Es war eine unglaublich harte Woche gewesen für Witjon. Elfleda trauerte. Eila trauerte. Naha hasste ihn seit Landos Bestattung und er wusste nicht warum. Etliche Aufgaben türmten sich vor Witjon auf wie die winterlichen Alpen vor dem Reisenden. Nachdem ein Großteil der organisatorischen Aufgaben rund um die Freya Mercurioque, die Casa Duccia und den Landbesitz der Sippe beziehungsweise deren Munt abgearbeitet war, fiel der junge Ubier der Verzweiflung anheim. Er hatte so viel Arbeit gehabt, dass er seine Gefühle getrost verdrängen konnte. Das klappte so lange gut, wie er keine Zeit zum Nachdenken hatte. Das war dann leider allerdings nach einigen Tagen der Fall und so kam der Abend, an dem Witjon seine Trauer, Verzweiflung und Wut im Alkohol zu ertränken versuchte. Das war nun drei Tage her. Seitdem hatten ihn bereits acht verschiedene Spelunken in Hafennähe seine Anwesenheit begrüßen dürfen und viel Geld an ihm verdient.
Es war tief nachts, als ein völlig betrunkener Witjon zur Tür der Casa Duccia hereinstolperte. Er rempelte die Kommode an, warf seine Schuhe in irgendeine Ecke und steuerte das Kaminzimmer an in der weisen Ahnung, dass die Treppe ein unüberwindliches Hindernis darstellen würde. Jetzt - nachdem er genüsslich an die eigene Hauswand gepisst, an die Nachbarshauswand gekotzt und mit dem Kopf gegen die Laterne am gegenüberliegenden Haus gestoßen war - konnte er getrost auf einem der Sessel einschlafen. Er torkelte durchs Atrium und fand irgendwie seinen Weg ins Kaminzimmer, wobei er sich an der Wand festhalten musste, eine Bank im Atrium anrempelte, sich das Knie anstieß und lauthals fluchend eine Blumenvase vom Sockel pfefferte. Ungerührt latschte er barfuß durch die Tonscherben und steuerte einen der ach so bequemen Sessel an. Schade nur, dass er den kleinen Beistelltisch vergessen hatte, der nur ungefähr bis zum Knie reichte. Ein lautes Krachen zeugte davon, dass er sich das Schienbein am Tisch aufschürfte, vornüber kippte und mit rudernden Armen gen Boden geschleudert wurde. Völlig unfreiwillig natürlich!
"UUUAAARGHLB!"
Mit dumpfem Klatschen schlug er zwischen Sessel und Tisch auf dem Boden auf und blieb auf dem - zum Glück recht gemütlichen - Teppich liegen. Mit dröhnendem Kopf, zerschlissenen Füßen, blaugeflecktem Knie und aufgeschürftem Schienbein blieb er dort liegen. Kurz war ein schmerzerfülltes Grummeln zu hören, dann erklang das leise, unregelmäßige Schnarchen eines Trunkenboldes.