Grundausbildung Quintus Germanicus Pilius

  • „Mhmm“ antwortete Pilius und dachte kurz nach. „Ich möchte einfach am besten für den Einsatz vorbereitet sein. Ich muss zugeben die Ausbildung ist sehr anstrengend und meine Hände und Arme brennen schon ziemlich stark, ich denke nur, dass es den Gegner auf dem Schlachtfeld auch nicht interessieren wird wo einem etwas weh tut oder man noch kann. Aber ich habe keine Zweifel das die Ausbildung genau die richtige sein wird, mit dem maximal möglichen Rahmen. Im Moment habe ich kein genauen Nachholbedarf, wenn ich noch Defizite in manchen Tätigkeiten habe, kann ich mich gern nochmals bei Ihnen melden Decurio Matinius Sabaco!“

  • 'Keine Sorge, junger Germanicus. Dich werde ich schon auch noch zum Weinen bringen', dachte Sabaco und er sagte ganz freundlich: "Wir sind alles, was die Barbaren daran hindert, hier einzufallen. Ihr werdet der zweite Limes sein, hart und unnachgiebig."


    Nein, es würde noch keinen Dienstschluss geben. Da ging noch mehr. Sie sollten am Abend, wenn sie im Bett lagen, nichts als ihre Erschöpfung fühlen und nur an ihren Schmerz denken. Für Heimweh und die Sehnsucht nach der Familie sollte kein Platz in ihrem Kopf mehr bleiben. 'Die wissen gar nicht, wie gut es ihnen noch geht', sinnierte Sabaco, während er sie bei ihren Übungen begleitete. 'Manche Dinge begreift man nur durch Schmerz.'


    Dann ging es an die nächste Waffengattung. "Das reicht, Waffen zurück in die Halterungen. In Linie antreten!" Während sie gehorchten, beobachtete er genau ihre Bewegungen nach Anzeichen von Schmerzen, Erschöpfung und möglicherweise Überlastung. Er empfand eine gewisse sadistische Zufriedenheit dabei, doch natürlich durften sie auch nicht völlig kaputtgespielt werden. "Was sagen eure Arme...?!"


    Im Hintergrund schleppten einige Helfer derweil eine feste Strohpuppe heran, die mit germanischer Kleidung, Helm, Schild und Speer ausgestattet war. Ein eingearbeitetes Grüst aus Holzstangen hielt sie aufrecht. Man sah der Ausrüstung an, dass sie Beutegut war und einst tatsächlich ein Mensch sie getragen hatte. Schild uns Speer waren schartig, an der Kleidung sah man braune Blutflecken.

  • Ob er da nicht ein wenig übereifrig reagiert hatte, überlegte Pilius einen kurzen Moment lang. Klar war es etwas unüberlegt, hatte die Ausbildung ja gerade erst angefangen. Aber das Sabaco gleich den knallharten Decurio raushängen musste. Er biss die Zähne zusammen, egal, in der Ausbildung trennt sich die Spreu vom Weizen und wenn er unter schmerzen weitertrainierte er wollte es dem Decurio zeigen. Wäre nicht das erste mal, das er an seine Grenzen ging und sie versuchte weiter auszudehnen. Er rieb sich die Handgelenke die bereits gut schmerzten. Als Sabaco bei ihm vorbeikam funkelte er aus trotz ein klein wenig zurück: „Alles bestens, Decurio Matinius Sabaco“

  • Das hatte er hören wollen. Der Bursche ließ sich nicht unterkriegen und das gefiel ihm. "Also dann - in Linie antreten!"


    Während die Soldaten sich formierten, wurde im Hintergrund von seinen Helfern ein wenig umgebaut. Eine mannshohe, feste Strohpuppe wurde aufgestellt, die im Inneren von einem Skelett aus Holzstangen gehalten wurde. Die Puppe trug abgewetzt aussehende germanische Kleidung mit braunen Blutflecken. Außerdem trug sie einen schartigen Rundschild, einen römischen Helm und einen Speer. Diese Ausrüstung hatte einst ein echter Mensch getragen, der jetzt nicht mehr lebte.

  • Pilius rückte gehorsam in Linie. Er blickte immer noch etwas wütig, nachdem die Helfer die Strohpuppe mit germanischer Kleidung, die vermutlich von einem der letzten Übergriffe stammte, aufstellte. Was sollte das jetzt, wollte Sabaco ihnen damit Furcht einflößen, wollte er zeigen, das dies bei der Ala am Limes kein Sommerurlaub wie in Italien wär, natürlich nicht. Die Gegend war für raues Klima, harte, felsige und bewaldete Landschaft bekannt mit Germanen die versuchten die Römer in Hinterhalte oder Fallen zu locken oder den Limes zu durchbrechen. Pilius ballte die Faust, er war bereit auf die Strohpuppe loszugehen. Vielleicht war es dem ein oder anderen noch nicht ganz klar, dass sie früher oder später Blut an ihren Händen hatten, er wusste worauf er sich eingelassen hatte als ne war heiß darauf mal auf eine Patrouille mitzudürfen.

  • Sabaco sagte noch nichts, während die Helfer die letzten Handgriffe erledigten und sich dann zurückzogen. Ein paar Atemzüge lang legte sich Stille auf den Drillplatz.

  • Pilius, der in der Stille kurz in Gedanken versunken war und den es jetzt doch zu interessieren begann, schaute von der Kleidung ab zu Sabaco herüber. "Woher stammt die Kleidung Decurio?"

  • Bevor jemand noch etwas sagen konnte, erklang Hufgetrappel, das lauter wurde. Ein vollgerüsteter Reiter nahte auf einem goldgelben Falben, den Blick auf sein Ziel gerichtet. Er hielt im vollen Galopp auf die Strohpuppen zu und hob den Bogen auf Schulterhöhe, spannte die harte Sehne. Ein für Unerfahrene verblüffend lauter Einschlag erklang. Den Pfeil selbst hatte man nicht gesehen, es schien, als würde er urplötzlich im Gesicht der Strohpuppe stecken. Bevor Fango in Reichweite des Speers gekommen wäre, ritt er eine Kurve, die im Kreis um den Strohmann herumführte. Ein Pfeil folgte nun auf den anderen, zack, zack, zack und jeder traf. Freihändig zu reiten war schwierig genug, dabei noch zu zielen, ohne den Bogen zu verreißen, eine Meisterleistung, die selbst unter den Soldaten der Ala nur enige Spezialisten sicher beherrschten.


    Fango achtete darauf, nur zu schießen, wenn er sich zwischen den Tirones und den Puppen befand, um niemanden in Gefahr zu bringen, falls er doch einmal verfehlte. Damit demonstrierte er auch die Angriffstaktik im Gefecht. Niemand wollte ins Kreuzfeuer der eigenen Leute geraten. Die Pfeile kamen im Takt weniger Sekunden. Die Tirones mochten sich ausmalen, welch vernichtende Wirkung ein ganzer Schützentrupp auf die Germanen haben würde.


    Als Fango seine Pfeile verschossen hatte, ritt er wieder davon, so wie es auch im Gefecht geschehen würde. Am Ende der Reihe zügelte er seinen Hengst und ließ sich heruntergleiten, einen gewissen Stolz in seinem Gesicht.

  • Das war beeindruckend, Pilius schaute dem Reiter hinterher. Wie dieser in vollem Tempo solch eine Präzision an den Tag legen konnte, einfach verrückt. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie viel hartes Training und Geduld hinter dieser Leistung steckten. Auf der anderen Seite empfand er auch ein gewissen Stolz, dass solch ein guter Schütze unter ihnen war. Auf ihn konnte man sich sicherlich gut verlassen im Gefecht, an dessen Seite zu reiten. Er war gespannt wie es weiterging.

  • Bewusst sah Fango nicht in Richtung der Rekruten. Er wusste, dass er gut schießen konnte, und war ungeheuer stolz darauf, doch er wollte nicht als Angeber wahrgenommen werden, sondern schaute neutral aus der Reihe heraus, während einer der Gehilfen die Zügel seines Pferdes ergriff. Hinter der Präzision steckte kein Talent, sondern gute Augen und sehr, sehr viel Training.

  • Pilius blinzelte ans Ende der Reihe. Wer war das, fragte er sich. Von der Statur war er etwas kleiner und drahtig. Würde zu Fango passen, dachte er, aber solch ein Ansturm und solch eine Präzision und tödliche Trefferquote. Konnte da wirklich der kleine Fango sein? Er grübelte. Durch den Helm und die volle Rüstung war der Reiter nur unschwer zu erkennen und beim besten Willen, konnte ja Pilius noch nicht die gesamte Ala nach der kurzen Zeit kennen. Sicherlich einer aus einer kleinen Spezialeinheit der Ala, aber diese kleine Figur….. der Gedanke an Fango lies ihn nicht los. Er blickte wieder zurück zu Sabaco. Vielleicht würde er etwas zum Reiter sagen. Der Blick kurz darauf wieder zum unbekannten Reiter. Oder der Reiter würde seinen Helm abnehmen. Etwas gespannt auf die Szenerie wartete Pilius ab.

  • "Wir kommen nun zum Bogenschießen", verkündete Sabaco überflüssiger Weise und nicht ohne Stolz, denn der Schütze gehörte zu seiner Turma. "Ich werde etwas zur Theorie erzählen, dann leitet euch Eques Seius Iunianus Fango durch die Praxis." Da nun niemand mehr schoss, nahm er seinen Platz vor den Rekruten wieder ein und begann einen weiteren seiner Monologe:


    "Da Tiro Germanicus Pilius gefragt hat: Die Ausrüstung unseres Strohmanns stammt von einem germanischen Überfall, an dessen Abwehr ich beteiligt war. Damals noch als Suboptio der Classis Germanica ... auf der Navis lusoria Keto." Falls sich jemand gefragt hatte, warum ihr Decurio unter seiner Reiterrüstung die blaue Tunika der Classis trug, wusste er es nun. Sabaco ging langsam an dem gespickten Strohgermanen vorbei.


    "Unsere Gegner sind elende Schweine, die es seit Jahren gewohnt sind, Zivilisten abuzuschlachten und ihre Häuser zu plündern. Um das zu ändern, seid ihr hier. Das kann so nicht angehen. Die Ala stockt auf und die Strategie hat sich von der Defensive in die Offensive verlagert. Die meisten von uns werden mit Hasta und Spatha kämpfen. Doch wir haben auch einen Trupp Schützen in unseren Reihen. Warum sind die Bogenschützen separat? Tiro Germanicus Pilius?"

  • Tatsächlich, es war wirklich Fango. Sabaco hatte seinen Namen gesagt. Verrückt, dass dieser kleine unscheinbare, einer der besten Bogenschützen war, den er je gesehen hatte.


    Eine Stimme riss ihn aus den Gedanken. Sabaco stand grimmig vor ihm und starrte ihn an. Er hatte noch irgendwas von separaten Bogenschützen mitbekommen. Er dachte angestrengt nach.


    Warum sind die separat?


    Ihm wollte spontan keine sinnvolle Erklärung einfallen. Vielleicht sollten diese mehr Zeit zum üben mit dem Bogen haben!? Oder gab es vielleicht auch gewisse Vertiefungsrichtungen in denen man je nach Waffengattung sich spezialisieren konnte!?


    Mit aufrechter Haltung und geradem Blick sagte er etwas zögerlich: „Ich bin mir nicht ganz sicher, oh Decurio Matinius Sabaco. Ich vermute um sich mehr auf den Kampf mit dem Bogen zu konzentrieren. Hier müssen bestimmt andere Taktiken und Szenarien geübt werden als mit der Hasta und Spatha!“

  • "Zur Hälfte richtig. Aber noch nicht vollständig. Eques Seius Iunianus Fango! Erhelle uns." Sabaco machte eine einladende Geste zum Zeichen, dass der Schütze vortreten durfte. Zur Abwechslung würde heute mal jemand anderes einen Monolog führen dürfen. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass Fango unwahrscheinlich gern klugschiss. Heute würde er das ganz offiziell dürfen, ohne damit jemandem auf den Schal zu treten.

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