Kaminzimmer

  • "Was dachtest du denn, Rodrik?" fragte Sontje zurück und warf Phelan einen bösen Blick zu, wie er mit dem Becher schwenkte. Der Besuch sollte nun wahrlich nimmer auf solche Gedanken kommen, dass ihr Bruder ein trinksüchtiger Priester sei.


    Sontje nickte Silko zu. "Lass es dir schmecken.. ansonsten stell es beiseite." Sie hatte den Becher Met als nette Geste für Silko angedacht und biss sich auf die Lippen, als der Besucher sowie Silko sich zu Wort meldeten. Herrjeh.. an die Sicherheit hatte nun wirklich keiner gedacht. Sontje bewegte sich nicht destotrotz zu Phelan rüber und nahm ihm den Becher weg. "So.. des war genug für heute, mein Brüderchen... und Ragin.. ich denke, jeder hier weiss jetzt von wem du abstammst." sprach sie Phelan und Rodrik nacheinander an. Ha, jetzt konnte sie auch einen Schluck Met aus Phelans Becher trinken.

  • Dem jungen Priester war es klar, dass jeder, dem er seine Ansichten der Götterkulte beziehungsweise die Gründe seiner Motivationen beiden Götterkulten zu dienen verstehen konnte. Demnach sagte er auch gar nichts mehr dazu.
    Als Rodrik Silko, nachdem er sich genähert hatte, fragte, ob er vom arbeiten komme musste Phelan lauthals in seinen Metbecher prusten wo ihm anschließend fast die ganze Suppe im Bart hing.
    Daher beschwerte er sich auch gar nicht, als seine Schwester ihm den Becher abnahm, er war genug damit beschäftigt sich wieder einzukriegen und seinen Bart zu säubern. Als dann auch der letzte Tropfen aus dem letzten Barthaar ausgefrungen war, antwortete er Silko "Nein, Albin hat ihn eingelassen ich kam erst später dazu." Albin musste den Neuen irgendwie getestet haben, denn Albin war einer der letzten, die irgendwelche abgerissenen Leute einfach so in die Casa ließen.

  • Rodrik war gut drauf. Dieses dumpfe Gefühl, das er vorher spürte, machte ihn zugleich federleicht wie bleiernschwer. Eigentlich eine urkomische Situation, die er so noch nie verspürte. "Waffen? Nö, hat man nich." antworte er deswegen sehr gut gelaunt, was man sehr leicht an seinem Grinsen erkennen konnte, das ihm bald wegen seiner beharrlichen zeitlichen Länge Muskelschmerzen im Gesicht bereitete. "Hab ja nur meinen Dolch. Willst sehen? Ist Geschenk von Papa." Mit zwei schnellen Kopfbewegungen sah Rodrik sich um, aber seine Sachen waren nicht im Kaminzimmer, wie ihm gleich einfiel. Er patschte sich auf die Stirn. "Ist ja nicht da. Liegt ja draussen. Albin hat gesagt, ich soll meine Sachen dort hinlegen." Seine Sprechgeschwindigkeit war im Vergleich zu noch einer Stunde deutlich erhöht, seine Gesichtsfarbe röter, ihm war heiss. War dies vom Met oder von der Hitze des Kaminfeuers? Weil er gerade darüber nachdachte, hörte er Sontje im ersten Moment auch nicht zu, erst als sie ihn ansah und falsch anredete, war sein Geist auch wieder hier beim Geschehen, wenn auch etwas ramponiert vom Met. "Ragin? Wer ist Ragin?"

  • Nun, dann würde er jetzt mal ein Wörtchen mit dem Villicus wechseln müssen. Das der fremde Kerl der da saß ein Verwandter ist, hatte ihm ja noch keiner gesagt. Also ging er wieder zur Tür und rief nach dem alten Germanen.


    "Aaaaaaalbiiiiiiiiiiiiiinnnnnnn!"


    Normalerweise rief er ja nicht so durch die Casa, aber er wollte Phelan und Sontje jetzt nicht hier mit diesem Kerl alleine lassen. Dann ging er wieder zurück ins Zimmer.

  • Was? Er war nicht durchsucht worden und schaffte es einen Dolch hineinzuschmuggeln? Sontje versuchte die peinliche Situation zu überspielen. Na, wenigstens hatte Albin darauf bestanden, dass der Neue seine Sachen ablegte. Sie stupste ihren Bruder an und lachte herzlich auf. "Ohjeh... bitte entschuldige mich, ich meinte dich selbst natürlich, Roderick. Also, das jeder hier jetzt weiss, dass du Hagens Sohn bist." Sie stand von ihrem Platz auf und setzte sich zu ihm. "Der Met scheint dir zu munden.. möchtest du noch einen Schluck oder hast du genug? Du siehst voll müde aus!" Sie legte ihre kühle Hand auf seine heisse Stirn und zwinkerte verschmitzt. "Vielleicht wäre ein Bett bequemer als dieser Sessel, hm?"

  • Silko schien sich richtig gut über Albin aufzuregen und nicht über das hereingeschmuggelte Brotmesser oder den Dolch oder was auch immer. Verübeln konnte Phelan es ihm nicht, aber dieser war gerade ganz und gar von etwas anderem abgelenkt.
    Rodrik war ein Neuankömmling, einer, den man gerade mal wenige Momente kannte und was die Zwillingsschwester des jungen Priester da gerade machte, passte ihm gar nicht. Erst den Bruder verlassen und dann noch Handauflegung? Was ist denn da los? Grummelig schaute er in seinen Becher und sagte wieder nichts. Rodrik schien jedenfalls seinen Spaß zu haben, vielleicht hatte er ja einiges aufzuholen, eigentlich war das ja auch egal, er war jetzt hier und jetzt würde sich alles ändern.
    Wo bleiben eigentlich Witjon und Loki? Die beiden mussten eigentlich schon lange wieder zu Hause sein.

  • "Was in Wodans Namen ist nun schon wieder los?" ächzte der Vilicus der Casa, als er grummelnd den Raum betrat. Silkos Brüllen hatte ihn aufgescheucht und, was ihn äußerst nervte, von seiner Arbeit abgehalten. Mit verschränkten Armen stand Albin nun vor der kleinen Runde und seine Augen blitzten vor Ärger. Jetzt war eine gute Erklärung fällig, und da gerade Silko diesmal der Auslöser für Albins Ungemach war, zog sich dessen Stirn noch mehr in Falten.

  • Albin schien verärgert und das war gut so, denn Silko war im Moment sicher ebenso verärgert. So drehte er sich zu dem Alten um und schaute in düster an.


    "Albin, gut dass du da bist. Wie ich gerade erfahren habe, ist dieser junge Mann hier von dir in die Casa gelassen worden. Allerdings ohne nach Waffen durchsucht worden zu sein. Kannst du mir mal sagen, wie ich für die Sicherheit in der Casa sorgen soll, wenn hier einfach jeder rein und rausspaziert wie er will ohne durchsucht zu werden?! Erst dieser Ragin und jetzt auch noch der junge Kerl hier. Reicht es noch nicht, was der armen Sveija zugestoßen ist? Wollen wir als nächstes ein Familiemitglied mit durchgeschnittener Kehle mitten in der Casa finden?! Hat dieser römische Schnüffler nicht gereicht, den Witjon und ich gestellt haben? Da frage ich mich doch wer den hineingelassen hat..."


    Silkos Stimme war nicht lauter geworden, aber kühler und schneidender. So konnte es in der momentanen Situation nicht weitergehen und Silko wollte nicht als Schuldiger dastehen, wenn etwas passierte. Sicher würde das seinem Ma'at ganz und gar nicht gut tun.

  • Irgendwie wurde ihm, Rodrik, die ganze Geschichte etwas unangenehm. Die unglückliche Vermischung der Nähe einer ihm sozusagen unbekannten Frau (auch wenn sie mit ihm verwandt war) und eines beginnenden Streites zwischen dem grossen, schwarzen Mann und dem grummelnden Torwächter verbunden mit einer leichten, aufsteigenden Übelkeit infolge des Mets waren Dinge, die für Rodrik eine Spur zuviel waren. Und immer, wenn die Dinge über Rodrik hinauswuchsen (was sehr leicht passieren konnte, selbst bei Dingen, die jeder andere souverän meistern konnte), wurde er nervös. Sehr nervös. Und das zeigte sich gern beim Sprechen, denn dann fing er zu stottern an. Und zu schwitzen. So wie jetzt. Gut, letzteres konnte auch Met- und wärmebedingt sein. "I... ich d-denke, ein Lager w-wäre jetzt das beste, ja." Es roch hier nach Ärger, den er verursacht hatte. Ein Rückzug war in seinen Augen jetzt das beste, auch wenn es die Reaktion eines Kindes war und nicht das eines Mannes.

  • Sontje lächelte. "Ich denke, das ist machbar. Du müsstest nur aufstehen und ein paar Schritte mit mir gehen, bevor du ins Bett gehen kannst." erwiderte Sontje lächelnd und zog ihre Hand von seiner Stirn fort, um ihm kurz darauf den Becher Met wegzunehmen. Schließlich nahm sie seine Hände auf und bemühte sich ihn auf die Beine zu kriegen beziohungsweise zu ziehen. Mit einem Arm um seiner Taille stützte sie ihn ab. Bittend sah sie Phelan an. "Phelan! Komm und hilf mir.. lass die beiden sich zu Ende streiten. Rodrik hat uns gesagt, dass er nichts mehr bei sich trägt. Wir sollten in besser ins nächste Bett schaffen... bevor... naja.." Sie sprach dies lieber nicht aus.. und bemühte sich Rodrik zu ein paar Schritten zu bewegen. "Komm jetzt..."

  • So besoffen war Rodrik zwar noch nicht, dass er das Gehen verlernt hätte, aber Sontjes Antwort gab ihm einen wichtigen Anhaltspunkt, was er als nächstes zu tun hätte. :D Als er aufstand, hatte er den bösen Eindruck, als würde sich das Zimmer um ihn herum drehen. "Hui..." entkam es ihm. Welch ein Glück, dass er neben sich einen festen Angelpunkt hatte. Obwohl ein Berauschter wie er denken konnte, dass auch Sontje nicht ganz so fix im Erdmittelpunkt verankert war, wie er sich das erhoffte. Insgesamt schien die Welt gerade schräger zu sein als normal. Wenn bloss diese Übelkeit nicht wäre... Auch sein Gedächtnis litt, denn im Grunde wusste er nicht mehr genau, wie er in sein Bett kam.

  • Unfassbar was sich dem jungen Priester da bot. Nicht das Phelan in irgendeiner Weise etwas gegen den Neuankömmling hatte, aber das war noch lange kein Grund, dass seine Schwester ihm dabei helfen musste zu laufen. Allein schon dieser Körperkontakt! So schnell und hemmungslos .. Phelan verdrehte nur seine Augen und stand auf, um Sontje bei Rodrik zu helfen. Er versuchte den größten Teil des Fliegengewichts auf seine Seite zu kriegen, in der Hoffnung der Körperkontakt zu Sontje würde abnehmen. Dieser Bursche sollte sich bloß nicht einfallen lassen irgendwelche Gedanken über Sontje zu hegen, egal in welcher Form. Der Dreitertrupp verließ das Kaminzimmer und ließ die beiden Streihhähne zurück.

  • "Erzähle ich dir alles morgen...", wachte Lando aus seinen Gedanken, und winkte Witjon mit einer kurzen Geste aus dem Zimmer, "Sag den anderen, dass wir uns morgen zum gemeinsamen Frühstück in der Küche treffen werden. Das Atrium ist ja noch nicht wieder bewohnbar. Ich meine alle, also wirklich alle. Und du solltest sondieren, ob du dich mehr als zehn Tage von deinem Amt entfernen kannst, ohne dass es Probleme bereitet. Solche Amtsreisen sollten eigentlich kein Problem darstellen, man muss sie nur gut genug vermitteln..."


    Das war alles, was er zu sagen hatte, und so verzog sich Lando daraufhin auch aus dem Kaminzimmer, um woanders seinen düsteren Gedanken nachzuhängen...

  • Gut. Langsam gewöhnte der junge Ubier an Lokis Art. Er zuckte einfach die Schultern und gab seinem Vetter zu verstehen, dass er alles soweit kapiert hatte, was dieser ihm klar machen wollte. Frühstück, Amtsreise, mehr als zehn Tage. Gähnend drehte er sich um und verschwand in Richtung der Schlafzimmer.

  • Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    "Das du Ragin heißt kannst du ruhig sagen, man kann an diesem Namen ja nicht festmachen, ob du Chatte, Ubier, Cherusker oder sonst was bist. Aber wenn sie nach deinem Stamm fragen .." äußerst hoch runzelte der junge Priester die Stirn. Gerne hätte er ihm angeboten, dass er einfach sagen solle er komme von den Ducciern, nur das .. wäre undenkbar. Wie Lando schon richtig gesagt hatte, würden alle Duccier es abstreiten, diesen Mann je gesehen zu haben. Großes Unheil würde über diese Familie kommen, wenn es mit Ragin Schwierigkeiten geben würde. Dennoch hat Loki die Hilfe angeboten und helfen wollte Phelan dem Chatten auch. "In der Regel interessieren sich die Römer nicht für deine Herkunft, wenn du Germane bist reicht ihnen das meist. Wenn dich doch einer fragt, wirst du wohl oder übel einen römerfreundlichgesinnten Stamm nennen müssen, oder du landest im Kerker und wirst das Tageslicht nie wieder erblicken.. gar den Tod finden."
    Warum musste er auch ausgerechnet Chatte sein?


    "Nach Rom wirst du wahrscheinlich müssen mein Lieber .." fuhr er fort "Dort is das Zentrum des Sklavenhandels, Titus Tranquillus leitet dort die Geschäfte, bzw er hat sie in der Hand. Er hat die meisten und .." besten wollte er nicht über die Lippen bringen, das wäre gelogen gewesen ".. zufriedenstellensten Sklaven." Titus war ein Halunke, der die Gebote in die höhe Trieb und seine Ware stark anpreisen ließ, ohne das er wusste, was diese überhaupt für Qualitäten hatte. Das sich Silko mittlerweile auch eingefunden hatte, bemerkte der Blondschopf gar nicht.
    "Seine Sklaven sind sehr teuer, ich war einmal bei einer Versteigerung dabei, an die 80.000 Sesterzen hat eine junge Frau gekostet." von soviel Geld konnte der junge Priester nur träumen .. "Germanen gehören wahrlich zu den teureren Sklaven. Die Männer sind sehr begehert als Arbeiter oder Leibwächter, sie sind groß, stark und vor allem mutig, wie du weißt. Die Frauen werden eher für andere Sachen gekauft .. zum Beispiel als Übersetzerin, Kindermädchen, Köchin .. aber auch .." er wollte Ragin nicht verunsichern, aber sowas gab es nunmal und er wollte ihm nichts vormachen "Tänzerin .." mehr wollte er nicht über die Lippen bringen, sowas hatte er auch nicht gesehen, allerdings war es unabdingbar vorstellbar.


    Ragin verstand. Er senkte den Blick, spürte den Kloß in seinem Hals, aber nickte dann doch. Wenn es überlebenswichtig war, würde er verschweigen, dass er Chatte war. Auch, wenn das seine Ehre tierisch ankratzen würde. Aber noch wichtiger war, dass er seine Frau fand. Damit das Mosaik seiner Erinnerung wieder zu einem Ganzen zusammengefügt werden konnte. Phelans weitere Erklärungen trieben nun auch Ragin die Furchen auf die Stirn. Er würde niemals behaupten, einem anderen Stamm anzugehören. Er würde seine wahre Herkunft verschweigen, aber sie konnten ihn nicht dazu bringen, zu lügen und seinen Stamm zu verleugnen. Ragin schnaufte leise, sagte dazu aber nichts weiter. Er war sich sicher, dass Phelan auch ohne Worte verstand, wie ungeheuerlich die Aussichten Ragin anmuteten. Immerhin war der kleine Wolf selbst auch ein Germane!


    Die Aussicht, nach Rom gehen zu müssen, behagte Ragin zwar ganz und gar nicht, aber um seiner Frau Willen und wegen seiner fehlerhaften Erinnerungen müsste er sich dieser Reise wohl oder übel stellen. Sobald er sich ausreichend artikulieren konnte, fügte er in Gedanken hinzu. Sein Blick wurde finster, als Phelan von zufriedenstellenden Sklaven sprach. „Wenn sie auch nur einer angerührt hat mit seinen unheiligen Händen“, grollte er und ballte die Hände zu Fäusten. Er würde versuchen, sich zu zügeln, aber das schloss nicht aus, dass er letztenendes doch eine Rübe zu Brei schlagen würde. Oder einen Körper an einem Haken aufhängen und ausweiden würde. Schnell schob er die düsteren Gedanken beiseite und betrachtete den Mann, der nun im Türrahmen erschienen war. Dunkelbraun war die Haut. Ragin hatte so was noch nie gesehen. Er blinzelte überrascht, beäugte den Fremden dann neugierig. „Heilsa“, sagte er höflich, auch wenn der dunkle Mann ihm ziemlich suspekt erschien.


    „Achtzigtausend Sesterzen? Sesterzen sind die Münzen, nicht?“ fragte er nach. Gesehen hatte er diese seltsame Währung noch nie. Bei ihm wurde immer noch getauscht, Milch gegen Gerste, ein Pferd gegen sechs Ziegen. Klimpergeld hatte keinen Wert für Ragin. Er fand es entsetzlich, dass Menschen als Sklaven gegen unnützes Brimborium getauscht wurden. Als Phelan aufzählte, wofür ein Römer einen Germanen so kaufte, verfinsterte sich Ragins Gesicht ein wenig. Und als er dann davon sprach, dass man Germaninnen als Tänzerinnen kaufte, hatte sich eine sehr steile Falte auf Ragins Stirn gebildet. Er konnte sich sehr gut vorstellen, was Phelan eigentlich hatte sagen wollen. Düster sah er ihn an. „Ihr…Besitzer wird sich wünschen, sie nie gekauft zu haben, wenn ich herausfinde, dass er sie zum Tanzen gezwungen hat“, prophezeite er.

  • Vala hatte eine Karaffe Met in der einen Hand, und einen Becher in der anderen, als er mit dem Ellenbogen die Tür zum Kaminzimmer aufdrückte. Er hatte das Zimmer schon mehrere Male bewundernd besucht, war das doch irgendwie vollkommen untypisch für das, was man sich von römischen Häusern doch so erzählte. Er ließ sich in einem Sessel nieder, dessen Komfort ihn sofort in Beschlag nahm. Karaffe und Becher wurden auf einem kleinen Tisch abgestellt, letzterer gleich mit Met gefüllt, und dann mit einem genießerischen Lächeln an den Mund geführt.


    Die Zweifel, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, sich im Reich seiner Sippe anzuschließen, waren in den letzten Tagen verschwunden, so begeistert war er von dem, was er hier in dieser kurzen Zeit erlebt hatte. Und gleichzeitig machte sein Geist nicht halt, sondern blickte nach vorne, in eine Zukunft, die die seine sein würde.


    Er hatte nach Lando rufen lassen, und wartete nun darauf, dass der Mann, der ihm sogleich suspekt wie bewundernswert war, eintraf.

  • Und Lando kam, mit einem Gefühl, das er nicht einordnen konnte. Er war dem jungen Alrik suspekt? Das Kompliment konnte er ohne Probleme zurückgeben (:D). Zwar hatte der junge Mann ein Interesse am Leben der Gens, und dem Reich an sich gezeigt, was natürlich lobenswert war, aber Lando hatte dennoch nicht geringe Vorbehalte gegen das Streben des jungen Mannes, sich alles anzueignen was das Reich ausmachte.
    Die Begeisterung, die Alrik inne war, teilte Lando nicht. Ganz im Gegenteil, er selbst hatte sich in seiner Zeit eine eher pragmatische wie kritische Sicht auf das Imperium Romanum angeeignet, was einigen Konfrontationen mit römischen Honoratoren anzulasten war.


    Und nun betrat er das Kaminzimmer, sah den Sohn des Leif in einem Sessel sitzen, und ließ sich auf einem gegenüberliegenden nieder, um Alrik mit einem schrägen Blick zu mustern: "Nun, Alrik?"

  • Während Lando über Alriks Gedanken nachdachte :P leerte Alrik den ersten Becher, füllte ihn erneut und prostete dem Familienoberhaupt mit einem schmalen Lächeln zu.


    "Schmeckt wirklich hervorragend. Selbst angesetzt?", Vala liebte Floskeln, aber Lando anscheinend nicht, der darauf zu warten schien, dass er auf den Punkt kam. Vala zuckte mit den Achseln, stellte den Becher auf dem Tisch ab und beugte sich vor, um Lando sofort das Anliegen der Unterhaltung darzulegen: "Ich bin jetzt schon einige Tage hier, und habe mir die Umgebung angesehen. Sehr schön, alles. Aber ich will meine Zeit nicht damit verbringen mir die schöne Gegend anzusehen, ich will etwas machen! Du verstehst was ich meine... ich will Verantwortung übernehmen, ich will weiterkommen. Ich bin nicht hierher gekommen, um länger als nötig damit zuzubringen mir das Leben der Römer anzusehen. Ich kenne es ja sogar schon, meine Güte! Meine Eltern haben mir ALLES darüber erzählt, und alles was mir dazu fehlte waren die Bilder im Geiste. Die habe ich jetzt... also, du weißt doch bescheid, was kann ich tun, um dem Reich und unseren Leuten dienen zu können?"
    'Dienen' war vielleicht nicht der passendste Begriff, schließlich hatte Vala alles andere im Sinn als zu dienen, aber er machte sich keine Illusionen darüber, dass man lange Zeit dienen MUSSTE um irgendwann führen zu können... ein Opfer, das er zu bringen bereit war, wenn auch nicht mit freudiger Hingabe.

  • "Öh...", staunte Lando, der von dem Anliegen Alriks offen überrascht war, "Wie bitte?"


    Er stutzte, und blieb einen Moment wortlos. Was sollte er dazu sagen? Alrik hatte ihn einfach damit überrollt, und er selbst hatte keine Ahnung, was er dem jungen Mann überhaupt raten sollte. Gut, Latein sprach er, er würde sich also den Hauslehrer sparen können... aber wie stand es mit dem Rest? Alrik meinte einmal, seine Eltern hätten ihn umfassend in römischer Kultur und im Wissen der südlichen Welt ausgebildet, aber was hieß das schon?


    "Versteh ich dich jetzt richtig, dass du das meistern willst, wofür deine Vettern und auch ich Monate gebraucht haben? Wenn nicht Jahre? Deinen Ehrgeiz in Ehren, und auch das Bemühen deiner Eltern dich auf das vorzubereiten was dich hier erwartet, aber übertreibst du nicht ein wenig? Ich meine... normalerweise läuft das so ab: man stößt zur Familie, bekommt hier Latein beigebracht, und lernt in unteren Posten, wie z.B. dem eines Scriba, eines Schreibers, wie die Verwaltung und alles andere aufgebaut ist. Witjon zum Beispiel hat in meinem Handelskonsortium gelernt Zahlen zu meistern, ebenso wie Ragin, der jetzt in Aegyptus weilt und sich dort von irgendwelchen Griechen ausbilden lässt. Das alles würde ich dir eigentlich auch empfehlen. Dann, wenn du dich bekannt gemacht hast, vor allem bei den Leuten in der Stadt, bewirbst du dich um ein kleines öffentliches Amt, wie zum Beispiel um das eines Scriba in der Verwaltung. Danach käme die Magistratur in der Stadt in Frage, oder eine Stelle in der Provinzialverwaltung. Man erklimmt die Stufen der Karriereleiter nicht ohne weiteres... außerdem rate ich dir, dich mit der freien Wirtschaft bekannt zu machen. Das ist so etwas wie Familientradition, wenn du verstehst was ich meine. Eröffne einen Betrieb, stelle Leute ein, verwalte die Produktion, wirf deine Ware auf den Markt und mache Kunden klar. Verstehst du? Das geht nicht alles ohne weiteres..."
    Er hasste es, dem jungen Mann solche Hindernisse in den Weg zu werfen, aber Lando kam es so vor, als würde Alrik sich das alles etwas einfach vorstellen...

  • Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Er sprach mit ihm, als sei er ein ungebildetes Kind, das nicht wusste wie man das Leben meisterte. Zorn wallte in ihm auf, und er schluckte die giftige Antwort, die schon auf seiner Zunge lag, mit sichtlicher Mühe herunter, bevor er sich seine folgenden Worte sorgsam überlegte: "Ich beherrsche die Sprache Roms in Schrift und Wort, wahrscheinlich besser als du. Ich kann mit den Zahlen der Griechen umgehen, ebenso kenne ich das Verwaltungssystem in den Provinzen, sowie das in Rom. Mein Vater war Quaestor Roms! Zweifle nicht an meinen Fähigkeiten, Lando, das meine ich ernst. Ich weiß wie ein Duumvir gewählt wird, und ich weiß was zum Aufgabenspektrum eines Legaten gehört. Ich kann dir erzählen, wie eine Legion aufgebaut ist, und wie ein Feldzug organisiert ist... glaube mir Lando, mein Vater hat nicht die ganze Zeit herumgesessen und Däumchen gedreht. Ich bin sein Sohn, und ich habe sein Wissen geerbt, ebenso das meiner Mutter. Also: was kann ich tun? Das mit der Wirtschaft klingt nicht schlecht, was muss ich dafür tun?"

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