Die Navis lusoria "Keto"

  • Die Navis lusoria "Keto"

    Flusskriegsschiff der Classis Germania

    sectioni Mogontiacum


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    "Tänzelndes Schiff" bedeutete ihr Name aufgrund ihrer Wendigkeit. Sie war nur 3 m schmal, dabei 20 m lang, so dass auch seichte und unübersichtliche Flussbereiche befahren werden konnten. Damit gehörte sie zur Kategorie der kleinen, schnellen Militärschiffe. Die Bordhöhe betrug nicht mal einen Meter. Diese leichte Bauweise ließ sie durch die Wellen gleiten wie ein heißes Messer durch Mutter, bei größtmöglicher Wendigkeit. Allerdings machte es sie auch anspruchsvoll zu manövrieren. Ihr Name lautete Keto*, wie das Meeresungeheuer, welches die Mutter aller Gorgonen war. Ein sympathisches Schiff.


    Das Holz des Wellentänzers wirkte noch recht neu, das Schiff stammte vom letzten Jahr. Die Keto bestand ganz aus Eichenholz. Die Bäume waren dazu fünf Jahre vor dem Fällen entrindet worden, so dass sie abstarben, und hatten durch Wind und Sonne trocknen können, bis sie gefällt und verwertet worden waren. Die Schiffsnägel bestanden aus Reineisen und waren nach dem Erhitzen in warmes Leinöl getaucht worden, um ihre Oberfläche maximal zu glätten. So wurden sie ziemlich resistent gegen die Gerbsäure in den Eichenholzplanken.


    Die übliche Besatzung bestand aus 30 gut ausgebildeten und ebenso gut bewaffneten Soldaten, 15 auf jeder Seite, die sowohl ruderten als auch Kampfeinsätze bestritten. Weitere 5 Soldaten schleuderten Geschosse in die Reihen der Angreifer. Diese Besatzung hatte keine Mühe, ihre Einsätze auch über 12 Stunden ununterbrochen zu fahren, wobei sie ein Vielfaches der Strecke zurücklegten, die ein Reiter schaffen würde.** Mit nur 6 verbliebenen Ruderern war es aufgrund der Leichtbauweise immer noch möglich, das Schiff gegen die Strömung zu rudern.


    Der Mast konnte getakelt werden, jedoch galt das Segeln von Lusoriae aufrund der flachen Rumpfform als äußerst anspruchsvoll.


    Nautae gehörten nicht zur Besatzung der Keto. Flusspatrouillenboote wurden ausschließlich von Marini gerudert, und mit der Navigation auf dem Fluss waren diese auch nicht überfordert. Nautische Offiziere waren daher nicht nötig, auch wenn sie trotzdem manchmal an Bord waren. Für die heutige Patrouille würde das nautische Personal daheim im Castellum bleiben.


    Alles in allem war die Keto in einem tadellosen Zustand und der Abfahrt stand nichts im Weg.


    Sim-Off:

    ** ca. 100 km / Tag

  • << RE: Antreten zur Flusspatrouille


    Sabacos Truppe kam in loser Formation vom Campus marschiert, wo die Marini sich getroffen hatten. Nach der kurzen Einweisung durch ihren Suboptio navalorum konnte es nun losgehen. Sabaco schaute, dass alles seinen Gang lief, musste aber nichts weiter tun. Die Männer kannten ihre Plätze an den Ruderbänken und die Abläufe. Das Segel blieb heute eingerollt.


    Einen Moment lang geisterten die beiden Tirones Adalrich und Tiro durch seine Gedanken, die kurz nach der Musterung verschwunden waren. Die Meinung der Marini besagte, dass sie sich abgesetzt hätten. Heute wäre die erste Patrouillenfahrt der beiden mit der Keto gewesen und bei ihrem ersten Feindkontakt hätten sie Kuchen ausgeben müssen, so wie es Brauch war. Sabaco dachte jedoch nur kurz an sie, denn zu ändern war an ihrem Verschwinden nichts. Dann äugte er nach seinem Rivalen Terentius Ruga, was der an seinem Schiff so trieb.


    Dann galt Konzentration ganz der Mission, als er den Befehl gab, den Anker einzuholen und in See zu stechen. Die Rivalität zu Ruga wich einer gelassenen Gleichgültigkeit.

  • Sie enterten die Keto, ein brandneues Schiff. Die Marini bewegten sich gleitend auf den Planken, der Schiffskörper schwankte dabei kaum. Ansgar besetzte seinen Platz. 3. Ruder, Innen, Platz VII.

    Er richtete sich ein, band sich den Hände ab und griff spielerisch nach dem steilauf stehendem Ruder.

    Als der Befehl kam lösten sie die Leinen, holten den Sicherungsanker ein und stießen sich von der Mole ab.

    Nach ein paar Fuß des Treibens ließen sie die Ruder zu Wasser und die Patrouille begann. In immer gleichem Rhythmus tauchten die Ruder in den Fluss und trieben die Keta flussaufwärts.

  • Seppi stand an der Pier und winkte der Keto nach. Auch wenn die Jahreszeit ruhig war, so gab es immer wieder Angriffe auf die römische Flotte. Jungbarbaren, die sich etwas beweisen wollten schossen mit Pfeilen oder schleuderten Steine aus verdeckter Position. Immer wieder gab es Verletzte, selten mal Tote bei solchen heimtückischen Attacken.

    Ansgar und Thorward waren seine besten Kumpels bei den Marini, er hoffte, daß ihre Fahrt ruhig verlaufen würde.

    Als die Keto ausser Sicht kam, machte sich Seppi wieder auf zu seiner Unterkunft. In wenigen Minuten begann sein Wachdienst, er musste sich sputen.

  • Seppi winkte, als sei die Welt in Ordnung. Dabei trug er die Schuld daran, dass Sabaco diese Mannschaft wie eine Strafkompanie behandelte. Sabaco fühlte sich von Seppis Fröhlichkeit provoziert, noch mehr von der Tatsache, dass er ihn heute nicht als Überborder ins Wasser schmeißen durfte. Es würde irgendwen anders treffen. Während einige Kameraden dem Winker gut gelaunt zugrinsten, tat Sabaco, als wäre Seppi Luft. Die Ignoranz verflog schlagartig, als der Gubernator Titus Umbrenus Nero im Eiltempo am Pier aufkreuzte und mit Armbewegungen signalisierte, dass er auch noch mitfahren wolle. Hatten die Götter einmal was richtig gemacht! Einige sanfte Ruderschläge ließen die Keto erneut anlegen. Sabaco salutierte.


    "Willkommen an Bord der Keto, Gubernator!", grüßte er nun kaum weniger fröhlich als Seppi. Zwar grinste er nicht, doch man hörte die gute Laune an seiner Stimme.


    Dass er das mal sagen würde. Sein Schiff, sein wunderbares Schiff, und seine Mannschaft, die er an den Rand der Perfektion geschliffen hatte. Der Stolz stand ihm ins Gesicht geschrieben. Unter seiner blauen Diensttunika trug er heute die von Ocella. Viel zu warm an einem Sommertag, doch er würde ja nicht rudern und so war sein kleine Bruder bei Sabacos erster Fahrt mit dem eigenen Schiff auf diese Weise dabei.


    Er ließ Nero den Vortritt, sich einen gemütlichen Platz zu suchen. Im Gegensatz zu größeren Schiffen gab es auf einer Navis lusoria keinen bequemen Aufbau für die Offiziere*. Nicht mal eine eigene Bank. Bestenfalls konnte man bei Mistwetter ein kleines Zelt hinten aufspannen, worauf Sabaco jedoch verzichtete. Erstens schien die Sonne und zweitens schränkte so ein Ding die Sicht ein. Die Offiziere konnten also entweder hinten auf der Reling sitzen oder auf dem schmalen Gang vor und zurück geistern. Als Nero seinen Platz gefunden hatte, machte auch Sabaco es sich am Heck bequem.


    Nach dem Befehl, abzufahren, erklärte Sabaco Nero die Rahmenbedingungen der heutigen Flusspatrouille, da er die Einweisung auf dem Exerzierplatz verpasst hatte. Die Marini kümmerten sich selbst darum, vernünftig abzulegen und in Fahrt zu kommen. Mehr als zu beobachten, brauchte er nicht tun. Sabaco für seinen Teil hatte auch kein Problem damit, wenn die Marini während des Ruderns plauderten.


    In den Bäumen zu beiden Seiten des Rhenus zwitscherten die Morgenvögel. Der Nebel lichtete sich und die aufsteigende Sonne leckte den Tau vom Holz des Schiffes. Getrommelt wurde auf einer Navis lusoria auch nicht - nach dem Befehl, die Ruder ins Wasser zu senken, fanden die Soldaten allein ihren Rhythmus. Gleichmäßig zogen sie die Ruder durchs Wasser. Der Herzschlag der Keto bestimmte die Fahrt.


  • Nero kam gerade noch rechtzeitig um die Keto abzufangen. Das Schiff legte für ihn erneut an und nahm ihn an Bord und Nero atmete förmlich auf. Seine gesamte Existenz fühlte sich schlagartig an, als wäre er nach Hause gekommen. Die leichte Bewegung des Schiffes, der Boden unter seinen Füßen der dadurch in ständiger minimaler Bewegung war. Die Schiffsbewegung federte jeden seiner Schritt auf eine Weise ab, die fast einer Liebeserklärung gleich kam. Der Gang war auf den Planken leicht und unbeschwert, wog die Gelenke und müden Knochen zurück zur Bestform. Nero drehte sich mit Schwung um, während sein Blick in liebevoller Geste über das gesamte Schiff strich, wie die Hand eines Geliebten über seinen Schatz.


    Das Schiff war in Bestform, die Mannschaft ebenso und Sabaco strahle wie kein anderer. Der Gruß war zackig und er salutierte ihm. Der Gubernator erwiderte den Gruß und schenkte seinem Freund und Suboptio eines seiner seltenen Lächeln, dass fast wie ein Zähnefletschen aussah.


    Die Keto war ein Schiff nach seinem Geschmack, kein Schiff für Weicheier und Sesselfurzer die es ihrer Mannschaft bequem machte. Nein sie war ein Kriegsschiff, hier hatte Gemütlichkeit nichts zu suchen. Bequemlichkeit verführte zu Müßiggang. Auf einem Schiff hatte stets Wachsamkeit zu herrschen, gemütlich schlafen konnte man Zuhause im Bett oder im Officium bei passendem Posten. Sie hingegen waren Männer der See und dieses Schiff unterstrich vom Bug bis zum Heck wofür die Keto und die Mannschaft geschaffen worden war.


    Nero suchte sich den hintersten Platz am Heck, von wo aus er das gesamte Schiff in seiner Gänze überblicken konnte. Sabaco verstand instinktiv worum es ging und wählte den gleichen Platz. Sabaco brachte ihn umgehend auf Ist-Stand und Nero lehnte sich dabei entspannt an die Reeling.


    "Alles was zählt Suboptio, wir sind auf dem Wasser. Möge Neptun uns beistehen und stets eine Handbreit Wasser unter dem Rumpf dieses Schiffes", sagte Umbrenus glücklich.

  • Da hatten sich aber zwei besonders lieb. Bei Neptuns Nüssen. Die strahlten mehr als ein frisch verliebtes Paar. Das war nicht nur Ansgar aufgefallen. Einige der Marini raunten sich diese Erkenntnis zu. Na was soll´s,...dachte er sich. Hauptsache sie kümmerten sich um ihre Aufgabe. Der Fluss führte nach den letzten Regenfällen mehr Wasser, mäanderte zuweilen stärken, sorgte für Untiefen und gelegenliche Strudel. Nicht eben leicht den Kahn gegen die Strom in der Fahrlinie zu halten.

    Womöglich schlug auch noch das Wetter um. Skeptisch betrachtete er die zunehmenden Wolken.

    Pullt,...pullt...pullt. Der Rhythmus des Ruderns hallte in seinem Kopf, wurde automatisch. Sein Oberkörper spannte und entspannte sich wie die Sehne eines Katapults. Jeder Schlag des Ruders brachte sie einem ominösen Ziel näher.

  • Der Patrouille kam Sabacos Motivationsschub zugute. Wohlwollend ruhte sein Blick auf der Mannschaft, was die Männer nicht sahen, da sie ihm den Rücken zukehrten, während sie die Keto auf Reisegeschwindigkeit beschleunigten. Nachdem klar war, dass die Ruderer ihren Rhythmus gefunden hatten, betrachtete Sabaco die Strömung, die verborgene Hindernisse unter Wasser verraten konnte, und den Ufersaum. Die Soldaten ließ er während der Fahrt miteinander plaudern. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie langweilig die täglichen Übungsmärsche sein konnten und das galt natürlich auch für die zu Wasser. Für ihn aber barg diese Fahrt noch den Reiz des Unbekannten. Falls die Puste knapp wurde, würden die Marini von selbst ruhiger werden. Er selbst plauderte auch.


    "Vielleicht sehen wir unterwegs die Ala. Musst mal schauen, ob sie gerade Patrouille reiten." Die Wege, die sie zu Land schützten, verliefen parallel zum Fluss. Sabacos Arm wies in die Richtung, wo die Castra der Ala II Numidia sich als dunkler Schemen im Morgennebel abzeichnete. Von der Sache her kein erwähnenswerter Umstand, doch Nero wusste, warum Sabaco sich dafür interessierte.


    Die Fahrt pegelte sich ein und Sabaco wechselte zwischendurch einige Worte mit Nero, der wirkte, als sei er mit dem Betreten des Schiffes von den Toten auferstanden. Der Gubernator durfte sich von einem sehr stolzen Suboptio alle technischen Details zum Schiff anhören ... 18 Meter Länge, 2,80 Meter Breite, fünf Tonnen Gewicht, mehr als 4000 von der Classis geschmiedete Nägel in kochendes Leinöl getaucht, hervorragendes Eichenholz aus der Umgebung, entrindet und gefällt von der Classis selbst (mit den besten Äxten, natürlich auch von der Classis geschmiedet). Nach Sabacos Ausführungen konnte man glauben, die Navis lusoria stelle den Höhepunkt der römischen Zivilisation dar, mit der das Imperium aufstieg und ohne sie fiel. Der erfahrene Gubernator wusste all diese Dinge vermutlich besser als Sabaco, doch der schwärmte weiter, während sie sich in Richtung Südosten voarbeiteten. Bei Borbetomagus gab es eine Stelle, an welcher der Rhenus besonders breit und tief war. Diese war ihr Ziel. Dort wollte Sabaco mit den Männern eine Übung durchführen.


    Nach zwei Biegungen öffnete der Rhenus sich zu doppelter Breite. Der Fluss wirkte in die Ferne betrachtet still wie ein See, doch das täuschte, denn die Strömung war übel. Die Kronen untergegangener Weiden ragten rechter Hand aus dem Wasser. Aufgrund der starken Regenfälle standen die Bäume mitten im Wasser. "Mitte Fahrwasser steuern, das Hindernis großzügig umfahren." Die Ruder sollten sich nicht mit den Ästen verhaken, die noch unsichtbar unter der Wasseroberfläche lauerten, weshalb Sabaco wert darauf legte, ausreichend Sicherheitsabstand einzuhalten. Die Strömung in der Mitte war stärker, fordernder. Auch wenn man das bei der Breite des Flusses kaum wahrnahm, so spürten die Ruderer es an der Kraft, die sie einsetzen mussten. Die Sonne ließ den Fluss idyllisch glitzern, doch verrieten die schweren Wolken und der aufziehende Wind, dass der Himmel seine Drohung vom täglichen Regen auch heute wahrmachen würde.

  • Auf der Keto die langsam an Fahrt aufnahm und dann schneller wurde, wanderte Neros Blick nach seiner Inspektion direkt zum Himmel. Ein Gefühl als wäre er nie fort gewesen verschaffte ihm die Keto, oder als hieße sie ihn nach einer langen Ewigkeit der Abstinenz Zuhause willkommen. Nero las die Wolkenbilder wie ein Jahrtausend später Männer den Wetterbericht in einer Zeitung lesen würden. Wolken und ihre Formationen, wie sie dahingetrieben wurden, die Farbe des Himmels, der sich im Wasser spiegelte und von späterem Regen kündete. Aber noch nicht, noch war es nicht soweit.


    Während seiner Rundumschau erläuerte ihm Sabaco die technischen Details der Keto. Nero hörte seinem Kameraden mit einem wohlwollenden Schmunzeln zu. Er wusste wie sich ein Schiff anfühlte, dass man sein eigen nennen durfte. Selbstverständlich interessierten ihn die Daten der Schiffsdame, aber mehr noch freute er sich darüber, wie begeistert der Subopitio sie heruntersang. Nur ein Mann der sein Schiff liebte, wusste es zu würdigen.


    Sabaco wies auf die Ala hin, die sich das Gebiet mit der Classis teilte. Nun die Randbezirke, denn in der Ala ritt niemand ein Hippocampus. Aber Neptun liebte auch die landlaufenden Pferde und so hielt Nero Ausschau nach den berittenen Kollegen, er sah jedoch niemanden. Das war bedauerlich aber nicht weiter schlimm, denn heute konnte nichts seine Laune trüben. Liebevoll fuhr Neros Hand über das Holz der Keto.


    "Wir Römer hatten zu Beginn des Krieges gegen Karthago keine Ahnung vom Schiffbau, von Kriegsschiffen wie die Keto noch weniger. Eine gestrandete Galeere unserer Feinde diente uns als Muster. In kürzester Zeit wurden 120 Galeeren gebaut. Benannt war jene Ahnen unserer Keto mit 300 Ruderern und 120 Soldaten.


    Für diese Tat lächelte Neptun nun den Römern zu Sabaco. Durch den Einsatz von Enterbrücken gelang es uns, die Scheeschlacht von Mylae in eine des Schwertes zu verwandeln. Die Seemacht Karthago wurde in die Knie gezwungen und vernichtet. Die Zukunft lag in den Händen der Männer der See und den Schiffen die sie befehligten und so konnte sich das Imperium Roms zu dem entwickeln, was es ist. Zum Ruhm und Symbol dieser Vormachtsstellung bildete man ab dato auf den Rückseiten fast aller Kupfermünzen die Prora ab", sagte Nero.


    Sein Platz befand sich Achtern wo sich auch der Schiffsführer befand und genau dort stand er mit Sabaco. Bedient wurden die Steuerruder jedoch nicht vom Gubernator selbst, sondern von ein oder zwei Rudergängern die aus den Ruderern ausgewählt wurden.


    Ein Ruder konnte nur dann eine Steuerung herbeiführen, wenn es durch Fortbewegung des Schiffes von Wasser umströmt wird. Die Steuerwirkung war umso extremer, je mehr das Ruder quer zur Fahrtrichtung angestellt wurde, je größer seine wirksame Fläche war und je schneller sich das Schiff innerhalb des Wassers bewegt. Ohne Fahrt, keine Lenkung. Und Rudern oder gesetztes Segel, keine Fahrt. Die Keto wurde über das Steuerruder, die Ruderer selbst und auch durch die mögliche Segelsetzung gesteuert.


    Er war gespannt welche Befehle Sabaco erteilen würde um die Hindernisse in Form von versunkenen Bäumen gekonnt zu umschiffen.


    "Gewöhne Dir von Anfang an, die Keto mit Namen anzusprechen und sage bitte nicht das Schiff. Du sagst ja auch nicht der Gubernator oder ich der Suboptio. Du möchtest sie nicht gegen Dich aufbringen Sabaco, Du kannst Menschen und Männer belügen, aber niemand belügt oder beleidigt ein Schiff und die Keto ist Dein Schiff", antwortete Nero.

  • Die Patrouille verließ ruhig. Die Kraftanstrengung war gegeben aber nicht zu fordernd. Das Wetter spielte mit, es war nicht zu heiß. Immer wieder versank Ansgar in Gedanken, zwang sich daraus hervor indem er sich zur Ordnung rief, das Umfeld betrachtete. Weiter Flussabwärts trieb man eine kleine Herde Rinder, wohl für den Markt in Mogo durch eine Furt.


    Die Keto hatte zwar wenig Tiefgang, aber trotzdem sollten sich achtgeben dort nicht aufzusetzen.


    Ansgar beobachtete den Viehtrieb und rechnete sich aus, daß die Tiefe wohl reichen würde, die Rinder mussten schwimmen.


    Bald passierten sie die Stelle des Übergangs und er sah ein paar Germanen die ihre Rinder zusammenhielten…einer winkte ihnen zu…natürlich winkte keiner zurück,…wie auch mit beiden Händen am Ruder?


    Irgendwann kam der Befehl mittig zu bleiben, was kein Problem war…mit zwei Ruderschlägen war die Keto wieder auf Kurs. Naja, irgendetwas musste man ja sagen…


    Der Gubernator, Ansgar kannte ihn nur flüchtig vom Sehen her, unterhielt sich angeregt mit dem Sub. Waren wohl beste Kumpels. Was seltsam war, denn so lange war der Sub doch noch garnicht bei ihnen. War wohl Liebe auf den ersten Blick…Ansgar musste grinsen.


    Weiterrudern,…noch ging es, der Schmerz war gleichmäßig.

  • Ab und zu ging Sabaco hin und her, um sich die Beine zu vertreten. Vorn am Bug drängten sich ihre Schützen, die den Ausblick, den sie schon auswendig kannten, mehr oder weniger genossen. Falls irgendwem langweilig wurde, der weiter hinten saß, so konnte er sechs Stunden Dauerbeschallung durch die beiden Offiziere genießen, die ihren Theorieausbildern die Freudentränen in die Augen getrieben hätten. Sabaco beobachtete nichtsdestoweniger aufmerksam die Umgebung und die Mannschaft, doch seine gelegentlichen Kommandos waren eher Alibi, um zu demonstrieren, dass er bei der Sache war. Von der Sache her kümmerte die Mannschaft sich allein darum, einen vernünftigen Weg über den Rhenus zu finden.


    So erreichten sie ohne Schwierigkeiten Borbetomagus. Im Hintergrund zeichneten sich die Rauchsäulen der Öfen und Kamine gegen den Himmel ab. Die Fahrt war frei, keine störenden Schiffe in Sicht. Nicht einmal Terentius Ruga, dessen Mannschaft entweder schlechter trainiert war als seine oder der bewusst Abstand hielt, um Sabacos Anblick nicht ertragen zu müssen. Passiert war ihm wohl nichts, da die Keto voranfuhr und alles ruhig gewesen war.


    "So", brüllte Sabaco nicht ganz militärisch, als sie die besagte Stelle kurz vor Borbetomagus erreichten. Er trat in die Mitte des Ganges, damit jeder ihn gut hören konnte. Nicht, dass sein Stimmvolumen nicht ausgereicht hätte, aber nach sechs Stunden lebhaftem Reden klang er doch etwas heiser und nahm die Gelegenheit wahr, nicht lauter als nötig brüllen zu müssen.


    "Wir führen hier insgesamt drei Wendemanöver durch. Zunächst eine Wende in jede Richtung, beginnend mit der Wende über Backbord. Es folgt eine Wende nach Steuerbord. Nach der zweiten Wende landen wir in Fahrtrichtung an und vertreten uns am Ufer die Beine. Sobald wir wieder an Bord sind, führen wir eine letzte Wende durch, um auf Fahrtrichtung Heimweg zu kommen. Es folgt der zweite Teil der Übung, danach geht es nach Hause.


    Also! Klar zur Wende nach Backbord!"


    Seine gute Laune steckte scheinbar sogar Leute an, die er noch nie zuvor hatte grinsen sehen, wie den Rotschopf Ansgar. Sabaco spazierte zurück auf seinen Platz, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, der Lieblingskörperhaltung aller Offiziere.

  • Ruga hielt die Artemis wie befohlen auf Abstand. Entgegen der Keto war die Artemis nicht neu, sie war alt, dunkel und wies Narben auf, sie bildete mit ihrer Mannschaft einen gewachsenen, einen verschworenen Organismus. Ruga war der Kopf des Schiffes, seine Marini die Nerven, die seine Befehle an den Schiffskörper weiterleiteten.

    Sie hatten schon viel gemeinsam erlebt, viel gemeinsam durchgemacht, wußten was sie aneinander hatten.

    Die Männer der Keta wußten nicht was sie von Matinius halten sollten,...ein Nachteil für ihn. Ruga kannte die meisten auf der Keto. Gute Männer. Ob sie dieser Matinius verdient hatte?

    Seine Nachforschungen zeichneten ein zwiespältiges Bild,...dem Alkohol zugetan, grobschlächtig, willkürlich. Gerüchten zufolge soll er mit dem Brand der Silva Nigra zusammenhängen. Ob er selbst der Brandstifter war ist noch unbewiesen.

    Soll der Bruder des Vexillarius der Ala sein, der wiederum ein Intimus von Germanicus Varro ist, der wiederum ein Protege seines Cousains Terentius Nero ist. Also aufpassen mit diesem Suboptio, auch wenn er dem Offizierscorps, bis auf die Blendlaterne Umbrenus Nero, zu vulgär, zu abstoßend war.

    Er gab ein kurzes Kommando und die Artemis schoß regelrecht nach vorn. In Sichtweite war Borbetomagus und die Keto, die ein Manöver fuhr. Na dann wollen wir sie mal ein wenig aufscheuchen...Ein kurzer Befehl und das Segel entfaltete sich, was die Geschwindigkeit noch einmal erhöhte,...die Artemis schien über das Wasser zu fliegen, gerade zu auf die Keto zu.

    Ruga lächelte. Wenn sich die Kerle nicht beeilen würden, käme die Artemis wie ein Wolf über sie.

  • Als Sabaco am Heck ankam, blieb er einen Moment so stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Schiff fixierend, das auf sie zuraste. Mit dem gebauschten Segel wäre es ein eindrucksvoller Anblick, wäre Sabaco offen dafür, der Artemis ein positives Gefühl entgegenzubringen. Doch Sabaco spürte nur Zorn, der sich schlagartig zu Hass steigerte. Am Heck stand er, Ruga, die Sau, auf seinem alten Pisspott. Das war dann wohl der Stresstest.


    Na warte, Freundchen.


    "Volle Kraft", röhrte Sabaco, damit die Keto schnellstmöglich ihre verwundbare Flanke aus der Fahrbahn bekam. Er fuhr herum und brüllte die Männer an, wünschte sich eine lange Peitsche in die Hand, wie man sie zum Bändigen von Bullen verwendete. "Trahite! Trahite!*", schrie er, um die Männer anzufeuern. Die Keto beschleunigte rasant, ein Vorteil des leichten Gewichts. "Wende fortsetzen!"


    Als die Keto sich bei der hohen Geschwindigkeit in die Kurve legte, spürte Sabaco deutlich die Fliehkräfte wirken. Eine Navis Lusoria war äußerst wendig, aber auch instabil, was man vor allem beim Segeln merkte. Das Segel der Keto war allerdings eingerollt - das der Artemis stand voll im Wind. Wenige Ruderschläge später präsentierte die Keto der Artemis nicht länger die Flanke, sondern den Rammsporn. Und der hielt auf sie zu.


    "Beschleunigen auf Rammgeschwindigkeit!" Er riss den Arm nach vorn, um den Angriff einzuleiten.


    Das Spielchen konnte man auch andersrum spielen.


    Sim-Off:

    Zieht! Zieht!

  • Nero schaute sich das Schauspiel an, die Befehle von Sabaco waren gut. Sollten ihre Angreifer sehen, wen sie herausgefordert hatten. Nero warf einen Blick auf das Segel und auf ihre Angreifer.


    "Befehl für die Schützen?", flüsterte Nero fragend und nickte minimal Richtung Segel.

  • Die kalte Gischt flog ihnen um die Ohren, Sabacos Kleidung wurde feucht. Er nahm an, Nero stellte ihm bewusst diese Falle, damit er bewies, dass er trotz allem einen klaren Kopf behielt. Darauf hatte er so gar keine Lust! Sabaco schnaubte wie ein Stier durch die Nase, die Augen waren starr auf den fingierten Gegner gerichtet. Er war in der Laune, irgendwen mit bloßen Händen auseinanderzunehmen und musste stattdessen reden!


    "Es ist nur ein Stresstest", knurrte er schließlich, während die Keto immer schneller vorwärts raste. "Wir würden die Mannschaft der Artemis gefährden, wenn wir ihnen das Segel zerschießen, und Classis-Eigentum zerstören."

  • "Verstehe... was natürlich nicht geschieht, wenn sie uns versenken", grinste Nero und schaute angriffslustig zu dem feindlichen Schiff herüber. Die Burschen hatten Nerven. Aber gut, sie würden sehen wer zuerst im Rhein landete und wer wusste sonst wo. Die Jungfernfahrt der Keto schien interessant zu werden. Ob das wirklich nur ein Stresstest war, würde sich bald erweisen. Gut möglich war ebenso, dass der Kerl auf dem anderen Schiff Sabaco auf den Grund des Flusses schicken wollte. Vielleicht hatten die beide noch eine Rechnung offen und heute war zufälligerweise.... Zahltag!

  • Ruga stand am Bug der Artemis und betrachtete die Bemühungen Sabaco´s mit einem abfälligen Grinsen. Natürlich wollte er die Flanke sichern und sich so schmal wie möglich machen. Ihm reichte es schon wenn er die Bande ein wenig aufgescheucht hatte.

    Er gab Zeichen, hielt sich fest und binnen kurzer Strecke kam die Artimes fast zum stehen. Die Männer nahmen dazu das Segel aus dem Wind und stemmten kurz darauf, der abstürzende Bug stieg wieder auf, die Ruder mit halber Länge gegen die Fahrtrichtung. Die Flussrichtung tat ihr übriges.

    Ruge verkniff sich sein Grinsen, ließ Ruder einholen und Segel in den Wind setzen, der inzwischen reichlich vorhanden war und die Artemis schiffte in gebotenem Abstand unter vollem Segel an der Keto vorbei.

    Ein freundlicher Gruß hinüber zu den Kameraden und zwei Bootslängen weiter kam der Befehl zur Wende. Das Segel wurde eingeholt die rechte Bank stieß die Ruder bremsend in den Fluss, während die linke Bankkräftig und gleichmäßig pullte.

    Die Artemis tänzelte auf dem Wasser und als sie in die Strömung kam setze auch die rechte Bank mit dem ein, zunächst asynchron, bald synchron als der Bug gerade lag. Das Manöver war schnell und präzise innerhalb von drei Bootslängen vollzogen.

    Wieder zog die Aremis an der Keto vorbei, ruhig pullend mit gerefftem Segel. Und wieder grüßte Ruga,..diesmal aber nur kurz.

  • "Saba es wäre an der Zeit etwas zu tun, sonst segelt der mit unseren Eiern davon. Lass Dir was einfallen und zwar schnell", zischte Nero dem Suboptio zu. So einfach wollte er Ruga nicht davon kommen lassen, es war eine Frage der Ehre dass sie sich von dem Kerl nicht nass machen ließen. Wobei teilweise war es schon geschehen. Nichts was man nicht ausgleichen konnte, sonst musste Nero andere Seiten aufziehen.

  • "Und was?", fauchte Sabaco zurück. Etwas Besseres, als Ruga grün und blau zu schlagen und ihm dann ins Gesicht zu pissen, fiel ihm nicht ein. Leider durfte er das nicht.

  • "Na vielleicht überholen wir die Nasen mal und zeigen ihnen unsere Hintern dabei? Dafür müssen wir sie aber erstmal überholen, ehe wir den Mond zigfach aufgehen lassen. Aber bitte gesichert gegen ihre Schützen, sonst haben wir Eier und Hintern verloren. Rudern unsere Ruderer noch oder sind die schon im Mittagspausenmodus? Was ist denn hier los? RUDERT!", blaffte Nero in einer Lautstärke die vermutlich sogar die "Feinde" auf der Artemis fester zupacken ließ.

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