Beiträge von Aelia Adria

    Adrias Blick wurde ernster. Das Gespräch war nun nicht mehr Geplaudere sondern Geschäft geworden. Sie selbst überließ ohnehin dieses wirtschaftliche am liebsten den anderen, oder Quarto, doch manchmal kam sie dem nicht aus.
    Sie holte unbewusst tief Atem.
    "Die Leiden eines Quästors", seufzte sie und sprach nach einer kurzen Pause weiter: "Wir besitzen wahrscheinlich nicht soviel Land du wie es vielleicht vermutest. Andererseits verstehe ich deine Lage und dass du es benötigst."
    Wieder legte sie eine Pause ein. Es war ihr deutlich anzumerken wie schwer sie sich zu einer Entscheidung durchrang.
    "Wärst du zu deiner Zeit als Quaestor bereits Mitglied unserer Familie gewesen, hättest du gar nicht keinen Verkauf deiner Grundstücke nötig gehabt, aber leider..."
    Sie entschloss sich dafür, ihm ein Grundstück abzutreten. Dass er von sich selbst gleich anbot es zu kaufen, machte ihr die restliche Sache sehr viel einfacher.
    "Also gut, ich werde dir eines verkaufen. Der reguläre Preis würde denke ich um die 5000 Sz liegen." Eine Menge Geld. Mit ihrem direkten Blick auf Marcellus legte sie die Frage in den Raum, ob er überhaupt über soviel verfügte.

    Ein Bote im Namen von Aelia Adria brachte einen Brief in einem kleinen Paket zur Postannahme.
    "Bitte einmal nach Mogontiacum! Wieviel macht das?"



    Aelia Paulina
    Domus Legati Augusti
    Mogontiacum



    meine liebe Paulina,


    ich entsende euch hiermit die besten Wünsche zu eurer Vermählung. Mögest du mit Lucianus gemeinsam das Glück finden, die Götter euch lieben und du in Germanien eine Heimat finden.


    Ich bin überzeugt, du konntest dich bereits gut eingelegt, hoffe allerdings auch du vermisst Rom und die Familie ein wenig. Da in Mogontiacum durchaus auch schöne Feste gefeiert werden sollen, hoffe ich dich erfreut mein kleines Geschenk und es finden sich Gelegenheiten dafür.


    Bitte richte auch deinem Gemahl die besten Wünsche aus.


    Aelia Adria


    KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (1.11.2007/104 n.Chr.)



    PS: Verzeih, dass euch diese Zeilen erst jetzt erreichen (ein Sklave hatte das Paket verschlampt und erst jetzt wurde es durch einen Zufall wiedergefunden).
    ANTE DIEM VIII ID IAN DCCCLVIII A.U.C. (6.1.2008/105 n.Chr.)


    Adria deutete ein Nicken an.
    "Ich verstehe dich schon. Ich werde gerne mit ihr bei Gelegenheit darüber sprechen. "
    Dass sie mit Dolabella selbst bereits ein kurzes Gespräch unter Frauen geführt hatte, brauchte Marcellus nicht unbedingt wissen, hätte es doch den Eindruck einer allzu übereifrigen Verkupplerin gemacht.
    "Aber wie du schon selbst sagtest, sie ist noch nicht lange hier, wir werden nichts überstürzen. Wir werden sicherlich irgendwann eine gute Partie für sie finden."
    Nochmals überlegte sie, ob sie nicht vielleicht jemanden kannte, der freistehend, vielleicht sogar schon geschieden oder verwitwet ist, doch kein Name wollte ihr einfallen. Durch den großen Feldzug gab es derzeit ohnehin einen deutlichen Männermangel in der Stadt, und über Männer im Krieg sollte kein Handel abgeschlossen werden.

    Langsam kam Adria in die Küche hereingeschlichen, die Sklaven bemerkten es nicht vor lauter Beschäftigung mit dem Essen, und stellte sich neben Callidus.
    Sie beobachtete eine Weile die Sklaven als auch was sie alles aufgetischt bekamen.
    "Ich danke dir, dass du dich um alles gekümmert hast", flüsterte sie Callidus zu.
    Sie hätte es ihm nicht verübeln können, wenn er das Gefühl hatte, sie habe sich absichtlich davor gedrückt und ihm alles überlassen. Nicht nur die Ausrichtung der Saturnalien, sondern eigentlich alles was in den letzten Monaten im Haus anfiel. Dabei konnte sie noch nicht einmal eine gute Ausrede für sich finden, weshalb sie es nicht selbst getan hat. Jedenfalls galt ihm wirklich ihr aufrichtiger Dank.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Ich habe vor kurzem einen Brief meines Neffen Faustus erhalten. Er ist ein frischer Rekrut und dient in der Legio Prima. Er hat schon eine Schlacht geschlagen und dabei tapfer gekämpft. Ich hoffe nur, dass er keine überstürzten Heldentaten vorhat und gesund wiederkommt. Ein Brief, den ich ihm schickte, kam leider wieder zurück. Sie müssen also immernoch im Feld sein."


    "Und man kann nicht abschätzen wie lange es noch dauern wird.", Adria fügte nachdenklich hinzu, bevor sie sich wieder an Paulina richtete:
    "Wie lange wirst du denn in Rom bleiben? Ich nehme doch an ein wenig länger als nur für die Hochzeitsfeiern. Wenn man schon so eine lange Reise auf sich nimmt. Besonders in der kalten Jahreszeit."


    Sie blickte in ihren Becher, obwohl sie schon beim dauernden Schwenken desselben merken hätte müssen, dass noch etwas darin ist.
    "Ich habe noch, danke."
    Mit einem unauffälligen Blick zur Seite versicherte sie sich, keine Aurelier um sich stehen zu haben bevor sie weitersprach.
    "Mir scheint es gibt eine 'junge Generation' der Aurelier, die nicht vergleichbar ist mit denen, die ich noch vor einiger Zeit kannte." Sie wollte eigentlich noch weiter ausholen, doch aus Rücksicht auf eventuelle Sympathien von Anwesenden für die angesprochenen Personen wäre dies vielleicht nicht glücklich gewesen, also versuchte sie zu relativieren: "Ich hatte bisher mit ihnen noch nichts zu tun, doch sie scheinen sich ins hohe gesellschaftliche Leben integriert zu haben." Was eigentlich auch als Beleidigung für die 'alten Aurelier' hätte gesehen werden können. Irgendwie fiel es ihr gerade sehr schwer, auszudrücken was sie dachte, und so wechselte sie das Thema.
    "Habt ihr eigentlich mehr Informationen über den Krieg im Osten als jeder andere, der es nur aus der Acta und Tratsch hört?"

    Überraschend stand plötzlich die hübsche Frau von der gerade gesprochen wurde auch schon vor ihr.
    "Salve Paulina! Bist du tatsächlich auch hier. Ja, ich habe soeben gemeint ich hätte dich hier gesehen. Bist du denn alleine ohne Sedulus gekommen?"
    Nach der Erzählung von Mattiacus vorhin musste sich Adria nun bemühen, nicht gleich mit Fragereien deswegen herauszuplatzen oder ein mitleidiges Gesicht zu machen.
    "Entschuldige, ihr werdet euch nicht kennen."
    Mit ein paar Handbewegungen stellt sie alle einander vor. "Germanica Paulina, Decimus Mattiacus, Decimus Meridius. Mattiacus arbeitet in der kaiserlichen Juristerei." Genauer konnte Adria es leider selbst nicht erklären. Und von Meridius hatte Paulina vermutlich ohnehin schon gehört.

    "Ich hoffe doch wir sprechen von der gleichen Person. Octavia Paulina, die seit einigen Monaten mit meinem Adoptivbruder, Germanicus Sedulus verheiratet ist. Sie lebt gemeinsam mit ihm in Germanien. Aber..."
    sie ließ ihren Blick kurz über die Mensche schweifen..."ich glaube ich habe sie sogar hier gesehen."
    Nochmals hielt sie Ausschau nach Paulina. Sie hoffte sich nicht zu irren, aber es war nicht ausgeschlossen, denn die letzte Begegnung war bei deren Hochzeit.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Ich war selber Adessat eines dieser Edikte. Ich habe deswegen meine Mine verkaufen müssen. Dafür solche Edikte sind die Aedilen bzw. der Praefectus Urbi zuständig. Sie üben die Marktaufsicht aus. Ich werde nur bei Strafsachen tätig." erläuterte Mattiacus.


    "Octavia Paulina wurde von einem verrückten Peregrinus entführt. Er meinte, sie wäre eine wiedergeborene Göttin und hat deswegen versucht, sie zu töten."


    Adria sah Mattiacus erschrocken an: "Neein! Octavia Paulina? Germanica Paulina? Die Frau von Sedulus?"
    Sie schüttelt ungläubig den Kopf. "Sowas Verrücktes. Die arme."

    "Ich nehme an, du hast aber nichts mit den Edikten zu tun, die vor einiger Zeit von Octavius Victor als Praefectus Urbi wegen Verstöße gegen die Lex Mercati ausgegeben wurden? Ich wollte ja damals Einspruch dagegen ergeben, habe es eigentlich sogar inoffiziell getan, aber nichts mehr davon gehört. "
    Wobei sie jetzt doch diese Erzählung als etwas unpassend empfand, nachdem sich Mattiacus über verbrecherisches Gesindel ausgelassen hatte.
    "Eine entführte Patrizierin?", fragte sie deshalb nach, denn sie konnte sich nicht erinnern etwas davon gehört zu haben.

    Als unerwartet jemand zu ihnen zutrat, brauchte Adria zwar einen Moment, bis sie sich erinnern konnte wer es war, doch es gelang ihr noch bevor Meridius ihn namentlich ansprach. Prinzipiell war Adrias Gedächnis nicht das beste, aber Mattiacus hatte irgendwie so ein markentes Gesicht, das man auch nach Jahren wiedererkennt.
    "Es ist schon lange her, aber ja, wir kennen uns aus der Schola. Salve Mattiacus. Schön dich wiederzusehen."

    Adria lachte über Meridius Spruch zu Lucilla. "Gut so!" Sie würde es in solch einer Situation Lucilla sicher gleichtun.


    "Ach, unser Sohn, dem geht es prächtig. Er hat zwar erst eine kleine Erkältung hinter sich, aber er ist ein kleiner tapferer Mann.
    Er ist ja so süß. Er beginnt ja schon ein kleiner Diplomat zu werden. Wenn er irgendwas nicht bekommt, weiß er genau zu wem er gehen muss und seinem kleinen Lächeln nicht widerstehen kann."
    Meistens war es die strenge Amme, die verwehrte, und die Mutter, die ihm alles durchgehen ließ.
    Während des Gespräches enstand kontinuierlich ein Strahlen in Adrias Gesicht zu erscheinen.
    "Es ist wirklich schön, ein Kind zu haben. Ich wünsch euch wirklich soviel Freude damit, wie ich sie habe."
    Das Strahlen verschwand wieder langsam. Ein zweites wäre doch auch ganz schön, aber derzeit nur schwer realisierbar.

    Meridius schien also noch immer ein wichtiger Mann zu sein, den seine Sklaven nicht einmal auf einer Hochzeitsfeier in Ruhe lassen.
    Mit einem Schmunzeln beobachtete sie, wie er es geschwind regelte und sich wieder ihr zuwandt.
    "Bei deinen Zukunftsplänen, dem wenigen was davon vorhanden ist.
    Ist jemand für dich gekommen? Ich möchte dich nicht aufhalten, wenn du etwas zu tun hast."

    Mit dem Namen Decimus Titus konnte sie nichts anfangen. Auch kein Wunder, bei der Sippe der Decimer nicht alle Namen zu kennen.

    "Ach tatsächlich? Das wusste ich gar nicht." Wohl ein eindeutiges Zeichen, sich mehr in Gesellschaft begeben zu sollen.
    "Das freut mich für euch. Wenn es wirklich schon bald soweit ist, ist es natürlich das beste für sie, zuhause zu bleiben."


    "Mein Junge wächst und gedeiht ja auch prächtig. Schade, dass sein Vater so lange fort ist." Für den Fall, dass Meridius nichts davon wusste, fügte sie hinzu: "Er ist ja mit dem Kaiser im Osten." Einen flüchtigen sorgenvollen Blick konnte sie dabei bei jeder Anstrengung wohl nicht vermeiden.


    "In den Albaner Bergen. Schein dort tatsächlich schön zu sein, ich habe auch schon von anderen gehörte, die sich dort ein kleines Haus gebaut haben." Nur wer das war, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern.
    "Ich würde euch gerne besuchen kommen.Werdet ihr denn auch länger dort bleiben? Es zieht dich nicht mehr nach Hispania, Germanien oder sonstige Flecken der erde weit weg von Rom?

    Wie schön es doch war, wenn sich jemand über ihren Anblick freute.
    Hatte sie zunächst noch überlegt, ob eine Umarmung die passende Begrüßung wäre, ließ sie es jetzt einfach ohne körperlichen Kontakt bleiben.


    "Gut, ich danke dir." Die Antwort auf ihr Wohlbefinden hielt sie möglichst allgemein und wollte nicht beginnen ober manche Dinger herumzujammern. Dafür war schon allein der Anlass hier nicht geeignet.
    "Und selbst? Wir haben und schon lange nicht mehr gesehen.
    Wie geht es"
    , sie zögerte einen Augenblick, aber dann fiel ihr auch schon der Name glücklichweise wieder ein, "Iulia?"
    Wie peinlich wäre es gewesen, hätte sie mitten im Satz gestockt.

    Die Vorstellung eines frisch verliebten Pärchens erfüllte der Blick auf Avarus und Lucilla nicht gerade. Eher der eines Paares, das in den letzten Tagen vor lauter Vorbereitungsarbeit wenig Zeit zum Essen hatte, aber dennoch waren sie hübsch miteinander.


    Nachdem auch sie selbst sich ein wenig gestärkt hatte, fiel ihr Meridius auf, der gerade in keinem Gespräch mit jemandem schien, und diese Gelegenheit sollte doch gleich genutzt werden. Ihren Teller ließ sie stehen und ging nur mit dem Becher und einem freundlichen Lächeln zu ihm.
    "Salve Meridius!"

    Nachdem Adria dem Paar auch ihr kleines Geschenk übergeben hatte, überließ sie den anderen Gästen den Platz zu den beiden und machte sich, ohne weitere Rücksicht darauf zu nehmen wohin sich Hungaricus begab, zwischen die Leute.
    Sie sah Medeia und Valeria, die aber gerade im Gespräch waren, grüßte im Vorbeigehen und wollte später unbedingt mit ihnen sprechen. Da war natürlich auch Meridius, auch im Gespräch mit jemanden und auch den wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
    Und dann stand plötzlich Agrippa vor ihr. Ihre letzte Begegnung war schon lange her und er sah auch deutlich älter aus als damals, aber noch immer war er gleich zu erkennen.
    "Salve, Agrippa!", begrüßte sie ihn und gab ihm auch gleich eine herzliche Umarmung der alten Zeiten wegen.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Senator Hungaricus, Aelia Adria... ich freue mich das ihr Zeit und Muse gefunden habt meine Hochzeit mit Lucilla..." dabei hakelt er sich sanft unter den Arm von Lucilla ein und dreht sie dem einstigen Ehepaar Vinicius zu... 8) "... -ihr kennt sie doch beide?- ... aufzuwerten."


    "Wie könnten wir es uns entgehen lassen, mit euch", fast wäre ihr ein "endlich" herausgerutscht, "eure Hochzeit zu feiern."
    Ihr fiel erst jetzt auf, dass sie unabsichtlich in der Mehrzahl gesprochen hat.
    "Lucilla, natürlich habe ich sie schon kennengelernt."
    Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange, das sollte bei der zukünftigen Frau von Avarus durchaus angebracht sein. Danach bekam auch Avarus eine ebensolche Begrüßung, und sie wandte sich wieder zur Braut.
    "Ich muss dir wirklich ein Kompliment aussprechen. Nachdem ich angekommen bin dachte ich ja, ich werde nichts schöneres als die Blumendekoration zu sehen bekommen, aber du selbst siehst einfach bezaubernd aus.
    Ach, ich freue mich so für euch, dass ihr es nun endlich wagt."
    Jetzt war es also heraussen. "Und ihr werdet sehen, wenn die Hochzeitsnacht erst einmal vorbei ist, werdet ihr die schönsten Tage eures Lebens verbringen."
    Damit hatte sie die Anstrengungen einer solchen Hochzeitsfeier gemeint, die beiden würden es aber sicherlich richtig verstehen.
    Und damit ließ sie endlich Hungaricus auch zu Wort kommen.

    Wie schon fast üblich etwas verspätet erschien Adria in der Casa Decima.
    Nachdem sie eingetreten war, fand sie sich inmitten einer atemberaubenden Dekoration von duftenden Blumen und vielen Menschen, die sie nur zum Teil kannte.


    Sie hörte gerade einen ausklingenden Trinkspruch und ergriff sogleich auch einen Becher von einem der Sklaven, die zahlreich zwischen den Gästen herumwuselten. Vielleicht konnte sie damit den Eindruck erwecken, nicht gerade erst erschienen zu sein.
    Viele Gäste kannte sie bereits seit langem, aus der Familie, dem Senat oder von anderen Gelegenheiten.


    Sie hielt natürlich gleich auch Ausschau nach dem Brautpaar und begab sich langsam in Richtung dieser, immer wieder mit Seitenblicken um Leute zu entdecken, mit denen sie sich später noch unbedingt unterhalten wollte.
    In der Nähe des Paares angekommen, stand auch schon zufällig Hungaricus vor ihr, auch jemand den sie schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.


    "Grüß dich, Vinicius Hungaricus!", sprach sie ihn eigentlich unhöflich aber durchaus nett gemeint von hinten an. "Schön dich wieder einmal zu treffen. Alleine hier?"