Caesarea in Cappadocia (Kayseri)

  • Salvete allerseits,


    ich versuche gerade herauszufinden, ob Caesarea zu unserer Zeit befestigt war. Zu Zeiten Strabons (* etwa 63 v. Chr. in Amaseia in Pontos; † nach 23 n. Chr.) war sie das noch nicht, allerdings geriet sie auch erst 17. n. Chr. unter römische Hoheit, als Cappadocia seine Selbstständigkeit verlor. Vorher hieß die Stadt Mazaka. Bauten die Römer automatisch überall eine Mauer, wo sie die Regia eines Stadthalters hinsetzten oder gab es Ausnahmen? Die räuberischen Stämme im Umland boten sicher Anlass, andererseits war Caesarea verglichen mit anderen Provinzhauptstädten ein Kaff.


    Auch die Frage der Wasserversorgung ist spannend, da die Stadt früher als wasserlos galt und das Wasser vom Fluss geholt werden musste. Ein Aquädukt hätte das Wasser von sonstwoher transportieren müssen ... vielleicht in Gestalt von Schmelzwasser von der Schneekuppe des Argaios aus?


    Valete

    Scato

  • Ich weiss bloss, dass nicht jede Stadt mit Statthaltersitz automatisch gross befestigt war. Londinium zum Beispiel war nur so schwach befestigt und bewacht, dass Boudicca es einfach überrennen und niederbrennen konnte.


    Oft waren die Statthalter ja auch bei ihrer Legion, gerade in unruhigen Provinzen (wie das auch Britannien war) und daher gab es vielleicht gar nicht überall eine grosse Regia sondern bloss einen kleineren Sitz, falls er einmal dort war? Das ist eine Vermutung von mir, keine fundierte historische Analyse. ;)


    Aquaeduct mit Schmelzwasser wäre mir völlig neu. Davon habe ich noch nie gehört. Dann schon eher vom Fluss.

  • Ich dachte an einen Gletscherbach. Wäre aber vermutlich ein Mammutprojekt für so eine Stadt. Andererseits interessant fürs Rollenspiel, so was umzusetzen. Meinst du, das Wasser würde sonst mit Eimern vom Fluss geholt werden?


    Dann obliegt es wohl unserer Wahl, ob wir eine Mauer um Caesarea ziehen oder nicht.

  • Die Römer kannten durchaus schon Pumpwerke. Leider sind diese nur schriftlich überliefert und keines hat sich auch nur ansatzweise erhalten, so dass niemand weiss, wie sie das gemacht haben.


    Aber die Karten der Aquäduktsysteme und der Wasserverteilung z.B. in Rom zeigen deutlich, dass Wasser durchaus auch in Speichertürmen gelagert und dort auch wieder in grössere Höhen gepumpt wurde, um danach durch neue Kanäle und Systeme in der Stadt verteilt zu werden.

  • Die Römer kannten bereits Übersetzungen über eine Art Zahnräder (runde Steine, wie Mühlsteine, mit Holzpflöcken in Regelmässigen Abständen, welche in die Pflöcke des nächsten Steines greifen). Wenn unten irgendwo 2 Mulis oder auch bloss 1 Muli einen solchen Stein drehen, dann die Übersetzung weiter geht und ein ganzes Werk antreibt, mit welchem eine Art Wasserrad angetrieben wird, welches das Wasser über 1-2 Stockwerke nach oben transportiert und dort in das nächste System füllt, dann braucht das weder viel Platz noch viel Aufwand. ;)


    Solche Dinge habe ich selbst schon gesehen, als ich in Pompeji war. Dort steht eine Bäckerei, welche 2 eigene Mühlsteine hatte, die von jeweils 2 Mulis angetrieben wurden. Alles in einem Haus von normaler Grösse, also nicht extra gross oder so.

  • Ich lese Eure Diskussion mit :) Dazu fällt mir etwas als Seitenstrang ein, was ich vor kurzem gelesen hatte.


    Maultiere sind bereits aus dem alten Orient belegt. Vielleicht züchteten bereits die Sumerer Maultiere, aus dieser Zeit sind jedenfalls Kreuzungen zwischen Esel und Onager belegt. Auch in der griechischen Literatur werden Maultiere erwähnt.


    In der Antike galten Maultiere als die edelsten Tiere überhaupt. Aus diesem Grunde wurden die Tierärzte im Römischen Reich damals nicht Rossärzte (equomedici), sondern Maultierärzte (mulomedici) genannt.



    :) Gehört vielleicht nicht hierher, aber ich dachte ich erwähne es mal und vielleicht interessiert es Euch ja trotzdem :)

    Maultiere zeichnen sich durch ihre besondere Robustheit, Langlebigkeit und vielem mehr aus.

  • Mich interessiert das - oute mich mal als Esel- und Mulifan. Mit den Möglichkeiten eines Stalltieres würde ich mir kein Pferd anschaffen, sondern eins der charismatischen Langohren. :D


    @Flo


    Der Begriff Aufwand bezieht sich nicht allein auf das Bauwerk selbst. Da gehört ja noch eine Umgebung zu. Der Fluss, welcher um Caesarea fließt, erzeugt dort in der Ebene ein sumpfiges Ufer, zudem ist er, wie alle Gebirgsflüsse, mit einer starken Strömung und intensiven jahreszeitlichen Schwankungen des Pegels gesegnet. Sämtliche Flüsse in Cappadocia sind deshalb nicht schiffbar. So stellt sich mir die Frage, ob es nach den Maßstäben der Römer unter diesen Bedingungen tatsächlich ohne Aufwand möglich ist, dort ein maultiergetriebenes Pumpwerk zu installieren, das ein Fundament auf sumpfigem Boden braucht, das jedes Frühjahr unter Wasser steht und an dem eine enorme Strömung reißt. Auch die Stadt Caesarea ist sicher aus gutem Grund einige Kilometer vom Fluss entfernt errichtet worden.

  • Nein, ich nehme nicht an, dass es so wie du es jetzt darstellst sinnvoll wäre.


    Ich sehe es eher so: An einem geeigneten Teil des Flusses könnte man eine Art Sammelbecken oder einen Kanal bauen, welcher die kontrollierte Fassung einer bestimmten Wassermenge erlaubt. Dort könnte entweder eine erste Wasserleitung (ein Aquädukt wäre vermutlich zumindest teilweise erhalten) ansetzen und das Wasser bis zu einem Wasserturm mit Pumpwerk transportieren, oder aber es könnte direkt ein Wasserturm mit Pumpwerk errichtet werden, der für einen bestimmten Höhenunterschied sorgt, damit das Wasser weiter transportiert werden konnte.


    Dass dies in der sumpfigen Ebene geschah erachte ich eher als unwahrscheinlich.


    ABER: Wo ein Fluss ist, gibt es auch Grundwasser. Daher wären auch Brunnen und Zisternen möglich, in welchen man das Grundwasser sammelt und dieses über Pumpwerke in die Stadt führt.

  • Einen Staudamm hatte es mal gegeben - der brach (fieser Gebirgsfluss und so weiter) und überschwemmte Stämme weiter flussabwärts, die daraufhin Entschädigung verlangten. Ich weiß nichts davon, dass je ein zweiter Staudamm dort gebaut worden wäre (könnte man aber im RPG durchaus mal als Vorhaben aufgreifen).


    Ggf. waren tatsächlich Brunnen, Zisternen etwas außerhalb der Stadt vorhanden, Richtung Fluss, bevor der Sumpf beginnt. Die Stadt selbst galt, wie gesagt, lange Zeit als "wasserlos". Ich weiß aber nicht, wie lange.

  • Gibt es eigentlich Erkenntnisse wie groß die Stadt in unserer Epoche so war? Alles was ich so mit ein bisschen googeln gefunden habe war eine Bevölkerung von 40.000 um 260 n. Chr. So winzig und kaffig klingt das ja gar nicht für die damalige Zeit und man würde meinen, dass bei so einer Bevölkerung Wasser und Infrastruktur da sein müsste oder?

  • Hangaufwärts? Wie darf man sich das vorstellen zur damaligen Zeit?

    Mit einer archimedischen Schraube, einer cochlias oder cochleas. (Schnecke - also nicht wegen der Langsamkeit, sondern der Form) Eine Bauanleitung findet sich in dem Werk: Zehn Bücher über Architektur (de architectura libri decem) von Marcus Vitruvius Pollio.

    Das Wort Schneckenpumpe ist nicht richtig, da es keine Pumpe ist. Sie wurde durch Menschenkraft oder aber durch Wasserräder angetrieben.


    Mehr Information

  • Gemäss einem Artikel des Deutschen Museums hatten die Römer auch bereits schon Kolbenpumpen!


    Im hier angehängten Artikel werden zudem Druckleitungen beschrieben, welche ebenfalls Steigungen überwinden konnten. Sehr interessant, aber etwas länger: Antikefan --> Antike Wasserversorung

  • Nur kurz zur Info: Bin gerade auf einer Führung zu einer römischen Wasserleitung, gefasst 7km ausserhalb der Stadt, welche sie belieferte! Infos zum Bau, Neigung, Wassermenge, etc. folgen später.

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