Kaminzimmer

  • Freudig über den Empfang erwiderte er den Handschlag seines Großcousins.


    Jaja der alte Aulus lässt sich auch mal wieder blicken!! Aber was heißt hier Halunke?? Wenn du gleich gewusst hättest, dass ich komme, wer weiß was du angestellt hättest!! Das mit dem Erzählen hat doch Zeit!! Ich hoffe du hast noch einen großen Vorrat an Met. Es gibt nämlich soviel zu erzählen...!!


    Lachend wand er sich nun an die Dame..


    Na, wenn das nicht Venusia ist!! Kennst du mich denn noch?? Wie geht's dir denn??


    ..und nahm sie schließlich in den Arm.

  • Irritiert erwiderte sie die Umarmung und sah kurz etwas hilfesuchend zu ihm. Das Gesicht kam ihr bekannt vor und hätte er seinen germanischen Namen genannt, hätte sie ihn vilelleicht noch erkannt, aber nun nur der römische? Als sie mit 6 fortgingen, hatten sie doch alle noch ihre germanischen Namen und in dem Jahr, dass sie inzwischen hier war, hatte sie ihn noch nicht erkannt.


    Mir geht es gut und dein gesicht erkenne ich, aber leider sagt mir dein römischer Namen nichts. Wenn du mir vielleicht deinen germanischen verraten könntest? Vielleicht hilft mir das.

  • Ein wenig enttäuscht darüber, dass sie mit seinem Namen so weinig anfangen konnte, nannte er ihr seinen germanischen, der ihm ja eigentlich viel lieber war.


    Ja das mit den Namen ist doch auch so eine Sache!! Du wirst dich doch dann aber an Irminar erinnern, oder??

  • Einen Moment dachte sie nach und man konnte dann in ihrem Gesicht erkennen, dass sie sich erinnerte.


    Aber ja natürlich. Es ist schön dich wiederzusehen. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, war ich Jahre alt. Danach sind wir doch anch Britannien und erst vor etwas mehr als einem Jahr bin ich hier her gekommen und wer nicht in der Zwischenzeit hier war, den kenne ich nur unter unseren alten Namen.


    Sie lächelte entschuldigend.


    Herzlich Willkommen.

  • "Nur zu," schmunzelte er. Zum Glück stand da noch ein frischer Krug und Becher und er schenkte diesen ein und reichte ihm einen davon. Venusia mochte zwar das nicht so, aber ihr reichte er auch einen. "Kommt, lasst uns uns setzen. Und dann erzähl, Aulus. Wie ist es Dir in der Zeit, in der wir uns nicht sahen, ergangen?"

  • Venusia nahm etwas zögernd den Becher und setzte sich dann mit zu den beiden. Lange würde sie hier sicher nicht bleiben um das Gespräch der beiden nicht zu stören, aber einen Moment würde die es tun. Gespannt und mit einem Lächeln auf den Lippen sah sie Aulus an.

  • Nach dem er sich gesetzt hatte nahm er gierig den Krug und leerte ihn zur Hälfte. Dann begann er zu erzählen.


    Ach wisst ihr, wo soll ich da nur anfangen?? Ich bin viel rumgekommen, sehr viel sogar!! Könnt ihr euch noch an die Dörfer an der Amisia erinnern?? Man war das schön da!! Aber mich hat es in die weite Welt verschlagen. Ich wollte einfach die Welt sehen und so bin ich losgezogen. Nenn es jugendlichen Leichtsinn, doch es musste sein. Das war vor knapp 15 Jahren, wenn ich mich noch recht erinnere!! Zunächst hat es mich an die Alvis verschlagen. Dort habe ich ca. 1 Jahr bei einer langobardischen Familie gelebt. Doch zwischen zwei Siedlungen gab es eine kleinere Fehde und "meine" Siedlung samt meiner Wohnstätte wurde letztendlich fast vollständig vernichtet. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Schwer verwundet konnte ich fliehen, doch war ich allein. Ein alter Einsiedler hat mich dann irgendwo im Nichts gefunden, mich geheilt und langsam wieder aufgepäppelt. Ich verdanke ihm wirklich sehr viel auch wenn er schon ein komischer Kauz war.


    Während er kurzen Pause leerte er seinen Krug und füllte ihn gleich darauf wieder um noch einen Schluck zu nehmen. Dann ging es weiter:


    Ein Viertel Jahr später starb Albin jedoch und ich war wieder allein. Wenige Wochen nach seinem Tod bin ich dann auch wieder weitergezogen; immer weiter nach Osten. Viele Tage und Nächte vergingen und ich kam durch wirklich seltsames Land. Das war was.. Bei einem Teil des Stammes der Lugier habe ich dann Unterschlupf gefunden und lebte dort knappe 4 Jahre und man kann nicht sagen, dass es meine schlechtesten 4 Jahre waren. Abenteuer habe ich da erlebt.. Schade das ihr nicht dabei wart! Später ging ich in Richtung Süden und traf auf Quaden. Sie führten an der Grenze zum römischen Reich regen Handel mit den Römern und so lernte ich Latein zu sprechen. Man war das ne Zeit. Ich war zufrieden mit meinem Leben, doch irgendetwas fehlte. Vor einem halben Jahr entschloss ich mich wieder in meine Heimat zu gehen und meine Famielie zu sehen. So machte ich mich also wieder auf den Rückweg, kam bei den Makromannen vorbei und erfuhr zufällig von einem Händler, dass in Mogontiacum eine germanische Sippe doch recht gut fußgefasst hatte und so beschloss ich mir das mal anzusehen. Wie auch immer, auch wieder eine lange Geschichte, erfuhr ich, dass ihr das seid und da dachte ich mir, 'Na, da schaust du mal vorbei!!' Tja und hier bin ich!!


    Wieder nahm er eine Schluck Met und sah in die gespannten Gesichter seiner zwei Zuhörer.


    Soviel zu meiner Geschichte. Natürlich könnte ich euch noch von waghalsigen Abenteuern und Vorkomnissen erzählen. Doch erzählt ihr mal!! Wie ist euch inzwischen ergangen???

  • Interessiert hörte er zu und grinste zwischendurch immer wieder. "Du hast also nichts von den überfällen auf unser Dorf gehört?" fragte er, als er an der Reihe war. "Die Chauken waren recht erfolgreich und die Sippen wurden in alle Richtungen vertrieben. Viele flohen, viele starben, ein paar gerieten wahrscheinlich und sicher sogar in die Sklaverei. Landogar, also Vater und unsere Familie hat es dann irgendwann nach Divodorum verschlagen...." Er hielt einen Moment inne um erst einmal die Wirkung dieser Worte zu sehen.

  • Venusia hatte ihm gespannt zu gehört. Als Valentin schließlich mit der Geschichte ihrer Sippe begann, wurde ihr Blick traurig und sie senkte ihn um gedankenverloren in den Becher mit Met zu starren. Sie kannte jeden einzelnen Punkt der Geschichte, wusste was ihrem Onkel und seiner Familie sowie ihrer Familie geschehen war und doch erfüllte sie dies immer wieder mit unendlicher Trauer.

  • Entgeistert schaute er in die Gesichter seiner Verwandten und nur mit Mühe konnte er verhindern, dass sein Krug aus seiner Hand glitt. Ungläubig und noch immer fassungslos fragte er:


    Willst du damit sagen, dass die Dörfer zerstört sind?? Ich habe auf meiner Reise ja viel erlebt, aber so etwas?? Das ist ja schrecklich!! Wie viele von unserer Familie leben denn überhaupt noch??

  • "Ja, das sind sie," sagte er in einem dunklen Tonfall, der zeigte, dass die Erinnerungen da waren. "Wie viele wirklich, wissen wir nicht. Die Sippen wurden, auch untereinander in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Zwischendurch schien es, als wäre es vielleicht ein Dutzen, maximal zwei, aber im Laufe der Jahre fanden immer wieder welche hierher, nach Hause, wo das andere zu Hause nicht mehr existiert. Einige davon sind leider schon wieder von uns gegangen, zu Hel oder nach Walhalla, aber wenn die Tendenz so ist, wie es den Anschein hat, haben wohl die hälfte überlebt und woanders ihr Glück gefunden. Erinnerst Du Dich an Farold? Dein Cousin? Hier heisst er jetzt Ancius Duccius Munatianus. Er selber kam erst vor Kurzem ins Imperium. Eine seiner Schwestern lebt bei den Frisii, sie wurde noch vor den Überfällen dorthin verheiratet. So finden sich immer wieder welche aus der Familie wieder," lächelte er und sah ihn offen an, da er ja eigentlich auch ihn mit meinte.

  • Immer noch tief erschüttert schüttelte er seine Kopf, konnte sich jedoch zu einem kleinen Lächeln hinreißen lassen, als es um seinen Cousin Farold ging.


    Farold?? Na wenigstens etwas Positives!!


    Nach einer kleinen Pause des Nachsinnens fuhr er fort:


    Da hatte ich ja mehr oder weniger Glück, dass ich damals weg bin!! Und alle waren damals nicht damit einverstanden!! - Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dort oben alles vernichtet worden ist!! Gab es irgendwelche Gründe für die Überfälle??

  • "Land," sagte er bitter. "Das, was die Chauken schon immer wollten. Unser Land." Er zuckte die Schultern. "Nun haben sie es. Und ich denke, sie werden es auch nicht mehr rausgeben." Er trank einen Schluck. "Ich denke, Farold wird sich freuen, wenn er Dich sieht," schmunzelte er. "Auch wenn er damals, als Du weg bist, ja noch nicht jährig war, wird er sich sicher an Dich erinnern," grinste er. "Ward Ihr beide es nicht, die sich immer geprügelt haben? Oder wer war das?"

  • Er trank auch wieder einen großen Schluck und mit einem leicht gequälten Lachen sagte er:


    Ich und prügeln?? Wie kommst du den darauf?? Du musst mich verwechseln!! :D Ja das ist schon hart!! Aber was will man machen!! So wie es hier aber aussieht, habt ihr euch gut eingelebt!! Und dann auch noch in der schönen Stadt..

  • Er schmunzelte. "So so, verwechseln? Na wenn Du das sagst," grinste er breit. "Ja, wir haben uns irgendwann arrangiert. Leif, sein römischer Name war übrigens Flavius Duccius Germanicus, hat viel dafür getan, dass das Ansehen der Familie stieg. Nach Vaters Tod ist er in die Armee gegangen und hat es bis zum Tribun geschafft. War sogar als Quaestor im Cursus Honorum. Aber dann kam der Krieg letztes Jahr und vieles wurde anders." Nun war ihm eine düstere Stimmung anzusehen, zumindest für einen Moment. "Aber dank Dagmar," er deutete auf Venusia. "Und ein paar Anderen, wächst das Ansehen der Familie weiter," lächelte er. "Auch wenn wir es vielleicht nicht mit anderen Familien im Reich aufnehmen können, so haben wir hier in Germanien doch schon einen gewissen Ruf erworben."

  • Wie gut er es doch da während seiner Abwesenheit hatte dachte er sich. Nach einem Moment sprach er immer noch ein wenig gedankenverloren:


    Du Valentin!! Ähm ja eigentlich wollte ich ja wieder in Richtung Amisia ziehen. Aber ich glaube das hat wenig Sinn. Die Chauken sind nicht so mein Fall. Ich kenne da natürlich auch ein paar Kerle von, aber das sind schon komische Leute. Könntest du mir eventuell hier Mogontiacum eine Arbeit vermitteln??


    Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf. Er war es immer gewohnt gewesen sich selbst eine Arbeit zu suchen. Doch bei einem solchen Verwandten mit einem solch guten Ruf konnte ein Versuch nicht schaden.

  • Er nickte nachdenklich. "Hat es wohl nicht so wirklich, ja." Dann betrachtete er seinen Großcousin. "Nun, kommt darauf an, was Du gerne machen möchtest," lächelte er leicht. "Eine Arbeit in der Verwaltung? Oder lieber im Handel? Oder beim Militär?"

  • Venusia hörte die ganze Zeit einfach nur zu und sagte nichts. Sie konnte nichts wirklich sagen ohne in irgendeiner Art und Weise ihre Haltung zu verlieren. Als Val ihren Namen nannte, sah sie nur kurz zu ihm und dann wieder in den Metbecher.

  • Aufgrund der betrübten Stimmung antwortete er mit einer leicht gedämpften Stimme:


    Naja also das Militär muss ja nicht gerade sein. Ich habe schon viel mitgemacht und das muss eigentlich nicht sein. So nahe und verbunden fühle ich mich dem Imperium nun auch wieder nicht. Dann eher die Verwaltung oder der Handel, je nachdem was du so anzubieten hast.


    Mit einem aufkeimendem Schmunzeln blickte er nun von seinem Großcousin zu seiner Großcousine. Mit einem leichten Klaps auf ihre Schulter sagte er:


    Ahh komm schon Venusia!! So schlimm die Vergangenheit auch für dich und unsere Familie war; es werden wieder gute Zeiten für uns anbrechen. Die Vergangenheit lässt sich so oder so nicht umkehren. Wir müssen alles so nehmen wie es kommt. Auch wenn es scheint, dass wir als einzelne Person nicht viel ausrichten können, so können wir doch mit kleinen Taten unsere Welt schöner und lebensfreundlicher gestalten. Vergessen dürfen wir das Vergangene nicht, doch müssen wir dafür sorgen, dass wir mit dem Geschehenen leben können, so schrecklich es auch gewesen ist. Komm schon, mit einem Lächeln im Gesicht siehst du doch viel schöner aus.


    Und so sah er mit einem Schmunzeln in das betrübte Gesicht seiner Großcousine.

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