Stabsbesprechung

  • Nachdem die Offiziere von der Vereidigung zurück gekehrt waren und die Paradeuniformaen abgelegt hatten, rief Macer sie zu einer Stabsbesprechung zusammen.


    "Meine Herren, ich habe sie zusammen gerufen, um die Planungen für das Frühjahrmanöver der LEGIO I voran zu treiben. Wir sollten uns alsbald auf ein Ziel, die Route und die Dauer einigen. Ich halte eine Gesamtdauer von einem Monat für die Obergrenze, die wir aber durchaus voll ausreizen können. Als Ziel würde sich dann der Garganus Mons an der Ostküste anbieten. Die Strecke von etwa 225 Meilen müsste in 14-15 Tagen zu bewältigen sein; ggf. gönnen wir den Soldaten dort einen Ruhetag und kommen dann nach genau einem Monat zurück.
    Es sei denn, wir lassen einen Teil der Strecke als Eilmarsch durchführen und gewinnen so drei bis vier Tage auf dem Hin- oder Rückweg. Eine übermäßige Belastung der Truppen möchte ich allerdings vermeiden.


    Ein Teil unserer Legions-Reiterei ist bereits unterwegs, um herauszufinden, ob es eine geeignete Route gibt. Trotzdem könnten wir auch alternative Ziele in Betracht ziehen.


    Aufgrund bestimmter Umstände ist es mir aber daran gelegen, dass das Manöver insbesondere das Marschieren und Lagern in trockenem und/oder gebirgigem Gelände beinhaltet. Der Einsatz der Flotte wäre in geringem Umfang möglich, ist aber nicht zwingend. Ob die Flotte in der Lage wäre, uns in angemessenem Zeitrahmen wieder von der Ostküste abzuholen konnte ich bisher nicht überprüfen, würde uns aber evtl. weitere Alternativen geben."


    Im Schein der Öllampen beugen sich die Offiziere über verschiedene Landkarten und diskutierten die Möglichkeiten.

  • Meridius betrachtete sich die Karte ganz genau, ließ sich die Worte des Tribunen durch den Kopf gehen.


    "Tribun, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte. Du sagst, es käme Dir darauf an, die Truppe während dem Manöver in Bewegung zu sehen. Bedeutet. Marschieren, Lager aufschlagen, marschieren, neues Lager errichten, möglichst in gebirgigem und trockenem Gebiet. Vermutlich um das Verfolgen eines fiktiven Feindes zu simulieren."


    Merdius zeigte auf die Karte und deutete auf einen Punkt.


    "Wie wäre es wenn wir als Ziel der Kampagne Tarentum wählen würden?Es liegt im Süden und verfügt über einen geeigneten Hafen um sich anschließen wieder auszuschiffen. Die Route würde zuerst nach Süden gehen, über gebirgiges Gelände, womöglich im Zickzackkur, man müsste das noch durchdenken.


    Ein mögliches Szenario könnte wie folgt aussehen. Die Kohorte I simuliert zusammen mit berittenen Hilfstruppenverbänden einen Feind, der Anweisungen hat uns nicht direkt zu attakieren, uns aber zu stören wo es geht. Unsere Truppe indess hat Anweisung den Feind zu verfolgen und ihn zu stellen.


    Dies ist natürlich nur ein erster Gedanke, könnte jedoch einen möglichen Rahmen für ein Szenario bieten, wie es im Imperium auf uns zustossen könnte, sollten entweder Barbaren über den Limes ins Reich schwappen, oder aber Aufständische bekämpft werden müssen..."

  • "Tarentum?" Macer blickte auf. "Das wäre durchaus eine Möglichkeit. Im zeitlichen Rahmen liegt es in jedem Fall." Macer blickte wieder auf die Karte. "Hmmm, wir müssten eine Parallelroute zur Via Appia laufen... Was uns für einen Zickzackkurs etwas einengen würde... Was unserem "Feind" andererseits ein paar mehr Alternativen eröffnen würde..."


    Er stand auf uns nahmen einen Schluck aus seinem Becher. "Mal sehen, was die Classis davon hält, uns dort abzuholen.", meite er, verliess kurz den Raum, um einem Schreiber einige Anweisungen für entsprechende Anfragen in Misenum und Ravenna zu geben und kehrte dann zurück. "Mal sehen, was uns die Kameraden antworten."

  • "Nun, jedenfalls wäre es geschickt, wir würden uns den Rückmarsch nach dem Manöver sparen und die jungs von der Flotte hätten gleich noch ein größeres Spektakel zum Trainieren, die Verlegung einer Legion von Tarentium nach Ostia. Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen."


    Der Praefect hielt kurz inne.


    "Ich habe jedenfalls zwei Soldaten auch im Zuge meines Dienstantritts bereits dazu veranlasst, die Dokumente in der Verwaltung durchzugehen und auch eine allgemeine Inventur zu machen, d.h. den Proviant und die Arsenale durchzuforsten. Sobald ich einen aktuellen Überblick darüber habe, was wir zu Verfügung haben und womit wir rechnen können, können wir dann auch die logistische Seite des Manövers planen.


    Tribun, Du musst mir nur sagen, was Du Dir vorstellst, in welcher Größenrodung und in welchem Rahmen das Szenario ablaufen soll. Soll die komplette Legion teilnehmen? Soll es viel Proviant und Gepäck sein, oder nur normale Rationen? Sollen Versorgungsstationen errichtet werden, oder nicht? Je nach Vorstellung werden wir unterschiedlich vorgehen müssen."

  • "Die Einrichtung eines Versorgungslagers soll in jedem Fall Teil des Manövers sein. Ich könnte mir folgenden grundlegenden Ablauf vorstellen:


    - Abmarsch einer Vorausabteilung mit Pioniergerät zur Vorbereitung der Strecke und Einrichtung eines Versorgungslagers
    - etwas später folgt der Hauptteil auf der Vorbereiteten bis zum Versorgungslager und nimmt dort zusätzliche Rationen auf
    - Weitermarsch zu einem zweiten Zielpunkt


    Ab hier gäbe es jetzt zwei Alternativen:


    1. dieser Zielpunkt ist der Endpunkt des Marsches, von dort holt uns die Flotte ab und bringt uns zuürck.
    2. dieser Punkt liegt im Landesinneren und wir kehren auf einer anderen Route zum Versorgungslager zurück, nehmen einen dort zurück gebliebenen Teil der Truppe auf und kehren zurück zum Standlager.


    Beide Alternativen wären auch kombinierbar: ein Teil der Truppe wird am zweiten Zielpunkt (der dann am Meer liegt) abgeholt, der andere Teil marschiert zurück.


    Wie gesagt müssen wir abwarten, ob die Flotte in der Lage ist, kurzfristig die Abholung und den Transport einer großen Truppe durchzuführen."

  • Die Nachricht, die am nächsten Tag aus Misenum eintraf war weniger positiv als erwartet. Aufgrund von nicht näher erklärten wichtigen Tätigkeiten des dort liegenden Teils der Flotte sei eine Abholung der Legion aus Tarentum im Rahmen eines Manövers nicht möglich.


    "Nun, da bleibt uns nicht viel mehr übrig, als auf die Antwort aus Ravenna zu warten", resümierte Macer und teilte ferner mit, dass das Manöver sobald wie möglich nach Erhalt dieser Nachricht - egal ob sie nun positiv oder negativ ausfallen würde - starten solle. Die Truppe sei entsprechend darauf vorzubereiten, allerdings ohne schon mit der Mobilisierung zu beginnen.

  • "Zu Befehl, Tribun. Ich werde die nötigen Instruktionen geben und alles vorbereiten lassen."


    Meridius winkte einem Verwaltungsoffizier und gab ihm die Order alle Soldaten des Büros auf der Stelle zusammenzutrommeln.


    "Tribun, ich muss jedoch darauf hinweisen, dass die Bestände der Legion - zumindest was die Reserven im Arsenal betreffen - in keinem hervorragenden Zustand sind. Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll, jedoch habe ich ein paar Soldaten darauf angesetzt alles genau abzuzählen. Du hast den Bericht doch sicher schon bekommen. Jedenfalls die Zahlen gefallen mir nicht. Entweder sie haben ein Magazin übersehen, oder aber - falls die Zahlen stimmen sollten - wir haben ein kleines Problem."


    Meridius wartete kurz ab fügte dann hinzu:


    "Entweder die Soldaten der I. horten alles bei sich auf den Zimmern, oder aber einer der zuständigen Unteroffiziere hat in den letzten Monaten einen ordentlichen Nebenverdienst erhalten. Es sind so gut wie keine Reserverüstungen auf Lager, dafür tausende von Helmen, ich kann mir da keinen Reim draus machen..."

  • "Praefectus, ich kann Deine Verwirrung nur zu gut verstehen! Der vorliegende Bericht hätte mich köstlich amüsiert - wenn denn heute der 1. April gewesen wäre. Ist er aber nicht...
    Noch mehr als der angebliche Überbestand an Helmen verwunderten mich die gigantische Mengen von Werkzeugen, die sich im Lager befinden sollen. Ich möchte zu gerne wissen, wo sich über 9000 Spaten verstecken, ohne dass man bei jedem Schritt darüber stolpert.


    Bist Du sicher, dass der für die Zusammenstellung der Listen zuständige Probatus (dieses Wort sprach Macer etwas gedehnt und mit besonderer Betonung aus) seiner Aufgabe wirklich gewachsen war und insbesondere des Zählens und Rechnens mächtig ist?"

  • "Tribun, sicher mag er noch ein Probatus sein. Doch ich trage die Verantwortung. Ich wollte ihm eine Chance einräumen, wir wissen ja, wie sich die Jungs in der I. immer bewähren wollen. Ich werde ihn jedenfalls nächste Woche woanders einteilen und die Sache mit den Magazinen selbst in die Hand nehmen.


    Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass die Stelle des Optio unbesetzt ist. Leider hat sich bisher noch kein Legionär aufgedrängt, daher werde ich den Centurio anweisen die Männer im Drill mal wieder ein bisschen fester ranzunehmen."

  • "Wie ich hörte, lag die Schuld für die fehlerhaften Listen nicht bei erwähntem Probatus, sondern bei einem Schreiber im Officium. Sorge dafür, dass dieser Schreiber einen anderen Posten bekommt und dass die Listen in der korrekten Fassung zu den Akten kommen. Sehe ich das richtig, dass es keine Mänge in den Beständen gibt, die die Durchführung des Manövers gefährden würden?


    Ich denke, spätestens nach dem Manöver wird sich zeigen, welche Legionäre für eine Beförderung geeignet sind und welche Probati sich bewährt haben.


    Übrigens, die Reiter, die eine mögliche Streckenführung zum Garganus Mons erkunden sollten, sind zurück und ich bin mit den Ergebnissen recht zufrieden. Sie haben an der Küste auch eine Bucht ausgemacht, die sich für das Anlegen eines Schiffslandeplatzes eignet. Wenn jetzt noch die Flotte aus Ravenna mitmacht, können wir tatsächlich einen Teil der Truppe dort abholen lassen, während der andere Teil zu Fuß zurück kehrt."

  • Am nächsten Tag erreichte die Nachricht vom Flottenstützpunkt in Ravenna das Lager. Der dortige Kommandeur der Flotte meldete, dass ein Flottenverband einen Teil der Truppe aufnehmen und nach Ostia transportieren könne. Er bat um genauere Anweisungen für die Durchführung.


    Macer nahm diese Nachricht zufrieden zur Kenntnis. Auch wenn die Flotte nicht alle Soldatehn aufnehmen konnte und daher ein teilweiser Rückmarsch über Land nötig war, waren nun alle wichtigen Dinge geklärt, um das Manöver endlich in die letzte Phase der Vorbereitung treten zu lassen.

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