Angus

  • Wie betäubt stand ich da. Dort, wo ich gehofft hatte, nie wieder stehen zu müssen. Letztendlich hatte mir der Iulier auch noch aus seinem Grab heraus eins ausgewischt. Von wegen, die Iulier kümmern sich um ihre Sklaven! Alles nur dummes Gewäsch von einem prahlerischen Großmaul, dessen Leichbrand inzwischen in einem Grabmal vor den Toren Roms vermoderte. Sie hatten mich ganz schön gelinkt, diese feinen Herrschaften! Vorneweg der Senator, gefolgt von seinen falschen Cousinen. In Ketten hatten sie mich aus der Domus weggeführt, weil ich gefährlich sei und ich ja sowieso ein notorischer Unruhestifter wäre.


    „Quirites! Volk dieser wunderbaren Stadt! Seht her, was ich nun für euch habe!“, begann Caius Aiacius zu rufen, seines Zeichens Sklavenhändler. Gerade eben noch hatte er eine nubische Schönheit an den Mann gebracht und dabei ein ordentliches Sümmchen eingenommen. Der fette untersetzte, nach Knoblauch stinkende Kahlkopf, rieb sich erwartungsvoll die Hände, als seine beiden Gehilfen mich kurz zuvor auf das Verkaufspodest gezerrt hatten. Nun standen die beiden hinter ihrem Herrn, allzeit bereit, mich zur Raison zu bringen, falls ich Dummheiten machten solle. Doch dazu wollte ich ihnen keinen Anlass geben.


    Mein Blick ging ins Nichts, Ich hatte kein gesteigertes Interesse daran, welcher römische Pöbel sich gerade vor dem Brettergerüst des Sklavenhändlers versammelt hatte. Wer mich letztendlich kaufte, würde ich noch früh genug erfahren. Mittlerweile hatte ich ja schon etwas Erfahrung in puncto Sklavenversteigerungen. Caius Aiacius hatte mich zum Glück nur einige Tage durchfüttern müssen und ich hatte auch keinen strapaziösen Fußmarsch durch das halbe Imperium hinter mich bringen müssen. Also machte ich eine recht gute Figur. Um für mich einen ordentlichen Preis zu erzielen, hatte er mich lediglich in Subligares auftreten lassen, so dass jeder, den es interessierte, meine Muskeln begutachten konnte. Ganz zu Schweigen von meinen Tätowierungen auf der Brust und meinem rechten Oberarm, knapp unterhalb der Schulter, die offensichtlich die Fantasie mancher Römer stark beflügelten. Meine Haut glänzte noch von dem Öl, mit dem er meinen Körper hatte einreiben lassen und mein blondes Haar sah wirr aus, so wie eh und je. Wenn dass nicht barbarisch wirkte! Plötzlich war ich nichts mehr weiter als nur eine Handelsware. Ein Stück Fleisch, das man an den Höchstbietenden weiterverkaufte.


    „Schaut euch diesen strammen keltischen Barbaren an! Er stammt aus dem Nachlass eines iulischen Herrn, der kürzlich das Zeitliche gesegnet hat. “ Mehr wollte Caius Aiacius dazu nicht verraten. Vielmehr wollte er nun die Aufmerksamkeit der Leute auf meine körperlichen Vorzüge lenken. Mit einem Stock, den er in seiner rechten Hand hielt, tippte er nun auf meinen linken Oberarm.
    „Schaut her ihr feinen Damen, erlauchte Herrn und seht euch nur seine Muskeln an! Der Bursche ist es gewohnt, schwere Arbeit zu verrichten. Doch mit ein wenig Anleitung und der nötigen Geduld ist er durchaus auch als Custos Corporis oder für die Arena brauchbar.“ Diese Informationen ließ der Sklavenhändler erst einmal sacken, dann fuhr er fort.
    „Werte Herrn, edle Damen, das Anfangsgebot für diesen prachtvollen Kelten hier startet nicht bei fünfhundert und auch nicht bei Vierhundert! Für euch startet das Anfangsgebot heute bei sage und schreibe dreihundertfünfzig Sesterzen! Wer bietet mehr?“ Während der Sklavenhändler suchend seinen Blick über die Leute schweifen ließ, um einen möglichen Interessenten auszumachen, wirkte ich gänzlich abwesend neben ihm. Mich interessierte es nicht, wer da für mich bot. Ich wünschte mir nur, alles wäre schon vorbei. Letztendlich lag nur eine weitere erniedrigende Station in meinem hundsmiserablen Leben als Sklave vor mir.


    Sim-Off:

    Reserviert!

  • Eine flavische Sänfte näherte sich dem Sklavenmarkt, begleitet von mehreren Sklaven, die zu der Flavia im Inneren der Sänfte gehörten. Die Träger, sechs Nubier deren Haut schwarz wie Ebenholz war, ließen die Sänfte ab und einer der Sklaven war seiner Domina dabei behilflich, der Sänfte zu entsteigen. Ihre beiden germanischen Custodes sorgten dafür, dass sich niemand Flavia Domitilla ungebührlich näherte. Gleichzeitig sorgten sie dafür, dass sie einen guten Platz erhaschen konnte, um die Angebote des Sklavenhändlers angemessen zu begutachten.
    Im Grunde hatte sie keinen dringenden Bedarf für einen neuen Sklaven. Zumal sie günstig an hervorragend ausgebildetes Personal aus der flavischen Zucht kommen konnte. Doch hin und wieder tat ein wenig frischer Wind sicher auch gut.


    Domitilla erblickte den Sklaven, den man soeben auf den Podest geführt hatte. Ein blonder Kelte, gut gebaut. Doch irgendwie kam ihr dieses Gesicht bekannt vor. Als ob sie ihn schon einmal gesehen hätte. Natürlich konnte sie sich auch irren, denn diese Barbaren sahen ja alle gleich aus.


    „Wie findest du den?“, raunte sie Praxilla, ihrer Leibsklavin zu. Die Griechin begutachtete den Sklaven, so gut es von ihrem Platz aus ging. Er sah nicht schlecht aus. Gewiss war er kräftig. Was die Griechin jedoch etwas irritierte, war das niedrige Einstiegsgebot. 350 Sesterzen waren wirklich nicht viel für einen kräftigen Sklaven im besten Alter. Irgendwo musste da ein Pferdefuß versteckt sein. Doch sie konnte ihn beim besten Willen nicht entdecken.
    „Er sieht nicht schlecht aus, Domina. Darf ich fragen, wofür du ihn einzusetzen gedenkst?“ Praxilla wusste, dass ihre Domina keinen triftigen Grund brauchte, um sich einen neuen Sklaven anzueignen. Manchmal geschah dies einfach aus einer Laune heraus. Aber vielleicht gab es ja einen bestimmten Anlass.


    Ein Lächeln umschmeichelte ihren Mund. Der Sklave gefiel ihr, auch wenn sie im Augenblick explizit keinen Bedarf hatte. Doch was hatte der Händler gerade gerufen? Mit etwas Anleitungfür die Arena brauchbar? Warum eigentlich nicht?
    „Nun, ich könnte ihn als Gladiator ausbilden lassen,“ antwortete sie. Kurz darauf gab sie Cato, ihrem 'Mädchen für alles' ein Zeichen.
    „Meine Domina Flavia Domitilla bietet vierhundert Sesterzen für den Sklaven!“, rief dieser daraufhin.

  • Ich war mit Tiberios auf den Sklavenmarkt gekommen, weil ich mich sozusagen nach Ersatz für ihn umsehen wollte.
    Mein ausgeliehener Scriba würde bald im Auftrag seiner eigentlichen Domina nach Alexandria reisen. Es war jetzt nicht so, dass ich umbedingt heute kaufen wollte. Es ging mir mehr darum erst einmal das Angebot und die Preise zu sondieren. Von beidem hatte ich wenig Ahnung, da in Parthenope die Dienerschaft Sache von Campania minor gewesen war, und ich in Athen und Alexandria asketisch und lässig ohne einen einzigen Sklaven gelebt hatte. ( Ich nannte das heute bei mir: Aulus schnürt sich selbst seine Sandalen - Phase)
    Am Stand eines gewissen Caius Aiacius blieb ich stehen und betrachtete die Auslagen.
    Gerade brachten sie so einen keltischen Barbaren auf das Podest, der mir gefiel, weil er irgendwie stolz in eine unbestimmte Ferne schaute. Oder ob sein Stolz nur daran lag, dass er gar nicht begriff, was mit ihm vorging? Bestimmt gab er einen guten Custos ab, denn diese Barbaren sollten ja treu wie Gold sein, sagte man, wenn man sie erst domestiziert hatte.
    Leider suchte ich keinen Kämpfer. Ich wollte mich gerade mit einer launigen Bemerkung an Tiberios wenden, da merkte ich, dass der Jüngling stehen geblieben war und erstaunt zu dem Blonden hoch sah.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Tiberios kannte den Mann, der gerade zum Kauf stand, in der Tat. Es war Angus, der keltische custos der Iulier, der Iulia Graecina beschützt hatte, als sie in der schmierigen Spelunke Sulamith und die ancilla zu befreien gekommen war.
    Auch bei der Werkschau des Dolios hatte er die Iulia begleitet. Das er nun auf dem Slavenmarkt gelandet war, erstaunte den furischen Sklaven, der davon ausgegangen war, dass Angus eine Vertrauensstellung bei seinen domini genoss, doch sehr.
    Wieder einmal dachte Tiberios, das nichts, aber auch gar nichts, sicher war auf dieser Welt. Es half nur wie ein Stoiker zu denken: Quo nos fata trabunt retrahunque sequamur.*
    Nicht die Stärke von Eisen, die Stärke von Wasser hielt welche wie sie am Leben, weich und nachgiebig sein, zurückweichen wie das Meer bei Ebbe, sich jeder Form anpassen. Sklaven, die anders dachten, standen irgendwann alle hier auf dem Podest, erst Eireann, jetzt Angus.
    Tiberios hätte gerne etwas für Angus getan (auch wenn ihm wie immer die Nase schmerzte, wenn er den hochgewachsenen Kelten sah). Er kramte in seinem Beutel, holte eine tabula und einen stilus hinaus. Dann machte er Angus mit beidem verstohlen ein Zeichen:
    Gibt es jemandem, den du eine Nachricht hinterlassen möchtest, wollte er ihm bedeuten, aber er wusste nicht, ob der Kelte ihn überhaupt wahrnehmen würde. Sein Blick ging wie in weite Ferne.


    Tiberios kannte diesen Blick nur zu gut aus eigener Erfahrung: Mein Körper ist hier. Ich bin weit weg.


    Sim-Off:

    * Man muss es (das Schicksal) annehmen wie es kommt.

  • Verborgen in der Menge stand auch Iduna und hielt ihren Blick auf den Kelten gerichtet. Er würde sie nicht sehen, dessen war sich die Rothaarige bewusst. Auch wenn sie wie eine Leuchtboje aus der Menge herausstach und dies alleine durch ihre roten Locken.
    “Angus.“
    Wisperte die Germanin mit leiser Stimme und spürte im nächsten Augenblick wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Bereit beim nächsten blinzelnd ungehindert über ihre Wangen nach unten zu tropfen. Vielleicht hätte sie vehementer um Angus Verbleib in der Domus Iulia bitten sollen. Auch wenn die Worte des Hausherrn und ihrer neuen Domina allzu klar waren. Der Kelte hatte keine Daseinsberechtigung mehr in der Domus Iulia. Ein Gedanke der Iduna sichtlich schmerzte.


    Zwar hatte ihr der Kelte deutlich zu verstehen gegeben was er von ihr und ihrem gemeinssmen Kind hielt - nichts. Und dennoch spürte Iduna die Liebe in sich, welche sie für den Kelten empfand. Auch wenn dieses Gefühl nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Hoffentlich würde der Kelte an einen netten Herrn oder Dame verkauft. Bei diesen Gedanken ließ die Germanin ihren Blick über die bereits Neugierigen vor dem Verkaufspodest gleiten. Doch diese Kaufinteressenten kannte Iduna nicht und dieser Gedanke ließ ihr Herz dann doch schwerer in ihrer Brust pochen. Was war wenn Angus in die Steinbrüche oder gar in die Arena verkauft werden würde? Nein! Dafür war der Kelte nicht geschaffen. Als Leibwächter ja, aber für harte, körperliche Arbeit?


    Würde sie den Kelten jemals wiedersehen und würde Angus seine Tochter jemals wiedersehen?

  • Seit den Ludi romani hatte mich der Gedanke, mir wieder eigene Gladiatoren zuzulegen, nicht mehr losgelassen. Ich hatte eine Gladiatorenschule besucht, um mir dort einige der Tirones anzusehen, hatte aber noch keine nach meinem Geschmack gefunden. Denn nicht nur kampfstark sollten sie sein, sondern auch ästhetisch meinen Ansprüchen genügen.
    Aus diesem Grund besuchte ich bei Gelegenheit den Sklavenmarkt, ging zu einigen der besseren Händler und ließ mir ihre Ware präsentieren. Meine Custodes Akadios und Pelias flankierten mich professionell, ließen aber hin und wieder eine Bemerkung fallen, der zu entnehmen war, dass sie dies alles aus ethischen Gesichtspunkten für sehr fragwürdig hielten. Nicht zum ersten mal dachte ich, dass es wirklich ein Fehler gewesen war, meine Liberti damals zu den epikureischen Lehrgesprächen mitzunehmen...


    Trotzdem war ich fündig geworden. Einen glutäugigen dakischen Stammeskrieger hatte ich erworben, und einen athletischen Orientalen (der angeblich ein verbannter Fürstensohn von einer fernen Hochebene war, wo man mit abgerichteten Adlern jagte – wahrscheinlich stammte er eher aus Antiochias Armenviertel, unzählige Sklaven schwafelten ja so gerne von ihrem noblen Geblüt, aber eine schöne Geschichte war es doch allemal). Beide sahen mir nach gutem Gladiatorenmaterial aus, ich würde sie ausbilden lassen und mal sehen wie sie sich machten. Die beiden Neuerwerbungen trotteten, noch mit Handfesseln, hinter mir her.
    Eigentlich hatte ich damit für heute genug eingekauft, doch ein Menschenauflauf machte mich aufmerksam, und über den Köpfen der Menge sah ich auf dem Verkaufspodest... Angus, der Iulier schönen Kelten.


    Wie angewurzelt blieb ich stehen. Der Anblick seiner eingeölten Muskelpracht, das sonnenhelle Haar... ein Anflug von Hitze schoss mir ins Gesicht bei der Erinnerung an mein schmieriges, und vollkommen haarsträubendes, und extrem unwürdiges, am besten nie wieder erwähntes, aber doch sehr, sehr heißes Subura-Abenteuer.
    "Den will ich." sagte ich leise. Und etwas lauter zu Pelias neben mir. "Den will ich. Biete für mich. Ich will ihn haben. Egal was er kostet."
    Selbst vorzutreten, und die Stimme zu erheben, das wollte ich nicht, denn mich plagte die fixe Befürchtung, Angus würde mich ansehen und rufen 'Oh, salve, bist du nicht der Pathicus, der im Hinterhof mir mir rumgemacht hat?'
    Pelias war aber nicht einverstanden.
    "Serapio, das möchte ich wirklich nur sehr ungern tun. Schon die Jagd nach dem entlaufenen Mundschenk ging für uns hart an die Grenze. Aber auf einen Menschen zu bieten wie auf ein Stück Vieh? Ich selbst stand einmal auf einem solchen Podest. Es ist eine Qual. Flüchtige Gebilde sind wir alle, und die Bestandteile, aus denen der Körper dieses Sklaven zusammengesetzt ist, von dem wiederum seine Seele verströmt, sind in ihrer Natur keineswegs verschieden von denen, die..."-
    Oh diese Liberti raubten mir noch den letzten Nerv!
    "Nicht jetzt, Pelias." schnitt ich ihm das Wort ab. "Tu es meinetwegen ungern aber tue es. Sieh ihn dir an, er ist ein Löwe unter Pudeln. Soll er in einer Baugrube enden? Also tu es. Jetzt. Bitte."
    Pelias und Akadios sahen mich vorwurfsvoll an, aber Pelias trat dann, obschon widerstrebend, doch nach vorne und bot:
    "Fünfhundert!"


    Eine flavische Dame hatte ebenfalls bieten lassen. Ich sah nur ihre Prunksänfte und hoffte, dass ihr Interesse nicht allzu weit ging... durch Manius hatte ich eine vage Vorstellung von dem unverschämten Reichtum dieser Patrizier (die ja noch dazu viel zu lange das Steuern-zahlen fein uns Plebejern überlassen hatten).
    Aus der Menge der Interessenten und der Schaulustigen prasselten derweil von allen Seiten die Fragen auf dem kahlköpfigen Händer ein.
    "Kann er kämpfen? Lass ihn was vorführen!"
    "Spricht er Latein?"
    "Er soll mal seine Zähne zeigen!"
    "Ist er wild eingefangen? Kooperiert er, oder braucht er noch die Peitsche?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Aiacius‘ Marktschreien perlte an mir ab, wie Regentropfen an einer Lotuspflanze. Es war das übliche Sklavenhändlergeschwätz, das ich schon so oft an solchen Plätzen wie diesem hier gehört hatte. Nur diesmal war ich es, der als Ware angepriesen wurde. Ich versuchte immer noch meinen Blick auf einen bestimmten Punkt zu legen, an dem ich mich festhalten konnte, um dem, was dort unten nun gleich vor sich gehen würde, so lange es ging, zu entgehen. Das gelang mir allerdings nur so lange, bis das erste Gebot für mich gerufen wurde. Es ließ sich einfach nicht vermeiden, dass ich doch einen Namen aufschnappte, der mir vertraut war. Flavia? Domina Flavia Domitilla? Ja wollt ihr mich verarschen?!


    „Vierhundert sind geboten von der edlen Flavia! Wer bietet mehr?“, schrie Caius Aiacius und war sichtlich zufrieden. Das erste Gebot war sogar von einer Patrizierin gekommen. Solchen Damen sagte man ja oft nach, dass sie immer auf der Suche nach dem passenden Spielzeug waren. Und dieses hier hatte seinen ganz besonderen Reiz, nicht zuletzt aufgrund des wilden Aussehens des Kelten.
    Seine Befürchtungen, die er zu Anfang gehegt hatte, als er den Sklaven von den Iuliern gekauft hatte, schienen sich nicht zu bewahrheiten. Gemäß dem Spruch ‚was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß‘, hatte er bewusst darauf verzichtet, den Leuten das unwichtige Detail auf die Nase zu binden, dass es sich bei dem Kelten um einen aufmüpfigen Unruhestifter handelte. Wahrscheinlich hatte es eh nur an der unsachgemäßen Haltung seiner vorherigen Besitzer gelegen. Im Augenblick machte er doch einen recht ruhigen Eindruck!



    Meine Augen verließen sofort ihren festen Punkt und machten sich auf die Suche nach der Flavia. Jedoch konnte ich sie in der Menschenmenge, die sich inzwischen vor dem Brettergerüst versammelt hatte, nicht entdecken. Die flavische Sänfte jedoch fiel mir dann doch schnell ins Auge. Ich konnte mich noch dunkel an sie erinnern. Wenn ich mich recht entsann, hatte Scato, mein ehemaliger Dominus, damals ihre Ehe arrangiert. Das war so lange her!


    Das Gebot der Flavia hatte mich so irritiert, so dass ich nicht länger in der Lage war, mich auf meinen festen Punkt zu konzentrieren. Er war für mich unwiderruflich verloren. Mir wurde speiübel bei dem Gedanken, wieder in der Villa Flavia zu landen. Hoffentlich bot noch jemand anderes!
    Nun, da es vorbei war mit meiner inneren Ruhe, ließ ich dann doch noch meine Blicke schweifen, um potentiellen Käufern Ausschau zu halten. Aber wen musste ich da erblicken? Tiberios! Verdammt noch eins, welches Spiel spielten heute die Götter da mit mir? Tauchten jetzt alle möglichen Geister meiner Vergangenheit auf, um mir auch noch den letzten Rest meiner Würde zu rauben? Der Grieche fuchtelte mit einer Tabula und einem Stylos in der Luft herum. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte!
    Und da! War das nicht Iduna? Ja, das war sie! Wie so oft heulte sie auch diesmal wieder. Hoffentlich hatte sie nicht die Kleine dabei! Aislin sollte nicht mitbekommen, wie ihr Vater verhökert wurde! Mir war klar, dass sie noch viel zu klein war, um zu verstehen, was hier passierte. Dennoch war dies hier kein guter Ort für ein Kind!
    Jetzt fehlte eigentlich nur noch der Kerl, den ich letztens in der Subura getroffen hatte. Denjenigen den ich eigentlich ausrauben wollte. Stattdessen war der Typ über mich hergefallen und hatte mich nach Strich und Faden verführt. Ich war noch immer ganz verstört, wenn ich darüber nachdachte.


    Dann kam endlich das nächste Gebot. Ich atmete erleichtert auf, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Es war ein Mann, der ungefähr mein Alter hatte. Wahrscheinlich ein Sklave von irgendjemand. Wer war mir herzlich egal! Wie gesagt, ich würde meinem neuen Besitzer noch früh genug kennenlernen.


    Die Laune des Sklavenhändlers verbesserte sich noch mehr, als fünfhundert Sesterzen geboten wurden. Natürlich kamen auch Zwischenrufe aus dem Publikum. Die üblichen Anfragen nach den Fähigkeiten und Erfahrungen des Sklaven. Doch der kühnen Aufforderung, mich hier kämpfen zu lassen, wollte er nun doch nicht nachgehen. „Selbstverständlich kann er kämpfen! Der Bursche war ein Krieger, bevor er eingefangen wurde! Fünfhundert sind geboten! Fünfhundert! Wer bietet mehr?“, rief er. Da ging noch was! Das hatte Caius Aiacius im Urin.
    Ein weiterer Zwischenrufer wollte sich über die sprachlichen Kompetenzen seiner Ware informieren. Solche Fragen ließen sich am besten durch einfache Demonstrationen beantworten. Also stieß mich Caius Aiacius daraufhin unsanft mit seinem Stock an. „Los sag etwas! Mach schon!“ Da ich mir geschworen hatte, hier auf dem Podest nicht die riesen Welle zu machen, sondern den gehorsamen Sklaven geben wollte, fokussierte ich ihn nur mit einem herausfordernden Blick und antwortete dementsprechend, so wie er es mir befohlen hatte. „Etwas! Mach schon!“ Caius Aiacius versuchte diese unverschämte Antwort vorerst herunterzuspielen, denn es machte sich nicht gut, vor der Kundschaft die Ware direkt auf dem Podest mit Stockschlägen zu maßregeln. Stattdessen packte er mich an meinem Kinn und drückte mir mit seinem fleischigen Daumen und Zeigefinger den Mund und auf und die Kiefer auseinander, so dass meine Zähne zum Vorschein kamen. Bevor er wieder von mir abließ, führte er seinen Stock zu meinem Mund, so dass meine Zähne auf das Holz es Stockes bissen. „Seht her! Er hat noch alle seine Zähne. Dieser Sklave ist ein wahrer Naturbursche! Wer bietet mehr?“
    Der Ausdruck Naturbursche wann dann auch das Stichwort für die nächste Frage. Da dem Sklavenhändler dazu die nötige Information fehlte (denn ein Vorgespräch hatte es nicht gegeben und er hatte mich dazu nicht befragt), dachte er sich irgendetwas aus, wodurch meine Geschichte noch verwegener klang. „Ja, dieser Sklave hier war ein wilder Krieger aus dem Norden Britanniens. Dort wurde er eingefangen und in die zivilisierte Welt gebracht, wo man ihm bereits ein wenig Benehmen beigebracht hat! Wie ihr seht, er braucht eine starke Hand! Und im Übrigen hat die Peitsche noch keinem Sklaven geschadet!“

  • Einen Gladiator ausbilden zu lassen war natürlich nur so eine fixe Idee der Flavia, die sie womöglich schon kurze Zeit später verwerfen würde. Doch der Sklave gefiel ihr. Immer noch rätselte sie, wo sie sein Gesicht schon einmal gesehen hatte. Als plötzlich einer der Sklaven, der sie begleitet hatte seinem Standeskollegen plötzlich etwas zuraunte, was ihre Aufmerksamkeit fand. „Ist das nicht Angus da oben?
    Die Flavia wandte sie um, um den Sklaven zu eruieren, der den Mann auf dem Verkaufspodest ganz offensichtlich kannte. „Was sagst du da? Wer ist das?“ Der angesprochene Sklave errötete und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Doch um es sich mit der Domina nicht zu verscherzen, antwortete er ihr. „Das ist Angus, Domina. Der ehemalige Sklave deines Verwandten Flavius Scato. Nach seinem Tod wurde er verkauft.“
    Sofort lenkte sie ihren Blick wieder hinauf zu dem Sklaven auf dem Verkaufspodest. „Aha, welch Ironie! Scatos ehemaliger Sklave also!“


    Genau in diesem Moment ging ein weiteres Gebot ein. Sofort ging ihr suchender Blick zu ihrem Konkurrenten. „Wer ist das? Kennt jemand diesen Mann?“ Doch selbst Cato konnte ihr diesmal mit keinerlei Auskünften dienen. Aber im Grunde war das auch unwichtig! Also forderte sie Cato erneut auf, für sie zu bieten. „Sechshundert!“, rief er daraufhin.

  • Zitat

    Original von Tiberios


    Zitat

    Original von Angus


    Zitat

    Original von Flavia Domitilla


    Ich schlug Tiberios so kräftig auf den Arm, dass er seinen Stilus fallen ließ:
    „Bist du von Sinnen?“, herrschte ich ihn an: „Mit deiner Geste hast du gerade tausend Sesterze auf den Blonden geboten! Meinst du, ich will einen Barbaren haben?
    Noch eine solche unabgesprochene Aktion, und du kannst dich neben deinen Freund da oben auf den Podest stellen! Dann bekomme ich wenigstens den Bruchteil dieser Summe wieder rein!“

    Natürlich hatte ich kein Recht dazu, Tiberios zu verkaufen, denn er gehörte nicht mir, sondern Furia Stella, aber in diesem Moment war ich wirklich wütend, und mit meiner Cousine wäre ich mir später schon handelseinig geworden, auch wenn sie den Jüngling gerne hatte.


    Aber dann besänftigte ich meinen Zorn beim Anblick der rothaarigen edlen Dame, die auf den Barbaren bot, und lächelte in ihre Richtung. Ich wusste, wer sie war: Flavia Domitilla. Sie gehörte zu den Verwandten meines ehemaligen Patrons, aber leider hatte die Zeit nicht gereicht, ihr vorgestellt zu werden. Was für eine attraktive Frau. Temperament und Feuer sprachen aus ihren Blicken und ihr geschmeidiger Leib...nein, Aulus, denk nicht weiter, ermahnte ich mich.
    Die anderen Bieter waren offensichtlich Liberti, die im Auftrag ihrer Ex-Domini handelten.
    Ich hielt natürlich zu Flavia Domitilla. Wenn sie einen blonden keltischen Custos wollte, sollte es so geschehen.
    Wie ungalant, gegen die edle Dame zu bieten!

  • Mezena amüsierte sich prächtig. Sklavenmärkte hatten ihn schon immer fasziniert. Vor allem dann, wenn fangfrische Ware feilgeboten wurde, Servi, die vor kurzem noch vermeintlich frei und im Idealfall wild und renitent gewesen waren. Die trugen schwer an ihren Fesseln. In denen pulsierte noch ihr altes Leben und die kindische Hoffnung, es dereinst zurück zu erhalten. Narren.
    Welch ausgesprochen fade Angelegenheit war dagegen die Veräußerung geborener Sklaven. Da sträubte sich nichts. Die kannten kein selbstbestimmtes Leben und hätten wohl auch nicht viel damit anfangen können. Narren, auch sie. Erloschene Narren.


    Genüsslich auf ein paar entwendeten Nüssen kauend, nahm Mezena den abgestellten Beutel mit den Einkäufen für den Patron wieder auf und schob sich noch etwas näher an das Spektakel heran. Dieser Barbar dort war alles andere als erloschen. Der hatte fast noch den Nebel Britanniens im Haar und eine Mischung aus Trotz, Stolz und Verachtung in den Augen. Die Frage aus dem potentiellen Käuferkreis, ob der Kerl denn kämpfen könne, belustigte Mezena ungemein. Jeder kann kämpfen, wenn er muss, dachte er schmunzelnd, und der da vorne konnte einen Kampf sogar gewinnen.
    Ob der Brite außer für den Kampf noch zu etwas anderem taugte, wäre die interessantere Frage gewesen, aber das war nicht Mezenas Angelegenheit. Er konnte sich keinen Sklaven leisten. Er konnte sich überhaupt nichts leisten. Genau betrachtet war er nicht sehr viel freier als dieser Barbar. Es kam eben drauf an, was man draus machte.


    Einen Moment lang dachte Mezena darüber nach, ob es nicht spaßig wäre, mitzubieten, um den Preis in die Höhe zu treiben und sich im Fall des Zuschlags einfach aus dem Staub zu machen. Die Idee schien ihm nicht schlecht, nur seinem Patron würde das gar nicht gefallen. Immerhin hätte auch er es sein können, den man dort vorn zum Kauf anbot. Mit etwas weniger Glück wäre sein Patron nun sein Dominus. Also wollte er es mit den Späßen nicht übertreiben. Der Brite würde zu einem anständigen Preis den Besitzer wechseln, so oder so. Mezena studierte kauend die Mimik des Sklaven und war gespannt auf weitere Gebote.

  • Es drängten sich immer mehr Menschen vor das Verkaufspodest auf dem der Kelte stand. Und Iduna schöpfte innerlich wieder Hoffnung das ihr Gefährte doch nicht in die Steinbrüche geschickt wurde. Neugierig ließ die Germanin ihren Blick über die Kaufinteressierten gleiten und zuckte leicht zusammen. Denn einer der Bieter war der Mann, den sie zusammen mit Tiberios in der Gladiatorenarena gesehen hatte, weil sie sich in die Sitzreihe hinter dem Praetorianer gesetzt hatten.


    Die rothaarige Römerin war Iduna dagegen nicht bekannt. Auch wenn sie beim Anblick der Rotharigen unwillkürlich an Domina Claudia Sassia denken musste. Um sich auf andere Gedanken zu bringen richtete Iduna ihren Blick erneut auf das Podest und bekam gerade noch mit wie der Kelte seine Zähne präsentieren musste. Wie unwürdig dieser Händler war, durchzuckte es die Gedanken der Rothaarigen. Offensichtlich musste der Verkauf des Kelten schnell gehen, denn sonst hätten die Iulier garantiert Titus Tranquillus bemüht, den Kelten zu verkaufen.
    “Lebewohl Angus. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Und wenn ich Aislin betrachte, sehe ich dich.“
    Murmelte die kleine Cheruskerin mit tränenverschleiertem Blick und wandte ihren Blick dann doch zur Seite ab. Nur um sich verstohlen die Tränen aus den Augen zu wischen.


    Als der Sklavenhändler dann jedoch erwähnte das die rothaarige Römerin eine Flavia war, spürte Iduna wie sich ihr Herz krampfhaft zusammenzog und sie sich unwillkürlich duckte. Hoffentlich erhielt ein anderer der Bieter den Zuschlag und nicht die rothaarige Flavia. Angus durfte nicht wieder in die Höhle des Löwen geschickt werden.


    Unwillkürlich richtete Iduna ihren Blick gen Himmel und betete stumm zu ihrer Göttin das Angus einem freundlichen Dominus oder einer freundliche Domina dienen durfte. Mehr konnte die rothaarige Sklavin nicht tun. Leider.

  • Entgegen Mezenas Erwartungen ließen die höheren Gebote auf sich warten. Vielleicht herrschte hier in Roma ein derartiger Überfluss an gut im Futter stehenden kampftauglichen Barbaren, dass dieser Brite höchstenfalls Dutzendware darstellte oder aber die wirklichen Kenner unter den Kaufinteressenten hielten sich bislang noch zurück.


    Mezena wandte seinen Blick vom Gesicht des Briten ab den Umstehenden zu. Die meisten standen hier wohl nur so rum, um sich auf Kosten des angebotenen Sklaven zu amüsieren, so wie er selbst. Einige schienen ernsthaftes Interesse zu haben, was ihre mit betontem Gleichmut zur Schau getragenen Mienen verrieten.
    Für den Menschen hinter dem Servus, für den Mann, der er einst gewesen war, interessierte sich niemand.


    Niemand, bis auf das blasse rothaarige Mädchen, das schräg vor Mezena mit den Tränen kämpfte. Das stumme Beben, das ihren zierlichen Körper durchlief, war ihm nicht entgangen, ebensowenig wie ihr leises Murmeln. Verstanden hatte er nichts davon, zu deuten wusste er es dennoch. Der Brite hatte eine Geschichte, die zu Ende war, und das Mädchen vor ihm, war offenbar Teil dieser Geschichte gewesen. Auch das war nun vorbei.


    All das hätte Mezena egal sein können. Das trauernde Mädchen aber dauerte ihn irgendwie. Ohne sie anzusehen trat er einen Schritt auf sie zu, griff in seinen eigenen kleinen Leinenbeutel und raunte nicht unfreundlich:


    "Möchtest du vielleicht ein paar Nüsse? Gut für’s Herz, sagt man."

  • Zitat

    Original von Darsas Mezena


    Wie entwürdigend die Behandlung des Sklavenhändlers gegenüber dem Kelten war, durchzuckte es die Gedanken der Rothaarigen. Bevor sie ihren Blick gen Boden wandte und spürte wie ihr die Tränen nun doch ungehindert über die Wangen purzelten. Dabei hatte sie sich doch vorhin vehement über die Augen gewischt, um jegliche Form von Tränenspuren zu verbergen. Schließlich wollte sie in diesem Augenblick garantiert nicht schwach erscheinen.


    Auch wenn es ihr das Herz zerriss und sie den Kelten am liebsten mit ihren eigenen Händen von dort oben herunter geholt hätte. Nur leider war dies der Rothaarigen nicht vergönnt und auch ihr betteln und flehen war bei den iulischen domini auf taube Ohren gestoßen. Und das nur weil sich Angus zu einem Störfaktor entpuppt hatte. Genauso war es auch Livia ergangen und die Keltin wurde auf dem Sklavenmarkt verkauft.


    “Es tut mir so Leid Angus.“
    Hielt Iduna ein Zwiegespräch mit dem Kelten. Wohlwissend das er sie sowieso nicht hörte und auch nicht antworten konnte. Und während Iduna ihre Zähne in ihrer bebenden Unterlippe vergrub, bemerkte sie nicht wie sie von einem Unbekannten regelrecht ins Visier genommen wurde. Erst als eine fremde Stimme an ihr Gehör drang, zuckte die Germanin sichtbar erschrocken zusammen und spürte wie ihr Herzschlag trommelnd in ihrer Brust dröhnte


    “Ent..Entschuldigt.“
    Murmelte die Rothaarige leise. Als hätte sie den Fremden unbedacht angesprochen. Dabei war es doch genau andersherum geschehen.
    “Nüsse sollen mein zerbrochenes Herz heilen können?“
    Dabei blickte Iduna mit großen Augen zu dem Fremden empor. Und linste dann in Richtung seines Beutels mit den offensichtlichen Nüssen.

  • Mit spitzen Fingern sortierte Mezena die Nüsse in seinem Beutel und wartete geduldig auf eine Reaktion des Mädchens. Gehört hatte sie ihn, da war er sicher., aber wer konnte schon wissen, welch andere dunkle Stimmen neben der seinen durch ihr betrübtes Gemüt geisterten.


    Als sie sich schließlich zaghaft zu ihm umdrehte, sah er erst, wie jung sie tatsächlich war. Fast noch ein Kind. Und schon voller Gram. Wahrscheinlich empfand sie sein Eindringen in ihren Kummer als unpassend, gar störend. Er sah das anders. Die Dinge waren wie sie waren. Dem Briten half es nicht, wenn sie sich quälte, ihr schon gar nicht. Trauer war reinigend. Selbstzerfleischung war es nicht.


    "Weiß man’s?" lächelte er mit einem leichten Schulterzucken.
    Natürlich war das kein Trost für sie, das war ihm klar. Den würde sie vielleicht in der verstreichenden Zeit finden. Wenn sie Glück hatte. Trotzdem lächelte er sie weiter aufmunternd an. Ein paar Augenblicke, die ihre Aufmerksamkeit von dem Sklaven ablenkten, konnten ihr nur gut tun.


    "Ich hab kein Rezept gegen gebrochene Herzen." erklärte er in entschuldigendem Tonfall, während er die mit Nüssen prall gefüllte Hand aus dem Beutel nahm und ihr darbot.
    "Aber ich hab Nüsse."

    Zum Beweis, dass das geklaute Naschwerk von bester Qualität war, nahm er sich selbst ein paar und steckte sie sich in den Mund.


    "Ganz frisch vom Markt. Walnüsse, Mandeln, Pistazien, Maronen ... liebevoll von der Schale befreit. Nimm dir so viel du magst."

  • Zitat

    Original von Aulus Furius Saturninus


    Tiberios hielt sich den Arm, der durch dominus Saturninus' Schlag wie Feuer brannte und bückte sich nach seinen Sachen, die auf dem Boden lagen. Die Tabula war zerbrochen, diesen Verlust konnte er finanziell verschmerzen, dem Griffel war nichts passiert. Er verwahrte ihn in seinem Beutel und sah nervös zu Dominus Saturninus hinüber. So grobe Behandlung war er nicht gewohnt, aber es wäre wirklich zu schlimm gewesen, wenn der Sklavenhändler seine Geste als Gebot interpretieren würde.


    Zitat

    Original von Iduna


    Tiberios sah dann auch, dass Iduna anwesend war, und dass deshalb vermutlich Angus seiner Hilfe, jemandem eine Nachricht zu schicken, nicht bedurfte. Iduna sprach mit einem jungen Mann, der ihr etwas aus einem Beutel anbot. Tiberios nickte der iulischen Cubicularia zu.
    Iduna sah traurig aus, natürlich wegen Angus, nahm Tiberios an.


    Wenn er sich gegenüber ehrlich war, wollte er nicht auf dem Sklavenmarkt sein. Die Idee dort verkauft zu werden war das einzige, das ihn wirklich ängstigen konnte; hier gab es Tränen und die dumpfe Hoffnungslosigkeit derer, die gerade auf Gedeih und Verderb in fremde Hände gegeben wurden. Lautlos bewegte der furische Sklave die Lippen und bat Tyche um einen glücklichen Ausgang für den Kelten dort oben auf dem Podest.

  • Zitat

    Original von Darsas Mezena


    Mit erschrecken musste Iduna feststellen das die Gebote nur noch zaghaft gerufen wurden und schließlich gänzlich verstummten. Und dennoch befand sich der Kelte noch immer dort oben auf dem Podest, wie Iduna mit einem raschen Blick feststellte. Abermals verschleierten Tränen den Blick der Rothaarigen und ein dumpfes schluchzen enfloh ihren Lippen. Als sie auch schon ihre zierliche Hand gegen ihre Lippen presste und einige male blinzelte. Zumindest den Tränenschleier vor ihren Augen wollte sie vertreiben. Den Göttern sei Dank gelang ihr dies auch. Bis eine fremde Stimme an ihr Ohr drang und sie sich mit großen Augen in die Richtung der Stimme wandte. Von den Gedanken des Mannes ahnte die iulische Sklavin nichts. Und dennoch musste die Rothaarige vernehmlich schlucken, um den Kloß loszuwerden der sich in ihrer Kehle gebildet hatte.


    Geschickt lenkte der Unbekannte Idunas Aufnerksamkeit fort von Angus und dem Sklavenhändler. Hin gen seines Beutels und der faszinierenden Auswahl der unterschiedlichsten Nussvariationen. Tatsächlich kannte die Germanin die meisten Nusssorten nicht. Und so blickte sie von seiner ihr entgegen gestreckten Hand fragend in sein Gesicht.
    “Vielleicht helfen Nüsse tatsächlich gegen gebrochene Herzen. Zumindest lenken sie ab.“
    War Idunas leises Stimmlein zu vernehmen. Auch wenn sie sich nicht traute einfach in den Beutel zu greifen oder die Nüsse von seiner flachen Hand zu nehmen. Lieber wäre es ihr, würde er ihr einige der Nüsse einfach in die Hände drücken. Dann würde sie sich nicht so schlecht fühlen.


    Schließlich erklang seine auffordernde Stimme und Iduna blickte fragend empor.
    “Aber.. es sind doch deine Nüsse. Und ich.. ich möchte dir nichts wegessen.“
    Murmelte die kleine Germanin mit noch immer leiser Stimme. Offensichtlich konnte Iduna einfach nicht lauter sprechen oder ihre Stimme erheben. Und vielleicht war dies auch einer der Gründe wieso sich Angus von ihr abgewendet hatte.



    Zitat

    Original von Tiberios


    Und während Iduna für einen kurzen Augenblick in ihren Gedanken versank, ließ sie ihren Blick schweifen und bemerkte den furischen Maiordomus in Begleitung eines stattlichen Römers. Etwa auch ein Kaufinteressent?

  • | Decimianus Pelias


    Nachdem Pelias - nur auf den inständigen Wunsch seines Patrons hin! - vorgetreten und das Gebot abgegeben hatte, trafen ihn allerlei neugierige Blicke. Stoisch hielt er diesen stand, doch sein Unbehagen wuchs, als der Händler den Britannier die Zähne fletschen ließ.
    Pelias trug seinen Stand nicht auf die Stirn geschrieben, ebensowenig wie die anderen Menschen auf dem Markt, und dieser war nicht ganz einfach zu erraten. Er war ein durchtrainierter Mann von selbstbewusster Haltung, der sich mit einer Art von kämpferischer Grazie bewegte, nicht besonders groß, nicht besonders klein, nicht mehr ganz jung, noch nicht alt, auf eine bewusst schlichte Weise gekleidet, mit festen Stiefeln und einer ungefärbten aber hochwertig gewebten Tunika, ohne Mantel.
    Pelias hoffte, dies alles schnell über die Bühne zu bringen.
    "Tausend Sesterzen!"




    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die Hand mit den Nüssen noch immer ausgestreckt vernahm Mezena ein neues Gebot aus der Menge. Tausend Sesterzen! Da meinte es jemand ernst. Wer das war, hätte ihn schon interessiert, aber er bemühte sich, seine Neugier zu bezähmen und den Blick weiter auf dem unglücklichen Mädchen ruhen zu lassen. Sie würde noch früh genug mitbekommen, dass es für den Briten nun langsam ernst wurde.


    Ihre Scheu und Schüchternheit ließ Mezenas’ Lächeln noch etwas wärmer werden. Ob das nun seine Nüsse waren oder nicht, kam ganz auf den Standpunkt an. Die Straßenhändler aus deren Auslagen er sie sich zusammen gesammelt hatte, waren da sicher anderer Auffassung als er.


    "Aber nicht doch. Du isst mir nichts weg, junge Frau." versuchte er das Mädchen aufzuheitern. "Sehe ich etwa so aus als hätte ich den Hungertod vor Augen?"


    Natürlich war ihr nicht nach Scherzen zumute, und natürlich würde es ihm nicht gelingen, sie dauerhaft vom Schicksal des Briten abzulenken, was aber nicht hieß, dass er es nicht zumindest versuchen konnte.
    "Weißt du was? Wenn du jetzt keine möchtest, gebe ich dir einfach welche für später mit.»"


    Ohne sie aus den Augen zu lassen, nestelte er den großen Beutel mit den Besorgungen auf, warf die Handvoll Nüsse hinein, schnappte dann seinen eigen Beutel, nahm ein paar persönliche Dinge heraus, warf sie ebenfalls zu den Einkäufen, schnürte seinen Beutel mit den restlichen Nüssen zu und hielt ihn ihr schließlich vor die vom Schluchzen gerötete Nase.


    "Bitte. Ein Geschenk. Jeder Tag sollte auch etwas Gutes haben."

  • Zitat

    Original von Darsas Mezena


    Auch die Rothaarige vernahm das neue Gebot. Tausend Sesterzen wurden für den Kelten geboten. Welcher Römer bot eintausend Sesterzen auf einen Sklaven? Ein Käufer der es tatsächlich ernst meinte, durchzuckte es Idunas Gedanken. So dass ihre anfängliche Anspannung etwas schmolz. Jedoch noch nicht gänzlich aus ihrem Körper verschwand.


    “Eintausend Sesterzen.“
    Echote die iulische Sklavin und blickte dann doch an dem Dunkelhaarigen vorüber und in Richtung des Podestes. Jedoch hatte Iduna nicht mitbekommen wer dieses Angebot abgegeben hatte. Was vielleicht auch besser so war. Schließlich konzentrierte sie sich einzig und alleine auf ihr Gegenüber und die Nüsse in seiner ihr dargebotenen Hand. Sollte sie einfach zugreifen? Hm. Aber wäre dies nicht sehr unhöflich? Andererseits hatte er ihr die Nüsse doch auch angeboten. Tatsächlich wirkte Iduna hin- und hergerissen, was man an ihrer Körpersprache deutlich erkennen konnte.
    “N.. Nein. Du siehst nicht so aus als würdest du am Hungertuch nagen. Aber es sind deine Nüsse, die du käuflich erworben hast. Und ich.. bin nur eine Sklavin.“
    Antwortete die Cheruskerin mit noch immer leiser Stimme.


    Bevor sie sich leicht auf ihre Unterlippe biss und sich dabei ertappte wie ihr Blick aus dem Augenwinkel in Richtung des Kelten wanderte. Das Gebot der eintausend Sesterzen schwebte noch immer über den Köpfen aller und bisher hatte es niemand gewagt jenes Angebot zu überbieten. Glück oder Pech für den Kelten?


    Das ihr Gegenüber dann doch äußerst hartnäckig war und sich nicht von seinem Vorschlag abbringen ließ, faszinierte die Rothaarige innerlich.
    “Ich.. ähm.. aber...“
    Verlegen verstummte Iduna auch schon und beobachtete, wie ihr der Dunkelhaarige einige seiner Nüsse überließ. Sogar den großen Beutel überließ er ihr. Was Iduna verlegen lächeln ließ, als sie mit zitternden Fingern danach griff.
    “Vielen Dank. Ich heiße übrigens Iduna.“
    Stellte sich die Rothaarige schließlich vor und presste den Beutel gegen ihre Brust.

  • „Tausend?!“, rief Domitilla erzürnt. Mit ihrer guten Laune war es ein für alle Mal an diesem Tag vorbei! Ihr Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Wer wagt es?“ Schwungvoll hatte sie sich in die Richtung gedreht, aus der das Gebot gekommen war. Es war wieder derselbe Mann, der sie schon einmal überboten hatte.
    „Finde heraus, zu wem er gehört! Ich möchte wissen, gegen wen ich biete!“, schmetterte sie Cato entgegen, der innerlich seufzte. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. So bahnte er sich einen Weg zu jenem Mann, der soeben das Gebot um gleich vierhundert Sesterzen erhöht hatte.


    Währenddessen Cato zu ebendiesem Mann vorgedrungen war und ihn ansprach, um den Namen seines Herrn zu erfahren, machte Praxilla, die Leibsklavin der Flavia einen eigenen Versuch, um das Gemüt ihrer Herrin wieder in etwas ruhigere Fahrwasser zu steuern. „Domina, tausend Sesterzen für einen gebrauchten Sklaven, den dein eigener Verwandter schon vor zwei Jahren verkauft hat, weil er offensichtlich nicht viel taugte? Glaubst du nicht, dass tausend Sesterzen da eindeutig zu viel sind?“ Domitilla warf ihrer Sklavin einen abschätzigen Blick zu. Nur sie durfte so mit ihr reden. In gewisser Weise hatte die griechische Sklavin dieses Privileg von ihrer verstorbenen Vorgängerin Amalthea geerbt.


    „Nun ja, vielleicht hast du ja Recht!“, entgegnete sie nach einer Weile. Doch jetzt einfach so das Feld räumen, kam auch nicht in Frage! Praxilla wollte schon den Sänftenträgern ein Zeichen geben, damit sie sich bereit machen konnten. Doch Domitilla hielt sie davon ab. „Nein, wir bleiben hier! Ich möchte erfahren, wer ihn bekommt!“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!