Audienz für den Quaestor Principis Galeo Seius Ravilla

  • Fast ebenso schmucklos wie der Raum war auch die Erscheinung des Magistraten, welcher huldvoll durch die Tür trat. Seine Höflichkeitsmiene verbarg das empfundene Unglück beim Anblick der schlichten Wände und des trostlosen Mobiliars. Die Schlichtheit, welche dem Imperator Augustus so sehr zu behagen schien, vermochte Ravilla nach wie vor nicht zu schätzen, so wenig wie die diskrete Tracht der Magistrate, doch umwölkte ihn wenigstens tröstend ein komplexer orientalischer Duft und die Anwesenheit seines eleganten persischen Leibsklaven.

  • Ravilla betrachtete das fein gearbeitete Holz des Fensterrahmens, während er des Erscheinens des Imperator Augustus harrte. Vor dem Bleiglasfenster schien die Sonne.

  • Der Imperator trat wie üblich ohne grosses Tamtam und Brimborium ein. Dies war, trotz aller Arbeit, welche hier getan wurde, noch immer sein Zuhause, weshalb er gerne auf grosses Klimbims verzichtete.


    Salve Quaestor Seius Ravilla

    Ich nehme an, es geht heute um deine Ideen für deine Quaestur?


    Alles Andere wäre wenig sinnvoll gewesen und die Information war natürlich auf seinem Tagesablauf vermerkt gewesen.

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  • «Ave, Imperator Caesar Augustus Tiberius Auilius Severus!» Beim Gruß bettete Ravilla die manikürte Hand in Höhe seines Herzens auf der Toga. Er pflegte beim ersten Gruß stets, den vollständigen Ehrentitel und Namen des Kaisers zu rezipieren, ehe er zu kürzen Formen schwenkte.


    «In der Tat habe ich einen Vorschlag anzubringen. Die Zeit zwischen dem Tribunat und der Quaestur habe ich vorwiegend mit dem Studium unserer Gesetzestexte zugebracht. Einerseits im Sinne der Vorbereitung auf meine berufliche Zukunft, andererseits, da mir ein Missbehagen nicht aus dem Kopf entfleuchen wollten. Während meiner Tätigkeit als Tribunus laticlavius, als ich dem Militärgericht der Legio XXII Primigenia angehörte, wurde ich gewahr, dass einige Inhalte oder Formulierungen unserer Codices schon nicht mehr den aktuellen Gepflogenheiten bei der Legio entsprechen. Dies führte zu nicht unwesentlichen Diskussionen ob der Rechtmäßigkeit bestimmter Entscheidungen, die wir in unserer Rolle als Richter vor Ort trafen. Natürlich führte dies auch auf Seiten der Angeklagten zu Unsicherheit und manchmal auch zu dem Gefühl erlittenen Unrechts.»


    Ravilla trug eine Kopie des benannten Codex bei sich, welche er nun aufschlug und leicht in Richtung des Kaisers wendete, so dass dieser, würde er die Hand ausstrecken, den Codex überreicht bekommen könnte. Doch womöglich hatte das Oberhaut des Senats und des Volks von Rom jene Schriften nach all den Amtsjahren auch bereits memoriert und ahnte, worauf der neue Quaestor principis hinauswollte.


    «Wir sehen die Teile II und III des Codex Militaris, welche nicht den formalen Anforderungen eines Gesetzestexts genügen, welche in Paragraphen und Absätze unterteilt sind. Es fehlen zudem die Inhalte zur Militärgerichtsbarkeit, welche analog zur modernen Handhabung doch meines Erachtens zumindest in Kurzform aufgenommen werden sollten. Ich möchte mich darum anbieten, in deinem Auftrag ein wenig Ordnung in jene doch recht wüst anmutenden Gesetzestexte zu bringen.»

  • Der Kaiser hörte seinem Quaestor aufmerksam zu und nickte teilweise bedächtig.


    Es stimmt, dass die Zeiten sich ändern und die Gesetze dabei immer etwas langsamer sind, sich anzupassen.

    Aus diesem Grund erteile ich dir die Bewilligung, mir einen Vorschlag zur Erneuerung und Anpassung des Codex Militaris zu erarbeiten und ihn mir vorzulegen.

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  • Erfreut darüber, dass sein Vorschlag Gehör fand, wandte Ravilla das Antlitz gen Fenster, da sein Lächeln gar zu breit ausfiel. Demut und Bescheidenheit waren keine Tugenden, die er für erstrebenswert erachtete, doch übte er sich in würdevoller Mäßigung, wenn er im amtlichen Rahmen mit Würdenträgern zusammentraf.


    In der ihm eigenen schwülstigen wie umständlichen Redeweise bestätigte er den Auftrag, als die Selbstzufriedenheit ob der Annahme seines Vorschlags nicht mehr allzu offensichtlich in seinem Antlitz lag: «Ich werde einen Entwurf anfertigen, der den hohen Ansprüchen des Senats und des Volkes von Rom Rechenschaft trägt, und ihn dir vorlegen, sobald er in eine deinem Auge angemessene Form gegossen wurde. Einstweilen danke ich für deine Zeit.»


    Somit zeigte er an, dass er kein weiteres Anliegen hatte, dass hier und jetzt einer Besprechung bedurfte. Da es nicht an ihm war, die Audienz zu beenden, wartete Ravilla, ob der Kaiser seinerseits noch etwas anzumerken wünschte.

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