Alles anzeigenNannaia Surena sah der Katze interessiert zu. So häufig waren diese Tiere außerhalb der Provinz Aegyptus nicht, und auch recht teuer, da hielt man sich eher Marder oder Schlangen zur Mäusevertilgung.
"Du hast Glück mit deinem Bruder. Er lässt dir Freiheit. Bei uns hängt wie gesagt alles von der Familie ab. Vielleicht stellst du ihn mir vor?"
Der Gedanke, ohne Aufsicht mit einem fremden Römer zu reden, gefiel Nannaia:
"Aber warum ist er ein Sack? Ich dachte, er ist ein Mann?
Welches Tier ich wäre? Ein Drache* vielleicht, eine geflügelte Schlange? Und was fliegen kann, kann sich nicht mit Kriechtieren zusammen tun.", sagte sie entschieden und tupfte sich den Mund ab:
"Doch mit Krieger meinte ich nicht jemanden, der sich prügelt. Meiner hätte das nicht nötig. Er wäre mutig, weitblickend, ein Anführer...hach ja, wo findet man so jemanden? Ein Gelehrter.... käme darauf an.
Ich habe mit meinen Lehrern gute Gespräche geführt, doch mein Leben teilen - nein. Die meisten Gelehrten sind zu weltfremd und zu.... stubenhockerisch...",
sie schaute Iunia Proxima an: "Dieses Adjektiv existiert nicht wirklich, oder? Ich hoffe, du verstehst, was ich meine."
Beim nächsten Satz über die Römer stutzte sie - war ihre Gesprächspartnerin nicht selbst eine Römerin? Aber sie beurteilte einiges wohl kritisch:
"Die Perser waren wirklich nicht von Alexander begeistert. Und von uns Parthern auch nicht. Ein äußerst schwer zufrieden stellendes Volk, was ihre Eroberer angeht.", stimmte sie zu:
"Hier regieren immer noch mehr oder weniger geheim die alten Tempelfürsten, auch wenn die Römer denken, dass diese Provinz ihre ist. Hast du von diesen schon einmal gehört?"
Sim-Off:
Ich lachte leise, als sie meinen Bruder erwähnte. Wenn ich ihn mit den Augen einer Frau betrachten müsste, dann müsste ich zugeben, dass er ganz passabel aussah. Aber nachdem er mein Bruder war, behagte mir dieser Gedanke nur wenig. Ich sah ihn lieber als meinen Spielgefährten in der Kindheit, meinen Gesprächspartner wenn ich Kummer hatte, meine ganze Familie. Aber ich konnte durchaus verstehen, was andere Frauen an ihm fanden, auch wenn er bisher nie die Tendenzen eines Schürzenjägers an den Tag gelegt hatte, wie unser Vater wenn er mal wieder betrunken war.
"Das mit dem Sack sagt man nur so, wenn man von jemandem genervt ist. Eine alexandrinische Redewendung. Ich kann ihn ja mal rufen."
Titus Iunius Verax war gerade irgendwo oben, also rief ich laut nach oben: "Veeeerrrraaaxx, komm doch mal runter bitte!" Das würde wohl ein wenig dauern, bis er hier runterpoltern würde, also wandte ich mich wieder Nannaia zu.
"Willst du unseren Sklaven Demetrios auch noch kennenlernen? Er spricht gutes Griechisch und ist eine treue Seele. Er hatte schon meiner Mutter das Brauen von henqet gelehrt, als diese als junge Braut ins Haus unseres Vaters kam. Er ist quasi urrrralt.
Drache? Geflügelte Schlange...das klingt auf jeden Fall sehr nobel und passt bestimmt zu dir - wenn auch nicht in der aktuellen Aufmachung." erwiderte ich scherzhaft. "Eroberer wollen immer nur erobern...ich will keine Eroberung sein. Ich bin ja kein Ding und kein Stück Land. Ich mag Konversation gerne und habe nichts gegen - stubenhockerische - Männer. Ich glaube, das ist ein Wort!"
Unser Vater war wohl Römer gewesen, aber ich identifizierte mich immer mehr mit Aegyptus, wo ich aufgewachsen war. "Tempelfürsten...hmmm...Priester waren schon immer mächtig, wenn sie viele Gläubige versammeln können für ihre Gottheiten. Das ist auch in Aegyptus nicht anders - ob nun Römer da sind oder nicht. Aber nein, von den Tempelfürsten hier habe ich noch nichts gehört. Gehörst du auch zu so einer Familie?" Vielleicht war sie ja deshalb so gut behütet mit Eunuchen und vielen Dienern?