diebesgut angewiesen.


    Etwas nachdenklich überreichte ich dem Wahrsager die Münzen. Da ich mich ja nun vom Können dieses Mannes überzeugt hatte, konnte er mir bestimmt auch noch ein wenig über meine Zukunft weissagen. Gerade jetzt, wo ich mich sozusagen mit einem Bein bereits in den kriminellen Sumpf begeben hatte. Außerdem waren da Iduna und unser Kind. Was würde aus ihnen werden.
    „Kannst du auch in die Zukunft blicken? In meine Zukunft und die meiner Gefährtin und unseres Kindes?“



    Sim-Off:

    Die unterschiedlichen Threadüberschriften erlauben es dem Schreiber mehrere Threads zu unterschiedlichen Zeiten am gleichen Ort zu schreiben. Du musst Angus also in einem völlig anderen Thread, mit dem er gar nichts zu tun hat, nicht raus schreiben, da wir beide ja in diesem Thread schreiben. ;)

  • Gefährtin und Kind ? Hairan verbarg ein gewisses Erstaunen unter einer ausdruckslosen Miene:
    Hatte er dem Barbaren nicht gerade versichert, Gefährtin und Kind wären glücklich im keltischen Elysium. Weshalb fragte er noch mal nach den Beiden ? Hatte der Bursche etwa die Dreistigkeit besessen, ihm nicht zuzuhören und dass obwohl er in den letzten beiden Zeilen der Prophezeiung sogar so etwas wie einen Reim zustande gebracht hatte? War künstlerische Mühe denn gar nichts wert?


    Aber Geld hatte der Sklave, Geld wie Heu. Seltsam, dass all diese Sklaven in Rom an Geld kamen. In seinem Haushalt früher waren die Sklaven schon froh gewesen, wenn sie Trinkwasser zugeteilt bekamen...


    Der Kelte fischte währendessen zehn Sesterzen aus seinem prallgefüllten Beutel. Außerdem schaute er gerührt drein - wie ein waidwunder Bär - ;er hatte die Weissagung bestimmt vernommen.


    Oder war das Glänzen in seinen Augen keine Rührung, sondern das Glitzern daimonischer Besessenheit?
    Vielleicht war der Bursche nicht ganz bei Verstand. Der Kummer hatte ihm den Geist verwirrt und ihn zur Beute der nekydaimones gemacht: Er glaubte, seine tote Gefährtin und sein toter Sohn lebten noch mit ihm und hätten gar eine Zukunft?


    Hairan griff seinen Dolch auf dem Tisch und drehte ihn so hin, dass die Spitze nun auf den Mann zeigte.
    Er hatte die zierliche Waffe vorhin mit dem Gift aus verrottten Vipern imprägniert, welches er in der besonders verkorkten kleinen Amphore in seiner Truhe aufbewahrte – und das widerwärtig stank, weshalb er den Kadavergeruch stets mit Räucherwerk übertünchen musste.
    Ein Ritzer mit der Dolchspitze würde genügen – und der wahnsinnige Barbar würde noch bevor er die Ausgangstür erreichte zusammenbrechen.
    Hairan hoffte jedoch nicht zu diesem äußersten Mittel greifen zu müssen. Das Entsorgen von Toten wurde auch immer schwieriger, seit soviele Urbaner durch die Subura Streife liefen , und nun bekamen sie sogar in Kürze eine neue Station….


    „Junger Freund“, sagte der Parther gemessen, aber vorsichtig:
    " Für die Glücklichen in Tir na nOg ist die Zeit eine andere als bei uns auf Erden. Während du hier ein ganzes Leben lebst, ist für sie gerade einmal ein Tag vergangen, und Conor, der tapfere Knabe wird dich erwarten, als sei sein Vater nur einen Tag auf die Jagd gewesen. Aber eine Zukunft haben sie nicht, denn sie sind eben ewig glücklich.
    Dennoch würden sie wünschen, dass du dir in deiner Zeit, die du von ihnen getrennt lebst, eine neue Gefährtin erwählst. Denn es ist nicht gut, dass du dein Leben einsam fristest. Das sagt Aislin die Mutter: Werde wieder froh, Geliebter. Nichts wärmt einen Mann mehr als sein eigenes Herdfeuer mit Weib und Kind! Zweifellos ein weiser Rat deiner verstorbenen Frau.“


    Hairan blickte den Sklaven mit seinen schwarzen Augen unbewegt an: Ob er tobsüchtig werden konnte? Dann ein schneller Schnitt und Aus. Aber der Blonde saß ganz ruhig da. Vielleicht konnte man ihm nochmal etwas Kohle aus den Rippen leiern:


    „Das macht nochmals zehn Sesterzen“, sagte er.



    Sim-Off:

    Oder dann so :D

  • Lurco hatte von dem Magus Anis von Alexandria Post erhalten.



    Ad Manius Purgitius Lurco miles
    Castra Praetoria
    Cohortes Urbanae,
    Zwölfte Kohorte,
    dritte Zenturie
    siebtes Contubernium


    Salve Manius Purgitius Lurco
    Ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass deine Auftragsarbeit beendet ist und zur Abholung bereit liegt.
    Den Segen aller wohlmeinenden Götter auf dich und dein Haus .


    Vale bene
    Anis von Alexandria



    Der Anhänger für Sacto war fertig, was Lurco freute. Es würde ein ganz besonderer Anlass werden, wo er den Anhänger mit dem Segen der Götter übereichte. Aber dafür musste er ihn vorher logischerweise abholen.


    Lurco machte sich auf den Weg zu dem Geschäft des Magus, dessen Innenleben mehr einem Tempel denn einem Geschäft glich. Man spürte dort die Anwesenheit der Götter, mögicherweise auch noch ganz anderer Geschöpfe mit denen ein Magus im Bunde war. So genau wollte Lurco darüber lieber nicht nachdenken. Solange die Götter einem gewogen waren, war alles in bester Ordnung.


    Nach einem längeren Fußmarsch, wo er gleichzeitig für den Abend noch einkaufte, kam endlich das Geschäft von Hairan in Sicht. Lurco blieb stehen, klopfte wie es sich bei Anis von Alexandria gebot drei mal an und wartete ab, bis er aufgefordert wurde einzutreten.

  • „Komm herein!“, sprach Hairan , und als er sah, dass es der Urbaner war:


    „Salve, Sohn des Mars, Hüter der Wölfin. Du kommst um das Geschenk deines Freundes abzuholen.“
    Das war klar, aber Hairan sagte es so feierlich, als wäre es eine weitere Prophezeiung. Und außerdem kommst du, mir meine achzig Sesterzen zu bringen, dachte er.
    Vorsichtshalber griff er wie in Gedanken versunken nach dem Dolch auf seinem Tisch und drehte die Spitze weg von dem Besucher. Er hatte keinerlei Interesse daran, dass sich der miles aus Versehen verletzte und womöglich tot zusammenbrach. Soviele Fragen, wie man ihm in diesem Fall stellen würde, konnte er gar nicht nicht beantworten.


    Hairan drehte sich um und holte das Amulett aus seiner Truhe hervor. Er hatte es in einem Kästchen aus Sandelholz aufbewahrt:


    Mit Salz und Labdanum, das Räucherwerk, das dem Mars geweiht ist , habe ich den göttlichen Segen gerufen.“, sagte er, und legte ein Stück des gelblichgrünen Harzes der Cistrosengewächse in die Räucherschale.
    Der honigartige Kräuterduft, der aber auch einen kräftige Unterton von männlichem Moschus hatte, zog zu dem Kunden hin :


    Auch der göttliche Faunus liebt Labdanum“, fuhr er fort:
    „Denn er ist der uralte Gott der edlen Männer vom Tiber, deren virtutes sie zu den Herren der bewohnten Welt gemacht haben.“


    Wenn meine Familie mitansehen müsste, wie ich vor den Römern buckle, dachte Hairan und dann: Es geschieht ihr Recht, denn sie hat mich verstoßen….


    Rasch rief er sich zur Ordnung, und öffnete das Kästchen:


    Der Anhänger hatte die von Lurco gewünschte Größe; schweres Gold, war aber während des Soldatendienstes nicht hinderlich. Er zeigte den Ziegenbock mit dem fein ziselierten Fell im Lorbeerkranz, nur die Pute und die beiden Glocken der Darstellung auf dem Denar fehlten.


    Hairan machte eine Pause in seinen Ausführungen.
    Er hoffte, Lurco hatte den vereinbarten Preis noch im Kopf und würde die Sesterzen auf den Tisch legen. Preise zu nennen hatte immer den unangenehmen Beigeschmack von Geschacher und verdarb die magische Stimmung.

  • Lurco betrat die Geschäftsräume des Magus und nickte erfreut, als dieser ihn so freundlich grüßte und verkündete dass der Glücksbringer zur Abholung bereit lag. Natürlich wusste Lurco dies bereits aus dem Brief, dem ihn Anis von Alexandria hatte bringen lassen, dennoch konnte so einiges dazwischen kommen. Nun war er hier und der Anhänger war dies ebenfalls.


    "Salve Magus Anis von Alexandria, sei so gut und lege bitte einige Stücke getrocknetes Labdanum zu dem Anhänger dazu. Da mein Kamerad ein treuer Anhänger des Faunus ist, wird ihn diese Beigabe erfreuen", antwortete Lurco und legte einen Geldbeutel auf den Tisch.


    "Wie vereinbart achzig Sesterzen", sagte Lurco und zückte dann seinen persönlichen Geldbeutel.


    "Zehn weitere dazu, wenn Du mir das Kästchen samt einiger Stücke getrocknetem Labdanum überlässt", bot Lurco an und legte sie dazu. "Abgemacht?"

  • "Das Kästchen und von dem Labdanum sollst du haben, Hüter der Wölfin", sprach Hairan und brach einige großzügige Brocken vom dem Harz ab, um sie in das Kästchen zu legen.


    Es gefiel ihm, dass Lurco den ausgemachten Preis im Kopf hatte, und dass er sich respektvoll verhielt. Trotz seiner Betrügereien sah sich Hairan selbst durchaus als ein Werkzeug der Götter:
    "Viel Glück für dich und deinen Gefährten! Ich habe nichts dagegen, wenn du den Namen Anis von Alexandria wohlwollend bei deinen Kameraden in der Castra erwähnst, wenn auch besser nicht bei deinen Vorgesetzten"

    Was Hairan nicht dazu sagte, war, dass es ab und zu Verbannungen oder sogar Hinrichtungen von Magiern und Hexen gab, und dass der Anlass für Verfolgungen für gewöhnlich Giftmord an hochstehenden Personen war.
    Stattdessen seufzte er:
    "Oft gibt es großes Unverständnis, ja sogar Vorurteile den Männern und Frauen gegenüber, die sich dem Dienst an den Göttern verschrieben haben, bedauerliche Missverständnisse!"
    und schüttelte betrübt den Kopf, wobei er die schweren Lider halb senkte:
    "Leg die neunzig Sesterzen auf den Tisch, Sohn des Mars, und wenn du einen Aureus hast, kann ich dir zehn herausgeben.", sprach er.

  • Lurco nahm den Geldbeutel mit dem abgezählten Geld wieder an sich, und zog aus seinem persönlichen Geldbeutel einen Aureus um ihn auf den Tisch zu legen.


    "Danke für die Glückwünsche Magus. Das habe ich vor einiger Zeit selbst erst wieder erleben müssen, Gottlosigkeit ist zur Zeit besonders verbreitet. Ich werde Dich an passender Stelle weiterempfehlen, aber nicht an jene die mit Deinen Diensten nichts anzufangen wissen. Sei unbesorgt Anis von Alexandria", antwortete Lurco, der es kaum abwarten konnte mit dem Anhänger nach Hause zu kommen.


    Er würde Viridomarus von Anis von Alexandria berichten, Viri wie Venox nun hieß, hatte sicher Interesse an den Diensten des Magus so wie er seinen alten Gefährten kannte.

  • Hairan nickte leicht und gab Lurco zehn Sesterzen zurück.
    "Blasphemie ist ein Übel unserer Zeit, junger Hüter der Wölfin", sprach er:
    " Gottlose Menschen rufen Feuerbrünste, die Pest und Missernten auf uns herab. Kürzlich gab es einen Großbrand hier in der Subura, vielleicht hätten ein paar Christen am Kreuz den Zorn der Götter besänftigt.
    Aber leider ist die Tendenz heutzutage, alles zu verzeihen und alles zu verstehen"


    Der Magus seufzte:
    "Doch genug der düsteren Gedanken.. Es war angenehm, mit einem jungen Mann, Geschäfte zu machen, der noch denkt wie die Männer, die das Imperium groß gemacht haben. Vale bene, miles Lurco."


    Hairan entließ den jungen Urbaner für seine Begriffe mit überschwenglicher Freundlichkeit.

  • Die zehn Sesterzen, die ich mit gutem Gewissen gegeben hatte, waren schnell in der Hand des Wahrsagers verschwunden. Jede einzelne Münze war es mir wert gewesen, denn sonst hätte ich nie erfahren, wie es meinen Lieben in der Anderswelt erging.


    Während ich noch ganz gerührt da saß und mein Glück kaum fassen konnte, griff der Wahrsager plötzlich zu seinem Dolch, einem ziemlich exotischen Stück, welches mir gleich zu Anfang schon aufgefallen war, als ich an seinen Tisch getreten war. Doch wenn ich es recht bedachte, dann passte die Waffe sehr gut zu dem seltsamen Vogel. Fragte sich nur, was er damit wollte! Gewiss stach er damit nicht seine Kundschaft ab. Zumindest nicht die zahlungskräftigen Kunden. Wenn auch nicht ganz freiwillig, schob ich die Gedanken an meine Familie zur Seite und konzentrierte mich wieder auf mein Gegenüber.


    Schließlich ergriff er wieder das Wort und was er sagte, klang doch sehr… schräg. Oder tapste er einfach im Dunkeln und wusste nicht so recht, was er auf meine Frage hin antworten sollte? Natürlich wusste ich, dass meine Lieben nun in Tir na nOg auf mich warteten. Um sie musste ich mir keine Sorgen mehr machen. Doch was war mit denen, die noch auf dieser Welt weilten und meines Schutzes bedurften? Meine neue Gefährtin und unser Kind. Aislin hieß es also gut, dass ich mir eine neue Frau erwählt hatte, von der allerdings der Wahrsager keinen blassen Schimmer hatte. Oder etwa doch?


    Ich sah den Seher forschend an, wobei sich dabei langsam meine linke Augenbraue nach oben verschob (ein kleines Detail, was ich früher des Öfteren bei den Flaviern hatte beobachten können). Zumal er noch einmal zehn Sesterzen verlangte. Wofür eigentlich?
    „Äh ja… nein! Moment mal, du hast meine Frage nicht richtig verstanden! Ich meine, was die Götter über die Zukunft meiner neuen Gefährtin und unserem Kind zu sagen haben. Verstehst du? Iduna und Aislins Zukunft.“ Vorerst ließ ich mein Geld noch in meinem Beutel. Denn schließlich hatte er mir ja nicht auf meine Frage geantwortet. (Als Wahrsager musste er das doch wissen.) Außerdem waren meine Mittel begrenzt. Ich war zwar in den letzten Monaten recht sparsam gewesen und hatte nur ganz selten ein Lupanar besucht, doch im Reichtum schwelgte ich auch nicht.

  • Die großen, kräftigen Sklaven räumten den Weg frei, so dass die Sänfte ihres Herrn ungehindert durch die Gassen gelangte. Vor dem Haus des Magus blieb der Tross stehen und ein feiner, feister Fuß schob sich hinter dem Vorgang seiner Sänfte hervor. Der Rest des nicht minder beliebten Mannes folgte einige Augenblicke später. Argwöhnisch und interessiert zugleich schaute sich Virridomarus in der Gasse um. Die Passanten umliefen den Tross weiträumig, da keiner mit den grimmig dreinblickenden Sklaven aneinander geraten wollte.


    Virri, wie Virridomarus kurz genannt wurde, gab seinem Leibsklaven ein Zeichen, so dass dieser eine schwere Tasche aus der Sänfte nahm und seinem Herrn zum Haus des Magus folgte. In der dicken Knollennase hatte der Sklave das betörenden Parfüm seines Herrn, dass den Gestank der Gosse für ihn angenehm ausblendete.


    Virridomarus las die Tafel des Magus, dreimal klopfen sollte man bevor man eintrat. Für solch eine Tätigkeit waren seine schwielenfreien zarten Hände nicht geeignet. Virri strich die Tunika über seinem gewaltigen Bauch glatt und deutete befehlen auf die Tür.


    "Klopfe dreimal", befahl er seinem Sklaven.


    Der riesige Nubier klopfte so lange, bis sein Herr alle Finger, vermutlich drei, gesenkt hatte.


    Virridomarus richtete sich das Haar und setzte sein charmantestes Lächeln auf. Heute war ein wunderbarer Tag um die Miete zu kassieren.

  • Hairan begriff sofort: Der Barbar war nicht verrückt, er hatte sich nur schnell getröstet, eine Konkubine genommen und ein Kind, gezeugt, da war der Rat der verstorbenen Gattin also fast schon zu spät gekommen.
    Und das Balg hieß nach der Ex, wirklich pietätvoll.


    Wenigstens wußte Hairan so, dass das Kind ein Mädchen war, der Name Aislin hätte es ihm nicht verraten. Und der Parther ging davon aus, dass die Frau eine Sklavin und das Kind natürlich dann auch eine war, bei den Römern folgte ein Gör dem Rang der Mutter, daran gab es nichts zu rütteln.
    Beziehungen zu freien Menschen kamen zwar ab und zu vor, landeten jedoch wegen diverser Schadensersatzforderungen regelmäßig vor Gericht.


    Hairan schloss die Augen:
    „ Iduna und Aislin“, sagte er: „ Deine wunderschöne Iduna und eure reizende Tochter.“


    Jetzt kam das Folgende darauf an, was für eine Einstellung der Blonde zu seinem Los hatte.


    Einmal hatte Hairan eine kriegsgefangene Sklavin kennen gelernt, die konnte er mit seinem Gequassel von „gefangenes Falkenweibchen im goldenen Käfig“ fast bis aufs Lager kriegen, obwohl er sich gar nicht so viel daraus machte. Aber hätte er es darauf angelegt, hätte sich bald das Wort „Freiheit“ mit Seufzen und Stöhnen gemischt, was bei solchen Möchtegernrebellinnen abzusehen
    war. )*


    Bestimmt fühlte auch dieser Barbar, dessen frühere Familie man ermordet hatte, nicht allzu große Begeisterung über seine neuen Herren.


    „ Ich sehe eine kostbare Stute und ihr schönes Fohlen, angebunden im goldenen Stall, einem Römer und seinen gierigen Händen zum Ergötzen.“, sagte Hairan und hob die Stimme, als wäre er erschüttert:


    „Der Schmerz muss groß sein bei einem wilden Hengst, der einst in Freiheit lebte. “



  • Hairan war einmal wieder in sentimentaler Stimmung und betrachtete das Bild seines von ihm so fernen Weibes
    So jung noch und wie eine Witwe musste sie leben, seit er fort war., umgeben nur von alten Dienerinnen und Eunuchen.
    Hairan erinnerte sich daran, wie Nannaia, die edle Tochter aus dem Hause Suren, in seinen Palast geführt wurde, zwölf Jahre alt und tief verschleiert und wie er nach tagelangen höchst komplizierten Hochzeitsritualen den Schleier endlich hob und..….


    Es klopft dreimal, wie es angemessen war.


    Hairan erwartete einen Kunden zu sehen, aber diesmal war es kein Kunde.
    Kurz bewunderte der Magus die muskulöse Statur des schwarzglänzenden nubischen Sklaven , dann schritt auch schon dessen Herr daher, stattlich und wohlbeleibt, was für Orientalen wie Hairan betörenden Reichtum bedeutete. Virridomarus war gesalbt mit edlen Düften, trug kostbare Gewänder und kam in einer Sänfte, begleitet von einer Schar ergebener Sklaven.


    Virridomarus war der Vermieter dieses Hauses. Das Haus selbst war eine Bruchbude in der Subura, aber mit einem hübschen hortus, der an die rückwärtige fensterlose Steinmauer einer Insula grenzte. Genau das Richtige für Hairans Zwecke, daher dachte er nicht daran, zu feilschen.


    Er setzte sein Lächeln auf, aber seine Augen blickten schwarz und unbewegt wie die von gewissen Reptilien:


    „Salve, edler Virridomarus!“, sprach er und erhob sich von seinem Platz, diese Ehre erwies er sonst keinem.

  • Viri schenkte dem Magus ein entwaffnendes Lächeln.


    "Salve Anis von Alexandria. Ich dachte es wird Zeit mich einmal persönlich in Deinem magischen Reich umzuschauen. Ein Kleinod hast Du hier geschaffen, fast hat man das Gefühl einen Tempel zu betreten. Wobei dem mag so sein, ein Tempel Deiner magischen Künste. Ich hoffe die Geschäfte laufen genauso magisch, wie Deine Berufung es vermuten lässt?


    Natürlich bin ich nicht nur hier um zu schauen, wie Du Dich gemausert hast mein Freund. Vielmehr bin ich hier um Dir ein Angebot zu unterbreiten. Aber setzen wir uns doch. Weißt Du was Deinem wundervollen Laden fehlt? Dir fehlt das gewisse Etwas für die Damenwelt und genau hier komme ich ins Spiel. Du benötigst betörende, magische Düfte, ein Parfüm einmal aufgetragen bei dem die Männer den Damen zu Füßen liegen. Kredenzt durch die fähigen Hände eines wahren Magiers, angeboten in einem Tempel der Sinne, wer könnte da widerstehen?


    Ebenso solltest Du Düfte für den Herrn anbieten, magisches Parfüm, dass ihn weit über seine Stellung hinausträgt. Ein Duft, der Weltmännisches verspricht und Frauen wie Bienen zum Nektar lockt. Und das Beste daran ist mein magischer Freund, Du musst dafür keinen Finger krümmen, denn ich haben genau dass was Du und Deine Kundschaft benötigst hier.


    Parfüm aus edlesten Essenzen, schwer und süß wie das Leben sein sollte. Nubius, zeig unserem Gastgeber doch bitte einmal das reichhaltige Angebot des duften Viridomarus", sagte Viri freundlich.


    Der nubische Sklave verbeugte sich tief vor Anis, stellte dann die Tasche behutsam auf dem Tisch ab und öffnete sie mit einer schwungvollen Geste. Vorsichtig brachte er mehrere Glasflakons zum Vorschein, die er in einer Reihe auf den Tisch stellte.


    "Die hellen Flakons sind die Düfte der Damen, die dunklen die der Herrn. Nur zu, überzeuge Dich selbst von den herrlichen Wohlgerüchen die ich zu bieten habe", bot Viri an.

  • "Nimm Platz, edler Viridomarus", sagte Hairan und wies auf einen der Sessel:
    "Es tut mir Leid, dass ich gerade keinen Sklaven habe, so muss ich selbst für die Erfrischungen sorgen. Darf ich dir geeisten Wein anbieten?"
    Der Wein wurde durch ein Sieb gegossen, das mit Eis gefüllt war, und bekam dadurch die gewünschte Kühle, ohne dass man allzu viel des kostbaren gefrorenen Wassers verbrauchen musste.


    „In der Tat sind Düfte eine gute Idee“, sprach der Parther, nach dem er seinem Besucher eingeschenkt hatte:
    „Denn im Duft, der einen Mann oder eine Frau wie einen Mantel umhüllt, reflektiert man seine Beziehungen zu den Göttern. Jede Gottheit hat Düfte, die sie bevorzugt:
    Das heilige Styrax : balsamisch, süß, zimtig, harzig, blumig, der Iuno lieb, ein Muss für eine römische matrona.
    Dann Kostuswurzelöl, die Vitalität des Gottes Mars, genauso wie Moschus.
    Ambra, teure Frucht des Meeres, der schaumgeborenen Venus geweiht.
    Aber ich bin kein Experte, du kannst mir bestimmt noch mehr darüber verraten."


    Hairan nickte wohlgefällig, als der Sklave die kleinen Phiolen geschickt auf seinen Schreibtisch stellte. Vorsichtshalber nahm er den Dolch weg, der Nubier sollte sich nicht verletzen.


    Er nahm den ersten Glasflakon in die Hand und schnupperte daran:
    „Und wie hast du dir das Geschäft vorgestellt, edler Virridomarus? Ich würde die Parfüme in Komission nehmen?"

  • "Du hast es direkt richtig erfasst Magus Anis, ich stelle Dir mein Angebot an Düften zur Verfügung und es ist unser beider Gewinn. An jedem verkauften Parfüm verdienst Du selbstversändlich mit. Entsprechend der Person, deren Vorlieben, Wünschen, Neigungen und Göttern kannst Du dann nach eigenem Ermessen den passenden Duft empfehlen. Die Düfte die ich im Angbot habe, sind manigfaltig. Von einem sanften Parfüm, dass den Hauch einer Erinnerung eines lauen Sommerabends mit sich trägt, bis hin zu schweren Düften, die einem auf jedem Fest noch vorzüglicher kleiden als das teuerste Gewand.


    Dann gibt es Düfte die Frau wie Mann betören oder auch die Partner an einen binden. Düfte für die Kleidung, sogar das Haus, den Hausaltar, für jede Lebenslage und für jeden Ort führe ich den passenden Duft. Deshalb sprechen wir auch von der Welt der Düfte.


    Sogar bis hinein in die Heilkunst reichen Düfte und deren Grundstoffe. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Parfüms auch über lindernde Eigenschaften verfügen, vor allem was Schwermut und dergleichen angeht. Wer kennt nicht die erfrischende Wirkung eines Citrusduftes, oder die duftende Wärme von Zimt?


    Meine Parfüms werden nur mit besten Zutaten hergestellt. Betrügen mein lieber Anis, kann man in so einem Geschäft nur ein einziges Mal. Aber wer seine Kunden für sich gewinnen und halten möchte, muss das liefern was er verspricht - Qualität. Und da bist Du bei mir genau an der richtigen Adresse.


    Unsere beiden Geschäfte würden sich wunderbar ergänzen, findest Du nicht auch?", sagte Viridomarus und trank einen Schluck des geeisten Weines.


    "Wunderbar erfrischend, vielen Dank", freute er sich aufrichtig.

  • Hairan nickte ruhig.
    Tatsächlich war Viridomarus, so weit das ein Händler sein konnte, nach seinem Geschmack – war er auch nicht von Adel, war er doch sehr, sehr reich und überaus geschäftstüchtig.


    Der Parther probierte die Flacons einzeln durch und suchte zielsicher die heraus, deren Herznoten Styrax, Moschus und Ambra waren, gleichermaßen drei für Herren und drei für Damen:
    „Diese sechs Parfüms wären es, und ich werde auch gleich ein Schild für die Tür, auf dem ich diese Neuheiten ankündige, entwerfen. Vielleicht etwas Gediegenes auf Bronze. Wenn du mir die Namen der Flacons verrätst. Ich dachte an : Neu - Weltneuheit - magische Düfte...."


    Wenn Hairan recht überlegte, widerte ihn die Subura ohnehin langsam an. Er sah seinen eigentlichen Platz – also den Platz für den er geboren worden war – ganz woanders.
    Zumindest nicht darin, Hungerleidern und Sklaven die Ohren über Liebesglück oder sonstige Belanglosigkeiten mit ihren Bälgern vollzusülzen.
    Magoi seiner Familie standen als Berater hinter dem parthischen Königsthron, und warum sollte er als Anis von Alexandria nicht einen hochstehenden Mann in Rom beraten?
    Schließlich war er ein Karena.
    ( Dass der Familienrat der Karena ihn hatte wissen lassen, er dürfe nie wieder zurückkehren, vergaß er gerne):


    „Du weißt allerdings, o edler Viridomarus , dass dies hier leider nur die Subura ist.“, sprach Hairan:
    „Ich hoffe sehr, dass sich ab und zu einmal ein Kunde hierher verirrt, der deine kostbaren Wohlgerüche zu schätzen weiß – und noch wichtiger, der sie sich leisten kann.
    Die Laufkundschaft ist durchweg von niedrigem oder niedrigsten Stand. Doch das muss ja nicht immer so bleiben, nicht wahr.
    Ich wäre dir verbunden, wenn du – natürlich nur wenn es passt – den Namen Anis von Alexandria gegenüber deiner wohlhabenden Kundschaft erwähnen würdest. So ginge doch alles Hand in Hand.“


    Er erhob sich wieder und goss noch etwas Wein durch das Sieb, obwohl es ihm missfiel, den anderen bedienen zu müssen wie ein Sklave:


    „Noch etwas Wein, edler Viridomarus ? Und dann sprechen wir über die Preise der Parfüms und den Anteil, den du mir zugedacht hast."

  • Viridomarus lächelte v ersonnen.
    "Nein guter Anis, das ist keine Weltneuheit die Du hier anbietest. Du veräußerst an ausgewählte Kunden die mysterischen magischen Düfte Thrakiens. Jene die auf uralte, geheime wie mündliche Rezepturen beruhen und jedem Magus unter der Hand seit Ewigkeiten bekannt sind. Endlich bist auch Du in den Genuss gekommen, Deiner besonders erlesenen Kundschaft solch einen Schatz anbieten zu können. Das mein Lieber hast Du im Sortiment. Die Götter liebten schon immer Wohlgerüche und sind damit jenen hold, die sie durch das Auflegen dieser duftenden Huldigung ehren.


    Neuem stehen Kunden meist misstrauisch gegenüber. Du musst etwas uraltes, wertvolles wie einen antikes Schatz als erster im Sortiment haben. Und vergiss nicht zu erwähnen, wie selten diese Düfte sind. Nicht jedermann kann sie sich leisten, dafür ist der Duft den man trägt nahezu einzigartig.


    Dass Dein Geschäft in der Subura liegt ist nicht abträglich mein Freund. Du musst Dein Geschäft nur richtig verkaufen. Natürlich kommt auch gehobene Klientel in Deinen Laden. Es ist keine Zumutung Anis den Magus in der Subura aufzusuchen, oh nein, es ist ein kleines verruchtes Abenteuer. Die Kundschaft begibt sich für einen Schatz in die zwielichtige Halbwelt, um hier etwas zu erstehen, was es sonst nirgendwo in Rom gibt - flüssige Magie.


    Wer schon den Weg in die Subura scheut, der ist nicht würdig solch einen erlesenen Duft zu tragen. Denn blühen nicht die wunderbarsten Blumen an den unwirdlichsten Orten?


    Der Einkauf bei Dir, ja schon die Anreise muss ein Erlebnis werden. Alles eine Frage des Blickwinkels Anis. Du wirst die Subura bald verlassen, wenn Du weißt wie Du Dich, Deinen Laden und Deine Umgebung richtig anzupreisen hast. Dann wird dies hier nur der finstere Ort sein, an dem die Götter und Geister zu Dir sprechen, während Dein Casa auf sonnengefluteten Hügeln steht.


    Ein Kunde kauft hier weder reines Parfüm, noch eine Weissagung er kauft ein Erlebnis.
    Ich bin kein Magus guter Anis, aber ich bin Geschäftsmann und ich erkenne einen Kollegen, wenn ich ihn sehe.


    Ich hatte an eine Provision von 10% gedacht, bei einem Verkaufswert von 30 bis 80 Sezterzen, je nach Parfüm und Inkredenzien. Über ein Ausbau des Angebots über Salben, Puder ließe sich ebenso reden.


    Dein Name werde ich meinen treuen Kundinnen hinter vorgehaltener Hand als Geheimnis weitergeben. Ein Mann, ein Magus den man kennen sollte, für jeden Lebensbereich", erklärte Viri.

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