Baracke der Legionsreiterei
Cimber erreichte den Barackenbereich seiner Turma. Der Decurio der Legionsreiterei, Potitus Calpurnius Rex, lag erkrankt im Krankenhaus und Cimber hatte die ehrenvolle Aufgabe ihn zu vertreten. Leider war es ihm nicht vergönnt, für die Zeit in dessen Bude zu ziehen, was einige Vorteile mit sich gebracht hätte. Aber was nicht war, konnte noch werden. Selbstverständlich wünschte er dem Mann nichts Schlechtes und hoffte auf baldige Genesung, aber ob das so war, dass stand auf einem anderen Blatt. Hätte sonst der Tucci eine derartige Vertretung angeordnet, zuzüglich eines Berichts wie man die Turma wieder auf Vordermann bringen konnte? Sein Kollege schien schon längere Zeit erkrankt zu sein.
Nun er würde wie jeder andere in der Baracke wohnen und sich den Wohnraum mit seinen Kameraden teilen. Um wen es sich dabei handelte, konnte Cimber selbstverständlich noch nicht sagen. Er machte sich auf, die Baracken samt angegliederten Ställe zu begutachten. Die Stuben waren üblicherweise mit sechs bis acht Reitern belegt. Üblich waren Stuben mit einem direkten Durchgang zu den Pferdeställen. Ebenso konnten Stallburschen, Knechte und Hilfskräfte in denselben Gebäuden untergebracht sein. All dies musste Cimber in Erfahrung bringen, aber sein erster Besuch würde wie üblich den Pferden gelten.
Zuerst das Tier dann wir, so hatte ein wahrer Reiter zu denken und sich um sein Tier zu kümmern. Das Pferd war nicht nur Fortbewegungsmittel, es musste Freund und Kamerad werden. Denn im Gefecht entschied oft das Zusammenspiel von Ross und Reiter über Leben und Tod. Das Pferd musste seinem Reiter blind vertrauen und das gleiche Vertrauen musste der Reiter in sein Pferd setzen. Kamen beide nicht miteinander klar, musste ein neues Pferd gewählt werden. Halbherzige Reiterei durfte es nicht geben. Zudem würde der Pflegezustand der Pferde Cimber viel darüber mitteilen, in welchem Zustand seine Einheit war. Er hoffte dass die Tiere in einem guten Zustand waren, alles andere konnte er nicht dulden. Mochten die Männer demotiviert sein, so musste immer noch die Liebe zum Tier und die Kameradschaft zum Pferd dafür sorgen, dass sie ihrer Aufgabe der Pflege und Versorgung ordnungsgemäß nachkamen. Der Duplicarius näherte sich der Baracke von der Stallseite aus und betrat den erstbesten Stall seiner Einheit.
Baracken mit Ställen
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Ganz langsam näherte er sich den Tieren, um diese nicht zu verschrecken. Futter war vorhanden, ebenso Wasser. Cimber schöpfte zuerst etwas Wasser aus dem Trog und roch daran. Dann verrieb er es zwischen den Händen. Sauber ohne einen schleimigen Film auf den Händen zu hinterlassen. Er wischte seine Hände an der eigenen Tunika trocken und nahm das Futter zur Hand. Er kontrollierte es genau und roch daran. Neutraler, frischer Geruch, nichts roch muffig. Ein gutes Zeichen.
Der Boden war sauber und trocken, folglich musste es auch um die Hufe der Pferde gut bestellt sein. Cimber trat an eines der Tiere heran und strich ihm behutsam über den Rücken. Das Fell fühlte sich sich glatt an und sah glänzend aus. Krankenheiten der Haut die sich im Fell zeigten, traten vor allem in Verbindung mit schlechter Haltung auf. Gerade dann, wenn das Pferd dauerhaft auf nassem Boden stand oder der Stall nicht ordentlich ausgemistet war. Ebenso erkrankten dann die Hufe. Cimber strich dem Tier beruhigend über die Schulter und das Bein und hob einen Huf an. Ein Geruch nach Pisse. Er schaute sich den Huf genau an. Was er suchte war im Bereich der Ballen und des Strahls des Pferdehufs weiches, schwarz verfärbtes und übel riechendes Horn. Ganz behutsam setzte er den Huf wieder ab und kontrollierte die anderen drei Hufe des Pferdes. Mit dem Tier war alles in bester Ordnung.
Cimber ging die restlichen Tiere durch, auch hier hatte er nichts zu beanstanden. Mochte der Tucci Grund zur Klage haben, die Versorgung der Tiere war ohne Tadel. Allerdings war dies ein Stall den Cimber gesehen hatte, also inspizierte er noch einige weitere, um sich ein Gesamtbild machen zu können. In welchem Zustand die Männer waren, konnte er noch nicht beurteilen, die Pferde jedoch waren in gutem Zustand und Cimber war nicht nur beruhigt, sondern sehr froh darüber.
In seiner Funktion als stellvertretender Decurio klopfte Cimber polternd an jede Barackentür seiner Einheit, steckte den Kopf hinein und brüllte "Antritt zum Appell".