~ Hortus ~ | Der Garten

  • Iunius Scato, soso - das war der einzige relevante Name!

    "Und was treibst du hier in Rom?"
    fragte er nun doch nach und rollte sein Buch zusammen. Es hatte wahrscheinlich sowieso keinen Wert!


    Ganz unvermittelt begann Ravilla dann von Charislaus zu reden - oder über ihn zu lästern? Wie kam er jetzt darauf? Und was sollte Charislaus überhaupt falsch machen? Er hatte ihm auf jeden Fall noch nie auch nur den Hauch eines Wunsches unerfüllt gelassen! Abgesehen davon...:

    "Ist doch logisch, dass er versucht, dich abzulegen und seinen Fehler auszubügeln. Alles andere wäre ja irrational!"
    Er verstand jedenfalls nicht, warum man hier aufpassen sollte - wenn er besänftigt wurde, war es doch auch gut... und die Massagen von Charislaus waren nun einmal wirklich gut!

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  • Ravilla betrachtete verwirrt den Tribun, dem sein Versuch, einen seichten Scherz zu machen, scheinbar völlig entging. Er schien ein Mann ohne jeglichen Humor zu sein oder der Witz des Ravilla war unterirdisch gewesen. Da die Fähigkeit zur Selbstkritik sich bei Ravilla unterhalb des Durchschnitts bewegte, nahm er ersteres an.


    "Nun, dies fällt wohl unter die Rubrik der misslungenen Versuche, einen Scherz zum Besten zu geben. Und eines muss man Charislaus lassen - seine Taktik ist effektiv. Er sollte Anaxis anlernen, aber bislang hat er seine Massagegeheimnisse nicht preisgegeben."


    Er schlug ein Bein über das andere.


    "Ich bin hier in der Urbs Aeterna, um in die Politik zu gehen. Der Cursus Honorum ist mein angestrebtes Ziel. Und selbst? Bist du ausgefüllt mit dem Tribunat oder ist dies noch nicht das Ende der Leiter?"

  • Dass das ein Scherz gewesen war, hatte Lucius tatsächlich nicht kapiert - es war ihm sogar so fern, dass er sich nicht einmal fragte, ob er etwas nicht mitbekommen hatte oder der Betrunkene eben einfach wirres Zeug redete. Zumindest die Erwähnung des anderen Sklaven war für ihn nicht viel mehr als letzteres, denn außer Charislaus hatte sich kaum einen Sklavennamen gemerkt und wer von den vielen Dienern hier Anaxis war, konnte er aus dem Stand gar nicht sagen.


    Er ließ das ganze also unkommentiert und hörte lieber auf die zweite Bemerkung: Der Cursus Honorum! Das war wirklich ein ambitioniertes Ziel, wie man sagen musste...

    "Der Cursus Honorum? Dann kennst du sicher schon viele Senatoren und einflussreiche Leute!"
    bemerkte er zunächst, denn das zumindest wusste der Petronier - wer in den Senat wollte, trat besser nur an, wenn er schon viele Senatoren kannte und am besten einer ihrer Söhne war! Wenn das der Fall war, war der junge Bursche vielleicht sogar ganz nützlich eines Tages...

    "Ich will natürlich nicht ewig Tribun bleiben, das wäre ja irrational! Wie jeder Eques strebe ich die wirklich lukrativen Posten in der Verwaltung an!"
    Zumindest sah es Lucius so: Traditionell war es nun einmal so, dass man mit relativ mittelmäßig bezahlten Ritterämtern starten musste, um zu den gutdotierten Posten in der Finanzverwaltung aufzusteigen! Und zumindest für einen "Outsider" wie ihn, der keine mächtige Ritterfamilie mit besten Verbindungen hatte, war der Militärdienst die beste Variante... wobei Lucius das Soldatenleben natürlich auch in gewisser Weise gefiel...

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  • "Viele mögen es gemäß quantitativer Betrachtung noch nicht sein, doch auch Romulus begann sein Dasein nach Plutarch in einem Weidenkorb auf dem Tiber, bevor er das Leben aller veränderte und das Schicksal der Welt in eine neue Richtung lenkte."


    Er sprach die Worte langsam und bedeutungsschwer mit erhobenem Finger, wobei ein leichtes Lallen vernehmbar wurde. Dem Tribun mochten mehr Namen bekannt sein als ihm selbst und er würde sich aufgrund seiner fortgeschritteneren Erfahrung sicherer in den Gewässern bewegen, in welche Ravilla gerade erst einen Zeh gestreckt hatte, so dass Aufschneiderei an dieser Stelle in einer Blamage hätte münden können.


    "Gibt es einen Verwaltungsposten, welchen du bereits ins Auge gefasst hast, lieber Petronius?"

  • Plutarch... Lucius sagte der Name etwas, wahrscheinlich hatten sie bei seinem Rhetorik-Lehrer Eumenius irgendwann einmal über ihn gesprochen. Aber er glaubte, dass es ein Grieche gewesen war - warum sollte ausgerechnet ein Grieche Experte für römische Geschichte sein? Abgesehen davon verstand er wieder nicht, wo die Verbindung zwischen diesem sagenhaften Stadtgründer mit der Situation dieses besoffenen Möchtegern-Senators lag!

    "Na dann hoffe ich, dass du so viel Biss wie Romulus hast!"
    bemerkte er ein bisschen spöttisch. Er musste zugeben, dass die Geschichte von Romulus - obwohl sie bei rationaler Betrachtung nicht sehr logisch oder glaubwürdig war - ihn doch fasziniert hatte. Vor allem, weil er sich von niemandem hatte etwas bieten lassen - nicht einmal von seinem Bruder Remus! Man konnte fast sagen, dass Lucius sich an manchen Stellen mit dem Stadtgründer identifizieren konnte: Aufwachsen ohne Eltern (zumindest emotional), Wille zur Macht und die Kraft, sich nichts bieten zu lassen... aber dieser Schönling hier erinnerte den Petronier nicht im Geringsten an sein Bild von Romulus!


    Aber dazu sagte er lieber nichts - man wusste ja nicht, ob dieser Ravilla nur aus seiner vielleicht sehr privilegierten Perspektive unbedeutend war (das zumindest war der logische Schluss aus der relativierenden Aussage) oder wirklich eine Null-Nummer, die man ignorieren konnte!


    Also sprach Lucius lieber über sich:

    "Nö, nicht direkt. In der Finanzverwaltung vielleicht - Zahlen liegen mir und die Posten sind gut dotiert!"

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  • "Oh es bedarf weitaus mehr als nur eines kräftigen Bisses, um nach oben zu gelangen! Charme und gutes Aussehen sind wahre Türöffner, rhetorisches Talent lenkt die Mitmenschen in gefällige Richtungen und ein gutes Maß an Bildung stärkt die Überzeugungskraft beim vergeistigten Part der Gesellschaft. Die wichtigste Währung des Erfolgs jedoch bleibt neben namhaften Familienbanden und einflussreichen Freunden das liebe Geld."


    Von letzteren Dingen besaß Ravilla leider noch wenig, doch rechnete er sich selbst ein überdurchschnittliches Maß an Attraktivität und Redegewandtheit an, mit welchen er entsprechend besonders zu punkten gedachte, bis er die übrigen Mängel behoben hätte. Er erhob sich und lächelte strahlend beim Gedanken an die eigene Großartigkeit. Es war nur konsequent, dass sein Herz für die eigene, ihm sehr ähnliche Schwester schlagen musste.


    "Ich werde mich nun zurückziehen, werter Petronius. Die Nacht wird zu Sonnenaufgang kurz gewesen sein und arbeitsreiche Zeiten liegen vor meinen Füßen. Dir wünsche ich gleichwohl viel Erfolg auf deinem gewünschten Karriereweg. Gehab dich wohl, Mann, der die Sterne blickt. Den hellsten findest du nicht am Firmament, er wandelt auf Erden vor dir."


    Ravilla zwinkerte dem Manne zu, wartete auf dessen Abschiedsworte und ließ sich hernach von Anaxis auf sein Zimmer geleiten, wo ihm ein dramatischer Stimmungsumschwung beim Gedanken an Fusciana das Einschlafen verleidete und das Kissen in einen nassen Tränensumpf verwandelte.

  • Es war bereits Vormittag als Atticus mit dem Frühstück und Waschen fertig war und den lauen Frühlingstag im Garten genoss. Der Sklave hatte erzählt, dass hier noch andere Gäste lebten und vielleicht würde er ja einen davon treffen.


    In seinem Reisegepäck hatte er nichts zum Lesen oder dergleichen mitgebracht, also legte er sich auf eine der Bänke im Garten und starrte auf die Wolken, die wie träge weiße Schäfchen über den blauen Himmel zogen.


    Unterbrochen wurden seine Tagträume nur durch Sklaven, die Erfrischungen brachten und dem gelegentlichen Schrei eines Pfaus. Als kurz vor Mittag die Sonne ein wenig stärker wurde, döste er ein wenig ein und der warme Sonnenschein entspannte Muskeln und Geist.

  • Ich lag immer noch mit verschränkten Armen als Kopfkissen auf der Bank und war anscheinend ein wenig eingedöst, als mich plötzlich etwas ins Knie zwickte. Erschrocken fuhr ich hoch, als ich auch schon den Pfau aufgeschreckt einen Hopser machen sah. Der Pfau fing sich nach ein, zwei Schritten wieder und schlang dann einen fetten, schwarzen Käfer hinunter. Dieser musste mir wohl übers Bein gekrabbelt sein, als der Pfau ihn von meinem Knie pflückte.


    "Na, was bist du denn für ein Hübscher!" sagte ich gut gelaunt zu dem bunten Vogel, der mich ein wenig anquäkte. "Ich hab keine Käfer mehr - glaub ich." Ich sah vorsichtshalber an mir hinab, aber da waren definitiv keine weiteren Käfer mehr. Ich hatte keine Ahnung was diese Tiere sonst so fraßen außer Käfern. Vielleicht Früchte? Ich hielt dem Pfau eine Weinbeere und eine Dattel hin, die er aber nicht besonders enthusiastisch anknabberte. "Du magst wohl am liebsten Insekten, hm? Dabei kann ich dir aber nicht helfen, Hübscher. Die musst du dir schon selber besorgen!"


    Nachdem ich anscheinend keine weitere Futterquelle für das Tier war, verlor es langsam das Interesse an mir und stolzierte wieder davon. Zumindest hatte ich damit einen der schillernden Bewohner dieses Hauses schon getroffen, dachte ich gut gelaunt.

  • Dass ein weiterer Gast eingetroffen war, der eine Weile hier zu residieren gedachte, hatte Terpander schon gehört. Nun saß dieser Marcus Seius Atticus im Garten. Er verhielt sich dem geliebten Pfau des Hausherrn gegenüber freundlich, was gut war, sonst hätte er sich nun von einem Sklaven rügen lassen müssen. Terpander konnte deutlich werden. War man handzahme hausgeborene Sklaven gewohnt, konnte sein Verhalten brüskieren. Doch dazu bestand momentan kein Anlass.


    "Salve, Herr", grüßte er. Mit gerade ausreichend gesenkten Lidern, um ihm nicht direkt in die Augen zu blicken, suchte er das Bürschlein auf Ähnlichkeiten zur Sippe seines Herrn und dessen Onkeln ab, konnte aber auf den ersten Blick keine erkennen. "Ist alles zu deiner Zufriedenheit?"


    Er reichte ihm ein Schälchen mit essbaren Blüten, Früchten, Beeren und Samen. "Für den Pfau, wenn es dir beliebt."

  • Atticus sah bei genauem Hinsehen seinen beiden Brüdern sehr ähnlich - allerdings in einer helleren Tönung und mit anderer Augenfarbe. Ohne diese offensichtliche Ähnlichkeit, hätte man seinen Vater wohl als gehörnten Gatten verspottet.


    Da kam auch schon ein weiterer hilfreicher Sklave - nicht Chari sondern vielleicht der andere, den Scato erwähnte? Terpander? Er reichte mir eine Schale mit Beeren und Zeug für den Pfau, der Räder schlagend herum stolzierte, als würde ihm das Anwesen gehören. Ich nickte grinsend und nahm die Schale entgegen.


    "Komm her, mein Hübscher. Der liebe Sklave hier hat dir Futter gebracht! Putt putt putt!" rief ich nach dem Pfau. Vielleicht funktionierte der ja wie eine Katze, also klopfte ich mit der Hand gegen die Schale um die Aufmerksamkeit des Tiers zu erringen. Dieser strafte mich allerdings mit wenig Interesse und ein wenig hilfesuchend sah ich zu dem Sklaven.


    "Mache ich irgendetwas falsch oder ist das Tier nur wählerisch?" fragte ich ein wenig ratlos dreinblickend.

  • "Der Pfau Narcissus ist ein Aristokrat", erklärte Terpander geduldig. "Er gehorcht keinem Befehl. Du hast ihm zuvor einen köstlichen Käfer geboten. Und nun kommst du ihm mit gesundem Pfauenfutter, was ihm als Beleidigung seiner Würde erscheint. Dieses Futter ist dem gefiederten Herrn heute nicht genehm."


    Also verließ Terpander den Garten wieder und kehrte mit einer neuen Schüssel zurück, in der feine Fleischstückchen lagen.


    "Versuche es hiermit."

  • Narcissus, hm? Der Name passte wohl zu dem Tier, dachte ich schmunzelnd. "Na ich probiers mal." sage ich zu Terpander und nehme ihm die zarten Fleischstückchen ab. Ich kannte Sklaven, die nicht so gut wie dieses Tier gefüttert wurden. "Komm her, König Narcissus. Willst du ein zartes Fleischstückchen? Putt putt putt!"


    Wie so ein armer Irrer stakste ich hinter dem nobel empörten Vogel her mit der Schale Leckerli, aber das Tier ignorierte mich weiterhin. Ein paar Mal schrie es laut, schlug ein Rad, hopste hier hin und dorthin nur um vor mir weg zu kommen und führte dann seine limitierten Flugkünste vor, indem es auf eine halbhohe Mauer hochflog und sich dort niederließ.


    Ich drehte mich herzhaft lachend zu Terpander um. "Ich glaube, das zarte Fleisch können wir uns selber anbraten. König Narcissus guckt uns heute nicht mit dem Arsch an. Ich könnte jetzt einen Bissen vertragen. Wie stehts bei dir?" Es wäre ja eine Verschwendung das gute Fleisch schlecht werden zu lassen, nur weil der König grade keine Lust hatte.

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