• Verehrte Julia,


    ich bin gut in Tarraco angekommen. Seit meiner Abwesenheit hat sich dort doch einiges geändert und das Leben in Hispania ist überall am pulsieren. Es siedeln sich überall neue einflussreiche römische Familien an, anscheind hat es sich herumgesprochen, dass man im ländlichen und privaten Hispania ganz gut und angenehm leben kann. Und in der Tat, der alte Cato hätte an unserer Provinz seine helle Freude, erscheint sie doch von Tag zu Tag ur-römischer als das inzwischen zur Weltstadt gewordene Rom.


    Die Arbeit im Castellum nimmt in der Zwischenzeit meine ganze Arbeit in Anspruch und dennoch, in den wenigen freien Momenten, in welchen ich einen klaren Gedanken fassen kann, verweile ich oft bei Dir in Rom. Wie geht es Dir? Was ist aus Deinen Plänen geworden, Deinen Verwandten in Hispania zu besuchen? Ich weiß nicht mal seinen Namen, denn mir verraten wolltest Du ihn - bei unserer letzten Zusammenkunft - nicht.


    Ich hoffe, dass es Dir in Rom gut geht. Und mögen die Götter Dir gnädig sein und Dir ein langes Leben schenken.


    Vale,
    Meridius

  • Verehrte Julia,


    verzeih, dass ich Dir erneut schreibe, doch seit meinem letzten Brief ist eine lange Zeit vergangen und ich habe von Dir keine Antwort erhalten. Es geht Dir doch gut? Du bist gesund? Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, so lass es mich wissen.


    In Hispania indess gehen die Dinge drunter und drüber. Ich weiß gar nicht wie viel ich Dir verraten darf, und ob ich es darf, doch denke ich, dass ich es Dir sagen muss, denn Du hast ein Anrecht darauf es zu erfahren.


    Es mag unglaublich klingen, und Du wirst mir vielleicht vorwerfen, dass ich mit Deinen Gefühlen spielen würde, doch das tue ich nicht. Es liegt nicht in meiner Absicht Dir weh zu tun. Oder Dich zu verwirren. Und es fällt mir selbst am allermeisten schwer, hatten sich doch zwischen uns zarte Bande geknüpft, die mein Herz aufs erfreulichste erfüllten. Doch das darf nicht weiter sein. Deine Ehre ist mir wichtiger als mein persönliches Glück.
    - Dein Mann lebt!


    Ich habe ihn in Tarraco getroffen. Er hatte seinen Tod nur vorgetäuscht und eine neue Identität angenommen um einem geheimen Staatsauftrag besser nachgehen zu können, der Aufdeckung einer Verschwörung. Nicht einmal der Imperator war eingeweiht, und es hat mich selbst ebenfalls überrascht, als er plötzlich vor mir stand...


    Ach Julia, ich weiß nicht was ich schreiben soll. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich weiß nicht, was ich denken DARF.


    Am besten zu meidest mich. Am besten zu kommst nicht zu Besuch nach Hispania. Deine Gegenwart würde es mir noch schwerer machen als es eh schon ist. Jetzt wo Dein Mann wieder unter den Lebenden weilt, sinkt meine Hoffnung hinab zu den Toten.


    Julia, verzeiht mir meine Ungestümheit und auch meine offenen Worte. Ich bin Soldat. Mein Leben gehört der Legion. Ich könnte Euch kein besserer Gemahl sein, als der, welchen ihr eh schon habt.


    In tiefer Freundschaft und Anbetung verbunden
    Meridius

  • Von dem langen Besuch bei ihrer Tante zurückgekehrt, trat Julia in das Zimmer. Und überflog die Briefe, die angekommen waren.
    "Ach Meridius..." Sie lächelte und rollte dann das Schreiben zusammen.

  • Dann begab sie sich auf ihr Zimmer, und legte sich zu Bett. Die kleine Schatulle hatte sie an den Fuß ihres Bettes gestellt, die Briefe lagen neben ihrem Kopfkissen. Meridius. Marcellus. Es machte alles keinen Sinn. Vorsichtig schnitt sie mit dem Dolch in ihre Arme. Das Blut floß warm. Die Götter hörten ihre Gebete. Sie seufzte und verschied.

  • Ich hatte gehört, dass jemand nach oben gegangen war und war neugeirig. Ein Einbrecher war es wohl kaum gewesen, ich vermutete es war die Julia und ich wollte sie unbedingt einmal kennenlernen. Leise klopfte ich an der Türe an..

  • Ich traf auf Caecilia und ohne länger zu warten, stürmte ich durch die Tür. Ich ahnte, dass hier etwas nicht stimmte und so war es auch. Julia lag in ihrem Blut und entsetzt schaute ich Caecilia an.


    Vorsichtig trat ich näher und legte die Hand an Julias Hals. Wenn ich hier nichts mehr fühlte, dann war alles zu spät.

  • Mit schreckgeweiteten Augen blickte ich wieder zu Caecilia hin. Kein pulsieren des Blutes, kein noch so feiner Lufthauch aus Mund und Nase war zu spüren. Alles Leben war aus dem jungen Körper gewichen. Julia lebte nicht mehr.


    Ich musste schlucken, dann traten mir unaufhaltsam Tränen in die Augen. So viele Leben sah ich schon verlöschen. Ich kannte den Tod und ich verabscheute ihn. Warum nur suchte er immer wieder seine Opfer in den Reihen meiner Familie? Zuerst mein Mann, dann mein Vater, nach ihm Marcellus und jetzt Julia und wieder stand ich vor der Aufgabe, eine Totenfeier vorzubereiten. Fröstelnd rann mir der Gedanke den Rücken hinunter.


    Ich seufzte tief und richtete mich auf. Niemand an den ich mich lehnen konnte, niemand, der mich unterstützte. Caecilia und ich, wir würden ganz allein die Vorkehrungen treffen müssen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ ich das Zimmer und sann ganz in der Stille über den Sinn des Lebens nach.

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