Wie betäubt stand ich da. Dort, wo ich gehofft hatte, nie wieder stehen zu müssen. Letztendlich hatte mir der Iulier auch noch aus seinem Grab heraus eins ausgewischt. Von wegen, die Iulier kümmern sich um ihre Sklaven! Alles nur dummes Gewäsch von einem prahlerischen Großmaul, dessen Leichbrand inzwischen in einem Grabmal vor den Toren Roms vermoderte. Sie hatten mich ganz schön gelinkt, diese feinen Herrschaften! Vorneweg der Senator, gefolgt von seinen falschen Cousinen. In Ketten hatten sie mich aus der Domus weggeführt, weil ich gefährlich sei und ich ja sowieso ein notorischer Unruhestifter wäre.
„Quirites! Volk dieser wunderbaren Stadt! Seht her, was ich nun für euch habe!“, begann Caius Aiacius zu rufen, seines Zeichens Sklavenhändler. Gerade eben noch hatte er eine nubische Schönheit an den Mann gebracht und dabei ein ordentliches Sümmchen eingenommen. Der fette untersetzte, nach Knoblauch stinkende Kahlkopf, rieb sich erwartungsvoll die Hände, als seine beiden Gehilfen mich kurz zuvor auf das Verkaufspodest gezerrt hatten. Nun standen die beiden hinter ihrem Herrn, allzeit bereit, mich zur Raison zu bringen, falls ich Dummheiten machten solle. Doch dazu wollte ich ihnen keinen Anlass geben.
Mein Blick ging ins Nichts, Ich hatte kein gesteigertes Interesse daran, welcher römische Pöbel sich gerade vor dem Brettergerüst des Sklavenhändlers versammelt hatte. Wer mich letztendlich kaufte, würde ich noch früh genug erfahren. Mittlerweile hatte ich ja schon etwas Erfahrung in puncto Sklavenversteigerungen. Caius Aiacius hatte mich zum Glück nur einige Tage durchfüttern müssen und ich hatte auch keinen strapaziösen Fußmarsch durch das halbe Imperium hinter mich bringen müssen. Also machte ich eine recht gute Figur. Um für mich einen ordentlichen Preis zu erzielen, hatte er mich lediglich in Subligares auftreten lassen, so dass jeder, den es interessierte, meine Muskeln begutachten konnte. Ganz zu Schweigen von meinen Tätowierungen auf der Brust und meinem rechten Oberarm, knapp unterhalb der Schulter, die offensichtlich die Fantasie mancher Römer stark beflügelten. Meine Haut glänzte noch von dem Öl, mit dem er meinen Körper hatte einreiben lassen und mein blondes Haar sah wirr aus, so wie eh und je. Wenn dass nicht barbarisch wirkte! Plötzlich war ich nichts mehr weiter als nur eine Handelsware. Ein Stück Fleisch, das man an den Höchstbietenden weiterverkaufte.
„Schaut euch diesen strammen keltischen Barbaren an! Er stammt aus dem Nachlass eines iulischen Herrn, der kürzlich das Zeitliche gesegnet hat. “ Mehr wollte Caius Aiacius dazu nicht verraten. Vielmehr wollte er nun die Aufmerksamkeit der Leute auf meine körperlichen Vorzüge lenken. Mit einem Stock, den er in seiner rechten Hand hielt, tippte er nun auf meinen linken Oberarm.
„Schaut her ihr feinen Damen, erlauchte Herrn und seht euch nur seine Muskeln an! Der Bursche ist es gewohnt, schwere Arbeit zu verrichten. Doch mit ein wenig Anleitung und der nötigen Geduld ist er durchaus auch als Custos Corporis oder für die Arena brauchbar.“ Diese Informationen ließ der Sklavenhändler erst einmal sacken, dann fuhr er fort.
„Werte Herrn, edle Damen, das Anfangsgebot für diesen prachtvollen Kelten hier startet nicht bei fünfhundert und auch nicht bei Vierhundert! Für euch startet das Anfangsgebot heute bei sage und schreibe dreihundertfünfzig Sesterzen! Wer bietet mehr?“ Während der Sklavenhändler suchend seinen Blick über die Leute schweifen ließ, um einen möglichen Interessenten auszumachen, wirkte ich gänzlich abwesend neben ihm. Mich interessierte es nicht, wer da für mich bot. Ich wünschte mir nur, alles wäre schon vorbei. Letztendlich lag nur eine weitere erniedrigende Station in meinem hundsmiserablen Leben als Sklave vor mir.
Reserviert!