Großübung der Ausbildungseinheiten von Mogontiacum

  • Eine ungewohnt lange Reihe von Soldaten in spe zog in Richtung Osten durch das regennasse Land. Die heutige Übung war Resultat von Ravillas Planung, die er in Absprache mit den Ausbildern getroffen hatte. Er hoffte tunlichst, sie möge reibungslos verlaufen.


    Unter dem Marschgepäck litten die zumeist sehr jungen Männer sichtlich, doch mussten sie lernen, auch schwer beladen große Strecken zu marschieren. Kahle Hütewälder säumten die Straße. Pelzige, gefleckte Schweine wühlten im Laub nach Eicheln und Bucheckern, ohne sich an den Menschen zu stören. Das gesamte Aufgebot an Tirones der Legio XXII Primigenia wurde heute auf einmal zu einem Übungsmarsch geführt. Anbei marschierten ihre Ausbilder zu Fuß. In den Gefilden, die zwar östlich des Rheins, doch noch hinter dem Schutz des Limes lagen, war keine böse Überraschung zu imaginieren.


    Hinterdrein ritten zwei Gestalten hoch zu Ross, welche sich in ihren aufwändigen Rüstungen optisch beträchtlich vom Fußvolk abhoben: Tribun Seius Ravilla und Tribun Saltius Philippus, Ersterer ein Musterbild der Eleganz, Letzterer ein Quadratschädel mit dem Charme eines Gladiators. Für Ravilla wurde es der erste Ritt mit der Legio. Durchnässt und frierend schmeichelte Ravillas Anblick dem Auge weniger als sonst, doch hielt er sich als geübter Reiter wacker im Sattel und konservierte alle nur denkbaren Klagen für später in seinem Gedächtnis.


    Es stellte sich heraus, dass Philippus bei Übungen bislang eine rein beobachtende Funktion unter der Anleitung älterer Offiziere wahrgenommen hatte, was Ravilla ein wenig ernüchterte, denn nun war niemand vor Ort, der sie mit seiner Weisheit leiten mochte, was wohl dem nasskalten Wetter geschuldet ward. Beide Tribuni waren jung und unerfahren, gänzlich bar jeglicher Erfahrung im Gefecht. Zu einer Bedrohung würde dies heut nicht führen, doch hätte Ravilla einen Ansprechpartner mit größerem Erfahrungsschatz sich gewünscht.


    Nach der Querung des Rhenus folgten sie der Straße in Richtung Süden und hielten sich in Sichtweite des Flusses, der braun und träge mäanderte, doppelt so breit noch, wie er es bei Ravillas Ankunft gewesen war. Ravilla schneuzte in ein Stofftaschentuch, sich fragend, wie er seine Anwesenheit sinnstiftend einzubringen vermochte. Die heutige Ausbildung selbst oblag freilich nicht dem senatorischen Tribun und auch nicht dem ritterlichen, welcher momentan seinen Dienst versah, sondern den Optiones. So lernten heute nicht allein die Tirones dazu, sondern auch die jungen Stabsoffiziere.

  • << RE: Die Navis lusoria "Keto"


    Mit dem Schiff war die Strecke bis zum anivsierten Ziel recht schnell zurückgelegt. Da es die erste Fahrt dieser Ausbildungseinheit war, genügte die Anstrengung trotzdem, um sie an ihre Grenzen zu bringen. Ihre Hände hatten noch nicht die dicke Hornhaut älterer Marini, und manch einer spürte das klebende Blut. An Bord hatten sie einiges an Kohle, Fässern und Vorräten geladen. Die Tirones wurden beim Rudern vom Wind unterstützt, der das rechteckige Segel blähte. Vorn sahen sie den Tross der angehenden Legionäre, die sich in die gleiche Richtung kämpften, nur zu Fuß. Noch waren es kleine Punkte, doch sie würden sie bald eingeholt haben.

  • "Consistite! wir haben unser Ziel erreicht!"


    Der Befehl setzte sich fort. Alsbald kam der Tross zum Stehen, sehr zur Freude der Tirones, welche sogleich begannen, ihre Pflichten wahrzunehmen. Unterstützung wurde ihnen von erfahrenen Milites und ihren Ausbildungsoffizieren zuteil. Das Gelände wurde vermessen und mit Stäben, welche man in das Erdreich trieb, und gespannten Schnüren markiert. Freilich war die Stelle bekannt und barg keine unliebsamen Überraschungen im Gelände, so dass alsbald die Spaten ihrem Verwendungszweck zugeführt werden konnten.


    Behände huben hunderte Tirones zeitgleich einen Graben aus, unter dem wachsamen Blick ihrer Offiziere, die den ein oder anderen zur Eile ermahnten. In Bälde füllte eisiges braunes Regenwasser seine Sohle. Der entstehende Wall aber wurde durch mitgeführte Schanzpfählen gesichert, welche, überkreuz und durch Seile verbunden, effektiven Schutz gewährten, denn der Wall war nur von der Innenseite aus begehbar und fiel nach außen hin steil, glitschig und glatt ab. Man mochte sich bildhaft vorstellen, dass er bei solchem Wetter kaum auf direktem Wege zu überwinden sei:


    Befestigung1.png


    Die heutige Übung barg mannigfache Bedeutung:


    Durch die Wahl ihres Standortes erfüllten römische Militärlager nicht allein die Funktion als Unterkunft, sondern ihnen wohnte eine strategische Funktion als ständige Sicherung gefährdeter Positionen inne. Gleichzeitig waren Lager logistische Knotenpunkte im Versorgungsnetz der Armee, die zur zentralen Sammlung und kontrollierten Ausgabe von Material und Vorräten sowie Reparatur von Ausrüstung und ärztlicher Versorgung von Soldaten genutzt werden konnten. Heute gruben sie an sicherem Ort, doch mochte sich dies ändern, wenn sie dereinst in Feindesland vorstießen.


    Das errichtete Lager wies fürderhin eine Besonderheit auf: Es bot Raum für gerade ein Drittel der Tirones, die momentan anwesend waren. Freilich lag hierin kein Planungsfehler, sondern war Teil des großen Ganzen.

  • Das Anlanden bot keine Herausforderung und verursachte auch keine Probleme. Tiberius Turranius Tarius war zufrieden. Er meldete dem Tribun Seius Ravilla, der die Großübung leitete, seine Ankunft, dann kümmerte er sich wieder um seine Männer. Trotz der Kälte stiegen die Tirones der Classis mit den Füßen in das flache Wasser, um das Material abzuladen, das sie auf der Keto mitgeführt hatten. Das war ein Teil jener Dinge, die sonst auf Karren den Tross einer Legion begleiteten. Freilich war heute alles minimalistisch gehalten, aber doch funktional. Während die Legio den Wall errichtete, machten sich die Tirones der Classis daran, die Zelte in den abgesteckten Bereichen innerhalb des Lagers aufzubauen.

  • << RE: [Grundausbildung] Tiro Faustus Iunius Rupa


    Nach ihrem ersten Marsch, der den meisten zermürbend lang und schmerzhaft vorgekommen sein dürfte, erreichten die Tirones der Ala das Marschlager, welches von den Tirones der Legio und der Classis vorbereitet worden war. 20 römische Meilen brachten einen trainierten Soldaten zwar nicht an seine Grenzen, aber durchaus ins Schwitzen. Bei einem Tiro mit wundem Unterboden konnte das schon anders aussehen. Der Wall mit den Schanzpfählen stand schon, ebenso die meisten Zelte. Im braunen Wasser des Rhenus lag die Keto vor Anker. Sabaco erkannte dieses Kriegsschiff schon von weitem ... sein Kriegsschiff. Er kam nicht umhin, Eifersucht zu verspüren, weil sie jetzt von einem anderen kommandiert wurde. Aus dem Marschlager drang der Duft gekochten Essens. Es war doch schön, so fürsorglich empfangen zu werden.


    Am neu angelegten Campus traf die Ausbildungsturma sich zum Antreten. Sabaco war gespannt, in welchem Zustand sich seine Männer befanden und wie viele auf Maultieren hergebuckelt werden mussten. Seine Augen blitzten in sadistischem Vergnügen, man konnte seinen Blick aber auch mit guter Laune verwechseln.


    "Venite*", sagte er fast schon sanft.


    Sim-Off:

    *Antreten

  • Faustus hatte die Wegstrecke ziemlich gelassen hingenommen, natürlich war sie anstrengend gewesen doch nicht wirklich fordernd. Das meiste trugen die Maultiere und Dank der Fürsorge des harten Decurios durften sie ohne viel Ausrüstung durch die Gegend schlappen. Überraschenderweise gab es kaum Tirones die Ausfallerscheinungen hatten, bis auf drei Mann. aber diese konnten nach einer kleinen Transportpause auf den Maultieren sich wieder dem Marsch der Kameraden anschließen. Selbst Randolf, der anfangs noch gejammert hatte war schließlich mit gelaufen und hatte sich der Tortur unterworfen. Teilweise gab es sogar den einen oder anderen der ein flottes frivoles Lied während des Marsches angestimmt hatte. Sein Vater hatte ihm gesagt solange der römische Soldat über den Vorgesetzten schimpfen konnte und während einer Übung immer noch Lieder über die Lippen kamen, solange war alles in Ordnung. erst wenn nur noch eine unangenehme Ruhe herrschte wurde es wirklich gefährlich. Wie auch immer sie liefen ihre Meilen runter und kamen endlich an einem Marschlager an, dass zum Großteil bereits vorbereitet worden war. Faustus war wirklich glücklich darüber nicht auch noch schanzen zu müssen, es war fast schon Luxus.

    Und natürlich bellte der Decurio wieder laut alle an um sie antreten zu lassen. War ja klar dass das dicke Ende noch kommen würde. Und trotzdem war die Stimmung der Ausbildungsturma gut, überraschend gut sogar. Gut sie alle stanken durch den Schweiß wie Paviane, doch mit ein bisschen Wasser war das schnell erledigt. Die Truppe stand schnell in reihe und Glied und machte einen zackigen Eindruck trotz der verschwitzten Gesichter. Manch einer hatte sogar ein leichtes Grinsen auf den Lippen. Und anscheinend mochten die Männer diesen harten Hund von Decurio. Faustus hatte sowieso einen Narren an ihm gefressen und außerdem wollte er ja der besser Soldat der Ala werden. Jawohl ja zum Hades noch mal wie die Griechen zu sagen pflegten.

  • Na, das sah doch noch ganz vorzeigbar aus, was sich hier versammelt hatte. Selbst die Kameraden, die unterwegs kurzzeitig schlapp gemacht hatten, standen jetzt wieder. So sollte das sein. Doch sollten sie geglaubt haben, dass es damit gut sein würde für heute, hatten sie sich getäuscht.


    "Ich bin mit eurer Leistung zufrieden. Ihr habt jetzt eine Stunde Pause, in der ihr euch ausruhen könnt. Esst was, trinkt was, geht auf die Hütte. Nach Ablauf einer Stunde treffen wir uns erneut hier auf dem Campus zum Waffentraining gemeinsam mit der Legio und der Classis. Wir verwenden dazu die hier deponierten Übungswaffen. Ich möchte, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigt, weil auch einige Stabsoffiziere anwesend sein werden. Abite."

  • Das war ja entzückend jetzt mussten sie sich vor anderen Einheiten zum Affen machen lassen. Gut die Pause war schon gut und würde etwas bringen um wieder auf Vordermann zu kommen. Gut mit dem Kampf gegeneinander hatte Faustus nicht wirklich ein Problem eher war das eine Erleichterung für ihn um wenigstens ein bisschen aktiv zu werden. So schlenderte Faustus mit Randolf durch das Lager um einige Nahrungsmittel zu organisieren. Die Essensuche war für Faustus schon in Leib und Seele übergegangen und war neben der Waffen- und Ausrüstungsreinigung das nächstwichtigste. So strolchten die beiden durch das Lager und sammelten essbare Dinge in ihren Brotbeutel ein. Normalerweise war das nicht notwendig, aber Faustus ließ sich lieber von seinem Instinkt leiten. Was man hatte das hatte man. Schließlich war die Stunde vorbei und die beiden Tirones kehrten zum Sammelpunkt zurück um sich überraschen zu lassen.

  • Sabaco hatte einen Fehler gemacht, ohne es zu merken: Er hatte vergessen, seine Tirones darauf hinzuweisen, dass es heute ausnahmsweise eine Gemeinschaftsküche gab und dass die Legio für alle gekocht hatte. So stromerten seine Leute hungernd, feilschend und bettelnd durchs Lager, ohne dass Sabaco es merkte, weil er selbst bei den Offizieren aß und sich mit ihnen über die Übung unterhielt. Als die Stunde rum war, traten alle wieder an. Wenn die Tirones auf einen epischen Kampf gehofft hatten, wurden sie enttäuscht. Der Drill bedeutete zunächst einmal Routine. Inzwischen waren auf dem Campus große Baumstämme aufgestellt worden, daneben Gerüste mit Holzwaffen und geflochtenen Schilden. Diese wurden nun an alle Tirones ausgegeben. Auch Sabaco rüstete sich damit aus.


    "Diese Übungswaffen und Übungsschilde haben das vielfache Gewicht von jenen, die ihr später im Gefecht tragen werdet. Wir beginnen mit der Spatha, der wichtigsten Waffe des Reiters. Erst, wenn ihr alle Waffentechniken sicher zu Fuß beherrscht, werdet ihr sie Mann gegen Mann testen und schlussendlich auf dem Pferd üben. Ich will hier keinen sehen, der während einer Übung mit der scharfen Waffe auf einen der unseren losgeht. Denjenigen prügel ich dermaßen grün und blau, dass er nicht mehr weiß, ob er Junge oder Mädchen ist."


    Sabaco marschierte langsam vor der Truppe entlang und hielt eine seiner Reden:


    "Die römische Spatha ist zwischen 75 cm und 110 cm lang und besitzt stets eine etwa 4 bis 6 cm breite Klinge. Die Schneiden verlaufen parallel oder mit sehr geringer Verjüngung und sind oft selektiv gehärtet. Die Spatha wiegt etwa 1 kg. Hört sich nicht viel an, aber bedenkt die Klingenlänge und die entsprechende Hebelwirkung. Das ist etwas anderes als ein süßer kleiner Gladius. Ihr könnt euch ausrechnen, was eure Übungswaffen wiegen. Ihr werdet in nächster Zeit starke Handgelenk- und Unterarmschmerzen haben."


    Er klang, als ob ihn das freuen würde.


    "Die Spatha haben wir von den Germanen übernommen. Während bei ihnen aufgrund des teuren Stahls nur wohlhabende Krieger der Oberschicht sich den Besitz erlauben können, weshalb sie dort auch ein Statussymbol ist, hat jeder von euch von Rom eine solche Waffe gestellt bekommen. Umgekehrt bedeutet das, dass wir es vor allem mit Kriegern zu tun haben, welche den Speer als allgemeine Schwerpunktwaffe nutzen."


    Nun blieb er stehen.


    "Die Spatha wird mit einer Hand geführt. Euch ist sicher schon der Griff aufgefallen, der auch für einen Einhänder extrem kurz ist, und in den Augen des Laien kaum handhabbar erscheint. Tatsächlich unterscheidet sich die Handhabung der Spatha immens von der anderer Schwerter. Und zwar fassen wir den Griff schräg, wobei der Handballen auf dem Knauf liegt. So!"


    Er zog seine Holzwaffe und demonstrierte den Tirones die korrekte Grundhaltung.


    "Dank des niedrigen Gewichts und der zum Griff hin gleichmäßig dünner werdenden Klinge sind Spathae sehr agil und führig. Es sind reine Hiebschwerter! Was heißt das? Tiro Iunius Rupa? Wie handhabt man eine Spatha? Erst für alle erklären und dann mit der Holzwaffe am Holzpfahl demonstrieren."


    Er fragte erneut diesen Tiro, da er wusste, dass dieser bereits Erfahrung mit der Waffe hatte.

  • Faustus nickte zu den Ausführungen des Decurios, denn sie stimmten absolut überein mit den Erfahrungen die er selber schon mit der Waffe gemacht hatte. Und nun sollte er den Kameraden erklären was die Spatha konnte und selber am Holzpfahl demonstrieren wie er Hieb durchgeführt wurde. Wie oft hatte Faustus schon seine Spatha in menschliche Körperteile versenkt, wie viele der so Getroffenen starben indirekt an den Hieben. Faustus hatte aufgehört die Toten zu zählen. Ihm war es mittlerweile egal, dass er vielen Menschen den Tod gebracht hatte. So sammelte er sich kurz um seine Ausführung beginnen.

    "Grundsätzlich kann die Spatha in verschiedener Weise genutzt werden, sogar als Stichwaffe. Allerdings seid ihr dann in schwerer Bedrängnis und kämpft um euer Überleben. Im Nahkampf auf Stichlänge heranzukommen ist aufgrund der Reichweite der Waffe schwer möglich und jeder Stich den ihr setzt wird ggf. der letzte sein. Warum also die Spatha als Hiebwaffe nutzen? Ganz einfach Hiebe mit dieser Waffe geführt lassen schreckliche Wunden entstehen, die die meisten Gegner kampfunfähig macht oder sie sogar tötet. Und dies sogar durch Schutzausrüstungen und Panzern hindurch. Ich kann einem Mann mit einem Hieb den Helm spalten und somit auch sein Gehirn. Dies gilt genauso für eine am Körper getragene Rüstung. Sollte diese Rüstung schwer zu knacken sein, sorgt der Hieb aber dafür das dem Gegner erst einmal kurzfristig die Luft ausgeht und dadurch könnt ihr nachsetzen. Als Reiter ist die Spatha hervorragend geeignet von oben den Feind zu attackieren um so schnell es geht den nächsten Feind auszuschalten. Es geht rein um töten oder getötet zu werden. Für den Kampf um euer Überleben geht es darum egal mit welcher Waffe ihr kämpft eurem Feind schnellstmöglich einen tödlichen Schaden zuzufügen. Im Kampf gibt es keinen zweiten Sieger sondern nur euren Tod wenn ihr nicht aufpasst." Grimmig hatte Faustus dies herausgebellt um den Kameraden klar zu machen um was es wirklich ging. Er hatte schon zu viele junge Männer in ihrer Überheblichkeit gesehen die dem Tod durch einen Fehler begegnet waren.

    Anschließend schritt Faustus an den Trainingspfahl heran und zeigte erst einmal einen unsinnigen Stichversuch, durch den erkennbar wurde für was man diese Waffe nicht nutzen sollte. Dann begann er in ryhtmischen Bewegungen mit zahlreichen Hieben den Pfahl zu bearbeiten. Dabei splitterte öfters das Holz, da Faustus das Holzschwert mit großer Geschicklichkeit und großer Kraft führte. ein erfahrener Kämpfer konnte sofort erkennen, dass Faustus ein harter Gegner sein würde und bereits Erfahrung im töten von Feinden gemacht hatte. Im gleichmäßigen Schlag hämmerte das Holzschwert auf den Pfahl ein und ließ erkennen, wie Schwert und Kämpfer miteinander verschmolzen und den größtmöglichen Schaden zu erzeugen.

    Faustus hörte dann auf mit den Hieben und wandte sich an seine Kameraden: "Ihr seht also wie intensiv die richtige Schlagführung ist um euere Kraft als Energie auf das Schwert zu übertragen und dadurch eine gewaltige Hiebwirkung zu erzeugen."

  • Sabaco nickte. "Dem ist nichts hinzuzufügen. Tirones, an die Pfähle!" Er beobachtete, wie die Männer sich verteilten und ihre Übungen begannen. Dabei ging er herum und nahm hier und da Korrekturen vor. Eine Spatha beherrschte man nicht am ersten Tag fehlerfrei, doch hier ging es um die Grundlagen. Alles weitere würde sich im Laufe des Trainings ergeben.

  • Faustus ging mit Randolf zurück zu einem Pfahl und zeigte ihm die Griffhaltung sowie die Schlagreinfolge um gleichmäßig mit mittlerem Kraftaufwand den Pfahl zu maltretieren. Es sah auch ganz brauchbar aus obwohl Randolf mit der Zeit der Schweiß von der Stirn tropfte und auch der Oberkörper immer mehr Flüssigkeit produzierte. Doch gleichmäßig hämmerte das Holzschwert gegen seinen Feind en Pfahl. Faustus nickte anerkennend, denn Randolf strengte sich ordentlich an und ließ sich keine Müdigkeit anmerken. Als Randolf alles soweit im Griff hatte trat Faustus vor seinen eigenen Pfahl und begann mit einer Schlagzahl den Pfahl zu bearbeiten. Er war jetzt voll in seinem Element und steigerte immer mehr die Anzahl der wuchtigen Hiebe. Endlich lief auch Faustus der schweiß hinab und so erhöhte er ein letztes Mal die Schlaganzahl. Es hörte sich mittlerweile wie ein gleichmäßig fließendes Geräusch an. Tacka die tacka die tacka die Tacka. Während der Übung musste Faustus an seine jüngste Vergangenheit zurückdenken und wie er die Gegner bei Hildas Schändung ausgeschaltet hatte. Das war noch einmal etwas ganz anderes wie das spielerisches Üben mit dem Schwert. Grimmig und Hass erfüllt trieb Faustus sein Schwert immer heftiger gegen en Pfahl. Es splitterten jetzt größere Stücke vom gehärteten Pfahl.

  • Irgendwann kam der Pfiff, der das Ende ankündigte. Die Tirones durften nach dem Aufräumen der Waffen etwas trinken und einige Minuten verschnaufen. Dann ging es weiter. Erneut mussten sie antreten. Diesmal war ihnen eine Lanze mit Holzspitze ausgehändigt worden. Wie die Übungsschwerter war sie deutlich schwerer als die Waffe, die sie später im Einsatz haben würden.


    Spätestens jetzt wurde klar, dass sie hier im Lager eine Beschleunigung der Ausbildung erlebten. Sie bekamen hier die Grundlagen aller Waffen im Schnelldurchlauf eingeprügelt. Womöglich gab es einen konkreten Anlass zu dieser Maßnahme ...


    Diesmal fragte Sabaco einen anderen Tiro, der ihm ebenfalls positiv aufgefallen war: "Randolf. Wie setzen wir die Lanze ein?"

  • Tribun Galeo Seius Ravilla schritt mit seiner üblichen Entourage durch das Übungsgelände, bestehend aus Leibsklave und Ordonnanz. Ergänzt wurde die Gruppe von weiteren Tribuni und deren eigener Gefolgschaft unterschiedlicher Größe und Representativität. Sich mit seinen Kollegen im Amt austauschend und fachsimpelnd, inspizierte er den Ausbildungsstand der Tirones seiner Legio, verglich ihr Können mit den Fertigkeiten, welche die Tirones der Ala und die Classis vorweisen konnten.


    Auch fragte er jene Ausbildungsoffiziere, die gerade für ein Gespräch zur Verfügung standen, nach ihrer Einschätzung zu diversen Details. Man begegnete dem vornehmen Tribun mit dem fernöstlichen Akzent reserviert. Wollte er es ihnen verübeln, wo er doch als Tribunus laticlavius, wie engagiert er sich auch zeigen mochte, weitaus weniger Erfahrung als die meisten Milites gregarii vorzuweisen hatte?


    Tribuni kamen und gingen, für die meisten Inhaber dieses Offiziersranges war der Dienst nur ein notwendiger Schritt auf der Karriereleiter. Selten war ihr Wirken von Dauer. Es waren die Centurionen und Decurionen, welche dem Exercitus Romanus Beständigkeit lieferten. Doch war Ravilla gewillt, allen Widrigkeiten zum Trotz diesmal eine glänzende Amtszeit zu absolvieren und sich nicht einschüchtern zu lassen von der Kälte, die ihm in Germania superior entgegenschlug.


    Mit dem Nebenmann Konversation betreibend, scharf beobachtend, setzte er seine Runde fort.

  • Randolf schreckte erschrocken auf als sein Name fiel. Sonst wurde Faustus immer gefragt und so kam die Frage des Decurios überraschend für Randolf. So stotterte er vor lauter Aufregung und vor allem unsicher begann er irgendetwas über die Lanzen zu fabulieren. " Ja. .. äh ... also ich meine .... äh also ... die Lanze ist zum stechen da. Damit .... äh kann ich einen Gegner aus der Entfernung stechen. Und halte ihn ...äh auf Reichweite. Also ... äh .... so ähnlich also."

  • Das musste natürlich passieren, während zwei Tribuni der Ausbildung beiwohnten! Sabaco ließ einen Atemzug verstreichen. Vermutlich erwarteten die Tirones ein Donnerwetter. Doch in geradezu väterlicher Manier sagte er: "Die Grundzüge stimmen, aber ich möchte von dir eine Antwort hören, die dem Gespräch mit deinem Offizier würdig ist. Nun noch einmal langsam. Nimm dir einen Moment zum Nachdenken, bevor du antwortest: Wie setzen wir die Lanze ein?" Und während er so arschfreundlich sprach, sah er den Tiro mit einem Blick an, der deutlich machte, dass er mit seinem Gesicht in diesem Moment am liebsten den Campus gewischt hätte.

  • Faustus stand daneben und hörte sich das Gestammel von Randolf mit an. Der Decurio wirkte nach außen ganz ruhig, aber mittlerweile kannte Faustus den Mann schon ein bisschen und so wusste er das der Decurio kurz vor der Explosion stand. Durch Randolfs Herumgestottere verlor ihr Vorgesetzter gerade sein Ansehen vor dem Wichtigtuer von Patrizier. Faustus überlegte so schnell es ging wie er dem Decurio helfen und die Situation retten konnte. Es konnte doch nicht sein das sich die Ala als Haufen von Volltrotteln präsentierte. Faustus Einheit war zwar noch in der Ausbildung, aber der Decurio hatte ihnen bereits den Kameradschaftsgeist eingeimpft.


    Daher entschloss sich Faustus einzugreifen und unterstützte Randolf bei der Beantwortung um dem Decurio Hilfe zukommen zu lassen. „Decurio, Tiro Randolf meint natürlich das die Hasta eine Länge von 2 m hat mit einer 20 cm langen Spitze um durch Zustoßen und Zurückziehen einem Feind Schnitt- und Stichwunden zu versetzen und ihn dadurch auf Abstand zu halten. Einsetzen lässt sich die Hasta im Formationskampf oder gegen Reiterei. Außerdem nutzt die Ala die Waffe in der Formation als Schockkavallerie um Fußtruppen zu demoralisieren. Andere Völker nutzen sogar die Lanzen mit 4 – 6 m Länge.“ Hoffentlich war das alles so richtig und nutzte dem Decurio um besser dazustehen vor dem Lackaffen von Patrizier. Vielleicht schätzte Faustus den Mann auch verkehrt ein, aber die wenigen Male bei denen Faustus Kontakt zu Patriziern hatte waren die alle überheblich und arrogant erschienen. Da war ihm der Decurio viel lieber mit seinen Macken, denn tatsächlich sorgte der Mann sich um seine Männer nach dem Motto: Harte Schale, weicher Kern. Randolf selber stand daneben wie ein Häufchen Elend und nickte zu allem was Faustus sagte mit einem zustimmenden Lächeln. „Oh Mann ich habe dir gerade deinen Arsch gerettet du Hohlbirne.“ So dachte Faustus noch und blitzte Randolf wütend an. Doch für den Patrizier sollte alles brauchbar und sinnvoll aussehen und ihm weißmachen, dass es nur gute Leute in der Ala gab. Ganz davon abgesehen würde sich die Befähigung der Soldaten erst im richtigen Kampf beweisen.

  • Wenigstens einer der mitdachte. Trotzdem würde Sabaco Randolf nicht einfach davonkommen lassen. Kein Fall war hoffnungslos. In jedem Tiro steckte ein Krieger und jeder besaß irgendeine Stärke, man musste sie nur finden. Randolf würde in Zukunft von Sabaco noch härter rangenommen werden, bis er ihm zeigte, was in ihm steckte. Sabaco hatte im Laufe seiner Zeit als Ausbilder schon den ein oder anderen Tiro zum Heulen gebracht. Bei dem Gedanken grinste er zufrieden, was man durchaus mit Freude ob der formvollendeten Ansprache von Iunius Rupa verwechseln konnte.


    "Das geht in die richtige Richtung, Tiro Iunius Rupa", sagte er. "Mit 2 m Länge schätzt du die Waffe allerdings etwas kurz. Wir verwenden Lanzen von 2,50 m bis 4 m Länger. Mit 1,2 bis 2 kg ist sie trotz der Länge ziemlich leicht, was wichtig ist, da wir sie mit Schild ausgerüstet einhändig führen. Der Schaft hat an seinem unteren Ende einen zugespitzten Schaftfuß, mit dem die Waffe in den Boden gerammt werden kann. Ursprünglich war die Lanze die Hauptkampfwaffe aller Legionssoldaten und bis Marius noch die der Triarii. Einzig bei der Reiterei blieb sie bis heute in Gebrauch. Im Gegensatz zu Wurfspeeren wird die Lanze nicht geworfen, sondern dient als schräg in den Boden gerammte Abwehrwaffe oder - für uns als Reiter entscheidender - als Stoßwaffe im Nahkampf."


    Er zeigte eine echte Waffe und ging mit ihr an der Reihe der Tirones vorbei. Die Theorie mochte den ein oder anderen langweilen, doch da der schulische Unterricht schliff, blieb Sabaco nichts anderes übrig, als seinen Tirones das Wissen auf dem Campus zu vermitteln.


    "Schaut euch die Spitze an: Die Klinge entspricht von Größe und Gewicht einem Pugio, ist also eher 30 cm lang. Damit richtet man ordentlich Schaden an. Der Speer ist aber auch aus anderer Sicht für euch wichtig zu kennen: Er ist die Hauptkampfwaffe der Germanen. Im Gegensatz zum Umgang mit dem Schwert lernt man den Kampf mit dem Speer sehr schnell. Außerdem ist die Waffe im Gegensatz zu Schwertern billig herzustellen.


    Was uns zur nächsten wichtigen Frage bringt. Wir haben eine Horde wütender Germanen mit Speeren von uns. Wie reagieren wir also auf sie? Rennen wir mit unseren eigenen Speeren auf sie zu, weil wir ja Schilde haben? Oder, da du die Schockkavallerie ansprachst, reiten wir mit unseren Pferden in sie hinein? Was tun wir, Tiro Iunius Rupa?" Sabaco blieb stehen und sah seinen Musterschüler an, während er gedanklich ein wenig in Fantasien bezüglich der künftigen Behandlung von Randolf schwelgte.

  • Gut der Decurio hatte die Hilfe angenommen und Randolf war fürs erste noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Doch der Decurio wäre nicht er selber, wenn Randolf nicht doch noch sein blaues Wunder erleben dürfte. Die Erklärungen die dann erfolgten übermittelten den Tirones einen kompletten Überblick über die Waffe selber. Und dadurch wurde auch klar wie wichtig die praktische Handhabung für sie alle sein dürfte. Faustus hatte gehofft das sie jetzt wieder zum praktischen Teil übergehen würden, doch weit gefehlt, denn mit seiner Frage überrumpelte der Decurio auch Faustus. Faustus war jetzt schwer am überlegen. Was würde er in so einer Situation unternehmen, wenn eine Horde speertragender Germanen vor ihm auftauchen würde? Hm, Hm …. Schwierig sehr schwierig.


    „Nun die Frage ist nicht leicht zu beantworten, grundsätzlich würde ich nie den Vorteil des Reiters aufgeben und zu Fuß gegen einen Gegner antreten, wenn es denn nicht sein müsste. Und wild drauflos zu rennen dürfte unweigerlich zu einem Massaker unter uns führen. Dann kommt hinzu welcher Germanenstamm gegen uns gerichtet wäre als Feind. Bei den Chatten würde ich mich nicht auf einen Kampf mit dem Speer einlassen und schon gar nicht mit einer Infanterieformation dagegenhalten. Die Chatten sind einer der wenigen germanischen Stämme die den Legionären ebenbürtig sind im Formationskampf. Und diesen wenden sie definitiv gegen uns Römer an. Bei einem Angriff zu Pferde als Schockkavallerie müsste ebenfalls sehr vorsichtig agiert werden, denn zum einen kommst es auf die Anzahl der Gegner an, dann inwieweit diese eingeübt sind und wenn es Chatten wären würden sie uns definitiv von den Pferden holen. Als Schockkavallerie anzugreifen nur dann, wenn genügend Manpower vorhanden ist, da auf jeden Fall mit Verlusten zu rechnen wäre. Bei einer formierten Germanenhorde würde ich die Beweglichkeit der Reiterei zu meinem Vorteil nutzen und versuchen den Feind aus der Entfernung zu bekämpfen. Weiterhin müssten wir dabei die Umgebung beobachten ob sich noch andere Germanen verborgen halten. Als Einsatz der langen Speere durchzustechen und zurückziehen solange bis der Gegner nachgibt. Sollten wir als Turma auftreten und einen formierten Gegner von 100 – 200 Mann vor uns haben sollten wir sehr vorsichtig agieren. Für einen Formationskampf sind die schwer gepanzerten Legionäre eher geeignet, die grundlegende Aufgabe einer kleinen Turma würde eher im Bereich der Aufklärung oder ggf. der Unruhestiftung im rückwärtigen Gebiet liegen.“


    Das waren die Überlegungen Faustus zum Thema und er sich 100 prozentig sicher, dass bei einem chattischen Infanterieverband die Turma keine Chance hätte in die gegnerische Abwehr einzudringen. Und wenn ja dann würden nicht genügend Soldaten übrig bleiben um erfolgreich den Gegner zu vernichten.

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