Valetudinarium - Krankenhaus

  • Einar war der einzige aus meiner Ausbildungsturma den ich immer noch täglich sah. Wir kannten uns nun relativ lange und wahrscheinlich auch schon recht gut.
    Es war schön jemanden wie Einar als Kamerad zu haben.


    "Ja da sitzen wir beide nun also zusammen hier. Mir würde diese Aufgabe gefallen, daher habe ich zugestimmt hier etwas zu lernen. Schön dich zu sehen!"

  • Valerius Rustus blickte von seinen Unterlagen auf und musterte die Männer. Mit einer Tabula kontrollierte er die Namen der Männer und hakte sie ab.
    Dann erhob er sich und begann sich zu räuspern.
    "Guten Morgen Equites, mein Name ist Decimus Valerius Rustus, ich bin der Lagermedicus und leite zusammen mit meinem Stellvertreter das Valetudinarium. Wenn ich mich so umsehe, bin ich froh, dass ich euch nicht alle kenne, wenn Leute zu mir kommen, geht es ihnen meist nicht gut." Ein trockenes Lachen rollte in seinem Hals, dann wurde er wieder ernst und strich sich über die fliehende Stirn.
    "Ihr wurdet von euren Decurionen zur Ausbildung als Capsarii vorgeschlagen. Das setzt voraus, dass ihr schon Kampferfahrung habt und nicht beim ersten Blutstropfen in Ohnmacht fallt. In der kommenden Ausbildung werdet ihr lernen, wie ihr nach einer Schlacht die Erstversorgung für eure Kameraden übernehmt und ihnen das Leben retten könnt.
    Am Ende werdet ihr zu den Immunes gehören und von Wach- und Schanzdienst befreit sein.
    Gibt es bis hierher Fragen?"
    Er blickte in die Runde der Männer und wartete.

  • Jap, Einar war froh seinen Kameraden hier vorzufinden. Er wollte das gerade noch in Worte fassen, als der Medicus auch schon zu sprechen begann. Einar hörte sich alles gespannt an und verneinte kopfschüttelnd die Schlussfrage des Sanitäters.
    "Keine Fragen."

  • Der Medicus schien zufrieden, als es keine Fragen gab und stellte eine Ledertasche auf den Tisch.
    "Das meine Herren, wird euer zukünftiges Arbeitswerkzeug sein, die Capsa, eure Erste-Hilfe-Tasche. Üblicherweise wird diese Tasche überall euer Begleiter sein. Jede Turma verfügt über mindestens einen Mann, der Verbandsmaterial mit sich führt, den Capsarius. Ihr werdet weiterhin in euren Einheiten dienen, aber für euch wird es während und nach der Schlacht noch einige Arbeit geben. Sollten Kameraden verwundet werden, ist es eure Aufgabe, euch um sie zu kümmern, sobald das möglich ist. Ihr sollt sie nicht zusammennähen oder pflegen, ihr sollt nur die Blutungen stillen und sicherstellen, dass sie den Weg bis zum Verbandsplatz überleben. Den Rest, die Wunden versorgen und waschen, übernehmen die Milites Medici und ihre Assistenten.
    Aus diesem Grund werden wir auch keine Körper von Barbaren sezieren, das kommt erst dran, wenn ihr eure Ausbildung hinter euch habt und euch um einen höheren Posten im Valetudinarium bewerbt.
    Zur Übung holt sich jeder einmal eine solche Capsa und schaut, was darin ist."


    Er stellte weitere Taschen auf den Tisch und wartete, bis alle ihre Ausrüstung geholt hatten und sie die Deckel öffneten. "Außer einer Menge Verbände und einer Schere werdet ihr nichts darin finden. Das wird uns heute auch genügen. Ich brauche jetzt einen Freiwilligen" Er blickte fragend in die Runde.

  • Ich lauschte den Worten des Medicus ganz genau, holte mir eine der angesprochenen Taschen und schaute mir den Inhalt genau an. Der Medicus wollte plötzlich einen Freiwilligen haben, ich überlegte kurz und meldete mich dann.


    "Ich wäre bereit"

  • Bevor Einar sich melden konnte, hatte dies bereits sein Kamerad getan. Grinsend beobachtete er, wie dieser nun nach vorn geholt wurde. Er konnte sich schon denken, was nun an der Reihe war.

  • Valerius Rustus winkte Viridovix zu sich nach vorne. Ein kurzer Blick auf seine Tabula genügte, um ihm den Namen zu verraten.
    "Du bist... Viridovix, richtig? Gut, dann bitte ich dich, einmal kurz deinen Oberkörper freizumachen."Dann wandte er sich an die versammelten Equites.
    "Wir werden nun einiges über Wunden und ihre Behandlung lernen, wenn unser Versuchseques sich ausgezogen hat," scherzte er und nahm einen großen Schluck Wasser. Dann wartete er, bis Viridovix soweit war.

  • Ich nickte als Valerius Rustus mich nach meinem Namen fragte. Auch als er befahl mich oberhalb freizumachen nickte ich.
    Ich legte meinen Oberkörper komplett frei und harrte der Dinge die da wohl kommen würden. Während ich da stand müsste ich in mich hinein lächeln. Als ich damals hier ankam, war ich etwas schmächtiger gewesen. Nun war ich bereits kräftiger geworden...das gefiel mir.

  • Während sich Viridovix freimachte, hatte der Medicus eine Schale mit roter Farbe geholt und auch gleich einen Pinsel mit dicker Quaste. Er tauchte den Pinsel genüsslich in die rötliche Mischung und stellte sich neben Viridovix, der nun schon mit freiem Oberkörper dastand.
    "Streck bitte deine Arme ein wenig zu Seite, damit die anderen alles gut sehen können," meinte er zu ihm.
    Dann wandte er sich an die Männer.
    "Eure erste Aufgabe bei der Erstversorgung ist es, zu beurteilen, welche Behandlungsmethode ihr bei welcher Verletzung anzuwenden habt. Folgende Bereiche sind mit ziemlicher Sicherheit tödlich- Der Hals" Er malte Viridovis einen Strich über seine Kehle, dann links und rechts des Kehlkopfes zwei weitere,"ist besonders empfindlich bei Stich- und Hiebverletzungen. Bei einem Schlag auf den Hals kann der Patient sterben, wenn die beiden großen Adern getroffen werden, die ich hier gefärbt habe, tritt der Tod nach wenigen Minuten ein. Meist haben wir keine Möglichkeit, rechtzeitig die Blutung zu stoppen."
    Ein Raunen ging durch die Menge, einige der älteren Equites nickten wissend und zustimmend.


    "Ein Kamerad, der solche Verletzungen hat, ist als aller erstes zu behandeln. Versucht, nach Möglichkeit einen Finger in die Ader zu stopfen, damit er nicht so schnell verblutet. Auf alle Fälle muss der betreffende Mann sofort zum Verbandsplatz. Aber ganz ehrlich, bei einer Halswunde hat er kaum Chancen."Wieder setzte kurzes Gemurmel ein, einige der Männer blickten betreten zu Boden.
    Rustus sah sich in seinem Publikum um. "Keine Fragen bis hierher? Dann weiter!"

  • Nach einem Schluck Wasser aus seinem Becher tauchte Valerius Rustus den dicken Pinsel wieder in die Farbe und trat zu Viridovix heran.
    "Eine weitere schwere Verletzung mit hohem Blutverlust ist die Verletzung dieses Bereiches," -er malte den Bereich zwischen Brust und Bauch und den Bereich der Leber mit Rot nach- "weil hier ebenfalls eine große Ader verläuft und auf der von euch gesehen linken Seite von Viridovix die Leber liegt. Eine Verletzung der Leber ist an sehr dunklem Blut zu erkennen und geht mit hohem Blutverlust einher. Euer Patient bekommt einen festen Verband und dann nichts wie ab zum Verbandsplatz. Auch hier überleben die wenigsten, wie ihr euch denken könnt. Diese Stellen, die ich rot gekennzeichnet habe, führen also zu einem schnellen Tod, bei dem ihr nur bedingt helfen könnt."Die Equites schauten interessiert und auch ein wenig betreten. Wer gedacht hatte, alle verletzten Kameraden zu retten, wurde jetzt eines besseren belehrt.


    Während die Männer sich die Bereiche besahen und sich an die eigenen Bäuche griffen, holte Rustus einen neuen Pinsel und eine Schale mit gelber Farbe.
    "Bauchwunden sind weniger häufig, dafür aber um so schmerzhafter." Er umrahmte den entsprechenden Bereich mit gelb. "Zwar sind die Gedärme gut durchblutet, aber bis man an einer Bauchwunde verblutet, dauert es sehr lange. Und noch eine wichtige Lektion: Solltet ihr einen Patienten haben, der irgendetwas im Bauch stecken habt, wie Pfeile oder Speere, versucht diese nicht, ich wiederhole, NICHT herauszuziehen, ihr würdet nur noch größere Schäden anrichten. Verbindet den Kameraden, auch wenn Gedärme heraushängen sollten, nicht wieder hineinstopfen sondern sorgsam verbinden und den Mann wieder zum Sammelplatz. Verstanden?"Einheitliches Nicken zeigte dem Medicus, das zumindest das angekommen war.


    "Nun weiter. Hier an den Armen und Beinen und an den Seiten des Patienten," wieder malte er die betreffenden Stellen mit Gelb nach, "hier haben wir die häufigsten Verletzungen. Euer Körper ist geschützt mit einem Kettenhemd, das den meisten Schlägen und Stichen widersteht. Anders die Arme, die die Waffen halten. Die Adern, die hier verlaufen, können mit einem festen Druckverband verschlossen werden, was zumindest das Verbluten verhindert. Auch abgetrennte oder zerfetzte Gliedmaßen werden abgebunden und dann den Medici übergeben. Ob der Patient seine Hand behält, entscheiden sie.
    Die Beine sind besonders bei der Infanterie häufiges Ziel, weil sie nicht durch das Scutum der Legionäre geschützt sind. Die Barbaren hauen und stechen gerne nach allem, was unter oder über den Schild herausguckt. Bei der Kavallerie verwenden wir die leichten Beinschienen, da die Beine am ehesten zu erreichen sind. Trotzdem sind Verletzungen hier am häufigsten zu finden. Also überlegt euch zweimal, ob ihr die Beinschienen weglasst oder nicht.
    Auch hier gilt es, die Blutung mit einem Verband so schnell wie möglich zu stillen und den Patienten..... genau, zum Verbandsplatz zu bringen."


    Rustus griff sich eine Handtuch und reichte es Viridovix. "Du kannst dich säubern." Dann wandte er sich wieder an die Equites. "Gut, für heute dürfte das genügen. Morgen werden wir die verschiedenen Verbände üben und danach die Pflege der richtigen Patienten anschauen. Noch Fragen? Wenn nicht dann könnt ihr gehen."

  • Einar hörte sich stillschweigend die Ausführungen des Medicus an und merkte sich jedes Wort genauestens. Er würde kein Kameradenleben aufs Spiel setzen, nur weil er hier nicht aufgepasst hatte. Als Rustus geendet hatte, hob Einar die Hand und stellte noch eine Frage.
    "Eine Frage, wenn du erlaubst: Wie kommen die Verwundeten zum Verbandsplatz? Haben wir Tragen dabei und erledigen das selbst, oder gibt es dafür eigens vorgesehene Soldaten oder Sklaven oder gar Packtiere?"

  • Rustus lächelte über so viel Wissensdurst seiner Schüler und wandte sich an die Lauschenden:
    "Bei einem Feldzug kommt das medizinische Personal mit, das normalerweise Dienst im Valetudinarum tut und die Kranken pflegt. Im Tross werden Verbandsmaterial und einige Medikamente mitgeführt. Der Verbandsplatz ist in der Regel im Marschlager, um die Verwundeten zu schützen.
    Der Transport dorthin erfolgt dabei über Tragen, die mitgeführt werden, aber das sind nicht allzu viele. Alle Truppenteile, die nicht Kämpfen oder auch Teile des Trosses wie Sklaven oder auch Probati, werden mit dem Verwundetentransport beauftragt. Ihr übernehmt also die Erstversorgung und wenn nicht genug Leute da sind, um die Verwundeten zu tragen, übernehmt ihr das. Jedoch nur mit Erlaubnis eures jeweiligen Decurios, denn wie ihr wisst, werden alle, die ihre Position in der Schlacht verlassen, mit dem Tode bestraft.
    Wenn es keine Tragen mehr gibt, müsst ihr improvisieren. Eine Paenula und zwei Speere ergeben eine behelfsmäßige Trage, mit der ihr einen Verwundeten abtransportieren könnt. Wenn ihr zusätzlich noch Packtiere auftreiben könnt, ist das ein großes Glück."


    Rustus nahm wieder einen großen Schluck Wasser und fuhr dann fort:
    "Nach dem Kampf ist alles heranzuziehen, das hilft, das Leben eines Kameraden zu retten. Sollte es in der Nähe Zivilisten geben, könnt ihr auch bei denen Packtiere oder Transportmittel requirieren. Sonst noch Fragen?" Er blickte in die Runde.

  • Während Rustus weitersprach, säuberte ich mich und zog mir meine Kleidung wieder an.
    Aufmerksam verfolgte ich die Äußerungen Rustus und nickte einige Male. Ich hatte keine weiteren Fragen, wartete aber noch ob nicht andere Kameraden Fragen hatten.

  • Rustus' Erklärungen machten Sinn und Einar nickte verstehend. Das wozu er hier ausgebildet wurde, war offenbar ein Knochenjob, der mindestens genauso schlimm war, wie in der ersten Schlachtreihe zu stehen. Respekt mischte sich zu Neugierde und verneinend schüttelte er den Kopf; keine weiteren Fragen.

  • Der nächste Morgen kam früher als den meisten lieb war, denn nun ging es ans Eingemachte. Der Medicus Decimus Valerius Rustus hatte die neuen Capsarii in den Krankenflügel zitiert und wartete vor dessen Eingang ungeduldig auf seine Schüler.

  • Halbwegs pünktlich erschien Einar und grüßte den Medicus knapp. Gespannt wartete er, was dieser hinter den Türen des Krankenflügels wohl für sie vorbereitet hatte.

  • Als schließlich alle Männer beisammen waren, hob Rustus die Stimme.
    "Guten morgen Equites, ich hoffe ihr habt nicht zu viel gefrühstückt, wir werden heute einige Verletzungen und Operationen anschauen, um euch auf die Probe zu stellen. Wer kein Blut sehen kann, für den ist die Ausbildung hier zu Ende."


    Gespannt blickte er in die Gesichter der Männer, die ihm zuhörten. Sie schienen alle recht tapfer dreinzublicken, keiner wollte Schwäche zeigen. "Nun gut, dann folgt mir", sagte Rustus und ging den Männer voran durch die Türe zu den Krankenräumen.
    In langen Reihen standen hier Betten an den Wänden und entlang des Mittelganges. Nur einige wenige waren belegt. Sie traten gerade zu einem Patienten, der aufrecht in seinem Bett saß und von einem Capsarius einen neuen Verband um seinen Beinstumpf gewickelt bekam. Er bedeutete den Equites, sich um ihn zu versammeln, damit jeder etwas sah.
    "Das hier ist eine Amputationswunde, schon eine Woche alt. Wer möchte sie untersuchen und verbinden?" fragte er in die Runde.

  • Nachdem nun die Übungszeit verstrichen war und es Abend wurde kam ich mit Probat Serafim am Krankenrevier an


    Zügig betrat ich das Zimmer zum derzeitigen Medicus und grüsste.
    Salve Herr Doktor. Hab hier ein wenig Beschäftigung für dich.


    Während des sprechens schob ich Serafim nach vorne. Wahrscheinlich wird es nicht lange dauern dachte ich bei mir und begann nun den Raum ein wenig in Augenschein zu nehmen. Dabei fielen mir ein paar unangenehm aussehende Instumente auf bei dessen Anblick ich nun ein kleines Stossgebet gen Götter entsendete dass ich verschont bliebe und nicht am Tisch landen würde.

  • Der Grieche hatte sich schon auf dem Weg zum Arzt bei Eques Scarpus bedankt. Als sie im Krankenrevier angekommen waren, saß der Medicus eher gelangweilt auf einem Stuhl und putzte seine Instrumente, allerdings war seine Schnelligkeit dabei durch seine imense Tagträumerei beinflusst.
    Paullus weckte ihn mit seinen Worten, worauf dieser aufsprang und auf den Probat zuging, den der Eques gerade schon nach vorne geschoben hatte.


    Salve Medicus, ich habe einen wuchtigen Schlag auf meinen Schild nicht richtig abfedern können, da ich einen Moment nicht aufgepasst hatte. Jetzt schmerzt er ziemlich in der Mitte meines Unterarms, es fühlt sich so an als säße der Schmerz direkt auf dem Knochen selber, es drückt stark."


    Wachwerdend hörte sich der Medicus die Worte des Probaten an, verwies ihn dann auf einen Behandlungstisch und kramte aus seinen Regalen ein Heilmittel, eine Art Salbe.


    "Bei den Göttern .. immer diese Grünschnäbel, Disziplin, Pünktlichkeit und KONZENTRATION" das letzte Wort sprach er besonders betont und laut "sind hier das wichtigste, ihr müsst immer auf der Hut sein. Jetzt halte deinen Arm mal gerade, stütz ihn am besten mit deiner anderen Hand."
    Serafím schaute Paullus an und zog die Schultern hoch. Dann hielt er seinen Arm so wie der Medicus es ihm gesagt hatte.
    Ab und zu verzerrte Varelas kurz das Gesicht, als der Medicus den Arm mit der Salbe einrieb und ihm den Leinenverband umwickelte.
    Dann stützte er den Arm noch durch eine Schlaufe, wodruch Varelas den Arm mit seinem Nacken in einem rechten Winkel parallel zu seinem Gürtel hielt, nur etwas höher unter der Brust.


    "Du kommst morgen früh hier hin und holst dir einen neuen Verband, dann morgen Abend noch einmal. In drei Tagen sollte es dir besser gehen, das er es auch schon. Vale."
    Dann drehte sich der Medicus um und widmete sich wieder seiner Tagträumerei und seinen Instrumenten.


    "Danke Medicus." dann erhob sich der Grieche und ging zu Paullus.
    "Danke noch einmal, wir können." den Weg zu den Turma konnten sie ja noch zusammen zurücklegen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!