Kaminzimmer

  • Es gibt hier ein Gasthaus in Mogontiacum. Aber hier würdest du auch keinem zur Last fallen. Es ist deine Entscheidung. Wie sieht es mit einem guten Essen aus? Wie gesagt Marga hat es bestimmt schon aufm Feuer.


    Sie versuchte sich so gut es ging im Gastgeberdasein. Aber sie konnte machen was sie wollte, irgendwie lag es ihr einfach nicht. Venusia warete ab, was er dazu sagen würde.

  • Er musterte sie leicht und nickte dann lächelnd.
    "Gegen etwas zu Essen habe ich nichts einzuwenden. Ich danke Dir vielmals."
    Er dachte sich, das er vielleicht unhöflich war. Obwohl er schon so lange durch das Imperium tingelte, kannte er sich nicht gut mit den Sitten und Gegebenheiten aus.
    Verlegen fuhr er sich durch das Haar und stellte einmal mehr fest, wie ungewohnt die kurzen Haare waren.
    "Und verzeih, wenn ich, den römischen Sitten entsprechend ungebührlich sein sollte. Ich bin sie nicht gewöhnt," murmelte er.

  • Nein, du hast dich nicht ungebührlich benommen. Und zu den Sitten, ich kenne sie ja auch nicht alle. Und so manche ist mir fremd wie auch so manche germanische Sitte mir fremd ist. Ich habe weder das eine wirklich sehr gut gelernt noch das andere. Ich versuche mich da so gut es geht durch zu schlängeln. Manchmal gelingt es mir und manchmal nicht.


    Venusia lächelte etwas verlegen.

  • Er lächelte ebenfalls, in einer Mischung aus Verlegenheit und offenem Lächeln.
    "Nun, vielleicht können wir ja noch voneinander lernen, so lange ich in Mogontiacum bin oder später, sollte ich meine Familie, so sie denn noch lebt, jemals wieder finden, wenn ich einmal zurück kehre."
    Er reichte ihr die Hand.
    "Es freut mich, das ich Dich kennen lernen durfte."

  • Sie nahm die Hand.


    Es hat auch mich gefreut dich kennen zu lernen. Das mit dem Lernen ist eine gute Sache und ich hoffe für dich, dass du irgendwann Gewißheit haben wirst, was mit deiner Familie passiert ist.


    Dann stand sie auf.


    Ich werde jetzt mal kurz in die Küche gehen und sehen, was das essen macht. Wenn du mich kurz entschuldigst. Ich bin gleich wieder zurück.


    Fragend schaute sie ihn an und wartete seine Antwort ab.

  • "Selbstverständlich,"
    lächelte er und erhob sich kurz. Als sie den Raum verlassen hatte, blieb er gleich stehen und sah sich genauer um. Er sah einige Dinge, an die er sich vage erinnerte und einige, die er auch von den Jüten her kannte. Vor einem Schild und dem dazugehörigen Sax an der Wand blieb er lange stehen und verfiel ins Grübeln.
    Was gab es denn für ihn für Möglichkeiten? Viele waren es nicht gerade. Er konnte weiter durch die Gegend stromern und ein Streunerdasein führen oder langsam sich mit dem Gedanken abfinden, dass seine Familie nicht mehr war und seßhaft werden.
    Da würde er wohl noch eine Weile dran zu knabbern haben. Nun zunächst aber bleiben, um auf Valentin zu warten. Blieb ihm ja nicht viel Anderes übrig.

  • Als sie in der Küche ankam, hatte Marga schon einiges vorbereitet. Kurz unterhielten sich die beiden und Venusia machte sich bald mit dem schweren Tablett zurück zum Kaminzimmer. Sie stellt die sachen auf den Tisch. Es gibt gedünstetes Fleisch, gebratenes Gemüse, dazu Brot und eine Karaffe Met.


    Ich hoffe, dass es dir zusagt. Marga kann sehr gut kochen.


    Ehe sie sich setzt, schenkt sie in die beiden Becher den Met ein.


    Einen guten Appetit.

  • Mogontiacum ist die Hauptstadt der römischen Provinz Germania. Hier ist die Legio II angesiedelt und die ganzen Verwaltungen, die für die Provinz zuständig sind. Zur Familie. Nach dem Überfall ist das Dorf ja in alle Himmelsrichtungen versprengt worden. Viele der Familie sind gleich danach hier angekommen. Andere haben sich woanders angesiedelt und sind aus den verschiedensten Gründen hier angekommen. Die meisten weil sie ihre Familie gesucht haben oder weil es in ihrer neuen Heimat auch Probleme gab.


    Einen Moment lang machte sie Pause und atmete innerlich tief durch.


    Von mir gibt es nichts weiter zu berichten. Nach diesem Überfall sind meine Eltern mit meinen Brüdern und mir nach Britannien. Von dort aus bin ich vor gut gut einem Jahr allein aufgebrochen und habe hier meinen einen Bruder gefunden, der schon vor mir fort war und die Gens hier. Und auch einige später kennengelernt. Das war die Geschichte in der Kurzform.

  • Meine Eltern konnten leider nicht mitkommen. Sie mussten dort bleiben.


    Ja, da bleiben. Vermutlich wurden sie noch nicht einmal wirklich beerdigt. Diese Leute haben ihre Beute und die Sklaven mitgenommen und alles andere einfach zurückgelassen oder angezündet. Sie merkte, dass sie wieder eine Pause machte und erzählte schnell weiter.


    Einen Bruder habe ich hier gefundenn. Er ist in der Legion und de andere kam vor kurzem hier an, ist aber auch wieder fort, weil er noch ewas zu erldigen hate.

  • Er glaubte etwas gesehen zu haben, in ihren Augen, in ihrem Gesicht, dass er bei ihren Erzählungen verstohlen gemustert hatte. Schliesslich nickte er.
    "Ich verstehe! Meine Schwester ist noch bei den Jüten. Ich war vor 14 Monden bei ihnen, um zu sehen, wie es ihr geht und was sie so macht. Sie kann meine Suche nicht so ganz nachvollziehen, meint, dass sie sowieso umsonst sei und ich endlich aufgeben solle. Sie hat sich wohl schon längst mit dem Gedanken abgefunden, das unsere Eltern wohl tot sind.
    Nun, mag auch daran liegen, dass sie eine neue Familie hat: einen Mann und zwei Kinder. Ich glaube, es ändert sich viel in der Sichtweise der Vergangenheit, wenn man neue Perspektiven hat."
    Nachdenklich sah er drein.
    "Sie wollte mich überreden vor Ort zu bleiben. Meinen Platz dort zu suchen und mir ein Leben dort aufzubauen. Aber mich trieb es gleich wieder weiter.
    Es war, als würde eine unbekannte Kraft an mir ziehen und mich mit sich reissen, immer wieder auf der Suche nach der Wahrheit."
    Er lächelte zutiefst verlegen.
    "Verzeih, ich plapper."

  • Wieder hörte sie ihm zu.


    Nein, du plapperst nicht. Ich höre sehr gern zu.


    Sie trank etwas.


    Ich glaube schon, dass deine Schwester die Suche aufgegeben hat, weil sie nun eine eigene Familie hat. Sie muss ja für sie da sein und kann nicht durch die Gegend ziehen auf der Suche nach einem entscheidenden Hinweis warten, aber ich kann auch sehr gut verstehen, dass du deine Suche nicht abbrechen willst. An eine Pause hast du nie gedacht? Etwas Zeit mit deiner Schwester zu verbringen außer einem Besuch?

  • "Schon,"
    antwortete er bedächtigt.
    "Aber ich fühle mich dort nicht mehr wohl. Fremd einfach."
    Wie überall, fügte er in Gedanken hinzu.
    "Es scheint, als hätten wir uns während meiner Suche entfremdet und würden in zwei verschiedenen Welten leben und im Prinzip ist das ja auch so."
    Er lächelte einmal mehr verlegen.
    "Naja, wir waren immer sehr verschieden. So ist es nur recht und billig, dass es sich in all den Jahren so entwickelt hat."

  • Ich verstehe, aber die Zeit verändert jeden. Da scheint wohl auch so etwas zu passieren.


    Unauffällig schaute sie zum Becher.


    Möchtest du noch etwas Trinken, hast du Fragen oder kann ich dier sonst irgendwie behilflich sein?

  • Er sah auf den Becher und nickte dankbar.
    "Gerne. Es ist schon länger her, dass ich Met, und dann noch so guten getrunken habe."
    Er dachte einen Moment nacht.
    "Ja, ich hätte noch eine Frage. Wie..."
    Er stockte und überlegte, wie er sie am Besten formulieren sollte, war es doch ein heikles Thema schlimmstenfall.
    "Nun, Du sagtest gerade, die Zeir verändert jeden. Wie sehr hat sie diese Famillie hier verändert? Also jene, die hier leben. Mhm, ich meine,"
    er räusperte sich verlegen.
    "Wie römisch oder noch germanisch sind sie? Und wie germanisch kann man überhaupt im Imperium sein?"

  • Erstaunt ob dieser Frage schaute Venusia ihn an. Darüber hatte sie sich irgendwie noch keine Gedanken gemacht. Wie römisch oder germanisch war diese Familie? Eine wirklich gute Frage. Ehe sie antwortete, schenkte sie noch etwas Met nach.


    Ich glaube wir sind so germanisch geblieben wie es uns hier möglich ist. Der eine mehr, der andere weniger. Die Familie ist für uns noch immer das wichtigste. Flavius zum Beispiel war in der Legion, hielt sich aber auch an die germanischen Traditionen. Mein Bruder Gaius zum Bespiel hatte mit den alten Traditionen ganz gebrochen. für ihn zählte nur Rom. Wir anderen waren eher in der Mitte abgesiedelt. Viele mehr zum Germanentum. Dennoch sind wir dem Römischen Reich verpflichtet undstehen zu ihm. Es ist manchmal ein schwieriger Weg das auszugleichen. Für mich ist es auch schwer die Römer so abwertend über die Germanen zu reden hören. Tief im Inneren trifft es auch mich und als Barbar werde ich wirklich nicht gern bezeichnet. Man kann hier schon germanisch sein aber irgendwie in gewissen Bahnen. Aber hier in der Regio haben wir Glück. Die Germanen werden hier noch akzeptiert. Man treibt Handel mit ihnen. Jetzt durch den Krieg vermutlich weniger aber davor tat man es.


    Venusia hoffte, dass die Erklärung zufriedenstellend für ihn war.


    Wenn noch etwas unklar ist. Frage ruhig weiter. Ich antworte dir so weit ich es vermag.

  • Er hörte sich das Ganze an und nickte schliesslich.
    "Ich verstehe."
    Aber so ganz verstand er nicht. Nein, er verstand, aber er wusste nicht so genau, was er daraus jetzt ableiten sollte. War es gut oder war es schlecht? Und wenn ja, für wen? Würde er je so etwas zustande bringen? Oder würde er das Mittelmaß nicht entdecken können?
    Wollte er es überhaupt rausfinden? Nein, wohl eher nicht.
    "Nein, ich glaube, momentan habe ich keine, denke ich."

  • Ein schwaches Lächeln erschien in ihrem Gesicht. Irgendwie schien er nicht so begeistert von ihrer Antwort. Sie war es selbst nicht, aber wie sollte sie das erklären. Sie wusste es nicht.


    Was hast du nun vor?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!