Officium Duumvirorum - Arbeitszimmer der Duumviri

  • Ach hör auf Sermo. Honig ums Maul schmieren war mir immer schon zuwider. Erstens ist das Zeug klebrig und man kann schrubben bis selbst die Haut sich löst und zweitens ist es viel zu süß. Da kleben einem ja die Zähne zusammen. meinte Aculeo grinsend.


    Was nun den Platz für die Statue angeht. Mir schwebte der Hafen vor. Da dort das Geld ins Land kommt ist es doch recht passend. Aber ich würde dir die Entscheidung überlassen. Schliesslich bist du hier die Nummer Eins und ich möchte dir nicht ins Geschäft reden.

  • "Quatsch, Honig ist doch lecker," erklärte Sermo nur lachend, ging jedoch auch nicht mehr weiter darauf ein. Jetzt wurde Aculeo nämlich konkreter und der Duumvir machte sich nebenbei stichpunktartige Notizen.
    "Der Hafen ist ein guter Standort. Ich denke deine Statue würde sich gut auf dem Vorplatz des Hafentempels* machen. Was meinst du?" Er sah fragend von seiner Wachstafel auf und lächelte schmal. "Ich bin zwar hier die Nummer eins, ja. Aber du darfst dennoch gern mitentscheiden. Immerhin ist es deine Statue." Nicht, dass Sermo irgendetwas daran läge. Es war ihm schlicht und einfach egal, wo diese popelige Figur hingestellt wurde.



    Sim-Off:

    *Das ist jetzt einfach mal wahllos aus dieser Karte rausgesucht. Wenn du's anders haben willst, sag's einfach. ^^

  • Anscheinend wollte Sermo die Entscheidung abwälzen, vielleicht lag es daran dass er sich zuviele Gedanken darüber machen musste wo man in Ostia stehen oder liegen durfte oder wars vielleicht einfach nur ein wenig Desinteresse.


    Ach, Sermo. Nun zier dich nicht so. So eine klitzekleine Stutue wird dir doch keine schlaflosen Nächte bereiten. Oder doch? grinste Aculeo dem Duumvir entgegen. Aber ich kann verstehen dass du wichtigere Dinge zu erledigen hast. Ich denke der Hafen ist der richtige Platz..hier in Ostia. Er überlegte dann nochmals kurz. Ja der Hafen ist es. Da ist Verkehr, da ist Leben Ob nun bei Tag oder bei Nacht, verkehrt wurde da immer.

  • "Wenn du das so sagst, kann es ja nur wahr sein," lächelte Sermo weiterhin. Wie die Frau ihre Arbeit machte oder machen ließ, war ihm wurscht. Eigentlich war es ihm auch egal, was sie von den Grüchten hielt, denn jetzt erkannte er, dass sie offensichtlich nicht im geringsten empfänglich für derlei oberflächliche Komplimente war. Na großartig. Die Decima sah nicht nur gut aus, sie war auch noch intelligent! Ätzende Kombination, wenn man Sermo fragte. Zumindest im Fall einer Dame, die er nicht kannte und die ihn hier gerade über seine Arbeit ausfragte, um am Ende auch noch in der Acta darüber zu berichten!


    Was noch auf die Grundlage der Lex Municipalis aufbauen könnte? Ganz einfach, dachte sich Sermo. "Eine Regulierung der Bußgeldkataloge liegt beispielsweise auf der Hand. Jetzt, da konkrete Ämterkompetenzen festgeschrieben sind, können auch die Mittel der Magistrate konkretisiert werden. So haben sowohl Beamte als auch betroffene Kaufleute in Hafenangelegenheiten einen besseren Überblick." Während einer kurzen Denkpause fuhr er sich mit dem Handrücken über das bärtige Kinn, bevor er weitersprach. "Alles weitere wird man dann sehen. Ich möchte erst einmal die Entwicklungen beobachten und sehen wie sich die neuen Magistrate machen." Was so viel hieß, dass er entweder keine Lust hatte über anderweitige Pläne zu reden, oder schlichtweg keinen blassen Schimmer hatte, ob und was er noch umsetzen wollte.


    "Soll das ein langer Artikel werden?" fragte er unvermittelt. "Neben so aufsehenerregenden Vorgängen wie die Klage des Octavius Macer gegen deinen Onkel ist Ostia ja gewiss nicht so ein gefragtes Thema." Immerhin musste sich eine Zeitung auch verkaufen. Da bot der derzeit wieder einmal vertagte Prozess gegen Decimus Livianus die ultimative Schlagzeile. "Wie macht sich der Octavius eigentlich, wo ich ihn gerade erwähne? Hat dir sein Kurs damals gefallen?" Na, jetzt hatte er sich irgendwie verplappert. Aber Gesetze waren auch ein Thema, das schnell zum Abdriften verleitete. Immerhin wollte nicht jeder den ganzen Tag darüber reden.

  • Ebenso höflich wie vage blieb Seianas Lächeln bestehen, aber diesmal verzichtete sie darauf, das Thema Gerüchte noch einmal zu kommentieren – auch wenn sie nicht so recht daran glaubte, dass der Duumvir ihr aus einem anderen Grund Recht gab denn aus dem einen, dieses Thema zu beenden. Sie hätte es nicht anders gemacht. Seine anschließenden Worte notierte sie sich erneut, überlegte bereits in Gedanken, ob sich daraus wirklich ein Artikel machen ließe. Die Lex ließ sich abdrucken, das sicherlich, sie sollte darüber hinaus jedoch recherchieren lassen, ob es in anderen Städten ähnliche Planungen gab. Sich vielleicht einige Abschriften kommen lassen und vergleichen, um so selbst zu einer Einschätzung der ostiensischen Lex zu kommen, wo der Gesetzestext womöglich verbesserungswürdig war, ob er Lücken aufwies – oder Lücken aufzeigte, die andere hatten.


    Sie sah auf, als er geendet hatte. „Das klingt sinnvoll.“ Wieder ein vages Lächeln, das nicht verriet, was sie davon hielt, dass er ihr im Grunde nur ein paar Brocken hingeworfen hatte. Die Möglichkeit zur Revanche indes bot sich gleich bei seiner nächsten Frage. „Das lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.“ Im nächsten Augenblick änderte sich etwas. Ihre Miene blieb unbewegt, zu viel Erfahrung hatte sie inzwischen in absoluter Beherrschung. Es geschah ihr nur selten und nur in sehr aufwühlenden Momenten, dass sie etwas nach außen durchdringen ließ, von dem sie nicht wollte, dass es nach außen drang. Seiana lächelte also weiterhin – aber der Ausdruck in ihren Augen bekam eine andere Note, wurde aufmerksam und zugleich ein wenig schärfer. „Sicherlich ist dieses Klage interessanter, und sei versichert, über sie wird berichtet werden.“ Für einen Augenblick fragte sie sich, was der Quintilius mit diesem Themenwechsel bezweckte. Sie lehnte sich ein wenig zurück, nippte kurz an ihrem Getränk. „Nun, seine Reden vor Gericht waren... knapp, wenn du meine Einschätzung wissen möchtest. Anders als sein Kurs, wie du dich sicher erinnern kannst.“ Jetzt wurde ihr Lächeln kühler. „Andererseits bin ich Laie. Womöglich verfolgt er genau damit einen Plan. Ich maße mir nicht an, die Arbeit eines Juristen zu beurteilen, nur insoweit es nötig ist für die Acta.“

  • "Würde sie nie," entgegnete Sermo. "Gut, also im Hafen. Dann lass mich wissen, wenn die Statue fertiggestellt ist und aufgestellt werden kann. Ich denke wir werden uns zur Einweihung dann Unterstützung durch den Pontifex Ostiensis holen und einen passenden Termin auswählen." Immerhin sollte eine Götterstatue auch an einem Tag geweiht werden, der den Göttern recht war. Dazu sollte man zuvor womöglich die entsprechenden Gremien befragen.

  • Natürlich klang das sinnvoll. Das alles hatte sich ja auch Sermo höchstpersönlich ausgedacht! Es ließ sich aber noch nicht abschätzen, ob der Artikel über seine grandiose Arbeit lang werden würden? Das hieß vermutlich nein. Also hatte er richtig gelegen damit, dass ihr Besuch nur proforma war und sie wohl eher auf gut Glück hergekommen war. Dann musste er ihr eben noch etwas mehr liefern als nur ein paar staubtrockene Gesetzeserläuterungen. Interessant fand der Quintilius wie fortwährend unverändert die Regungen der Decima blieben. Sie hatte entweder keinerlei Interesse an dieser ganzen lahmen Sache und dieser Stadt und an ihm, oder hatte schlichtweg kein Interesse daran, ihr vermeintliches Interesse zu zeigen. Gelegentlich zeigte sich das vage Lächeln, doch nichts weiter. Irgendwie geheimnisvoll. Oder doch nur langweilig? Jedenfalls hatte sie nicht gleich begonnen ihre weiblichen Vorzüge zu nutzen, um Informationen aus ihm herauszubekommen - was in diesem schnöden Fall ja sowieso nicht von Nöten war. Wie auch immer, Sermo zog eine Augenbraue hoch und lächelte schief, als die Auctrix über die Verhandlung und den Kurs des Octavius sprach.
    "Sein Kurs war recht ausführlich, das kann man wohl sagen," stellte er nüchtern - ungeachtet seines Blutalkoholspiegels zu diesem Zeitpunkt - fest. "Kurze Reden vor Gericht sind meist nicht sonderlich erfolgreich. Es sei denn, sie weisen unschlagbare Argumente oder Beweismittel auf," führte er dann zum juristischen Blickwinkel des Gesprächs aus. Zumindest war das seine Meinung. "So wie ich Octavius damals bei seiner ersten Verhandlung jedoch erlebt habe, halte ich die zweite Möglichkeit in diesem Fall allerdings für nicht wirklich zutreffend." Er musste schmunzeln. Der Octavius war ihm nicht sonderlich sympathisch, auch wegen seiner völlig despektierlichen Umgangsart während seiner Amtszeit als Decemvir litibus iucandis. Wieso sollte er daraus auch einen Hehl machen?
    "Was hast du denn noch so in nächster Zeit für die Acta geplant? Kann ich dir vielleicht eine kleine Stadtführung anbieten? Damit du gewissermaßen auch einen Blick auf die Umgebung bekommst, die Einflußbereich der Lex Municipalis sein wird?"

  • Um ihre Mundwinkel zuckte es, zum ersten Mal ehrlich amüsiert, als der Quintilius ihr zustimmte, was den Kurs betraf. Sicherlich würde die Stoa noch Stoff für weit mehr bieten, aber für einen Einführungskurs hatte der Octavier sich in seinen Vorträgen nicht zu knapp gehalten. Im Gegensatz zu seinen Ausführungen vor Gericht. Die Einschätzung des Duumvirs allerdings bezüglich dessen, was vor Gericht Erfolg hatte und was nicht, fand sie durchaus interessant. „Nun... wie unschlagbar seine Argumente sind, wird sich erst noch zeigen.“* Immerhin ein Beweisdokument hatte der Octavier vorgelegt, aber das überging Seiana. Der Quintilius hatte nicht gefragt, weder danach noch nach ihrer Einschätzung, oder danach was der Octavier überhaupt vorgebracht hatte, um seine Anklage zu untermauern. Oder danach, was die ganze Sache überhaupt sollte, was nicht nur Seiana schleierhaft war, sondern auch ihrem Onkel, beispielsweise. „Du hast den Octavier bereits erlebt während einer Verhandlung? Wie hat er sich damals gemacht?“ erkundigte sie sich stattdessen. Der Duumvir schien nicht allzu viel von dem Mann zu halten, der die Klage gegen ihren Onkel führte, das war nicht allzu schwer zu merken.


    „Für die Acta geplant...“ Seiana macht eine kleine Kunstpause. „Alles, was von Interesse sein könnte. Der Prozess, über den wir uns gerade unterhalten haben, gehört sicherlich dazu. Der Skandal im Hain der Diana ebenso.“ Ihre Miene wurde ernster, als sie dieses Thema anschnitt. Der Grat, auf dem sie diesbezüglich wanderte, war dünn, war schon beim ersten Artikel dünn gewesen, den sie veröffentlicht hatte, und würde dünner werden mit jedem weiteren, das ahnte sie. Es war schwer, das Gleichgewicht zu halten angesichts dessen, was passiert war – und vor allem wen es involvierte nach allem, was sie bisher wusste. „Eine Stadtführung?“ Beinahe klang so etwas wie Überraschung in ihrer Stimme durch, die nach oben zuckende linke Augenbraue mochte ebenso ein Hinweis darauf sein. Dann lächelte sie erneut. „Wenn deine Zeit es zulässt, gerne.“



    Sim-Off:

    *Ich tu jetzt mal so, als ob es einen Tag Verhandlungspause geben würde... *g*

  • Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Duumvir. Gerade eben wollte ich den gleichen Vorschlag machen. Nun. Da ja nun alles geklärt ist werde ich mich darum kümmern dass die Statue schnellstens fertig wird.
    Möglich dass dies schon in zwei Wochen der Fall sein wird da mir versprochen wurde noch vor Winterbeginn die Statue in empfang nehmen zu können.


    Erfreut darüber dass dieses Thema positiv abgeschlossen werden konnte lächelte Aculeo.


    Ich werde in den nächsten Tagen aber nochmals vorbei kommen. Eine andere Angelegenheit von geschäftlicher Natur. Den Grund wirst du dann erfahren.

  • "Vor Winterbeginn? Gut, ich freue mich drauf." Naja. Eigentlich hoffte er, dass sich das ganze noch hinauszögern würde. Er hatte keine Lust, eine Statue im Winter einzuweihen. Aber das würde sich dann ja zeigen.
    "Ja, komm mich ruhig jederzeit wieder besuchen. Es war mir eine Freude." Aculeo wollte sich wohl so langsam auf den Heimweg machen. War ihm ja auch nicht zu verübeln. Niemand wollte länger als nötig in einem Officium der Stadtverwaltung herumhängen.
    "Ich bin gespannt, was für neue Überraschungen du dann für mich bereit hälst, Germanicus."

  • War das ein Lächeln? Ein Zucken vielmehr, ja. Offenbar war die Decima doch nicht so emotionslos wie Sermo sich eingebildet hatte. "Allerdings habe ich das," beantwortete er daraufhin ihre Frage. Er erinnerte sich nur zu gut an diese Verhandlung. Das war kurz nach seiner Eskapade in der Subura gewesen, als er den Verliesen der Cohortes Urbanae einen Besuch hatte abstatten dürfen...müssen. "Ich war damals noch Liktor meines Patrons, des ehrenwerten Senators Purgitius Macer, der zu dem Zeitpunkt amtierender Praetor war. Der Octavius führte damals in Familiensache die Anklage gegen einen Mann, der angeblich seinen Verwandten ermordet haben sollte." Sermo strich sich mit Daumen und Zeigefinger über den Kinnbart, für einen Moment die Erinnerung hervorkramend. "Wirklich gut hat er sich nicht angestellt wie ich finde. Der Täter wurde zwar letzten Endes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Das aber nur, weil er selbst ein Geständnis im Carcer abgelegt hatte. Ich glaube nicht, dass die Anklage und Beweisführung des Octavius allein das bewirkt hätte." Er schüttelte überzeugt den Kopf. "Nein, eigentlich gab es gar keine Beweisführung, glaube ich. Als einziger Zeuge wurde ein Decimus gerufen, der in dem Fall ermittelte. Decimus...Serapio hieß er." Ob die Auctrix den Mann wohl kannte? Rom war zwar ein Dorf und die Welt klein, aber die Gens Decima war immerhin auch mit zahlreichen Mitgliedern gesegnet, die reichsweit verstreut lebten. Immerhin lag der Ursprung der Gens sogar in Hispania, wo vermutlich ein großer Teil der Verwandtschaft noch an den Wurzeln haftete und dortigen Landbesitz pflegte und mehrte, wie es sich für traditionsbewusste Römer gehörte.


    "Der Skandal, wahrhaftig. Diese desaströsen Geschehnisse sind allerdings eine ausführliche Berichterstattung wert." Er nickte beipflichtend. Zu diesem Zeitpunkt hatte er ja noch keine Ahnung, was dort wirklich passiert war. Und selbst wenn, er hätte es wohl auch nicht sofort verraten. Nicht, ohne etwas dabei für sich herauszuschlagen. "Wie weit sind denn die Ermittlungen in diesem Fall vorangeschritten? So etwas Ungeheuerliches muss doch zügig aufgeklärt werden!" Er sprach dem Ton inbrünstiger Überzeugung. Natürlich, die Götter mussten geehrt werden und die Erinnerung an die Ahnen gepflegt. Aber Übermaß war niemals gut, auch nicht in der Verehrung der höchsten Weltenwesen.


    "Selbstredend lässt meine Zeit das zu," erklärte er der Decima daraufhin mit einem breiten Lächeln. Er sparte sich diesmal ein allzu direktes Kompliment und blieb lieber sachlich, denn das schien der Dame wohl eher zu liegen. "Eine Stadtführung, die alle Sehenswürdigkeiten und jedwedes Wissenswerte in und über Ostia einschließt. Ich möchte doch vermeiden, dass du diese Stadt verlässt, ohne sie wirklich gesehen zu haben." Er machte Anstalten sich zu erheben, während er einen kurzen Blick zum Fenster hinauswarf. "Wir können sofort los, wenn es dir recht ist. Das Wetter ist beinahe fantastisch. Außerdem wartet noch ein Kontrollbesuch im Hafen auf mich, das trifft sich ohnehin sehr gut." Der Himmel war nur wenig bewölkt, während eine allzeit zugegener Meeresbrise die salzige Luft landeinwärts trieb. Sermo mochte diesen Ort mittlerweile sehr gern. Einzig das ewige Plärren der Möwen nervte bisweilen nicht unwesentlich, wenn diese sich sogar in der Stadtmitte auf den Dreck in der Gosse stürzten.

  • Der Duumvir ging voran, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich, während er seinem Gast ebenfalls einen Platz anbot. "Verdünnten Wein?" fragte er, während er sich selbst bereits ein Glas füllte. Als sein Gast dann auch bedient war, lehnte er sich zurück und führte das unterbrochene Gespräch fort. "Du bist also auf der Suche nach Anstellung? Was für Erfahrung und Qualifikationen bringst du denn mit dir? Und suchst du eher eine private Anstellung oder interessiert dich eher der Verwaltungsdienst?"

  • "Vielen Dank", antwortete Aristonicus, während er sich setzte und das Glas in die Hand nahm. Er nickte, als der Duumvir das Wort an ihn richtete. "Ja, ich möchte mir hier in Italia ein neues Leben aufbauen. Da meine Ersparnisse nicht gerade.... ähh..... sehr umfangreich sind, bin ich auf eine Arbeit angewiesen. Ich habe dabei eigentlich keine speziellen Präferenzen. Sowohl eine private, als auch die Verwaltung hören sich reizvoll an." Er überschlug die Beine und lehnte sich zurück. "Je nachdem, was mehr Arbeit bedeutet. Müßiggang ist mir zuwider, musst Du wissen. In Tessalonica war ich vor vielen, vielen Jahren als Händler tätig. Relativ erfolgreich, wenn ich das in aller Bescheidenheit zufügen darf. Damals erweiterte ich mein Geschäft sogar bis Rom."
    Aristonicus Gesicht verzerrte sich für einen Moment schmerzvoll, als er an die damalige Zeit dachte. "Ich erlebte dann einige.... nun..... private Rückschläge. Verzeih mir bitte, wenn ich darauf jetzt nicht näher darauf eingehen möchte - aber die Erinnerung daran schmerzt mich immer noch sehr." Er lächelte seinen Gesprächspartner entschuldigend an. "Ich verkaufte dann also mein Geschäft Hals über Kopf und ging zurück in meine Heimat, wo ich mich einige Jahre lang der Philosophie und der allgemeinen Wissenserweiterung widmete. Ich arbeitete dann als Lehrer und sicherte mir so ein bescheidenes Einkommen. Durch meine damalige Tätigkeit als Händler bin ich natürlich des Schreibens und Lesens mächtig. Außerdem kann ich Griechisch und Latein fließend sprechen und schreiben. Außerdem maße ich mir ein ordentliches Organisationstalent an."

  • Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo
    War das ein Lächeln? Ein Zucken vielmehr, ja. Offenbar war die Decima doch nicht so emotionslos wie Sermo sich eingebildet hatte. "Allerdings habe ich das," beantwortete er daraufhin ihre Frage. Er erinnerte sich nur zu gut an diese Verhandlung. Das war kurz nach seiner Eskapade in der Subura gewesen, als er den Verliesen der Cohortes Urbanae einen Besuch hatte abstatten dürfen...müssen. "Ich war damals noch Liktor meines Patrons, des ehrenwerten Senators Purgitius Macer, der zu dem Zeitpunkt amtierender Praetor war. Der Octavius führte damals in Familiensache die Anklage gegen einen Mann, der angeblich seinen Verwandten ermordet haben sollte." Sermo strich sich mit Daumen und Zeigefinger über den Kinnbart, für einen Moment die Erinnerung hervorkramend. "Wirklich gut hat er sich nicht angestellt wie ich finde. Der Täter wurde zwar letzten Endes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Das aber nur, weil er selbst ein Geständnis im Carcer abgelegt hatte. Ich glaube nicht, dass die Anklage und Beweisführung des Octavius allein das bewirkt hätte." Er schüttelte überzeugt den Kopf. "Nein, eigentlich gab es gar keine Beweisführung, glaube ich. Als einziger Zeuge wurde ein Decimus gerufen, der in dem Fall ermittelte. Decimus...Serapio hieß er." Ob die Auctrix den Mann wohl kannte? Rom war zwar ein Dorf und die Welt klein, aber die Gens Decima war immerhin auch mit zahlreichen Mitgliedern gesegnet, die reichsweit verstreut lebten. Immerhin lag der Ursprung der Gens sogar in Hispania, wo vermutlich ein großer Teil der Verwandtschaft noch an den Wurzeln haftete und dortigen Landbesitz pflegte und mehrte, wie es sich für traditionsbewusste Römer gehörte.


    "Der Skandal, wahrhaftig. Diese desaströsen Geschehnisse sind allerdings eine ausführliche Berichterstattung wert." Er nickte beipflichtend. Zu diesem Zeitpunkt hatte er ja noch keine Ahnung, was dort wirklich passiert war. Und selbst wenn, er hätte es wohl auch nicht sofort verraten. Nicht, ohne etwas dabei für sich herauszuschlagen. "Wie weit sind denn die Ermittlungen in diesem Fall vorangeschritten? So etwas Ungeheuerliches muss doch zügig aufgeklärt werden!" Er sprach dem Ton inbrünstiger Überzeugung. Natürlich, die Götter mussten geehrt werden und die Erinnerung an die Ahnen gepflegt. Aber Übermaß war niemals gut, auch nicht in der Verehrung der höchsten Weltenwesen.


    "Selbstredend lässt meine Zeit das zu," erklärte er der Decima daraufhin mit einem breiten Lächeln. Er sparte sich diesmal ein allzu direktes Kompliment und blieb lieber sachlich, denn das schien der Dame wohl eher zu liegen. "Eine Stadtführung, die alle Sehenswürdigkeiten und jedwedes Wissenswerte in und über Ostia einschließt. Ich möchte doch vermeiden, dass du diese Stadt verlässt, ohne sie wirklich gesehen zu haben." Er machte Anstalten sich zu erheben, während er einen kurzen Blick zum Fenster hinauswarf. "Wir können sofort los, wenn es dir recht ist. Das Wetter ist beinahe fantastisch. Außerdem wartet noch ein Kontrollbesuch im Hafen auf mich, das trifft sich ohnehin sehr gut." Der Himmel war nur wenig bewölkt, während eine allzeit zugegener Meeresbrise die salzige Luft landeinwärts trieb. Sermo mochte diesen Ort mittlerweile sehr gern. Einzig das ewige Plärren der Möwen nervte bisweilen nicht unwesentlich, wenn diese sich sogar in der Stadtmitte auf den Dreck in der Gosse stürzten.


    Aufmerksam hörte Seiana zu, als der Duumvir von dem Prozess berichtete, den er verfolgt hatte. Was er über den Octavier und dessen Leistung berichtete, ließ Raum für Hoffnung, auch wenn es sich hier um eine subjektive Einschätzung handelte. Immerhin aber war auch ihre eigene Meinung vom Auftreten des Octaviers nicht die beste... und der Punkt mit der Beweisführung kam ihr sehr bekannt vor. Auch in dem jetzt laufenden Verfahren hatte der Octavier nicht sonderlich viel vorgebracht, außer diesem einen Dokument, das er vorgelegt hatte. Dann jedoch warf der Quintilier einen Namen in die Unterhaltung, der sie aufsehen ließ. „Serapio? Sieh an“, machte sie. Sie musste ihrem Bruder ohnehin mal wieder schreiben, obwohl sie wusste, dass er mit der Legion irgendwo im Süden Ägyptens unterwegs war und ein Brief sehr lange brauchen würde, bis er ankam, wenn er den überhaupt seinen Weg zu ihm finden würde... Es wäre sicherlich besser, jemanden persönlich hinzuschicken, überlegte sie, und während eine Idee begann, Gestalt in ihrem Kopf anzunehmen, machte sie sich zugleich eine weitere, kleine Notiz – falls Faustus ebenfalls bereits mit dem Octavier zu tun gehabt hatte, dann mochte es interessant sein, was er über ihn wusste. Vielleicht hatte er sogar eine Idee, woher diese Klage kam.


    „Es bleibt abzuwarten, ob die Wahrheit wirklich irgendwann ans Tageslicht kommt“, meinte sie dann zu dem Skandal, nach außen wie stets, innerlich ein wenig vorsichtig. Dieses Eisen war eindeutig zu heiß, um leichtfertig damit umzugehen. „Natürlich muss die Sache zügig aufgeklärt werden, da stimme ich dir zu. Es gestaltet sich aber schwierig, bei all den Geschehnissen und Gerüchten zum Kern zu kommen.“ Seiana musterte den Quintilius. „Und zugleich muss natürlich ein Weg gefunden werden, die Götter wieder zu besänftigen, was es nicht gerade einfacher macht.“ Sie nippte an ihrem Becher und setzte dann wieder ihr Lächeln auf, als es um die Stadtführung ging. „Eine Stadtführung durch Ostia also.“ Seiana erhob sich, als der Mann vorschlug, sofort aufzubrechen. „Ich hatte ohnehin vor, heute ein wenig hier zu bleiben, aber ich werde die Stadt sicherlich mit anderen Augen kennen lernen, wenn ein Duumvir sie mir zeigt.“

  • Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo
    "Vor Winterbeginn? Gut, ich freue mich drauf." Naja. Eigentlich hoffte er, dass sich das ganze noch hinauszögern würde. Er hatte keine Lust, eine Statue im Winter einzuweihen. Aber das würde sich dann ja zeigen.
    "Ja, komm mich ruhig jederzeit wieder besuchen. Es war mir eine Freude." Aculeo wollte sich wohl so langsam auf den Heimweg machen. War ihm ja auch nicht zu verübeln. Niemand wollte länger als nötig in einem Officium der Stadtverwaltung herumhängen.
    "Ich bin gespannt, was für neue Überraschungen du dann für mich bereit hälst, Germanicus."


    Ich glaube dir nicht ganz, Sermo ein Grinsen huschte über das Gesicht des jungen Germanicers. Ich hoffe auch dass es schneller vorangeht als nun geplant ist denn...und hier die Überraschung...kann es sein dass man sich das letzte Mal heute sieht. Bis auf die Einweihung. Wer weiß wo einem die Wege des Schicksals oder die göttlichen Launen hinführen.


    Somit verabschiede ich mich nun. Und man sieht sich wenn die Statue an Ort und Stelle steht. Paullus erhob sich Ich bedanke mich auf jedenfall für deine Gastfreundschaft und dein Verständnis einem jungen unerfahrenen Kerls wie mir gegenüber.

  • Zitat

    Original von Aristonicus Soranus
    "Vielen Dank", antwortete Aristonicus, während er sich setzte und das Glas in die Hand nahm. Er nickte, als der Duumvir das Wort an ihn richtete. "Ja, ich möchte mir hier in Italia ein neues Leben aufbauen. Da meine Ersparnisse nicht gerade.... ähh..... sehr umfangreich sind, bin ich auf eine Arbeit angewiesen. Ich habe dabei eigentlich keine speziellen Präferenzen. Sowohl eine private, als auch die Verwaltung hören sich reizvoll an." Er überschlug die Beine und lehnte sich zurück. "Je nachdem, was mehr Arbeit bedeutet. Müßiggang ist mir zuwider, musst Du wissen. In Tessalonica war ich vor vielen, vielen Jahren als Händler tätig. Relativ erfolgreich, wenn ich das in aller Bescheidenheit zufügen darf. Damals erweiterte ich mein Geschäft sogar bis Rom."
    Aristonicus Gesicht verzerrte sich für einen Moment schmerzvoll, als er an die damalige Zeit dachte. "Ich erlebte dann einige.... nun..... private Rückschläge. Verzeih mir bitte, wenn ich darauf jetzt nicht näher darauf eingehen möchte - aber die Erinnerung daran schmerzt mich immer noch sehr." Er lächelte seinen Gesprächspartner entschuldigend an. "Ich verkaufte dann also mein Geschäft Hals über Kopf und ging zurück in meine Heimat, wo ich mich einige Jahre lang der Philosophie und der allgemeinen Wissenserweiterung widmete. Ich arbeitete dann als Lehrer und sicherte mir so ein bescheidenes Einkommen. Durch meine damalige Tätigkeit als Händler bin ich natürlich des Schreibens und Lesens mächtig. Außerdem kann ich Griechisch und Latein fließend sprechen und schreiben. Außerdem maße ich mir ein ordentliches Organisationstalent an."


    Sim-Off:

    Oh mann, entschuldige bitte, dass du so lange warten musstest. Mein Internetanschluß hat derzeit eine Störung und ich hatte keine Möglichkeit zu antworten...


    Das klang ja wahrlich herzzerreißend, was der Alte ihm da auftischte. Ein neues Leben aufbauen, private Rückschläge, wundervoll. Sermo war es egal, ob sein Gegenüber die Wahrheit sagte oder nicht, hauptsache er war ein brauchbarer Angestellter. Und den Eindruck machte er durchaus. Zumindest, wenn es der Wahrheit entsprach was er über seinen bisherigen beruflichen Weg berichtete. Ohne auf die privaten Aspekte der Erzählungen des Aristonicus einzugehen, stellte er seine Sicht der Dinge dar. "Klingt, als wäre ein Posten in der Stadtverwaltung genau das richtige für dich." Er lächelte schmal, während er fortfuhr. "Organisationstalent, sprachliche Fertigkeiten und die Kunst zu Schreiben sind immer gern gesehen. Was hälst du von einer Anstellung als Scriba Ostiensis?"

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Aufmerksam hörte Seiana zu, als der Duumvir von dem Prozess berichtete, den er verfolgt hatte. Was er über den Octavier und dessen Leistung berichtete, ließ Raum für Hoffnung, auch wenn es sich hier um eine subjektive Einschätzung handelte. Immerhin aber war auch ihre eigene Meinung vom Auftreten des Octaviers nicht die beste... und der Punkt mit der Beweisführung kam ihr sehr bekannt vor. Auch in dem jetzt laufenden Verfahren hatte der Octavier nicht sonderlich viel vorgebracht, außer diesem einen Dokument, das er vorgelegt hatte. Dann jedoch warf der Quintilier einen Namen in die Unterhaltung, der sie aufsehen ließ. „Serapio? Sieh an“, machte sie. Sie musste ihrem Bruder ohnehin mal wieder schreiben, obwohl sie wusste, dass er mit der Legion irgendwo im Süden Ägyptens unterwegs war und ein Brief sehr lange brauchen würde, bis er ankam, wenn er den überhaupt seinen Weg zu ihm finden würde... Es wäre sicherlich besser, jemanden persönlich hinzuschicken, überlegte sie, und während eine Idee begann, Gestalt in ihrem Kopf anzunehmen, machte sie sich zugleich eine weitere, kleine Notiz – falls Faustus ebenfalls bereits mit dem Octavier zu tun gehabt hatte, dann mochte es interessant sein, was er über ihn wusste. Vielleicht hatte er sogar eine Idee, woher diese Klage kam.


    „Es bleibt abzuwarten, ob die Wahrheit wirklich irgendwann ans Tageslicht kommt“, meinte sie dann zu dem Skandal, nach außen wie stets, innerlich ein wenig vorsichtig. Dieses Eisen war eindeutig zu heiß, um leichtfertig damit umzugehen. „Natürlich muss die Sache zügig aufgeklärt werden, da stimme ich dir zu. Es gestaltet sich aber schwierig, bei all den Geschehnissen und Gerüchten zum Kern zu kommen.“ Seiana musterte den Quintilius. „Und zugleich muss natürlich ein Weg gefunden werden, die Götter wieder zu besänftigen, was es nicht gerade einfacher macht.“ Sie nippte an ihrem Becher und setzte dann wieder ihr Lächeln auf, als es um die Stadtführung ging. „Eine Stadtführung durch Ostia also.“ Seiana erhob sich, als der Mann vorschlug, sofort aufzubrechen. „Ich hatte ohnehin vor, heute ein wenig hier zu bleiben, aber ich werde die Stadt sicherlich mit anderen Augen kennen lernen, wenn ein Duumvir sie mir zeigt.“


    "Allerdings, Serapio. Ihr kennt euch also? Inwiefern?" Offensichtlich war ihr der Name durchaus nicht unbekannt, denn seine Nennung brachte Sermo plötzlich eine übergroße Portion Aufmerksamkeit von der Decima ein.


    Der Frevel zu den Nemoralien weckte allerdings ebenso viel Interesse, auch wenn die Auctrix sich wie zuvor bedeckt hielt. Es gefiel Sermo wie die Frau ihre Regungen zu verstecken wusste und ihn im Unklaren über ihre wirkliche Meinung ließ. Der Quintilius ließ das Thema dann aber letztendlich weiters unkommentiert. Spannend war die ganze Geschichte, doch wollte er sehen, ob er aus der Decima noch etwas mehr herauskitzeln konnte, als lediglich allgemeine Aussagen. Denn was war es anderes, das sie bisher von sich gegeben hatte? Nein, er würde später vielleicht noch einmal darauf zurückkommen.
    "Freut mich, dass dir die Idee zusagt." Gemächlich erhob er sich. "Darf ich bitten?" Er trat an ihren Stuhl heran und würde ihr ganz gentlemanlike beim Aufstehen helfen. War doch selbstverständlich.

  • „Er ist mein Bruder“, antwortete Seiana, diesmal wieder mit diesem zwar höflichen, aber letztlich nichtssagenden Lächeln. „Im weiteren Sinn hat er auch mit dieser Verhandlung zu tun. Die zweite Anklage, die der Octavier erhoben hat, basiert auf der Adoption meines Bruders durch unseren Onkel“, schob sie dann noch hinterher. Damit erzählte sie dem Quintilius nichts, was er nicht selbst herausfinden könnte – aber zumindest jetzt schien dieser Fakt dem Mann noch unbekannt zu sein, und vielleicht brachte ihn das ja dazu, ebenfalls wieder etwas mehr zu erzählen. Um ein Gespräch am Laufen zu halten, musste man auch selbst etwas sagen, das wusste Seiana, auch wenn sie nicht unbedingt der Typ war, der sich gern über höfliche Belanglosigkeiten austauschte. Sie konnte durchaus, wenn sie wollte, sie hatte es gelernt, aber das hieß weder, dass sie in dieser speziellen Form von Sprachkunst brillierte, noch dass es ihr gefiel. Das hier taugte ihr schon mehr, erzählte sie nun zwar im Grunde etwas Belangloses – belanglos insofern, als dass sie dem Duumvir nichts verriet, was er nicht auch so hätte wissen können –, aber dennoch ging es um etwas, das Substanz hatte. Nicht das Wetter. Oder den aktuellen Klatsch. Oder die neuesten Erscheinungen bei irgendwelchen gerade angesagten Modehändlern, von denen sie keine Ahnung hatte.


    Als der Quintilier sich dann allerdings in der gerade besprochenen Absicht, ihr die Stadt zu zeigen, erhob und zu ihr kam, brachte er sie zum ersten Mal ein wenig aus dem Konzept. Sie wollte gerade selbst aufstehen, da war er schon bei ihr und bot ihr seine Hand an. Und diese Form der Höflichkeit, der männlichen Aufmerksamkeit ihr gegenüber, war etwas, womit Seiana immer schon schwer hatte umgehen können. Lange Jahre war sie es überhaupt nicht gewohnt gewesen, weitere Jahre hatte sie jedwede Aufmerksamkeit dieser Art, die ihr hätte zuteil werden können, unbewusst so total abgeblockt, dass sie sie im Grunde komplett verhindert hatte, und dann war da Caius gewesen, der auch nicht gerade ein Spezialist in solchen Dingen gewesen war. Eher im Gegenteil, gerade deshalb hatte sie sich ja so wohl gefühlt bei ihm – weil er sie selten in Verlegenheit gebracht hatte mit derartigen Avancen. Seiana stockte also. Zögerte einen Augenblick lang, während dem sie den Quintilius einfach nur ansah. Ihre Miene blieb ruhig, nur ihre Augen verrieten den Grund für eben jenes Zögern – Überraschung, und eine Spur Verlegenheit. Im nächsten Moment hatte sie sich schon wieder gefangen. „Selbstverständlich“, erwiderte sie und rettete sich in ein angedeutetes Lächeln, bevor sie seine dargebotene Hand annahm, um sich dann zu erheben und mit ihm zur Tür zu gehen. „Was zeigst du mir zuerst? Oder soll das eine Überraschung werden?“

  • Ihr Bruder? Das war ja im höchsten Maße Interessant! Er erwiderte das Lächeln, während er ein aufrichtig überraschtes "Oh" ausstieß. Die nächste Aussage verwunderte ihn nicht minder. "Dein Onkel hat ihn adoptiert? Geht das überhaupt?" Er runzelte fragend die Stirn, verwarf die Überlegung dann jedoch schnell wieder. Damit wollte er sich nun wirklich nicht befassen. Mit einer wegwerfenden Handbewegung kippte er das Thema also.


    Amüsant hingegen war dann aber vielmehr die Überraschung, die er der Decima durch sein Handeln abrang. Er konnte sie aus Seianas Blick heraus lesen, denn der Blick eines Menschen konnte viel über ihn verraten. Wenn man es denn zuließ. Seiana ließ es nur kurz zu, dass Sermo ihre Verwirrung wahrnehmen konnte. Er setzte einfach ein charmantes Lächeln auf und überging ihr Stocken galant. "Keine Überraschung, zumindest jetzt noch nicht," beantwortete er ihre Frage, während sie den Raum verließen und durch die Gänge der Curia schlenderten. "Die erste Station unseres kleinen Rundgangs wird die Basilica sein. Klingt logisch, ist auch so, denn die ist direkt gegenüber der Curia." Er musste unwillkürlich grinsen. Wenige Augenblicke später traten sie bereits hinaus auf die Straße.

  • Es regnete in Strömen. Und das schon seit Tagen. Sermos Laune war total im Keller. Man hatte ihm erklärt, dass es im November hier mindestens ein, wenn nicht zwei total verregnete Wochen gäbe, aber so schlimm hatte er es nicht erwartet. Der Tiber war bereits ordentlich angeschwollen, die Straßen waren zu Flüssen mutiert. Aus der Kloake blubberte es gefährlich, sie drohte vor lauter Herbstlaub und Straßendreck zu verstopfen. Verflucht auch, wieso konnten diese nervtötenden Wolken nicht nach Rom weiterziehen? Ein schüchterner Laufbursche der Curia betrat Sermos Officium, den alltäglichen Stapel an Schriftverkehr im Gepäck. Hintendrein marschierte der Vorsteher seiner Stadtschreiber, Plennius Laterensis. Er war ein hagerer Mann mit Halbglatze und strengem Gesicht, der selbst bei Sermos gelegentlichen Wutausbrüchen stets die Ruhe bewahrte. Sermo schätzte den Plennius gerade deshalb sehr hoch und verzieh ihm auch regelmäßig seine gewisse Starrköpfigkeit.
    "Morgen, Quintilius." "Morgen, Plennius." Der Wortwechsel war wie immer knapp gehalten. Bloß keine Luft verschwenden. "Wir haben hier einige Bitten, die der Magistratus Velanius zusammengetragen hat." Sermo konnte sich schon denken worum es ging. "Es handelt sich um die Leute, deren Insulae an der Tibermündung stehen. Sie fordern bessere Maßnahmen zur Eindämmung des Flusses." Der Duumvir stieß ein genervtes Seufzen aus. "Ja was wollen diese Tölpel denn noch? Reicht es nicht, dass ich die halbe Feuerwehr abgestellt habe, um Dämme anzulegen? Was soll ich denn noch unternehmen?" Im Westen der Stadt, zwischen der Meeresküste und der Porta Marina im Südwesten gab es eine große Ansammlung hoher Mietshäuser, die nicht selten von weniger wohlhabenden Bürgerfamilien und Peregrinen bewohnt waren. Sie waren extra hoch angelegt worden, um einen Windschutz für den Rest der Stadt zu bieten. Durch die Wassermassen, die jetzt allerdings in den Tiber strömten, wurden die Bewohner im Nordwesten der Stadt ernsthaft bedroht. Es stimmte, dass die Feuerwehr bereits Dämme anlegte und die Flussufer mit allerlei Hilfsmitteln zu begrenzen versuchte. Doch das Wasser stieg seit zwei Tagen so unermesslich schnell, dass an vielen Stellen der Damm bereits aufgeweicht und beinahe unbrauchbar geworden war. Es war zum Haare raufen!
    "Bona dea, ich habe keine Ahnung! Die Aeditui opfern ja nun schon seit Tagen und flehen die Götter an, als gäbe es kein Morgen. Plennius, sag mir was ich tun soll!" Mittlerweile war Sermo aufgestanden und stromerte wie ein nervöser Löwe im Käfig durchs Officium. Plennius zeigte sich relativ unbeeindruckt. "Ich schlage vor, nicht viel mehr zu unternehmen. Eine symbolische Erhöhung des Helferetats, eine weitere Abteilung der Vigiles zu den Arbeiten abstellen...dann heißt es abwarten. Sollte es wirklich zu schwerwiegenden Zerstörungen kommen und viele Obdachlose zurücklassen, werden die Menschen gewiss von deiner Mildtätigkeit beeindruckt sein." Sermo hielt inne und sah seinen Schreibermeister eindringlich an. Ja, sein Vorschlag hatte etwas für sich. "In Ordnung. Ordne eine Erhöhung des Etats in Höhe von dreihundert Sesterzen pro Tag an - wir wollen hoffen, dass das Dreckswetter nicht mehr lange Anhält - und schick dem Tribunus Vigilum eine Forderung nach einer weiteren Truppe. Fünfzig Mann oder so, was weiß ich." Dann kam ihm ein weiterer Einfall. "Und bereite dich auf einen Ausflug ins Notfallgebiet vor. Ich denke es kann nicht schaden, sich mal unter das Volk zu mischen und Flagge zu zeigen...auch wenn's nur Handwerker und Tagelöhner sind..." Denn immerhin galten auch ihre Stimmen, wenn sie römische Bürger waren. So bestimmte es das Stadtgesetz, das er ja selbst erlassen hatte. Also, jetzt galt es. Plennius nickte verdrossen und machte sich an die Arbeit.

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