Das Zelt des Legaten

  • "Tertia? Ich weiß es nicht. Ich habe bisher auch noch keine Nachricht von zu Hause bekommen. Aber ich denke, dass es allen gut geht."


    Meridius lächelte dem Mann zu, der sein Tribun war, und vermutlich beinahe sein Schwager geworden wäre.


    "Sag, wie geht es Deinem alten Vater? Er ist doch jetzt Magistratus von Tarraco geworden, wenn ich mich recht entsinne..."

  • Balbus zuckte nur kurz mit der Schulter. Er wusste ja selbst nicht, wie es um Zuhause stand.


    "Ich denke es geht ihm gut. Der Posten in der Stadtverwaltung hat ihm auf alle Fälle gut getan. Und ich bin mir auch sicher, dass die Stadt auch einiges von ihm zurückbekommt. Mein Vater ist ein weiser Mann. Er wird diesen Posten so gut es geht ausfüllen."


    Dann schwiegen die beiden Männer.


    "Wegen dem Wetter... Gibt es sonst noch irgendwelche Anweisungen?"

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Nein. Die Männer sollen nur zusehen, dass sie gesund bleiben und dass die Kampfbereitschaft und Moral oben bleibt. Sobald das Wetter besser wird ziehen wir dann weiter und beenden das ganze."

  • Als er nach draussen trat schwappte eine Kältewelle herein. Meridius rieb sich die Hände. Es wurde Zeit, dass der Frühling anfangen würde, doch er wusste selbst genau, dass dies nur ein frommer Wunsch war. Der Winter hatte erst eben angefangen und so wie es schien, würde er noch einige Wochen anhalten.

  • Livianus kam in das Zelt des Legaten. Nachdem dieser nicht anwesend war, legte er ihm die neuste Post aus Tarraco auf den Tisch und ging wieder.



    Salve Maximus Decimus Meridius !


    Kaum vermag ich diese Zeilen zu schreiben, denn allzu schwer traf mich der Verlust meiner Verwandten. Als naher Freund des Hauses teile ich Euch hiermit mit, dass am gestrigen Tage die ehrenwerte Julia Vesuvia Pulchra aus freien Stücken aus dem Leben geschieden ist. Ihre Familie befindet sich deswegen in großer Trauer.


    Nachdem alle Vorbereitungen getroffen wurden, erhaltet Ihr umgehend eine persönliche Einladung zur Trauerfeier.


    Eine unglückliche Vesuvia Crispina

  • Meridius betrat wieder sein Zelt und begab sich an das Kohlebecken um seine Hände zu wärmen. Das Wetter war immer noch kalt, sehr kalt und der Wind zog eisig durch das Lager, welches ja nur aus Zelten bestand. Wenigstens dämmte der Schnee zusätzlich, doch die Lebensqualitäten litten enorm.


    In Gedanken schweifte Meridius nach Rom. Wie lange war es her, dass er Iulia das letzte mal gesehen hatte? Der gemeinsame Spaziergang lag Monate zurück, ihr Lachen und ihre strahlenden Augen sah er jedoch heute noch vor sich.


    Dann fiel sein Blick auf ein Schreiben, das auf seinem Feldtisch lag. Er trat näher öffnete es und erstarrte.


    Konnte es sein?


    Sein Herz fuhr zusammen, der Schmerz, den er empfand schnitt sich so tief in ihn hinein, wie nichts, was er jemals zuvor empfunden hatte.


    Der Brief fiel zu Boden, während Meridius zu seinem Lager wankte und sich auf die Matraze fallen ließ.


    Das Kissen verschluckte seine Schreie.

  • Livianus kam zum Zelt seines Cousins und meldete sich bei der Wache vor dem Eingang.


    „Ist der Legat in seinem Zelt?“


    Die Wache antwortete mit einem Kopfnicken.


    „Melde ihm das Centurio Livianus ihm sprechen möchte.“


    Die Wache verlies nicht ihren Posten, sondern öffnete lediglich einen Spalt den Zelteingang und sagte mit lauter Stimme!


    „Centurio Livianus möchte euch sprechen, Legatus!“

  • Meridius erhob sich und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann ging er zu einer Schale mit Wasser und wusch sich das Gesicht.


    "Er soll eintreten!"

  • Livianus kam ins Zelt seines Cousins, nahm seinen Helm ab und schüttelte kurz den Schnee von seinem Offiziersmantel. Dann ging er weiter auf Meridius zu, der gerade bei der Wasserschale stand und sich mit einem Tuch abtrocknete. Er machte einen sehr müden Eindruck. Es war nicht verwunderlich, da er in den letzten Tagen sehr selten geschlafen hatte. Ständig war er in allen Teilen des Lagers um mit den Legionären zu sprechen und nach die Fortschritte bei dem Bau des Castellums zu beobachten.


    „Meridius! Wie geht es dir? Du siehst ziemlich fertig aus, wenn ich das sagen darf. Vielleicht solltest du dir etwas mehr Ruhe gönnen.“


    Eigentlich war es mehr eine Feststellung bzw. eine Aufforderung als eine Frage, darum wartete Livianus auch nicht die Antwort ab sonder sprach weiter.


    „Gibt es neue Nachricht von Daheim? Ich habe dir Post von Vater auf deinen Tisch gelegt.“

  • Meridius legte das Handtuch bei Seite und griff sich mit der Hand in den Nacken.


    "Müde ja, aber nicht müder als meine Männer. Ich stehe nicht draussen und versuche in gefrorenem Boden Gräben auszuheben und Palisaden reinzuschlagen. Ruhe kann ich mir daher nicht erlauben."


    Dann blickte er Livianus an.


    "Der Brief?"


    Er dachte nach.


    "Julia Vesuvia Pulchra ist gestorben. Eine alte Freundin."

  • Livianus sah die Traurigkeit in Meridius Augen – es war das erste Mal seit er ihn kannte. Meridius versuchte seine Gefühle meistens vor den anderen zu verbergen. Er kam näher an Meridius rann.


    „Ihr Tod nimmt dich sehr mit - hm? Hast du sie gut gekannt?“

  • Meridius richtete sich bei den Worten von Livianus auf. Er war dankbar, dass sein Cousin sich um ihn sorgte, doch musste er damit alleine zurecht kommen. Er war der Pater der Familie und der Legatus der Legion und musste mit gutem und vorbildlichem Beispiel vorangehen. Seine Seele zu öffnen, hätte er maximal bei einer Gemahlin gewagt.


    "Ja, ich habe sie gekannt. Sie war eine gute Bekannte. Ihr Tod hat mich sehr erschüttert, aber wir haben dafür keine Zeit. Wir haben einen Auftrag auszuführen. Wie ist die Lage im Moment? Sind die Späher schon ausgerückt?"

  • Livianus merkte die Anspannung bei Meridius und wollte daher auch nicht weiter nachbohren. Der plötzliche Themenwechsel war dann letztendlich aussagekräftig genug.


    „Als ich zu dir gekommen bin, habe ich gesehen wie Tribun Colonius zur Ala vorgegangen ist. Ich nehme an er wollte zu Decurio Crassus. Die Späher werden also bald ausrücken. Der Bau geht auch zügig voran. Ich habe jetzt ohnehin vor bei den Bautrupps vorbeizuschauen.“


    Livianus setzte wieder seinen Helm auf.


    "Ich werde dir nachher wieder Bericht erstatten."


    Dann drehte er sich um und verlies das Zelt des Legaten.

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Ich danke Dir, Marcus."


    Er blickte seinem Cousin lächelnd nach und begab sich dann wieder an die Arbeit. Den Brief, welchen er aus Rom erhalten hatte, rollte er zusammen und verbarg ihn in einer kleinen Truhe. Die Karten auf dem Tisch erfuhren nun wieder seine ganze Aufmerksamkeit.

  • Die Wache kommt wieder aus dem Zelt und meldet, dass sie eintreten darf. Crassus hebt ihr den Eingang auf.
    Ich hoffe was war kein Fehler nach Numantia zu kommen, Senatorin....
    Crassus verschwand in seinem Zelt nachdem die Senatorin eingetreten war.

  • "Meridius! Es freut mich das Du Zeit für mich findest. Wie ist die Lage?" sacgte ich lächelnd und reichte dem Senator die Hand

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