Mors Super Romanos Venit - Der Tod komme über die Römer

  • Die Grenze an und um den Limes war immer von Unruhe geprägt. Mal mehr mal weniger kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Germanen und den römischen Besatzern. Setzen konnten dabei durch die germanischen Stämme langfristige Erfolge verbucht werden.

  • Dankwarts Dorf


    Die Krieger unter Führung Dankwarts ließen sich gen Limes treiben, während die Nacht dafür sorgte das die kleine Streitmacht den Blicken etwaiger Beobachter entzogen wurde. Der Verräter der Classis hatte Wort gehalten, so dass auf dem ganzen Weg kein einziges Kriegsschiff zu sehen war. Schon bald kam der Limes in Sicht, so dass man die beleuchteten Wachtürme erkennen konnte. Doch diese scherrten Dankwart nicht, da sie ja wussten wo sie anlanden konnten ohne gesehen zu werden. Und genau so war es auch, die Stelle der Anlandung war verdeckt und uneinsehbar für die Besatzungen der Wachtürme, so dass die Boote der Germanen mit leisem Knirschen auf das Ufer aufliefen. Schnell booteten die Krieger aus und trugen alle Waffen und Ausrüstungsteile an das Ufer. Dort rüsteten sich die Krieger mit allem notwendigen aus und sahen schrecklich in ihren blauen Körperfarben aus. Zum Abschluss wurden noch die Trinkbeutel mit der besonderen Flüssigkeit im Kreise der Männer ausgegeben, so dass sie sich nun in germanische Beserker verwandeln konnten.


    Die Germanen schlichen sich nun langsam durch das Dickicht in Richtung des offenen Geländes vorwärts und befanden sich sehr schnell im Hinterland des Limes. Dankwart teilte die 60 Mann in drei Gruppen, während bei den Booten 10 Mann als Bewachung zurückgeblieben waren. Die drei Gruppen splitterten sich auf in drei Richtungen und verschwanden in der Dunkelheit. Schon bald erleuchteten Feuerschein die Dunkelheit und hier und da trieb der Schall die Schreie von Frauen und Kindern, wie auch Gefechtslärm einem neutralen Beobachter ins Ohr. Dankwart selber hatte sich einer Gruppe angeschlossen und rückte auf einen römischen Gutshof vor. Schnell schlichen sich die Krieger heran und drangen auf ein gemeinsames Zeichen in den Gutshof ein. Dort wurden wahllos Sklaven wie Römer niedergemacht ohne Rücksicht auf Verluste und es kam zu bestialischen Bildern. Frauen und junge Mädchen wurden zusammengetrieben und und brutal von den Germanen vergewaltigt. Die Schreie der Hilflosen erfüllte die Dunkelheit doch mitleidlos verstummten ihre Schreie und hinterließen ein Schreckensfeld der Verwüstung und des Grauens. Nachdem die Germanen weitergezogen waren blieb ein Todeshauch über dem verwüsteten Gutshof, am Boden lagen die Leichen verstreut, Frauen und Mädchen zu Tode geschändet, Kleinkinder und Babys lagen an den Hauswänden an denen man sie erschlagen hatte. Es war ein gespenstisch unwirklicher Anblick der einem Betrachter die Tränen in die Augen trieb.


    So ging der Überfall weiter von Hof zu Hof und alles was den Germanen in die Hände geriet wurde erbarmungslos geschlachtet. Eine Schneise der Verwüstung zog sich im Hinterland des Limes dahin, währen sie die Schrie der Gequälten im dunklen Himmel sammelten und dort verebbten.

  • Wochenlang hatten sie sich hinter dem Limes verborgen, beobachtet. Inzwischen sahen sie mehr aus wie eine Horde Söldner in ihrer Mischung aus Rüstung und Fellen. Ihre Waffen waren mit einer Patina bedeckt, jedoch saßen sie locker in der Scheide und waren Rasiermesserscharf.

    Ocella, du nimmst dir 6 Mann und erledigst die Wachen bei den Booten, lasst sie dann ins Wasser und den Fluss hinunter treiben. Danach verbergt ihr euch und wartet auf Rückkehrer... sein Blick ließ dabei keinerlei Zweifel über deren Behandlung aufkommen.

    Dankwart, so hieß der neue Führer dieser mordlüsternen Bande,...Dankwart. Er sollte bis zum Schluß leben um dann in Qualen zu sterben. Dieser Affront gegen das Imperium und seine Bürger und Schutzbefohlenen durfte nur in einem Exempel enden.

    Sie klopften sich auf die Schultern und nickten einander grimmig zu. Dann verschwand Ocella mit seinen Männern in Richtung Fluß.

    Varro ließ aufsitzen und folgte der Bande an den Spuren die sie gelegt hatten und mit jedem Schritt den sie taten, jedem Opfer das sie fanden wandelte sich das Entsetzen in Wut und je weiter sie kamen in grimmigen Zorn.

    Unweit einer Villa Rustica bemerkten die Speculatores einen Haufen Barbaren. Varro ließ absitzen und verteilte seine Männer in Dreiergruppen im Gelände. Die siegestrunkenen Barbaren liefen in Rotten,...es waren etwa 20 Mann. 1:1 also...

    Varro gab das Signal und wie Wölfe näherten sich seine Männer den siegestrunkenen Mördern die mit allerlei prahlten bis die ersten gurgelnd an ihrem eigenen Blut erstickten. Varro löste den Pelz und offenbarte den Brustharnisch. Seine bläuliche Spatha glitt sirrend aus der Scheide und durchtrennte zwei hochgerissene Unterarme eines verblüfft dreinschauenden Barbaren. Der geraubte Goldschmuck glitt mit den Stümpfen zu Boden und bevor er einen Schrei tun konnte fuhr ihm die Spatha in den Mund um am hinteren Schädel mit einem leichten Knirschen wieder heraus zu kommen.

    Varro zog die Klinge zurück und betrachtete kalt den noch röchelnden Barbaren während seine Männer an ihm vorbeiglitten um dieser Schar den Rest zu geben.

    Varros Blick fiel auf die Villa Rustica...er nickte, wandte sich um, gab den Calones ein Zeichen zum Nachrücken mit den Pferden und zog weiter. Leise folgte dem Unwetter des Germanensturms Varros Turma und Gerechtigkeit zu üben und den Getöteten die Schmach zu nehmen.

  • Ocellas Trupp näherte sich der Stelle an denen die Boote vertäut lagen. Sie ließen zwei Mann mit Instruktionen bei den Pferden zurück und näherten sich vorsichtig der Stelle. Rein Äußerlich waren sie nicht als Römer zu erkennen. Felle und Decken verbargen ihre Kettenhemden und Waffen. Sollten sie entdeckt werden würde man sie höchstwahrscheinlich für zurückkehrende Plünderer halten…und das war Ocellas Plan. Sie sollten in Sicherheit gewogen werden um sie dann nieder zu machen.


    Ocella fand das gar nicht so abwegig, sie hatten inzwischen Bärte, ihr Haar war länger und ihr Geruch war eine Melange aus Pferdeschweiß, Rauch und Blut.


    Wie vereinbart setzten sich zwei der Männer seitlich ab um mit ihren Bögen Stellung zu beziehen…


    Ocellas Blick suchte die Wachen,…10 sollten es laut Speculatores gewesen sein. Er zählte nur 8.


    Da!


    Sie wurden entdeckt. Nun hieß es perfekt zu inszenieren! Ocella warft einen Blick auf die beiden Schützen die sich inzwischen in einer über Kreutz liegenden Position befanden und im Dickicht der Uferbewaldung verschwunden waren.


    Die beiden Pferdewachen hatten die Order bei einem Gefecht rechts und links mit den Pferden auf die Gruppe zuzureiten, mit viel Geschrei…Ocella konnte dann die Verwirrung nutzen und Fakten schaffen. Flüchtende sollten den Schützen vorbehalten sein.


    Eigentlich ein guter Plan.

  • Dankwarts Trupp war auf dem Rückweg und versuchte so schnell wie möglich die Anlandestelle mit den Booten zu erreichen. Als die Truppe schon sehr nahe am Bootsplatz war konnte Dankwart erkennen, dass seine Männer an den Booten von fremden Kriegern umzingelt worden waren. Für sie gab es keine Rückzugmöglichkeiten mehr und waren bereits verloren. Nun stand er vor der Qual der Wahl die Männer durch seine Männer zu unterstützen oder zu versuchen mit seiner Gruppe zu verschwinden. Dankwart entschied sich für das letztere und so zogen sie sich ungesehen zurück. Dankwart machte seinen Männer kurze knappe Zeichen und so schlichen sie der zweiten Ausweichlandestelle entgegen. Während sie sich jetzt aufrecht fortbewegen konnten und so zügig vorankamen begegneten ihnen noch ein paar Versprengte eines anderen Trupps. In einem kurzen Gespräch teilten diese Dankwart mit, dass sie von Römern überfallen wurden und schwere Verluste erlitten hatten. Die paar Männer die entkommen waren wurden nun mit genommen im dahinfliehenden Trupp. Schließlich erreichten sie die Ausweichstelle und sahen vom Ufer auf den Rhenus.


    Plötzlich tauchte aus der Dunkelheit ein römisches Kriegsschiff auf und steuerte zielstrebig auf die Landestelle zu. Die Römer zogen die Ruder ein und liefen mit schwacher Geschwindigkeit auf die Germanen zu. Kam es jetzt zum endgültigen Kampf und der Vernichtung der Germanen? Als das Römerschiff schon sehr nahe war erhob sich eine Gestalt an Bord und rief zu Dankwart und seinen Kriegern rüber: "Salve Dankwart, wie mir scheint sind wir rechtzeitig gekommen um dich und deine Männer aufzunehmen. Wir haben einen Auftrag von einem guten Freund von dir erhalten." (Es war die Gestalt in dem dunklen Umhang gewesen, der bereits Dankwart die Landestellen verraten hatte. Der wahre Verräter unter den Römern hatte sich nicht gemeldet und blieb unerkannt im Hintergrund. Die Männer die Dankwart abholten waren die neu gegründete Verrätergruppe, die als Ablenkung fungieren sollten. Doch das wussten die Römer nicht.)


    "Hahaha da haben wir aber Glück im Unglück. Unser Überfall war zwar erfolgreich, doch anscheinend wurden wir bereits von irgendwelchen Kriegern erwartet. Dann lass uns schnell an Bord und von hier verschwinden, nicht das doch noch jemand uns entdeckt." Gesagt getan und so stieg der Trupp um Dankwart schnell auf das römische Kriegsschiff. Und schon wurde schnell vom Ufer abgestoßen und mit gewaltigen Ruderbewegungen erreichte das Schiff die Dunkelheit um in ihr unerkannt zu verschwinden. Dankwart selber stand sinnend an Deck und ließ die vergangenen Stunden Revue passieren. Die Operation war planmäßig angelaufen und sie hatten soviel wie möglich Schaden angerichtet. Doch irgendwie und irgendwo waren die Römer aufmerksam geworden. Und sie hatten wie gewohnt hart zugeschlagen. Die Verluste waren hoch von 70 Mann waren ganze 30 Männer übrig geblieben. Doch die Römer hatten bluten müssen und viele Römer ließen ihr Leben. Ob Frau, ob Kind ob Mann sie hatten niemand verschont. Grimmig lächelte Dankwart als er an das angerichtete Grauen zurück dachte. Sie hatten die Frauen die geschändet wurden dabei zusehen lassen wie ihre Kinder an den Häuserwänden zerschmettert wurden. Den Schwangeren hatten seine Krieger die Bäuche aufgeschlitzt und sie ausbluten lassen. Die Männer waren blutüberströmt von all dem vergossenen Blut. Und doch waren alle sehr zufrieden den Römern einen solchen Schlag versetzt zu haben. Nun waren sie wieder in den germanischen Gefilden und wurden von dem Römerschiff ausgeschifft um in der Dunkelheit mit den zurückgelassenen Pferden zur Siedlung zurück zu kehren. Dankwart nahm sie vor den nächsten Angriff mit viel mehr Kriegern durchzuführen und ein regelrechtes Schlachtfest zu veranstalten.


    Noch war eine der Germanengruppen unterwegs und ihr Anführer entschied sich wieder zur Landestelle zurückzukehren. So zogen sie einen Bogen um wieder zu den Booten zurückzukehren. Als sie endlich angekommen waren stellten sie fest das eine fremde Kriegergruppe sich über die Wachen an den Booten hergemacht hatte und dabei war die letzten der Wachen zu beseitigen. Mit einem wilden Schrei stürmten die Germanen in den Rücken der fremden Krieger und fiel mit Urgewalt über diese her. Das Mittel das sie eingenommen hatten machte sie Schmerz unempfindlich und verwandelte sie in rasende Berserker. Sie fielen die ersten Römer unter dem wuchtigen Angriff der Germanen und es sah ganz so aus, wie wenn jetzt das Ende für die Römer eingeleitet wurde. Siegessicher metzelten die Germanen die Römer dahin, das Blut spritzte in Strömen und ließ den wilden Geruch von geronnenem Blut in den Äther aufsteigen. "TOD ALLEN RÖMERN!"

  • Ocella saß am Ufer des Rhenus und starrte auf die lackschwarzen Kräusel im Wasser. Er war dem Tod entronnen, was man von zwei seiner Kameraden nicht sagen konnte. Nachdem die Operation Boot recht gut gelungen war, die vorhandenen Wachen waren tatsächlich keine allzugroße Herausforderung. Wie erwartet hatte man die jüngeren, ungeübten Kämpfer zurück gelassen.

    Doch bevor sich so etwas wie Siegesstimmung breitmachen konnte tauchten einige Germanen aus dem Dunkel der angrenzenden Uferbewaldung auf und schlugen Lars und Herman in Stücke. Den Göttern sei Dank stand Ocella weit genug weg um sich in Position zu bringen. Dankwart und Loris, die beiden Bogenschützen mähten von ihren verdeckten Positionen aus mit präszisen Schüssen die Kämpfer nieder, die Ocella am nächsten waren. Diese Krieger waren wie irre, nutzten keinerlei Taktik oder Finte, sondern stürmten brüllend und mit ihren Waffen schwenkend auf Ocella zu. Sie bemerkten auch nicht, daß sich ihre Zahl durch die Bogenschützen beträchtlich verringerte. Eine Keule krachte auf Ocellas Parma und verbeulte schmerzhaft den Schildbuckel, der ihm bei der Verformung schmerzhaft die Hand quetschte. Er lenkte den wuchtig geführten Schlag ab und rammte dem Krieger die Spatha in die Körpermitte. Der Kerl schrie weiter, ob nun aus Rage oder Schmerz war schwer zu sagen. Ocella zog die Spatha so aus dem Körper, daß er dabei die Bauchdecke öffnete und der Kerl über sein eigenes Gedärm stolperte. Übler Geruch stieg ihm entgegen als er aus dem Augenwinkel eine Lanze auf sich zukommen sah. Wuchtig geführt glitt Ocella zur Seite und ließ die Klinge seiner Spatha den Schaft entlang gleiten. Wieder Geschrei als beide Daumen abgetrennt wurden, aber nur kurz, denn der Schrei endete in einem Röcheln, wohl wegen dem Pfeil der rücklings in seinen Hals gefahren war. Die Lanze fiel zu Boden wo Ocella sie sich ertastete. Wuchtig schwang er sie hin und her, verschaffte sich Raum und dem Schützen Ziele. Doch da ertönte das Trommeln von Hufen und die Angriffsschreie der Pferdewachen. Zuviel Ablenkung und genau die Zeit die Ocella brauchte um die erbeutete Lanze zu platzieren.

    Danach war es vorbei, wer auch noch leben mochte zog sich in das Dunkel der Böschung zurück.

    Ocella atmete tief ein und aus und als die beiden Pferdewächter neben ihm abstiegen und auch die beiden Schützen eintrafen ließ Oclla die Parma los. Sine Hand schmerzte höllisch, er konnte sie aber noch bewegen.

    Kurze Zeit später erleuchteten Fackeln die Schlachtfeld.

    9 tote Barbaren gegen 2 gefallene Equites waren der Preis der Schlacht. Ocella überließ es seinen Kameraden die Toten zu filzen. Er zog sich an den Fluß zurück und setzte sich auf einen Stein.

  • Der Kampf dauerte nur kurz, bis zum frühen Abend fanden sich alle Equites im Hof der Villa Rustica ein. Die ausgesandte Patrouille meldete keinerlei weitere Barbaren im Umkreis von 10 Meilen. Varro ließ die Verwundeten in der Villa Rustica in der Obhut der sehr dankbaren Bewohner, nachdem sie sich alle gereinigt und gestärkt hatten, zurück. Vier seiner Männer waren mehr oder weniger verletzt und er wollte sie nicht den Strapazen des weiteren Marsches aussetzen. Der Patron der Villa sicherte ihm zu die Männer, sobald sie transportfähig waren nach Mogontiacum zu bringen. Jedoch winkte Varro ab, in zwei Tagen würden die Männer selbstständig auf ihren Pferden zum Castellum reiten. Zivilisten wollte er hier auf keinen Fall einbinden.

    Mit dem Rest der Equites ritt er vorbei am schwelenden Scheiterhaufen der Barbaren in Richtung Fluss, wo er Ocella zu einem Einsatz geschickt hatte.

    Es war ein Risiko, sicher, aber sie waren Soldaten Roms und Rom wurde hier angegriffen.

    Auf dem Weg zum Fluss fanden sie einen überfallenen Transport. Vier Wagen standen oder lagen umgestürzt. Varro ließ halten und absichern. Kurze Zeit später entzündeten sich Fackeln und erhellten gespenstisch die Szenerie.

    Überall lag achtlos weggeworfener Plunder, Kleidung, Lebensmittel, Amphoren waren zerschlagen und ihr Inhalt in den Boden versickert. Es fanden sich verstreut Leichen. Varro gab Befehl sie auf einen der Wagen zu legen, dieser würde als Scheiterhaufen dienen.

    Er stand bei seinem Pferd und starrte auf die Arbeit seiner Männer. Insgesamt vierzehn Tote, darunter zwei Frauen und zwei Kinder legten die Männer mit angemessenem Respekt auf den Wagen, schichteten Holz unter den Wagen und übergossen die toten Körper mit Lampenöl aus einer der Amphoren.

    Thorsson brachte Varro eine Fackel und nickte ihm zu.

    Mit gemischten Gefühlen nahm er die Fackel an und schritt auf den Wagen zu. Vor dem Wagen hielt er kurz inne und raunte

    MORS EST QUIES VIATORIS. FINIS EST OMNIS LABORIS.

    (Der Tod ist die Ruhe des Wanderers, er ist das Ende aller Mühsal.)

    Dann stieß er die Fackel in das ölgetränkte Reisig. Es dauerte eine Weile bis es sich qualmend entzündete und während Varro sich abwandte sah er auf dem Wagen einen dichten Blonden Haarschopf. Zwei dicke Zöpfe unzureichend gebändigt von einem bunten Band.

    Ein eisiger Hauch fuhr ihm über das Herz. Er wich dem Rauch aus, der kurz darauf die Flammen freigab. Erkenntnis schlug wie ein Kriegshammer gegen seine Stirn.

    Auf dem Wagen lag Eila, die gute Seele die er einst vor einer Bande gerettet hatte.

    Tränen des Zorns und der kalten Wut traten ihm in die Augen als sich die Flammen in ihr Haar fraßen. Bevor sie das hübsche Gesicht entstellten wandte er sich ab und stieg grimmig auf sein Pferd. Die Männer warfen die restlichen Fackeln auf den nun tosend brennenden Wagen und Varro gab Signal zum Abrücken, nur fort von diesem Ort der unnützen Verschwendung, fort von der Hitze und den verstörenden Gerüchen.


  • Die schreckliche Nachricht erreichte bald Mogontiacum. Die Alarmierung ging diesmal an Scatos Einheit raus. Sie nahmen nicht nur ihr Verbandszeug mit, sondern beluden auch mehrere Maultiere mit Decken sowie Baumaterial für Tragen und Pritschen, aber auch Zutaten für einen großen Kessel Kraftsuppe. Die würden die Verletzten, aber auch die übrigen Bewohner des überfallenen Anwesens gut gebrauchen können.


    Dann sprangen sie auf ihre Pferde und ritten im Eiltempo zur Einsatzstelle. Die langen weißen Federn auf seinem Helmkamm leuchteten in der Nachmittagssonne, genau wie die weiß gebleichten Tuniken, die seine Leute unter den Rüstungen trugen, so dass man sie trotz ihrer Bewaffnung auf Anhieb als medizinisches Personal erkannte. Schon von weitem roch Scato den unverwechselbaren Gestank einer Feuerbestattung. Er musste würgen und atmete fortan nur durch den Mund.


    Die Villa Rustica war dann auch bald gefunden. Die Spuren des Gemetzels waren noch überall zu sehen, von niedergetrampelten Pflanzen, zerschlagenen Tongefäßen bis hin zu Blutspuren an den Wänden. Aus einem Fenster drang lautstarkes Weinen einer Frau und so herzzerreißend, wie das klang, hatte sie jemanden verloren, den sie liebte. Als erstes verschaffte Scato sich einen Überblick, schickte zwei Mann zur Erkundung los, fünf sollten die Pferde und Maultiere festbinden und das Material abladen. Er winkte sich einen der Bewohner herbei, der noch ansprechbar wirkte, und ließ sich mit den verbliebenen zwei Mann zu den Verletzten führen.


    Im Schnelldurchlauf entschied er die Behandlungsreihenfolge. Für ihn war es das erste Mal, dass er ein solches Aufkommen von Schwerverletzten organisieren und verarzten musste. Gleichzeitig redete einer der Bewohner auf ihn ein, der sich große Sorgen machte, schrie Scato am Ende sogar an, weil er fand, dass dieser alles falsch machte. Das stresste Scato derart, dass er den Mann beiseiteschaffen ließ, damit er sich konzentrieren konnte. Wunden wurden gereinigt und genäht, Schwellungen gekühlt, Brüche geschient, Verbände gelegt. Außerdem wurden einige Zähne gezogen, die nach den Ereignissen schief im Zahnfleisch hingen oder abgesplittert waren. Man baute die Pritschen zusammen, so dass niemand mehr auf dem kalten Boden liegen musste, und heizte kräftig den Ofen an. Die Männer nahmen sich, sobald die Zeit dafür war, auch jene vor, welche keine sichtbaren Wunden davongetragen hatten und doch schwer verletzt waren. Doch diese Wunden würden nicht mehr heilen.


    Während die Kraftsuppe kochte und Scatos spezielle Mischung aus Rosenblättern, Rinde und Harz gegen Miasmen geräuchert wurde, senkte sich die Abenddämmerung über die Provinz. Scato und seine Gruppe arbeiteten bis tief in die Nacht, bis alle Patienten Ruhe gefunden hatten. Sie hatten etliche Stunden gearbeitet, ehe sie Pause machen konnten und die Reste der Suppe aßen.


    Ein Moment der Ruhe ... Kraft sammeln, die sie weitergeben konnten.


    Vier Männer der Ala waren unter den Verletzten, die in zwei Tagen allein zurück zur Castra reiten sollten, Angehörige der verloren geglaubten Turma Prima. So schrecklich dieser Tag gewesen war, das war eine sehr gute Nachricht! Scato kniete sich zu einem der vier, der gerade recht munter durch die Gegend schaute.


    "Wie geht es dem Subpraefectus Alae Germanicus Varro und dem Vexillarius Matinius Ocella", fragte Scato vorsichtig und nicht zu laut, um die anderen nicht zu stören. Keinen der beiden Männer, nach denen er fragte, kannte er persönlich, und doch war die Antwort von großer Wichtigkeit.

  • Olaf mühte sich ein wenig hoch und stützte seinen Oberkörper auf seinen Unterarmen ab. Er sah sich nach Rechts und Links um und blickte dann den Kerl an der ihn nach seinen Offizieren ausfragte.

    Komischer Typ,...

    Hmmm,...raunte er, der Schnitt an seiner Seite tat höllisch weh. Doch wenn eben jener Sub nicht gewesen wäre, dann...er drehte den Kopf im Gelenk und sah Scato an.

    Als ich sie das letzte Mal gesehen hab´waren sie guter Dinge.

    Zumindest was den Sub anging. Sobald der seine Spatha zog war der wie ein Kriegsgott. Irgendwas ging dann in dem vor sich, dann diese Klinge. Normal war das alles nicht, aber ihm sollte es Recht sein. Er würde sein Leben für den Sub geben.

    Für Ocella auch, was nicht gerade üblich war in der Ala. Offiziere waren Halbgötter. Sie konnten mit einer Kopfbewegung dein Leben verändern, zum Guten oder zum Schlechten.

    Warum willst du denn das wissen? fragte er und machte dabei ein misstrauisches Gesicht.

    Ja,... mischte sich Costas der Grieche ein. Wie Olaf, nein, wie alle in der Turma war der Sub für ihn Vorbild und Vaterfigur. Auch wenn er offiziell keinen hatte, man erzählte sich er sei das Produkt einer Mischung aus Esel und läufiger Bergbäurin.

    Er glaubte das nicht, dann würde man doch sicher so was sehen?! ...was fragstn du hier die Leute aus? Was bisdn du für eina?

    Anlaß auch für die beiden übrigen Equites sich so zu positionieren, daß der gute Scato alsbald aus allen Himmelsrichtungen umzingelt war.


  • "Ich bin Optio valetudinarii Sisenna Iunius Scato, Cohortes Praetoriae. Außerdem bin ich derjenige, dem ihr die Pritsche und die Versorgung eurer Wunden verdankt."


    Er blieb ruhig, als er umzingelt wurde, doch im Hintergrund hielten sich auch seine eigenen Leute bereit. Lustig war die Situation gerade nicht. Nach dem Gefecht und den Stunden, die es gedauert hatte, hier alle zu versorgen und unterzubringen, waren die Gemüter scheinbar noch erhitzt.


    "Und ich frage dich, weil es Leute gibt, die sich große Sorgen um den Verbleib der Turma Prima und ihrer Offiziere machen! Ich weiß nicht, auf was für einer Mission ihr unterwegs seid, dass anscheinend niemand wusste, wo ihr euch all die Monate befunden habt. Aber spätestens nach diesem Gefecht wird die Nachricht, dass ihr hier wart, in der Gegend die Runde machen und ihren Weg ins Castellum finden. Besser, ihr kommt dem zuvor und macht selbst Meldung. Dann kommt wenigstens das an, was ankommen soll, und nicht irgendwelche wirren Geschichten."

  • "Ich bin Optio valetudinarii Sisenna Iunius Scato, Cohortes Praetoriae. Außerdem bin ich derjenige, dem ihr die Pritsche und die Versorgung eurer Wunden verdankt."

    Olaf durchzuckte eine kurze, aber kalte Welle. Ein Praetorianer? Ein wenig skeptisch sah er sein Gegenüber an. Ein Praetorianer der Kranke pflegte? Die Kerle waren doch eher dafür zuständig Verletzung und Tod herbeizuführen.

    Vielen Dank dafür Optio! Was sollte das? Immerhin hatte man sie in Ausübung ihrer Pflicht verletzt, die ALA sorgte für die Ihren. Sollte man sich jetzt auch noch für diese Pritsche bedanken?

    Und das Interesse an der Prima.

    Er beschloss sich dumm zu stellen. In die Runde seiner Kameraden blickend entgegnete er,

    Wir sind Equites Optio,...wir stellen keine Fragen, wir befolgen Befehle.

    Damit dürfte klar sein, daß er hierzu nichts mehr sagen würde,...oder konnte. Als ob man ihm irgendwelche Missionshintergründe offenbaren würde. Er tat was man ihm sagte, fertig aus. So sahen das wohl auch seine Kameraden, denn sie drehten sich ab und ließen sich wieder auf ihren Pritschen nieder.

  • Scato winkte nur ab, als der Soldat sich bedankte. "Wir haben nur getan, was unsere Aufgabe ist. Sieh du mal zu, dass du wieder auf die Beine kommst." Ihm war es darum gegangen, dem Mann einen Grund vorzulegen, weshalb die Prätorianer vor Ort waren. Dass die wahren Gründe für deren Präsenz anders aussahen, lag auf der Hand. Der Caesar hatte natürlich ein Interesse daran, was mit der von ihm entsandten Turma Prima los war. Wenn diese sich nicht meldete, schickte er eben die Prätorianer los - und sei es im Gewand der medizinischen Hilfe.


    Spätestens jetzt sollte die Turma Prima wissen, dass es dringend an der Zeit war, sich wieder beim Caesar zurückzumelden, da dieser unruhig wurde. Scato hatte es durch die Blume mitgeteilt, aber die Botschaft war allein dadurch, dass sie seinem Munde entsprang, denkbar ernst.


    Dass der Soldat der Ala sich angeblich nie zu den Hintergründen ihres Befehles Gedanken gemacht hatte, nie mit seinen Offizieren und Kameraden sprach und kadaverartig agierte, konnte er jemand anderem erzählen. Niemand schickte Hirntote auf eine Spezialmission. Dass Scato die Lüge durchschaute, ließ er ihn durch seinen Blick wissen, aber er hakte nicht nach.


    "Ruh dich aus. Suppe ist auch noch da. Wenn du noch was brauchst, weißt du, wo du uns findest." Damit ließ er den Mann in Ruhe und widmete sich weiter den übrigen Patienten.

  • Bonifacius kam von Borbetomagus mit einem kleinen Treck aus fünf hochbeladenen Transportkarren. Gezogen von Ochsen war die Dauer dieses Transportes sehr langwierig. Bonifacius selbst ritt auf einem Schimmel. Zusammen mit vier seiner Mitarbeiter bildete er so etwas wie die Sicherung des Trecks. Bald schon nahmen sie seltsame Gerüche war und aufsteigender Rauch zeigte ihnen daß etwas nicht stimmte.

    Er ließ die Karren an einer Benefiziarirer Station halten und bat die anwesenden Soldaten ein Auge auf die Karren zu halten.

    Natürlich kostete es ihn ein paar Naturalien, aber besser so als die andere Option.

    Kurze Zeit später sprengten fünf Pferde mit leicht bewaffneten Reitern weiter die Strasse herunter gen Mogontiacum.

    Die Villa Rustica von Titus Valens...sein alter Freund war überfallen worden?!

    Mit einem Kloß im Hals preschten die Männer in Richtung Villa und sahen im beleuchteten Hof emsiges Treiben.

    Valens zeigte bald hierhin, bald dorthin.

    Erleichtert glitt Bonifacius aus dem Sattel und ging auf ihn zu. Die Freude sich lebend wieder zu sehen dauerte eine Weile an und war von allerlei derben Schlägen auf die Schultern Umarmungen und einer mit vielen Gesten untermalten Erzählung der Ereignisse geprägt.

    Bonifacius hörte lächelnd zu und nickte wohlwollend als er hörte, daß Germanicus Varro wohl am Leben und hier das Schlimmste verhindert hatte. Er beschloß zu bleiben und schickte seine Begleiter zurück. Sie sollten in der Benefiziarier Station nächtigen und ihn dann hier abholen. Valens führte ihn in den großen Wohnraum, der durch mehrere Feuer mollig warm und mit Verletzten gefüllt war.

    Versorgt wurden die Menschen von Soldaten in weißen Tuniken. Bei näherem hinsehen glaubte er einen zu erkennen. War der nicht bei der Garde? Egal. Sie leisteten hier gute Arbeit.

    Auf einer der Pritschen lag Olaf, einer seiner Stammgäste, und auch Costas, der Grieche. Lange hatte er sie nicht mehr gesehen.

    Er nickte ihnen zu und ging auf den Praetorianer zu.

    Salve, ...Iunius,...richtig? Er hatte ein phänomenales Namensgedächtnis, einmal zugeornet blieb es für immer haften.

    Terentius Bonifacius,...ich bin der Wirt des Pulchra Patria. Ich komme mit Waren aus Borbetomagus,...braucht ihr hier etwas?


  • Scato sichtete gerade die verbliebenen frischen Verbände. Auf sein Geheiß wurden Verbände und andere Wundabdeckungen häufiger gewechselt, als anderswo üblich, da er gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Es war die ewige Diskussion zwischen dem, was der Medicus emfahl und dem, was eine Behandlung kosten durfte. Was das betraf, machte er sich nicht eben beliebt bei seinen Vorgesetzten. Der Stabsoffizier wurde von ihm genau so sorgfältig betreut wie der Tiro. Er setzte alles daran, jeden Patienten durchzubringen, ganz gleich, welchen Rang und Stand er hatte - koste es, was es wolle. Und beim letzten Punkt lag das Problem.


    Er blickte auf, als er seinen Namen hörte. "Salve! Ah, Bonifacius, die gute Seele aus der Taberna! Es freut mich, dich wohlbehalten zu sehen." Scato blickte nachdenklich auf die Matierialien, die ordentlich in einem eigens dafür freigeräumten Regal einsortiert waren, damit sie sofort griffbereit lagen. "Mir macht der Kreislauf des einen oder anderen Patienten Sorgen. Hast du Honig und Gewürze dabei, die du entbehren kannst?", fragte er nach kurzer Überlegung.


    Mit diesen teuren Materialien wurde leider beim Exercitus immer sehr gegeizt, dabei ließen sich daraus sehr hilfreiche Medikamente herstellen.

  • Bonifacius nickte und entgegnete, Ich kann euch zwei Amphoren Honig überlassen, und ein paar Beutel Kräuter,...solche die zum Würzwein bestimmt sind,...kannst du die auch brauchen?

    Er sah in die Runde und erkannte neben den 4 Equites auch ein paar Sklaven von Valens. In einer Ecke lagen auch ein paar mit Decken abgedeckte Körper. Sein Gesicht verhärtete sich bei diesem Anblick.

    Weiß man schon wer es war?...oder war es wieder nur eine mordende Bande von der anderen Seite des Rhenus?!

    fragte er den Iunier.

  • "Ja, gerne! Nur her mit allem, was du entbehren kannst. Honig benötige ich in rauen Mengen und das Gewürz für den Wein ist eine Mischung auf der Basis von Mastix, Pfeffer und Lorbeere, die kann ich gut gebrauchen. Was bekommst du für alles?"


    Scato folgte dem Blick des Wirts. Er sah die Veränderung in dem gütigen alten Gesicht. Sein eigener Gesichtsausdruck hingegen war leicht abwesend - er konnte das, was in ihm vorging, für den Moment erfolgreich ausblenden.


    "Nur eine mordende Bande von jenseits des Rhenus? Ja - und nein. Ich muss mich zu den Details natürlich bedeckt halten."


    Er stemmte eine Hand in seine schmale Hüfte, ein kurzes Stirnrunzeln verriet, das wohl doch mehr in ihm vorgehen musste, als er zeigte.


    "Die Überfälle sind zahlreich, effektiv und gut koordiniert. Mehrere Gehöfte sind betroffen, nicht allein dieses. Das ist nur das Letzte in einer ganzen Reihe. Doch was soll dieser Terror bringen? Kannst du es dir vorstellen? Die Menschen, die hier umkamen, sind alles romanisierte Germanen und keine gebürtigen Römer, von den Zivilisten bis zu den Soldaten. Was also soll das?"


    Scato sprach nicht aus, dass dies schon das zweite Mal war, dass die Peiniger mit Booten den Rhenus hatten queren und großen Schaden anrichten können, ohne dass die Classis es rechtzeitig bemerkte oder zur Hilfe kam - den ersten Überfall dieser Größe hatte Publius Matinius Sabaco abgewehrt, der damals Kommandeur des Kriegsschiffes "Keto" war. Was war los bei der Classis? Waren die Kameraden unterbesetzt? Gab es Probleme mit der Organisation oder den Schiffen? Die Classis schien das schwächste Glied in der Kette zu sein. Scato beschloss, seinem Vorgesetzten zu empfehlen, in diese Richtung Nachforschungen anzustellen.


    Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder Bonifacius. "Und wie sieht es mit dir aus, wenn du schon einmal hier bist? Ich habe gerade etwas Luft, alle Patienten sind versorgt. Benötigst du ärztliche Hilfe oder Rat?"

  • Mit Details bedeckt halten,...oh kleiner Optio...es ist nur allzu offensichtlich was sich hier anbahnte. Irgendein Anführer hatte sich gefunden und der klopfte jetzt seine Möglichkeiten ab. Und wie so oft in solchen Fällen war der römische Riese zu sehr damit beschäftigt sich selbst zu loben und mit zu wenig Truppen zu lange Grenzen zu bewachen oder eben neues Territorium zu erobern. Oh, das eh,...ich spende euch die Waren,...schließlich sind sie hier nötiger als in meiner Taberna.

    Auf die Frage nach dem eigenen Befinden reagierte er ein wenig überrascht. Nun gut, er hatte abgenommen, war durch die Reise etwas ermattet, aber der Optio war der erste der eine Veranlassung sah sich nach seinem Befinden zu erkundigen.

    Er rieb sich kurz das Kinn, sah den Optio an und entgegnete, Ärztlichen Rat?...den Göttern sei Dank nicht,...mich treibt eher um warum es immer wieder vorkommen kann, daß derart große Gefolgschaften den Rhenus überqueren können. Sollte die Classis nicht mehr Präsenz zeigen? ...reicht es aus, daß die ALA die Banden, wenn auch zu spät aufbringt und zerschlägt? Die Menschen die sich hier ansiedeln wollen in Frieden leben, unter dem Schutz des Adlers, sie haben sich dazu entschlossen, haben viele Jahre unter dem Adler gedient, wie der gute Valens hier, oder ich selber auch...

    Er sah sich wieder im Raum um, lauschte den Stöhnen der Verletzten und ein Zug von Bitterkeit zog über sein Gesicht.

    Für diese Mordbrenner sind wir Beute, für ihre Rädelsführer sind wir Verräter, Überläufer. Es nicht einmal wert in Ehre zu sterben...ist das das Vermächtnis Roms? Wo ist die Sicherheit? Er massierte sich die Augäpfel ein wenig und hob kurz die rechte Hand.

    Entschuldige Optio,...mir ist bewußt, daß du selber kaum mehr tun kannst als das was du hier leistest...aber über kurz oder lang wird diese Provinz, ja Rom fallen,...weil es nicht in der Lage ist seine Bürger zu schützen.



  • Nach einer Stunde Ritt traf Varro mit seinen Männern am Fluß ein. Er veranlaßte die Beisetzung der Gefallenen und ließ sich zeigen wo er Ocella fand und begab sich zum Rhenusufer. Im Halbdunkel des schwachen Mondlichts sah er seinen Freund auf einem Stein sitzen. Offenbar starrte er auf den Fluss der gluckernd seinen Weg ging.

    Salve Ocella,...wie ich sehe sind die Kähne fort,...

    Keine Reaktion, außer einer flüchtigen Bewegung. Varro wußte, daß Ocella seine Hand an den Griff der Spatha gelegt hatte, ...eine normale Reaktion. Varro näherte sich seinem Freund und starrte eine Weile ebenfalls auf die Fluten.

    Wir sollten unsere Gefallenen ehren und dann zurück zur ALA,... meinte er und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.

    Sie hatten genug Informationen gesammelt, es war an der Zeit zurück zu kehren.

    Varro fühlte sich matt,...müde. 6 seiner Männer hatten die Missio nicht überlebt. Es war an der Zeit.


  • "Hab Dank, Bonifacius!" Künftig würde Scato viel daran setzen, die Taberna Pulchria Patria zu empfehlen. Und vielleicht kam der Tag, da Bonifacius seinerseits etwas Unterstützung benötigte. Dann würde Scato sich an dessen Großmut erinnern. Es gab nicht viele Menschen, die selbstlos halfen.


    "Was die Classis betrifft, so bist du mit deinen Gedanken nicht allein." Im selbst war dieser Widerspruch zwischen deren Aufgabe und der Art, wie sie ihn erfüllte, auch schon aufgefallen. "Rom reagiert momentan nur, anstatt die Zügel in die Hand zu nehmen. Das Resultat sehen wir hier. Warum das so ist? Keine Ahnung!"


    Aber er wusste, dass die Operation Sommergewitter eigentlich genau das ändern sollte - nur, dass es da wieder mal an bürokratischen Hürden scheiterte. Decurio Matinius Sabaco drängelte die Legio, endlich eine gewisse Straße zu bauen, um tiefer im feindlichen Gebiet operieren zu können, die Legio ihrerseits bekniete in Gestalt von Tribun Seius Ravilla die Provinzverwaltung - und dort liefen alle Bemühungen des Militärs gegen eine Wand unüberwindbarer bürokratischer Hürden. Während die Provinzverwaltung das Anliegen auf die lange Bank schob, floss das Blut derer, denen Rom ein Schutzversprechen gegeben hatte, das Blut der romanisierten Peregrini, ebenso wie das der Soldaten.


    Ein bitterer Zug zeichnete sich um Scatos Mund ab. "Ob das das Vermächtnis Roms ist? Rom ist eine Hydra mit tausend Gesichtern, gütigen wie grausamen. Viele Soldaten setzen große Hoffnungen auf Caesar Aquilius Bala, der unlängst von Rom nach Germania superior kam, um für Ordnung zu sorgen. Der Kuschelkurs der letzten Jahre hat sich augenscheinlich als blutiger Irrweg erwiesen. Ich stimme dir zu: Hier muss was passieren. Rom muss sein Schutzversprechen erfüllen!"


    Draußen erklang dumpfes Hufgetrappel, doch niemand schlug Alarm. Die Geräusche klangen koordiniert und sicher. Jemand kam herbei, flüsterte Scato etwas ins Ohr, und verschwand wieder nach draußen. Scatos Blick erhellte sich. Einige von denen, die stehen konnten, gingen ans Fenster und sahen nach draußen in die Dunkelheit. In ihrem Raunen hörte man immer wieder aufgeregt "... der Subpraefectus Alae ..." und "...Germanicus Varro..." Ein Name, mit dem man nur Gutes verband und den man zu lange nicht gehört hatte. Scato schenkte Bonifacius ein aufmunterndes Lächeln, auch wenn es schmal und bitter geriet in Anbetracht des Leides, das sie umgab. "Die Hoffnung ist noch lange nicht verloren!"

  • Varro,...den Göttern sei Dank. Ocella entspannte sich wieder. Seine Hand glitt wieder vom Griff seiner Spatha. Er lauschte Varro´s Worten und starrte weiter auf das Wasser des Flusses. Es zog ihn fort aus seinem Dasein aus Blut und Leid.

    Als er jedoch Varro´s Hand auf seiner Schulter spürte erhob er sich und nickte leicht.

    Ja,...lass´uns ihnen Ehre erweisen! Sie verließen den Fluß und stiegen die Böschung herauf. Die Kameraden hatten eine Grube ausgehoben in welcher die beiden Gefallen nebeneinander ruhten.

    In voller Rüstung und Waffen, mit Münzen auf den Augen.

    Varro bezweifelte daß es im germanischen Glauben einen Fährmann gab, aber sollten sie nur machen.

    Vier Männer trugen Fackeln und standen an den Ecken der Grube. Die ganze Szenerie wirkte ein wenig unheimlich, zumal die Fackeln für Irrlicht sorgten, welches den Eindruck erweckte die Toten würden sich bewegen.

    Ocella schluckte, schließlich waren es seine Männer die dort lagen, aber ein kurzer Blick auf die angetretenen Männer zeigte ihm, daß auch Varro Verluste hatte.

    ER war des kämpfens müde, die ewigen Strapazen, das Leid, die Verluste.

    Tief versunken in diesen Gedanken bekam er nichts von Varros Trauerrede mit, doch sie war wohl gut, wenn man dem anerkennenden Grunzen der Männer

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