[Sacellum] Das Fahnenheiligtum

  • Cicero sah sich die anderen Rekruten an mit welchen Gesichtsausdrücken sie ihren Eid sprachen. Dumme Kerle alle miteinander, der eine wie der andere. Und dieser Zentruio hielt sich für Gott weiss was und erwartete das man beim Eid halber im Boden versank vor Erfurcht. Nun gut wenn das so wichtig war wollte Cicero die beste schauspielierische Leistung abrufen die er drauf hatte. So sprach er mit einer erfurchtigen Betonung in seiner Stimme:


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.

  • Auch der Matinier leistete seinen Eid ab und trat ins Glied zurück. Es folgten noch vierzehn weitere junge Kerle, die vereidigt wurden. Die Zeremonie ging feierlich über die Bühne und der Centurio war erleichtert, dass niemand aus der Reihe tanzte oder es sich in letzter Sekunde nochmal anders überlegte. Am Ende trat er vor die Reihe der Tirones und hielt eine kleine Ansprache:


    "Tirones, ihr habt den Eid geleistet, der euch zu Mitgliedern der Legio Secunda Germanica macht. Ihr seid nun Teil der glorreichen römischen Armee. Das Exercitus Romanus wird von nun an eure Heimat sein, eure Familie. Aber noch seid ihr eine rohe Masse, die zu Legionären geformt werden muss. Euer Centurio wird euch zu richtigen Soldaten schleifen, bis ihr es wert seid, Teil der Legion zu sein! Außerdem unterliegt ihr fortan den Gesetzen der Legion, dem Codex Militaris, merkt euch das."


    Der Centurio sah die Rekruten eindringlich an, bevor er sie endlich entließ: "Also dann, abite*! Meldet euch bei eurem Centurio. Dort erhaltet ihr weitere Anweisungen."


    Womit er sich schließlich Sisenna Licinius Calvus, Potitus Antonius Caesulenus und Marcus Matinius Cicero zur Brust nahm: "Und ihr kommt direkt mit mir zurück zur Centuria. Folgt mir!"


    Sim-Off:

    *Wegtreten

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…io_principia_sacellum.png

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Nachdem der für die Rekrutierungen zustände Optio die Männer dem Usus entsprechend geprüft und befragt hatte, ging es nun dazu den Eid abzuleisten und die Männer offiziell zu Angehörigen des Exercitus Romanus zu machen. Dies geschah natürlich im Sacellum, dem von den Soldaten abgöttisch verehrten Fahnenheiligtum einer jeden Legion. An der Haltung des Optios, die beim Betreten des Sacellums schlagartig aufrechter ausfiel, wurde deutlich dass selbst an einem alteingesessenen Veteran die Aura des Ortes nicht spurlos vorüber ging.


    Sobald sie das Sacellum mit den aufstellten Hoheitszeichen sämtlicher Untereinheiten der Legion mit dem Legionsbanner, auf welchem der schwere Adler aus reinem Gold thronte, betreten hatte, wies er den ihm folgenden Männern, sich vor den zentralen Feldzeichen in einer Reihe aufzustellen und erst einmal einfach nur die Klappe zu halten...



    Optio Tabellarii

  • Dass es nun ernst wurde, brauchte man den Rekrutenanwärtern nicht erst zu sagen. Schon allein der große stille Raum, in den sie vom Optio Tabellarii geführt worden waren, ließ keine andere Reaktion zu als ehrfürchtiges Innehalten. Wie auf ein geheimes Zeichen hin strafften sich die Schultern der acht Männer. Jedem einzelnen davon schien vollkommen bewusst zu sein, wo sie sich hier befanden: Im schlagenden Herz der Zweiten Legion.
    Casca blickte mit einem ihm bislang völlig unbekannten Gefühl des Waffenstolzes auf all die Ehrenzeichen. Sein Groll gegen das Froschgesicht war urplötzlich verflogen, ebenso sein Argwohn dem mürrischen Vollbart gegenüber. Sie standen hier nicht mehr als Bauern, Soldatensprösse oder sonstige Taugenichtse, sondern als Contubernium. Der kurzen Anweisung des Optios folgend, richtete sich das Contubernium dann auch geschlossen vor dem Feldzeichen aus und hielt andächtig die Klappe. Für Mätzchen – egal, welcher Art – war dies definitiv der falsche Ort.

  • Es war gerade nicht so, als hätte der Statthalter der Provinz und Kommandeur der Legion nicht alle Hände voll zu tun gehabt. Das gegenseitige Kennenlernen fiel offensichtlich nicht wochenlang, sondern monatelang aus. Der erste Gerichtstag stand an und dann war da immer wieder auch die Legion, die Vala keinesfalls vernachlässigen wollte.
    Niemand war es, den er vernachlässigen wollte, was seinen Terminplan nicht gerade dünn und vor allem nicht mit Aussicht auf ein Ende ausfallen ließ. Just gerade hatte er wieder die eine oder andere Beförderung gesiegelt, ein Schreiben an die achte Legion in Argentorate abgeschlossen und sich die Querelen eines seiner Tribuni angehört, da bekam er beim Verlassen seines Officiums gerade noch mit, wie der Optio Tabelarii, der für die Rekrutierungen zuständig war, einen Haufen Zivilisten ins Sacellum führte. Auch wenn Vala einige Dinge im Kopf hatte musste er nicht lange überlegen um darauf zu kommen, was hier geschah und was für einen Moment das darstellte.
    Ein kurz zu seinem Leibsklaven Sirius genuscheltes "War' mal nen Moment." trieb diesem die Schweißperlen auf die Stirn und war genug um sich ein paar Minuten Zeit zu verschaffen um ein wenig Truppennähe zu zeigen und der Vereidigung von neuen Rekruten beizuwohnen. Das Stück Süßholz im Mundwinkel landete in einem bepflanzten Blumenkübel im Atrium bevor der Statthalter sich aufmachte der Gruppe zu folgen.
    Kurz nachdem also der Optio die Rekruten-to-be in das Sacellum geführt hatte, schritt ein in die für den Statthalter der Provinz typische Feldherrenkluft gekleideter Duccius gemächlichen Schrittes in das Sacellum und stellte sich hinter den Männern in den Hintergrund.. ohne tatsächlich zu erwarten, dass er hier unbemerkt bleiben würde.

  • http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Bei immer dergleichen Litanei, die der Optio Tag für Tag (was übertrieben war, gab es doch durchaus Tage in denen sich keine neuen Rekruten meldeten) herunterleierte kam es natürlich vor, dass sich gewisse Dinge einfach einschliffen. Die Routine nahm überhand und Denken außerhalb dieser fiel schwerer als noch in jungen Tagen. So fiel dem Optio auch erst garnicht auf, dass außer seinen acht Neuen noch jemand in das Sacellum gekommen war.


    "Bevor ihr den Eid aufsagt, der euch für zwanzig Jahre an den Exercitus Romanus und an die zweite Legion binden wird, mache ich euch darauf aufmerksam, dass dies der letzte Moment ist es sich anders zu überlegen. Jede Abwendung von der Legion, jedes unerlaubte Verlassen der Castra NACH diesem Schwur wird Konsequenzen zur Folge haben, die ihr in eurem Leben... nie... [SIZE=7]wieder.....[/SIZE] AAAAAAAACHTUNG.", brüllte der Optio nach einer kurzen Einführung durch den Raum und nahm urplötzlich strengste Haltung an, den Blick starr nach vorne gerichtet, "Melde gehorsamst: bereite acht Freiwillige auf den Schwur vor, Legatus."
    Natürlich sah er den Legatus öfter, immerhin hatten beide ihre Wirkungsstätte in den Principia (wobei der Legatus deutlich seltener dort zu sehen war als er), allerdings war er bisher noch nicht sooo direkt auf diesen getroffen. Salutieren und weitergehen war bisher die Devise gewesen... zumindest bis jetzt.



    Optio Tabellarii

  • Nachdem er die Neuzugänge eine Weile mit ihren Gedanken alleine gelassen hatte, ergriff der Optio wieder das Wort. Was er da von zwanzig Jahren Dienstzeit erzählte, blähte Casca sogleich die Nasenflügel. Zwanzig! Nicht fünfundzwanzig! Und wieder hatte Malleus ihm ganz offensichtlich einen Bären aufgebunden. Nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, so oder so wartete ein halbes Leben Militärdienst auf ihn, trotzdem wurde er nur äußerst ungern auf den Arm genommen, ob nun von Freund oder Feind, spielte dabei keine große Rolle.


    Noch bevor es zum allgemeinen Schwur kam, hatte sich Casca bereits selbst etwas geschworen: Sobald er die Gelegenheit dazu bekam, würde er dem alten Spaßvogel seine Caliga ins Spundloch treiben bis zum oberen Schnürbund. Dass Malleus ihm dafür im Gegenzug Stiefel samt Bein aus dem Rumpf reißen würde, war ihm momentan völlig gleichgültig. Welche Überraschungen wohl sonst noch auf ihn warten mochten? Für den Hauch eines Augenblickes spielte er ernsthaft mit dem Gedanken, dem dezenten Wink des Optios zu folgen und sich davonzumachen, solange es noch ging. Das neu entdeckte Gefühl der Gemeinschaft zwischen den schweigenden Männern ließ seinen Ingrimm jedoch rasch wieder verfliegen. Zudem wurde seine Aufmerksamkeit von sich langsam nähernden Schritten in Anspruch genommen.


    Irgend jemand trat in den Raum und stellte sich hinter ihn. Nur mit Mühe widerstand er dem Drang, sich umzudrehen. Grundsätzlich konnte er unbekannte Gestalten in seinem Rücken ums Verrecken nicht ausstehen, aber in diesem weihevollen Rahmen verbaten sich jedwede Sperenzchen von selbst. Als der Optio plötzlich ein infernalisches ACHTUNG bellte, war Casca endgültig wieder auf Linie. Sein Brustkorb wölbte sich, sein Kinn schnellte nach oben und schließlich gab die weitere Meldung des Optios auch Aufschluss darüber, wer hinter Casca stand. Der Legatus. Über manches, was die Legion betraf, mochte er falsch oder unvollständig informiert sein, den Legatus Legionis jedoch kannte er. Jeder kannte ihn. Senator Duccius Vala, einstiger Consul, oberster Verwalter von Germania Superior und vor allem: Kommandeur der Zweiten Germanica. Casca fühlte sich geehrt. Mit einem solch honorigen Mann im Genick würde ihm jeder Eid wie von selbst über die Lippen donnern.

  • Vala nickte bedächtig, als der Optio auf ihn aufmerksam wurde und wie erwartet die Rotte zur Ordnung rief. Angemessenen Schrittes bewegte Vala sich um die Gruppe herum und nahm etwas versetzt zum Centurio seinen neuen Platz ein. Kurz überlegte er, ob er aus Jux und Dollerei die Zeremonie durchführen sollte, entschied sich dann allerdings dagegen. Solcherlei Freiheiten waren eher für priviligierte Momente priviligierter Menschen... und die hier gehörten nicht dazu. Er beließ es also dabei, einfach nur mit Präsenz zu glänzen und sich anzuschauen, wie sich ein paar Männer an die Legio banden.


    "Weitermachen, Optio." , befahl der Legat daher im üblichen Tonfall des Befehlshabers.

  • http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Der Optio, mittlerweile wieder auf bestem Wege seine Fassung zurückzugelangen, nickte pflichtschuldig und wandte sich wieder an seine Tirones-To-Be:


    "Titt vor, Rekrut..", wandte sich der Optio an den Rekruten ganz links, "..und schwöre bei diversen Göttern und unverbrüchlichen Eiden, dass du deinem Kommandanten folgen wirst, wohin er dich auch führen mag. Du wirst jedem Befehl mit Begeisterung und ohne Rückfragen gehorchen. Du verzichtest auf den Schutz des römischen Bürgerrechts und willigst in die Vollmacht deines Kommandanten ein, dich wegen Ungehorsam oder Desertion ohne Prozess hinzurichten. Du gelobst, unter den Feldzeichen die dir zugeteilte Dienstzeit abzuleisten und sie nicht zu verlassen, ehe dein Kommandant dich entlässt. Du wirst Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz deines Lebens, und wirst gegenüber Zivilisten und deinen Kameraden im Lager die Gesetze achten. Sprich mir nach..", wies er dem Mann zu, seine Worte in der Ich-Form zu wiederholen, bevor es zum eigentlichen Schwur kam und er ihn ebenfalls aufforderte diesen zu wiederholen: "Gelobte nun dem Kaiser deine Treue: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"
    Als der Mann mehr oder minder feierlich seinen Schwur gesprochen hatte, wandte der Optio sich an den nächsten, auf dass dieser ebenfalls seinen Schwur sprach... und an den nächsten... und an den nächsten...



    Optio Tabellarii

  • Er schluckte. Krampfhaft, mühsam, mehrere Male hintereinander. Aber es half nichts. Der Kloß in seinem Hals wurde mit jedem Atemzug dicker. Hinter ihm entfernten sich die gemessenen Schritte des Legaten. Nicht weit genug allerdings, um Casca ein befreiendes Räuspern zu erlauben. Die lähmende Stille wurde langsam höchst unangenehm. Er hatte die Bedeutung der Zeremonie längst erfasst und wollte endlich seinen Eid ablegen oder sich wenigstens die juckende Nasenspitze kratzen, irgendwas, nur nicht länger hier herumstehen wie ein Zaunpfahl. Irgendwann, nach einer gefühlten Hora des Schweigens, erhob der Optio Tabellarii wieder die Stimme, ließ den ersten Rekruten vortreten und legte den Männern mit markigen Worten dar, welcher neuen Gottheit sie sich mit ihrem Schwur auf Gedeih und Verderb auszuliefern im Begriff waren: Dem Kommandanten. Auch Kaiser und Volk, das verstand sich von selbst, in allererster Linie aber dem Kommandanten und nur dem Kommandanten. Casca konnte nur hoffen, dass es ein fähiger Kommandant war, dem er seine Leben in die Hände legte, ansonsten war am Vortrag des Optios nichts auszusetzen. Natürlich würde er allen Ordern seines Kommandanten stets Folge leisten, wenn irgend möglich auch mit Begeisterung. Selbstverständlich würde er sich der Gerichtsgewalt des Kommandanten unterwerfen. Ohne Frage würde er seinen Dienst unter Einsatz von Leib und Leben bis zum Ende ableisten, ganz gewiss Rom treu dienen und die Gesetze achten – um all diese Pflichten zu erfüllen, war er schließlich hier.


    Ein Rekrut nach dem anderen legte nun mit volltönender Stimme den Eid ab. Sie schworen, dass sie alles entschlossen ausführen würden, was der Imperator Caesar Augustus befahl, dass sie niemals den Dienst verlassen- und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen würden. Weder Kaiser noch Volk vermochten die Schwüre zu hören, der Kommandant jedoch vernahm die Worte wohl, und das reichte schon völlig aus. Als die Reihe an Casca war, hatte sich der Kloß in seinem Hals auf wundersame Weise verflüchtigt.


    „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"


    Das wars. Wenn ihn nicht alles täuschte, war er nun Soldat; und das fühlte sich gar nicht schlecht an.

  • http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Selbst wenn der Optio schon hunderte Rekruten vereidigt hatte und der Text für ihn jedes Mal etwas mehr an seiner ursprünglichen Würde und monumentalen Kraft verloren hatte: die begeisterten Blicke einiger Rekruten (neben den dumpfen ihrer Kameraden) gingen nach wie vor nicht spurlos an ihm vorüber. Wäre da nicht ohnehin der Legat in seinem Nacken gewesen, der die Zeremonie beobachtete, wäre dies wohl der Moment indem seine Brust sich stolz schwellte... ein kleines bißchen.


    Als auch der letzte Anwärter durch Nachsprechen des Eids zum Rekruten aufstieg, nickte der Optio zufrieden: "Gratuliere, Männer, ihr seid nun Soldaten Roms an einer der gefährlichsten Grenzen die das Reich herzugeben hat.", sprach's und war kurz davor sich aufzumachen das Sacellum zu verlassen, bevor er sich dann haarscharf doch noch daran erinnerte, dass da jemand hinter ihm stand (Gewohnheit bügelte Ausnahmen), verwandelte den Schritt in Richtung Ausgang flugs in eine Kehrtwende und salutierte noch einmal vor dem Duccius: "Legatus, melde gehorsamst: acht neue Rekruten für die zweite Legion."



    Optio Tabellarii

  • Dem Legaten, der während der Zeremonie den Blick gelassen auf den neuen Rekruten ruhen ließ während diese nacheinander den Eid sprachen, der sie für zwanzig Jahre an den römischen Exercitus band, und machte sich so seine Gedanken. Wäre er mehr an Details interessiert gewesen, hätte er sich groß und breit in Gedanken darüber auslassen können, die diese Männer zu einem nicht unerheblichen Teil den Bodensatz der römischen Bürgergesellschaft darstellten. Zwar brachten sie das nicht unbedeutende Privileg des Bürgertums mit, allerdings machte sie das noch lange nicht zu Mitgliedern der höheren Gesellschaft. Gebildeter. Wohlhabender. Tugendhafter. Nein. Wer in den Legionen unten anfing war auch meistens vorher schon unten gewesen.. bei diesen Männern galt es aber anderes klarzustellen: "Woher stammt deine Familie, Rekrut?", sprach Vala den ersten Mann in der Reihe an, ohne den überflüssigen und der Form halber doch zwingend notwendigen Statusbericht des Optios zu beachten, "Und du? Welcher Sippe entstammst du?", ging er gleich auf den nächsten ein.
    "Ich bin Sigufried, Sohn des Wilbard, Sohn des Ortwin. Meine Sippe stammt aus der Civitas Bingium.", antwortete der erste Mann, der immernoch einen deutlichen Akzent zutage förderte, während der zweite lupenreines Vulgärlatein sprach: "Unser Ahnherr ist Edger aus Lopodunum, Legatus."
    Ohne größere Reaktionen in seinem Mienenspiel preiszugeben fragte der Legat noch zwei weitere Männer, um ähnliche Antworten zu erhalten: sie alle entstammten germanischen Familien die der Region entstammten.


    "Ich bin mir sicher, ihr werdet euren Familien und dem Kaiser große Ehre machen.", zeigte der Legat sich unverbindlich zufrieden und nickte den Männern mit einem matten Lächeln zu, bevor er den Optio mit ebenso knappen Worten entließ, nur um sich selbst auf den Weg durch die Principia zu machen...

  • Nachdem der letzte Rekrut seinen Eid geleistet hatte, ging ein hörbares Aufatmen durch die Reihe. Auch Casca entspannte sich etwas, ohne recht zu wissen, warum. Der Eid war eine Sache, ihn bis zur letzen Konsequenz zu erfüllen, eine ganz andere. Einerseits hatte er mit seinem Schwur ein gutes Stück Eigenverantwortung abgegeben, andererseits die Verantwortung für seine neue Waffenbrüder dazubekommen. So oder so würde ihn sein Gelöbnis für eine Zeitspanne an diesen Haufen binden, die er sich nicht einmal konkret vorstellen konnte. Zwanzig Jahre. Er war erst neunzehn. Als alter Mann würde er dereinst die Legion verlassen. Wenn überhaupt. Casca erlaubte sich einen verstohlenen Seitenblick auf seine Kameraden. Gut möglich, dass der eine oder andere von ihnen die ehrenhafte Entlassung nicht erleben würde. Nicht ganz unmöglich, dass er selbst zu diesem Kreis gehörte. Die knappen Worte des Optios bestätigten Cascas Gedanken. Eine der gefährlichsten Grenzen, die das Reich herzugeben hat. Gefahr, Risiko, Herausforderung, hatte er nicht genau das gewollt? Schön, jetzt hatte er es.


    Nun trat auch der Legatus hinter der Linie hervor und erkundigte sich bei einigen der Tirones – allesamt Männer mit germanischen Wurzeln – nach Herkunft und Familie. Casca blieb dabei unbehelligt, was ihm durchaus recht war. Allerdings konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das kein Zufall war, sondern eine Zurschaustellung persönlicher Präferenzen. Der Duccier war selbst germanischen Blutes, wie jeder wusste, und hielt es offenbar lieber mit Seinesgleichen. Wenn dem so war, konnte Casca nichts daran ändern. Legatus Duccius Vala galt allgemein als verdienstvoller ehrenhafter Mann, alles andere hatte ihn, den Rekruten, im Moment nicht zu interessieren. Schließlich war er nicht gekommen, um sich einen Ersatzvater zu suchen, den hatte er bereits.


    Als der Duccier nach ein paar aufmunternden Worten das Sacellum verlassen hatte, richtete sich die gesammelte Aufmerksamkeit wieder auf den Optio Tabellarii. Der Tag war noch jung und der Offizier hatte sicher noch so einiges mit ihnen vor, bis sie sich an den berüchtigten Spezialitäten der Legionskost laben durften.

  • http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Der Optio zeigte keinerlei Regung, als der Legat seine eigentümliche Fragerunde begann und dann doch etwas kurz angebunden wieder verschwand. Natürlich hatte er keine große Rede erwartet, doch das hier war schon etwas seltsam gewesen. Allerdings war er souverän genug das nicht einmal hauchdünn durchblicken zu lassen.


    "So Männer...", richtete er sein Augenmerk bald wieder auf die Rekruten vor ihm, "..ich werde euch nun eure Zuteilungen nennen und euch eure Akte in die Hand drücken. Die gebt ihr vorne im Scriptorium ab und wartet auf eure Kopie. Danach... und ich betone: DANACH werdet ihr euch zur Barracke eurer Centuria begeben und euch bei eurem Centurio melden. Alles weitere, wie eure Ausrüstung, bekommt ihr DANACH. Soweit klar? Gut.
    Du da... Numerius Dillius Paulinus, Cohors Quinta Centuria Sexta. Abite."
    , hielt er dem ersten die eigene Akte hin, welche dieser eine Sekunde zu spät entgegennahm um einen unwilligen Ausdruck im Gesicht des Optios zu verhindern, "Und du, Nero Haterius Cordus, Cohors Sexta, Centuria Octava. Abite.", schickte er den zweiten von dannen, bis er schließlich bei "Publius Octavius Casca. Cohors Secunda, Centuria Quarta. Abite." angelangte und auch diesen von dannen schickte.


    Als das getan war und er alleine im Sacellum stand, gab der Optio sich die Muse und streckte sich einmal, was die nicht-ganz-so-aber-doch alten Knochen vernehmlich knacken ließ. Mit einem Seitenblick hin zu den Standarten der Legion riss er sich dann aber doch zusammen und ließ erst draußen vor der Tür laut einen fahren, bevor er sich wieder in sein Officium begab.
    Es würde ein paar Tage dauern bis klar würde, dass keiner der vom Legaten angesprochenen germanischstämmigen Männer in der Legio Secunda verweilen würde... dafür aber eine größere Menge an Männern aus den südlicheren Legiones neu registriert werden müsste. Viel Arbeit für den Optio, die diese aber mit ebenso stoischer Miene abarbeiten würde wie zuvor.



    Optio Tabellarii

  • "Herhören," bellte der Rekrutierungsoffizier und klang dabei zwar genauso rau wie zuvor, aber doch anders. Feierlicher.
    "Ihr werdet gleich den Eid schwören, der euch für die nächsten zwanzig Jahre an den Adler, den ihr hier vor euch seht, bindet. Ihr werdet schwören ihn mit eurem Leben zu verteidigen, wie ihr das römische Reich und seine Bürger verteidigen werdet. Ihr werdet schwören, dass ihr eurem Kommandanten folgen werdet, wohin er euch auch führen mag. Dass ihr jedem Befehl mit Begeisterung und ohne Rückfragen gehorchen werdet. Dass ihr auf den Schutz des römischen Bürgerrechts verzichtet und akzeptiert die umfassende Diziplinargewalt der Offiziere. Ihr werdet Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz eures Lebens, und werdet gegenüber Zivilisten und deinen Kameraden im Lager die Gesetze achten" führte er ihnen in langen Worten aus, was der doch recht kurze Eid in Summe bedeutete. "Und nun sammelt euch und hebt eure Schwurfinger, wenn ihr bereit seit."


    Als alle Schwurfinger erhoben waren gab er den Wortlaut des Eides vor.


    "Sprecht mir nach: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"

  • Nachdem der papierkram erledigt war kam der nächste Schritt. Ein bedeutender wie Babilus fand. Der Eid sollte geleistet werden. Nicht irgendwo, sondern im Fahnenheiligtum, das wichtigste einer Legion.
    Wie üblich gab der Centurio wieder ein paar Worte zum besten und sprach dann die Formel, die jeden einzelnen an den Adler Band.
    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA mit fester Stimme und aus voller Überzeugung sprach Babilus den Eid und lauschte dem Hall der letzten Worte...

  • "Mitkommen!" bellte der Rekrutierungsoffizier und brachte die tirones wieder hinaus.


    "Herzlichen Glückwunsch, ihr seid jetzt Soldaten der ruhmreichen zweiten legio!" erklärte der Offizier erneut feierlich. "Bevor ich euch jetzt eure Einheiten zuteile, noch einige Worte: Eure Ausbildung beginnt in wenigen Tagen, vorher haben wir noch eine andere Aufgabe für euch. Die legio hat einen neuen Feind. Dieses scheußliche weiße Zeug, das ihr hier überall sieht nennt sich Schnee und ist im Moment unser größtes Problem. Er verstopft die Straßen und blockiert unser komplettes Nachrichtensystem an die Grenze. Also wird eure Ausbildung statt der üblichen Übungen um euch fit zu kriegen daraus bestehen, dass ihr Schnee räumt.


    Also sobald ihr euch bei eurem jeweiligen centurio gemeldet habt, geht ihr in die horrea und lasst euch eure Ausrüstung geben. Und zusätzlich eine Schneeschippe, klar? Dann wegtreten."

  • "Herhören," bellte der Rekrutierungsoffizier und klang dabei zwar genauso rau wie zuvor, aber doch anders. Feierlicher.
    "Ihr werdet gleich den Eid schwören, der euch für die nächsten zwanzig Jahre an den Adler, den ihr hier vor euch seht, bindet. Ihr werdet schwören ihn mit eurem Leben zu verteidigen, wie ihr das römische Reich und seine Bürger verteidigen werdet. Ihr werdet schwören, dass ihr eurem Kommandanten folgen werdet, wohin er euch auch führen mag. Dass ihr jedem Befehl mit Begeisterung und ohne Rückfragen gehorchen werdet. Dass ihr auf den Schutz des römischen Bürgerrechts verzichtet und akzeptiert die umfassende Diziplinargewalt der Offiziere. Ihr werdet Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz eures Lebens, und werdet gegenüber Zivilisten und euren Kameraden im Lager die Gesetze -- zu denen für euch auch die Befehle der Offziere zählen -- achten" führte er ihnen in langen Worten aus, was der doch recht kurze Eid in Summe bedeutete. "Und nun sammelt euch und hebt eure Schwurfinger, wenn ihr bereit seit."


    In dem Moment kam etwas Bewegung in die Reihen, als die Tür des sacellums im Rücken der Offiziere auf ging. Der Rekrutierungsoffizier wollte den verspäteten tiro schon zusammenstauchen, als er die Reinkommenden gerade noch rechtzeitig erkannte.
    "Staaaaaate!" schallte es stattdessen in beachtlicdher Lautstärke durch den Raum!
    Laut knallten die Nägel an den Füßen des centurio auf dem steinernen Boden, als er vor einen der beiden Eindringlinge trat. Dort stand er sehr gerade, tauschte einen Salut aus und machte Meldung.
    "Präfekt! Melde die heute Abteilung tirones zur Vereidigung!"
    "Danke centurio!" quittierte Licinus die Meldung und tauschte einen Blick mit seinen Begleitern. Eigentlich waren der Aquilifer und er gekommen, um den Zustand des sacellums insgesamt und der Feldzeichen im Besonderen zu inspizieren. Gelegentlich waren an diesen ja auch Ausbesserungsarbeiten nötig.
    "Ich möchte ihnen den Eid selbst abnehmen, wenn du einverstanden bist!" Eine rein rhetorische Frage.
    "Jawohl Präfekt!" war denn auch die einzige akzeptable Antwort. "Herhören!" heiß es wieder für die einfachen Soldaten. "Das hier sind der praefectus castrorum und der Aquilifer in eigener Person! Ihr habt die Ehre, dass der Stellvertreter des Kommandanten euch persönlich den Eid abnimmt. Hebrt eure Schwurfinger."


    Als alle Schwurfinger erhoben waren hob Licinus nun die Stimme


    "Ihr werdet nun hier vor der Statue unseres Kaisers und seiner vergöttlichten Vorgänger, vor dem Kultbild des Mars und den gesammelten Feldzeichen unserer Einheit jenen Schwur sprechen, der euch für eure Dienstzeit an die legio, das Volk und den Senat vertreten durch den Kaiser bindet. So ihr das wollt, sprecht nun mit mir die Worte: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"
    Langsam und mit Pausen, in denen die angehenden Soldaten die Worte wiederholen konnte, hatte er gesprochen. Als alles geschworenw ar, wandte er sich -- nach einer angemessenen Pause -- wieder an den centurio.
    "Danke centurio, du darfst wieder übernehmen."


    Der Befehl des centurio war kurz:
    "Nach draußen folgen!"

  • "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!" sprach Merula die Worte des Eides feierlich mit. Jetzt ging es also los, ja? Er war sehr gespannt, und ein bisschen nervös, angesichts der Gedanken an das, was er nun in der Ausbildung lernen würde. Und natürlich waren da die Schwierigkeiten, die sicher auch kommen würden...


    Wie befohlen folgte er dem Centurio zusammen mit den anderen Frischlingen nach draußen.

  • Draußen wartete der Schreiber aus dem Rekrutierungsbüro schon. Auf dem Arm trug er lange Listen, in der Zwischenzeit war die Einteilung entstanden, welcher Ausbildugnseinheit wer zugeteilt worden sei. Diese gingen an den Offizier, der verkündete:


    "Herhören! Ihr werdet nun euren Einheiten zugeteilt. Ihr werdet euch direkt zu diesen Einheiten begeben. Eurer Training beginngt in wenigen Tagen, zuvor lasst ihr euch von den älteren Soldaten erklären, wo ihr im Lager das nötige bekommt. Insbesondere eure Ausrüstung. Wer am ersten Ausbildungstag mit unvollständiger Ausrüstung antritt wird bestraft."


    Es folgte ein Aufruf sämtlicher Namen, darunter auch "Sisenna Furius Merula, Cohors II, Centuria IV


    "Ihr dürft wegtreten! Willkommen in der legio." fügte er hinzu. Es klang schon fast hämisch.

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