Irgendwo zwischen Nichts und Gar Nichts

  • Cinna bemühte sich um eine gute Haltung auf dem Pferd, doch aufgrund der Schmerzen fiel der Erfolg mäßig aus. Obgleich nicht zum Jammern neigend, war er sicher, dass es ihm schwergefallen wäre, im momentanen Zustand zu Fuß die Castra zu erreichen.


    "Mich haben sie ... mit einem Lasso erwischt. Ich wurde ein Stück ... hinter dem Pferd her geschleift", sprach er keuchend und mit mehreren Atempausen. "Sie haben mich aus der Rüstung gepellt ... wie einen Flusskrebs aus seiner Schale ... und verschnürt. Sie wollten mich mitnehmen. Ist zum Glück noch mal gutgegangen ... dank der Kameraden ... habe nur ein paar Beulen und ... Kratzer."


    Er schenkte seinem Vater ein verkrampftes Lächeln. Er war froh, dass es nun nach Hause ging, dass er überhaupt noch einmal nach Hause konnte.


    "Armer Pansa", lachte er bei dem Gedanken daran, dass der faule Kamerad niemanden mehr hatte, er ihn bediente, wenn Cinna im Valetudinarium landete. So bewirkte Zambascha versehentlich eine gute Tat. Ein Husten strafte seinen Spott und Cinna wurde müde. "Bin froh, dass du da bist."

  • Während die Reiter sich zügig mit den Schwerverletzten und ihrem Gefangenen der Castra näherten, quälte die verbliebene Kohorte sich mühsam zu Fuß durch den Nachmittag. Die Sonne sank, die Soldaten schoben lange Schatten vor sich her. Ein Blinken auf einer Hügelkuppe riss Stilo aus der meditativen Lethargie des Marschierens. Er stöhnte gequält. Doch die Art, wie der Späher mit seinem Spiegel blinkte, ließ zu seiner Erleichterung nicht auf Gefahr schließen.


    "Centurio", meldete er, "Lichtsignale des Spähtrupps südwestlich von uns."



  • Cimber achtete darauf, dass sein Sohn im Sattel blieb. Das er aufgrund der Schmerzen alles andere als geschmeidig reiten konnte war klar. Und als Cimber hörte, was sich zugetragen hatte, hätte er am liebsten angehalten und ihren Gefangenen eine Gesichtskorrektur mit den Fäusten verpasst. Oder besser noch Impetus darum gebeten. Der treue Hengst hätte sicher mit seinen Hufen gut nachgeholfen, was die Neugestaltung des Burschen anging. Das Verhör würde schmerzhaft werden, dass stand fest.


    "Sie haben Dich mit einem Lasso erwischt und wollten Dich zu Tode schleifen?", fragte Cimber grimmig, aber da sprach Cinna schon weiter.


    "Sie haben Dich aus der Rüstung geschält und wollten Dich mitnehmen? Gutes hatten die Kerle nicht im Sinn und dass wird unser Gefangener zu spüren bekommen. Den Kameraden sei Dank Cinna. Wer war es, der Dir den Hintern rettete? Die Kameraden haben etwas gut bei mir.


    Ich bin auch froh, endlich hier zu sein und ich danke den Göttern auf Knien, dass Du gerettet worden bist. Das wäre meine Aufgabe gewesen. Dafür sind Väter da. Es tut mir leid Cinna", flüsterte Cimber seinem Sohn zu.

  • Bellutus, verstaubt und abgekämpft sah in die Richtung und nickte. Na prima,...was auch immer das heißen mochte, er wirkte nicht beunruhigt. Er war es auch nicht.

    Ich sehe es Optio,...wir marschieren weiter...Gefechtsbereitschaft herstellen! Augen auf!

    5 Meilen noch,....was sollte so nah vor der Civitas noch kommen?

    War es so weil er es nicht wahrhaben wollte oder weil er es sich wünsche? Sicherheitshalber sandte er noch ein kleines Gebet an Honos. Nach einer nicht enden wollenden halben Stunde kam ihnen einer der Speculatores entgegen gelaufen. Er meldete sich bei Bellutus und machte seine Nuntio;

    Salve Centurio, wir haben dort hinten, neben der Strasse Überreste einer Reiseausstattung gefunden, so wie es aussieht von einem Römer. Bellutus hörte die Nuntio und fragte sich was denn noch alles über ihn hereinbrach.

    Optio Seianus?! Er wandte sich an den Vertreter. Gefechtsbereitschaft auflösen, du marschierst weiter gen Castellum. Er reichte ihm seinen Helm und seinen Mantel, dann machte er sich auf dem Speculatore zu folgen.

    Der Kerl war flink und sicherlich 20 Jahre jünger als er, doch er hielt gut Schritt.

    Die Centuriae marschierten weiter und die beiden verließen die Straße.

    Bald kamen sie an einen durch Felsen gesicherten Platz, wo die Überreste eines Esels und zwei Packtaschen, freilich geplündert umherlagen. Von einer Leiche fehlte jede Spur. Bellutus grüßte den zweiten Speculatore und inspizierte die achtlos hingeworfenen Kleidungs- und Gebrauchsgegenstände. Auffälligstes Stück war ein Paradehelm, den man mit einem Tritt deformiert hatte.

    Es war der Helm eines Offiziers. in die Innenseite waren Buchstaben geritzt. L-I-A

    Bellutus lief es kalt den Rücken herunter. Unter den Kleidungsstücken fand sich eine Schriftrolle. Ein Marschbefehl für einen Praefectus Castrorum...Lucius Iulius Antoninus.

    Bellutus nahm den Helm und strich den Staub aus der Rosshaarcrista. Na schön...sagte er zu den beiden Männern die ihn bei seinem Tun ansahen. Packt die Sachen zusammen und dann zurück ins Castellum.

    Auf der Straße marschierte der Kampfverband vorbei. Bellutus gab einem der Speculatores den Helm und machte sich auf zu seinen Männern. Er nahm seinen Helm und Mantel zurück, legte beides an und marschierte stumm neben Seianus.

    Er sagte nichts, doch in Gedanken war er bei Lucius Iulius Antoninus, dessen Marschbefehl er in der Hand hielt.

    Dieses verdammte Ödland...war es das alles wert?

  • Überreste einer Reiseausstattung? Also diese Räuber gingen Stilo langsam gegen den Strich. "Gefechtsbereitschaft auflösen", brüllte er.


    Seine Stimme klang von dem Staub, der Anstrengung und Gebrülle wie die eines Säufers, obwohl Stilo maßvoll trank. Immerhin brauchte er jetzt niemanden mit seinem Rebstock von A nach B schieben - das Auflösen funktionierte ganz vortrefflich, wie er in bitterer Ironie feststellte. So führte er die Männer durch die Steppe des Hochlands in Richtung Castra.


    Innerlich grinste Stilo vor sich hin, weil er mit dem Namen seines Vorfahren angesprochen worden war. Bellatus war nicht der Erste, dem das passierte, aber Stilo nahm es mit Humor. Seianus war ein Mann gewesen, auf den seine Gens stolz sein konnte, ganz gleich, was die Propaganda behauptete. In ihm hatte mehr Römer gesteckt als in den meisten anderen.


    Wenig später war der Centurio wieder zu ihnen zu gestoßen. Stilo schaute nachdenklich auf die Ausrüstung, die der Centurio in der Hand trug. Na, er würde schon reden, wenn er es für wichtig hielt, auch ohne, dass Stilo ihn löcherte. Gemeinsam ging es ohne weitere Zwischenfälle heimwärts.


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