[Valetudinarium] Die Seuche greift um sich

  • Valetudinarium


    Als gäbe es nicht genug Probleme, meldeten sich immer mehr Männer wegen schwerem Unwohlsein im Valetudinarium. Nach einer Weile des Fiebers verloren sie das Bewusstsein, und bisher war kein Mittel gefunden worden, das langsame Hinübergleiten in den Tod zuverlässig zu verhindern. Wer einmal in den dunklen Schlaf gesunken war, wachte selten wieder auf. Manche sprachen von einem Fluch. Der Medicus ging besorgt von Zimmer zu Zimmer, sprach mit den Capsarii. Die Seuche war zuerst bei der Classis aufgetreten. Seit jeher waren die Häfen ein Quell fremdländischer Krankheiten, die aus dem Süden über das Meer bis zu ihnen kamen. Nun hatte sie auch die Ala erreicht. Besorgt sah er die aktuellen Krankenakten durch.

  • Sabacos Gesicht war wie aus einem Eisberg herausgeschlagen. Er versuchte, das Zittern seiner Hände zu verbergen, indem er die Daumen in den Gürtel klemmte. Ihm waren schreckliche Neuigkeiten zu Ohren gekommen, nachdem er herumgehorcht hatte, wo Umbrenus Nero abgeblieben war.


    "Nuntio", bellte er dem Medicus ins Gesicht.

  • Bei dem Lärm schauten einige Köpfe mit empörten Gesichtern aus den Türen, die sich jedoch gleich wieder einzogen. Einem Decurio sagte man nicht, was sich gehörte, wenn man selbst Capsarius war. Der Medicus zog ein Schmollgesicht, nannte dann jedoch Rang und Namen. Anschließend führte er Matinius Sabaco in sein Officium, wo er ihm eine Liste präsentierte von jenen, die hier lagen - darunter zwei Unteroffiziere aus Sabacos Turma Secunda. Er ließ den Decurio die schlechte Botschaft in Ruhe zur Kenntnis nehmen und schwieg.

  • Er stützte die Hände auf den Schreibtisch und betrachtete die erschreckend lange Liste. Sein Blick verharrte auf zwei Namen.


    Cornicularius Titus Umbrenus Nero.

    Duplicarius Appius Umbrenus Cimber.


    Seine Unteroffiziere ... und in einem Fall mehr. Sabacos Gesicht zeigte keine Regung, als er sich aufrichtete. "Ich benötige heute noch eine Abschrift dieser Liste. Zudem erwarte ich regelmäßigen Rapport, ohne dass ich dem Valetudinarium dafür hinterherrennen muss. Es geht nicht anders, ich bin Kommandeur, ich kann mich nicht ständig nur dem Zettelkram widmen! Und ich habe keinen Cornicularius mehr, der das für mich erledigt ... werde den Posten auch nicht neu besetzen, bis Umbrenus Nero genesen ist."


    Die Alternative würde er nicht aussprechen, nicht einmal an sie denken. "Du weißt, wo du mich findest. Ich bin Decurio der Turma II. Vale", schrie er den Medicus an und marschierte aus dem Valetudinarium. Draußen empfing ihn, kalt und nass, der erste Regen seit Wochen.


    RE: Turma II - Unterkunft des Decurio Publius Matinius Sabaco >>

  • Dass der Cornicularius sich noch nicht zurückgemeldet hatte, sagte ihm alles. Sabaco fürchtete die Deutlichkeit der Realität. Er kannte alle Antworten auf seine Fragen. Und doch ...


    ... zögernd trat er ein, blieb stehen. "Kann ich zu Titus Umbrenus Nero?", fragte er heiser.


    Mit sichtlichem Unwohlsein versuchte ein Capsarius, den finsteren Decurio irgendwie zurück zur Tür hinaus zu lotsen, der da breitbeinig stand wie der Koloss von Rhodos. Sabaco ließ ihn ungerührt wuseln, knurrte: "Ich weiß, dass hier alles voller Miasmen ist. Aber ich muss zu Titus Umbrenus Nero. Verstehst du?"


    Schließlich kam der Medicus persönlich, der Sabacos besondere Sorge nach einigem Hin und Her erkannte. So versuchte er auf dem Weg der Vernunft, den riskanten Krankenbesuch zu unterbinden: "Wenn du dich ansteckst, fehlt der Turma Secunda, die so viele Männer verloren hat, auch noch der Kopf. Wenn du es wünschst, bringe ich dich zu deinem Cornicularius, doch überlege dir gut, ob es dir das Risiko wert ist. Es ist kein schöner Anblick und du kannst ihm in seinem Zustand nicht helfen."


    "Er ist nicht irgendwer und soll spüren, dass ich da bin. Ich muss ihn wenigstens kurz sehen", sagte Sabaco. "Ich gehe nicht nah ran und bleibe nicht lange. Aber ich muss ihn sehen."


    So befahl der Arzt seinen Capsarii, gründlich zu lüften, um die Miasmen zu verdünnen, und gab Sabaco ein nach Kräutern riechendes Tuch, das er sich vor Mund und Nase binden sollte. Es wurde wohl regelmäßig in Heilkräutern gekocht und dann getrocknet, um die schädlichen Dämpfe zu filtern. Durch die offenen Fenster wurde es nun ungewohnt kalt im Valetudinarium. Der Arzt führte den Gast zu einem abgelegenen Zimmer.


    "Lass uns bitte kurz allein."


    Rang hin oder her, hier im Lazarett hatte der Arzt das Sagen. Doch mochte er erkennen, wie wichtig diesem Gast der Besuch war. Sabaco und Nero blieben allein, einer aufrecht stehend, der andere tief in die Strohmatratze und das Kissen versinkend. Wie dürr Neros Arme geworden waren. Als Sabaco in das weiße, wachsgleiche, eingefallene Gesicht sah, wusste er, dass Nero den Kampf gegen das Fieber verlor. Sein Herz zog sich zusammen und für einen Moment stand Sabaco haltlose Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Nero war unrettbar verloren, die Götter riefen ihn zu sich, so wie sie ihm auch Ocella genommen hatten und Stilo.


    Da unten, im Kelp, auf dem Meeresgrund

    taucht fern vom Licht der getupfte Seehund.

    Ruht er am Strand auch im Sonnenschein

    jagt er im Schwarzwasser doch allein.


    Was war zuerst da gewesen, der Rufname Phoca oder der Fluch? Oder spielte nichts von diesen Dingen eine Rolle, wenn die Götter würfelten? Sabaco richtete sich auf, neigte den Kopf mit lautem Knacken nach links und rechts, ließ Gesicht und Herz zu Stein erstarren und ging mechanisch zurück an die Arbeit. Erst am Abend, als er allein in seinen Decken lag, brach die Einsamkeit mit voller Wucht über ihn herein.

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    Scato ließ seine Ankunft melden. Ihn erwartete der Medicus ordinarius, mit dem er noch nicht persönlich das Vergnügen gehabt hatte. Dieser Militärarzt hatte den militärischen Dienstgrad eines Centurios inne, besaß jedoch keine militärische Befehlsgewalt. Dafür stand das ganze Valetudinarium unter seinem Kommando. Scato hoffte, dass das Gespräch zum beiderseitigen Nutzen verlaufen würde, und trug einiges an Schriftkram und Material bei sich. Dafür hatte er das Operationsbesteck ausgeräumt, das er heute nicht benötigen würde.

  • Überflüssiger Weise drängte sich auch Sabaco in dieses Treffen und verbreitete Stress, Druck und Hektik.


    "Salve, Optio. Man wird dir sofort den Kräutergarten zeigen und ich habe schon dafür gesorgt, dass man dir Ableger jeder Pflanze mitgeben wird, die du für deine Forschungen benötigst. Die Ala tut alles, damit dieses verdammte Fieber endlich eingedämmt werden kann! Was immer du brauchst, du wirst es erhalten, es darf in dieser Sache keine Geheimnisse geben."


    Natürlich hoffte er, dass der Prätorianer-Arzt seinerseits auch nicht mit Erkenntnissen geizen würde.


    "Du kannst auch die Patienten sehen. Man hat für viele von ihnen keinerlei Hoffnung mehr." Er stockte, rang mit sich. "Zum Beispiel mein Cornicularius. Titus Umbrenus Nero, er liegt dort hinter dieser Tür. Merke sie dir, hörst du? Er ist so krank, er spricht nicht, isst nicht, er schwindet wie ein Geist. Er gleitet mir ... uns ... einfach durch die Finger. Bei den Göttern, du musst ihn retten!"


    Im Hintergrund nahte Marcus Oppius Valentinus, der Medicus ordinarius, der Sabaco streng ansah, weil er sich während seiner Abwesenheit aufführte, als hätten all diese Entscheidungen bei ihm selbst gelegen. In Wahrheit standen und fielen diese Dinge mit dem Medicus ordinarius, der die Hoheitgewalt über diese Gemäuer innehatte. Sabaco grüßte ihn, fixierte Scato noch einmal mit festem Blick, und machte sich dann vom Acker.

  • Fango brachte Hilda vom Tor zum Valetudinarium. Er suchte mit ihr nach einem Ansprechpartner und strich im Eingangsbereich umher. Er betrat natürlich keine Bereiche, in denen sie nichts verloren hatten und erst Recht keine Patientenzimmer.

  • Hilda war überrascht das der Soldat so hilfsbereit zur ihr gewesen war und folgte ihm vertrauensfassend langsam in Richtung Valetudinarium. Hier standen sie herum und schienen auf etwas zu warten, Hilda konnte natürlich den Mann nicht einfach fragen. Im Kopf hatte sie immer Faustus Hinweise sich zurück zu halten und sich nett und hilfsbereit zu geben. So stand sie ruhig herum und doch machte sich in ihrer Nase ein Geruch nach Medizin und Heilkräuter bemerkbar. Sie kannte am Geruch bereits die meisten der Kräuter, da sie vor ihrem Beraterjob bei Dankwart eine Zeitlang mit einer Heilerin zusammen war und dort sehr viel gelernt hatte. Was Hilda aber auch roch war der Geruch des Todes und der Verzweiflung. Hier stimmte etwas nicht und so wurde Hilda langsam unruhig, sie spürte das sie hier gebraucht werden würde und der Kampf gegen des Tod war für sie von großer Bedeutung. Trotz Hass und Verzweiflung, einem schweren Leben und den Unwegsamkeiten in Germanien hatte sie ein reines Herz und konnte nicht einfach wegsehen wenn es galt Menschen zu retten, zu mindestens konnte man das ja probieren.

  • Auf dem Weg in den Garten sah Scato seinen kleinen Bruder in vertrauter Emsigkeit herumwuseln, samt einer weiblichen Begleitung. Begrüßt hatten sie sich bereits an der Porta, doch so durchdringend, wie der Kleine ihn anblickte, wollte er etwas von ihm, so dass Scato innehielt. "Nuntio, Eques", sagte er ernst. Nur wer ihn kannte, sah das Schmunzeln in seinen Augenwinkeln. Der Leiter des Lazaretts war anbei, so dass er einen vorbildlichen Eindruck hinterlassen wollte, auch wenn gerade der kleine Bruder vor ihm stand.

  • Er nahm Haltung an und fixierte Scato nicht minder streng. Hatte er seinen Bruder jemals so angesehen? Vielleicht unmittelbar, nachdem er mal wieder verprügelt worden war. Doch das war lange her und inzwischen standen sie sich als Männer gegenüber.


    "Salve, Optio Iunius! An der Porta hat sich diese Frau namens Hilda gemeldet, welche eine Heilerin sei. Sie käme auf Empfehlung von Decurio Matinius. Da du heute auch hier bist, nehme ich an, ihr Besuch ist für dich gedacht?"

  • Hilda hörte sich das Gespräch zwischen den beiden Römern an und verhielt sich still. Der Römer der zu ihnen gestoßen war schien irgendwie etwas im Lager zu sagen haben, genau konnte das Hilda nicht einordnen. Doch sie nahm sich vor ganz wie ihr Faustus gesagt hatte höflich und freundlich ein Gespräch mit dem Römer zu beginnen. Mittlerweile hatte sich ihr Gefühl verstärkt hinsichtlich einer potentiellen Krankheit die im Lazarett vorhanden schien. So verneigte sich Hilda förmlich vor dem Römer und meinte: "Sei gegrüßt mächtiger Krieger, meine Name ist Hilda und ich bin die Frau des Faustus Iunius Rupas. Ich war früher in Germanien als Heilerin tätig und ich spüre den Hauch des Todes und der Krankheit in den Räumen der Ala. Ich würde gerne helfen und meine Dienste der Ala zum Nutzen anbieten. Vielleicht kann ich mit meinem Wissen über Kräuter und meine Heilkunst die Ala unterstützen." Und wieder musste Hilda erzittern, denn der Geruch nach Krankheit ging durch ihren ganzen Körper durch und durch. Ihr war körperlich anzusehen das sie das erfühlen der Krankheit erschütterte. Die germanischen Heilerinnen erfassten Krankheiten und deren Zustände instinktiv, das war eine Voraussetzung um in Germanien Heilerin zu werden. Hilda war dahingehend besonders anfällig und spürte fast selber in sich die Krankheit. Während des Gesprächs hatte sich ihr Verhalten komplett verändert und von ihr strahlte eine Aura des Übersinnlichen aus, dies war für Außenstehende regelrecht spürbar. Faustus hatte zu ihr schon gesagt, dass in diesem Zustand die Pferde mit ihr durchgehen würden. Für Hilda hieß es nun zwanghaft in Aktion zu treten um Leben zu retten falls die Götter ihr gewogen waren.

  • "Danke, Eques. Abite." Damit war Fango entlassen und Scato wandte sich wieder Hilda zu. Die Umgebung schien der Frau zu schaffen zu machen. Scato war die mystische Sichtweise der Germanin fremd. Der Optio valetudinarii der Ala begleitete die beiden, hielt sich aber zuhörend im Hintergrund, während Hilda und Scato sich unterhielten.


    "Du kannst mich Optio Iunius nennen. Ich bin eher Lazarettverwalter als mächtiger Krieger - drüben im Castellum Mattiacorum, wo meine Einheit stationiert ist. Ginge es nach mir, würde ich irgendwann als Medicus ordinarius ganz den Kampf sein lassen und mich rein auf den Heilberuf konzentrieren. Helfen möchtest du also. Na, dann komm mal mit." Scato führte Hilda in den Kräutergarten, der zu jedem Lazarett gehörte. Er gedachte, die Germanin auf die Probe zu stellen. Auch um diese Jahreszeit standen die meisten dieser Pflanzen noch im satten Grün, hatten ihr Wachstum jedoch eingestellt. "Zeig mir drei Kräuter deiner Wahl, beschreibe, wofür sie gut sind und wie man sie einsetzt - und wo man sie findet."

  • Hilda lächelte vor sich hin, also wollte der Römer sie testen und was sie so drauf hatte. Sie freute sich schon ihm ihr Können zu zeigen.

    "Das Leberblümchen (Anemone hepatica) ist eine kleine blaublühende Pflanze, die bevorzugt in Wäldern im Halbschatten wächst. Sie ist eine wichtige Pflanze in der germanischen Heilkunde. Alle Teile der frischen Pflanze sind giftig, getrocknet ist sie ungiftig. Sie hilft gegen Leber- und Gallenkrankheiten."


    " Der Waldmeister wächst in lichten Laubwäldern und verströmt seinen zarten eigentümlichen Duft. Meistens kommt er in größeren Familien vor. Er blüht mit zarten kleinen weißen Blüten. Dann ist die Zeit ihn zu ernten und ihn entweder für Tees zu trocknen oder zu einer Waldmeisterbowle zum Maifest zu verarbeiten. Der Waldmeister enthält Cumarin, das leicht beschwingt und in geringer Dosierung bei Kopfschmerzen und Migräne hilft. In höherer Dosierung kann Waldmeister auch Kopfschmerzen verursachen."


    "Die Ringelblume ist nicht nur als Heilpflanze bekannt, sondern steht auch in vielen Gärten als besonders üppig blühende Zierde. Sie taucht in vielen Bauerngärten in leuchtendes Orange auf. Ihre Blüten sind ein hervorragendes Wundheilmittel, was die starke Verbreitung der Ringelblumensalbe erklärt.

    Man kann die Ringelblume auch innerlich anwenden, um Verdauungsbeschwerden zu lindern und gegen Frauenprobleme zu helfen."


    Hilda schaute sich um und wollte sehen ob der Römer ihre Anmerkungen bestätigte. Sie fühlte sich mittlerweile so wohl bei den Kräutern. Hier war es schön und Hilda war zufrieden.

  • "Hm-hm", machte Scato uneindeutig, während sie zu den jeweiligen Pflanzen schlenderten. Auch Scato liebte den Kräutergarten und die Bienen, die im Sommer darin schwirrten. Was solche Dinge betraf, war er ein Feingeist. Hilda musste sich einiges an Fragen gefallen lassen, was jedoch bedeutete, dass Scato ihre Bewerbung ernst nahm und sie nicht einfach abwimmelte. Vielleicht hieß es auch, dass er schon eine bestimmte Idee hatte. "Wenn du diese Pflanzen benötigst, suchst du sie also in halbschattigen Wäldern, lichten Laubwäldern und Bauerngärten. Wenn du sie selbst anpflanzen willst, was ist also zu beachten? Ich nehme an, du hast als Heilerin Erfahrungen mit dem Gärtnern oder hast du bislang alle Pflanzen in der Natur gesammelt?"

  • Hilda war fasziniert vom diesem Römer, denn er schien die selbe Liebe zur Natur und ihren wertvollen Heilpflanzen zu haben wie sie selber. "Nun wir Chatten holen uns vorrangig aus den Wäldern und wildwachsenden Wiesen unsere Kräuter, aber es ist auch klar das wir das ganze Jahr über die Heilmittel benötigen und deshalb schon auch in den Vorgärten unserer Hütten diese benötigten Pflanzen wachsen lassen. Aber ich möchte einwenden, dass die Qualität der gezogenen Pflanzen nicht an die der wildwachsenden herankommt. Ich finde dass die Götter die Natur um uns herum besonders gesegnet haben."


    "Was die Anpflanzung im Gartenbereich angeht versuche ich möglichst ähnliche Situationen zu schaffen wie sie für die Pflanzen in der Natur vorkommen. Es gehört alles zusammen die Pflanzen aber auch ihre natürliche Umgebung. Wenn man versucht mit Gewalt diese Pflanzen ohne Rücksicht auf die von den Göttern geschenkte Gnade anzubauen bestrafen uns die Götter mit Misserfolg."


    Hilda war absolut davon überzeugt, dass die Götter über alles wachten und nur dem der bereit war mit Liebe sein Leben zu erfüllen die Gnade des göttlichen Daseins ermöglichten. Besonders merkte sie dies wenn sie die Reise zu ihrem Kraftpunkt machte und Erfahrungen erleben durfte die so unglaublich waren. Doch das war sehr intim und das konnte sie dem Römer so nicht mitteilen. Vor allem da sie dachte, dass die Römer alles Ungläubige waren und sie sich alle soweit von den Göttern entfernt hatten.

  • Ihm gefiel ihre Sichtweise. Vor allem aber gefiel ihm, dass Iunius Rupa nicht allein aus Zuneigung für sie gehandelt hatte, als er sie empfahl, sondern Hilda tatsächlich fortgeschrittene Kentnisse in diesem Bereich besaß. Scato machte eine umfassende Geste.


    "Du siehst hier unseren gesamten Heilkräutergarten. Sonnenkräuter, Schattenkräuter, Wasserkräuter, Steinkräuter und dort drüben leben unsere Bienen. Sie bestäuben nicht nur die Blüten, sondern liefern auch Wachs und Honig. Beides verwenden wir ebenfalls in der Heilkunde. All das, was wir hier haben, ist viel und doch zu wenig. Dem gegenüber stehen die vielen Kranken, die wir momentan zu verzeichnen haben. Du kannst dir vorstellen, dass dieser Kräutergarten gerade das Nötigste abdecken kann, insbesondere jetzt im Winter, wenn die Pflanzen ihr Wachstum einstellen. Der Garten dient uns deshalb auch als Vorratslager für Samen und Setzlinge aller wichtigen Heilpflanzen.


    Könntest du dir vorstellen, wenn man dir Samen und Setzlinge zur Verfügung stellen würde, für die Lazarette der um Mogontiacum stationierten Einheiten Kräuter anzubauen und zu sammeln? Du hättest damit eine dauerhafte Einnahmequelle und würdest ein gutes Werk vollbringen."


    Dass seine Gedanken noch einen Schritt weitergingen, behielt er vorerst für sich. Er wollte zunächst abwarten, was Hilda antwortete. Wenn Hilda sich Scato, der neben ihr stand, genauer ansah, konnte sie unter dem Halstuch drei Halsketten mit Anhängern sehen, die er zu jedem Zeitpunkt bei sich trug und niemals abnahm: ein Amulett des Faunus, ein Fruchtbarkeitsamulett in Form eines Penis und eine Reise-Sonnenuhr. Und vielleicht konnte sie daraus das Eine oder Andere schlussfolgern, was Scatos Sichtweise auf das Göttliche und die Natur betraf.

  • Hilda strahlendes Gesicht erklärte sich eigentlich selbst. Sie war glücklich hier im Garten mit den Kräutern und komischerweise auch mit dem Römer. Als sie das Angebot des Römers hörte schaute sie überrascht auf und ein glückliches Lächeln ließ ihr liebliches Gesicht aufleuchten. "Ich danke dir für dein Angebot und möchte es von Herzen annehmen. Gerne möchte ich mein Wissen und Können einsetzen um den Menschen zu helfen. Hast du vielleicht schon eine Ahnung wo es ein passendes Grundstück gibt in Mogontiacum? Ich benötige auch eine große Anbaufläche, wenn ich die römischen Einheiten versorgen soll." Jetzt kam Hildas Geschäftssinn zum tragen, denn dort wo produziert wurde, mussten auch Einnahmen generiert werden. Hilda erkannte blitzschnell welche große Chance sie erhalten hatte und ihr Faustus konnte dann auch seine Zeit bei ihr verbringen, wenn der Dienst es erlaubte. Sie strahlte viel Zuversicht aus für ihre Zukunft mit Faustus und den Römern. Irgendwie schienen die Römer gar nicht solche Monster zu sein wie in Germanien erzählte wurde. Und einen netten Römer hatte sie jetzt vor sich, vielleicht konnte sie auch freundschaftlich mit ihm umgehen. Jedenfalls schien sie eine Zukunft hinter dem Limes zu bekommen und ihren Faustus würde auch in ihrer Nähe sein. Die Götter waren doch gnädig.


    Während sie dem Römer antwortete erkannte sie bei dem Soldaten Halsketten mit Anhängern, sie schienen irgendwelche Götter zu manifestieren, also war der Mann auch gläubig wie sie. Also eine Art Heilerverwandter.

  • Scato erwiderte das Lächeln.


    "Ja, das habe ich. In der Domus Iunia, die etwas außerhalb von Mogontiacum im Grünen liegt. Dort könntest du kostenlos als Gast von Faustus Iunius Rupa wohnen und deinen Mann in geschütztem Rahmen treffen. Er hat einen Schlüssel. Der Garten ist sehr großzügig, aber momentan vollständig verwildert. Dort könntest du dich nach Belieben gärtnerisch austoben und in der umliegenden Natur auch Wildkräuter sammeln, die im Garten nicht wachsen wollen. Wie hört sich das für dich an?"

  • Hilda lächelte zufrieden und glücklich. "Das ist ja eine tolle Neuigkeit ich würde am liebsten sofort aufbrechen um mir das Anwesen anzusehen. Ob es für meine Bedürfnisse ausreicht und so." Hilda hatte nicht wirklich eine Ahnung wie groß die römischen Behausungen waren im Vergleich zu den germanischen Unterkünften und so war es verständlich, dass sie nachfragte. Für Faustus würde sie eine kurze Nachricht hinterlassen, wo sie sich befand und was sie dort nachsah. So strahlte Hilda den Römer an und meinte: "Können wir gleich losgehen und das Domus Iunia ansehen und bin ganz aufgeregt."

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