Taberna "Aus der Hand von Schesmu"

  • Ich lachte leise, als sie meinen Bruder erwähnte. Wenn ich ihn mit den Augen einer Frau betrachten müsste, dann müsste ich zugeben, dass er ganz passabel aussah. Aber nachdem er mein Bruder war, behagte mir dieser Gedanke nur wenig. Ich sah ihn lieber als meinen Spielgefährten in der Kindheit, meinen Gesprächspartner wenn ich Kummer hatte, meine ganze Familie. Aber ich konnte durchaus verstehen, was andere Frauen an ihm fanden, auch wenn er bisher nie die Tendenzen eines Schürzenjägers an den Tag gelegt hatte, wie unser Vater wenn er mal wieder betrunken war.


    "Das mit dem Sack sagt man nur so, wenn man von jemandem genervt ist. Eine alexandrinische Redewendung. Ich kann ihn ja mal rufen."


    Titus Iunius Verax war gerade irgendwo oben, also rief ich laut nach oben: "Veeeerrrraaaxx, komm doch mal runter bitte!" Das würde wohl ein wenig dauern, bis er hier runterpoltern würde, also wandte ich mich wieder Nannaia zu.


    "Willst du unseren Sklaven Demetrios auch noch kennenlernen? Er spricht gutes Griechisch und ist eine treue Seele. Er hatte schon meiner Mutter das Brauen von henqet gelehrt, als diese als junge Braut ins Haus unseres Vaters kam. Er ist quasi urrrralt.


    Drache? Geflügelte Schlange...das klingt auf jeden Fall sehr nobel und passt bestimmt zu dir - wenn auch nicht in der aktuellen Aufmachung." erwiderte ich scherzhaft. "Eroberer wollen immer nur erobern...ich will keine Eroberung sein. Ich bin ja kein Ding und kein Stück Land. Ich mag Konversation gerne und habe nichts gegen - stubenhockerische - Männer. Ich glaube, das ist ein Wort!"


    Unser Vater war wohl Römer gewesen, aber ich identifizierte mich immer mehr mit Aegyptus, wo ich aufgewachsen war. "Tempelfürsten...hmmm...Priester waren schon immer mächtig, wenn sie viele Gläubige versammeln können für ihre Gottheiten. Das ist auch in Aegyptus nicht anders - ob nun Römer da sind oder nicht. Aber nein, von den Tempelfürsten hier habe ich noch nichts gehört. Gehörst du auch zu so einer Familie?" Vielleicht war sie ja deshalb so gut behütet mit Eunuchen und vielen Dienern?

  • Nannaia Surena versuchte sich sprachlich zu orientieren:

    "Aha ... also ist dein Bruder kein Sack, und er nervt nicht.", stellte sie fest: "Ja, ich lerne ihn gerne kennen."


    Über Iunia Proximas Ansinnen, ihr auch einen Sklaven vorzustellen, wunderte sie sich etwas.

    Sklaven waren keine Geschöpfe, die etwas zu sagen hatten. Waren sie Kriegsgefangene, ließ man ihnen für gewöhnlich sogar die Zungen herausschneiden.

    Allerdings war Demetrios wohl Grieche, das rückte ihn wieder eher in die Nähe ihrer Lehrer, die sie sehr gerne gehabt hatte.


    Und sie hatte sich vorgenommen, einmal ganz frei und ungezwungen in das fremde Leben einzutauchen, und so stimmte sie zu:

    "Euren Bierbrauer? Warum nicht!", sie hob die Hand: "Einen neuen Krug henqet.", orderte sie, aber sie sagte nicht Bitte, das war für sie ungewohnt:

    "Nein, ich gehöre nicht zu den Tempelfürsten. Das sind Diener der Ma, einer uralten und grausamen Göttin. Viel älter als wir Parther. Eigentlich sind wir ein junges Volk. Unser König Arsakes kam aus der Steppe, und besiegte die Perser, sie zogen sich ganz und gar in die Persis zurück und ja, plötzlich gehörte uns der Großteil des Persischen Reiches.....*",


    Sie brach ab und sah mit halb gespielter Verzweiflung zur Tür der Taberna. 3403-diener3klein-png

    Die war aufgegangen, und Elahbel steckte seinen kahlgeschorenen Kopf durch den Rahmen....

    "Oh nein...", sagte Nannaia und rutschte langsam unter den Tisch: " Ich will noch nicht gehen. Bitte Iunia Proxima, lass dir was einfallen...."


  • Ich winkte Demetrios heran, der uns einen neuen Krug henqet brachte und er schenkte uns pflichtschuldig ein. Bevor wir allerdings unsere Konversation vertiefen konnten und Nannaia und Demetrios sich unterhalten konnten, erschien ein weiterer von ihren Dienern. Verax sollte eigentlich auch gleich runterkommen. Ich nickte Demetrios leicht zu und bedeutete ihm sich zu setzen, damit der Tisch nicht leer erschien, während Nannaia unter dem Tisch hockte.


    Ein kahlgeschorener Mann trat ein und warf einen suchenden Blick in den Raum. Ob das wohl einer von den Eunuchen Nannaias war, der sie in ihrem goldenen Käfig als Gefängniswärter hielt? Den Götter sei dank war die Partherin ein zierliches Frauchen, also brauchte es nicht viel sie hinter Demetrios und Proxima zu verstecken. Der Tisch, an dem wir saßen, war dazu hinter einer halbhohen Holzwand, was zusätzlich Sichtschutz bot.


    Ich erhob mich und schritt dem Kahlkopf entgegen mit gelöstem Lächeln. "Willkommen in der taberna 'Aus der Hand von Schesmu. Ich bin Iunia Proxima. Wie kann ich dir helfen? Suchst du nach Speis und Trank?" sprach ich ihn an und hoffte, dass ich ihn direkt von der versteckten Nannaia ablenken konnte.


    Sim-Off:

    Glatt den Beitrag übersehen - sorry für die Wartezeit!

  • 3403-diener3klein-pngElahbel wirkte stets so steif, als hätte er einen Stock verschluckt und war von ähnlicher Liebenswürdigkeit. Mit gerunzelten Augenbrauen ließ er seinen Blick durch die Taberna gleiten, da er aber aus dem Hellen ins Dämmerlicht sah, erkannte er zunächst die Gäste nur schemenhaft.

    "Salve Schankwirtin", sprach er: "Du bist nicht meiner Herrin Surena ansichtig geworden? Ich möchte sie nach Hause bringen. Sie sollte nicht an....", er warf einen bezeichnenden Blick auf die Tische: "... einem Ort wie diesem sein."


    Nannaia Surena hinter den Tisch geduckt, als hätte sie etwas verbrochen, hielt die Luft an, gleichzeitig aber kitzelte es ihr in der Kehle vor Lachen. Sie hatte vor ihrem Sceptuchen nicht wirklich Angst, obwohl der Diener ihr Aufpasser war. Sie amüsierte sich gerade, wie sie sich seit ihrer Kleinmädchenzeit, als sie die Hofeunuchen zum Narren gehalten hatte, nicht mehr amüsiert hatte.


    Sim-Off:

    =)

  • 3403-diener3klein-pngElahbel wirkte stets so steif, als hätte er einen Stock verschluckt und war von ähnlicher Liebenswürdigkeit. Mit gerunzelten Augenbrauen ließ er seinen Blick durch die Taberna gleiten, da er aber aus dem Hellen ins Dämmerlicht sah, erkannte er zunächst die Gäste nur schemenhaft.

    "Salve Schankwirtin", sprach er: "Du bist nicht meiner Herrin Surena ansichtig geworden? Ich möchte sie nach Hause bringen. Sie sollte nicht an....", er warf einen bezeichnenden Blick auf die Tische: "... einem Ort wie diesem sein."


    Nannaia Surena hinter den Tisch geduckt, als hätte sie etwas verbrochen, hielt die Luft an, gleichzeitig aber kitzelte es ihr in der Kehle vor Lachen. Sie hatte vor ihrem Sceptuchen nicht wirklich Angst, obwohl der Diener ihr Aufpasser war. Sie amüsierte sich gerade, wie sie sich seit ihrer Kleinmädchenzeit, als sie die Hofeunuchen zum Narren gehalten hatte, nicht mehr amüsiert hatte.

    Ich hob eine Augenbraue, da mich der Ton und die Worte dieses Dieners reizten. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir derart arrogant entgegen trat. Ich vermied auch einen Blick nach hinten zu werfen, wo Demetrios gezwungen gelassen an dem Tisch saß und ein wenig an meinem Becher henqet nippte, während Nannaia immer noch unter dem Tisch saß von der halbhohen Holzwand verborgen.


    "Erstens kenne ich deine Herrin nicht und zweitens ist das hier ein respektables Haus. Wenn du keinen Bedarf an Speis und Trank hast, dann schlage ich dir vor, deine Zeit anderswo sinnvoll zu verbringen." erwiderte ich dem Diener gegenüber kalt und abweisend. Vielleicht war das schroff genug um ihn direkt zu vertreiben. Ich war keine gekonnte Lügnerin, aber auch nicht absolut unbedarft. Ich hielt meinen Blick fest auf den Diener gerichtet, um das Versteck nicht zu verraten.

  • 3403-diener3klein-pngElahbel war es völlig gleichgültig, ob er jemanden beleidigte. Er hatte oft erlebt, dass andere Menschen wütend wurden, dass sie weinten, dass sie verzweifelten, selbst dass sie ihn um ihr Leben baten. Ihn jedoch interessierte nichts weiter als der Dienst am Hause Suren.

    Bei der jungen Wirtin kam er nicht weiter und so sagte er nur :"Wenn Nannaia Surena diesen...Ort betreten sollte, so schick einen Boten in das Haus des Mondes. Chairete!", er drehte sich um und ging.


    Eine Minute später kam Nannaia hinter dem Tisch hervor, die Wangen leicht gerötet vor unterdrücktem Lachen:

    "Ist er fort? Entschuldige bitte sein Betragen, ich versuche es ihm noch abzugewöhnen. Ich war auch schon öfter davor, ihm etwas in seinen Wein zu schütten, aber ich fürchte, das würde er bemerken. Er kennt mich zu gut. ", sagte sie:

    "Oh, Iunia Proxima, ich danke dir! Du warst großartig, muss ich sagen! Wie eine Bühnenheldin!",

    sie erhob die Stimme und wiederholte die Worte der Iunia:

    " Wenn du keinen Bedarf an Speis und Trank hast, dann schlage ich dir vor, deine Zeit anderswo sinnvoll zu verbringen. Ich fand es großartig. Und...."


    Sie legte den Kopf schief und schenkte Iunia Proxima einen tiefen Blick:

    "Du hast für mich gelogen.", stellte sie fest:

    "Dafür schulde ich dir etwas. Wenn ich auch einmal etwas für dich tun kann...", sie schaute sich um:

    "Diese vergnügliche Angelegenheit hat mich hungrig gemacht. Wollen wir nicht alle etwas essen? Dein Bruder auch? Ich lade euch ein."

  • Nachdem der Diener verschwunden war, musste ich mir erstmal auf die Schenkel klopfen und laut lachen um die Spannung aus meinem Körper zu vertreiben. Das Adrenalin tönte noch ein wenig in meinen Ohren und ich war mit der Aufregung wohl nicht ganz allein, wenn ich mir das gerötete Gesicht von Nannaia so ansah.


    Lachend setzte ich mich wieder an den Tisch und trank meinen Becher leer. Selbst Demetrios schien gut gelaunt zu sein. "Wenn man meinem Bruder glauben darf, dann bin ich eine absolut lausige Schauspielerin. Vielleicht muss ich einfach nur heroisch Bösewichte vertreiben!" Schon ging das Gelächter weiter, als sie meinen ernsten und abweisenden Tonfall nachmachte. Wahrscheinlich würde man noch drei Häuser weiter das Gelächter hören.


    Als die Frau wieder ernst wurde, winkte ich direkt ab. "Ach was...denk nicht weiter drüber nach. Lass uns etwas essen. Magst du lieber Gemüse- oder Fischeintopf? Verax kann ja auch einen Bissen essen, wenn er wieder da ist. Anscheinend ist er nicht oben. Er war an einem Aushang für eine neue Arbeitsstelle interessiert und vielleicht ist er noch nicht zurück."

  • "Nein, du hast hervorragend geschwindelt.", beteuerte Nannaia Surena: "Du bist eine gute Schauspielerin... o verzeih, ich wollte dich nicht beleidigen. Ich weiß, dass ihr Römer Schauspieler als infam anseht. *, obwohl ihnen gerne zuseht."


    Sie schaute bekümmert drein, doch ihre Miene hellte sich auf, als Iunia Proxima sie fragte, ob sie lieber Gemüse- oder Fischeintopf wollte:

    "Von beidem bitte", sagte sie: "Es war beides sehr köstlich. Für welche Arbeitsstelle interessiert sich dein Bruder denn? Ich dachte, ihr seid Gastwirte?"

    Die Iunia würde noch feststellen, dass sie obgleich sie zierlich war, nicht nur Bier vertrug sondern auch tüchtig essen konnte. Auch eine Arbeitssuche fand sie spannend. Überhaupt war heute so ein aufregender Tag.


    Sim-Off:

    lat. infamia [‚Ehrlosigkeit, Ehrverlust‘]) bezeichnet die Minderung und Einbuße der Ehre Nach röm. R. betraf Infamia u. Prostitutierte, Gladiatoren, Schauspieler und noch viele mehr.

  • "So leicht kann man mich nicht aus dem Konzept bringen oder verärgern. Ich finde Theater interessant und weniger infam. Über sowas machen sich glaube ich nur Leute Gedanken, die es sich leisten können. Jeder wäre gerne reich und würde sich nicht die Hände schmutzig machen, aber wir machen alle was wir können, damit wir auch morgen Brot auf dem Tisch haben." Ich war nicht im Überfluss aufgewachsen und hatte sehr pragmatische Ansichten. Geld war Geld - egal wo es herkam - so lange es halbwegs ehrlich verdient wurde. Ich schaute nicht auf Schauspieler, Prostituierte oder einfache Handwerker hinab. Deren Einkommen war weit ehrlicher verdient als das so mancher Politiker, Händler oder Priester.


    Ich nickte Demetrios zu, dass er die gewünschten Speisen für Nannaia und mich brachte und machte es mir wieder am Tisch bequem. Schön langsam legte sich meine Aufregung wieder und das Adrenalin rauschte nicht mehr in meinen Adern. Ich brauchte jetzt erstmal einen Schluck zu trinken und auch einen Bissen. Nachdem Demetrios uns Essen und Getränke kredenzt hatte, und ich ein paar Löffel zu mir genommen hatte, erwiderte ich die Frage.


    "Die Post sucht Mitarbeiter. Ich hatte letztens auf dem Markt einen Aushang dafür gesehen und Verax war bereits in Alexandria in diesem Bereich tätig. Wir sind keine Gastwirte aus Tradition - es erschien uns nur ein logischer Ort Geld zu verdienen. Ich habe keinen speziellen Beruf gelernt, aber kochen kann ich leidlich und Demetrios kann henqet brauen und so ergab sich das. Sobald wir etwas Geld erwirtschaftet haben, hoffe ich die beiden leerstehenden Zimmer für Gäste herzurichten. Derzeit sind sie allerdings unmöbliert, also muss das noch ein wenig warten."


    Ich plauderte wie immer gerne darauf los, auch wenn ich nicht wusste, wie sehr die offenbar reiche Witwe mir gegenüber solch einfache Angelegenheiten nachvollziehen konnte. Zumindest schien sie es ja spannend genug zu finden, um hier zu sitzen und einfache Speisen und Getränke mit mir zu teilen. Außerdem fand ich Nannaia recht sympathisch und da redet es sich immer leicht.

  • Der Pragmatismus der Römerin gefiel Nannaia, und sie nickte ernsthaft, aber wirklich horchte sie auf, als Iunia Proxima erwähnte, dass die Post Mitarbeiter suchte. Aus verschiedenen Gründen war sie an der Stelle interessiert. Sie wusste, dass das Militär seine eigenen postalischen Strukturen besaß, doch auch bei privaten Angelegenheiten war es nicht uninteressant, wer an wen und was er schrieb. Und Iunia Proxima animierte sie dazu, sich auch einmal in einem Gewerbe auszuprobieren.

    "Meinst du, solch eine Stelle käme auch für eine Peregrina in Frage?", sagte sie nachdenklich: "Ich könnte mich nützlich machen.

    Ich muss ja Elahbel nicht mitbringen - stell dir ihn vor, Proxima, ein Kunde kommt und sagt: Ich möchte einen Brief aufgeben...und er dann: Erstmal auf die Knie, Unwürdiger, wie kannst du es wagen, meine Herrin ungefragt anzusprechen...."

    Sie lachte wieder. Obwohl sie Ziele und ehrgeizige Träume hatte, war sie der Ansicht, dass man auf dem Weg dahin auch Spaß haben konnte. Nun war sie doppelt gespannt, was Proximas Bruder Verax von seinem Vorstellungsgespräch berichten würde.

    Sie ließ den Löffel sinken:

    "Heißt das, du kannst selbst kochen? Und du stehst in der Küche mit... deinem Sklaven Demetrios?"

    Sie überlegte und fragte dann:

    "Du musst eine Ausnahme sein unter Römerinnen, oder? Die anderen sind nicht wie du?

    Denn wenn sie es wären, wäre die Welt, in der wir leben, eine komplett andere. Oh, ich mag das. Sei versichert, dass auch ich eine Ausnahme bin."

    Sie warf Iunia Proxima einen ihrer rätselhaften Blicke aus ihren dunklen Augen zu und aß mit gutem Appetit.

  • Ich lachte laut auf bei der Vorstellung des glatzköpfigen Eunuchen, der potentielle Kunden der Post mit seiner überaus freundlichen Art darauf hinwies, dass sie knieen sollten. "Ich glaube, Elahbel müsstest du auf jeden Fall zu Hause lassen. Abgesehen davon...du kannst Latein und ich nehme an Lesen, Schreiben und Rechnen. Ich wüsste nicht, was man da sonst noch so brauchen würde. Versuch es doch einfach."


    Ich aß noch einige Bissen und nickte dann. "Wir hatten nicht viele Sklaven und unser Haus war nicht groß in Alexandria. Unser Vater war ein einfacher Soldat ohne großes Vermögen. Da blieb viel Hausarbeit an meiner Mutter und mir hängen. Sie war eine ausgezeichnete Weberin und ich habe mich meist mit Demetrios um das Gekoche und das Brot gekümmert. Wenn nur nicht immer das Mahlen des Korns so langwierig wäre - das drücke ich meist auf Demetrios ab." erwiderte ich mit einem gutmütigen Zwinkern. Selbst Demetrios schmunzelte bei dieser Aussage.


    "Ich weiß nicht, ob ich da eine Ausnahme bin. Das bedeutet mir auch ehrlich gesagt nichts. Ich will einfach nur mein Leben in Freiheit leben ohne jemanden, der mir ständig vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich würde in einem goldenen Käfig eingehen. Da lebe ich lieber einfach in Lumpen von meiner Hände Arbeit als mit Dutzenden Dienern, die glauben, dass sie mich bewachen und einsperren müssen wie ein dekoratives Singvögelchen." Der Blick und Ton war ernster geworden, da Freiheit wirklich das wichtigste Gut für mich war. Ein Leben wie Nannaias konnte ich mir nicht vorstellen. Ich stellte es mir vor wie Ersticken oder lebendig begraben werden. Nach einem Moment fügte sie wieder lockerer hinzu: "Wenn du irgendwann durchbrennen willst und keine Lust mehr auf Käfige hast, dann kannst du gerne bei uns unterschlüpfen und ich bringe dir Kochen, Waschen und Nähen bei." Ich zwinkerte der Frau dabei verschwörerisch zu.

  • "Ich beherrsche die Sprachen, die hier in Cappadocia gesprochen werden außer Hethitisch in Wort und Schrift.", antwortete Nannaia, die nichts von falscher Bescheidenheit hielt:

    "Ich denke, ich werde es wirklich mit einer Bewerbung bei der Post versuchen. "

    Sie warf einen Blick auf Demetrios:

    "Die Diener, die ich von zuhause mitgebracht habe, sind keine Unfreie, sondern freie Menschen, denen es eine Ehre ist, dem Hause Suren zu dienen.", sprach sie: "Nur das Personal, welches ich hier brauche, habe ich auf dem Markt kaufen lassen. Ormuzd, unser höchster Gott - auf Griechisch heißt er Oromazes - hat ursprünglich die Sklaverei verboten*, freilich ließ sich das nicht aufrecht erhalten, denn sonst hätte mein Volk irgendwann alle Kriegsgefangenen töten müssen. Es ist eine gute Tat, sie in der Knechtschaft weiter leben zu lassen.", sogar Römer, dachte sie und fuhr fort:

    "Doch, du bist eine Ausnahme. Die meisten Frauen sind in ihren Wünschen bescheidener. Persönliche Freiheit, das ist ein großes Ziel. Die meisten Menschen erreichen es gar nicht. Es durch Arbeit zu erreichen widerspricht allem, was mich meine griechischen Philosophen gelehrt haben. Selbst die Kyniker haben ihre Bedürfnislosigkeit durch Betteln erkauft, nicht durch Arbeit. Um wirklich frei zu sein, sollte man derlei Dünkel vielleicht aufgeben. Du hast mir Stoff zum Nachdenken gegeben.",

    sie lächelte, als die Römerin ihr Zuflucht anbot:
    "Ich danke dir, Iunia Proxima für deine Freundlichkeit. Schon allein der Gedanke, wie meine Sippschaft der Schlag träfe, sollten sie davon erfahren, wie ich wasche, putze und nähe, macht Spaß.

    Ich glaube jedoch, ich werde mich langsam auf den Heimweg begeben, bevor Elahbel beginnt, die Bürger Caesareas zum Verhör über meinen Verbleib vorzuladen. Manchmal tut er mir Leid, da er nicht begriffen hat, dass die alten Zeiten vorüber und ich nur noch eine einfache Peregrina bin.

    Ich würde mich freuen, Iunia Proxima, dich als Gast in meinem Haus zu sehen - selbstverständlich auch deinen Bruder, den ehrenwerten Iunius Verax. Kommt vorbei, wann immer ihr wollt."**



    Sim-Off:

    * Der Zoroastrismus und die Sklaverei ** Einladung gilt =)

  • Auch ich hatte mittlerweile aufgegessen und war fast traurig, dass sich unser Geplauder dem Ende näherte. Ich erhob mich und brachte das Geschirr weg, während Demetrios sich um das Spülen des schmutzigen Geschirrs kümmerte.


    "Ich glaube Freiheit beginnt vor allem im Kopf. Wenn man sich nicht traut vor die eigene Türe zu gehen, dann beginnt man nie eine Reise und erweitert nie seinen Horizont. Es mag Menschen geben, die sich an das Land gebunden fühlen, aber für mich ist es einfach nur ein Ort wie jeder andere. Das Wichtige sind die Menschen, mit denen man seine Erlebnisse teilt."


    Ich hielt Nannaia eine Dattel als kleine Nachspeise hin und steckte mir selber eine in den Mund. Lecker und süß! Ich zwinkerte der jungen Frau verschmitzt zu.


    "Aber genug von der Philosophiererei...ich hoffe, dass dir das mit der Post gelingt und vielleicht schaffe ich es ja unter der Woche einmal vorbeizukommen. Ich bin schon sehr gespannt den Besuch zu erwidern."

  • Nachdem die Gästezimmer im Obergeschoss nun endlich eingerichtet waren und auch der Hühnerstall und die Ziege sich eingelebt hatten, war es nun Zeit das Menü zu erweitern.


    Taberna "Aus der Hand von Schesmu"


    Gästezimmer nun verfügbar!


    Getränke

    Wein

    Wasser

    Henqet

    Ziegenmilch


    Speisen

    Helles Brot

    Dunkles Brot

    Gemüsesuppe

    Fischsuppe mit Flusskrebsen

    Frische Eier

  • Als ich mit Tiberios im Schlepptau über die Schwelle trat war es noch kurz vor Mittag und es war noch kein Kunde in der taberna. Die meisten kamen erst in einer Stunde oder zwei und in der kleinen Küche im hinteren Teil hörte man ein leises Lied, das ein wenig melancholisch von Alexandria handelte und von Demetrios auf Griechisch gesungen wurde. Der Korb in Tiberios' Händen enthielt frische, noch ein wenig krabbelnde Flusskrebse durch ein Tuch verdeckt und ein bisschen Gemüse.


    "Bring den Korb bitte in die Küche und dann kannst du dir von Demetrios Gemüsesuppe und etwas zu trinken geben lassen, falls du hungrig und durstig bist. Du kannst auch gerne unser henqet probieren, wenn dir der Sinn danach steht. Ich braue es zusammen mit Demetrios selbst. Sobald du gegessen hast, kannst du mir alle Fragen stellen, die dir auf der Seele brennen und danach Demetrios helfen."


    Ich hatte noch die unangenehme Aufgabe des Vertragsabschlusses und musste Verax noch holen. Der würde nicht begeistert sein, aber ich wusste schon, wie ich ihn anpacken musste. Das würde schon noch alles gut werden.

  • Sklavenmarkt >>>


    Tiberios nickte wieder und sah kurz hoch, bevor er den Korb mit dem Inhalt in die Küche bugsierte. Jemand werkelte schon dort, ein älterer grauhaariger Mann.

    Chaire Demetrios“, sprach Tiberios ihn wieder auf Griechisch an, das Lied, das er gesungen hatte, kannte er sogar, es war recht populär: Ach Alexandreia…

    „Ich bin ein neuer Sklave und heiße Tiberios. Ich darf bitte Gemüsesuppe und henqet haben, hat Domina Proxima gesagt. Ich danke dir.“

    Demetrios zeigte ihm, wo er sich Gesicht und Hände waschen konnte. Seine Tunika musste er nicht wechseln, die hatte er erst am Morgen von dem Händler bekommen und sie war noch leidlich sauber.

    Tiberios strahlte nun, das Wasser lief ihm im Mund zusammen, denn er war jung genug, um sich über eine gute Mahlzeit zu freuen.

    Tatsächlich hatte er das Biertrinken erst in Roma so wirklich entdeckt, aber wenn man sich daran gewöhnt hatte, schmeckte es herb und erfrischend.


    Tiberios beeilte sich, die warme, frische Suppe auszutrinken und das kühle Henqet, da er wusste, dass seine Domina ihn erwartete. Er spülte seine beiden Becher ab, nickte Demetrios noch einmal zu und lief zurück in den Schankraum.


    „Du sagtest, ich darf fragen. Du bist Alexandrinerin, Domina Proxima?“

    Es war keine wirkliche Frage, Tiberios war sich sicher. Er fuhr fort:

    „Alexandria ist auch meine Geburtsstadt. Und daher der göttliche Schesmu der Aegypter im Namen der Taberna, nicht wahr?“

    Obwohl sie unter sich waren, nannte er sie nicht nur „Proxima“, das schien ihm noch zu vertraulich. Vielleicht würde er es eines Tages aber tun.

    „Was sollte ich denn alles wissen, Domina?“, fragte er dann.

  • Ich schaute ein wenig verwirrt, da Tiberios ohne Suppe und Getränk zurückkehrte nach kurzer Zeit. Hatte er die Suppe und das henqet direkt hinuntergestürzt? Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen bei dem Gedanken. Wer weiß, wann ihn der schmierige Perser das letzte Mal Speis und Trank gegeben hatte. Auch Demetrios schaute ein wenig belustigt aus der Küche heraus in den Schankraum, wo der junge Sklave zwischen uns stand.


    "Mein Vater war Römer, meine Mutter Ägypterin. Ich bin in Alexandria geboren und aufgewachsen, ja. Verax und ich sind mit den ägyptischen Göttern aufgewachsen und sie bestimmen unser Leben. Es war nur richtig, die taberna so zu nennen." antwortete ich Tiberios vergnügt. "Anscheinend bin ich nun mit Fragen an der Reihe. Wie kommt ein alexandrinischer Sklave ins ferne Cappadocia?"


    Ehe Tiberios aber noch antworten konnte, kam der alte Demetrios und brachte noch eine Runde Gemüsesuppe, Brot und Getränke für uns drei und setzte sich wortlos dazu. Für mich war das normal, da Demetrios eher wie ein Opa oder ein alter Onkel war als ein Sklave, aber für viele Römer war dies nicht der Fall. Wir hätten Demetrios schon vor vielen Jahren freilassen können, aber er wollte lieber bei uns bleiben und wir waren mehr wie eine kleine Familie. Ich begann also auch meine Suppe zu löffeln, da ich auch noch nicht zu Mittag gegessen hatte und das noch schnell erledigen wollte, bevor der Perser kam.

  • Der junge Grieche hatte tatsächlich angenommen, dass er in der Küche essen und dabei nicht zu viel Zeit vertrödeln sollte.


    Als nun Demetrios aus der Küche kam, um Suppe und Henqet auf den Tisch zu bringen, zeigte Tiberios zunächst seine Hände vor, um Domina Proxima zu versichern, dass sie sauber waren, stand dann auf und half dem älteren Sklaven, aufzudecken.


    Als dieser dann Platz nahm, blieb Tiberios stehen, um beide zu bedienen, wie es in einem luxuriösen Haushalt, in dem zwischen Herr- und Dienerschaft Distanz herrschte, üblich war.


    Über aegyptische Gottheiten wusste er nur soviel, dass das etwas mit Krokodil- oder Löwenköpfen zu tun hatte. Da waren die dortigen Griechen zuweilen ignorant und lebten neben der urspünglichen Bevölkerung her.


    „Ich kenne mich nicht gut aus mit den Göttern der Aegypter, Domina“, gestand er und warf ihr einen raschen Blick zu. Ein Römer, der eine Aegypterin geheiratet hatte? Was es nicht alles gab.

    Ich war per Schiff von Alexandria nach Roma unterwegs.“, beantwortete er die Frage:

    „Es fiel in die Hände von Piraten.* Ich wurde nicht als jemand eingestuft, der ein Lösegeld wert wäre, so verkauften sie mich. Ich ging durch mehrere Hände und immer weiter nach Nordosten, bis ich in deinen Besitz gelangte, Domina Proxima.“

    Mehr Details verriet er nicht, denn es war ihm klar, dass er aus der Sklaverei heraus nichts beweisen konnte. Die Aufzeichnungen, die es über ihn gab, waren vermutlich gefälscht.

    Domina Iunia Proxima hatte viel Geld für ihn bezahlt. Er musste für sie nützlich sein. Alles andere blieb im großen Feld des Irrelevanten.


    Sim-Off:

    * Diese Geschichte wird hier berichtet.

  • Ich zog kurz die Augenbraue hoch, da Tiberios einfach nur rumstand. Demetrios und ich hatten schon jeder einen Bissen im Mund, als ich zu dem jungen Griechen aufschaute. "Hast du vor den ganzen Tag zu stehen? Im Sitzen isst es sich wesentlich bequemer, finde ich." Nach dieser spitzen, aber durchaus gut gemeinten Bemerkung, widmete ich mich wieder dem Essen und dem Rest der Geschichte. Es war sehr traurig, dass man einfach so geraubt werden konnte, aber leider eine Tatsache in der Welt, in der wir lebten.


    Ich lehnte mich zurück und nippte an meinem henqet, während Demetrios noch den Rest seiner Suppe mit Brot aufsaugte. "Mach dir keine Gedanken um meine Götter. Welchen Göttern man folgt ist eine persönliche Entscheidung und ich schaue nicht in anderer Menschen Seele. Solltest du aber ehrliches Interesse haben, so erzähle ich dir gerne einmal bei Gelegenheit davon." Nur kurz runzelte ich die Stirn und blickte Tiberios fragend an, ehe ich erwiderte: "Wird dein alter Herr dich nicht vermissen? Möchtest du ihm schreiben?"

  • Tiberios zuckte die Schultern: „Ich hielt es für deinen Wunsch, Domina, dass ich dich bediene. Doch wenn du es wünschst, setze ich mich.“

    Das tat er tatsächlich, und seine Miene hellte sich sichtlich auf, als er das reichliche Essen betrachtete.

    „Du meinst, ich darf noch mehr von der Suppe haben?“ Er griff mit einer Hand nach einer Schale und servierte sich. Auch er tunkte mit Brot Flüssigkeit auf, das tat der Jüngling auf anmutige Weise.

    „Ich interessiere mich in der Tat für alle Religionen.“, sagte er, nachdem er gegessen hatte: „Ja, ich würde gerne eines Tages, wenn du dafür Zeit hast, Domina, über deine Götter hören.“


    Dann fragte Domina Iunia Proxima, ob er nicht vermisst würde und ob er seinen alten Herren schreiben wollte, und Tiberios errötete etwas, während er überlegte, was und wie er antworten sollte. War sich Domina Iunia Proxima denn der Konsequenzen dessen, was sie da vorschlug, bewusst?


    „Wenn du mich an meine frühere Domina schreiben lässt, Domina Proxima, wird sie mich als ihr Eigentum wieder beanspruchen, denn ich wurde ihr gestohlen. Sie ist eine römische Bürgerin wie du.“


    Tiberios war bei den Furiern im Haushaltsbuch als Eigentum eingetragen worden; sie konnten also nachweisen, dass er eigentlich ihr Sklave war.

    Dann wäre Iunia Proxima ihren Sklaven los und vielleicht auch das Geld, welches sie für ihn bezahlt hatte.

    Tiberios vergaß nie, wenn ihm jemand gegenüber Güte gezeigt hatte. Daher wählte er seine Worte so, dass die Iunia hoffentlich verstand.

    „Sollte ich ihr dennoch schreiben, Domina?“, fragte er nach, mit kühler unbeteiligter Stimme.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!