Witjon grinste seinen Vetter an, dann sagte er beiläufig zu Brandinar:
"Genau der ist es. Der Waldschrat ist erst vor kurzer Zeit zu uns gestoßen."
Witjon grinste seinen Vetter an, dann sagte er beiläufig zu Brandinar:
"Genau der ist es. Der Waldschrat ist erst vor kurzer Zeit zu uns gestoßen."
Mit schwerem Kopf war er an diesem Morgen aufgestanden. Das war doch ein Familienwiedersehen ganz nach seinem Geschmack gewesen. Ordentlich zu trinken, ein neues Familienmitglied kennengelernt, ordentliche Sache das. Doch etwas hatte gefehlt. Seinen Bruder hatte er noch nicht gesehen. Welch sträflicher Leichtsinn! Der würde ihm ordentlich den Kopf waschen dafür, dass er noch nicht bei ihm aufgetaucht war. Doch ein gewaschener Kopf war besser als diese Rübe die er gerade mit sich herumtrug.
In eigentlich viel zu guter Laune betrat er das Kaminzimmer, als sein Blick auf einen Brief fiel, der ordentlich drapiert dalag, als sollte er gefunden werden. Er nahm in zur Hand und da er mit "liebe Familie" überschrieben war, schaute er schnell von wem er war und begann dann den Brief zu lesen.
Liebe Familie,
zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich mich nicht persönlich von euch verabschiedet habe und in einer solchen Nacht- und Nebelaktion abgereist bin. Verzeiht mir bitte, es ist in keinem Fall böse gemeint. Allerdings gibt es da diverse Dinge, die ich zu erledigen habe. Dinge, die mir seit einiger Zeit auf dem Herzen liegen. Gewissermaßen seitdem wir von unserer Reise aus Magna zurückgekehrt sind. Diese will ich nun endlich erledigen und meine Reise, die vor knapp 20 Jahren begann, zu einem Ende führen. Ihr werdet es möglicherweise nicht verstehen. Aber akzeptiert es als den Wunsch eines alten Mannes. Vielleicht bedeutet dies auch, dass es eine Reise ohne Wiederkehr wird. Das wissen nur die Götter. Sollte es so sein, bin ich, so denke ich, darauf vorbereitet. Es ist sowieso nur eine Frage der Zeit.
Du wirst es vielleicht im Besonderen nicht verstehen, Dagny. Aber auch du wirst hoffentlich meine Motive einmal verstehen. Sei ein gutes Kind und denke bitte immer, woher du kommst. Du wirst deinen Weg schon machen. Und auch du Eila, wirst dich sicher schwer damit tun. Meine Liebe zu dir soll das in keiner Weise schmälern. Du gabst meinem Leben noch einmal einen Sinn. Und so die Götter wollen, werden wir uns auch wieder sehen, ob in diesem oder im nächsten Leben. Das gilt auch für euch alle, die ich nun nicht erwähnt habe. Ich muss nun wirklich los, ehe mir der Abschied noch schwerer fällt, als er es sowieso schon tut. Macht es gut und mögen die Götter euch auf allen Wegen beschützen und behüten.
Irminar
"Dich auch, Bruder!" murmelte er und sank dann auf eine der Sitzgelegenheiten. Nun war er also weg. Zurück in Magna; und Brandinar hatte die letzte Gelegenheit versäumt nochmal mit ihm zu reden. Enttäuscht sann er über seinen Bruder nach. Ach hätte er sich doch nicht in das unselige Hispaniaabentheuer gestürzt! Zu wenig Zeit hatte er mit ihm verbracht! Doch vielleicht würde Irminar eines Tages wiedersehen. Und an diesem Tag würde er es so weit es möglich war in der Legion gebracht haben. Das nahm er sich als das vorläufige Vermächtnis seines Bruder vor. Sobald das Opfer für die Götter hinter ihm lag würde er in die Legion eintreten und seinen Weg machen!
"Schön. Wann soll das Opfer denn stattfinden?"
Da Brandinar sich einen Teil seines unsteten Gemütes bewahrt hatte hielt er es für angebracht Nägel mit Köpfen zu machen.
"Keine Ahnuuuuuuuuuuuuuuuuung...", überkam Loki mitten in der Antwort ein Gähner. Es war definitiv zu spät für ihn geworden, der arbeitsreiche Tag forderte unmissverständlich seinen Tribut.
"Männer, wenn ihr mich entschuldigt, man wird nicht jünger...", murmelte und erhob sich Loki, klopfte Brandinar anerkennend auf die Schulter und schmunzelte diesen ehrlich an, "Gut dass du wieder da bist, Mann. Wir sehen uns morgen...."
Mit diesen Worten verzog sich Loki in den dunklen Gängen der Casa, auf der Suche nach seinem Bett.
Sie sprachen und tranken noch ein Wenig, doch die Reise steckte Brutus noch allzu sehr in den Knochen, als das er noch locker hätte die Nacht zum Tage machen können. Zudem begann der Alkohol allmählich zu wirken. Er fasste schnell eine gedankliche Notiz ab, in Zukunft nicht immer so schnell zu tringen, die er morgen wieder verdrängt haben würde. Er verabschiedete sich um sein Bett aufzusuchen.
Albin hatte die beiden Jungen ins Kaminzimmer geführt. Dort verwies er auf ein paar Sessel und ein Tablett mit Bier, Wein und Wasser.
"Nehmt Platz und macht es euch gemütlich. Ich sehe mich derweil nach jemandem um, der sich um die Formalitäten kümmert."
Er zwinkerte den beiden kurz zu, dann setzte er wieder eine etwas griesgrämigere Miene auf und verschwand irgendwo in der Casa.
Als Albin verschwunden war, schloß Squillus die Augen und seuftze tief. Ein erster Schritt war geshcafft.
Wortlos ließ er sich in einen der Sessel plumsen und nahm ein großen Schluck Wasser.
Ragin nahm sich einen Becher Wasser. Bei seinem Hunger hätte Bier wohl eine verheerende Wirkung gehabt.
"Ich glaube wir haben sie gefunden.", meinte er zu Ratbald und lehnte sich erschöpft aber glücklich zurück und harrte der Dinge die da kommen mögen.
Silko hatte fremde Stimmen gehört und ging ins Kaminzimmer um zu schauen, was dort vor sich ging. Dort sah er zwei dreckige und abgerissene Gestalten sitzen. Ein Junge von vielleicht 13-14 Jahren und ein juger Mann Anfang 20. Der Custos Corporis wollte schon zu seinen beiden Säbeln greifen, als er sah, dass Karaffen mit Getränken vor ihnen standen und sie außerdem Becher in den Händen hielten. Sie waren also hierher eingeladen worden. Trotzdem hatte der nubische Hüne vor zu bleiben bis jemand kam und sich um die beiden zu kümmern, denn sicher war sicher. Er stellte sich neben die Tür und beobachtete die Beiden, da sie ihn anscheinend noch nicht bemerkt hatten.
Der Schlaf hatte Squillus übermannt. Mit dem Kopf im Nacken und dem leeren Wasserbecher in der erschlafften Hand lag er da. Irgendetwas hatte ihn aufgeweckt.
Langsam hob er sein rechtes Lid und schaute dem großen Sklaven direkt ins Gesicht. Normalerweise hätte er sich vielleicht erschreckt, doch selsbt dazu war er zu müde.
"Salve."
Wenigstens schienen diese Gestalten Latein zu können, denn dieser germanische Dialekt macht ihm ab und an noch Schwierigkeiten. Der größere schien eingeschlafen und durch Silkos Erscheinen geweckt worden zu sein, wärend der Kleine ihn aus großen Augen erschüttert anstarrte. Aber was sollte man von diesen Vagabunden auch anderes erwarten als unhöfliches Verhalten?
Silko erwiederte den Gruß mit einem Nicken, machte aber keine weiteren Anstalten ein Gespräch zu beginnen, behielt die beiden aber im Auge.
Albin hatte Lando nicht auffinden können, aber der junge Witjon war gerade im Haus, also hatte er ihn vorbeigeschickt und ihm auch direkt einige Leckereien auf einem Tablett in die Hand gedrückt.
Er trat ins Kaminzimmer, nickte Silko freundlich zu und stellte das Tablett mit etwas süßem und salzigem Gebäck und einigen Käsescheiben auf dem Tisch ab und begrüßte dann die beiden Dreckspatzen.
"Heilsa ihr beiden. Mein Name ist Numerius Duccius Marsus. Für uns Germanen bin ich Witjon. Albin habt ihr ja schon kennen gelernt, er ist unser allseits gut gelaunter Hausverwalter. Und dieser nette Mann hier ist Silko, unser Leibwächter." Er deutete auf Silko, während er breit grinste. Dann setzte er sich und machte sich erst einmal einen Becher Bier fertig.
"So, jetzt möchte ich aber erst einmal ein wenig mehr über euch erfahren. Albin sagte mir, dass ihr die Söhne des Teutomar seid? Von dem habe ich noch nichts gehört, erzählt mir mehr."
Fand sich noch recht höflich, im Gegensatz zu dem stummen Sklaven
Atmete tief durch und versuchte den Schlaf zu vertreiben.
"Salve ich bin Ratbald und das ist mein kleiner Bruder Ragin."
Als Ragin den ersten Schreck über Silko verdaut hatte, er dachte schon ein leibhaftiger Troll wäre da vor ihm aufgetaucht, begann er Witjon zu antworten. Dass ihm der junge Duccier sehr sympathisch war, lockerte seine Zunge zudem:
"Mein Vater wurde leider kurz nach meiner Geburt bei einem Angriff der Chauken getötet. Wir gingen dann mit meiner Mutter Raginhild zu ihrem Stamm den Langobarden zurück, nachdem bei dem Angriff das Dorf zerstört wurde. Nun ist unsere Mutter ebenfalls gestorben, und daher suchen wir jetzt nach den Verwandten meines Vaters. Die Langobarden nannten uns immer Amisvarierbrut und verachteten uns, daher band uns nichts mehr an diesen Ort.
Ich erinnere mich nur an die Namen meiner beiden Tanten Elfridu und Ylva sowie an Dagmar und Leif, die wohl Cousine und Cousin meines Vaters waren, denn meine Mutter redete nur sehr wenig über Vater und seine Familie. Wir haben lange gebraucht um eine Spur zu finden, bis uns ein batavischer Händler sagte in Moguntiacum gebe es eine Familie in der Amisvarier leben würden."
Witjon trank einen Schluck Bier und hörte sich an, was die beiden zu erzählen hatten.
"Ratbald und Ragin. Hmhm.
Also wir hier stammen alle vom Stamm der Amsivarier ab. Von den Namen, die du genannt hast, kenne ich nur Dagmar und die lebt momentan in Aegyptus. Ansonsten leben in dieser Casa noch Tiberius Duccius Lando, Duccia Helena, Decimus Duccius Verus, Duccia Flamma und die Bediensteten."
Er machte eine kurze Pause, trank aus seinen Becher und meinte dann:
"Hm, was soll ich sagen? Willkommen in der Gens Duccia!"
Eine ungeheure Spannung fiel von Ratbald. Die Verantwortung für seinen Bruder, die Hoffnungen, die Ängste. Alles fiel von seinen Schultern.
Danke, ich danke dir im Namen aller Götter, die auf uns herabblicken.
Schüttelt ihm dankbar die Hand und umarmt Ragin lange.
Bevor sein Bruder ihn erdrückte befreite Ragin sich und blickte Witjon an. Sie waren hier willkommen, das freute ihn, auch wenn noch viele Fragen ungeklärt waren:
"Tiberius Duccius Lando, Duccia Helena, Decimus Duccius Verus, Duccia Flamma...diese Namen sagen mir nichts. Haben die auch germanische Namen? Und hast du eine Ahnung, wie wir erfahren können, was mit unseren Tanten passiert ist? Leben sie noch? Weist du vielleicht etwas mehr darüber?" Er schaute Albin an.
"Und wo oder was ist ein Aegyptus?"
Ungefähr zur gleichen Zeit, in der Rufus seine Frage stellte, betrat Phelan das Kaminzimmer, nachdem er von seinem Rundgang durch den Tempelbezirk wieder in der Casa ankam.
Er begrüßte seinen Vetter und Albin. Silko warf er einen freundlichen Blick zu und nickte. Verblüfft schaute er anschließend drein, als er die beiden Jünglinge sah, die sich mit seinem Vetter Witjon unterhielten.
"Heilsa! Besuch?" er war gespannt wer das wohl sein könnte.
Auf der Suche nach Phelan war Quintus mittlerweile durch die ganze Casa gelaufen. Nachdem er zuletzt in der Küche Marga mit Engelszungen zu einer größeren Proviantration für seine Reise nach Rom überreden konnte und als Gegenleistung ein Paket mit verschiedenen Gewürzen und Ölen, die man wohl nur in Rom bekam, versprechen musste, lenkte er seine Schritte in das Kaminzimmer, aus dem er Stimmen gehört hatte.
Und siehe da, dort stand der Gesuchte, und außerdem auch noch Silko, den der Eques eigentlich noch im garten gewähnt hatte. Ebenso wie seinen Bruder, der sich bequem sitzend ein Bier die Kehle herablaufen ließ und mit zwei recht abgerissenen Jünglingen sprach...
Oha! Was geht denn hier vor? Habt ihr zwei Einbrecher gestellt?
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