Kaminzimmer

Sie schaute erst zu seiner Hand auf ihrer Schulter und dann ihn an.

Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du kannst ja nichts dafür.

Es konnten ja nur die dafür, die ihr Dorf überfallen hatten sonst keiner. Dieser Überfall war nun schon so lange her auch ihre Gefangenschaft war es, aber dennoch war es in ihrem Kopf noch ganz nah. Auch sie lächelte etwas um die Situation zu entspannen.

Es ist ja jetzt vorbei.

Lando nickte leicht und sah sie weiterhin an. Nach einigen Momenten des Schweigens wendete er den Blick von ihr ab und sah ins Feuer.

Er wollte ihr gerne helfen, doch er wusste nicht wie er das anstellen sollte. Aber erstmal musste er noch was anderes erledigen...

Sie trank dann von ihrem Wasser.

Bei den Erinnerungen kann mir keiner helfen. Mit denen muss ich ganz allein leben und ich werde es schon schaffen. Ich habe es so lang geschafft und ich werde es auch sicherlich weiter schaffen.

Wieder lächelte sie leicht.

Lando schaute wieder zu ihr und lächelte auch leicht.

Du bist eine starke Frau. Du schaffst das schon.

Sie schaute Lando an.

Danke.

Dann sagte auch sie erstmal nichts weiter. Ihre Gedanken kreisten. Sie kreisten um so vieles. Doch irgendwann waren sie wieder im hier angekommen.

Jetzt schweigen wir uns ja doch an... Nachdem ich dir nun erzählt habe was ich mitmiener Zukunft so habe, ist es an dir vielleicht etwas von deiner zu verraten? Also von deinen Vorstellungen und wünschen?

Meine Zukunft...

Er dachte kurz nach und überlegte was er ihr sagen könnte.

Nun, so richtig hab ich mir darüber auch noch keine Gedanken gemacht. Aber ich möchte auf jeden Fall eine richtige Familie gründen.

Selbst keine Gedanken gemacht und dann andere Fragen. Du bist ja gut.

Sie lächelte wieder freundlich und aufrichtig.

Eine Familie wollen viele. Aber wenn ich so sehe, was hier bei uns so alles abgeht, dann frage ich mich manchmal ob es wirklich so wünschenswert ist. Manchmal ist es in einem aufgelösten Bienenstaat ruhiger als hier.

Ja... so wie ich das mitbekomme ist es hier alles etwas anderes organisiert. Aber trotzdem ist doch eine Familie was schönes.

Ich glaube dir gern, dass dir dies hier alles fremd vorkommen mag. Auch die Regelungen zu bestimmten Sachen. Aber die Regeln gibt es ja nicht um sonst und mit der Familie hast du vermutlich recht. Es ist bestimmt schöner sein eigenes Chaos um sich zu haben und nicht immer nur dabei zu helfen eines zu errichten.

Lando lächelte sie an.

Ja, das stimmt sicherlich.

Er schwieg einen Augenblick ehe er weitersprach.

Bist du mir böse, wenn ich dich jetzt erstmal verlasse? Ich hab da nämlich noch was zu erledigen.

Wieso sollte ich dir böse sein? Nein, geh nur und erledige was du zu erledigen hast. Ich bringe dich noch bis zur Tür.

Lando erhebte sich dann und hielt ihr seine Hand zum aufstehen hin.

Sie nahm die Hand und stand dann auch auf.

Danke dir.

Dann ging sie zur Tür und verließ das Kaminzimmer.

Er geleitete seine Herrin, die sie in seinen Augen war, in das Kaminzimmer.
"Bitte, nimm Platz!"
Als sie saß, setzte er sich ihr gegenüber und begann zu erzählen. Von Alruns Rückkehr nach Italien zu Sarolf und dann hierher zurück nach Germanien. Von ihrer Arbeit in Confluentes und dem Wechsel nach CCAA. Und dann erzählte er ihr, ruhig und versuchend beruhigend einzuwirken, von ihrer Entführung und davon, das Valentin, mit seinem Adoptivsohn, nun bereits seit Tagen unterwegs war sie zu suchen.

Aufmerksam und mit doch etwas missbilligendem Blick hatte sie den Worten über die Integrierung im römischen Reich gelauscht. Nein, es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie sich so eingliederten. Doch sie schwieg in dieser Sache. Als die Geschichte dann zu Alruns Entführung überging wurde ihr Blick erschrocken und resignierend.

"Was ist mit Leif? Ist er hier? Kann ich auch mit ihm sprechen?"

Hoffentlich würde Alrun, ihr kleines Mädchen bald zurückkehren. Und dies gesund. Und Sarolf auch, ihr zweiter Sohn.

"Leif ist noch in Rom. Er weiss gar nicht, was passiert ist. Sarolf hat verboten es ihm zu sagen. Denn er wusste, er würde sofort kommen und sie suchen. Aber er ist derzeit für den Imperator beschäftigt.
Aber wir erwarten ihn in wenigen Tagen hier."

Er musterte sie bedauernd.

"Herrin, es gäbe da noch etwas."

"Also sind die drei noch immer so eng miteinander verbunden.."

murmelte sie leise vor sich hin, als sie dann von Hergens Bitte aus den Gedanken gerissen wurde.

"Ja, was ist denn?"

"Nun..."
Mh, wie am Besten beginnen?
"Du solltest es ihnen sagen. Denn ich denke, es gibt da eine Entwicklung, die es notwendig macht."

Ihr Blick wurde fragend, doch noch immer freundlich.

"Was sollte ich ihnen sagen? Ich kann dir nicht ganz folgen, Hergen..."

"Nun..." er kratzte sich den Bart. "Leif und Alrun, mh, naja, sie scheinen mehr als geschwisterliche Liebe füreinander zu empfinden."