[Exedra] Expertisen zweier Präfekten zum Subura-Konzept

  • Die Raumnische mit offenem Blick schien Menecrates geeignet, um das erste und möglicherweise einzige Treffen mit Praefectus Heius Vibulanus zum Thema Subura-Konzept abzuhalten. Er selbst hatte sich bereits mit seinem Stab besprochen und sein Konzept mit dem Praefectus Vigilum erläutert. Falls Heius einen ähnlichen Ansatz verfolgte wie er, könnte im Idealfall die Zusammenführung beider Konzepte schnell verlaufen. Menecrates ging positiv in das Gespräch, das er durch seinen Cornicularius arrangieren ließ. Octavius würde wieder Protokoll führen und begleitete den Praefectus Urbi. Er standen fünf Stühle bereit, falls der Praefectus Heius ebenfalls einen Offizier mitbrachte.

  • Die Terminabsprache verlief zügig, was nicht zuletzt am gemeinsamen Standort der Castra Preatoria lag. Trotz der langen und engen Nachbarschaft in der Castra fiel Menecrates ' Wahl für den Besprechungsort auf diese Exedra, die für ihn wie ein neutraler Platz wirkte. Der freie Blick in den hallenähnlichen Gang bot zwar Störquellen, aber gleichzeitig trennte jener Gang die beiden Einheiten. Der Säulengang gehörte weder explizit zur Garde noch ausdrücklich zu den Cohortes Urbanae. Fest stand, er gehörte zur Principia.


    Zum Termin fand sich Menecrates pünktlich ein. Er wollte die Sitzordnung noch einmal inspizieren.

    "Drei Stühle im leichten Bogen aufgestellt", wies er Octavius an. "Wer sich von den Offizieren wo hinsetzt, ist mir egal, aber die Sitzmöglichkeiten für dich und Annaeus müssen in etwas Abstand zu den dreien stehen. Ich weiß nicht, wie geschmeidig der Praefectus Praetorio ist und ich möchte nicht, dass er sich wegen Unwichtigkeiten vom Hauptsächlichen ablenken lässt."


    Menecrates hoffte, dass Annaeus vor dem Praefectus eintreffen möge.

  • Pünktlichkeit galt mir als eine Tugend, daher war ich zeitig aufgebrochen, um den Termin, der anberaumt worden war - ein weiteres Treffen zum Problem der Subura - , wahrzunehmen. Mein Plan war gut und es hatte jedes Mal in meinem Leben gut funktioniert. Diesmal allerdings... ich war mir sicher, dass ich mich verlaufen hatte, denn ich konnte weder Claudius Menecrates noch seinen Cornicularius irgendwo finden. Ich irrte ein wenig ziellos durch ein paar Gänge bis ich an einer Exedra Stimmen vernahm und wenigstens einen Stuhl sehen konnte...

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    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Während Frugi die Stühle richtete, schaute Menecrates auf und erkannte in einiger Entfernung Vindex. Da er nicht wie ein Gassenjunge über den Gang brüllen wollte - sie befanden sich hier schließlich in der Principia und nicht auf dem Exerzierplatz - hob er die Hand, um erkannt zu werden. Vom Praefectus Heius fehlte noch jede Spur, ebenso von Tribunus Serapio, der ebenfalls angekündigt wurde.

    Als Vindex eintraf, deutete Menecrates auf einen der beiden Sitzplätze mit geringem Abstand zum Stuhl-Trio. "Salve, Vindex. Das wäre für nachher dein Platz. Wir warten aber, bis der Praefectus eintrifft, bevor wir uns setzen." Menecrates hoffte, sie würden nicht allzu lange warten müssen. Eine Zeitangabe konnte immer nur ungefähr getroffen werden und im schlimmsten aller Fälle, stellten sich noch Hindernisse in den Weg.

  • Der Prätorianerpräfekt Heius Vibulanus traf ein. Der hagere alte General hielt sich stets so aufrecht wie sein eigenes Standbild, auch die verkniffenen Züge schienen aus Stein gemeißelt, nur die deutlich ausgeprägten O-Beine waren der strammen Erscheinung etwas abträglich. Ihm folgten, ihn flankierend wie in Dreierformation, der Gardetribun Decimus Serapio und Vibulanus' Cornicularius, ein unscheinbarer Strippenzieher, dessen farblose Erscheinung seinen beträchtlichen Einfluss in der Castra Praetoria in keinster Weise widerspiegelte.
    "Salve Stadtpräfekt Claudius Menecrates."
    Schnarrend war die Stimme des Gardepräfekten. Er grüßte militärisch schnörkellos und nahm, nachdem dies erwidert worden war, Platz. Da die beiden Präfekten langjährig zur gleichen Zeit ihre Ämter bekleidet hatten, war dies freilich nicht der erste Berührungspunkt.
    Heius Vibulanus kam aus einfachen Verhältnissen, er war ein Aufsteiger ex caligae, der seine Position durch Sinn für günstige Gelegenheiten, Nähe zum Kaiser, Beute aus den Dakerkriegen und zähen Willen zur Macht errungen hatte. Nun, als Gardepräfekt, frönte er gerne der späten Genugtuung, Angehörige des Senatorenstandes das Machtgefälle zu deren Ungunsten spüren zu lassen. Gegenüber dem Stadtpräfekten jedoch war die Hierarchie zwiespältig, auf der einen Seite war Vibulanus der oberste Präfekt des Reiches, auf der anderen war Menecrates der Vertreter des Kaisers in Rom. Darum befleißigte sich Vibulanus ihm gegenüber eines Respektes, der eines Gleichrangigen angemessen war. Zudem ging er davon aus, dass der Stadtpräfekt die Disziplin bei den Stadtkohorten, die in Vibulanus' Augen in dessen Abwesenheit stark gelitten hatte, wieder etablieren würde. Wenn es eines gab, was er verabscheute, dann war es Schlendrian.
    "Den Tribun Decimus kennst du ja." Den Cornicularius stellte er nicht vor.
    Kalt fiel sein Blick auf Menecrates' Tiro fori.
    "Du ziehst einen Zivilisten in militärischen Angelegenheiten hinzu?"



    FDS

  • Interessiert beobachtet Frugi den Einzug der Prätorianer. Eilte in den Nebenraumund holte einen Stuhl für den Cornicularius, steltte diesen neben dem des Tiro fori.

    Über den Praefectus fällte er gleich sein Urteil, was ist das für ein eingebildeter Fatzke, bestimmt nur durch schleimen
    und schmieren zu der Stellung bei den Prätis gekommen. Natürlich muss er alle anderen spüren lassen was er für eine wichtige Persönlichkeit ist. Dabei hat bisher, im Gegenteil zu seinem Tribun, kaum einer etwas von ihm gehört.

    Immerhin verspricht es eine interessante Runde zu werden.

  • Menecrates konnte ausschließlich auf gute Erfahrungen mit Gardeoffizieren und -präfekten zurückblicken. Stets wurde ihm außerordentlicher Respekt entgegengebracht. Verschiedentlich bildeten sich Vertrauensverhältnisse, die über das Dienstliche hinausgingen und in einem Fall sogar in tiefe Verbundenheit mündete. Es lag nahe, dass sich Menecrates beim Eintreffen der Prätorianer an Tiberius Verus erinnerte. Ein Gardeoffizier, mit dem ihn Freundschaft verband und den er zuweilen sogar schmerzhaft vermisste.

    Zeit für Erinnerungen blieb nicht. Das Treffen nahm seinen Lauf.

    "Salve Praefectus Heius Vibulanus!", erwiderte Menecrates. Er besaß Selbstbewusstsein, das ihm erlaubte, ein freundlich korrektes Auftreten an den Tag zu legen, ohne verzärtelt zu wirken. Er lud mit einer Geste zum Platznehmen ein und dankte Frugi mit einem Kopfnicken für sein schnelles Handeln, als feststand, dass ein Stuhl fehlte.


    "Salve Tribunus Decimus Serapio! Selbstverständlich kennen wir uns." Obwohl Menecrates im Zusammenhang mit dem Gruß den Tribun anblickte, galt der zweite Satz dem Praefectus.


    Nachdem die Präfekten saßen, durften alle anderen ebenfalls Platz nehmen. Während Menecrates noch seinen Stuhl vorteilhafter zurechtrückte, antwortete er bereits auf die Aussage samt Vorwurf, dass ein Zivilist der Besprechung beiwohnte. Er wählte diesen Zeitpunkt bewusst, um die Antwort beiläufig erscheinen zu lassen und ihr den Anschein einer Rechtfertigung zu nehmen. Schlussendlich handelte es sich um eine Rechtfertigung, bei der sich Menecrates aber nicht verbog.

    "Annaeus Vindex ist mein Klient." Das garantierte Loyalität in jeder Sache und selbstverständlich auch in dieser. "Er ist als Aedituus in kultischen Angelegenheiten bewandert, was meinem Konzept dienlich ist." Damit war nach Meinung Menecrates' alles gesagt und der Praefectus Urbi stieg über das Stichwort sogleich in die Thematik des Treffens ein.


    "Apropos Konzept, denn ein solches sollen wir ja gemeinsam entwerfen." Dass es sich um ein Konzept für die Subura handelte, musste keine erneute Erwähnung finden. "Mein Vorschlag wäre, dass wir uns zunächst grob austauschen, denn mir fehlen die Eckpunkte vom Conventus und dir jene vom Gespräch mit dem Kaiser." Möglicherweise lief es auf das Gleiche hinaus, aber das musste erst seine Bestätigung finden.

  • Etwas interessierte ihn vor allem, daher fügte er an: "Ich habe vom Kaiser zu hören bekommen, dass Mittel zur Aufstockung der Stadteinheiten freigegeben werden. Mir wurde zugesichert, dass ich konkrete Zahlen verhalte und obwohl die Art der Äußerungen den Tenor besaßen, dass für weitgehend alle vernünftigen Vorschläge auch das entsprechende Geld bewilligt wird, plant es sich genauer mit konkreten Zahlen. Bei mir ist allerdings noch keinerlei Information eingegangen. Bei dir?"

    Er wartete auf eine Reaktion, bevor er fortfuhr.

    "Der Kaiser wünschte zudem in Abständen Berichte über unsere Vorhaben in dieser Sache oder anders ausgedrückt: das Aufzeigen eines Konzeptes. Die Berichte kann ich fertigen, dazu müsste ich allerdings wissen, was von deiner Seite Teil des Konzeptes ist."

    Er ging davon aus, dass Frugi mitschreiben würde und wartete seinerseits gespannt auf Heius' Bestrebungen.

  • "Das hier besprochene obliegt der Geheimhaltung." schnarrte Vibulanus. "Ich gehe davon aus, dass dein Klient weiß was das bedeutet." Selbstverständlich hielt er rein gar nichts von jungen Männern, die nicht gedient hatten!


    Zu Menecrates' Vorschlag des Austausches nickte er knapp.
    "Beim Conventus schoss man sich anfangs auf die Christianer ein. Als ob diese armen Irren das Hauptproblem wären. Doch dann habe ich unserem Imperator schlicht eine einfache Rechnung präsentiert: Rom wächst. Gesindel aus aller Welt strömt in unsere Stadt. Inflationäre Freilassungen blähen die Bevölkerung mit windigen Subjekten auf. Das arbeitsscheue Gesindel neigt zum Verbrechen. Und es werden immer mehr. Die Anzahl der Soldaten der Stadteinheiten ist hingegen seit Jahrzehnten nicht mehr erhöht worden.
    'Schon längst fließt der Orontes in den Tiber' sagte ich, 'Wir brauchen mehr Soldaten in Rom und Italia um dem Herr zu werden.'
    Der Imperator lieh mir sein Ohr.
    'Wir müssen unser Gemeinwesen stärken.' sagte er. 'Wieviel brauchst du, Präfekt?'
    Wir kamen zu dem Schluß, die Garde von neun auf zwölf Kohorten, die Stadtkohorten hier in Rom von vier auf sechs und die Vigilen von sieben auf neun aufzustocken."


    Vibulanus ließ seine Worte wirken. Er hatte selbst nicht damit gerechnet, dass der Kaiser eine solch drastische Erhöhung der Militärpräsenz so rasch gutheißen würde und war hinter seiner steinernen Miene voll und ganz entzückt von dem kommenden Machtzuwachs.
    Das Kroppzeug in der Subura hingegen interessierte den Gardepräfekten herzlich wenig.
    Das sah er im Grunde ganz so wie der Tribun Petronius es beim Consilium so freimütig geäußert hatte: den Sumpf hatte es immer schon gegeben und würde es immer geben. Banale Verbrecher waren unter Vibulanus' Würde. Ihn interessierten nur Staatsfeinde. Das sprach er freilich nicht aus.


    "Natürlich habe ich dem Imperator auch geraten, den Wiederaufbau deiner niedergebrannten Station zu unterstützen. Der Anschlag war ein Schlag ins Gesicht der öffentlichen Ordnung. Rom darf sich das nicht bieten lassen." Schmierig schlug er vor: "Unter uns, Claudius – das schreit doch nach einer öffentlichen Hinrichtung der Schuldigen. Solltest du keine parat haben, so wird sich in unseren Kerkern doch gewiss Abschaum genug finden um ein saftiges Exempel zu statuieren."


    "Der Imperator erwägt ausserdem, das ganze in ein Paket mit Wohltaten zu schnüren, um es dem Pöbel leichter zu verklickern. Marginalsiedlungen eingemeinden und mit Straßen und Latrinen versehen zum Beispiel. - Decimus hat dazu auch noch einige wohltätige Ideen." Letzteres durchaus süffisant bemerkt.


    "Aber zum Kern der Sache: wir beide bekommen insgesamt fünf Kohorten dazu. Wir werden einen beträchtlichen Teil des Exerzierplatzes bebauen müssen. Mein Cornicularius hat das hier einmal aufgemalt."
    Der Besagte präsentierte eine Skizze, auf der die neuen Baracken eingezeichnet waren, zudem ein zweiter Exerzierplatz nordöstlich der Castra. "Als Ersatz sollten wir in die Richtung erweitern." Dort lagen bewirtschaftete Felder. Vibulanus war sich aber sicher, dass deren Besitzer nichts gegen einen Verkauf einzuwenden haben würde (wenn die Alternative Enteignung hieß).



    FDS

  • Als der Verweis auf die Geheimhaltung kam, beschloss Menecrates - obwohl Heius' Worte an ihn gerichtet waren - nicht zu reagieren. Stattdessen blickte er zu Annaeus Vindex und forderte ihn mittels Blick und leichtem Nicken auf, selbst zu bestätigen, dass ihm die Erklärung zur Schweigepflicht in dieser Angelegenheit bereits abgenommen wurde. In andere militärische Angelegenheiten würde er nicht einbezogen werden.

    Sim-Off:

    Vindex ist erkrankt und schreibt derzeit nicht.


    Der Bericht aus Sicht des Praefectus Praetorio interessierte Menecrates sehr, daher folgte er ihm aufmerksam. Er konnte das Problem mit den Christen nachvollziehen, das offensichtlich andere Conventusteilnehmer anführten, und er teilte absolut Heius' eigene Ansicht. Er nickte mehrmals, als der Praefectus sprach. Ähnliches hatte er an anderer Stelle auch angeführt und wiederholte sich gern noch einmal hier. "Rom zieht Fremdländer an und Rom nahm sie leider auch in Massen auf. Selbst wenn jetzt ein Einreisestop für Fremdländer eingeführt werden würde, bringt es nichts, denn es sind schon viel zu viele hier. Die strafrechtlich relevanten Delikte finden wir in vielfach höherem Ausmaß in Stadtvierteln mit hohem Fremdländeranteil als in anderen. Handeln müssen wir, das steht außer Frage." Natürlich wohnten in diesen Stadtteilen auch die Armen und Perspektivlosen, bei denen sich etwas machen ließe. An eine erfolgreiche Sozialisierung von Fremdländern glaubte Menecrates allerdings nicht.


    "Von der anvisierten Aufstockung habe ich gehört, aber nicht, dass sie tatsächlich bewilligt wurde." Während er grübelte, fuhren seine Fingerkuppen mehrmals über die Stirn. Er versuchte sich an Petronius' Bericht zu erinnern. Die Aussage des Kaisers ihm persönlich gegenüber ließ jedenfalls noch nicht auf eine Bewilligung schließen. "Du bist an der Quelle, du wirst es wissen", erwiderte er schließlich, während der Praefectus Preatorio bereits die abgebrannte Station thematisierte.

    Menecrates nichte. "Auch hier sind wir uns einig. Allein schon um ein Zeichen zu setzen und Roms Unnachgiebigkeit zu demonstrieren, MUSS die Statio Urbana wieder aufgebaut werden. Wir kapitulieren gewiss nicht vor diesen kriminellen Strukturen, wir treten ihnen entgegen."


    Dann allerdings stockte Menecrates der Atem. Um die Contenance zu wahren, setzte er mutwillig einige Atemzüge aus.

    "Es wäre nicht meine erste Hinrichtungsreihe", erwiderte er zögerlich. Er versuchte gleichzeitig, die Gedanken zu sortieren, die wild durcheinander purzelten, bevor er weitersprach. "Schuldige des Brandanschlags habe ich leider nicht mehr parat. Sie sind bereits gerichtet." Vom Grundsatz her befürwortete er Hinrichtungen, die der Abschreckung dienten. Er plante ohnehin größere Geschütze in der Subura aufzufahren, demzufolge suchte er nicht nach einem Entschluss, sondern nach passenden Worten.


    "Ich nehme dein Angebot gerne an. Für ein saftiges Exempel, wie du es nennst, benötigt es natürlich eine größere Menge an zum Tode verurteilten und wenn nicht das, dann wenigstens eine eindrucksvolle Hinrichtung. Gibt dein Carcer genug rechtskräftig Verurteilte her? Meiner nicht."

    Obwohl er mit großem Interesse der Antwort harrte, folgte er den weiteren Ausführungen.


    "Meinst du mit Siedlungen Eingemeinden, dass das Pomerium vergrößert werden soll?" Vielleicht hatte er die Worte auch falsch interpretiert, aber der überdimensionale Gedanke fesselte ihn für den Moment. "Straßen und Latrinen, alles hübsch. Gleichzeitig besagt meine Erfahrung bei der Statio I Urbana, dass der integrierte soziale Aspekt sie auch nicht vor der Zerstörung gerettet hat. Ich fahre zukünftig keine soziale Linie mehr, höre mir aber gerne Decimus' Ideen an." Er blickte zu Serapio. Er kannte ihn seit langem und er wertschätzte ihn. Ansonsten wäre er nicht zu dessen Hochzeit gegangen.


    Bevor der Tribun Redezeit erhielt, unterbreitete der Gardepräfekt seine Baupläne. Menecrates beugte sich ein Stück vor, um die vorgezeigten Pläne, besser studieren und den Erklärungen bildlich folgen zu können. Der Cornicularius schien bemüht, dass beide Präfekten gleichzeitig Einblick erhielten.

    "Jaa…", stimmte Menecrates dem Grundgedanken zu, nachdem Heius geendet hatte. "Das Vorgehen als solches für eine Erweiterung der Castra Praetoria heiße ich gut: eine Erweiterung Richtung der Felder. Hier kommen allerdings meine Pläne mit ins Spiel. Sofern der Kaiser zustimmt, plane ich zwei kleine Castella - eins im Norden, eins im Osten - zu errichten, die meine beiden neuen Cohorten aufnehmen sollen. Außerdem ziehe ich eine Cohorte für die Besetzung von Stationes ab. Das bedeutet, du hättest mehr Platz in der Castra und die Erweiterung müsste nicht ganz so groß ausfallen. Auf einen entsprechend großen Exerzierplatz möchte ich allerdings weiterhin in der Castra zurückgreifen können. In den kleineren Castella ist keiner geplant."


    Eine weitere Frage beschäftigte ihn und er fügte sie sogleich an.

    "In Palastnähe beabsichtigst du nicht aufzustocken?" Der Tonfall ließ die Frage neutral erscheinen. Es steckte auch keinerlei Verwunderung darin. Menecrates musste das Gesamtkonzept erfragen, um es später dem Kaiser präsentieren zu können.

  • Monate später


    Bevor der Prätorianerpräfekt zur Besprechung eintraf, hatte er seinen Cornicularius zum Officium des Praefectus Urbi entsandt, um seine Verfügbarkeit mitzuteilen. Der Claudier gab den Tag des Treffens vor, Heius Vibulanus die Stunde. So traf man sich im ausgewogenen Mittelfeld und jeder fühlte sich maßgeblich beteiligt. Als Thema standen die Christen auf dem Zettel. Da der Claudier um die Unterredung gebeten hatte, musste sich Vibulanus nicht vorbereiten. Er nahm Platz. Sein Cornicularius folgte dem Beispiel und beide hofften, der Praefectus Urbi würde pünktlich sein. Über Zeit zum Rumsitzen verfügten beide nicht.

  • Menecrates wollte nicht unhöflich erscheinen, trotzdem kam er verspätet zur Besprechung. Seine zügigen Schritte ließen erkennen, dass dahinter kein Vorsatz stand, sondern widrige Umstände.

    "Ich grüße dich, Praefectus! Danke für deine Geduld!" Er nahm Platz und sparte sich - wie immer - eine seichte Einführung, sondern kam sofort auf den Punkt.

    "Ich gehe davon aus, dass du bereits vom Kaiser wegen der Recherche in Bezug auf die Christen beauftragt worden bist." Er blickte fragend, erwartete allerdings keinen anders lautenden Bescheid. "Meine Einheit wurde ebenfalls vom Kaiser beauftragt, wenn auch dahingehend, vorliegende Gewalttaten restlos aufzuklären. Nun denke ich, beides spielt ineinander und wir sollten uns nicht nur abstimmen, sondern in diesem Bereich miteinander kooperieren. Separate oder parallel verlaufende Operation halte ich für weniger ergiebig. Was denkst du?" Menecrates wirkte ein wenig gehetzt. Sein Aufgabenpensum war enorm. Allein aus diesem Grund besaß er ein Interesse an einem effizienten Vorgehen.

  • Geduld gehörte nicht zu seinen Stärken und fasst wäre Vibulanus aufgestanden und gegangen, aber im richtigen Moment tauchte der Urbi auf. Die Entschuldigung war akzeptabel und söhnte den Gardepräfekten aus. Eine Retourkutsche gab es trotzdem, denn seine Grußgeste fiel weniger militärisch als sonst, sondern bürgerlich aus. Die üblichen Worte behielt er jedoch bei.


    "Salve Stadtpräfekt Claudius Menecrates." Die belegte Stimme ließ ihn mehr als sonst schnarrend klingen. Er plagte sich seit Wochen mit einer Erkältung. "Vom Prinzip her spricht nichts dagegen, das Vorgehen abzustimmen. Was für mich nicht diskutabel ist, wäre eine Vermischung beider Einheiten unter nur einem Kommando. Es sei denn, das Kommando verbleibt bei Einsätzen bei einem Gardeoffizier."

    Er sog hörbar die Luft ein. Die geschwollenen Nasenwände erschwerten die Atmung.

  • Menecrates reichte die Zustimmung. Mit der Befehlsgewalt bei gemeinsamen Einsätzen ausschließlich seitens der Urbaner, hatte er schon im Vorfeld nicht gerechnet. Die Tatsache, dass dies betont wurde, nötigte ihm jedoch ein Schmunzeln ab.

    "Jede Streife stellt den Führer aus den eigenen Reihen. Selbstverständlich lassen sich die Cohorten auch nicht von Gardeoffizieren befehligen." Er zuckte mit den Schultern, denn im Grunde fand er diese Denkweise kleinlich. Andererseits gab es bisher kein gemeinsames Vorgehen, weswegen er die Bereitschaft dazu bereits als Fortschritt empfand.

    "Dann werde ich dich Tag und Zeit wissen lassen, an denen ich gemeinsame Operationen durchführen möchte. Sehr schön!" Er nickte zufrieden und stellte anschließend Überlegungen an, ob er bei der Gelegenheit Weiteres ansprechen sollte, aber ihm fiel nichts ein.

    "Dann danke ich dir für deine Zeit, Preafectus Heius!" Menecrates erhob sich, nickte noch einmal zum Gruß und begab sich in sein Officium.

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