~ Hortus ~ | Die bucklige Verwandtschaft

  • Die Frage überraschte Zmertorix nun doch.


    "Es spricht nichts dagegen, dass ich dich bereits jetzt nach Cappadocia begleite. Aber warum ich? Nicht, dass die Frage mich stören würde, aber wir kennen uns doch kaum."

  • "Das ist leicht beantwortet. Wir reisen die ganze Zeit übergemeinsam und auch Dein Ziel ist Cappadocia. Zudem verstehen wir uns gut und Du bist eine angenehme Reisegesellschaft. Also bist Du dabei?", fragte Cimber.

  • Das war sehr pragmatisch gedachte. Etwas unkonventionell, doch warum nicht?


    "Man freut sich stets zwei mal über Gäste: Wenn sie kommen und wenn sie gehen. Ich denke, unsere Gastgeber werden es uns nicht verübeln, wenn wir ihre Gastfreundschaft nicht über die Maßen strapazieren. Einverstanden, ich werde dich begleiten. Wann gedenkst du, aufzubrechen?"

  • "Genau jetzt Zmertorix, lass uns zurück zu den anderen gehen", bat Cimber und gab erneut den Weg vor.


    Er gesellte sich zu Stilo und seinen Gastgebern.

    "Scato, Lurco und Stilo, natürlich auch alle anderen Anwesenden ich muss mich leider von Euch verabschieden. Mein Sohn benötigt mich dringend in Cappadocia. Da ich nicht alleine reisen möchte und unser Ziel Cappadocia war Stilo, werden Zmertorix und ich vorreisen. Du folgst mit Carbo nach. Ich wünsche Euch das Beste, wir sehen uns bald Brüder. Scato, Lurco", verabschiedete sich Cimber und drückte Stilo kurz herzlich. Die anderen bekamen einen festen Händedruck.

  • Stilo erwiderte die Umarmung fest. "Tu, was du tun musst, Bruder. Ich würde dich begleiten, wenn ich könnte, aber meine eigenen künftigen Söhne brauchen mich hier."


    Es fühlte sich noch nicht vertraut an, seine Neffen als seine Söhne zu bezeichnen, doch das wäre auch merkwürdig gewesen. Die Zeit musste das Band schaffen, was das Blut nicht vermochte, denn ihre Blutsbande waren eher dünn. Stilo, seit jeher eher ein Kopfmensch, tat sich damit nicht schwer. Er freute sich auf die neue Zeit als Familie und bereits als Neffen waren die zwei Burschen ihm sehr ans Herz gewachsen, sonst hätte er das Angebot zur Adoption nicht unterbreitet.


    "Dass du mir Zmertorix entführst, verzeihe ich ausnahmsweise, weil du mir Carbo dalässt. Jetzt mach dich vom Acker. Dein Sohn wartet."


  • "Das weiß ich Stilo, mach Dir darüber keine Gedanken. Kläre hier, was Du klären musst Bruder. Und dann komm so schnell Du kannst nach. Die Heimat wartet und auf mich wartet dort ganz dringend mein Sohn. Pass auf Dich auf, während ich kein Auge auf Dich haben kann. Ja ein gerechter Tausch, Carbo gegen Zmertorix. Wir brechen umgehend auf. Das Beste für Dich Stilo", sagte Cimber und umarmte seinen Bruder fest.


    Es dauerte einen Moment, ehe er Stilo wieder freigab. Cimber schaute ihm noch einmal beschwörend in die Augen, nickte knapp und brach auf.

  • Nachdem zwei der Gäste gegangen waren, kümmerte Terpander sich noch um das Wohlergehen der Verbliebenen. Dise saßen noch eine Weile im Garten und plauderten über Dies und Das. Charislaus und Unauris mussten auf Geheiß von Terpander derweil die Zimmer vorbereiten. Am Ende des Tages wurde jedem Gast ein Schlafgemach zur Verfügung gestellt.


    Im Sonnenuntergang sah man schließlich Terpander auf einem der Gartenstühle die letzten Sonnenstrahlen genießen, eingewickelt in eine lauschig warme Decke, während Charislaus und Unauris den Tisch abräumten.

  • Carbo entspannte ebenfalls, als Cimber und Zmertorix abgereist waren. Nicht dass ihn die beiden Reisebegleiter gestört hätten. Also blieben nur noch Stilo und er, für das Abenteuer Rom und Adoption. Welches von beiden einfacher zu bewältigen war, würde sich bald erweisen. Carbo trank sein Getränk aus und musterte Stilo. Der Mann war ein angenehmer Reisebegleiter. Der Umstand war seiner Person und seinem Stand geschuldet, er war Soldat. Carbo mochte die einfache, schlichte und direkte Art von Stilo. Zudem hatte er das Herz am richtigen Fleck, ging damit aber nicht hausieren.


    "Stilo, wie hast Du Dein weiteres Vorgehen geplant? Was liegt als nächstes an und wie kann ich Dir dabei helfen? Welche Hürden hast Du zu überwinden oder Officiumschlachten zu schlagen, um Scato adoptieren zu dürfen? Göttlicher Beistand kann in solchen Angelegenheiten niemals schaden", sagte der Priester des Mars.


    Ob er Letzteres ernst meinte, oder ein Scherz über die römische Bürokratie gemacht hatte, sah man seinem Gesicht nicht an.

  • "Helfen kannst du mir dabei nicht, außer dem Buben ins Gewissen zu reden, damit er sich überzeugen lässt." Doch sonderlich enthusiastisch hatte Scato leider nicht gewirkt. Vielleicht war er auch schon zu alt dafür, um sich über einen Ersatzvater freuen zu können ... was dann hieße, dass er selbst alt genug war, Verantwortung zu übernehmen. Stilo fühlte sich auf einmal steinalt, auch wenn er nicht so viel älter war als sein Neffe. "Wird schon", sagte er und glaubte selber nicht daran.


    Sie plauderten noch einige Zeit, ehe sie den Tag ausklingen ließen und sich in ihre Gemächer zurückzogen.



    ~ ~ ~ Eine unbestimmte Menge an Tagen später. ~ ~ ~



    Einer der Sklaven brachte Stilo ein Schreiben, was wohl gerade eingetroffen war. Stilo las und erhob sich. "Tja, damit endet mein Besuch." Ohne Ergebnis und das Herz wurde ihm schwer. "Ich bin spät dran. Carbo, pack deine Sachen, wir reisen ab."

  • Zum Abschied drückte Scato seinen Onkel. Er wusste, dass dieser es ihm krumm nahm, sein lieb gemeintes Angebot abgelehnt zu haben. Er hoffte nur, dass Stilo nicht allzu wütend oder traurig war.


    "Gute Reise. Pass auf dich auf, Onkel. Ich hoffe, wir sehen uns in nicht allzu ferner Zukunft wieder."


    Scato half Stilo beim Verladen des Gepäcks und sah ihm noch nach, als die Carruca am Horizont verschwand. Eine gewisse Wehmut konnte er nicht verleugnen. Doch er war kein Kind mehr und bereit, seinen eigenen Weg zu gehen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!