• Apollonius mustert Romanus streng. Seine rechte Augenbraue wandert kurz hoch.


    "Mein Name ist Apollonius von Samothrake. Ich werde Euch Beide ab heute in der nächsten Zeit unterrichten!" fügt er an.


    "Gut, Romanus, dann schilder mir doch kurz, in welchen Disziplinen Du schon unterrichtet wurdest. Wie sieht es mit Lesen und Schreiben aus? Wie mit Deinen Griechischkentnissen, Deinem Literaturwissen und Deinen Rethorikkünsten? Und wie steht es in der Mathematik?"


    Er krazt sich am Bart. "Ach, wie alt bist Du?"

  • Der Junge konnte nur schwer ein Seufzen unterdrücken und fühlte sich von Apollonius momentan etwas überfordert. So entschied er sich, die letzte und einfachste Frage vorweg zu nehmen.


    "Ich bin 13, fast 14", sagte Romanus und versuchte die Schläfrigkeit, die ihn erbarmungslos erneut einfangen wollte, zu vertreiben. Mühsam riss er die Augen auf und wühlte in seinem Gedächtnis nach den Antworten, die der Grieche von ihm erwartete.


    "Lesen und Schreiben in Latein und Griechisch habe ich gelernt", fuhr er schließlich fort, ohne zu erwähnen, wie gut oder schlecht seine Kenntnisse darin waren, dass würde sein neuer Lehrer noch früh genug erfahren.
    "Gelesen haben wir viel, wie Maximian bereits erwähnte. Der Trojanische Krieg bis zum zehnten Buch, wenn ich mich nicht irre, aus der Aeneis und die Ilias vollständig. Auch die Odyssee, die Politeia von Platon und einiges von Cicero. Allein Ovids Werke wurden mir bisher verwehrt."


    Romanus warf einen kurzen Blick zu seinem Cousin, bevor er fortfuhr. "Doch habe ich mir hierbei selbst geholfen, die Hausbibliothek meines Onkels ist glücklicherweise gut bestückt, so dass ich die Ars Amatoria zumindest ansatzweise studieren konnte." Er machte eine kurze Pause, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger am Kinn, als müsse er scharf überlegen und sprach dann weiter.


    "Was meine rethorischen Fähigkeiten angeht, bin ich sicherlich noch lange kein orator perfectus, doch habe ich durch das noch andauernde Studium Ciceros de optimo genere oratorum schon einen kleinen Einblick in die Redekunst erhalten können. Das gleiche gilt für die Mathematik..."


    Er verstummte, sah Apollonius an und hoffte, dass er sich damit zufriedengeben würde.

  • Apollonius hört dem Jungen zu und nickt leicht bei seiner Aufzählung. Langsam wandert seine Augenbraue hoch.


    "Soso!" meint er im Anschluss. "Du hast also Ovid aus freien Stücken gelesen? Und bist auch in den anderen Künsten schon bewandert?" Man sieht Apollonius an, dass er Romanus kein Wort glaubt, wenigstens etwas skeptisch, ob der hochtrabenden Worte von Romanus ist.


    "Also gut, meine Herren, dann werde ich mal Euer Wissen testen." Er sieht zu Maximian. "Ich fange erst mal mit Dir an." Dann sieht er zu Romanus. "Wie es mir scheint, bist Du wohl noch nicht ganz in der Welt der Wachen. Geh in den Garten und lauf dort einige Runden, dann komm wieder."


    Er wendet sich Maximian zu. Er fällt ins Griechische bei den nächsten Worten.


    "Gut, fangen wir mit Homer an. Was kannst Du mir zu der Ilias erzählen? Kannst Du mir vielleicht auch etwas daraus zitieren? Was sind für Dich die herausragenden Stellen gewesen? Welche metaphorische Bedeutungen haben sie? Auf Griechisch bitte!"


    Er deutet Maximian sich zu setzen, und fängt an ihm mit Fragen über die Literatur, die er gelesen hat, über Ovid und Cicero auszufragen und dann auch Fragen zur Mathematik zu stellen.


    Schließlich läßt er ihn einige lateinische Sätze auf Griechisch übersetzen, was er auch in schriftlicher Form auf einer Tafel von ihm haben will.

  • Romanus nickte etwas erleichtert, dass er zumindest für den Augenblick etwas Schonzeit bekommen hat, warf Maximian einen aufmunternden Blick zu und trollte sich nach draußen. Warum musste Onkel Meridius ihm so etwas antun, die Studien bei Gallus waren wesentlich angenehmer gewesen. Der Junge betete im Stillen zu den Göttern, dass sie irgendein Wunder schicken würden, welches bewirkte, dass dieser Apollonius plötzlich krank würden und nicht mehr unterrichten könne. Und er würde sich nie mehr vor den Hausarbeiten von Gallus drücken, so schwor Romanus feierlich.

  • Zitat

    Original von Apollonius von Samothrake

    Sim-Off:

    Och...reicht wenn Du es wenig anschreibst, aber eine Iliasinterpretation ist nicht notwendig. Sonst sollten wir die Rollen tauschen -.^ :D Teil mir einfach mit, wie der Wissenstand von deinem Charakter auch wirklich ist :)


    Sim-Off:

    Naja, die Ilias muss ein gebildeter, junger Mann damals wohl zumindest durchgenommen haben. ^^ Hab mir jetzt allerdings doch nicht so viel Arbeit damit gemacht. :D


    Maximian sah den Lehrer zuerst stutzig an und ehe er mitbekam, dass er einfach so in Griechisch gefallen war, hatte der alte Mann schon die ersten beiden Sätze vollendet. Nur mühsam konnte der junge Decima sie rekonstruieren, nachdem er sehr genau hingehört hatte, was Apollonius noch wissen wollte. Und das war viel! Maximian stutzte immer noch nicht schlecht und machte sich jedoch gleich ans Antworten, nachdem er sich gesetzt hatte. Da fiel ihm ein, dass er Griechisch sprechen sollte. Auf Ideen kam der alte Mann... Aber gut, er hatte es ja schließlich gelernt - irgendwann einmal (es kam ihm plötzlich so ewig her vor). Zuerst stockend, aber zusehends sicherer sprach er also:


    "Homers Ilias erzählt von Priamos, dem König Troias, Agamemnon, den König Achaias und Achilleus, der mit seinem Zorn viele Aichaier in den Tode stürzt.
    Der zehn Jahre lang andauernde Krieg um Troia, zwischen den Menschen wie den Göttern, ist dabei Thema. Sie ist aufgeteilt in 24 Gesänge und wann sie entstanden ist... das ist mir entfallen. Hmmmmm, die Erzählung beginnt damit, dass der große Achill und der Heerführer Agamemnon sich vor den Toren Troias in einem Streit um Briseis, Achills Beute aus dem eroberten Lyrnessos und Lieblingssklavin, entzweien, nachdem Agamemnon wegen eines Orakels die aus Trioa entführte Chryseis zurückgeben musste. Hector, der Anführer der troianischen Streitmacht, nahm diese Gelegenheit wahr und setzten den Achaiern schwer zu, doch als Patroklos, Achilleus Freund, an seiner Statt, mit dessen Erlaubnis wohlgemerkt, in den Kampf zieht und durch Hector gefällt wird, entbrennt der Zorn des Achill. Er besteht darauf, einen Zweikampf mit Hector auszufechten und kann Patroklos' Tode rechen, denn Hector unterliegt ihm und wird an Achills Streitwagen durch die Hochebene geschleift. War Hector der Hoffnungsträger für Troia, so sollte damit der Untergang der Stadt beschlossen sein. Doch darüber berichtet die Ilias nicht. Lediglich, wie Achills Zorn sein Ende nimmt, als König Priamos ihn anfleht, den geschändeten Leichnam seines Thronerben Hector herauszugeben, wird abschließend berichtet."


    Der junge Mann verstummte. Die Inhaltsangabe konnte er wenigstens noch halbwegs, aber der Rest.... Mühsam grub er in seinem Gedächtnis, doch ihm kam nur eine einzige Stelle wieder in den Sinn, die er noch zitieren konnte. Hin und wieder musste er jedoch ein Wort auf Latein ersetzen, wenn es ihm im Griechischen nicht mehr geläufig war.


    "Ich fürchte, ich kann nicht mit vielen Zitaten dienen. Nur eine Stelle, im 22. Gesang ist mir in Erinnerung geblieben, weil es die spannendste und zugleich entscheidene Szene der ganzen Erzählung ist, weil mit ihr der Ausgang des Kampfes um Troia für die Menschen besiegelt ist und der Kampf zwischen den Göttern entschieden, denn Apollon, der Schutzgott der Troianer, verlässt Hector und Zeus erwägt dessen Tod.


    ~
    Also stürmete Hektor, das hauende Schwert in der Rechten.
    Gegen ihn drang der Peleid', und Wut erfüllte das Herz ihm
    Ungestüm: er streckte der Brust den gerundeten Schild vor,
    Schön und prangend an Kunst; und der Helm, viergipflig und strahlend,
    Nickt' auf dem Haupt; und die stattliche Mähn' aus gesponnenem Golde
    Flatterte, welche der Gott auf dem Kegel ihm häufig geordnet.
    Hell wie der Stern vorstrahlet in dämmernder Stunde des Melkens,
    Hesperos, der am schönsten erscheint vor den Sternen des Himmels:
    So von der Schärfe des Speers auch strahlet' es, welchen Achilleus
    Schwenkt' in der rechten Hand, wutvoll dem göttlichen Hektor,
    Spähend den schönen Leib, wo die Wund' am leichtesten hafte.
    Rings zwar sonst umhüllt' ihm den Leib die eherne Rüstung,
    Blank und schön, die er raubte, die Kraft des Patroklos ermordend;
    Nur wo das Schlüsselbein den Hals begrenzt und die Achsel,
    Schien die Kehl' ihm entblößt, die gefährlichste Stelle des Lebens:
    Dort mit dem Speer anstürmend durchstach ihn der edle Achilleus,
    Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang.
    Doch nicht gänzlich den Schlund durchschnitt der eherne Speer ihm,
    Daß er noch zu reden vermocht' im Wechselgespräche;
    Und er entsank in den Staub; da rief frohlockend Achilleus:
    Hektor, du glaubtest gewiß, da Patrokleus' Wehr du geraubet,
    Sicher zu sein, und achtetest nicht des entfernten Achilleus.
    Törichter! Jenem entfernt war ein weit machtvollerer Rächer
    Bei den gebogenen Schiffen, ich selbst, zurück ihm geblieben,
    Der dir die Kniee gelöst! Dich zerren nun Hund' und Gevögel,
    Schmählich entstellt; ihn aber bestatten mit Ruhm die Achaier.
    ~
    "


    Und ums kurz zu machen: Auch den anderen Aufgaben kam Maximian mit viel Mühe mehr oder weniger gerecht. ^^

  • Nickend, während Maximian die Ilias vorträgt, lehnt sich Apollonius an die Fensterbank und hört ihm, ohne seine Miene zu verziehen zu. "Hmh!" meint er immer wieder neutral, woraus man weder Lob noch Kritik heraus hören kann.


    Manchmal neigt er leicht den Kopf hin und her und seine Augenbrauen wandern mal hoch und dann wieder runter. Bei der Mathematik scheint dieses Phänomen öfters vorzukommen.


    "Hmh!" meint er schlußendlich. "Mhm, ein gutes Gedächtniss hast Du auf jeden Fall. An Deinem Griechsich müssen wir noch etwas arbeiten." Er reibt sich sein Kinn mit dem Bart. "Ich hab noch ein paar Fragen an Dich!" Er lässt seine Hand wieder sinken und stößt sich leicht von der Fensterbank ab. "Wer war Dein Lehrer bis jetzt?" Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken.


    "Und gibt es etwas, wofür Du Dich besonders interessierst? Es muss auch nicht etwas mit Schriftrollen oder dem Suchen nach Wissen zu tun haben..."

  • Naja, Mathematik eben. Die war häufig sehr kompliziert. Selbst Maximians Augenbrauen tanzten dabei zuweilen.
    Maximian nickte, als Apollonius sage, dass er noch ein paar Fragen hätte. Davon war er ausgegangen. Er hörte sie sich aufmerksam an.
    "Zuletzt hat Gallus, der älteste Sklave des Hauses, immer wieder einmal versucht, uns mit einer Schriftrolle unseres Vaters zu beschäftigen. Davor haben die Lehrer ständig gewechselt... Daheim in Valentia war es ein Römer, der die Jahre seiner Studien in Achaia zugebracht hatte. Lutatius Eutolmius war sein Name."
    Anschließend dachte er kurz nach. Was interessierte ihn denn besonders?
    "Ich interessiere mich beispielsweise sehr für große Helden. Hector, Achill, Alexander... Ich lese gerne über ferne Länder und eines Tages will ich sie vielleicht auch einmal bereisen, damit ich das Geschriebene mit meinen eigenen Eindrücken vergleichen kann.", sagte er und musterte den Lehrer fragend, ob er soetwas in der Art hatte hören wollen.

  • Wieder erscheint dieses leichte Lächeln auf Apollonius Gesicht, so dass man sich nicht sicher sein kann, ob er tatsächlich gelächelt hat. Der dicke Bart verbirgt viele seiner Gefühlsregungen. Langsam atmet er, nachdenklich, ein und aus.


    "Helden und ihre Heldentaten..." Er nickt dabei und fährt sich über den Nasenrücken. "Na, Helden werden in der Legion kaum geboren..." murmelt er leise, so dass nur jemand mit einem sehr guten Gehör und den passenden Griechischkentnissen das verstehen kann.


    "Ich denke, die meisten in Deinem Alter mögen solche Geschichten. Das ging mir auch nicht anders!", meint er lauter, nachdem er die Hand von seiner Nase herunter gesenkt hat. Er geht wieder zum Fenster und sieht kurz nach draußen. Er wendet sich an Maximian. "Trainierst Du in einem Gymnasium? Und hast Du einen Lehrer für das Waffentraining?"

  • Maximian konnte nicht anders, als diesen Mann, der ihn unterrichten sollte, einfach nur bewundernswert und geheimnisvoll zu finden. Er mochte ihn irgendwie und wenn sein Bart sich gerade mal wieder ein wenig regte, so überlegte sich der junge Mann, was dafür wohl der Grund. Da kamen vielleicht Theorien auf! Über manche von denen musste Maximian sich das Schmunzeln verkneifen.
    Was hatte er da in seinen Bart gebrabbelt? Maximian hatte nur Fetzen auffangen können, der Rest war einfach untergegangen. Irgendwas von "Legion... bohren" oder so....
    Aber schließlich sprach er wieder lauter, sodass Maximian ihn wieder verstehen konnte. Mit hochgezogenen Brauen sah er den alten, weißen Mann an.
    "Nein, beides nicht", antwortete er kurz und präzise. Dass er aber ein Holzgladius hatte, mit dem er gern mal ein bisschen rumfuchtelte, ließ er weg, da sich das einfach zu kindisch und unprofessionell anhörte.

  • Erstaunt dreht Apollonius sich ganz zu Maximian. "Nicht? Das müssen wir aber schleunigst ändern. Der Geist muss gefördert werden, aber auch der Körper darf nicht vernachlässt werden." Er runzelt nachdenklich die Stirn.


    "Hmm...besonders wenn Du in die Legion eintreten willst, solltest Du doch auch mit Waffen trainieren. Na, ich werde darüber mal mit Deinem Vater sprechen...oder ihm schreiben!"


    Er sieht suchend aus dem Fenster. "Wo ist denn...!" Kopfschüttelnd dreht er sich wieder zu Maximian um. "Such doch bitte Deinen Cousin. Wie er aussah, hat er sich wohl wieder ins Bett verzogen!"

  • Maximian runzelte mit die Stirn, aber dass die Idee ihm gefiel, war deutlich zu erkennen.
    "Ja, tu das. Auch wenn ich nicht glaube, dass er irgendetwas einzuwänden hätte. Heißt das, dass du mich auch darin unterrichten könntest?"
    Er hob nochmal kurz die Augenbrauen, als Apollonius Romanus anscheinend nicht mehr sehen konnte, und verkniff sich ein Grinsen. Das passte ja mal wieder zu ihm, dieser kleine Faulpelz... Maximian war sich so ziemlich sicher, dass er gar nicht erst laufen war.
    "Das befürchte ich auch", sagte er ncikend und erhob sich, um der Bitte des Lehrers nachzukommen.
    "Aber ich werde ihn schon wach kriegen. "
    Und damit verließ Maximian das Tablinium auf der Suche nach Romanus.

  • "Ich...?" Apollonius sieht Maximian kurz entgeistert an. "Unterricht an Waffen?" Blinzelnd schüttelt er den Kopf. "Bei den Göttern, bestimmt nicht. Oder vermutest Du in mir einen ausrangierten Legionär?" Apollonius lacht tatsächlich kurz, wobei sein Bart mitzittert. "Nein, ich kenne aber einen Mann, der Dich hervorragend darin unterrichten könnte!"


    Als Maximian draußen ist, dreht sich Apollonius wieder um und sieht nachdenklich aus dem Fenster. Leicht mit seiner Hand an den Bart tippend, wartet er auf die Rückkehr der Beiden...

  • Sim-Off:

    i´m so sorry, aber mein PC hat mir leider den Krieg erklärt *seufz*


    Romanus war tatsächlich auf einer Bank im Garten eingeschlafen und hatte die Sonne genossen. So war er noch etwas schlechter gelaunt als sein Cousin ihn unsanft weckte und wieder ins Tablinium beförderte. Mit einem Seufzer auf den Lippen quälte sich der Junge zurück ins Haus und betrat das Tablinium. In sein Schicksal ergeben, wartete er auf die nächsten Quälereien des bärtigen Griechen und seine Gedanken wanderten dabei hinaus über die Felder und Wiesen Tarracos...

  • Tage später - und wieder hatte sich besagte Konstellation von Personen zum Lernen und Studieren an jenem Orte eingefunden - betrat Meridius das Tablinum um sich selbst nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Er war erst am gestrigen Tage wieder in Tarraco angekommen.


    Mit bedächtigem Schritt trat er ein und grüsste den Hauslehrer.


    "Salve Apollonius. Es ist mir eine Freude Dich endlich einmal selbst kennen zu lernen. Ich hatte ja bisher alles delegieren können und war überaus froh, dass es mit der Abstellung klappte.


    Ich hoffe die beiden Schüler machen sich gut und erzeigen sich lern- und wissbegierig."


    Dabei warf er einen Blick auf die beiden und lächelte ihnen freundlich zu.

  • Er wurde gerade mit einer griechischen Schrift gequält, als Meridius ins Tablinium kam. Maximian schielte nur kurz zu ihm auf, weiter ziemlich nachdenklich über dem Buch brütend und hörte zu, was der Hausherr hier zu suchen hatte. Und wie es schien, würde es wohl eine kleine Pause geben. Die kam ja wie gerufen! Ganz ohne Bedauern hörte er auf zu lesen und sah zu Romanus.

  • Romanus quälte sich genau wie sein Cousin mit dem griechischen Schriftstück und hatte dabei Mühe seine Augen aufzuhalten. Immer wieder fielen sie ihm beim Lesen des trockenen Textes zu und sein Kopf wäre fast auf die Tischplatte geknallt. Doch konnte er sich jedes Mal gerade noch rechtzeitig abfangen und mit kleinen Augen den Text weiterlesen. Besser gesagt fing er jedes Mal von vorne an, da er sich nicht erinnern konnte, was er bisher gelesen hatte, der Text wollte einfach nicht in seinem Gehirn hängenbleiben.


    Wieder fielen ihm die Augen zu und sein Kopf rutschte von seiner aufgestützen Hand bedenklich Richtung Tisch, als eine Stimme ertönte und ihn aus dem Dämmerschlaf riss. Er hob ruckartig den Kopf und starrte seinen Onkel an als wäre er ein Geist.

  • ~Tage vorher noch:


    Apollonius hat mit einem skeptischen Gesichtsausdruck Romanus gemustert, nachdem dieser statt mit, vom Rennen geröteten Wangen, wieder mit verschlafenem Blick herein kommt. Aber wenigstens mit einem Ausfragen über seine Kentnisse hat er ihn verschont. Statt dessen hat er mit dem Unterricht begonnen.


    ~Tage später:


    An jenem Tage stand für die Beiden Platon (auf Griechisch natürlich) auf dem Plan. Schon seit einigen Tagen bekamen sie immer wieder die Texte von Platons Phaidon vorgesprochen. Heute stand die Passage mit dem Beweis der Unsterblichkeit der Seele auf der Tagesordnung. Die ersten Stunden haben sie gemeinsam in der Schrift gelesen, sie auf Griechisch besprochen und auseinandergenommen. Doch jetzt sollte Romanus Apollonius Rede aus dem Phaidon mitschreiben, um seine griechische Schrift zu üben und Maximian sollte diesen Text direkt ins Lateinische übersetzen.


    "Sokrates sprach über das Entstehen aller Dinge aus ihrem Gegenteil. 'Laßt es uns aber so betrachten, ob die Seelen, nachdem die Menschen gestorben, in der Unterwelt sind oder ob nicht. Eine alte Rede gibt es nun freilich, die, deren wir erwähnt haben, daß, wie sie von hier dorthin gekommen sind, sie auch wieder hierher zurückkehren und wiedergeboren werden aus den Toten. Und wenn sich dies so verhält, daß die Lebenden wiedergeboren werden aus den Gestorbenen: So sind ja wohl unsere Seelen dort? Denn sie..."


    In dem Moment betritt der Hausherr die Lehrstube. Etwas verblüfft blinzelt Apollonius bei der Störung.


    "Ach! Salve Senator Decimus!" Er geht einige Schritte um die Schreibpulte herum. "Dann seid Ihr aus Germanien zurück gekehrt?" Er wendet sich an die beiden jungen Decimas. "Maximian, nimm Dir die Schrift von Romanus vor und überprüf sie. Romanus, Du wirst Dir die Textstelle mit der Frage, ob die Seele nach dem Tod noch ist, noch einmal vornehmen!"


    Dann sieht er wider zu Meridius. "Gehen wir einige Schritte, Senator?"

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Sicher, Apollonius."


    Die beiden Männer gingen ein paar Schritte.


    "Ich hoffe nicht, dass ich gestört habe, jedoch wollte ich mich einmal über die beiden erkundigen. Wie machen sie sich? Sie sind doch fleißig, oder?"

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