Ocella & Sabaco - Zusammenkunft in der Taberna

  • Nahe am Feuer saß Sabaco, den Blick starr in die Flammen gerichtet. Weder Speis noch Trank standen auf seiner Tischplatte. Mit steinerner Miene saß er da, ohne zu spüren, ob Zeit verging. Ein Teil seines Geists streifte durch die Elysischen Felder.


    Ich gebe, damit du gibst. Alles hatte seinen Preis.


    Die Götter hatten Sabacos sehnlichsten Wunsch erfüllt und seinen kleinen Bruder sicher heimgeführt. Sie hatten es nicht umsonst getan. Hundert Germanenköpfe hatte er ihnen versprochen, doch sie hatten nur ein Opfer gewollt. So versuchte er sich einzureden, dass alles einen Sinn ergab, dass Nero nicht sinnlos an einem Fieber gestorben war. Er würde Ocella nichts von seinem Verlust erzählen. Der Kleine sollte sich auf seine Genesung konzentrieren und nicht um die Sorgen seines großen Bruders scheren. Er hatte einen eigenen Verlust zu verkraften.


    Vom Rauch und der Hitze brannten Sabaco die Augen, weil er fast ins Feuer hineingekrochen war, doch sein Blick war nach wie vor scharf. Er wandte sich der leeren Tischplatte zu und hielt Ausschau nach dem Wirt.

  • An diesem Abend waren wieder einmal viele Gäste im Pulchra. Die neuen Mägde fanden sich schnell in ihre Arbeit ein und arbeiteten weitestgehend zu seiner Zufriedenheit. Irgendwann fiel ihm eine einsame Gestalt nahe dem Feuer auf.

    Es war Sabaco, einer der Offiziere der Ala. Ein schwieriger Charakter, eine Herausforderung für jeden der ungewollt in seine Nähe geriet. Die Mägde hatten Angst vor ihm, weshalb er angeboten hatte ihn selbst zu bedienen.

    Einigermaßen angespannt trat er an den Tisch an dem der finster dreinschauende Decurio hockte.

    Salve, Decurio,...was kann ich für dich tun?

  • Ocella kam spät, aber er kam. Wieder einmal hatte er es nicht geschafft seine Angelegenheiten so zu regeln, daß er sie zeitlich abpassen konnte. Immer wieder kam etwas dazwischen.

    Es war inzwischen deutlich spät und er mutmaßte insgeheim Sabo wäre schon weg.

    Doch als er den recht vollen Schankraum betrat schickte man ihn auf Nachfrage in einen der Nebenräume, wo er denn auf Sabo und dem Wirt traf.

    Wortlos pflanzte er sich hin und nickte Bonifacius zu. Wie immer Boni, einen Humpen Met und die Schlachtplatte,...ich hab nen Bärenhunger. Was man ihm auch abnahm, er sah furchtbar abgehärmt aus.

  • Bevor Sabaco antworten konnte, plautzte Ocella grußlos an den Tisch. Das gab ihm Zeit, zu überlegen, was er überhaupt essen wollte. Sein Gehirn arbeitete momentan nicht sonderlich effektiv.


    "Für mich irgendwas mit frischem Brot ... und, hm, Posca mit einem Löffel Honig."


    Ocella sah schrecklich aus. Seine Bewegungen und seine Mimik hatten sich verändert. Doch auch Bonifacius musste einiges durchgemacht haben: Der Wirt hatte seine Pausbacken eingebüßt und tiefe Schatten lagen um seine Augen. Es waren beschissene Zeiten für sie alle. Dunkle und kalte Tage, viel Leere. Sabacos Halt waren seine Tirones. Ocellas Halt war Varro. Wer gab Bonifacius Halt? Da schien es niemanden zu geben. Vielleicht die Arbeit. Das alles ging Sabaco nichts an, doch fiel es ihm auf.

  • Bonifacius nickte den beiden zu und zog sich dann zurück. Er ging direkt in die Küche und gab die Bestellung auf. Posca,....mit Honig...was war denn mit dem sonst so Trinkfesten Sabaco los? Und sein Bruder erst?! Sah aus wie ein Schatten seiner Selbst. Er betrachtete kurz seine Hände die auf dem Thresen abstützten was vom einst feisten Körper geblieben war. Die Zeit nach der Ala hatte seinen Körper massig werden lassen. Viel Essen weniger Bewegung, weniger Stress. Die ein oder andere Frau.

    Dann kam das Fieber. Wochenlang hatte es an ihm gezerrt,...es gab Zeiten da sah er seine gefallenen Kameraden die ihm vom Pferderücken freundlich zunickten. Mehr als einmal fragte er sich ob es nun soweit gewesen wäre wieder mit ihnen über die grünen Wiesen des Elysiums zu reiten.

    Er ballte die Hände, betrachtete die schlanken Finger, Hände die beinahe wieder so aussahen wie einst als er in die Dienste des Imperiums trat...beinahe.

    Wäre Eila nicht gewesen, würde er sich jetzt und hier nicht in solchen Gedanken schwelgen. Sie war es die ihn pflegte, Wadenwickel anlegte und wechselte. Wochenlang dafür sorgte, daß er nicht starb. Nun war Eila fort, aufgebrochen gen Süden um dort wieder mit ihrer Familie zu leben. Sie fehlte ihm. Immer wieder sah er das lächelnde Gesicht als sie sich verabschiedete und durch die Tür ins Freie ging.

    Vor ihm landeten zwei Platten, eine dampfend und verführerisch duftend, eine mit Brot, Schinken und Käse. Er betrachtete sie leer und nahm die Platten auf, während ein Junge ihm die Getränke hinterher brachte.

    Am, Tisch angekommen platzierte er die Platten vor den Gästen, wartete bis der Junge die Getränke abgestellt hatte und nickte den beiden zu. Wohl bekomm´s!

    Dann zog er sich wieder zurück in das Getummel des großen Schankbereichs.

  • "Danke." Sabaco sah dem davongehenden Wirt nachdenklich nach, als ihm einfiel, dass diese Eila ja hier gearbeitet hatte. War ihr Tod etwa der Grund für den Zustand des Wirts? Na, hoffentlich nicht. Bonifacius war ein erfahrener Mann. Eila war nur eine Schankmaid. Von denen gab es zehntausende. Eine war so gut oder schlecht wie die andere. Egal wie fähig oder hübsch, sie alle waren preiswert und ohne Probleme zu ersetzen, wie es auch ständig geschah, denn Sabaco hatte noch nirgends eine alte oder mit Makeln behaftete Schankmaid gesehen. Kaum kam die erste Falte oder verloren sie einen Zahn, krümmte sich ein Finger in früher Gicht, flogen sie raus auf die Straße und eine jüngere, gesündere nahm den Platz ein. Nein, den Wirt musste etwas anderes umtreiben, oder er war krank. Das wäre kein Wunder um diese Jahreszeit.


    Sabaco nickte dem Jungen zu, der die Getränke brachte. Mit einem Löffel rührte der Decurio seine Posca um, um den Honig zu verteilen. Als sie wieder unter sich waren, sah er zu Ocella herüber. Der hatte ihn noch immer nicht begrüßt. Also zerbrach Sabaco Brot und Käse in handliche Stücke und begann schweigend zu essen.

  • Ocella starrte nur vor sich hin, bemerkte die Menschen im Raum , ja Sabo kaum. Er war völlig durch. Das Bad in der Therme war nicht sehr hilfreich gewesen, wenngleich er jetzt weniger wild aussah. Nach dem Auftischen machte sich Ocella sofort über den Fleischhaufen auf der Schlachtplatte her. Seine stumpfsinnige Dahinstiererei wurde abgelöst von seinem Hunger. Nach den ersten zwei, drei Bissen sah er zu Sabo hin, der in seiner Posca herumrührte.

    Als er dann auch noch sein Brot schweigend zerbrach und kaute, meinte er nur,

    Salve Bruder,...wohl bekomms. Entschuldige,...ich bin irgendwie völlig...ein plötzliches Unwohlsein ließ ihn verstummen. Er hob den Zeigefinger, stand auf und eilte nach draußen um sich dort zu entleeren. Das fettige Fleisch war wohl zuviel für seinen Magen. Das Erbrechen hatte ihn zusätzlich geschwächt und so saß er nach seiner Rückkehr mit schwarzgeränderten Augen und grinste Sabo verzerrt an. ...ich bin...dann legte er seinen Kopf auf die Unterarme und atmete ein paar mal tief ein und aus.

    Als er sich wieder gefangen hatte schob er die Platte von sich, griff sich ein Stück Brot und sah zweifelnd auf den Humpen Met.


  • „Salve, Kleiner. Lass es dir schmecken.“ Doch es sollte anders kommen.


    Ocella war nie allein, wenn sein Bruder in der Nähe war. Als der Kleine nach draußen eilte, stand Sabaco in einiger Entfernung lautlos an der Hauswand, in den kalten Abend hinausstarrend, wartend und wachend. Als Ocella sich gequält wieder aufrichtete, kehrte Sabaco lautlos zum Tisch zurück, wo er wartete, als hätte er ihn nie verlassen. Eine Falte zwischen den Brauen offenbarte die Sorge. Fleisch war eine denkbar schlechte Idee gewesen, doch war es nur das?


    Als Ocella seinen Satz begann, legte Sabaco Brot und Käse ab, verschränkte die Hände auf der Tischplatte und sah ihm ruhig in die Augen. „Du bist was, Ocella? Weißt du es denn selbst?“

  • Ein seltsames Ziehen machte sich in seiner Brust bemerkbar. So wie früher, als es kaum etwas zu Essen gab und er schnell und hastig schlang, damit es ihm niemand nehmen konnte.

    Tränen traten ihm in die Augen als er versuchte den Bolus mit Met zu lösen, was ihm leidlich gelang. Erleichtert nahm er die Befreiung seiner Brust wahr und beschloss nunmehr langsamer zu essen,...zu genießen. Er sah seinen Bruder an und schloß...völlig im Arsch,...ich bin richtig durch. Er legte beide Unterarme auf den Tisch und ballte die Fäuste. Trotz des Bades fühlte er sich beschmutzt. War ein bißchen viel die letzte Zeit. Ein gequältes Lächeln schwebte über seine Züge.

  • Ein Lächeln im Gesicht von Ocella, furchtbar schief. Ein kurzer Sonnenstrahl zwischen regenschweren Wolken, der alles und nichts bedeutete, das Ende des schlechten Wetters oder eine Regenflut. Auch Sabaco zog die Mundwinkel kurz auseinander. Er war unendlich froh, seinen Bruder wieder vor sich zu sehen, egal in welchem Zustand. Doch zeigen durfte er das nicht. Es fiel ihm schwer, eine angemessene Art des Umgangs mit dem neuen Ocella zu finden, den er vor zwei Jahren hier in Germania wiedergefunden hatte, den erwachsenen Ocella, der nicht mehr "der Kleine" sein wollte, und erst recht nicht "Sabacos Kleiner".


    Er blickte auf seine Posca, fragte sich, wozu er das Zeug trank anstelle eines heißen Mets, und bestellte sich trotzdem nichts nach. "Du brauchst Ruhe und ein Ziel", sagte er schließlich, sich alle Mühe gebend, die Worte nicht fürsorglich klingen zu lassen. "Hast du eins? Vielleicht auch einen Heiler, einen Priester oder so was. Ich habe übrigens dein Lararium gepflegt und für dich geopfert, aber nun solltest du das wieder tun." Er war nicht sicher, ob Ocella es mit den Opfern so genau nahm.

  • Ocella arbeitete sich durch den Berg aus Schinken, Haxen und WürsDer Prozess war schleichendten. Genau solange bis sein Bauch zum ersten mal mit einem mächtigen Rülpser protestierte. Er wischte sich mit einem Gefühl des Bedauerns das Gesicht ab. Salzige Brühe und Fett klebten auf dem gesamten unteren Bereich seines Gesichts.

    Ein Ziel sagst du? er zuckte die Schultern und entgegne dann.

    ...mein Ziel ist es mit einer intakten Figur die Ala zu Dienstende ehrenvoll und mit einem Haufen Geld zu verlassen. Dann werde ich mir ein Weib suchen und noch ein paar Matinier zeugen...von der Donation werde ich mir etwas aufbauen, ich weiß nicht,...ein Gestüt oder...oder ein Lupanar....was meinst du Sabo? er wischte mit den fettigen Tuch durch die Luft.

    Ein edles, ein vornehmes Lupanar, für die höhere Gesellschaft,...

    Kopfschüttelnd sah er seinen Bruder an. Was soll ich mit Zielen Sabo? Mein Ziel ist es am Leben zu bleiben und manchmal...er warf das Tuch auf die Platte. Es war zuviel für seinen Bauch, noch ein Happen und er würde alles wieder von sich geben.

    Wieder sah er seinen Bruder an. Diesmal wehte ein Hauch von Sehnsucht über sein Gesicht.

    ...manchmal frage ich mich warum eigentlich?

    Sabos Hinweis auf sein Lararium goutierte er mit einem Nicken. Sein kleiner Kultbereich war nicht bewußt vernachlässigt. Er hatte irgendwann begonnen seinen Glauben an die Ahnen zu verlieren. Er sah sie nicht wenn er sie anrief, selbst die Gesichter der Eltern verschwammen wenn er an sie dachte. Den kleinen Altar hatte er nur wegen Sabo, der diese Dinge wesentlich enger sah als er selbst.

    ...aber zu Dir,...er hob beide Hände, gerade so als würde er einem Dritten Sabo präsentieren.

    Decurio...was sidn denn deine Ziele? Praefectus Castrorum?

    Daß sein latent krimineller Bruder eine derart steile Karriere hinlegen würde hätte er niemals auch nur angenommen. Vielmehr galt die Vorstellung ihn im Circus enden zu sehen.

  • "Schickimicki-Lupanar oder nicht, dieses Gewerbe wird sein Miasma schon verströmen. Gedenke des Namens, den du trägst ... und des schmalen Purpursaums, den du tragen könntest." Sabaco spielte mit seinem Glas, doch er hielt Ocellas Blick. "Mein Ziel ist nichts geringeres als der verdammte Ordo Equester, der mir zusteht! Zahllose Länderreien sind im Besitz unserer Gens, aber kein Grundstück in meinem. Das wird am frühen Tod von Vater liegen, der beim Parther-Feldzug fiel. Irgendwelche Aasgeier müssen das Erbe eingestrichen haben, so dass wir den Zensus nicht mehr entrichten können."


    Das war nicht mehr der Sabaco von früher, nicht mehr Phoca von Tarraco, der die Straßen mit seiner Bande von Tunichtguten unsicher machte. Viel war geschehen in den letzten Monaten. War er ein besserer Mann geworden oder nur ein gefährlicherer?


    "Die Operation Sommergewitter ist auf meinem verdammten Mist gewachsen, ich bin der Kopf, auch wenn die Lorbeeren auf einem anderen Haupt enden werden. Tribun Galeo Seius Ravilla von der Legio konnte ich dafür gewinnen, er wird uns beim Vorstoß unterstützen. In diesen Tagen verhandelt er mit dem Legatus Augusti pro Praetore. Der Tribun wird seine Pläne verwirklichen und ich meine. Er wird als gemachter Mann in den Senat einziehen und ich in die Reihen des Ordo Equester."


    Er lehnte sich nach vorn. "Dann werde ich ganz andere Möglichkeiten haben. Und du auch. Willst du immer noch ein Gewerbe eröffnen?"

  • Ohja, das war der Sabaco den er kannte, durchtrieben von seinen Vorstellungen, alles und jeden nutzend um dort hinzukommen. Seine Werkzeuge wurden edler, aber im Grunde war er immer noch der Anführer einer Bande von Strauchdieben. Ocella lehnte sich zurück gegen die Wand hinter seiner Bank und legte beide Hände auf den Tisch. Er schloß kurz die Augen, schien in sich zu gehen. Er dachte an die Nachricht des gefallenen Vaters, dachte daran, daß er zwar noch jung aber schon voller Verachtung vor ihrem gewalttätigen Vater gewesen war. Sein Tod war kein Verlust. Der seiner Mutter schon. Dann öffnete er seine Augen wieder, nahm einen Schluck Met und entgegnete,

    ...und?...was wirst du dann tun mit dem Ordo Equester? Statthalter in Alexandria? Die Reichtümer der Provinz verwalten?


  • Bonifacius glitt durch die Taberna und betrieb allerlei Gespräche über dies und das. Neben dem Barbier war ein Wirt höchster Informationsträger der Stadt. Sein Weg führte ihn bald am Tisch der beiden Brüder vorbei. Beide saßen mit den gewohnt ernsten Mienen voreinander und Ocella, dem Jüngeren schien der Appetit vergangen zu sein.

    Seine Schlachtplatte war noch gut gefüllt, jedoch verriet das Tuch darauf, daß er sein Mahl beendet hatte.

    Wenn man die beiden so betrachtete, konnte man annehmen, daß sie mehr trennte als vereinte. Der finstere Sabaco, der schon wie ein Halsabschneider und Kinderschreck aussah und der jüngere Ocella.Voller Leben und schon so verbraucht. er sah furchtbar aus.

    Langsam ging er vorbei,...wenn sie etwas wollten würden sie ihn bemerken.

  • "Stadthalter? Nah. Die Politik ist nicht mein Ding und die Finanzen überlasse ich meinem Vexillarius. Mich interessiert das Militär, aber nicht aus der Warte eines Klappstuhlfurzers. Ich habe bei der Legio gedient, bei der Classis, bei der Ala ... beste Voraussetzungen für die Ritterkarriere. Alles, was mir noch fehlt, sind Grund und Boden sowie der notwendige Glitzerkram, sprich, Auszeichnungen. Dieser Dankwart richtet viel Schaden an, doch wenn wir ehrlich sind, könnte er mir keinen größeren Gefallen erweisen. Jetzt ist die Gelegenheit, zu glänzen. Auf jeder Zinne des Castellums wird ein Germanenschädel liegen, wenn ich mit ihm fertig bin!"


    Ihm tat es gut, in seinen Plänen zu schwelgen und an deren Umsetzung zu tüfteln. Es lenkte ihn ab von den Dingen, denen er machtlos gegenüberstand. Hier konnte er den Lauf der Welt zu seinen Gunsten ändern. Als Bonifacius vorbeigeisterte, dachte Sabaco kurz nach. Dann winkte er den Wirt heran. Doch er wollte nichts zu Trinken, sondern dachte an etwas anderes.

  • Ocella nippte nochmal an seinem Humpen. Sabo der Held, Sabo der Adept des Mars...das war es also was in dir schwelt? Der Durst nach Anerkennung durch die Masse?

    Na, dann bist du ja hier und jetzt richtig,...Bruder. Ich will nicht sagen, daß wir einen Eroberungskrieg erleben werden, aber ich denke es wird sich etwas tun.

    Schloß er sybillisch. Was sie auf ihrer Missio beobachtet und gehört hatten sprach durchaus für einen neuen großen Vereiniger der Stämme. Dieser Dankwart war zwar kein Arminius und Aemilius Nepos kein Varus, was ihn jedoch ein wenig beunruhigte war die Anwesenheit von Bala, dem Caesar. Eigentlich sollte er nach Cappadoccia gezogen sein, doch aus unergründlichen Eingebungen hielt er sich immer noch hier in Mogo auf. Gut das holte eine Menge Freiwillige in die Legio, aber das schaffte auch ein wenig Unsicherheit bei der einheimischen Bevölkerung.

    Gab es Krieg? Warum sonst sollte sich der Caesar hier aufhalten? Er hob den Humpen...Auf Ehre und Stärke!

  • Sabaco hob seine Posca. "Ehre und Stärke." Er trank einen kräftigen Schluck des mit Honig gesüßten Essiggemischs. Freilich hatte er seine eigene Definition von beidem. Er knallte den halbleeren Krug auf den Tisch. "Man hat den Barbaren zu lange mit Samthandschuhen die Eier getätschelt. Was es gebracht hat, sehen wir. In seinem Größwenwahn dreht das Pack vollends durch. Aber es gibt ja noch uns."


    Er hielt einen Moment inne. "Ich rede die ganze Zeit und du schweigst. Keine neuen Pläne, nachdem ich dir mit meinen Karriereambitionen einen persischen Teppich ausgerollt habe? Ich werde schon dafür sorgen, dass mein Lieblingsbruder nicht am Rockzipfel dieses Germanicers verschimmelt. Willst du immer noch bis zum Ende deiner Dienstzeit nichts anderes als überleben und danach irgendein schnödes Gewerbe eröffnen, als wären die Matinii eine Gens von Krämern?"


    Der Wirt hielt sich fern, aber das war egal, Sabaco suchte Informationen. Da konnte er zunächst auch Ocella fragen. "Gibt es hier ein Schneiderei, die du empfehlen kannst? Oder wo hast du die dicken Tunikas her?"

  • Das martialische Ankündigen zukünftiger Taten war eines der Eigenarten Sabos. Nur daß er im Gegensatz zu den üblichen Prahlhänsen das Angekündigte auch meistens in die Tat umsetzte, ungleich grausamer als er es ankündigte.

    Ocella setzte den Humpen ab und nickte.

    Die unseelige Einstellung zu Varro. Ob er glaube auf seinem persischen Teppich wäre er sicherer als bei Varro?

    Es machte keinen Sinn Öl ins Feuer zu gießen, es ging nicht auf die Provokation ein, antwortete stattdessen;

    Nun, als Krämerseele kannst du mich wohl nicht bezeichnen, ich habe bald mehr Narben als Haare.

    Von den zugewachsenen Löchern ganz zu schweigen.

    Ich bin Soldat Roms, ich bin kein Feldherr, aber wie dieser Feldherr nehme ich Befehle entgegen und leiste meinen Teil sie erfolgreich umzusetzen. Ich bin bestrebt diese nach bestem Wissen und Gewissen mit all meiner Kraft umzusetzen.

    Er war äußerlich ruhig aber innen kochte er langsam hoch.

    Dabei ist die Vorstellung nach Beendigung der Pflicht ein paar Ziele ins Auge zu fassen recht motivierend.

    Er lächelte ein wenig bemüht, eigentlich wollte er seine Faust ins Sabos eiskalte Fresse versenken

    Schade daß du das als das Handeln einer Krämerseele betrachtest.

    Dann fing er mit der Tunika an...

    Kopschüttelnd griff er zu einem der Fleischstücke, zog eine Faser heraus, betrachtete sie kurz und steckte sie in den Mund.

    Wieviele brauchst du?

  • Ocella leierte eine Litanei herunter, wie man sie einem Offizier geben würde, der sich nach der Motivation seines Soldaten erkundigte. Nur gab er sie seinem Bruder, was diesen ärgerte. Phrasen statt Antworten. Sabaco ließ Ocella das durch einen Blick wissen. "Du missverstehst mich mit Absicht. Ich zweifle nicht daran, dass in deiner Brust das Herz eines Soldaten schlägt. Aber wenn ich dich reden höre, frage ich mich bisweilen, ob es auch das Herz eines Römers ist." Sabaco wusste genau, dass Ocella absichtlich unterhalb seines Potenzials blieb. Dienst nach Vorschrift, um ja nicht befördert zu werden - um keinesfalls aus dem Schatten des Germanicers heraustreten zu müssen.


    "Krämerseele trifft es schon eher. Deine Ziele sind deines Namens unwürdig." In einem Atemzug zu erwähnen, gleichzeitig eine Familie und ein Lupanar gründen zu wollen, das war schon ein starkes Stück. Damit würde Ocella nicht nur den Namen der Gens Matinia beflecken, die ihrerzeit Senatoren und Consulare hervorgebracht hatte, sondern auch den seiner künftigen Angetrauten. Wie Kinder in so einem Umfeld großwerden sollten, war auch noch mal die Frage. Sabaco hoffte, dass Ocella bloß provozieren wollte, weil er seinem großen Bruder aus irgendeinem Grund gern ans Pein pinkelte.


    "Ich brauche keine Tunika, ich brauche einen Schneider. Keinen Stoffzusammennhäher, die haben wir auch bei der Ala, sondern einen Meister seines Fachs!" Den immer bestens gekleideten Decurio Equitus Calenus hatte er schon gefragt, aber dessen Schneider hockte beim Wohnsitz seiner Familie am Arsch der Welt. "Notfalls tut es auch ein Händler, der hervorragende Fertigware verkauft."

  • Ocella sah seinen Bruder an. Warum gab es eigentlich immer Streit? Warum versuchte Sabo ihn immer wieder auf seine Sicht der Dinge zu bringen? Warum verhielt sich Sabo immer wie der Vater den er früher gemieden, ja sogar gehaßt hatte, dessentwegen sie in die Urbs flüchteten, dessentwegen Sabo wurde was er nun ist.

    Wollte Ocella so sein wie Sabo? Wollte er so sein wie ihr gemeinsamer Vater? Was gab er auf seinen Namen, seine Gens?

    Na du hast es gerade nötig,...des Namens unwürdig?! Entschuldige mal...Standesdünkel...von dir?

    Er winkte einer Schankmagd, zeigte auf seinen Humpen und nickte ihr zu. Kurz darauf verschwand sein alter, leerer Humpen und tauschte seinen Platz gegen einen neuen.

    Ocella starrte den Humpen halb fasziniert, halb unsicher an. Entschied sich dann jedoch zu einem tiefen Schluck.

    Des Namens unwürdig? fragte er noch einmal. Wischte sich den Mund und setzte den Humpen ab.

    Oh, ich bin sicher, daß die Ahnen dir ein Ständchen singen ob deiner hehren Taten. Du, das große Vorbild aller Matinier.

    Nicht zum ersten Mal sah er seinen Bruder mit einer gewissen Hilflosigkeit, ja Abscheu an. Sicher war es ein Pegel der gewisse Grenzen verwischte, weshalb er nun auch frei von der Leber sprach. Dabei war er ruhig, gelöst, als würde er sich von einer ewigen Bürde befreien.

    Du bist der amoralischste, opportunistischste und vor allem ruchloseste Mensch den ich kenne Sabo...

    Trauer trat in seine Miene,...ich habe Männer verloren, ja sogar getötet die dir ein Vorbild sein könnten, doch nein,...jetzt bist du ein Teil dessen was du immer abgelehnt hast und jetzt ist alles wieder auf Anfang? Neue Gesinnung neues Gewand? Ocella ballte die Fäuste,...mehrmals,...suchte sich zu beruhigen.

    Wann bricht er denn wieder hervor, der wahre Sabaco? Ocella schüttelte langsam den Kopf.

    Ich,...ich kann nichts dafür dein Bruder zu sein Sabo, doch ich bin es,...jedoch das ist alles was uns eint, ...der Name ,...jener Name der dir über lange Zeit egal war, jenen Namen den ich immer mit Ehren getragen habe, den man bisher mit Achtung aussprach,...bisher...

    Ocella erhob sich schwer und sah seinen Bruder an.

    Belehre mich nicht wie ich im Namen unserer Gens zu handeln habe,...ich gehe meinen Weg,...mit wem,...das entscheide ich,...ich bin keine Sklave,...kein Trottel...mag sein, daß ich nicht deine Ambitionen habe, mag sein! Doch ich kann mir jederzeit in die Augen sehen!

    Er mußte gleich kotzen...

    ...der Händler heißt Friedhelm, er kommt einmal im Monat zum Markt... frag´ihn und jetzt...

    Er kramte in seinem Säckel nach ein paar Münzen und legte sie auf den Tisch.

    Überrasche mich Sabo,...neue Gewänder mögen deinen Körper bedecken, sie verdecken aber nicht das was du bist,...

    Dann klopfte er kurz auf den Tisch und ging, ein wenig unsicher auf den Beinen davon, ...verschwand in der dichten Menge des Schankraums, weg von Sabo, weg von Vorwürfen...hin in eine stille Ecke, verdammt...


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