Kaminzimmer

  • Morgen wollte Ragin nach Alexandria abreisen und daher hatte er heute viel zu tun. Gerade hatte er noch einen Brief an Dagmar geschrieben, den er nachher noch abgeben würde. Dann hörte er Stimmen im Kaminzimmer und Neugierig wie er war, steckte er den Kopf hinein. Dort war Witjon und ein germanischer Krieger. Eigentlich hatte er viel zu tun, aber das wollte er sich nicht entgehen lassen.


    "Heilsa ihr beiden." Dann ging er zu dem ihm unbekannten Krieger hin und hab ihm die Hand zum Kriegergruß. "Mein Name ist Ragin, Sohn des Teutomar."


    Dann wandte er sich an Witjon. "Verwandtschaft?"


    Sim-Off:

    Eigentlich wollte ich ja nix mehr anfangen, aber wenn schon jemand mit dem selben Namen vorbeischaut;)

  • Dankbar, wie Ragin war, bemerkte er die Nüchternheit in Witjons Stimme nicht. Er lächelte ihm zu. „Ich möchte nicht direkt, dass er mir hilft, sie wiederzufinden. Das kann ich nicht verlangen. Weißt du, ich kann die Römersprache nicht sprechen. Ich weiß nichts von ihrer Lebensweise. Deswegen hatte ich gehofft, dass Lando mir etwas über sie erzählen kann. Über die Römer. Damit ich vielleicht meine Frau finden kann.“ Ragin überlegte. Er war sich sicher, dass sie eine Sklavin geworden war. Anders konnte es gar nicht sein. Sonst hätte man doch ihre Leiche bei den anderen gefunden.


    „Vielleicht hat er eine Idee, wie ich sie schnell finden kann“, endete Ragin und blickte auf seine Hände hinunter. Und wenn er sie dann fand, würde er sie neu kennenlernen. Er war sich sicher, dass sie auf ihn wartete. Dass sie hoffte, er möge sie retten. Auch, wenn seine innere Stimme ihn einen Tor schalt. Immerhin hatte er ein halbes Jahr lang als tot gegolten. Und sie wusste nicht, dass er noch lebte. Aber sein Unterbewusstsein drängte diese Tatsache jedes Mal in die Ecke zurück, wenn sie sich bemerkbar machen wollte.


    Da trat noch jemand ein. Ragin musterte den Fremden neugierig. Als er auf ihn zu kam, stand er auf. Ragin wusste, was sich gehörte. Er umgriff den Unterarm seines Namensvetters und lächelte ihn an. „Keine Verwandtschaft. Ich bin Ragin Selmarsson vom Stamm der Chatten.“

  • Ausnahmsweise (:D) dauerte es nicht lange, bis Albin Lando aufgetrieben hatte, der nach langer Zeit mal wieder in der Hros arbeitete, und mit seinen Männern die Wintertüchtigkeit der Ställe durchgegangen war. Ein sichtlich aufgeregter Albin hatte ihn dort schließlich förmlich weggezerrt, und irgendwas von Besuch von den Stämmen und einer Tochter Wolfriks und so geredet.
    Erst einmal ging Lando davon aus, dass der Besuch von den Stämmen von jenen war, die links des Rhenus siedelten, und zu denen sie mehr oder minder guten Kontakt hatten, schließlich kannte man sich untereinander, und hoher Besuch von den Adaligaz dieser Stämme kam verhältnismäßig oft in die Casa. Doch Albin klärte ihn schnell auf, und das war der Punkt an dem Lando begann sich Sorgen zu machen.


    "Heilsa, Leif, Sohn des Rodger. Ich bin Lando, Sohn des Landulf, und anscheinend derjenige nach dem du verlangst.", sprach er, als er den Jungen förmlich, aber distanziert begrüßte, "Was für Kunde bringst du uns aus den alten Landen Midgards?"

  • "Ragin." Witjon nickte seinem jungen Vetter freundlich zu. Der andere Ragin nahm ihm die Antwort ab und stellte sich selbst vor, was Witjon gelegen kam, denn er wiederholte sich nicht gern selbst. Als sich die beiden wieder gesetzt hatten, nahm Witjon das unterbrochene Gespräch wieder auf.
    "Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig. Lando kann dir viel über die Römer erzählen, doch als Germane, besonders als Chatte - Witjon wusste, dass dieser Stamm deutlich romfeindlich gesinnt war - wirst du im römischen Reich schnell Schwierigkeiten bekommen. Das ist ein gut gemeinter Rat, nimm dich in Acht."
    In seiner Stimme war keine Gefühlsregung zu hören und seine Miene blieb immer noch ausdruckslos. Der Chatte hatte Mut, sich allein ins Reich zu wagen, ohne Lateinische Sprachkenntnisse und ohne jeglichen Ansatzpunkt zur Suche. Doch vielleicht war es auch sinnvoller allein zu reisen, als in einer Gruppe von mehreren bewaffneten Germanen, so zog er nicht so schnell Aufmerksamkeit auf sich.
    "Wo Phelan nur bleibt?" fragte er sich dann unvermittelt, denn dieser Nichtsnutz ließ sie schon eine halbe Ewigkeit auf Verpflegung warten. Man sollte dem Stamme Wolfriks nicht vorwerfen, schlechte Gastgeber zu sein.

  • "Hier bin ich werter Vetter." und so strackste Phelan in das Kaminzimmer mit einem Tablett voll Krüge, Met und Brot.
    "Marga hat mich aufgehalten, frag lieber nicht womit .." er schluckte einmal tief, was Marga ihm gesagt hatte war nicht gerade rosig, es ging irgendwie um einen Mann der sie auf dem Markt angepflaumt hatte und das ganze war wohl zu einer hitzigen Diskussion ausgeartet. "Oh, heilsa Ragin, wie gut das ich ein paar Becher mehr mitgebracht habe." so verteilte der Jungpriester die Krüge, zuerst bekam der Gast sein Met, dann Witjon, dann Ragin und letztendlich auch er selbst. Das Tablett mit Brot stellte er auf einen Schemel neben dem Sessel, wo der Gast saß, denn Phelan selber hatte keinen Hunger und seine beiden Vettern konnten sich ja selber Brot holen.
    Nachdem sie angestoßen hatten, schüttete Phelan wie er es immer tat den ersten Schluck hinter sich auf den Boden, allerdings so, dass es keiner sehen konnte, zu sehr waren die anderen beiden auf den Gast fixiert, dann nahm er einen kräftigen Schluck und hörte dem Gesprächsverlauf weiter zu.

  • So etwas hatte sich Ragin schon gedacht, als die Reiter am Tor an ihm vorbeigezogen waren. Das waren nicht gerade günstige Aussichten, wie er sich gestehen musste. Aber für seine Frau würde er da durch gehen. Sie war der letzte Anker seiner Welt. Unter seinesgleichen hatte er sich unwohl gefühlt, weil ihm die Vertrautheit gefehlt hatte. Bei seiner Frau musste es anders sein. Ganz bestimmt! Sie war doch seine Frau. Bei ihr würde er das Gefühl haben, wieder zu Hause zu sein. Das war so. Es musste so sein.


    Ragin schwieg zu der gut gemeinten Ermahnung. Was hätte er auch erwidern sollen? Er würde den Römern einfach verschweigen, dass er Chatte war. Sicherlich konnten sie die verschiedenen Dialekte ohnehin nicht auseinanderhalten. Für sie waren die freien Germanen schließlich allesamt Barbaren. Zumindest glaubte Ragin das. Da kam auch schon der andere. Phelan hieß er. Ragin fand, dass der Name passte. Der Junge machte einen netten Eindruck. Er gab Ragin einen Becher, dann stießen sie an. Warum er allerdings etwas von dem Met auf den Boden goss, war Ragin schleierhaft. Vielleicht war das eine römische Sitte, überlegte er. Dann nahm er sich ein Stück Brot, brach es und kaute auf einem Bissen herum. Es war unhöflich, die Gastfreundschaft zurückzuweisen, auch wenn man so aufgeregt war wie Ragin und daher kaum Hunger verspürte. „Ich hoffe, ich störe euch nicht. Ich möchte nicht zur Last fallen. Wenn Lando nicht da ist, kann ich auch später wiederkommen“, bot er an, auch wenn er nicht wusste, wohin er so lange gehen sollte. „Darf ich euch etwas fragen?“ fragte er plötzlich. „Warum lebt ihr hier?“ Denn das war eine Frage, die Ragin sehr interessierte. Warum ein Germane freiwillig seine Freiheit aufgab, um unter Römern zu leben. Denn Ragin glaubte, dass die Sippe der Duccier nicht die gleichen Rechte besaß wie ein vollwertiger Römer.

  • "Weil wir es können.", sprach Lando, der das Kaminzimmer betreten hatte als er seinen Namen hörte. Nun stand er in der Tür, und blickte etwas irritiert auf die Versammlung im Kaminzimmer. Die Söhne Wolfriks saßen da versammelt um einen Fremden, der ihm ganz und gar unbekannt vorkam. Er beließ es bei seinem Kommentar, denn er hielt es für übereilt einem Fremden die nicht unprekäre Familiengeschichte auszubreiten.


    "Salve, Fremder. Ich bin Lando, Landulfs Sohn. Entschuldige, dass ich einfach so hereinplatze, aber ich habe meinen Namen vernommen.", er winkte Ragin von seinem Platz, nachdem er den fremden Germanen traditionsgemäß mit festem Händedruck begrüßt hatte, und ließ sich dann vor diesem nieder, ohne ihn eine Sekunde aus dem Auge zu lassen,"Wie ich sehe haben meine Vetter schon dafür gesorgt, dass du dich wohl fühlst. Also, was kann ich für dich tun...?"

  • Eine neue Stimme veranlasste Ragin dazu, aufzusehen. Dort stand ein weiterer Mann, insgesamt waren es nun vier. Eines würde sich wohl nicht ändern, dachte Ragin leicht amüsiert, auch wenn man unter Römern lebte. Germanen waren gesellig, und wenn ein Gast im Haus war, sprach sich das schnell herum. Kaum dass der Neuankömmling offenbarte, wer er war, erhob sich Ragin wieder und grüßte Lando entsprechend. „“Wenn sich jemand entschuldigen muss, bin ich es, gab er zurück und stellte sich im Anschluss daran ein weiteres Mal selbst vor. „Ich bin Ragin Selmarsson vom Stamm der Chatten und aus der Sippe des Nandrad. Es tut mir leid, dass ich hier hereinplatze, aber ich hoffe, dass du mir helfen kannst.“ Ragin setzte sich wieder. „Meine Frau ist verschwunden und ich glaube, nein, ich weiß, dass die Römer sie haben. Ich möchte sie suchen und zurückholen, aber ich kenne die Sitten der Römer nicht gut genug. Und ich kann ihre Sprache nicht. Von dir heißt es, du seist einst verwundet zu den Römern gelangt und sie hätten dich aufgenommen wie einen der ihren.“ Ragin fuhr sich über die Lippen. „Kannst du mir helfen, Lando Landulfsson?“

  • "Dann sei willkommen im Heim meiner Familie, Ragin, Sohn des Selmar.", hieß Lando den Man auf's neue in der Casa willkommen, "Und um deiner eigenen Sicherheit willen bitte ich dich, behalt es für dich, dass du von den Chatten stammst. Das Reich befindet sich immernoch de facto im Kriegszustand mit ihnen, und so wäre es ein leichtes für sie, dich auf der Straße ans Kreuz zu heften, ebenso wie diejenigen, die dir helfen. Bei aller Sympathie für die Menschen unserer Völker, muss ich dir sagen, dass sollte herauskommen, dass du ein Chatte bist, wir um unserer Kinder und Frauen willen gezwungen sind zu leugnen, dich jemals gesehen zu haben."


    Er machte eine kurze Pause und musterte den Mann mit bedeutungsschwerem Blick, während er sich von dem jüngeren Ragin einen Becher mit Wasser reichen ließ.


    "Diese Geschichte, die du über mich gehört hast, stimmt. Allerdings kann ich nicht für alle Römer sprechen. Es gibt einige, die sehen die Menschen unserer Völker mit Wohlwollen und Respekt, und andere, die uns mehr als Tiere denn als Menschen betrachten. Zu ihrer Schande muss ich sagen, dass zweitere deutlich in der Mehrheit sind. Es waren die Menschen vom Stamme Wolfriks, die Römer nennen sie Gens Duccia, die mir eine neue Heimstatt und Familie gaben. Aber genug von meinem Leben, lass es mich kurz fassen: du kannst den Römern ebenso wenig trauen, wie du es den Menschen aus den freien Stämmen kannst. Meiner Meinung nach nehmen die sich nicht viel. Um auf deine Frau zu sprechen zu kommen, nicht jedem sind die Nornen so wohl gesonnen wie mir. Ich hatte Glück, bin an eine Priesterin geraten, anstelle an einen Sklavenhändler. Wurde dir deine Frau im Kampfe genommen? Ich brauche Informationen, Ragin, Informationen..."

  • Das war also dieser Lando, Führer der Erben Wolfriks. Unwillkürlich stockte Leif, der Mann roch nach Stall, ganz und garnicht römisch, wie er glaubte. Doch auch diesem Mann sah man den Verfall der Sitte an, die das Leben im römischen Reich mit sich brachte. Er trug zwar Hosen, darüber aber ein Hemd aus definitiv römischem Stoff.
    Dass er nicht per Handschlag begrüßt wurde, wollte Leif schon als Beleidigung auffassen, als er sich entsann, dass er dies zuhause in der Heimat auch nicht wurde. Zumindest nicht solange, bis er zum Mann geweiht wurde.


    "Heilsa, Lando, Sohn des Landulf.", erwiderte er daher verstockt den Gruß des großen rothaarigen, "Ich bringe Kunde von Runhild, Tochter Wolfriks, freie Godin der Stämme und Mund der Götter. Sie lässt ausrichten, dass sie noch vor dem tauenden Eis eure Ankunft in ihrem Zirkel erwartet, vier Tagesreisen von hier, in den Wäldern zwischen dem Stamm der Herutiz (Cherusci), und dem der Ermundern (Hermunduri) erwartet. Ich bin euer Führer, da man von euch nicht erwarten kann, euch in den freien Landen zurecht zu finden."

  • Hatte Ragin eben noch dankbar gelächelt, als auch Lando ihn noch einmal willkommen hieß, so verblasste das Lächeln, als er die Worte seiner Verwandten noch einmal mit weitaus mehr Nachdruck wiederholte. Nachdenklich sah Ragin den Mann an, nickte dann. „Danke für den Rat. Ich werde mich daran halten.“ Und das würde er, immerhin brachte es weder ihm noch seinem Weib etwas, wenn er ans Kreuz geschlagen von den Raben zerrissen wurde.


    Was Lando Ragin dann erzählte, war neu von ihm. Alles, was der Dorfälteste über Lando gewusst hatte, hatte Ragin bereits offenbart. Scheinbar waren die römischen Priester umgänglicher als andere Römer, zog er für sich sein Resümee. Er nahm sich dennoch vor, Landos Worte zu beherzigen und niemandem zu trauen, von Landos Familie vielleicht abgesehen. Als er gefragt wurde, was geschehen war, musste Ragin erst einmal schlucken. Es war besser, wenn er vorn anfing. Ganz von vorn. Schnell benetzte er seine Lippen noch einmal mit einem Schluck Met.


    „Ich muss etwas weiter ausholen, aber ich werde mich kurz fassen“, sagte er. „Ich war mit einigen Leuten aus meiner Sippe im Wald, wir sind einer Rotwildfährte gefolgt. Einer von uns hat geschossen, das Reh aber verfehlt und stattdessen die Brust eines Römers getroffen. Keine Ahnung, wie die da plötzlich hingekommen sind. Es gab einen Kampf. Alle starben bis auf mich und einen weiteren. Ihn haben sie mitgenommen, bei mir haben sie wohl gedacht, dass ich tot sei. Ich war ohnmächtig, glaube ich. Ein Mann namens Markward hat mich gefunden und meine Wunden versorgt. Ich habe mich an nichts mehr erinnern können. Ich erinnere mich auch jetzt nicht an alles, was davor passiert ist“, gestand Ragin und rieb sich an der Schläfe, wo unter dem Haar eine stattliche Narbe verborgen war. „Hab wohl eins auf den Kopf bekommen. Nach sechs Monden habe ich jemanden beim Jagen getroffen. Sie wussten, wer ich war. Wer ich bin. Ich bin mitgegangen, sie waren aus meiner Sippe. Alles war noch da, mein Dorf, mein Haus, meine Verwandten. Aber meine Frau nicht. Sie erzählten mir, dass sie und ein paar andere eine befreundete Sippe besuchen gehen wollten, aber da kamen sie nie an. Vier Tote hat man gefunden, aber sie war nicht unter ihnen. Es müssen Römer gewesen sein. Es waren wohl viele Abdrücke von beschlagenen Hufen zu finden.“ Ragin schluckte. Sein Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Ich will sie wieder haben.“

  • Lando hätte ja gelacht, denn es war zu komisch. Auf ein Reh zielen, einen Römer treffen? Das war irgendwie ironisch, wenn man die Allegorie Römer-Jagdwild betrachtete... das was danach dem Mann vor ihm geschehen war, ließ ihn allerdings weiterhin finster dreinblickend der Geschichte lauschen.


    "Würde man hier nicht auch dann und wann von Räuberbanden bedroht, könnte man denken, das freie Germanien wäre die Brutstätte des Chaos.", murmelte Lando in seinen Bart, als der Mann namens Ragin geendet hatte, "Nun, ich würde dir gerne mehr Mut machen, aber das, was du mir erzählt hast, klingt verdammt nach einem Überfall von Sklavenfängern. Dies soll wohl besonders in den Gegenden, in denen die Stammesgefüge nicht so schnell reagieren können, um diese römischen Schergen niederzumachen."


    Lando tippte auf die Lehne des Sessels, in welchem er saß und überlegte mit sorgenvoll in Falten gelegter Stirn. Soviel Ahnung vom Sklavenhandel hatte er nicht, die meisten Bediensteten der Familie waren angestellt, oder Unfreie nach germanischem Recht, und von daher hielten sich seine Erfahrungen mit dem Sklavenhandel im Reich stark in Grenzen.


    "Nun, ich gehe davon aus, dass du nicht weißt, wie die Römer ihre Sklaven sehen, und mit ihnen umgehen. Es ist anders, als in den freien Landen, oder hier bei den Stämmen die links des Rhenus siedeln. Sklaven sind vom Stand her Gegenstände, und ihrem Herrn auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wenn dies das Schicksal deiner Frau sein sollte, bete ich für ihre Seele."


    Der Mann wollte sie wieder haben, was Lando ein mildes Lächeln abrang, es zeugte von Hingabe und Liebe, die germanische Paare füreinander empfanden, nicht so wie die römische Zweckgemeinschaft zur Produktion von Erben und Soldaten.


    "Das ehrt dich, und ich versichere dir, dass ich wir dir helfen werden, soweit es uns möglich ist.", was natürlich eine nicht ungewisse Gefahr bedeutete, aber sie waren Duccii, und damit sowieso schon einer permanenten Gefahr ausgeliefert. Außerdem sah man sich immer zwei Mal im Leben, das wusste Lando.


    "Ich schlage vor, du verbringst die Nacht erst einmal hier, morgen werden wir dann schauen, ob wir nicht gewisse Informationen bekommen können..."

  • Runhild, Tochter des Wolfrik? Lando konnte sich kaum vorstellen, wen dieser Junge eigentlich meinte. Von einer Runhild war auf dem Stammbaum zwar die Sprache, jedoch wurde sie seit Jahren für tot gehalten. Als der Junge jedoch ihren Titel fortführte, hatte Lando das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verloren, und seine Miene fiel deutlich in sich zusammen.


    "Godin der Stämme?", murmelte er, halb betreten, wusste er doch längst von wem hier gesprochen wurde. Die alte Frau war quasi legendär in der Heimat, und so gut wie unantastbar.


    Und ihr Wort Gesetz.


    Es dauerte eine Weile, bis Lando auf die kleinen Sticheleien des Jungen gefasst genug antworten konnte: "Leif, man wird dir ein Zimmer herrichten, wo du heute Nacht der Gast unserer Sippe sein wirst. Deine Fähigkeiten als Führer werden wir nicht brauchen, dessen kannst du dir sicher sein. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest?"


    Enorm rauskomplimentiert, aber Lando konnte sich als Hausherr derartiges erlauben. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, und eine ruhige Minute mit Witjon, den das ganze seltsam unberührt ließ.

  • Witjon beobachtete nur sprachlos wie Albin den jungen Adeligen zur Tür hinaus zum Gästezimmer im oberen Stockwerk führte. Ein Augenblick der Stille entstand, in dem Witjon nur einen ziemlich verwirrten Blick für Loki übrig hatte. Dieser Junge mit seiner Nachricht hatte sowohl Albin, als auch seinen Vetter beunruhigt, ja in Albins Fall sogar völlig aus der Fassung gebracht. Verdutzt schaute Witjon zu Loki und erwartete eine Erklärung dieses Tamtams.

  • Im Grunde hatte Ragin nicht erwartet, dass jemand ihm Mut machte, wenn er es denn wirklich ehrlich meinte. Die Römer hatten schon viel Schaden angerichtet unter seinesgleichen. Zu viel, als dass er noch gutgläubig dem Schicksal seiner Frau entgegenblicken konnte. Aber wenn sie noch lebte, würde er sie finden. Und dass Lando so offen war, machte ihn zwar keinen Mut in Hinblick auf das, was seinem Weib widerfahren war, aber es stählte seine Entschlossenheit. Wann war je ein waschechter Germane zurückgeschreckt vor einem Feind, der ihm die Frau geraubt hatte?


    „Ich habe gehört, sie behandeln sie wie Tiere. Manchmal schlimmer noch“, erwiderte Ragin und sah betreten zu Boden. Er würde jedem Römer eigenhändig das Gemächt herausreißen, wenn er seiner Frau auch nur zu nahe gekommen war! In den Stunden des langen Rittes hierher hatte Ragin sich ausgemalt, wie er sie finden und befreien würde. Natürlich war das Wunschdenken, ohne Widerstand an das zu kommen, was man begehrte, wenn der Feind es besaß – und das im wahrsten Sinne des Wortes – doch hieß das noch lange nicht, dass er sich so schnell geschlagen geben würde. Ganz abgesehen davon, dass diese Angelegenheit auch eine Sache der Ehre war, und ehrlos wollte er sich nicht nennen lassen. „Ich danke dir für die offenen Worte“, entgegnete Ragin ehrlich.


    Im nächsten Moment schon bot Lando seine Hilfe an. Ragin stieß einen tiefen Seufzer aus und schloss für einen kurzen Moment erleichtert die Augen. „Ich stehe tief in der Schuld deiner Sippe. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin. Vielen Dank.“ Aufrichtig blickte er zunächst Lando an, ließ den Blick jedoch dann über die übrigen Anwesenden schweifen. „Sollte ich je etwas tun, das dich oder deine Sippe gefährdet, möge augenblicklich Hel mich holen“, sagte er. „Ich, hm, würde mich gern nützlich machen, wenn es etwas gibt, bei dem ich helfen kann. Ich möchte euch nicht zur Last fallen“, wiederholte er.

  • "Das wirst du nicht.", beschwichtigte Lando die Sorgen des Mannes, der Familie zur Last fallen. Was natürlich nur die halbe Wahrheit war, Lando wusste nur sehr wohl um das Risiko, einen Angehörigen eines Rom feindlich gesinnten Stammes zu beherbergen. Andererseits vertraute er seinen Leuten, und den großen Zirkel an Freunden und Vertrauten, sowohl römischer als auch germanischer, die die Familie umgaben.


    "Unsere Familie hat sich dies erarbeiten können, weil es Menschen gab die uns genauso großzügig gegenüber waren, wie wir es zu dir sind. Du vergeltest es uns, den Göttern und den Traditionen am besten, in dem du einem anderen guten Menschen im Leben hilfst, und natürlich den Göttern opferst.", Lando leerte den Becher, und sah den Mann dann schmunzelnd an, bis er ihm schließlich auf die Schulter klopfte, bevor er sich erhob, "Apropos den Göttern opfern... unser Phelan hier hat seine Priesterweihe bestanden, und wir werden morgen sein erstes Opfer im Heiligtum der Familie zelebrieren, bei Sonnenaufgang. Du bist herzlich eingeladen daran teilzunehmen. Bis dahin wird man dir ein Gästezimmer zuweisen, du bist unser Gast, bis wir erfahren haben, ob wir überhaupt etwas erfahren können. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe noch etwas zu tun."


    Er nickte Ragin aufmunternd zu, wechselte dann mit Witjon ein paar kurze Worte, die vor allem beinhalteten den neuen Gast zu beherbergen, verabschiedete sich dann von den anderen beiden und verschwand, um Vorbereitungen für den nächsten Morgen zu treffen.

  • Sim-Off:

    Frechheit! :P


    So aus dem Raum komplimentiert, wollte Leif schon zu einer scharfen Antwort gegenüber diesem dreisten Bauern ansetzen, doch machte sich REIN ZUFÄLLIG in diesem Moment die Müdigkeit bemerkbar, die er sich die Reise bis hierhin aufgespart hatte. So trollte er sich, und folgte dem alten Mann in die Kammer, die ihm bestellt worden war...

  • Als Loki gegangen war trat Witjon zu Ragin heran und erklärte: "Du musst müde sein von der Reise. Wir haben da ein gemütliches Gästezimmer im oberen Stockwerk, in dem du einige Zeit hier unterkommen kannst..."
    Das Zimmer war eins von mehreren Gästezimmern des Hauses. Eines war bereits von diesem Jungen von den Fosen belegt, weshalb Witjon Ragin nun dessen Nachbarzimmer zugedachte. Er wollte den jungen Mann allerdings nicht sofort aufs Zimmer schicken, womöglich wollten seine Vettern ja sogar noch mit dem Chatten plaudern. Allerdings war er selbst bereits recht müde und die Sonne war mittlerweile untergegangen, weshalb er in Betracht zog, sich vorzeitig zu verabschieden und es Phelan zu überlassen, den Mann nach oben zu lotsen. Aber vielleicht würde dieser Ragin ja sowieso zu Bett gehen wollen. So oder so, Witjon würde Albin bescheid geben, der das Zimmer zurecht machen lassen würde.

  • Die Geschichte war zwar schon interessant, allerdings würde Ragin sie wohl nicht miterleben können. "Ich lass euch dann mal alleine. Ich muss noch einiges für meine Abreise richten und vorbereiten. Aber sag mir mein lieber Namensvetter: Wie heißt deine Frau? Dann kann ich mich auf meiner Reise und in Alexandria umhören, ob ich etwas von ihr höre."

  • Phelan nickte seinen Vettern zu, bevor sie das Kaminzimmer verließen und hörte Ragin, ihm sein Vetter, zu und war gespannt auf die Antwort, die Ragin, ihm nicht sein Vetter, geben würde.


    "Selmars Sohn, wenn du nicht all zu müde bist, kann ich dir noch etwas über Rom erzählen ich war sechs lange Monate dort und habe die Römer näher kennen gelernt, als man es hier in Mogontiacum schaffen könnte. der junge Priester hielt es für sehr angebracht, seine Informationen Ragin Preis zu geben, denn jene könnten dem eben genannten von großem Nutzen sein.. auch im Hinblick auf seine Lebenserwartung.

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