[Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer

  • "Definitiv!" ging Witjon direkt auf Valgisos zuletzt genannte Frage ein. "Neue Socii können wir immer gebrauchen." Er lächelte breit. "Zumal du einen großen Teil des Sortiments abdeckst, das wir seit längerem durch den Verlust eines Socius nicht mehr anbieten können. Somit wärest du unbedingt ein gern gesehener Neueinsteiger." Er hatte die Beitrittsurkunden in mehrfach abgeschriebener Form bereits im Schreibtisch bereit liegen. Vielleicht konnte er Valgiso ja dazu bewegen, hier und jetzt Mitglied zu werden. "Du könntest quasi auf der Stelle aufgenommen werden. Es genügt eine Unterschrift auf einer Urkunde, die alles notwendige erklärt." Konnte der Kelte überhaupt lesen und schreiben? Witjon musste einen Sekundenbruchteil überlegen, als ihm einfiel, dass Valgiso ja Scriba Provincialis war! Natürlich konnte der schreiben und lesen...

  • Zitat

    Du könntest quasi auf der Stelle aufgenommen werden. Es genügt eine Unterschrift auf einer Urkunde, die alles notwendige erklärt.


    Na, dann war ja alles klar wie germanischer Bienenhonig.


    Ich sagte: "Ja, dann maache mer dat doch, Marsus".

  • Zitat

    Original von Valgiso
    Na, dann war ja alles klar wie germanischer Bienenhonig.


    Ich sagte: "Ja, dann maache mer dat doch, Marsus".


    "Na DAS ist doch mal eine Ansage wie ich sie mag!" frohlockte Witjon, der auch gleich zwei der vorgefertigten Mitgliedsurkunden zur Hand hatte. "Also, ich trage noch eben deinen Namen ein..." Ein paar Federstriche und schon war alles paletti.



    Urkunde


    über die Mitgliedschaft des Valgiso im Handelskonsortium Freya Mercurioque


    Dieses Dokument bestätigt die Aufnahme des Valgiso in das Handelskonsortium Freya Mercurioque. Er ist von nun an Socius Consortii und hat damit das Recht, eigene Betriebe unter dem Namen der Freya Mercurioque zu führen und seine Waren in den Verkaufsräumen des Konsortiums anzubieten.
    Er ist verpflichtet, im Namen seiner Betriebe das Präfix Freya Mercurioque zu führen. Außerdem müssen jegliche Waren im Namen des Konsortiums angeboten werden.




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    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Curator Consortii

    ANTE DIEM XI KAL IAN DCCCLXI A.U.C. (22.12.2010/107 n.Chr.)


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    "Bittesehr," meinte er, als er seinem Gegenüber die Urkunde überreichte. "Soweit steht alles Wissenswerte darauf. Betriebe führen das Präfix 'Freya Mercurioque'. Alle Waren müssen im Namen des Konsortiums angeboten werden. Ansonsten....hm...noch Fragen?"


    Sim-Off:

    Edit: Richtiges Datum in die Urkunde eingesetzt.

  • Zitat

    Na DAS ist doch mal eine Ansage wie ich sie mag!


    Ich nahm die Urkunde entgegen und überlegte einen kleinen Augenblick. "Dann würde also meine Tongrube jetzt heißen 'Freya Mercurioque - Argilla Valgisi' und den Matsch würde ich unter 'Der gute Ton aus Germanien - Freya Mercurioque' feilbieten. Und mein Obst würde ich unter 'Ex hortibus Rheni Bicornis - Freya Mercurioque' auf den Markt werfen. Hm. Klingt gar nicht übel".


    Ich rollte die Urkunde zusammen. "Ich danke dir, Duccius Marsus und freue mich, dass das geklappt hat. Ja sicher, ich habe noch ein paar Fragen, aber nicht jetzt. Das Julfest ruft und ich muss noch mal in der Regia vorbei, sonst kriegt mein Magister Officiorum einen Wutanfall. Und das schadet seiner Gesundheit".

  • Zitat

    Original von Valgiso
    Ich nahm die Urkunde entgegen und überlegte einen kleinen Augenblick. "Dann würde also meine Tongrube jetzt heißen 'Freya Mercurioque - Argilla Valgisi' und den Matsch würde ich unter 'Der gute Ton aus Germanien - Freya Mercurioque' feilbieten. Und mein Obst würde ich unter 'Ex hortibus Rheni Bicornis - Freya Mercurioque' auf den Markt werfen. Hm. Klingt gar nicht übel".


    Ich rollte die Urkunde zusammen. "Ich danke dir, Duccius Marsus und freue mich, dass das geklappt hat. Ja sicher, ich habe noch ein paar Fragen, aber nicht jetzt. Das Julfest ruft und ich muss noch mal in der Regia vorbei, sonst kriegt mein Magister Officiorum einen Wutanfall. Und das schadet seiner Gesundheit".


    "Du hast es erfasst," bestätigte Witjon die Überlegungen seines neuen Socius. Mit einem breiten Lächeln nahm er Valgisos Dank entgegen. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Valgiso," erwiderte er zufrieden dessen Worte. Heute war ein guter Tag, eindeutig. "Bei Wodan, mein Nachfolger muss ja ein richtiger Troll sein!" Sie erhoben sich und Witjon begleitete Valgiso zur Tür. "Na dann lass dich nicht aufhalten. Aber erwarte in Kürze Nachricht von mir. Ich habe da bereits ein Angebot für dich, das dir gefallen sollte." Witjons Worte begleitete ein Geheimnisvolles Augenzwinkern. Dieser Mann war ein wahrer Segen für das Handelskonsortium. Witjon schätzte ihn wesentlich zuverlässiger ein, als beispielsweise diesen Vipsanius, der plötzlich verschwunden gewesen war. Auf Römer konnte man meist eben doch nicht zählen.

  • Patronus inutilis est. - Der Patron ist unnütz. Dieser Gedanke schoss Witjon augenblicklich durch den Kopf, als er das Schreiben des Vinicius Lucianus wutschnaubend in seiner Hand knitterte.
    "So ein arroganter, egoistischer, geiziger, blöder RÖMERARSCH!" brüllte er seinen Zorn hinaus in die Welt, die aber nicht sehr viel davon hörte, denn die vier Wände um ihn herum dämpften den Schall ausreichend. Einzig auf dem Flur konnte man wohl gut genug mithören, da die Tür sperrangelweit offen stand. "Dem muss Loki doch in den Kopf geschissen haben!" setzte er hinterher, als er den Brief zerknüllte und zur Tür hinaus schleuderte, um daraufhin vor Zorn rauchend auf und ab zu marschieren, schimpfend und fluchend wie ein Rohrspatz.


    Audaod
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/d-germanen-kinder/04.jpg]


    Manchmal war Witjons Sohn einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder aber zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle. Je nach Betrachterwinkel. In diesem Fall verhielt es sich wohl eher im Sinne der zweiten Variante, denn was Audaod hier erfuhr erregte seine höchste Aufmerksamkeit. Eigentlich spielte er mit Landulf und Naha verstecken in der Casa. Das war besonders spannend, wenn es draußen zu dämmern begann und man sich in allerhand gruseligen dunklen Ecken zusammenkauern konnte. Als er dann auf der Suche nach einem guten Versteck durch die Gänge stromerte, blieb ihm der Zorn seines Vaters nicht verschlossen, den er über den ganzen Flur hören konnte. Vorsichtig schlich sich der neugierige Junge an die Tür des Raumes heran und lugte um die Ecke, als ihn etwas attackierte! Blitzschnell zog er den Kopf zurück und erkannte auch gleich, was ihn da um ein Haar erwischt hätte: Ein Papyrusknüddel. Da musste ja was los sein im Arbeitszimmer, wenn jetzt schon Arbeit durch die Gegend flog. Mutig gab er sich einen Ruck und betrat den Raum, wo sein Vater vor sich hin brütete. "Vater?" fragte er mit seiner jungehaft hohen Stimme. "Was ärgert dich?" Am liebsten hätte er gefragt: Wer ist der Römerarsch? Aber das traute Audaod sich dann doch nicht.
    Witjon seufzte hörbar, als sein Sohn eintrat. "Ach, Audaod. Es ist ein einziger Ärger..." Kurz hielt er inne, um zu überlegen wie er seinem Sohn am besten die Misere erklären sollte. "Weißt du, was ein Patronat ist?"

  • Audaod
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/d-germanen-kinder/04.jpg]


    Der Sohnemann erwiderte grübelnd seines Vaters Blick. Patronat? Ja, das hatte er schon kennen gelernt. "Das ist, wenn ein Mann einem anderen Mann Treue schwört," versuchte Audaod sich an einer Erklärung. "Das heißt dann...äh...Cli...Cle..." "Clientel," half Witjon seinem Sohn bereitwillig aus. "Ja, genau! Das mein ich," strahlte Audaod ob der Auffrischung seines Wissens. Dann runzelte er jedoch in kindlicher Irritation die Stirn, woraufhin er seinen Vater weiter fragte: "Und wieso ärgert dich das?" Witjon lächelte und bedeutete seinen Sohn, sich zu setzen. Er selbst nahm vor ihm auf dem Schreibtisch platz, ein Bein stützend auf dem Boden, eins locker vor sich hin baumelnd.


    "Ich bin Client eines Römers, weißt du? Eines sehr mächtigen Römers mit viel Land und noch viel mehr Silber. Der Römer ist ein Senator, ein Fürst." Er musterte den Jungen kurz, erkannte Verständnis in dessen Mimik und fuhr fort. "Nun bin ich vom Kaiser zum Eques ernannt worden. Du weißt ja, wer Eques ist, ist so mächtig wie jene Männer, die sich Schwerter leisten können und viele Äcker Land besitzen und in deren Munt viele Männer stehen." Diese Begriffe waren Audaod allesamt bekannt und auch deren Bedeutung. Wer in Germania Magna ein Schwert besaß, war bereits ein reicher Mann, denn Schwerter waren extrem teuer. Wer sein Schwert eintauschte, konnte dafür einen ganzen Hof inklusive Knechte und Dienstmägde erhalten. Wer ein Schwert sein Eigen nannte, hatte außerdem Muntlinge unter sich, die ihm als Unfreie Dienste auf den Feldern und Waffengefolgschaft in Konfliktsituationen schuldeten.


    "Eques Imperii, ja das hat Milacorix mal erklärt," bestätigte Audaod auch sogleich. "Richtig. Und als solcher muss man Land besitzen. Viel Land. Nun ist es aber so, dass ich selbst nicht viel Land habe, sondern das meiste aus Landos Erbe an Elfleda gefallen ist." Er sah seinen Sohn wieder abwartend an, gab ihm einen Moment zur Informationsverdauung. "Und da habe ich meinen Patronus um Hilfe gebeten und ihm einen Brief geschrieben mit der Bitte, mir das nötige Grundstück zu verkaufen. Denn, wie ich ja sagte, mein Patronus hat viel Land. Seeehr viel Land. Mehr als du dir vorstellen kannst." Audaod machte bei Witjons Beschreibung große Augen und schaute verwirrt drein.
    "Wie viel ist so viel?" fragte er ungläubig. "Von hier bis Bonna," antwortete Witjon, was geraten, aber vermutlich gar nicht schlecht geraten war. Lucianus sprach er einen horrenden Landbesitz zu. Ebenso seinem Bruder. So war das eben bei Senatoren. "BOOOR!" staunte Audaod da nicht schlecht und riss verwundert die Augen auf und formte den Mund zu einem großen O.


    Witjon fuhr unbeirrt fort. "Tja, und dieser senatorische Patronus, den ich um Hilfe gebeten habe, der hat mir nun eine Antwort zukommen lassen. Und die ist sowas von daneben, dass ich mich eben geärgert habe..."
    "Was schreibt er denn? Kann ich's sehen?" Jetzt bestürmte der Kleine seinen Vater mit sämtlichen Fragen, die ihm der Reihe nach in den Kopf schossen. "Sachte, sachte," wehrte Witjon schmunzelnd ab. Wie neugierig Kinder doch sein konnten. "Hier. Er schreibt, dass er leider nichts für mich tun kann. Bei der Fülle an Äckern, die er besitzt, kann er mir leeeeider, leider nichts abgeben." Er zeigte seinem Sohn das Schreiben, das dieser kurz zu studieren versuchte, dann jedoch aufgrund der Buchstabenfülle überfordert wieder zurückgab. Witjon konnte es derweil nicht unterlassen eine gehörige Portion Zynismus in seine Worte zu legen, die auch Audaod nicht verborgen Blieb.
    "Wieso nicht?" fragte er daraufhin, was Witjon erneut lächeln machte. "Weil mein Patron, Marcus Vinicius Lucianus ist sein Name, offenbar geizig ist. Und es nicht für nötig hält seine Klienten zu unterstützen. Und was, mein Sohn, bringt mir ein Patron, der mich nicht unterstützt? Lohnt sich so ein Clientelverhältnis?"
    Audaod schaute kurz entsetzt drein. Jetzt musste er auch noch eine ernsthafte Frage benantworten! Sein Vater wollte seine Meinung hören! Damit war er erstmal überfordert, bevor er sein Gedankenwirrwar soweit filtern konnte, dass er eine zögerliche Erwiderung hervorbringen konnte. "Neee, der nützt ja gar nichts, wenn er nicht helfen will!"


    "Richtig," bestätigte Witjon zufrieden. "Patronus Vinicius inutilis est..." Damit war Audaod entlassen und Witjon konnte sich Gedanken darüber machen, ob und wie er eine angemessene Antwort formulieren sollte.

  • Elfleda fühlte sich ein wenig kränklich. Nichts wirklich ernstes, aber doch so ernst, dass sie beschlossen hatte, erst einmal kürzer zu treten. Ein wenig zumindest. Und nur vorübergehend. Die Männer hier sollten ja nicht denken, dass diese kleine Erkältung, mit der sie sich herumplagte, sie außer Gefecht setzen würde. Der ganze Haushalt war generalstabsmäßig durchgeplant, und Elfleda würde in ihrer gewohnt liebenswürdigen Art schon dafür sorgen, dass keine allzu großen Abschweifungen davon stattfanden.
    Landulf war noch nicht ganz alt genug, als dass sie ihm einfach alles übertragen hätte können. Auch wenn es höchste Zeit wurde, dass der Junge ein wenig mehr Verantwortung übernahm! Aber noch hielt Elfleda es für keine gute Idee, ihn einfach ins kalte Wasser der Wirtschaft zu werfen, um zu schauen, ob er denn schwamm. Also mussten die anderen Männer des Hauses dran glauben.


    Den Marmorbruch wollte sie Witjon aufs Auge drücken, den Schuster... Rodrik. Ja, der Junge hatte ein Händchen für Handwerker, beim Goldschmied machte er sich wohl auch ganz ordentlich. Dann würde er auch mit einem Schuster für ein paar Wochen klarkommen. Zuletzt blieb ihre kleine medizinische Praxis. Da würde sie einfach Albin bitten, ihr zur Hand zu gehen. Dann würde das schon gehen.


    Gesagt, getan. Die Männer wurden da gar nicht erst gefragt.

  • Duccia Elva


    Ein wenig Zeit war vergangen, und ein paar Dinge hatten sich verändert. Ihre Kinder waren gewachsen, Jahreszeiten waren vergangen, und irgendwo dazwischen war Elfleda wieder gesund geworden (und ein paar Mal krank und wieder gesund). Und irgendwann kam dann der Punkt, an dem sie wieder einmal im Arbeitszimmer über den Besitzlisten der duccischen Betriebe saß und ein wenig neu verteilte. Ihr Kleiner war inzwischen schon groß genug, ein wenig mehr Verantwortung auf seine Schultern geladen zu bekommen. Er musste nicht nur lernen, ein Mann zu werden, er sollte lernen, ein Fürst zu sein. Und dafür musste er Verantwortung übernehmen, für sich, für die Seinen und für ihre Versorgung. Und das ging am besten, wenn sie ihn da ins kalte Wasser schmiss und ihn in die Urkunden einiger Betriebe eintragen ließ. Sie würde ja auch nicht ewig leben, wenngleich sie noch nicht so alt war und erst recht nicht gebrechlich. Dennoch war es einfach an der Zeit, dass ihr Sohn seinen Platz im Leben der Stadt einnahm.


    Und so schrieb sie einige Betriebe um. Ihre Taberna Medica, bei der noch immer Albin als Besitzer eingetragen war. Und den Marmorbruch von Witjon, den sollte ihr Sohn auch erhalten. Dazu noch die Schneiderei, die Landos Schwester zurückgelassen hatte und die im Moment recht herrenlos in den duccischen Besitztümern herumlag. Sollte er etwas nützliches damit machen.
    Ja, das war ein guter Anfang.



  • Witjon war stocksauer. Er kochte vor Wut, als er im Arbeitszimmer der Casa Duccia hin und her stapfte, unfähig sich zu einer klaren Entscheidung durchzuringen. Eben erst hatte er eine Notiz von Albin vorgelegt bekommen, die ihn sprachlos gemacht hatte. Zum wiederholten Male ging er zum Schreibtisch und nahm die Wachstafel zur Hand, die eindeutig von Hadamar stammte.



    Witjon schnaubte verächtlich. Was glaubte dieser Bursche eigentlich, wer er war? Einfach so abzuhauen, sich aus dem Staub zu machen. Dieser Dummkopf! Da war er doch tatsächlich den Rekrutierungsbemühungen der Legion anheim gefallen, die in den letzten Tagen auf dem Forum stattgefunden hatten. Es war unglaublich. Witjon hatte Hadamar ja schon lange als faulen Sack abgestempelt, doch hatte er bisher nie die Hoffnung aufgegeben, dass mit der nötigen Portion Bildung - die offensichtlich, betrachtete man das Schreiben, nicht sonderlich viel Wirkung gezeigt hatte - noch ein guter Kaufmann oder zumindest ein durchschnittlicher Verwaltungsbeamter werden konnte. Und jetzt das!


    Es war einer jener Tage, die noch nicht im Schatten jener traurigen Ereignisse standen, die das Hinscheiden der Hausherrin bedeutet hatten, und so war Witjons einzige Sorge in diesem Moment wirklich nur das Schicksal dieses ungestümen jungen Mannes, der kurz nach seiner Mannbarkeit auch gleich unter Beweis stellen musste, dass er keineswegs sonderlich reif und erwachsen zu sein schien. Es war zum Haare raufen.
    Witjon legte die Tabula wieder beiseite und begann erneut im Raum herumzustromern wie ein unruhiges Tier, das ein Erdbeben im voraus spürt. Was sollte er jetzt machen? Ins Castellum marschieren und Hadamar da rausholen? Er musste grinsen bei der Vorstellung, den Burschen am Ohrläppchen hinter sich her zu ziehen. Aber für solch ein Schauspiel würde er wohl besser Marga schicken.


    Natürlich verwarf er den Gedanken sogleich, denn es schien ihm einfach nicht richtig, Hadamar jetzt auf so peinliche Art und Weise aus dem Dienst zu reißen. Nicht, dass das unmöglich war, aber es wäre durchaus mit einigen Problemen zu rechnen und gleichzeitig auch noch so zum Stadtgespräch zu werden wollte Witjon eigentlich nicht provizieren. Insbesondere nicht Hadamars Dummheit wegen. Nein, Witjon fasste einen Entschluss. Wenn der Trottel unbedingt zur Legion wollte, sollte er da eben bleiben! Sönke würde ja wohl auch bald hingehen, damit rechnete er. Jetzt galt es aber vielmehr, die Götter um ihren Segen zu bitten, um ein böses Ende zu verhindern. Witjon wollte nicht, dass Hadamar ebenso schnell auf unnatürliche Weise aus dem Dienst schied wie einst Sigmar, Gero, oder Bernulf. Nichts desto trotz würde Hadamar bei ihrer nächsten Begegnung eine ordentliche Schelte über sich ergehen lassen müssen. Witjons einzige Hoffnung war jetzt, dass sie dem Taugenichts bei der Legion mal ordentlich Beine machten, damit er aus dem Quark kam und endlich begriff, dass er nicht ewig faulenzen konnte.


    Jetzt galt es nur noch Hadamars Mutter die Nachricht zu überbringen und sie vor einem Herzanfall zu bewahren. Großartig wie der Junge sich auch aus dieser Verantwortung gezogen hatte und Witjon mitten in die Schusslinie zu stellen vermochte. So dumm konnte Hadamar ja nun doch irgendwie nicht sein...

  • Die Bestattung war vorüber, und sie waren in die Casa Duccia gegangen... und Hadamar war schnurstracks zu Witjons Arbeitszimmer verschwunden. Zum einen wurde er tatsächlich langsam unruhig, weil er nun schon so lange im Castellum fehlte... zum anderen wollte er das hier hinter sich bringen. Und dann das mit seiner Mutter. Götter war das ätzend, so was durchstehen zu müssen, aber darauf zu warten war noch schlimmer. Nervös stand er da, zu unruhig um sich zu setzen, ging ein wenig auf und ab, nur um sich dann wieder bewusst zusammenzureißen und still zu stehen, während er darauf wartete, dass Witjon sich loseisen konnte von mit wem auch immer er gerade sprach – und auftauchte, um ihn zur Sau zu machen. Oh ja, herrliche Aussichten...

  • Und Witjon kam rasch. Er wies Hadamar, sich zu setzen, blieb selbst jedoch stehen. "Es freut mich, dass du Ausgang zur Bestattung erhalten hast," begann er ohne Umschweife, zeigte seine Freude jedoch nicht durch ein Lächeln, sondern blieb undurchsichtig. Durchdringend war sein Blick, als er Hadamar fixierte und einen Augenblick einfach nichts sagte.


    Schließlich wandte Witjon sich ab und füllte zwei Becher mit Bier. Während er Hadamar einen der beiden hinstellte, fuhr er fort: "Also, Hadamar...was hast du dir dabei gedacht?" Das Sippenoberhaupt hatte sich noch immer nicht gesetzt, als er den Becher an die Lippen hob und einen tiefen Schluck tat.

  • Hadamar konnte nicht sagen, wie lange er tatsächlich hatte warten müssen – vermutlich nicht lange. Ihm allerdings kam jeder Moment wie eine gefühlte Ewigkeit vor. Als Witjon dann aber kam, wünschte er sich fast, er hätte noch mehr Aufschub gehabt... aber es half alles nichts. Gehorsam setzte er sich, als Witjon ihm ein Zeichen gab, musste dann allerdings feststellen, dass Sippenoberhaupt stehen blieb... was Hadamar sich noch kleiner fühlen ließ als ohnehin schon. Hätte er stehen bleiben können – oder würde Witjon sich hinsetzen –, dann müsste er wenigstens rein körperlich nicht zu ihm aufsehen, aber so...
    Er biss die Zähne zusammen bei Witjons ersten Worten. Wenn der wüsste... aber Hadamar dachte nicht daran, ihn darüber aufzuklären und sich noch mehr Ärger einzuhandeln. „Ja, mich auch“, antwortete er nur, konnte Witjons durchdringendem Blick allerdings nicht sonderlich lange standhalten, sondern sah auf seine Hände hinunter, die in seinem Schoß lagen. Zumindest in seinen Ohren dröhnte das Schweigen regelrecht, das sich für einen Moment ausbreitete, während Witjon ihn musterte, aber dann wandte er sich ab... und als Hadamar wieder aufsah, kam er mit zwei Bechern wieder, von denen er einen ihm hinstellte. Hadamar griff danach und nippte kurz daran, stellte den Becher dann aber nach einem kurzen Zögern wieder zurück. Obwohl er sich nur allzu gern in Alkohol geflüchtet hätte im Moment, war es wohl besser, nüchtern zu bleiben. Besser für das Gespräch mit Witjon, besser für das Gespräch mit seiner Mutter, und besser für seine Rückkehr ins Castellum.


    Er sah wieder hoch, als das Sippenoberhaupt erneut sprach... und eine Frage stellte, auf die Hadamar nicht wirklich eine Antwort wusste. Nichts, wäre wohl die ehrliche Antwort gewesen. Jedenfalls in dem Moment, als er dem Soldaten damals auf dem Marktplatz gefolgt war. „Ich...“ Hadamar warf einen kurzen Blick zu dem Becher mit Bier und wünschte sich erneut, sich jetzt besaufen zu können. Außerdem wünschte er sich, Witjon würde sich setzen – und einfach losbrüllen. Wäre einfacher so, dann könnte er selbst einfach da sitzen, das Donnerwetter über sich ergehen lassen und dann... naja. Sich das nächste anhören. Aber diese Frage? Er wusste einfach nicht, was er darauf sagen sollte. „Schien eine gute Idee zu sein“, murmelte er und griff dann doch noch mal nach dem Becher, nippte allerdings wieder nur daran – und starrte dann den Inhalt an, um Witjons Blick wieder ausweichen zu können. „Ich... wollt mein eigenes Ding machen.“

  • Eine gute Idee. Sein eigenes Ding. Witjon zog kritisch eine Augenbraue hoch. Er wartete auf nähere Erklärungen, aber da kam nichts mehr. Er schnaubte und trank noch einen Schluck. Langsam sank seine Stimmung; und das, wo dieser Tag doch ohnehin schon von Trauer gezeichnet war.


    "Du willst mir also glaubhaft machen, dass..." Witjon schüttelte verständnislos den Kopf. "...du es für eine gute Idee gehalten hast, dich Hals über Kopf bei der Legion zu verpflichten? Und das soll dein 'eigenes Ding' darstellen?" Er beugte sich zu Hadamar herunter und stützte sich, nachdem er den Becher abgestellt hatte, auf den Schreibtisch. So verharrte er wieder einen Augenblick, musterte den Grünschnabel, der da vor ihm saß und atmete tief durch.


    "Ich glaube, das musst du mir nochmal genauer erklären," sagte er dann, womit er sich auch endlich setzte. Witjon hatte diesen Dummkopf eigentlich kleinfalten wollen. Aber jetzt fühlte er sich einfach nur noch müde. Er war so unsäglich müde. Was nützte es schon, Hadamar jetzt anzuschreien? Oder gar ordentlich zu verhauen? Nein, Hadamar war kein Lausbub mehr, er war ein Mann. Und Männer mussten auch vernünftig - selbst - denken können, ohne dass man ihnen jedes Mal in den Hintern treten musste.

  • Da kam immer noch nichts. Kein Gebrüll. Hadamar fand es langsam unheimlich, wie ruhig Witjon blieb. Es war doch deutlich, dass ihm nicht gefiel, was er getan hatte – vorhin bei der Bestattung war es deutlich gewesen, und jetzt im Grunde auch. Dass Witjon ihn trotzdem nicht anbrüllte, das... machte die Situation für Hadamar irgendwie noch unangenehmer. Er wusste einfach nicht, woran er war. Er wusste nicht, ob das Gebrüll nicht vielleicht noch kommen würde, oder vielleicht etwas Schlimmeres... oder... er hatte einfach keine Ahnung, wie er dieses Verhalten einordnen sollte. Und darüber hinaus: es führte dazu, dass er sich plötzlich schämte – und Hadamar wusste noch nicht mal so genau, warum.


    Er presste kurz die Lippen aufeinander und sah zur Seite. „Ich hab schon länger daran gedacht“, antwortete er dann und sah Witjon wieder an. „Naja... mit dem Gedanken gespielt. Und auf dem Markt... das war einfach... die perfekte Gelegenheit.“ Weil er sich sonst vermutlich doch nicht getraut hätte, trotz allem, was er Runa und seinen Freunden gesagt hatte. Und die hätten ihn aufgezogen. Naja, Runa nicht, aber die anderen.
    „Was soll ich da noch erklären?“ Das kam nun fast schon trotzig über seine Lippen, und in einer verteidigenden Geste zog er die Schultern hoch. „Ich weiß, dass du und meine Mutter andere Pläne für mich gehabt habt. Aber dass ich nie in der Verwaltung wollte, hat ja keinen interessiert.“

  • Hadamar blickte weg. Ein deutliches Zeichen für Unwohlsein, Ärger, Scham? Witjon behielt den durchdringenden Blick aufrecht und erwartete eine Antwort, die zufriedenstellender ausfallen würde. Und er bekam sie. Hadamar sprach endlich einmal das aus, was er selbst dachte. Interessant, denn bisher hatte er ziemlich unter seiner Mutters Fuchtel gestanden oder quasi Widerspruchslos Witjons Anweisungen entgegengenommen. Soweit Witjon sich erinnern konnte.
    "Andere Pläne, allerdings," wiederholte Witjon gereizt. "Aber das ist verdammt nochmal kein Grund dafür, dass man sich von jetzt auf gleich aus dem Staub macht und die Sippe völlig ahnungslos dastehen lässt! Mann, hast du dir schonmal überlegt, was für Sorgen sich deine Mutter gemacht haben muss?! Herrje, Hadamar. Was du willst, sollst du auch haben. Aber doch nicht so!" Witjon hatte sich in seinen Ärger hineingesteigert und war lauter geworden, schrie aber noch nicht. Jetzt starrte er sein Gegenüber fast schon böse an und rang nach Worten, denn er wusste nicht, ob er Böse oder Glücklich sein sollte darüber, dass Hadamar einmal von sich aus etwas getan hatte...

  • „Bitte was?“ machte Hadamar fassungslos. Er glaubte nicht so recht, was er da zu hören bekam. Was du willst, sollst du auch haben? Das soll ja wohl nen schlechter Scherz sein!“ Mit einem Ruck sprang er auf, und obwohl er eigentlich die ganze Zeit auf Witjons Wutausbruch gewartet hatte, war es jetzt plötzlich er, der wütend wurde. Du bist ein Wolfrikssohn. Du musst was aus deinem Leben machen!, ätzte er Witjon die Leier vor, die er – zumindest so wie er sich erinnern konnte – ständig zu hören bekommen hatte. Oder jedenfalls oft genug. So ungefähr jedes Mal, wenn seine Mutter ihn dabei erwischt hatte wie irgendwas angestellt hatte... die Arbeit geschwänzt um sich rumzutreiben, um mit seinen Freunden was zu unternehmen, zu saufen, irgendsowas halt. Sie hatte ihn lange nicht immer erwischt, aber wenn, dann hatte das zu ihren Standardworten gehört. Bis sie ihn eben dazu verdonnert hatte, in der Casa Duccia in Mogontiacum zu leben und dort zu lernen... und sich auf einen Verwaltungsposten vorzubereiten. „Als ob ich da die Wahl gehabt hätte! Als ob ich zur Legio hätt gehen können wenn ich vorher was gesagt hätt, du glaubst doch selbst net was du da sagst! Und was für Sorgen soll meine Mutter sich gemacht haben, ich bin die ganze Zeit im Castellum, da wird mir wohl kaum was zustoßen.“

  • Nicht nur Hadamar war fassungslos. Bei dessen Reaktion klappte Witjon beinahe - beinahe - die Kinnlade herunter. Statt dessen starrte er den gereizten Tiro, der da vor ihm urplötzlich ganz ordentlich herumzugeifern begann, entsetzt und ohne Gegenworte an. Aber dann wurde es Witjon doch zu bunt. Er hatte noch auf seinem Stuhl gesessen und war vor dem aufgesprungenen Hadamar etwas zurückgewichen, doch jetzt schlug er zurück. Natürlich nur verbal.


    "Red doch keinen Stuss! Verdammter Narr!" platzte es aus ihm heraus, unterstrichen von einem kräftigen Faustschlag auf den Schreibtisch, so dass die Bierbecher wackelten. "Natürlich hattest du eine Wahl, verflucht nochmal! Du bist ein Mann, kein Kind. Hast du das vergessen? Wozu hast du denn die Mannbarkeitsriten durchgestanden? Wozu haben wir Zeugen denn für dich gesprochen? Damit du jetzt wie ein Dummkopf losziehst und dich aus kindischem Trotz bei der Legion einschreibst? So ein Blödsinn! Bei Tyr, hast du nich ein einziges Mal über die Konsequenzen deines Handelns nachgedacht?"


    Witjon fixierte sein Gegenüber wieder, nachdem er wild fuchtelnd und wedelnd zwischen Stuhl und Wand hin- und hergetigert war. Jetzt sprach er etwas ruhiger, dafür aber eindringlicher. "Konsequenzen, die dich treffen. Dich, Hadamar. Zwanzig Jahre Soldat. Am Limes. Weißt du eigentlich, was das heißt? Du wirst dich eine halbe Ewigkeit totschuften, um was zu erreichen? Du wirst Optio, vielleicht Centurio. Wenn du etwas Glück hast, wirst du Praefectus Castrorum. Und dann? Du glaubst doch nicht, dass du aus den Mannschaftsrängen zu mehr aufsteigen kannst? Und die Familie? Du wirst zwanzig Jahre lang unverheiratet sein. Keine Frau, keine Kinder." Zumindest keine ehelichen, wollte Witjon sagen, ließ es aber bleiben. "Und am Ende wirst du entlassen auf einen schäbigen Hof mit einer schäbigen Rente. Wenn du vorher nicht von einem räuberischen Grenzgänger auf einer Patrouille niedergestreckt wirst." Er schüttelte den Kopf. "Hadamar, warum hast du nicht mal den Mund aufgemacht? Ich bin doch kein Tyrann..." Oder doch? Witjon erschreckte bei dem Gedanken. Hatte er gar nicht mitbekommen, dass der junge Mann nicht das wollte, was er, Witjon, für sein bestes hielt?

  • Nein, Hadamar hatte nicht vergessen, dass er ein Mann war. Genau deshalb hatte er ja seine eigene Entscheidung getroffen – und auch gehandelt! Dass Witjon das jetzt als Dummheit darstellte, war absolut unfair... und zugleich auch sonnenklar. Witjon konnte es sich doch gar nicht leisten, etwas anderes zu sagen. Er unterdrückte ein Zusammenzucken, als Witjons Faust auf den Tisch krachte, und machte den Mund auf. „JA, ich bin ein Mann, und das war MEINE Entscheidung!“ Hadamar wollte noch weiter rumranzen, aber Witjon fuhr fort, und so viel Respekt hatte Hadamar dann doch, dass er die Klappe hielt und sein Sippenoberhaupt nicht unterbrach. Erst, als er fertig gesprochen hatte, schnauzte Hadamar zurück. „Ja, ich weiß, was der Dienst heißt!“ Natürlich wusste er das nicht. Er war sechzehn. Er konnte sich gar keine Vorstellungen davon machen, was zwanzig Jahre Dienst bedeuteten, der Zeitraum war einfach zu groß für einen jungen Kerl wie ihn – und genauso wenig konnte er sich im Augenblick vorstellen, dass er in dieser Zeit Sehnsucht nach Frau und Kindern kriegen könnte. Was er sich vorstellen konnte, war, was er jetzt wollte – und jetzt war er nicht mehr als ein Sechzehnjähriger, der in erster Linie rebellieren wollte... und unabhängig sein von der schieren Übermacht seiner Familie, und den Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, nur weil die Duccier schon so viel erreicht hatten und er eben einer von ihnen war... und daher noch mehr erreichen sollte. „Klar hätt ich auch in die Verwaltung gehen können wie ihr wolltet, aber wofür? Um mir den Arsch platt zu sitzen? Nur um irgendwann mit, wie hast du das gesagt, mit einer schäbigen Rente entlassen zu werden? Weil ich es da zu nix bringen werd, sondern auch nur zusehen darf, wie Landulf und Audaoud alles so viel besser hinkriegen?“ Er starrte Witjon an. „Einfach den Mund aufgemacht, ja? Was hätt ich denn sagen sollen? Ihr haltet mich doch eh alle für nen Nichtsnutz. Aber weißt du was, alles, was ich in der Secunda erreiche, erreich ICH, ich allein, und nicht meine Familie für mich! Und da gibt’s auch nichts und niemanden mit dem ich vergleichen lassen müsste!“

  • Witjon seufzte. Er hörte sich geduldig an, was aus Hadamar herausbrach. Und es klang schwer danach, als hätten diese Worte schon sehr lange in ihm gesteckt und auf den richtigen Moment gewartet, um endlich an Witjon Kopf geworfen zu werden. Der Sippenführer atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Jetzt bloß nicht zurückschreien, weitere Eskalation vermeiden.


    "Hadamar..." Witjon fuhr sich durchs Gesicht. Er fühlte sich matschig an. Das alles war zu viel für ihn, was er in den letzten Wochen erleben musste. "Weißt du, ich in deinem Alter habe die Chancen, die mir hier gegeben wurden, mit Freuden genutzt. Ich bin gerne Scriba im Handelskonsortium gewesen und ich habe auch gerne den Weg in die Stadtverwaltung und bisweilen in die Provinzverwaltung beschritten. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich damals bei meinem Herkommen so herzlich aufgenommen worden bin. Und mein Arsch ist sicher nicht platt." Ein verschmitztes Grinsen huschte über seine Züge. Er sprach jetzt gemäßigter und versuchte so beruhigend wie möglich zu wirken. Noch ein Schluck Bier half seine Worte fortzuführen.
    "Aber ich verstehe, dass du lieber 'dein eigenes Ding' machen möchtest. Ich verstehe es," wiederholte Witjon und setzte sich dann wieder aufrecht hin, den eindringlichen Blick erneut aufsetztend. "Die Legion jedoch, Hadamar, macht mir Sorgen." Ernsthafte Besorgnis sprach aus seinem Blick und die Hoffnung, den Jungen zumindest von der harten Realität überzeugen zu können. "Ich habe schon zu viele Vettern in den Jahren verloren; gefallen im Kampf sind sie, als sie ins Feld zogen gegen die hiesigen Bauern oder gegen jene räuberischen Banden, die den Limes heimsuchen. Selbst von meinem Bruder Arbjon, dem Praetorianer, habe ich seit viel zu langer Zeit schon nichts mehr gehört."
    Witjon versuchte Hadamars ganze Aufmerksamkeit zu erlangen, ihn zu fixieren und seinen Blick in dem seinen zu binden. Aber er das Sippenoberhaupt war sich unterbewusst bereits darüber im Klaren, dass sein Neffe nicht mehr umzustimmen war. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er sich bereits verpflichtet hatte und dem jetzt nicht mehr entrinnen konnte, ohne seine Ehre zu verlieren. Daher lehnte er sich schließlich zurück, leerte sein Bier und unterdrückte einen Rülpser.
    "Ich bin davon überzeugt, dass du deinen Weg mit Bravour meistern wirst, denn du bist kein Nichtsnutz. Jedoch beschwöre ich dich, nicht unnötig die Parzen herauszufordern. Das Leben ist so schon gefährlich genug; der Dienst bei der Legion wird es nicht einfacher machen. Gib einfach auf dich acht, ja?"

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