Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Dieser konnte nur milde Lächeln. Er konnte Fetivitäten nicht ausstehen und vor allem nicht jene, die er selbst zu veranstalten hatte.
    "Ja, das klingt gut.", sagte er dann in völliger Resignation.
    Er würde mit der Gemahlin noch ein Wort sprechen müssen, ehe sie diese Idee weitersponn.
    Ohnehin würde er ihr die Last der Vorbereitung aufbürden, schließlich war es ihre Idee und er hatte diesbezüglich keinerlei Talent oder Taktgefühl.

    Flavius Furianus saß recht entspannt in einer dunkelroten Tunika an seinem Schreibtich und las sich noch den ein oder anderen Brief durch, welchen er als amtierender Konsul zu bearbeiten hatte. Meist waren dies Anfragen von Kandidaten zur nächsten Legislaturperiode, so dass das Durchlesen sich nur pro forma hinzog und er recht abschweifende Gedanken hatte.
    Als es klopfte wurde er in gewisser Weise unerwartet überrascht und hätte fast den Brief fallen gelassen. Sich daran erinnernd, dass er noch dieses Arrangement mit der Freigelassenen hatte, legte er das Scriptum beiseite und ging selbst zur Tür, um diese aufzumachen.
    Sklaven waren heute nicht zugegen, denn am Abend blieb er gerne alleine.
    "Komm´rein.", sprach er dann in freundlichem Tone und öffnete dir Tür recht weit, so dass sie hinein treten konnte.
    Das Zimmer war sperrlich beleuchtet, denn außer zwei Öllampen auf seinem Schreibtisch, welche ihm das Lesen zu später Stunde ermöglichten, war keinerlei Lichtquelle mehr vorhanden, so dass sich ein zarter Schleier der Dunkelheit über das Zimmer legte.
    Während sie hinein trat, konnte der Flavier nicht umhin ihre Rundungen zu begutachten und insbesondere die alabasterfarbene Haut, welche ihn seit Kindestagen an fasziniert hatte. Zwar waren Menschen mit dieser Hautfärbung in der Regel Barbaren, doch dieser blasse Teint, der für andere recht krankhaft aussehen mochte, war für ihn anziehend geworden. Vielleicht, weil er so selten war in der römischen Kultur und ein Flavius Furianus das Fremde ebenso mochte wie das Altherwürdige.
    "Möchtest du was trinken?", fragte er dann höflich und schritt zu der Karaffe mit verdünntem Wein, um sich schon einmal elbst einzuschenken. Abende mit Frauen verliefen, ob kurz oder lang, immer mit einer trockenen Kehle vor Anstrengungen, so dass er davor sich angewöhnt hatte viel Wasser - oder in diesem Falle verdünnten Wein - zu trinken.

    "Das war der familienpolitische Kurs!", erhob der Flavier seine Stimme und insistierte damit auf die Beendigung dieser Annahme.
    "Ich bin anderer Meinung. Er könnte morgen genesen.", und das konnte dieser wahrhaftig. Furianus selbst hatte es am eigenen Körper gespürt.
    "Ich halte Quarto für nicht durchsetzungsfähig in dieser Sache. Er würde seinen Bruder niemals aufgeben und obgleich dies ehrbar ist, wird er eine lange Geduld haben müssen, um sein Ziel zu erreichen - oder vollkommends vor einem Scherbenhaufen stehen, so denn sein Bruder - mögen es die Götter verhindern - in das Elysium schreitet."

    Seine Frage war recht rhetorisch, so dass er ein gehauchtest "nein" erwartete - doch sie schien die Sache ausnutzen zu wollen und er konnte nicht umhin darob zu lächeln. Wäre sie keine Frau geworden, hätten die Götter sie zu einem guten Politiker gemacht. Doch in diesem Moment konnte er dankbar sein, dass die Götter diesen Weg auserwählt hatten.
    Sie genoss anscheinend seine Wärme, während der Flavier nun am liebsten ein kaltes Bad genommen hätte. Eigentlich störrte ihn die Hitze an der Seite, doch der wohlgeformte Körper war so schön anzusehen, dass er sie zu lieblich fand, um nun wegzugehen. Während sie sich an ihm schmiegte, legte er seinen Arm um sie.
    Die Zärtlichkeiten, welche primär von ihr ausgingen - dies lag auch in der Natur der Frau, hatte ihm damals eine Sklavin gebeichtet - genoss er sehr und lächelte zufrieden, als sie einfach so beschloss für ihn die Antwort zu formulieren. Wahrhaftig war er ihr nun erlegen und dagegen etwas zu machen hieß wiederum diese Idylle zu zerstören. Nichts lag ihm ferner als das.
    "Gut, zuerst verwöhnst du mich weiterhin und dann zeige ich dir mein Gestüt.", attestierte er mit einem verschmitzten Lächeln. Was konnte denn auch passieren? Das wichtigste an einem Gestüt waren noch immer die Pferde und solange sie keine richtig guten Zuchthengste in ihrem Gestüt hatte, konnte sie noch die beste Verwaltung, die teuersten Sklaven und das kräftigste Futter haben - es lag alles an den Tieren.
    Und der Senator war viel zu geübt darin, um ihr so einen großen Gefallen ohne eine entsprechend große Gegenleistung zu erweisen. Schmuck, Kleider, Zerstreuung, das alles konnte er bieten, doch seine Pferde wegzugeben war schmerzhaft.
    Gerade war er sich noch unschlüssig, als sie aufstand, ob sie seine Worte verärgert hätten, doch glücklicherweise hatte sie scheinbar Durst. So legte er sich mit hinter dem Kopf gelegten Händen auf das weiche Bett und räckelte sich für einen kurzen Moment, ehe er sein Gemächt mit einem Stück des Lakens bedeckte. Zwar waren sie alleine, doch den geringsten Anstand wollte er noch wahren.
    "Reines Wasser, keinen Wein. Ich möchte schließlich meine Sinne nicht trüben.", antwortete er ihr lächelnd und zwinkerte dann kurz: "Schließlich brauche ich sie für dich, meine Aphrodite."
    Und das war nicht einmal ein leeres Kompliment, denn durchaus wollte er sie spüren, riechen und jedes Detail, welches sich ihm in ihrer Zweisamkeit bot, aufsaugen. So, wie sie gerade stand, hätte er sofot sein Vermögen für ein Ebenbild gegeben. Eine Statue von ihr, so wie sie jetzt war, hätte ihn glücklicher gemacht als weitere Titel.
    "Ich könnte deinen Vorschlag verbessern.", merkte er an, als sie für ihn das Wasser in einen Becher goß. "Wir könnten hier noch etwas liegen bleiben, anschließend ein Bad nehmen und dann mein Gestüt erforschen.", und er freute sich, dass diese Planung nur ein paar Stunden Zeit kosten würde. Sie blieb die ganze Nacht und das waren weitaus mehr Minuten, an welchen er zehren würde, als geglaubt.

    Da der Magister ihn bereits im Vorfeld hatte kennenlernen und damit auch ausfragen können, blieb Flavius Furianus nichts, was er dem hinzufügen wollte. Aber da er wohl nicht die einzige Stimme in diesen Hallen sein sollte, die sprach, hatten wohl noch andere Fratres den Wunsch sich zu äußern.
    "Ich danke Aulus Tiberius Ahala Tiberianus für seine Rede. Nun sollten wir die Möglichkeit erhalten, Fragen an den Cadidatus zu stellen.", sprach er dann und war gespannt, ob jemand von den Anwesenden angesichts der Verschandschaft des jungen Mannes pikante Fragen würde stellen oder nicht.
    Schließlich war die Vorstellung seines Lebenslaufes nichts weiter als ein großes Versprechen in der Zukunft den Fratres wie auch Rom ehrenvoll dienlich zu sein. In gewisser Weise eine Investition in die Zukunft und so etwas vages sah man selten - daher erwartete er einige Fragen zu dieser Personalie durchaus.
    Er selbst war ohnehin überzeugt, nicht primär durch die Rede und auch nicht hauptsächlich von der ersten Erscheinung, sondern der Tatsache, dass sich Durus wohlweißlich keinen Adoptivsohn würde zulegen, der nichts taugte.

    Flavius Furianus war nicht gerade erfreut über das plötzliche Erscheinen des Jungen und dies ließ er sich auch nicht nehmen offensichtlich zu zeigen.
    "Verschwinde!", fuhr er den Zögling der ehemaligen Sklavin an und blickte diesen für einige Augenblicke musternd an. Er sah seinem Vetter wirklich recht ähnlich und diese Tatsache hätte dem Jungen einiges an Ärger eingebracht, wenn der Flavier nicht das geheime Übereinkommen mit der Mutter hatte.
    Eigentlich konnte er sich jede nehmen, bis auf die Gattinnen und Verwandten, denn an hübschen Frauen mangelte es im flavischen Haushalt nicht. Nur dieser Frohlockung, dass er die vollkommene Macht über die ehemalige Sklavin hatte, machte sie allen anderen gegenüber attraktiver.
    Da er auf diese Szene nicht weiter eingehen wollte, der Junge ihm ein Dorn im Auge war und er dessen Mutter nichts mehr zu sagen hatte, schritt er - ohne eine Rolle etwas beiseite zu treten - an den beiden vorbei.
    Er wollte schließlich, das war sein ursprünglicher Weg, ein wenig Muße und Zeit in der Bibliothek verbringen.

    Die Wortkargheit seines Gegenüber verunsicherte den Flavier für einige Momente, ehe er dies jedoch als augenscheinliche Vertiefung seines Freundes in die eigenen Gedanken abtat und fortfuhr.


    "Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er - falls er kein Tölpel sein will - seinen Neffen zum Cäsar ernennt, vielleicht auch sich selbst, und dann anstatt des Neffen die Staatsgeschäfte übernimmt, bis jener volljährig ist. Es gab in der Historie ja schließlich stets auch mehr als nur einen Cäsar. Und wenn der Kaiser sterben sollte, wäre dann de facto sein Sohn der Nachfolger, jedoch aufgrund seiner Unmündigkeit nicht regierungsfähig, was dann eben Quarto wäre.", resümierte er das Gespräch zwischen dem Senator und den Flaviern und dachte dann einen Moment nach, ehe er sich äußerte.
    "Das hat er explizit nie erwähnt. Latent war jedoch herauszuhören, dass er weder seinem Bruder in den Regierungsgeschäften vertraut, noch auf dessen baldige Genesung.
    Es kam mir eher vor, als würde er die Zügel, welche sein Bruder aus der Hand hat fahren lassen, vehement diesem wieder in die Hand drücken wollen.
    Wir persönlich haben den Kaiser jedoch, zumindest in jener Diskussion, aus familienpolitischen Gründen quasi als nicht mehr genesungsfähig betrachtet."
    , dass er persönlich nicht daran glaubte, konnte sich Durus sicherlich selbst denken. Doch wenn man viel fordern wollte, was die Flavier erstrebten, musste man eine andere Linie fahren, um Quarto in eine äußerst desolate Ecke zu drängen, aus der er nur mit der Hilfe der Flavier hätte herauskommen können - und das würde ihn etwas kosten.

    Aufgrund einer Bombenentschärfung an der Georgia-Augusta, welche derzeit die einzige Möglichkeit ist für mich in´s Internet zu kommen, melde ich mich mal für 1-2 Tage vorsorglich ab.
    Wer weiß, wie lange das dauert.

    Und damit hatte der Aurelier vollkommen richtig gelegen.


    "Da ich mir normalerweise selbst ein Bild von dieser Person machen will, würde ich sie gerne, so denn andere Senatoren sich dem anschließen würden, Decima Seina in den Senat laden, um vorzusprechen.
    Sie soll die Gelegenheit erhalten uns selbst, auch wenn Senator Aurelius sie hoch preist, von ihrer Person zu überzeugen."
    , und sein Blick schweifte umher, um die Blicke der anderen einzufangen.
    Wenn er alleine dieser Ansicht war, konnte man dies auch sein lassen.

    Vielleicht war dies auch zu viel der Strafe, gestand sich der Flavier im Nachhinein ein und musste angestrengt überlegen, bis sein Blick auf das üppige Dekolettee der ehemaligen Sklavin fiel.
    Noch vor einigen Monaten hätten ihn solche Gelüste in keinster Weise tangiert, doch da in letzter Zeit die Affäre mit Tiberia Septima sein Sexualleben dermaßen auffrischte, hatte er den ursprünglichen Drang die Triebe, die er so viele Jahre hatte in stoischer Manier unterdrücken müssen, auszuleben. Der Umstand, dass seine Frau in freudigen Umständen war und er ohnehin ihr Bett nicht aufsuchen durfte oder es nicht wagte, da dies unter adligen Ehepaaren recht unüblich schien, zudem die Liason mit Tiberia Septima recht selten zustande kam, durchdringte ein Gedanke sein Mark.
    "Nun gut.", sagte er dann voller Einsicht und blickte ihr in die wilden Augen - zumindest sah er diese als solche an.
    "Du darfst gehen, kommst jedoch, wenn die Sonne untergegangen ist, in meine Gemächer und ich teile dir deine Strafe zu. Verstanden?"
    Er musste lügen, wenn er sich nicht danach sehnte, doch obgleich das männliche Verlangen in ihm Wallungen würde annehmen können, war doch der Gedanke sich mit einer Barbarin einzulassen recht fremd und daher abstoßend.

    "Dieser Anschein wäre höchst trügerisch.", antwortete er mit einem koketten Lächeln und fand diese Vorstellung gar nicht so schlecht. Bei dieser hübschen und jungen Frau hätte sich wahrlich der Flavier verlieren können - jetzt, nach seiner vitalisierenden Affäre spürte er ohnehin einen recht starken Drang diese Bedürfnisse zu befriedigen, welche er so lange hatte verbannen müssen.
    Beipflichtend nickte er ihr zu, als sie das Wetter ansprach. "Zum Glück ist es noch erträglich. Ich hoffe doch, dass dein Gatte dich im Hochsommer nicht zwingen wird in Rom zu bleiben?", fragte er lächelnd, denn diese Tatsache war recht abwegig. Es war zu heiß, um an solchen Tagen auch nur an ein Verweilen in Rom - auch wenn man einen weitläufigen Garten zu seinem Besitz zählen konnte - zu verweilen.
    Theatralisch sah er sich noch einmal im Garten um. Es war recht grün, Sträucher schien sie zu bevorzugen, auch wenn hier und da gezielte Blumenbeete farbenfroh heraus stachen.
    "Eine weibliche Hand ist hier sehr wohl auch zu spüren - zu sehen ist sie sowieso. Erlaube mir dir ein Talent für das Grüne zu attestieren.", kokettierte er weiterhin und nahm den ersten Schluck aus dem eiskalten Glas. Erfrischend, denn er fing langsam an ein wenig zu schwitzen, was nicht alleinig an der Hitze mochte liegen.
    "Ich fahre meist hinaus hinter die Stadtmauern. Nicht unweit von Rom besitze ich eine Villa suburbana, welche auch ein großes Gestüt beherbergt. Es ist zwar nicht Misenum, doch durch ein paar notwendige Einbauten habe ich mir ein, wie ich meine, schönes Refugium geschaffen. Der Garten in der Villa Flavia Felix ist zwar üppig und weitreichend, dennoch stört mich diese Enge und auch die Luft ist hier in Rom, trotz Gartens, nicht gerade favorabel."
    Ein Plauderton entwickelte sich zwischen den beiden und der Flavier fragte sich, inwieweit diese Schönheit mit Quarto verwandt sein mochte. Dies nicht aus dem Grunde, dass er die Schönheit in Verbindung mit dem Aussehen Quartos erstaunlich fand, sondern vielmehr um der Bande willen, welche zwischen Balbus und Quarto herrschen mochte.

    Flavius Furianus nahm die Dankbarkeit mit einem ruhigen Nicken zur Kenntnis und legte sich ebenfalls auf die äußerst bequemen Klinen.
    Natürlich konnte der Junge hier alles Mögliche erzählen, denn der Consul vertraute aus Prinzip niemandem - und schon gar nicht einem Mann, welcher germanischer Abstammung war.
    Noch immer klangen die Worte wider, welche ihm sein Mentor Philates in Athena nahe brachte: Barbaren bleiben Barbaren, auch wenn man sie meint zivilisiert zu haben. Ehre und Anstand ist ihnen unbekannt und sie werden niemals die Intentionen besitzen, die ein Römer seinem Vaterland gegenüber hegt.
    Es war also nicht schwer zu erraten, dass der Flavier den Jüngling nur begrüßte, weil jener ein Aspirant war und das Amt des Flaviers dies aufbürdete.
    "Ich verstehe.", sagte er dann knapp und nahm sich einige Weintrauben, welche in Schalen auf dem Tischchen vor den Klinen standen.
    "Um dich für ein Vigintivirat vorab zu qualifizieren, müsstest du dem Ordo Senatorius angehören. Auch wenn dein Vater als Quaestor diesem Ordo angehören sollte, würde ich doch gerne eine Urkunde sehen.", schließlich konnte man hier alles behaupten und als Consul hatte man sicherlich wichtigeres zu tun, als den Kandidaten hinterher zu rennen und Beglaubigungen über sie einzuholen.

    Der Flavier hörte ruhig zu, und auch wenn er den historischen Abriss nicht erwähnte, welchen der Flavier doch gerne gehört hätte, war diese Argumentationsweise schlüssig. Und vor allem auch nicht einseitig, nicht übertrieben schmeichelhaft, sondern recht durchdacht und ehrlich.


    "Danke, eine sehr interessante Auffassung.", sagte er daher unscheinbar im Anschluss und blickte wieder zu Corvinus.
    "Wäre denn Senator Aurelius Corvinus bei einer etwaigen Abstimmung gleicher Meinung?"
    Schließlich war der Aurelier schon einmal hier und da konnte man abtasten, inwieweit ihn Furianus richtig einschätzte.


    Die Entscheidung den jungen Aurelius betreffend wurde bereits getroffen - sie musste nur richtig ausformuliert werden und dies geschah erst am Ende.

    Überrascht war der Consul doch sehr, als ihm Durus offenbarte keinen Besuch dieser Art erhalten zu haben.
    "Sehr verwunderlich, ist er doch auch auf dich angewiesen - zumindest als dem Leiter des Kultischen.", entgegnete er recht verwundert und überlegte kurz, bevor er Durus antwortete.
    "Wir sind vage verblieben uns auf eine gemeinsame Linie etwaig einigen zu können.", sagte er dann doch recht unklar.

    Sim-Off:

    Wurde noch nicht zu Ende gespielt. ;)


    Es wurde zusehends delikat, wenn Quarto letztendlich nur die Flavier in ihrer Eigenschaft als Patrizier hatte aufgesucht. Verbarg sich da etwa die Furcht vor einem flavischen Kaiser? Vielleicht war dies nicht einmal so abwegig, versuchte doch der Sohn Messalinas, welchen der alte Kaiser als Zögling aufnahm, diesen zu töten. Wäre der Junge nicht so fehlgeleitet gewesen, hätte sich mit dem damaligen Kaiser gut gestellt - vielleicht wäre dann schon heute ein flavischer Thronprätendent zugegen. Und insbesondere die Forderung jegliches Anrecht auf den Thron fallen zu lassen hatte Flavius Furianus damals recht überrascht. Diese Option hatte er noch nie im Auge.
    "Er wollte wohl unser Anrecht auf den Thron. Du weißt ja, dass Domitian gestürzt worden war - wir hätten daraus durchaus, so denke ich, juristische Rechte, welche der Aelius fürchten muss.", sinnierte er laut und wollte damit einen Kommentar von Durus, der sich im Rechtswesen auch gut auskennen mochte.

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg| Acanthus



    Acanthus war heute nicht in guter Stimmung. Zwar war er dies nie, jedoch sollte diese Erwähnung auf die Besonderheit der jetzigen Situation anspielen. Vor ein paar Stunden hatte er gegessen, wie immer, doch der Brei, welchen er immer zu genießen pflegte, war heute besonders überkocht. Darob grübelnd, saß er nun auf seinem gewohnten Stuhl und grämte sich, ehe es klopfte.
    Ohne ein Wort zu verlieren musterte er den Kerl, welcher da vor ihm stand. Kräftig schien dieser zu sein und nachdem ihm das Schreiben überreicht wurde, und Acanthus so tat als würde er lesen, denn das konnte er nicht, durfte der Jüngling auch rein. Natürlich hätte er nicht jeden Wisch angenommen, doch man benachrichtigte ihn bereits, dass der Consul einen Gast heute haben würde, der kein Klient zu sein schien und welchen der Ianitor folglich nicht kannte.
    Pflichtgemäß führte er den jungen Mann anschließend in´s Atrium.

    Nachdem der Duccier hinein geführt und die ersten Sklaven ihn mit Offerten bezüglich des Gustierens und Sommelierens angegriffen hatten, trat nach einer gewissen Zeit ein recht entspannter Consul in den Raum.


    "Salve. Du musst der Duccius sein, welcher mich anschrieb.", und da er recht selten Römer germanischer Wurzeln sah, musterte er den Mann einen kurzen Moment, ehe er ihm mit der Hand eine Kline wies.
    "Du möchtest also kandidieren.", fing er an und gab dem jungen Mann damit einen guten Einstieg in das Gespräch.

    Der Flavier vergrub sich in seine Gedanken und ließ nicht zu, dass man in seinem Gesicht las. Zu geübt schien ihm dafür sein Gegenüber, der Senator, und den jungen Aureliern wollte er noch für gewisse Zeit im Unklaren belassen.
    Ab und an schlug er merklich mit dem Lidern und nickte zweimal zu der kleinen Vorstellung des Lupus. Dass der junge Aurelier die Philosophien und das Staatswesen kennen gelernt hatte, war eigentlich eine Errungenschaft, die jeder Zögling aus weitestgehend gutem Hause aufzuweisen hatte.
    "Da du in Achaia gelehrt wurdest, bist du sicherlich auch des Griechischen mächtig und hast Rhetorikstunden genossen, nehme ich an?", vergewisserte er sich dennoch. Es war sehr viel Verwaltungsarbeit seit den Tagen seiner Agitation und es schien auch nicht abzuebben. Ein eifriger Mann war da eine helfende Hand.
    Und weil es dem Flavier nicht reichte, er das politische Talent ein wenig rauszukitzeln vermochte und sich nicht auf die strebsamen Jahre alleine berief - schließlich wusste man nie, ob der Junge in Achaia hinter Schriften saß oder der Theke, das kannte der Flavier schließlich auch selbst.
    "Nun, ich würde vorab, ehe ich mir ein Urteil darüber bilde, eine kleine Frage stellen. Ein wenig möchte ich deinen Kopf ja auch beschäftigen.
    Wie würdest du die von mir vorgeschlagene Agrarreform bewerten, insbesondere im Hinblick auf den Vorwurf sie entspräche nicht dem römischen Wesen an sich?"

    Und hierbei wollte der Flavier nicht nur die jetzigen Standpunkte aufgelistet hören, schließlich kannte er sie selbst nur zu gut, sondern auch eine gewisse Reflexion auf die Gracchen und selbst Caius Iulius Caesar, während seiner Diktatur. Ein wenig römische Geschichte sollte der junge Aurelier ja kennen.

    Das war ein gutes Argument, musste auch der Flavier feststellen. Im Plauderton ging er weiter.
    "Hat dich Aelius Quarto aufgesucht? Es sollte zwar die flavischen Wände nicht verlassen, aber er hat uns besucht, um eine Allianz zu erwirken. Zugeständnisse konnte er jedoch keine klaren machen, so dass wir recht vage geblieben sind, inwieweit die Flavier öffentlich den Ulpiern und damit den Aeliern beistehen.", er nahm einen Schluck und blickte auf den Becher, während er lachend fortfuhr.
    "Stelle dir einmal vor, er wollte eine öffentliche Anerkennung unsererseits mit einer alten Geschichte aufwiegen! Du weißt sicherlich um die Verbannung der Aelier unter einem Flavier, als wir noch auf dem Throne saßen. Nun denn, diesen alten Zwist wollte er beilegen und uns verzeihen.
    Stelle dir mal vor, wir verzichten auf jegliche Ambitionen künftige Kaiser zu stellen, unterstützen die Aelier in ihrer Dynastieplanung und was erhalten wir - eine öffentliche Beilegung eines Zwists, dessen Beteiligte wir längst zu unseren Ahnen zählen!"
    , vergnügt über dieses Amüsement wiegte er den Becher in der Hand und schüttelte den Kopf.
    "Was denkt er sich dabei? Ich bin kein Ochse und die Realpolitik ziehe ich der Bereinigung der Annalen vor. Auf der anderen Seite habe ich jedoch keine konkreten Vorschläge an Quarto gehabt, in deren Erfüllung er sich erkenntlich zeigen könnte. Er ist schließlich weder Cäsar, noch scheint sein Einfluss bei dem Kaiser nicht dermaßen groß zu sein, um meine Forderungen zu erfüllen.", welche das waren, behielt er für sich.
    Schließlich war Durus Pontifex und auch wenn er nicht so recht um dessen Ambitionen wusste, so wäre der Ausruf, dass die Flavier den Rex Sacrorum stellen wollten, nicht gerade weise. Auf der anderen Seite jedoch lehnte Gracchus dies damals kategorisch ab und Furianus hingegen würden die Regularien schier abschrecken.
    "War bei euch etwas in dieser Richtung vorgefallen?", versuchte er zu ergründen, denn es war ein Vertrauensbeweis, welchen er gerade Aussprach. Solche Informationen waren eigentlich nicht für Durus bestimmt, da er nicht zur Familie gehörte - also musste er dies honorieren und überdies dem Flavier einige Informationen geben.
    Für Flavius Furianus war es wichtig zu wissen, wie weit Quarto zu gehen vermochte, wenn er in Bedrängnis war - und ob er log. Schließlich konnte er sowohl den Tiberiern, Aureliern und Flaviern das gleiche Amt versprechen und späterhin genüsslich die Hände reiben, wenn ein innerpatrizischer Zwist entstanden war. Oder auch sonstwie schädlich interagieren.

    Auch der Consul hörte gespannt zu und unterhielt sich ab und an recht still mit seinem Kollegen. Die Zahlen waren wirklich ernüchternd und obgleich er diese Decima nicht kannte, war es wohl doch eine gute Idee die Acta jemand anzuvertrauen, der durch andere Pflichten nicht allzu eingenommen war.
    Schließlich nahm er an, dass Aurelius Corvinus die Arbeit an der Acta neben seinem Sitz in Senat und seinem Amt als Pontifex nicht immer hatte so ausüben können, wie er wollte.
    Eine völlige Konzentration auf das Amt war daher evident und ab und an wog er den Gedanken ab, ob man die Arbeit bei der Acta nicht vergüten wollte - so hätte man zumindest einen Auctor, welcher sich ganz seiner Tätigkeit widmen konnte. Doch dies anzusprechen war ihm nicht so wichtig, zumindest noch nicht.