• Maximian und Valeri langten schon bald am Hafen an, obwohl ihrer beider Schritte immer langsamer geworden waren, während sie sich den Schiffen näherten. Schon bald würde Valeria zurück in Rom sein, bei ihrer Mutter und fort von ihrem Geliebten. Doch hatte diese Liebe überhaupt eine Zukunft? Würden sie sich wiedersehen und vor allem: würden sie sich dann noch immer lieben?


    Valeria traten die Tränen in die Augen, als sie nun am Hafen standen und sich verabschieden mussten. Glücklicherweise war diese eine Ecke ziemlich abgeschieden und zudem noch von einigen Holzfässern verdeckt, sodass sie sich noch ein letztes Mal küssen und umarmen konnten. Maximian, der Valerias weniges Gespäck getragen hatte, musste den Reisesack unwillkürlich fallen lassen, weil Valeria ihre Arme um seinen Hals schlang und sich an ihn drückte.


    "Liebster...bitte schreib mir....und...vergiss mich nicht", flüsterte sie.
    "Mein Zuhause wird das deine sein, wenn du mich nur besuchen kommen wolltest. Ich...hoffe, dass dein Vater nicht zu zornig ist. Es ist aucn meine Schuld und ich stehe dafür ebenso ein wie du, sage ihm das von mir."

  • Maximian presste die Lippen aufeinander, als Valeria sich an ihn drückte und er ihre schon leicht erstickte Stimme hörte. Auch legte er den gesunden Arm um seine Valeria und hielt sie fest, während Nase sich tief in ihr Haar vergrub und er sich auf ihren Geruch und das Gefühl Valerias Nähe konzentrierte und die Augen schloss. Sein Herz schmerzte mit jedem Schlag mehr, den sie dem Abschied näher kamen. Wie lange würde es dauern, ehe sie sich auch nur wiedersahen?


    Niedergeschlagen nickte Maximian und nahm dann den Kopf seiner Liebsten in die gesunde Hand, um ihn aufzurichten und noch einmal über ihre Wangen zu streichen. Wie schön sie war, wie sehr er es liebte sie einfach nur anzusehen... wie schwer es werden würde.


    Trotz seiner Gefühle und Gedanken schaffte Maximian es ein Lächeln auf seine Gesichtszüge zu zaubern. Wie gut es gelang oder wie überzeugend es war, bleibt eine andere Frage.


    "Ich sage es ihm. Ich werde ihm sagen, dass ich nicht anders konnte, als mich in dich zu verlieben und dass ich keinen einzigen Augenblick bereue, den ich mit dir verbrachte und auch bald wieder verbringen werde. Ich komme zu dir, mein Augenstern. Warte auf mich und ich werde eines Tages vor dir stehen..."


    Seine Augenbrauen an den Enden heruntergezogen, mit leichten Kräuseln auf der Stirn und blinzelnd, kam Maximian da nicht weiter. Auch ihm fiel der Abschied offenbar nicht leicht. Er hielt immer noch Valerias Wange, konnte von ihren haselnussbraunen Augen nicht ablassen und zog sie schließlich erneut in eine Umarmung, bei der er die Augen schloss.

  • Valeria seufzte tief und presste sich an ihren Liebsten.


    "Ja, wir werden uns wieder sehen, Maximian. Bald schon. Ich werde dir schreiben, sobald ich in Rom angekommen bin, das verspreche ich dir. Und ich werde dir schreiben, wann immer sich Zeit findet. Ich werde...immer bei dir sein, im Herzen."


    Ihre Lippen versiegelten die seinen und damit auch das soeben gegebene Versprechen. Und als sie sich wieder voneinander lösten, sah sie ihm nochmals tief in die Augen.


    "Ich liebe dich. Und ich werde dich niemald vergessen..... Maximian? Beeile dich und komm bald zu mir...ich vermisse dich schon jetzt..."

  • Maximian nickte und drückte seine Lippen neuerlich auf ihre. Zärtlich, kurz, genießerisch. An Valerias Kopf sah er schemenhaft, wie auf dem Schiff, das bald ablegen sollte, Geschäftigkeit aufkam. Sie würden jetzt nicht mehr viel Zeit füreinander haben, wenn Valeria das Schiff nicht verpassen wollte.


    "So bald es geht, Valeria. So bald es geht werde ich auf deine Briefe antworten und nach Rom kommen. Du wirst mit fehlen... jeden Tag und jede Nacht mehr."


    Er sah sie noch eine Weile an, dann seufzte er leise und nahm Valeria erneut in den Arm. In ihren Augen konnte er Zweifel und Ungewissheit erkennen, aber auch Schmerz und unendlich große Liebe. Während er sie an sich drückte flüsterte er ihr ins Ohr:


    "Auchwenn wir verwandt sind, wünsche ich mir nichts sehnlicher als immer bei dir sein zu können. Pass auf dich auf, hörst du? Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir und deiner Mutter sein kann... Sei stark, meine Liebe."

  • Valeria hatte Maximians Blick gesehen und sich umgewandt. Das Schiff würde bald ablegen und sie in ihre Geburtsstadt zurück tragen. Sie seufzte schwer und lächelte traurig bei Maximians letzten Worten.


    "Ich bin es, wenn du es bist", sagte sie und küsste ihn ein allerletztes Mal.
    "Ich...muss jetzt gehen...."


    Valeria und Maximian gingen nun also zu dem geräumigen Schiff hinüber, das mit allerlei Waren und Personen beladen worden war und sich nun langsam in Aufbruchstimmung befand. Am Kai angelagt, nahm Valeria Maximian ihr weniges Gepäck ab und stieg schweren Herzens an Bord. An der Reling stehend kamen ihr nun die Tränen. Maximian stand am Kai und sah so verloren aus...so wie sie selbst.


    Ihr Herz schlug schwer und langsam, als die Takelage gelöst wurde und sich das Wassergefährt langsam und schwergängig vom Steg löste. Noch immer stand Valeria stumm da und ließ die Tränen einfach fließen.

  • Tapfer war er gefolgt, tapfer hatte er gelächelt, tapfer hatte er losgelassen und tapfer stand er anschließend allein da, sah zu, wie Valeria das Schiff erklomm und kaum später an Deck erschien. Einige Meter waren sie jetzt voneinander getrennt. Das erste mal seit einigen Tagen überhaupt nicht an des anderen Seite. Wie ungewohnt es Maximian schon erschien, wie leer er sich fühlte, jetzt, da er nicht mehr einfach die Hand ausstrecken konnte.


    Und dann liefen Valeria die Tränen. Sie sah ihn an und weinte. Maximian ging noch einen Schritt weiter bis direkt an den Rand des Stegs und dachte einen Moment dran, zu ihr zu gehen und sie tröstend in den Arm zu nehmen. Doch da setzte sich das Gefährt schon in Bewegung. Langsam noch, aber bald schon war es einen Schritt entfernt, dann zwei, drei...


    Wie versteinert stand Max am Festland und nutzte die Chance, ihr noch einmal lautlos zu sagen, dass er sie liebte, während er zusehen musste, wie sie ihm Stück für Stück weiter entrissen wurde. Auch seine Augen füllten sich langsam, während er dastand wie ein Fels, den Blick nach vorn gerichtet, wo Valeria kleiner wurde. Bald schon konnte er ihre Augen nicht mehr erkennen, dann wurde ihr wunderschönes Gesicht immer kleiner und bald war das Schiff schon so weit draußen, dass sie nur noch eine Gestalt unter mehreren waren, die vereinelt wunken oder sich abwandten.


    Er stand da, bis das Schiff nur mehr ein Punkt und seine Valeria schon lange nicht mehr in Sicht war. Als er schließlich aus seiner Starre erwachte, ging sein Atem schneller und er blinzelte gegen die salzige Luft an. Jetzt war sie weg. Jetzt begann also die Zeit ohne sie. Die Zeit bis zum Wiedersehen, das noch in ferner Zukunft lag.


    Max ließ den Kopf hängen und atmete mehrmals tief durch. Wenn jeder Moment so schwer war wie dieser ohne Valeria an seiner Seite, und wenn es sogar noch schwerer wurde... wie sollte er das überstehen?
    Ohne den Blick von dem immer kleiner werdenden Pnkt abzuwenden, machten seine Füße wie von allein ein paar Schritte, dann setzte er sich. Dort, wo nur wenige Menschen passierten und er eine Weile lang ungestört sitzen bleiben konnte, um mit sich, dem Meer und dem Punkt am Horizont allein zu sein.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie Valeria sich unter Deck gebracht hatte und nun geschützt vor Wind und Wasser an ihn dachte. Ob sie ihn sich gerade genauso vorstelle, wie er sie? Ob sie ihn sah, so wie er sie sah? Der Gedanlke allein, dass das möglich war, tröstete den jungen Mann ein wenig. Er wollte nicht, dass sie traurig war, also versuchte er zu lächeln.


    Also lächelte er. Tapfer für das endlose Wasser, tapfer für die Luft und tapfer für den Punkt am Horizont, der schon längst verschwunden war - doch für Maximian war er immer noch dort, so wie Valeria bei ihm war oder die einzelne Träne, die sich seine Wange hinab ergoss.

  • Kleiner und kleiner wurde Maximian, bis Valeria schließlich nicht einmal mehr die Küste erkennen konnte. Sie wandte sich weinend ab und verließ das Deck. Das Schiff schwankte hin und her und Valeria wurde übel. Sie hasste Schiffsreisen....


    Ihre Gedanken drehten sich um Maximian und um die Zukunft. Und um ihre Mutter, die ja nun sterbend im Bett lag.....
    Und langsam versiegten die Tränen, doch die Gedanken an ihren Geliebten niemals.

  • Das Schiff erreichten den Hafen. Meridius stand an Bord und blickte über die vielen Docks. Tarraco war so schön wie immer, das Leben pulsierte, aus allen Gassen der Stadt strömten Wägen zum Hafen um ent- oder beladen wieder umzukehren.


    Als das Schiff anlegte, begab er sich als einer der ersten von Bord, Verus im Schlepptau, welcher die wenigen Reiseutensilien in einem Beutel auf dem Rücken trug. Meridius hatte zum Glück bei den Truppen ein genügsames Leben kennen gelernt.


    Sollte er eine Sänfte bestellen? Er blickte sich um. Gab aber dann Verus mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie bis zur Casa Decima laufen würden.


    Die alten Gassen und Strassen dieser stolzen kleinen Provinzhauptsstadt. Er schmunzelte, wenn er daran dachte, was er hier in seiner Kindheit und Jugend schon alles erlebt hatte.


    Seine Jugend - Maximian. Seine Augenbrauen wanderten nach oben und zogen sich dann zusammen. Er musste mit seinem Sohn ein ernstes Wörtchen reden...

  • Das Schiff hatte angelegt. Ich bekam dies nur dadurch mit, dass ich nicht mehr dieses beständige Übelkeitsgefühl hatte, zumindest war es etwas besser geworden.
    Tagelang war mir speiübel gewesen und ich hatte nichts runterbekommen. Sobald ich etwas aß, spie ich es wieder aus. Nur etwas Wasser hatte ich bei mir behalten. Ich war erschöpft und entkräftet. Meine Handgelenke von den Fesseln aufgescheuert und entzündet, da ich zu Anfang noch versucht hatte mich zu befreien, aber dazu fehlte mir schon seit einiger Zeit die Kraft. Auch hatte ich nicht mehr mit meinem Häscher gesprochen. Meist lag ich nur blass und mit dunklen Ringen unter den Augen in der Ecke und hoffte, dass diese Fahrt endlich ein Ende haben würde. Als wir unterwegs in Schlechtwetter gekommen waren, hatte ich mich sogar danach gesehnt zu sterben, damit das endlich aufhört.
    Selbst die Tatsache, dass mein Häscher wohl ebenfalls unter der Seekrankheit litt, konnte mich nicht beruhigen oder mir etwas Freude bringen.
    Nun lag ich da, zu matt um mich zu regen, und wartete, was passieren würde. Ich hatte schon längst keine Illusionen mehr darüber, was mit mir geschehen würde. Man würde mich einsperren, wohl peitschen, vielleicht brandmarken oder noch schlimmeres. Alleine das Einsperren reichte schon um mit kalter Hand nach meinem Herzen zu greifen, aber selbst um wirklich noch Angst zu haben hatte mich die Seekrankheit zu sehr mitgenommen.
    Als ich Schritte hörte, blinzelte ich müde.

  • Auch ihm, dem Jäger, ging es kaum besser. Tagelang kotzte und spie er sich den Magen aus dem Leib, und wenn er nicht kotzte, mußte er dem Schiffskoch klarmachen, daß nicht seine - ziemlich fragwürdigen - Kochkünste daran schuld waren. Naja, zumindest nicht alleine.


    Kaum hatte er jedoch Land erblickt, beruhigte sich sein Magen plötzlich wie wenn nichts gewesen wäre, vielleicht lag es an der Landluft, vielleicht aber auch daran, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Schnell stopfte er sich etwas Zwieback - lecker, mit proteinreichen Maden - hinter die Kiemen und stapfte zurück zur Sklavin.


    So, wir haben es geschafft. Auf, auf mit dir. Ich will dieses schwankende Grab so schnell als möglich verlassen.

  • Ich sah ihn, zunächst noch etwas verschwommen, vor mir auftauchen und hörte auch seine Worte. Normalerweise hätte ich mich jetzt gewehrt, versucht ihn zu treten, ihn beschimpft oder irgendwas gemacht um zu verhindern, was kommen musste, nämlich der endgültige Rücktransport zur Villa. Normalerweise wär ich auch gar nicht mehr in seinen Händen. Wenn diese vermaledeite Seekrankheit mich nicht so erschöpft hätte. So liess ich es geschehen, resignierte gar irgendwie für den Moment.
    Mühsam versuchte ich auf die Beine zu kommen. Spürte, beim Abstützen wieder die Schmezen in meinen Handgelenken und verzog leicht das Gesicht. Es brauchte eine ganze Ewigkeit, bis ich schwankend stand, und beim nächsten Schritt schon wieder fast lag, wenn er mich nicht aufgefangen hätte. Alles drehte sich um micht und die Übelkeit kam erneut in Wellen auf mich zu. Nur hatte ich schon lange nichts mehr im Magen, was da noch raus hätte kommen können.

  • Na toll, ein Seekranker schleppt eine Seekranke... Was für ein Paar sie wohl abgeben...


    Mühsam schleppte er sie von der Dschunke runter, warf noch dem Kapitän einen Beutel mit Sesterzen rüber, für den besonders netten "Service" und beschloss, nur mehr den Landweg zu nehmen.


    Noch auf dem Hafen konnte er einen tumben Bauern von einem Tausch Esel gegen Sesterzen überzeugen. So lud er die gefangene Sklavin auf den Esel... und atmete einmal tief auf. Schon viel besser... ab zur Villa Tiberia... wo auch immer die liegen möge...

  • Sobald wir festen Boden berührten wurde zumindest die Übelkeit besser, aber meine Schwindelgefühle immer noch nicht.
    So war ich dankbar für den Esel, auch wenn ich da mehr als unbequem lag. Aber ich konnte ausruhen und die Augen schliessen.
    Den Weg zur Villa hätte ich ihm erklären können, aber das mir danach nicht war, konnte er sich gewiss denken.

  • Einige Anfragen an Passanten später konnte er endlich den Weg zur Villa Tiberia erfragen. Sein Gefühl im Magen wurde immer besser, aber vielleicht war es auch die Vorfreude auf die restlichen Sesterzen?


    Sicherheitshalber band er noch ein dünnes Seil um sein Handgelenk und verknotete das andere Ende mit ihren noch immer gefesselten Händen. Wenn sie diese Knoten lösen und dann entkommen könnte, dann hätte sie ihre Freiheit wahrhaftig verdient, doch er trug Sorge, daß dieses Risiko äußerst minimiert war.


    Inzwischen war es Abend geworden. Noch am Hafen hatte er etwas zu essen gekauft - nichts schweres, um seinen Magen nicht zu sehr zu reizen - und ihr ein Stück Brot hingehalten. Dann verließen sie den Hafen und gingen zur Villa Tiberia...

  • Mit Verspätung lief das Schiff in Tarraco ein, das den Praefectus Praetorio mit einer Kohorte Prätorianern beherbergte. Zum ersten Mal war er in Hispania, lange hatte er schon gemeint, er müsse mal hierher um Urlaub zu machen. Tja, Pech gehabt, denn Urlaub wird es für ihn hier keinen geben, zu viele Dinge stehen am Programm, zu viele Dinge müssen erledigt werden...


    Als das Schiff anlegte, bemerkte er einen Prätorianer, der etwas unruhig durch die Gegend schaute. Als der Prätorianer Hungaricus erblickte, wurden seine Augen weiter. Aufgeregt stürmte er auf seinen Chef zu, salutierte und erstatte ihm einen Bericht, bei dem die Augen von Hungaricus größer wurden.


    Ist ihm was passiert?


    Der Soldat schüttelte den Kopf und berichtete zu Ende.


    Hmpf... Immer dann, wenn ich nicht da bin... Führ mich dahin... Sofort!


    Der Soldat nickte. Die Prätorianer verließen den Hafen.

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