Angus

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    Original von Iduna


    "Na also." Mezena bedachte das scheue Mädchen mit einem zufriedenen Kopfnicken. Es freute ihn aufrichtig, dass sie sich endlich ein Herz gefasst und seine Gabe angenommen hatte. So würde sie diesen Tag nicht ausschließlich als Unglückstag in Erinnerung behalten, an dem ein Mann, den sie kannte, verkauft worden war, sondern auch als einen Tag, an dem ihr ein Mann, den sie nicht kannte, ein Geschenk gemacht hatte. Dieser Gedanke behagte ihm.


    Zu erfahren, dass sie eine Serva war, bestätigte nur seine Vermutung. Angesichts ihrer unsicheren Zurückhaltung war das nicht schwer zu erraten. Vermutlich erhielt sie nicht oft Geschenke, wenn überhaupt. Gut, ihm selbst schenkte auch niemand etwas, aber das war gar nicht nötig. Er war gesund, musste nicht hungern, hatte so seine Freiheiten, mehr brauchte es nicht. Außerdem verstand er sich auf die Fertigkeit, sich selbst zu beschenken.


    "Iduna also .." wiederholte er ihre Vorstellung lächelnd. "Salve Iduna. Ich bin Mezena aus Misenum. Kein Servus, aber trotzdem so etwas in der Art."
    Diese Feststellung brachte seine Gedanken wieder für einen Augenblick zu Sklave und Händler zurück. Das Höchstgebot stand noch immer bei tausend Sesterzen: Ein verdammt anständiger Preis. Der Brite schien Glück zu haben.


    "Ein vielversprechender Bursche ist das." raunte er der Rothaarigen zu. "Du kennst ihn. hab ich recht?"

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    Original von Darsas Mezena


    Na also? Was genau wollte ihr der Unbekannte mit seinen Worten mitteilen? Etwas positives, denn sonst würde er nicht so zufrieden dreinblicken. Dies vermutete zumindest die Germanin, welche den Beutel mit den geschenkten Nüssen noch immer eng gegen ihre Brust presste.
    “Du möchtest deinen Beutel bestimmt zurück haben. Wo wohnst du damit ich dir deinen Beutel wiedergeben kann.“
    Bei dieser Frage pochte das Herz der Rothaarigen tatsächlich schneller in ihrer Brust. Bevor sie an dem Dunkelhaarigen vorüber blickte und erneut den Kelten auf dem Podest betrachtete.


    Wieso machte sie sich eigentlich noch Gedanken um ihn? Angus hatte ihr deutlich zu verstehen geben das er nichts mehr von ihr und ihrer gemeinsamen Tochter wissen wollte. Und dennoch pochte ihr Herz schmerzhaft in ihrer Brust. Während zugleich ein Tränenschleier ihre Sicht vernebelte. Peinlich berührt strich sich Iduna die Tränen aus den Augenwinkeln und schenkte ihrem Gegenüber ein verschämtes Lächeln.
    “Salve Mezena aus Misenum.“
    Ließ Iduna ihr Stimmlein erklingen und ertappte sich dabei wie ihr Blick interessiert über seine Erscheinung wanderte.
    “Misenum? Das klingt als würdest du von weit her kommen.“
    In diesem Augenblick war es tatsächlich Neugierde die aus der iulischen Sklavin sprachen und ihr Blick ruhte noch immer mit diesem interessierten funkeln in den Augen auf dem Dunkelhaarigen.
    “Hm? Du siehst auch nicht wirklich wie ein Sklave aus.“
    Bestätigte die Rothaarige und wiegte ihren Kopf nachdenklich von einer Seite zur anderen.


    Als die Stimme mit einem vertrauten raunen an Idunas Gehör drang , blinzelte die junge Frau mit großen Augen zu ihm empor.
    “Ja. Ich kenne Angus.“
    Dabei entwich Idunas Lippen ein leises Seufzen. Bevor sie weitersprach.
    “Angus ist der Vater meiner Tochter und ... hat uns im Stich gelassen.“
    Hart schluckte die Rothaarige nach diesen Worten und krallte ihre Finger äußerst fest um den ledernen Beutel, in dem sich einige der Nüsse befanden.

  • Caius Aiacius hatte inzwischen seinen Stock wieder aus meinem Mund entfernt. Und grummelte mir etwas zu, was so viel zu bedeuten hatte, wie ‚Beim nächsten Mal spürst du auch meinen Stock!‘ Doch sein Zorn wich sofort wieder von seinem Antlitz, als das nächste Gebot gerufen wurde. Offenbar hatte sich da jemand in den Kopf gesetzt, mich kaufen zu wollen. Es war wieder dieser Mann mit den schulterlangen Haaren. Jedoch konnte ich wieder nicht genau ausmachen, für wen er bot. Ein wenig seltsam fand ich das schon. Aber derjenige hatte sicher seine Gründe dafür.


    „Tausend Sesterzen sind geboten! Tausend Sesterzen,“ stellte der Sklavenhändler erfreut fest und hoffte, dass aus tausend womöglich sogar zweitausend werden konnten.


    Was war eigentlich aus Tiberios geworden? Ich hatte nicht begriffen, was er versucht hatte, mir mit seine Wachtafel zu sagen. Dann fing ich ihn wieder mit meinem Blick ein. Inzwischen waren seine Schreibinstrumente nicht mehr zu sehen. Entweder hatte er sie weggepackt oder… oh, hatte er soeben einen Schlag von seinem Dominus abbekommen? Warum sollte es ihm besser ergehen?


    Mein Blick fiel dann auch wieder auf Iduna, obwohl ich sie doch lieber ignoriert hätte. Aber irgendetwas in mir hatte wohl noch nicht endgültig mit ihr abgeschlossen. Dieses Gefühl bestätigte sich, als ich erkannte, dass sie inzwischen mit einem fremden Mann sprach, statt tränenüberströmt zu mir herauf zu blicken und mit mir zu leiden. Denn ich spürte plötzlich wieder, wie sehr mir diese Tatsache missfiel. Sie hatte nicht mit fremden Männern zu sprechen. Doch was hätte ich nun noch ausrichten können? Ich musste mich daran gewöhnen, dass sie nicht mehr zu mir gehörte. Im Grunde konnte ich froh sein, dass sie vielleicht jemanden gefunden hatte, der nett und freundlich zu ihr war. Wenigstens jetzt und hier.


    „Tausendfünfhundert“, hallte es plötzlich aus einer ganz anderen Ecke, die meine Aufmerksamkeit bisher etwas vernachlässigt hatte. Doch das holte ich sofort nach und lenkte meinen Blick zu einer aufgetakelten Dame mittleren Alters, die für meinen Geschmack ein wenig zu sehr geschminkt war und recht aufreizend gekleidet war. Man hätte meinen können, es handele sich um eine ‚Dame‘ die für gewöhnlich im horizontalen Gewerbe zu finden war und nun auf der Suche nach Nachschub war. Ich schluckte unvermittelt. Wo war die Flavia? Warum bot sie nicht mehr? Langsam wurde es mir unbehaglich zumute.

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    Original von Iduna


    Die Frage des Mädchens, wo er denn wohne, entlockte Mezena ein leises Lachen. Gute Frage. Wo wohnte er eigentlich? Wohnte er überhaupt irgendwo? Momentan sicher nicht. Wohnen konnte man das nicht nennen. In den letzten zehn Tagen hatten er und sein Patron lediglich genächtigt, zuerst in Herbergen entlang der Via Appia, dann, nach ihrer Ankunft, in einer mittelmäßigen Absteige in einem miesen Viertel. Möglich, dass er am morgigen Abend sein Haupt schon wieder woanders niederlegen würde. Das kam ganz auf die Pläne, besser gesagt, die Planlosigkeit des Patrons an.


    "Also ... im Moment habe ich noch keinen festen Wohnsitz." versuchte er, der Rothaarigen die Situation zu erklären, "Ich suche sozusagen noch nach einem geeigneten Objekt."
    Sicher, das klang etwas großspurig, entsprach aber im Kern der Wahrheit.
    "Was den Beutel betrifft, da wird sich schon ein Weg finden. Keine Sorge."
    Es zeugte von Anstand, dass sie sich deswegen Gedanken machte, und das gefiel ihm. Ebenso gefiel ihm ihre ungekünstelte Höflichkeit. Nein, er sah nicht wie ein Sklave aus, das wusste er natürlich. Dennoch war es nett von ihr, ihm das zu sagen, und er bedankte sich mit einem erfreuten Nicken für ihre Bemerkung.


    Was ihn allerdings keineswegs erfreute, war ihre darauf folgende Eröffnung, der Brite habe sie erst geschwängert und dann sitzen lassen. Das war bitter. Zugleich aber auch überraschend, denn man sah ihr nicht an, dass sie bereits die Strapazen einer Geburt hinter sich gebracht hatte. Es war also kein Mädchen, das da vor ihm stand, sondern eine Frau.


    "Das tut mir leid für dich." sagte er mit aufrichtigem Bedauern und blickte dann zu dem angepriesenen Servus hinüber. Einen Moment lang trafen sich Angus’ und Mezenas’ Blicke.
    Du bist ein verdammter Trottel, Brite Ich hoffe, das ist dir klar.
    Schlussendlich spielte es keine Rolle, ob er Sklave das erkannte oder nicht. So oder so würde er nichts mehr für Iduna und ihre Tochter tun können.


    Mit einem mitfühlenden Lächeln wandte sich Mezena wieder der jungen Frau zu.
    "Es ist wie es ist, Iduna. Wahrscheinlich hat er dir mit eurer Tochter das Beste gegeben, was er hatte. Von manchen Menschen kann man eben nicht mehr erwarten als das. Panta rhei. Das Leben ist zu kurz für endlose Trauer."


    Ein neues Gebot über tausendfünfhundert Sesterzen ließ ein erstauntes Raunen durch die Menge gehen. Mezena konnte nur den Kopf schütteln. Das war viel. Verdammt viel.
    "Er hat heute jedenfalls unverschämtes Glück, dein Narr von einem Briten." stellte er mit einem mürrischen Schnauben fest, «Wer solche Beträge für einen Servus ausgibt, wird gut auf seine Investition acht geben.»

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    Original von Darsas Mezena


    Das leise Lachen des Dunkelhaarigen ließ Iduna verwirrt dreinblicken. Denn so recht verstand sie nicht wieso ihr Gegenüber auf einmal zu lachen begonnen hatte. Lag es an ihr? An ihren Worten? Aber was hatte sie denn gesagt das ihn zu diesem Laut animierte? Sichtlich verwirrt blickte die Rothaarige aus großen Augen zu dem Dunkelhaarigen empor. Und dennoch entwich keine Silbe ihren Lippen. Im Gegenteil. Presste sie sogar ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und senkte ihren Kopf gen Boden. So als suchte sie die Schuld alleinig bei sich.


    Zum Glück war es seine Stimme, die Iduna aus ihren nachdenklichen Gedanken holte. Sodass sie ihren Kopf vorsichtig anhob und dem Dunkelhaarigen mit einem zögerlichen Lächeln direkt entgegen blickte.
    “Du hast keinen festen Wohnsitz? Ähm. Hast du es denn schon in den Tavernen probiert? Die meisten Tavernen bieten auch Schlafmöglichkeiten an.“
    Dies wusste die Cheruskerin zwar nicht mit Bestimmtheit. Aber es war zumindest vorstellbar.
    “Möchtest du hier dauerhaft bleiben? Oder wirst du irgendwann in deine Heimat zurück kehren? Ich hätte die Chance gehabt wenigstens einen Teil meiner Heimat wiederzusehen. Aber dann ist mein Dominus ... gestorben und...“
    Das Ende des Satzes blieb Iduna schuldig. Aber der Dunkelhaarige konnte sich mit Sicherheit zusammenreimen was die Rothaarige noch sagen wollte.


    “Was tut dir Leid?“
    Wollte die Cheruskerin mit einem unsicheren Klang in ihrer Stimme wissen und knabberte nervös auf ihrer Unterlippe herum.
    “Aislin ist ein.. ein Geschenk.“
    Ein Geschenk das ihr mit Gewalt aufgezwungen wurdr. Aber dies musste der Fremde nicht wissen. Und so entwich Idunas Lippen ein leises Seufzen. Als ihr Blick für einen kurzen Augenblick mit dem des Kelten kollidierte und Iduna sichtlich erbleichte.
    “Ich möchte für Aislin stark sein. Meine Tochter braucht mich.“
    Versuchte Iduna Kraft in ihre Stimme zu legen. Auch wenn dem Dunkelhaarigen das feine zittern ihrer Stimmbänder wohl nicht entgehen dürfte.


    Das neue Gebot über eintausendfünfhundert Sesterzen ließ Iduna sichtlich zusammen zucken. Wer gibt so viel Geld für einen Sklaven aus? Hoffentlich jemand der den Kelten gut behsndelte.

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    Original von Iduna


    Nach einem langen mürrischen Blick auf den treulosen Briten ließ Idunas wohlmeinender Hinweis das Lächeln auf Mezenas Gesicht zurückkehren. Natürlich, wenn er davon sprach, keinen festen Wohnsitz zu haben, musste sie annehmen, er verbrächte die Nacht im Schutz irgend welcher Säulengänge.


    "Es ist ja nicht so, dass ich keinen Schlafplatz hätte." klärte er sie schmunzelnd auf, "Belen sei Dank ist mir der Einfall, mich in einer Taberna einzumieten, auch schon gekommen. Die nächste Nacht werde ich in solch einer Unterkunft verbringen, was morgen ist ... wer weiß das schon .."
    Sehr vertrauenserweckend klang das wohl nicht, gleichwohl entsprach es den Tatsachen. Er ging, wohin sein Patron ging, dazu hatte er sich verpflichtet, und der Patron wiederum war sich gerade selbst nicht schlüssig, wohin er gehen sollte. Mezena konnte daher auch nicht sagen, wie lange sie bleiben würden, ging aber davon aus, dass ihm ein längerer Aufenthalt in Roma bevorstand. Der Patron hatte im Grunde kaum Alternativen, war er doch selbst an Verpflichtungen gebunden.


    "Was ich möchte, ist nicht unbedingt das, was mir möglich ist." antwortete er unbestimmt, denn der zweite Teil ihrer Frage brachte ihn etwas in’s Grübeln.
    Noch vor Jahresfrist hatte er das Umland von Misenum für seine Heimat gehalten. Nun aber, nach allem, was dort vorgefallen war und vermutlich auch angesteckt durch das endlose Sinnieren, das sein Patron in jüngster Zeit an den Tag legte, war er sich da nicht mehr sicher.


    "Meine Heimat?" begann er nachdenklich, "Naja .. ich habe mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens in Misenum verbracht. Meine Heimat aber, und die meiner Familie, ist noch viel weiter entfernt. Im Südosten von Thrakien. Am Meer." Seufzend zuckte er die Achseln. "Ob ich dahin eines Tages zurückkehren werde, weiß ich nicht. Das liegt in der Hand der Götter."


    Zu Idunas Andeutung, dass es das Schicksal nach dem Tod ihres Dominus nicht mehr allzu gut mit ihr gemeint hatte, nickte er betrübt. Was sie dann aber über ihre Tochter sagte, hellte sein Gemüt schnell wieder auf.
    "Gut! Das ist gut." strahlte er, "Sei ihr einfach eine gute Mutter. Wer eine gute Mutter hat, kann auf einen schlechten Vater leicht verzichten."


    Trotz wieder gehobener Laune ging ihm das mit der Heimat nun nicht mehr aus dem Sinn.
    "Und wo ist deine Heimat? Wenn ich dich so anschaue, vermutlich im Norden. Kommst du auch aus Britannien wie dieser Angus?"

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    Original von Darsas Mezena


    Wieso ihr Gegenüber seinen Blick immer wieder auf Angus ruhen ließ und dann noch diesen mürrischen Gesichtsausdruck zur Schau trug war Iduna ein Rätsel. Jedoch war sie zu gut erzogen um einfach danach zu fragen. So schwieg die kleine Germanin lieber. Und ertappte sich dabei wie ihr Blick mit einem traurigen Schimmer in den Augen gen des Kelten wanderte. Dies war nun also der Moment um sich endgültig von ihm zu verabschieden. Schließlich würde sie ihren Gefährten nicht mehr wieder sehen und dieser Gedanke bohrte sich wie eine Scherbe tief in Idunas Herz hinein.


    Dann jedoch entsann sie sich wie der Kelte mit ihr umgegangen war und seine harten Worte. Wie oft hatte sie ihm ihre Hand entgegen gestreckt und wie oft hatte sie der Kelte ignoriert? Viel zu oft. Schließlich schüttelte die Rothaarige traurig ihren Kopf und seufzte schließlich tief.
    “Du wirst es gut haben in deinem neuen zu Hause.“
    Murmelte Iduna mit leisem Stimmlein. Auch wenn noch gar nicht sicher war wer überhaupt den Zuschlag erhielt. Denn das letzte Gebot über eintausendfünfhundert Sesterzen war noch nicht überboten worden.


    “Hm. Wer weiß schon was der morgige Tag bringt.“
    Mit diesen Worten wandte sich die Rothaarige erneut ihrem Gegenüber zu und neigte leicht ihren Kopf auf die Seite.
    “Du könntest doch auch fragen ob du das Zimmer gleich für mehrere Nächte anmieten kannst. Dann musst du dir keine Sorgen um einen trockenen Schlafplatz machen.“
    Schlug die Germanin vor und blickte dem Dunkelhaarigen direkt entgegen. Offenbar wollte sie seine Reaktion auf ihren Vorschlag mit eigenen Augen erblicken.


    Als er dann jedoch in dieser kryptischen Tonlage zu sprechen begann, wunderte sich die Rothaarige sichtlich und blickte aus großen Augen zu ihm empor.
    “Hast du denn keine Träume und Wünsche?“
    Ups. Waren diese Worte überhaupt angebracht? Ihr Gegenüber musste auf ihre Frage natürlich nicht antworten. Und dies versuchte ihm Iduna begreiflich zu machen, in dem sie rasch ihren Kopf schüttelte.


    “Thrakien? Wo liegt das? Ist es schön dort? Oh. Das Meer. Muss wunderschön sein.“
    Sprudelte es über Idunas Lippen. Wobei sich ihre Wangen vor Begeisterung röteten und ein neugieriges funkeln in ihren Augen Einzug gehalten hatte.
    “Erzähl mir mehr. Bitte.“
    Bat die iulische Sklavin mit leiser Stimme und blickte bittend zu dem Dunkelhaarigen empor.


    “Ich werde mich an den Gedanken gewöhnen das ich Aislin alleine großziehe. Auch wenn sie mich immer an Angus erinnern wird. Sie sieht ihm wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Wie sein kleines Ebenbild. Nur die roten Locken hat sie von mir.“
    Leicht musste Iduna bei diesen Worten schmunzeln. Und schüttelte bei seinen fragenden Worten auch schon ihren Kopf.
    “Nein. Ich stamme nicht aus Britannien. Meine Heimat liegt in den germanischen Wäldern.“
    Da komnte man doch einen Funken Sehnsucht in ihren Worten widerhallen hören.

  • Zitat

    Original von Iduna


    Idunas’ erneutes Nachfragen, ob das mit der Unterkunft nicht auch dauerhafter zu lösen sei, machte Agricola klar, wie seltsam ihr seine Schilderung der Situation vorkommen musste. Allerdings war nicht seine Schilderung seltsam sondern die Situation selbst. Er fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch die Haare und beschloss, es mit einer Kurzfassung zu versuchen.
    "Wenn es nach mir ginge .." begann er etwas zögernd, ".. hätte ich es so gemacht. Nur geht es nicht nach mir. Es ist so, ich stehe in den Diensten eines Römers und den begleite ich zum Stammsitz seiner Gens. So war es zumindest geplant. Nur hat er sich gleich nach unserer Ankunft dazu entschlossen, noch ein paar Tage in einem nicht sehr repräsentativen Wirtshaus zu verbringen. Keine Ahnung, welche Grillen ihm gerade durch den Kopf gehen. Jedenfalls ist es seine Entscheidung, wann wir abreisen .. und wohin. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich morgen noch dort übernachten werde. Im Moment sieht es aber nicht so aus, als könnte er sich zu irgendeinem Entschluss durchringen. Es ist etwas schwierig mit ihm."


    Ob er keine Träume und Wünsche habe? Und ob er Träume hatte. Jede Menge. Weit mehr Träume als Wünsche. Tatsächlich hätte er spontan gar nicht recht sagen können, was er sich hier und jetzt wünschte. Vielleicht mehr Glück beim Würfelspiel oder besser noch mehr Geschick bei der Erfüllung mancher seiner Wünsche. Das letzte Mal, hatte er sich da nämlich schwer übernommen. Alles in allem aber konnte er sich nicht beschweren.
    Welche Träume sie wohl hatte? Die Freiheit? Oder nur ein wohl geordnetes Leben für sich und ihre Tochter? Er wollte sie fragen, spürte aber, dass ihr das Thema im Grunde ein wenig unangenehm war, daher ließ er es für’s erste dabei bewenden und befasste sich mit ihrer nächsten Frage.


    "Thrakien liegt im Osten. Zwischen Moesia und dem Pontus Euxinus." erklärte er ihr, "Ainos mein Geburtsort liegt wiederum im Südosten Thrakiens am Mare Aegeum. Ich glaube, es ist schön da." Den Blick in’s Leere gerichtet versuchte sich Mezena verblichene Erinnerungen wieder in’s Gedächtnis zu rufen.


    "Ich war noch klein, als wir Ainos verlassen haben .. aber ich weiß noch, dass das Meer in der Sonne manchmal so strahlend silbern war, dass es in den Augen weh tat. Die Schiffe draußen vor der Küste sahen dann aus wie Zitronefalter, die über eine Silberschale krabbeln. Am Hafen war immer Betrieb, bis in den Abend hinein, die Märkte zogen sich vom Forum bis an die Mole hinab, und im Speicher meines Vaters roch es nach Harz und ..."
    Mitten im Satz wurde Mezena bewusst, dass er in’s Schwärmen geraten war. Peinlich berührt verbannte er die Erinnerungen wieder in’s Dunkel. Was sollte Iduna, die selbst ihre Heimat vermisste, damit anfangen?


    "Entschuldige, ich bin abgeschweift." räusperte er der jungen Frau zu und bemühte sich, den Focus des Gespräches wieder auf sie zu lenken. "Aus Germanien kommst du also. Nun, ich muss zugeben, dass ich Britannien und Germanien immer für zwei Bezeichnungen der gleichen düsteren Gegend gehalten habe, bedeckt von undurchdringlichen nebligen Wäldern, bewohnt von derben Riesen und bärtigen Weibern."
    Beruhigt stelle er fest, dass die Leichtigkeit in seine Stimme zurückgekehrt war. "Aber wie ich sehe, habe ich mich da getäuscht."

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    Original von Darsas Mezena


    Eigentlich war es überhaupt nicht Idunas Art den ihr Fremden derart mit Fragen und ihrer Neugierde zu bestürmen. Und doch tat sie es. Ohne darüber nachzudenken sprudelten die Worte unaufhaltsam über Idunas Lippen. Was auch mit Sicherheit an ihrem Gegenüber lag das sich die Rothaarige so öffnete. Oder war es dieser durchaus grotesken Situation geschuldet? Ihr Gefährte wurde dort oben auf dem Podest zum Verkauf angepriesen und Iduna ließ sich von dem Dunkelhaarigen in ein Gespräch verwickeln.


    Ein Gespräch welches Iduna fesselte, sodass ihre Aufmerksamkeit bereits seit geraumer Zeit nicht mehr dem Kelten galt. Denn die Geschichte des ihr eigentlich vollkommen fremden Mannes faszinierte die Rothaarige und ließ sie regelrecht an seinen Lippen kleben.
    “Dann muss dein Patron ein einflußreicher Mann sein. Und du musst dich bestimmt glücklich schätzen das du ihn begleiten darfst.“
    Bei diesen Worten musterte die Cheruskerin den Älteren mit einem aufmerksamen funkeln in ihren Augen. Würde er weiter erzählen oder einfach einen Schlußstrich ziehen?
    “Irgendwie klingt das so als wärst du der Diener deines Patrons. Du bist doch aber ein freier Mensch.“
    Jetzt war es an Iduna fragend dreinzublicken. Und es bildete sich sogar eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen.


    “Du hast bestimmt Träume und Wünsche. Ein jeder Mensch klammert sich daran.“
    Sehnsucht klang in diesen Worten der Germanin durch. Hart musste Iduna schlucken und wandte tatsächlich ihren Blick gen Boden.
    “Ich wünsche mir für meine Tochter die Freiheit. Sie soll eine libertina werden. Dafür kämpfe ich.“
    Erklärte Iduna mit einem entschiedenen Klang in ihrer Stimme. Nachdem sie einige Wimpernschläge lang geschwiegen hatte. Schließlich war es erneut seine Stimme die erklang und der Iduna wie verzaubert lauschte. Denn unwillkürlich begann sie sich das kristallklare Wasser vorzustellen und wie sich die Sonne in den Wellen bricht.


    “Du vermisst deine Heimat. Genauso wie ich.“
    Stellte die Rothaarige fest und ertappte sich dabei, wie sie unbewusst nach seiner Hand gegriffen hatte, um diese zart und mitfühlend zu drücken.
    “Du.. ähm.. darfst gerne fortfahren. Deine Geschichte klingt ... schön.“
    Sprach's, hob ihren Kopf an und schenkte dem Dunkelhaarigen ein Lächeln.
    “Oh nein. Oh nein. Germanien und Britannien sind zwei völlig unterschiedliche Landstriche.“
    Kicherte die iulische Sklavin leise.
    “Aber du hast Recht. In Germanien gibt es undurchdringliche Wälder.“
    Abermals neigte sich ihr Kopf auf die Seite.
    “Derbe Riesen und bärtige ...Frauen? Wer hat dir das denn erzählt?“
    Sprach's mit leiser Stimme und blickte mit einem hellen leuchten in den Augen zu ihm empor.

  • Zitat

    Original von Iduna


    Wäre es nicht die junge Germanin gewesen, die ihm all diese Fragen stellte, er hätte es für reine Neugier gehalten. Iduna aber war zu höflich, um neugierig zu sein. Er konnte vielleicht nicht viel, aber Menschen einschätzen, das konnte er. Bei ihr war es wirkliches Interesse. Entsprechend bedauerlich war es, dass er sie mit seinen Erklärungen sein Dienstverhältnis betreffend wohl eher verwirrt als aufgeklärt hatte.


    Ihre Vermutung, sein Patron sei sicher ein einflussreicher Mann, brachte ihn zum Glucksen.
    "Ein einflussreicher Mann? Das ist er nun wirklich nicht." kicherte er. "Aber er ist Römer und hat das Recht auf seiner Seite."
    Mezena fragte sich, ob das als Erklärung genügen würde. Vermutlich nicht. Iduna war schließlich keine Hellseherin.
    "Unser Verhältnis unterscheidet sich ein wenig von dem, was zwischen Patron und Klienten üblich ist. Es ist kompliziert." Darauf war sie sicher selbst schon gekommen, sonst hätte sie nicht mehrmals nachgehakt. Entweder er erzählte ihr jetzt, warum es kompliziert war oder er beendete das Thema, und das erschien ihm unhöflich zu sein. Also versuchte er es.


    "In Misenum gab es gewisse Vorkommnisse." Vorkommnisse. Das war Unsinn. Der Diebstahl einer Gans war ein Vorkommnis. "Ein Fehlverhalten meinerseits." Das war die Beschönigung einer Verharmlosung. Wenn er es nur darauf anlegte, bei der Geschichte möglichst gut dazustehen, konnte er es auch gleich sein lassen.
    "Nun ja." druckste er kleinlaut herum, "Also gut. Ich habe ziemlichen Mist gebaut. Verschiedentlich. Auf seine Kosten und die seiner Gens." Auch das war noch untertrieben, kam der Wahrheit aber immerhin auf halbem Weg entgegen.
    "Er hätte mich dafür festsetzen und als Sklaven verkaufen können oder Schlimmeres. Hat er nicht gemacht, könnte er aber immer noch. Nur wird er es nicht tun. Ich kenne ihn. Allerdings will er mich in seiner Nähe haben. Vermutlich, um sicher zu gehen, dass ich nicht wieder Blödsinn mache. Also begleite ich ihn. Nicht in Ketten sondern als freier Mann. Trotzdem bestimmt er, was ich zu tun habe. Ich stehe eben nicht nur bei ihm im Wort, sondern auch in seiner Schuld. Wenn du mich nun fragst, ob ich mich glücklich schätze, ihn begleiten zu dürfen ... naja ... meine Begeisterung hält sich in Grenzen." Die seines Patrons allerdings auch, aber das tat hier nichts zur Sache.


    Mezena war froh darüber, dass sie noch einmal auf erhabenere Dinge zurückkam. Träume, Wünsche, Freiheit. Sie wollte ihrer Tochter die Freiheit ermöglichen. Das verstand er gut. Verdammt gut. Ähnliches hatte er selbst im Sinn gehabt. Jemandem die Freiheit ermöglichen. Allein deswegen hatte er getan, was er getan hatte. Erfolglos.


    "Dann musst du versuchen, sie zur Freiheit zu erziehen." sagte er verständnisvoll. "Die Freiheit kann gnadenlos sein, wenn man es nicht gewohnt ist, seine Entscheidungen selbst zu treffen. Aber immerhin hast du ein Ziel, und das ist mehr als viele andere haben."
    Aus einem fast unbewussten Impuls heraus wollte er nach ihrer Hand greifen, nur um verblüfft festzustellen, dass er sie bereits hielt. Oder hielt Iduna die seine? Egal.
    "Vielleicht sollte ich dir etwas von meiner Freiheit abgeben. Ich hab’ bislang nicht viel Gescheites damit angefangen." sagte er nachdenklich und erwiderte den Druck ihrer Hand.

  • Zitat

    Original von Darsas Mezena



    Das leise glucksen des Dunkelhaarigen ließ Iduna fragend zu ihm empor blicken. Was amüsierte ihn nur so? Waren es ihre Worte, die wie ein Wasserfall über ihre Lippen sprudelten? Und das obwohl die kleine Germanin doch eigentlich ein verschüchtertes Mäuschen war und es kaum wagte ihre Stimme erklingen zu lassen? Aber vielleicht war dies auch der momentanen Situation geschuldet, dass die Worte unaufhaltsam über ihre Lippen entwichen. Schließlich war Iduna sichtlich aufgewühlt. Auch wenn sie ihre Emotionen besser im Griff hatte, als noch vor ein paar Minuten.
    “Ein jeder Römer hat das Recht auf seiner Seite.“
    Antwortete die iulische Sklavin ohne jegliche Wertung in ihrer Stimme und musterte den Dunkelhaarigen. Dann jedoch sprach ihr Gegenüber auch schon weiter und Iduna lauschte höchst aufmerksam seinen Worten.
    “Hm? Kompliziert? Das klingt nicht schön.“
    Unwillkürlich hatte die Rothaarige ihre Stimme gesenkt und sich leicht in seine Richtung geneigt.

    Und dann begann er endlich zu erzählen. Während die junge Frau sich nun nicht von der Stelle rührte. Auch wenn sie wusste das sie sich viel zu nahe bei ihm befand. Aber seine Worte. Seine Lebensgeschichte waren nun einmal äußerst interessant. Und die Rothaarige ein neugieriges Wesen.
    “Du kannst dich wirklich glücklich schätzen das dich dein Patron nicht als Sklave verkauft hat.“
    Ließ Iduna ihre ruhige Stimme erklingen und ertappte sich dabei wie sie ihm direkt entgegen blickte.
    “Hm. Du solltest nichts machen was deinen Patron verärgern könnte.“
    Perlten weitere Worte als Ratschlag über die Lippen der Rothaarige. Sodass sie tatsächlich, wenn auch äußerst unbewusst nach seiner Hsnd gegriffen hatte und diese einfach festhielt.

    “Ich möchte meiner Tochter den Wunsch einer Freigelassenen ermöglichen. Habe aber auch Angst davor. Was ist wenn Aislin dann nichts mehr mit ihrer Sklavenmutter zu tun haben möchte?“
    Unsicher biss sich die Germanin auf die Unterlippe und drückte seine Hand etwas fester.
    “Wie willst du mir etwas von deiner Freiheit abgeben?“

  • "Los, sag etwas! Mach schon!" befahl der Sklavenhändler, worauf der Barbar mit bedrohlicher Ruhe erwiderte: "Etwas! Mach schon!"
    Ich grinste amüsiert und verfolgte, wie die Gebote für den wahren Naturburschen in die Höhe kletterten. Es war fast so spannend wie ein Arenakampf und hatte eine Menge Gaffer angezogen. Ich wusste natürlich um Angus' körperliche Vorzüge und brauchte keine Präsentation derselben mehr.
    Pelias bot, wurde überboten von einer schrillen Dame mit Bienenkorb-Frisur. Wenn ich mich recht erinnerte, war dies die Gattin eines sehr erfolgreichen Bauunternehmers, berüchtigt für ihren ausschweifenden Lebenswandel. (Man munkelte, sie habe sich als Prostituierte registrieren lassen, um für Ehebruch nicht belangt werden zu können. O tempora o mores.)
    Nein, die sollte den schönen Kelten nicht bekommen, ebensowenig wie die Flavia!
    Der Sklave selbst schien mir nun auch weniger ungerührt als zu Beginn der Versteigerung, sein Blick wanderte über die Menge, verharrte mal hier, mal dort, als suche er einen Ausweg.
    Pelias wandte sich fragend zu mir um, und ich bedeutete ihm mit den Fingern entschlossen eine Ziffer. Angesichts dessen, dass wir schon so lange keinen echten Krieg an den Außengrenzen mehr gehabt hatten, und dadurch auch weniger Nachschub, war in meinen Augen durchaus noch Luft nach oben für einen solchen Prachtburschen.

    "Zweitausend Sesterzen im Namen des Tribuns Decimus Serapio!" bot Pelias also, die Hand hebend.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Es war ein Fehler gewesen, länger zu bleiben. Zumindest wenn man Praxilla gefragt hätte. Allerdings fragte niemand Praxilla. Der Flavia jedoch war das nächste Gebot keinesfalls entgangen - und auch nicht die halbseidene "Dame", aus deren Mund es hinausgeschrien worden war. "Wie impertinent!", war ihre erste Reaktion. "Neureiches Gesindel!", die Zweite, als sie einen weiteren Blick auf die Dame geworfen hatte. Nein, so etwas konnte sie sich nicht bieten lassen! Auch wenn sie gerade noch von ihrer Leibsklavin davon überzeugt worden war, die Finger von dem Sklaven zu lassen. Aber diesen Sklaven nun dieser Kanaille zu überlassen, glich einer Kapitulation. Einer Kapitulation des guten Geschmacks.

    Wo war nur ihr Sklave Cato? Ach, sie hatte ihn losgeschickt um herauszufinden, wer der geheimnisvolle Bieter war. Unglücklicherweise war er von seiner Erkundungstour noch nicht zurück. Domitilla wurde von Minute zu Minute unleidlicher. Jedem, der sich gerade in ihrer unmittelbaren Umgebung aufhielt, war nun geboten, sich möglichst still und unauffällig zu verhalten, um dem aufkeimenden Zorn der Flavia möglichst unbeschadet zu entgehen.

    Als das nächste Gebot dann ausgerufen wurde, war auch der letzte Rest ihrer Geduld verlorengegangen. Zweitausend Sesterzen im Namen des Tribuns Decimus Serapio. Ausgerechnet in diesem Moment kehrte nun auch der bereits vermisste Cato zu seiner Herrin zurück. Noch war er guter Dinge, da er erfahren hatte, was seine Domina wissen wollte. Fatal nur, dass ihm ihr Stimmungswandel entgangen war. "Domina, der geheimnisvolle Interessent ist der Tribun Decimus Serapio!", rief er noch voller Optimismus. Doch kaum war das letzte Wort über seine Lippen gekommen, bemerkte er den eisigen Blick der Flavia.

    "Ach wirklich?!", war alles, was sie darauf sagte. Gewiss würde das ein Nachspiel haben!

  • Heute musste Caius Aiacius' Glückstag sein! Zweitausend waren inzwischen geboten. Das war mehr, als er sich überhaupt erhofft hatte. Zuletzt hatte ein gewisser Tribun Decimus Serapio bieten lassen. Gewiss würde er diesem Sklaven, der ihm als Unruhestifter übergeben worden war, Manieren beibringen. Aber das war nun auch nicht mehr sein Problem, denn bereits jetzt würde er für den Burschen einen satten Gewinn einfahren. "Zweitausend sind geboten für dieses Prachtstück! Zweitausend! Höre ich noch ein weiteres Gebot?" Der Sklavenhändler sah sich in der Menge um. Zu seiner Enttäuschung hatte die Patrizierin offenbar ihr Interesse verloren. Und was war mit der aufgetakelten neureichen Dame? Auch aus ihrer Richtung schien dann auch nichts mehr zu kommen...


    Für einen Moment atmete ich wieder auf, als dieses Weibsbild überboten wurde. Nein, es war nicht die Flavia gewesen, die das nächste Gebot hatte rufen lassen. Es war der Name eines Mannes, der mir irgendwie bekannt vorkam. Wo hatte ich den nur gehört? Decimus Serapio? Ich zermarterte mir mein Hirn, was an sich nicht schlimm war, denn dadurch war ich für eine Weile abgelenkt. so dass das flaue Gefühl im Magen wieder etwas nachließ. Zumindest solange, bis mich Caius Aiacius' Stimme mich wieder in die Gegenwart zurückbeförderte.


    "Zweitausend zum Ersten!"


    Was hatte er gerufen, fragte ich mich erschrocken. Doch dann begriff ich, dass niemand anderes mehr geboten hatte.


    "Zweitausend zum Zweiten!"


    Verdammt, wer war Decimus Serapio? Meine Augen musterten nun die Menge, die sich vor dem Podest eingefunden hatte, in der Hoffnung ein bekanntes Gesicht zu erkennen. Aber außer Iduna, die sich inzwischen ganz angeregt mit diesem Kerl unterhielt, sah ich niemanden, der mir bekannt vorkam.


    "Zweitausend zum Dritten! Verkauft an Tribun Decimus Serapio!"


    Mich durchfuhr ein Schauder, als ich hörte, dass alles vorbei war. Und plötzlich fiel es mir wieder ein! Dieser Tribun war der Kerl, den Domina Graecina auf diese Werkschau begleitet hatte. Ich erinnerte mich wieder ganz genau. Der Kerl hatte mich damals schon auf diese seltsame Art angeschaut, als ob er...

  • Ha! Meins!! Was für eine Freude!!! Siegreich schritt ich auf das Podest zu, klopfte Pelias, an ihm vorübergehend, auf die Schulter. Meine Custodes flankierten mich dann wieder, Akadios noch die beiden anderen Neuerwerbungen hinter sich herführend.
    Die eingeölte Muskelpracht des Kelten war aus der Nähe noch viel ansprechender als aus der Ferne, und was für eine interessante Tätowierung er trug... Ich verbot es mir jedoch, ihn mehr als geziemend zu mustern, dafür würde später noch genug Zeit sein. Auch das breite Grinsen, das in mir aufsteigen wollte, verkniff ich mir.
    "So, Angus." sagte ich zu ihm. "Du wirst mein neuer Gladiator."
    Darauf musste ich mich wohl oder übel dem schmierigen Sklavenhändler zuwenden. Natürlich braucht Rom auch solche Leute – wo sollten wir sonst unsere Sklaven einkaufen – aber sie sind doch einfach ein widerwärtiges Gezücht.
    "Ich nehme ihn gleich mit. Stell mir einen Kaufvertrag aus. Eine Brandmarkung ist nicht nötig."
    Pelias trug meinen Geldbeutel und zählte auf meinen Wink hin dem Händler die Aurei auf das Podest. Der Beutel war danach sehr schlaff. Weitere Spontankäufe waren in nächster Zeit wohl nicht mehr drin, sonst würde unsere Vilica sehr böse mit mir werden.

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  • Die festen Hände von Caius Aiacius' Gehilfen packten mich ganz plötzlich am Oberarm und schoben mich vom Podest zu der kleinen Treppe hin. Beinahe wäre ich die wenigen Stufen hinunter gestolpert, doch der Gehilfe hatte mich gerade noch halten können. In meinen Gedanken war ich noch immer bei diesem Tribun, den die Iulia damals getroffen hatte und der, wie es nun den Anschein hatte, mein neuer Besitzer sein sollte. Meine Beine fühlten sich wie Brei an, als ich wieder den festen Boden unter mir spürte und ich weiter geschoben wurde. Der Decimus hatte sich bereits den Weg zum Podest gebahnt und kam mir entgegengeschritten. Ein weiterer Römer, dessen Eigentum ich geworden war. Ich machte mir keine großen Hoffnungen, dass sich mein Leben von nun an grundlegend ändern würde. Ich war es einfach leid und haderte mit mir, in den letzten Monaten und Jahren keine einzige Chance zur Flucht ergriffen zu haben.

    Als mich mein neuer Besitzer ansprach hatte ich zu Boden geblickt. Doch als er mich mit Namen ansprach, ging mein Blick sofort wieder hoch, so dass ich ihm direkt in die Augen schauen konnte. Woher kannte er meinen Namen? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass die Iulia mich irgendwann einmal in seiner Gegenwart mit Namen gerufen hatte. Wie ich so in diese blauen Augen schaute, durchfuhr es mich von Neuem. Diese Augen kamen mir so bekannt vor. Ich hatte sie erst kürzlich gesehen, auch wenn das Gesicht mir anderes in Erinnerung geblieben war. Ebenso diese Stimme, ich hatte sie erst kürzlich schon einmal gehört. Nein, es bestand gar kein Zweifel, das war der Kerl aus der Subura, den ich eigentlich ausrauben wollte. Jedoch war alles anders gekommen. Ganz anders, so dass ich mir immer noch schwer tat, an diesen Abend und diese Begegnung zurückzudenken. Und nun plötzlich fühlte ich mich, als wäre ich von alledem wieder eingeholt worden.

    "Du?!", entfuhr es mir voller Entgeisterung. Gleichzeitig spürte ich, wie mir die Röte in die Wangen schoss.


    Ganz anders erging es dem Sklavenhändler, der zufrieden lachte und mit überfreundlichen Worten seinen Kunden begrüßte, als der sich ihm zuwandte. "Ich beglückwünsche dich zu diesem klugen Kauf! Er wird sicher einen hervorragenden Gladiator abgeben!" Jedoch schien der Tribun es eilig zu haben, denn er verzichtete auf eine Brandmarkung, obwohl er diese für einen klitzekleinen Unkostenbeitrag bei ihm hätte bekommen können. Aber gut, wenn der Kelte zum Gladiator ausgebildet werden würde, bekäme er spätestens in seinem Ludus eine Brandmarkung. "Der Kaufvertrag, natürlich! - Strabax, der Kaufvertrag!", rief er einem anderen seiner Mitarbeiter zu, der nach einer kurzen Weile mit einer Tabula in der Hand angelaufen kam.


    Währenddessen war ich immer noch wie betäubt, weil ich noch immer nicht so recht daran glauben konnte, oder besser gesagt wollte, was gerade passiert war. Auch die weiteren Bemerkungen des Decimers an den Sklavenhändler, glitten an mir vorbei wie schmelzendes Eis. Teilnahmslos ließ ich mir auch die Hände binden, so dass man auch mich später ganz problemlos zu den beiden anderen Sklaven einreihen konnte, die einer der Begleiter meines neuen Dominus hinter sich herführte.

  • Ja, ich. Der Kelte starrte mich an wie einen Lemur, und ich hob bedeutungsvoll die Brauen. Zum Glück sprach er nicht weiter, jedoch errötete der markige Barbar bis unter die Haarwurzeln. Ich fand das hinreißend!

    Den Sklavenhändler ließ ich nach Abwicklung des Geschäftes raschmöglichst hinter mir. Gefolgt von meinen Custodes und gleich drei schmucken neuen Errungenschaften schlug ich den Weg zum Mons Caelius ein. Unterwegs machten wir einen Abstecher zu einem Ludus in der Nähe des Kolosseums, wo ich sowohl den dakischen Krieger als auch den orientalischen 'Fürstensohn' gleich in die Obhut des Lanista gab. Drei neue Barbaren mit nach Hause zu nehmen, das war mir zu riskant, sowohl für mich als auch für unsere Haussklaven, wer weiß was sie womöglich noch für Freiheits- oder Rachefantasien hegten. Auch den Kelten stellte ich dem Lanista als neuen Tiro-Gladiator in Aussicht, doch zuerst einmal würde ich diesen mit in die Casa Decima nehmen.
    Der Lanista musterte alle drei prüfend, besah sich Körperbau und Trainingszustand fachkundig, ähnlich wie man das bei Rennpferden macht. Er versprach mir, die Burschen ordentlich zu schleifen, und mir bald schon sagen zu können, ob sie das Zeug zum Arenakämpfer hatten, und auch was für ein Typ von Gladiator am ehesten in ihnen steckte. Wie gerne hätte ich einen eigenen Retiarius besessen!
    Darauf kehrte ich mit meinen Custodes und dem schönen Kelten in die Casa Decima zurück.

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  • Da wurde Angus auch schon davon geführt. Während Iduna hart schluckte und spürte wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten.


    “Lebe wohl mein Gefährte. Vater meiner Tochter.“


    Flüsterte die Germanin und blickte dem Kelten mit einem schmerzlichen Lächeln auf den Lippen nach. Als sie spürte wie sich die Tränen lösten, um langsam über ihre Wange zu rinnen.


    “Hoffentlich behandelt dich dein neuer Dominus gut.“


    Dann schwieg die Rothaarige augenblicklich. Und ließ ihren Blick unstet über das nun leere Podest gleiten.


    Beinahe unwirsch, zuckte sie zusammen und blickte dann doch entschuldigend in des Fremden Richtung.


    “Entschuldige. Meine Domina wartet auf mich. Vielleicht sehen wir uns wieder? Vale bene.“


    Hastig nickte die Sklavin. Und drehte sich abrupt herum. Um dem Sklavenmarkt zu entfliehen. Während ihr Herz schmerzhaft in ihrer Brust pochte. Angus war weg. Unerreichbar für sie.

  • Ja, er! Er hatte sich nicht herabgelassen, auf meine Bemerkung einzugehen. Lediglich seine Brauen waren bedeutungsschwanger nach oben gegangen. Ja, so war es dann wohl beschlossene Sache. Ich sah einer düsteren Zukunft entgegen - als Gladiator und Lustsklave! Vielleicht gewährten mir die Götter einen raschen Tod in der Arena. Doch so wie ich sie kannte, würden sie sich an meinem Leid ergötzen.

    Noch einmal sah ich mich um und mein Blick traf dabei ausgerechnet auf Iduna. Ich musste schlucken und wandte schnell wieder meinen Blick ab, denn der Strick an meinen Händen hatte mich nach vorne gezogen. Seite an Seite mit meinen beiden Leidensgenossen hielt ich Schritt.

    Zu meiner Überraschung trennten sich unsere Wege schon recht bald. Während die anderen beiden Sklaven in einem Ludus nahe des Kolosseums abgegeben worden waren, nahm der Decimer mich mit zu seinem Heim. Von wegen Gladiator! Offenbar war alles nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um zu verschleiern, mit welcher neuen Aufgabe er mich tatsächlich betrauen würde.

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