Officium PU Unterredung mit Cornicularius Purgitius und Vigintivir Seius

  • von hier kommend:

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    Lurco grüßte vorschriftsgemäß als er das Officium betrat.


    "Salve Praefectus Claudius, Vigintivir Seius möchte Dich in einer wichtigen Angelegenheit sprechen. Ich habe ihn zu Dir geführt, da jene Entscheidung meinen Entscheidungsbereich bei weitem übersteigt. Aus diesem Grund wendet sich Vigintivir Seius an Dich. Ich frage direkt nach, ob ich umgehend wieder das Officium verlassen soll Praefectus. Das Gespräch wäre vertraulich, da es sich um eine Verschlusssache handelt. Doch bitte höre selbst, was Vigintivir zu wissen wünscht", bat Purgitius und trat einen Schritt zurück, so dass die Vigintivir Seius die gesamte Aufmerksamkeit galt.


    Lurco wartete die Frage des Vigintivir ab, sowie darauf folgende Entscheidung seines Praefectus.

  • Ravilla samt Sklave grüßte mit ausgesuchter Höflichkeit.


    "Salve, Praefectus Urbi. Zunächst möchte ich meinem Bedauern ob der Verzögerung diverser Angelegenheiten Ausdruck verleihen. Eine Entschuldigung ist wohl angemessen und sei hiermit verlautbart. Mich streckte für längere Zeit ein Wetterleiden nieder, das einen wesentlichen Teil meiner Energien band. Ich versichere, dass niemand besser darauf hätte verzichten können als meine Person.


    Die alltäglichen Arbeiten in der Basilica Ulpia konnten dank tatkräftiger Hilfe meiner Kollegen im Amt trotzdem zufriedenstellend erfüllt werden. Regelmäßige Korrespondenz, die ich meinem Anaxis hier diktierte, sorgte für adäquate Kommunikation unter den Tresviri capitales. So konnte auch vom Bett aus effektiv delegiert wie organisiert werden, was nicht dem Optimalzustand entsprach, jedoch weilte ich auch nicht völlig aus der Welt des Rechtsschutzes.


    Jene Aufgaben jedoch, welche meine Präsenz in persona erforderlich machten, musste ich zu meinem Bedauern in andere Hände geben. So übernahm Cornicularius Purgitius freundlicher Weise das Verhör des Delinquenten Didius Molliculus im Carcer, gleichsam kümmerte er sich um die Befragung der Gens Iulia mittels Iulia Stella, wohnhaft im Haus der Annaei.


    So weit erfolgte alles in Übereinstimmung mit der Vereinbarung der Fallvertretung. Überraschend für mich ist die heutige Erkenntnis, dass ausgerechnet die Ergebnisse jener Dinge, welche ursprünglich mir anvertraut worden waren, nun für meine Augen unter Verschluss stehen, ohne dass ich darüber Nachricht erhielt, so dass ich die Fäden nicht ordnend zusammenzuführen vermag. Ich nehme an, das hat seine Richtigkeit?


    Heute bin ich jedoch primär vor Ort, um im Rahmen einer Routinekontrolle die Inspektion der Carcer vorzunehmen. Es wäre außerordentlich freundlich, wenn ich zu diesem Zwecke einen erfahrenen Soldaten an die Seite gestellt bekäme, welchem ich einige Fragen zur Anlage stellen könnte."

  • Die Einsatzpläne lagen ausgebreitet, als es klopfte. Es nützte nichts, sie mussten warten, daher stapelte Menecrates die Pläne übereinander und blickte zu der sich längst geöffneten Tür, in der Octavius stand. Hinter ihm bemerkte der Präfekt zwei Silhouetten, deren Namen ihm zeitgleich vorgestellt wurden. Er registrierte den prüfenden Blick seines Cornicularius auf die Wasserkaraffe und reagierte mit einem: "Danke!"

    Als erstes betrat Cornicularius Purgitius den Raum. Menecrates erwiderte dessen Gruß mit einem Nicken, lauschte den Erläuterungen und registrierte die Nachfrage zum Thema wegtreten oder nicht. Ihm gefiel, dass der Unteroffizier die Vertraulichkeit berücksichtigte, immer dann, wenn eine vorlag. Der Praefectus schätzte diese Sorgsamkeit. Um was es ging, würde er demnach von Seius erfahren, dem er sich zuwandte. Er bot noch keinen Platz an - nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil er noch nicht beurteilen konnte, ob er das Gespräch unter vier Augen weiterführen würde oder nicht.

    "Bitte", forderte er den Vigintivir auf, sein Anliegen zu äußern. Der Magistrat begann mit einem Gruß, den Menecrates zunächst nur mit einem Nicken erwidern konnte, denn ansonsten wäre er dem Besucher ins Wort gefallen. Er fand keine Lücke, also hörte er zu.

    Die Eröffnung wählte Seius taktisch klug, denn mit der Entschuldigung schloss er Menecrates für sich auf, der seine Gedanken nunmehr von den Versäumnisse weg in Richtung des heutigen Anliegens lenkte. Als Seius endete, war dem Präfekt klar, dass ihr Gespräch weder kurz noch von gesicherten Akten unberührt bleiben würde. Er blickte zu Purgitius.

    "Danke für das Geleit. Bitte wegtreten."


    Während Purgitius das Officium verließ, überlegte Menecrates flüchtig, seit wann er das Wort 'Bitte' in Befehle einfließen ließ und kam zu dem Schluss, dass er es wohl zuerst bei Frugi einführte. Er fand es unpassend und nahm sich vor, wieder dienstlich korrekter aufzutreten.

    "Salve, Tresvir Seius. Bitte nimm Platz", sagte er an den Vigintivir gewandt, nachdem sich die Tür hinter Purgitius geschlossen hatte. "Wasser?" Er griff zur Karaffe und schenkte sich ein, bevor er - die Karaffe noch immer haltend - fragend zu seinem Gast blickte. Noch bevor dieser antworten konnte, fügte er an: "Die Entschuldigung tat not und sie wirkt. Haken wir das Thema ab." Das hielt Menecrates für ausreichend entgegenkommend, daher sparte er sich fürsorgliche Worte zur Besserung des gesundheitlichen Befindens. Er mochte keine seichten Gespräche und galt zuweilen sogar als unhöflich, weil er die üblichen Nettigkeiten wegließ. Wer ihn kannte, wusste das. Wer ihn nicht kannte, fühlte sich zuweilen brüskiert.

  • Ravilla war der Aufforderung, sich niederzulassen, gefolgt was mit dem Umstand geschah, den eine Toga erforderlich machte. Sein Sklave sortierte sie rasch, jedoch mit weniger Sorgfalt als üblich, da es hier nicht um die Ästhetik, sondern um die Bewegungsfreiheit ging. Während Cornicularius Purgitius hatte das Officium verlassen müssen, verweilte der Perser bei seinem Herrn. Anaxis' Loyalität war über jeden Zweifel erhaben, andernfalls wäre er nicht der Leibsklave des Ravilla geworden. Anaxis würde nicht riskieren, seine privilegierte, ja, verhätschelte Position an der Seite des Seius zu gefärden. Nach den flinken Handgriffen am Herrn und auf einen Fingerzeig hin Servierens von einem halben Glas Wasser, nahm er Aufstellung an der Wand, reglos und still wie eine schöne exotische Statue.


    Ravilla nahm einen Schluck, um seine Kehle zu befeuchten. "Es freut mich, dass wir auf diese Weise verbleiben. Was sagst du zu meinen Anmerkungen bezüglich der Unterlagen und meiner Bitte, den Carcer zu besichtigen, Praefectus?"

  • Die Anmerkung in Bezug auf den Verschluss der Akten hatte Menecrates nicht überhört und er wollte sie auch nicht ignorieren, es gab aber zunächst aus seiner Sicht Wichtigeres zu klären. Nach der Erinnerung ging er aber darauf ein.

    "Die Angelegenheit der Iulia liegt nicht unter Verschluss, aber der Fall ist abgeschlossen bzw. gilt als aufgeklärt. In dieser Angelegenheit hätte Cornicularius Purgitius durchaus die Befugnis zur Auskunfterteilung." Der Präfekt vermutete allerdings, dass das größere Interesse des Tresvir bei den Ergebnissen des Verhörs lag, worauf er als nächstes einging.

    "Die Ergebnisse des Verhörs gelten als Verschlusssache, weil sie zum einen in unmittelbarem Zusammenhang mit der bedrohten Friedenslage zwischen dem Reich und den Göttern stehen, und zum anderen einen wichtigen Bestandteil der Vorbereitungen für einen Schlag gegen das Verbrechen darstellen. Da jener Schlag unmittelbar bevorsteht, werde ich nichts riskieren." Er breitete die Hände aus. "Die Interessen Roms wiegen mehr als die eines Magistraten."

    Um eine Pause zu setzen und gedanklich zu wechseln, nahm Menecrates einen Schluck Wasser. Er hielt das Glas, trank erneut und setzte es anschließend ab.

    "Der Carcer kann jederzeit besichtigt werden. es ist hiermit angemeldet und genehmigt."

  • Vor lauter Bestürzung kam Ravilla nicht umhin, einige Atemzüge lang zu schweigen. "Praefectus", sprach er langsam, seine Worte mit höchster Sorgfalt wählend, denn er vergaß nicht, wer vor ihm saß. "Ein jeder Handgriff, den ich in meiner Amtsausübung tat, diente der Wahrung der Interessen Roms. Keine einzige diente der meinen! Mit welcher Amtshandlung habe ich diese Einschätzung bewirkt?"


    Ravillas Miene kommunizierte deutliche Konsterniertheit ob des offen ausgesprochenen Misstrauens, während er im Geiste jeden Handgriff rekapitulierte, den er getätigt und an welchen er sich spontan zu erinnern vermochte. "Ist denn künftig generell keine Zusammenarbeit der Cohortes Urbanae mit den Tresviri capitales mehr erwünscht, Praefectus? Der Kaiser selbst beauftragte mich damit, mich in dieser Sache an dich zu wenden."

  • Wie so oft in der Vergangenheit, erzeugte Ravillas Auftreten in Kombination mit dessen Äußerungen ein unterhaltsames Vergnügen mit einer Spur Belustigung beim Claudier. Er hatte noch nie einen Römer diesen Schlags getroffen und führte das auf die fremdländischen Wurzeln zurück. Aus diesem Grund reagierte er mit Verständnis und ging auf die Aussagen nicht nur dienstlich, sondern vor allem zwanglos ein.

    "Selbstverständlich diente jeder deiner Handgriffe den Interessen Roms. Alles andere ist für einen Magistraten inakzeptabel." Menecrates bemühte sich um Ernsthaftigkeit, konnte aber nicht verhindern, dass in seinen Augen das Vergnügen aufblitzte. Keinesfalls durfte der vorwitzige rechte Mundwinkel an Breite und Höhe zulegen. Um die Kontrolle zu festigen, nahm er einen weiteren Schluck, stellte den Becher ab und tippte für einen Moment mit dem Zeigefinger in die Luft.

    "Allerdings - und vielleicht hilfst du mir auf die Sprünge - entdecke ich Roms Interesse an der Sichtung bereits abgeschlossener und ausgewerteter Fälle nicht." Er legte den Kopf schief, hob die Brauen und schmunzelte.


    Wieder ganz und gar ernst ging er auf die Frage nach der Zusammenarbeit ein.

    "Aber natürlich ist künftig die Zusammenarbeit der Cohortes Urbanae mit den Tresviri capitales erwünscht, das war sie immer. Sie möge für Rom und damit den Kaiser, aber genauso für die beteiligten Seiten nutzbringend und zielführend sein." Er lächelte wohlwollend und ohne jeden Anflug von Amüsement. "Vielleicht ergibt sich ja kurzfristig ein neuer Fall."

  • "Nun denn", schickte Ravilla sich an zu referieren, "die bloße Sichtung allein trüge freilich den desaströsen Beigeschmack einer Qualitätskontrolle. Dafür, verehrter Praefectus, wurde ich in dieser Angelegenheit natürlich nicht entsandt."


    Ein emporweisender Finger kommunizierte die Tragweite dieser Worte, das Anheben der gezupften schwarzen Brauen schuf eine zusätzliche Betonung.


    "Sondern als helfende Hand und organisatorischer wie praktizierender Helfer. Zu unterstützen war und bin ich vor Ort. Wird meiner jedoch nicht, wie vom Imperator Augustus forciert, bedurft, werde ich meine Kapazitäten andernorts einzusetzen wissen. Für den Fall, dass sich die Bedarfslage ändert, ist mein Aufenthaltsort ja allgemein bekannt."


    Nun legte der Seius in vornehmer Geste die Fingerspitzen aneinander, senkte leicht das Haupt und lächelte freundlich.



  • Als Ravilla das richtige Resümee zog, nickte Menecrates, ohne sein Lächeln aufzugeben. Er richtete den Kopf wieder auf und wurde ernst. Weder erwartete er eine vom Kaiser beauftragte Qualitätskontrolle, noch hielt er sie für angebracht oder notwendig. Er betrachtete das Thema daher für ausreichend erörtert und im beiderseitigen Einvernehmen für erledigt. Eine helfende Hand hätte er zur rechten Zeit gern in Anspruch genommen, allerdings hatte der Vigintivir diesen Zeitpunkt verpasst. Es würde sich zeigen, ob in der verbleibenden Amtszeit eine Gelegenheit zur Unterstützung mit dem Einsatz des Seius zeitlich zusammentraf.

    "Gut, dann wäre aus meiner Sicht alles geklärt." Er wartete auf ein Zeichen, ob dasselbe auf seinen Gast zutraf. In diesem Fall würde er die Unterredung zu einem Abschluss bringen. Er stellte zufrieden fest, dass keinerlei sensible Themen vertieft wurden, sodass der Begleiter des Seius im Raum verbleiben durfte, denn andernfalls hätte dieser - wie zuvor Purgitius - den Raum verlassen müssen.

  • Da auch Ravilla keine weiteren Fragen hatte, erhob er sich, nahm Abschied, um samt Sklaven und draußen wartendem Cornicularius die Inspektion des Carcers vorzunehmen. "Ich bedanke mich. Vale, Praefectus Urbi."

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