Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Der Senator liess sich Zeit, da er noch einiges an Korrespondenz von seinem Schreibtisch hatte schaffen müssen. Danach kam er jedoch, leger mit einer locker sitzenden Toga bekleidet, in das Atrium.


    "Alaina, du hast die Reise gut überstanden, wie ich sehe.", stellte der Senator mit einem leichten Lächeln fest und begann ein wenig ab und auf zu gehen, wie er es für gewöhnlich tat. Jetzt war er ja gesund und war imstande dies zu machen.
    "Hast du schon eine adäquate Unterkunft?"

    Furianus verlor hierüber nur ein leichtes Lächeln. Da war er ja wieder, der Frevler, welcher sich schon seit je her die Rolle des Rächers der Armen und des Beschützers der Schwachen hatte auf den Leib brennen lassen.
    Und seine verworene, wohl schon leicht matschige, Gehirnmasse spinnte nun wieder irgendwelche abstrusen Theorien über Missetaten aller Patrizier und die Ausbeutung der armen Plebejer. Furianus war älter und reifer geworden, so leicht würde er sich nicht mehr mit Geisteskranken messen. Da gewann man doch sowieso nichts außer ein paar Stunden in aktiver Rhetorik.


    Sim-Off:

    Müssen wir das immer breit treten?
    a) Es ist wirklich nicht nötig den gesamten Senat wie eine Marionette zu spielen. Wäre es nicht besser, wenn AKTIVE Senatoren selbst lachen und die Worte des Avarus bejubeln anstatt Avarus und seine passiven Kollegen selbst? Oder bist du unter die Narratoren gegangen? ;)
    b) Spricht Furianus noch immer, wie seit einigen Jahren, seine Worte, wie unschwer zu erkennen, in fettem Schwarz. Seine Gedanken, wie wohl ebenfalls zu erkennen, kann man weder lesen, noch sind sie durch Telepathie oder sonstige unerklärliche Gründe in des Avarus´Kopf gewandert.

    "Artikel, was für ein...", entfuhr es ihm sofort und er riss das Schriftstück aus den Händen des Jünglings, da er sich der Bedeutung wohl genau bewusst war.
    Während er las, weiteten sich seine Augen merklich und unentwegt, auch wenn er die Zeilen nur überflog, entwichen ihm Worte und seine Gesichtsfarbe wechselte zu einer etwas rötlicheren Pigmentierung.
    "Akrobaten....Muse....barbarische Gesänge?!", entfuhr es ihm leise, dann doch immer lauter.
    "Ein Mitglied der ehrwürdigen Gens Flavia - das ist doch!...Harmonienlehre - Dis Pater, verdammt!...Mit Geschrei, Pfiffen und groben Zwischenrufen wurde dem Unmut Luft gemacht - du bist doch, das ist doch!...faulem Gemüse und Pflastersteinen ging Flavius Piso schwerverletzt zu Boden.", waren seine Worte, die teils aus Gebrüll, unfassbaren Flüchen gen Himmel und einer gewissen angestauten Wut, bestanden.
    Weiter las er nicht, sondern lies dies Schriftstück gen Boden fallen. Scharf sah er dem Jüngling in die Augen und ballte die rechte Hand zur Faust.


    "Bei den Göttern, bist du von Sinnen?!", brach es dann aus ihm heraus. "Was fällt dir überhaupt ein, du kleiner Nichtsnutz! Oh, wenn ich dein Vater wäre, ich würde dich hier und jetzt windelweich prügeln, deine Haut würde ich dir blau prügeln! Du bist doch...das ist doch....unglaublich!", schrie er in die Richtung des Jünglings und hielt die geballte Faust vor dessen Gesicht. Schweißperlen zeichneten sich auf der Stirn des Senators ab, doch er konnte sich beherrschen. Die Faust zitterte unmittelbar vor Pisos Nase, doch berühren konnte sei ihn nicht. Es gab diese unsichtbaren Grenzen des Anstandes, welche Furianus bei diesem Jungen nicht zu überschreiten gedachte, auch wenn er ihn nun am liebsten gewürgt hätte.
    "Weißt du in welchen Misskredit du unsere Familie damit bringst?! Ist dir das bewusst?! Weißt du wie schwer es ist besonders als Patrizier, dem sowieso jeder verdammte Plebejer Steine in den Weg wirft, zu bestehen?! Besonders in der Politik?! Du Einfältiger, mit deinen Kindereien setzt du nicht nur deine Zukunft aufs Spiel, sondern die der ganzen Flavier! Du stammst von Kaisern ab, mein Junge, also verhalte dich nicht wie ein Verrückter!"
    Der Senator war unfassbar erschöpft, denn seine Krankheit hatte viel der ursprünglichen Energie in ihm beansprucht. Langsam setzte er sich neben den Jüngling und versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, was ihm auch nach einigen Augenblicken gelang.
    "Wir müssen das revidieren, falls den Menschen dieses Spektakel noch in Erinnerung ist. Was weißt du, was erzählt man sich auf der Straße?", fragte er in versönlicherem Tonfall und blickte dann sofort zur Seite.
    "Nein, ich werde es selbst in Erfahrung bringen lassen. Und wenn es keiner mehr weiß, man nicht von dir diesbezüglich spricht, dann mischen wir uns nicht weiter ein uns versuchen die Sache nicht mehr aufkommen zu lassen."
    Sein logisches Wesen meldete sich scheinbar wieder und der Flavier war nun gänzlich wieder in ruhiger Gemütsverfassung.
    "Du wirst ab heute dein Temperament zügeln. Ab heute trägst du dein Haupt wie ein Mann deines Namens, deiner Abstammung, tragen sollte. Nämlich hoch, über denen der anderen. Du verhälst dich ruhig, sprichst nur, wenn man dich fragt und auch dabei bist du besonnen. Deine Lyra wird dieses Haus nicht mehr verlassen, verstanden? Und dein Gesang wird nur für dich bestimmt sein, das heißt keine Vorführungen, keine Spektakel und vor allem nicht vor Anderen. Damit ist Schluss. Streife endlich das Gewand eines Jünglings ab und werde zum Mann. Wenn du nicht in der Lage dazu bist, werde ich persönlich dafür sorgen, dass du wieder in das Dorf kommst, wo du hergekommen bist."
    Es war keineswegs eine Drohung, es war für Furianus lediglich eine Erwähnung der Tatsachen. Durch solchen Unfug würde er sich seine politische Zukunft nicht verbauen lassen. Und solange der Sohn des Flavius Felix noch kein Consul war, würde er alles daran setzen, um das Bild seiner Familie und seiner selbst zu wahren.


    Er entsinnte sich wieder der vorigen Unterhaltung und nickte kurz, um vielmehr sich selbst, wohl auch dem Jüngling, zu bedeuten, dass dieses Thema für ihn zu den Akten gehörte. Es stand nun fest, daran war nichts mehr zu rütteln.
    "Was Claudius Nero widerfahren ist, mag nicht unser Interesse teilen. Doch es ist die öffentliche Meinung und du wirst keinerlei Skandale aufgrund deiner eigenen Sichtweise hervor rufen, die zufälligerweise, von der Meinung des Senates abweichen könnte. Es wurde beschlossen und so ist es auch. Punkt."
    Zu Balbus sagte er nichts weiter, denn viel mehr musste Piso auch nicht wissen. Zu wem und in welcher Art Furianus Kontakte hielt, war nur die Angelegenheit des Flaviers selbst.
    "Nun gut, dann hast du eben einige Sympathisanten in deinen Officii. Aber deine Klientel muss eine breite Streuung aufweisen, denn nur so profitierst du überall. Und was deine Freunde anbelangt, so ist das löblich, halte die Freundschaften aufrecht, denn vielleicht könnten sie dir von Nutzen sein.", auch wenn beide teilweise recht unbedeutend waren. Zumindest der Vinicier war jedoch ein vielversprechender Kandidat, denn seine Verwandten würden ihn zu Ehren und Ämtern zu verhelfen wissen.
    Dass es jedoch keinen Cursus Iuris mehr im Angebot gab, überraschte Furianus doch ein wenig. Ganz Rom war auf den Säulen des Rechts aufgebaut, man konnte der Jugend solch einen Schatz nicht verwehren.
    "Ich werde mit den Verantwortlichen bezüglich des Cursus sprechen. Und wenn ich Vinicius Hungaricus selbst schreiben muss, damit er dich prüft.", denn dieser war schließlich einer der Magister dieses Fachgebietes.
    Das Stammeln des doch wohl noch gebliebenen Kindes ließ in Furianus Argwohn aufsteigen. Dieser kleine Kerl war wohl doch an einer gewissen Summe interessiert. Aber er vergaß, dass er einen Politiker vor sich sitzen hatte, der sich und sein Geld eloquent zu schützen wusste.
    "Wie viel Geld du brauchst? Nun, nicht so viel, dass die Familie nicht imstande wäre dies zu finanzieren.", zog er sich aus der Affäre.


    Die weiteren Überlegungen des Piso konnte der Senator nicht teilen. Er hatte hierfür wieder nur eine marginal nach oben verschobene Augenbraue übrig.
    "Warum solltest du weiterhin im Palast tätig sein wollen, wenn du schon jetzt deine politische Karriere in Angriff nehmen musst? Nein, ein anderer Posten im Palast wird dir nicht von Nutzen sein. Ich denke, dass ein Tribunat das Richtige wäre.", zwar hatte er sich über den Kommentar des sichtlich allzu Verwöhnten innerlich echauffiert, beließ es aber jedoch bei einem strengen Blick und einer Erläuterung.
    "Der Dienst am Vaterland ist das Ehrvollste, was du als Römer tun kannst. Zudem wärst du Tribun, ich hoffe in der Legio Prima, so dass du dir keine Angst um baldige Scharmützel wirst machen müssen."
    Doch scheinbar hatte die Dummheit des Jungen keine Grenzen. Völlig missverstanden hatte er den Flavier und dieser versuchte erst einmal den aufkommenden Ärger hinunter zu schlucken.
    "Nicht du lädst zu Festmählern, sondern ich.", gab er grantig zurück und stand schließlich auf, um wieder ein wenig im Zimmer herum zu laufen, wobei er den Krempel am Boden mit den sandalierten Füßen achtlos beiseite schob.
    "Bevor du im Senat sitzt, musst du einiges leisten. Und auch wenn du dies tust, wirst du dich gedulden müssen. So eine Berufung kommt nun einmal nicht jeden Tag. Und wenn du Ideen hast, die dem Allgemeinwohl dienlich sein können, kannst du sie ja immer noch durch einen Senator in den Senat bringen."
    Was auch seine Person durchaus machen könnte, dachte er sich insgeheim.

    Furianus begann sofort in Gedanken zu zählen und kam eindeutig auf viel mehr unbeantwortete Fragen seitens des Senates als auf der des Decimers.


    "Sieh dir das an, Cornelius, da beantwortet er uns keine einzige Frage von hundert, verlangt jedoch, dass wir ihm sofort Rede und Antwort stehen.", murmmelte er leicht verärgert zu einem seiner guten Freunde, mit dem er auch schon an der offiziellen Begrüßung des Decimers erschienen war.


    "Und warum soll der Senat Untersuchungen einleiten, wenn sich der gnädige Herr nur dem Kaiser verpflichtet fühlt zu antworten? Diese Frage hätte er doch lieber an den Kaiser stellen sollen.", murmmelte er abermals leise zum Cornelier und verschränkte darauf hin die Arme vor der Brust als sichtbares Zeichen seines Unmutes über diese unangemessene Reaktion des Decimers in den heiligen Hallen.


    Dem Flavier war es einfach unbegreiflich, wo der Mehrwert für den Senat wohl stecken mochte, wenn dieser keinerlei Informationen zu erwarten hatte, jedoch die Verantwortung über jedes Schaaf des Kaisers tragen musste. Auch wenn Furianus nicht zu denen gehört hätte, welche den Kaisern allgemein hin kritisch gegenüber standen, hätte er sicher genau so verblüfft reagiert wie nun.
    Außerdem, vollendete der Flavier in Gedanken, hätte es für Rom an sich keinen Nutzen gebracht nun bei den Parthern um einen Mann betteln zu müssen, der sowieso alles verraten hatte, sonst wäre er nicht am Leben. Desweiteren ging er als Römer sowieso schon immer davon aus, dass der Decimer den Mut und den Stolz hatte als echter Römer sich in sein eigenes Schwert zu stürzen, bevor der Feind Hand an ihm anlegen konnte. So, wie einst alle ruhmvollen Ahnen auf beiden Seiten der uralten politischen Lager in Rom. Aber da hatte man sich wohl gewaltig geirrt und so oder so, wie die Geschichte gedreht werden mochte, hatte die Sympathie zu Decimus Livianus als Ehrenmann bei Flavius Furianus dem Misstrauen zu weichen.

    Verwundert über solch eine trotzige Reaktion und seine Diffamierung hinsichtlich der unzulänglichen Kommandoerfahrungen, hob sich die rechte Augenbraue des Flaviers marginal.
    Schon wollte er dem Decimer zuwerfen, dass er in der Legio gedient und durchaus das Examen Secundum abgelegt hatte und ein Mann sicherlich über keine profunden Militärkenntnisse verfügen musste, um zu erkennen, dass der ehemalige Legionslegat durch diese schwachsinnige Aktion mehr riskiert hat als jemand zuvor. Sein Leben, wie auch das seiner Männer, die wohl nun am anderen Ende des Styx begierig auf ihn warten sollten.
    Doch er unterließ es, kommentierte das Aufbrausen nur mit einem enttäuschten Kopfschütteln und sinnierte über die Figur des Decimers nach.
    Er konnte sich auch in den nächsten Augenblicken nicht entscheiden, ob der Decimer nun taktisch klug vorging und seine Wut nur zum Schein hatte in den Raum geworfen, um sich weiteren Befragungen um seine Person zu entziehen, oder ob er doch recht ungeschickt war, denn nun würde diese Verschlossenheit wohl auch nicht von wenigen als Angst interpretiert werden. Und in anbetracht der Situation, dass der Decimer in Gefangenschaft sicherlich einige Geheimnisse hatte preis geben müssen, um zu überleben, würde dies seinem Ruf und seiner Person nicht gerade gut zu stehen kommen. Als Verräter deklariert zu werden war eine der schlimmsten Strafen, wie der Flavier fand.
    Noch immer gab es im Hinblick auf die Person des Decimers zu viele Ungereimtheiten. Da war zum Einen diese wahrlich stupide Aktion des Erkundens. Dann schien der Mann ziemlich unversehrt zu sein, was bei dem Ruf der Parther doch an ein Wunder grenzte. Zudem waren die beiden Retter dem Flavier nebulös im Gedächtnis verblieben, als einer, der vom damaligen Kaiser entehrt und herabgestuft wurde und der andere sein Kommando verlor. Gerade diese beiden hatten es wohl bitter nötig eine Reputation zu erfahren, die sie wieder in ihre alten Stellungen hätte empor heben können. Und dann war da noch dieses pünktliche Erscheinen zur Wahl des Cursus Honorum, die eigentliche Begrüßung des Decimers, welche er zur reinen Wahlveranstaltung werden ließ und die Tatsache, dass der ehemalige Legat nie und nimmer an ein solches Amt geraten wäre, da er einfach politisch einst von der Bildfläche verschwunden war. Solch eine Geschichte war also für alle drei Beteiligten ein höchst lukratives Unterfangen. Zudem, das hatte er in Hispania damals gehört, hatte sich der ehemalige Legat nicht gerade enthusiastisch um seine Truppen gekümmert. All dies musste geradezu von einem größeren Ereignis ausgeblendet werden.
    Er würde einige Spitzel ansetzen müssen, denn diese Sache wurde nun doch persönlich. Schließlich führte man ihn auch damit vor, wenn es wirklich ein abgesprochenes Spiel war. So etwas mochte ein Flavius Furianus schon gar nicht.

    Der Flavier musste sich stark zusammen reissen. Er hatte eine Reaktion erwartet, vielleicht so etwas wie ein Aufbegehren oder ganz und gar etwas Versöhnlicheres, vielleicht sogar Verständnis. Das kindische Betragen, geradezu absichtliches Schmollen, übertraf seine Erwartungen im negativen Sinne. Dieser Jüngling war wohl doch mehr ein Knabe als ein Mann und Furianus empfand für einige Herzschläge ein Gefühl, welches mit dem Wort Mitleid am besten hätte getroffen werden können, doch so ganz war es das nicht. Außerdem verschwand es alsbald, denn er stellte fest, dass der junge Flavier so oder so würde anfangen müssen seine Karriere voran zu treiben. Ob ein Kind oder nicht, ihn in das kalte Wasser zu stürzen war die beste Art und Weise ihm das Schwimmen beizubringen. Politik war da nicht anders.


    "Auf keinen Fall öffentlich, hast du verstanden?! Und wenn ich in der Villa bin auch nicht, denn ich muss über Thematiken sinnieren, die von weitaus höherer Bedeutung sind als dein Freizeitvergnügen. Ohnehin muss ein heranreifender Mann deines Standes, deines Namens, sich in solchen Sachen ein wenig zurück nehmen.", mahnte er anschließend und hoffte sich verhört zu haben. Dieser Jüngling mochte Nero? Es verwunderte ihn doch sehr und er schüttelte leicht den Kopf.
    "Öffentlich wirst du dich von deinem göttlichen Nero distanzieren müssen. Er wird allgemein hin verachtet. So wie auch unser ehrwürdiger Ahn Kaiser Domitianus, dessen Namen man öffentlich nicht aussprechen darf.", auch wenn sich Furianus zu gerne darüber hinweg setzte. Er war stolz auf seine Abstammung und kein Senatsdekret könnte ihm je seine Ahnen nehmen und genau so wenig die glänzende Vergangenheit.
    "Du lebst nun in Rom und in keinem Provinznest. Deine Schritte, deine Worte, selbst deine Mimik, das alles wird mit einer goldenen Waage gewogen. Vor allem, da du ein Patrizier bist und insbesondere ein Flavier. Das, was du tust oder auch nicht tust, das wird sich auch auf die Familie und unsere Reputation auswirken. Und da ich auch zur Familie gehöre, so wird sich dies auch auf mich auswirken, verstanden?"
    Über die feinen Nuancen, ob sein Gesang nun miserabel oder doch nur unglücklich schlecht war, wollte der Senator nicht mehr reden. Es war schlimm genug, man musste es auch nicht breit treten. So schwieg er zu diesem Thema und lächelte ein wenig, als der Name seines Vorgesetzten fiel.
    "Ah, Prudentius Balbus! Er ist ein sehr guter Freund meinerseits, musst du wissen.", zumindest sollte er es sein. Auch wenn der Prudentier damals in seiner Funktion als Tribun der Praetorianer öfters mit Furianus und dem flavischen Haushalt zu tun hatte, so waren sie stets freundlich zueinander gewesen, gar freundschaftlich. Und seitdem Furianus dem Vater des hiesigen Prudentischen Oberhauptes rückwirkend eine Auszeichnung hatte erwirken können, stand womöglich noch ein Gefallen aus.
    "Deine Notarii sind mir wirklich egal. Du brauchst richtige Klienten, keine Sklaven des Palastes. Ein Stimmenvolk, welches dich überall gebührend begleiten kann. Dir werden deine Schreiber wenig nützen, wenn dich die Klienten deines Widersachers bei einer deiner Reden in Grund und Boden schreien. Außerdem ist es langwierig einfach zu unrentabel Stimmenvolk zu kaufen.", sinnierte er vor sich hin ohne Piso auch nur eines Blickes zu würdigen, lachte kurz auf und schüttelte den Kopf.
    "Das wäre auch eine Tragädie mittleren Ausmaßes, wenn du den CRV nicht bestanden hättest.", eine wegwischende Handbewegung folgte, "Und diesen Cursus Res Mercatoribus kannst du später machen. Es wäre rationaler nun den Cursus Iuris zu bestehen. Je früher, desto besser. Und auf dein Gehalt musst du nicht warten, sage mir einfach, wie viele Tausend du brauchst und du kriegst sie." Natürlich unter der Prämisse, dass dieser sie nicht einfach versaufen würde. Furianus machte sich in diesem Moment sowieso die Notiz einen kleinen Spion auf den jungen Zugewinn der flavischen Familie anzusetzen.
    Und nun war er auch schon in seinem Element. Langsam fing er an, mit hinter dem Rücken verschränkte Händen, im Zimmer auf und ab zu stolzieren.
    "Mit dieser Einstellung kommst du nicht weit, Aulus Piso. Du musst dich jetzt um deine Zukunft kümmern und ich werde dir dabei unter die Arme greifen.", was wiederum einen langwierigen Wunsch in Furianus zum Ausdruck brachte. Dieser war es nämlich, den er seinem Vater gegenüber schon immer hegte. Damals, als jungem und ambitioniertem Mann, hätte die Unterstützung seines Vaters, die es wohl gegeben hatte, die er aber als unzureichen ansah, wohl einen guten Schub versetzt. Dieser latente Wunsch, durch Familienfäden schneller empor zu steigen und so die alte Ordnung der Eliten zu festigen, würde nun mit Flavius Piso in Erfüllung gehen können. Schließlich verpasste es der Senator bisher eigene Nachkommen zu zeugen. :D


    "Zuerst einmal werde ich mit Balbus sprechen müssen, was dich und deine Arbeit anbelangt natürlich wie auch die Erlangung des Ordos betreffend. Er wird wohl noch einen guten Kontakt zum Kaiser haben. Parallel dazu kannst du dich nach einem Kultverein umsehen. Es ist deine Pflicht die Traditionen Roms aufrecht zu erhalten und ich werde nicht zulassen, dass du dich davor drückst. Es wäre taktisch sogar klüger, wenn du den Arvalbrüdern beitreten würdest. Ich selbst bin Mitglied und eigentlich ist es der amtierende Kaiser ebenfalls - man hat nur versäumt es ihm anheim zu tragen. Das würde deine Erhebung um Einiges erleichtern.
    Dann solltest du dir überlegen wann du zum ersten Mal kandidieren willst und ob du überhaupt ein Tribunat in Erwägung ziehst. Dies wäre, meiner Meinung nach, keine so schlechte Idee. So hättest du im Senat bei späteren Kandidaturen nicht mehr mit den Vorwürfen zu kämpfen du würdest nichts vom Militär verstehen."
    , sein Finger schnellte hoch und runter, während er den geraden Weg des Aulus Flavius Piso nach oben zeichnete.
    "Du bemühst dich um eine entsprechende Klientel, den Cursus Iuris und versuchst dich in der Öffentlichkeit durch eine gute Rhetorik zu etablieren. Dazu würden sich einige Festmähler eignen, die ich durchaus geben könnte, um dich schon einmal in den Senat einzuführen. Denn wenn dich die Senatoren persönlich kennen, ist es weitaus einfacher, glaube mir. Und du kannst auf diese Weise auch noch andere Gönner finden - oder auch taktische Feinde. Am besten schwache Persönlichkeiten."
    Ja, er war wahrlich zum Mentor geboren, dachte sich der ergraute Flavier, welcher einst so wild gewesen war und nun einem Archimedes gleich die Maschinerie der Politik auseinander nahm, um sie seinem wissbegierigem Schüler zu präsentieren.

    Von den Musen war der Jüngling nicht geküsst worden, doch den Flavier erstaunte viel mehr die Tatsache, dass dieser nicht einmal einen Luftkuss an Intellekt hatte bekommen. Mittlerweile sah Flavius Furianus sich gegenüber diesem Jüngling, dessen Alter er auf 18 oder 19 Sommer schätzte, in einer Vaterfigur manifestiert. So biss er seine Wut regelrecht runter, so dass seine Wangen sich ein wenig mehr zur Seite hin ausbreiteten, als er seinen Kiefer rieb. Dann hob sich reflexartig der Zeigefinger in die Höhe, um dem Mundwerk Einhalt zu gebieten. So ließ der Flavier nicht mit sich reden.


    "Still!", stieß er schnell und leise hervor. Dann legte sich die Stirn in Falten und er blickte sich um. Panisch wanderten seine Augen hin und her, als es ihm bewusst wurde. Er stand in dem Cubiculum eines Kindes, nein, es war noch schlimmer, diese flavische Zukunft schien ein zerstreuter Künstler zu sein. Und auch wenn das schon schlimm genug war, war es obendrein ein miserabler zerstreuter Künstler und dem Flavier schossen Bilder von Claudius Nero durch den Kopf.


    "Du singst gar nichts mehr, verstanden?!", fing er ein wenig zu laut an, um sich dann aber wieder auf Zimmerlautstärke zu korrigieren.
    "Ich mag zwar kein Musikkenner sein, aber im Gegensatz zu deinen Sklaven, Freunden oder wem auch immer du etwas vorgespielt hast, sage ich dir die Wahrheit. Dein Gesang ist miserabel. Noch schlimmer, dein Gesang, diese Lyra, die Unordnung hier und deine Pose von vorhin erweckt Assoziationen an Kaiser Claudius Nero! Und so etwas, Aulus Piso, kann und werde ich nicht dulden - nicht hier in Rom! Wenn du Langeweile hast, dann stürze dich in eine andere Beschäftigung. Züchte Fische, wie Lucullus, von mir aus auch Rosen wie einst mein Vater, das wäre deinem Stand angemessener und auch für unser Bild in der Öffentlichkeit förderlicher als dieser grauenhafte Lärm!"


    Der Flavier fing an in Gedanken zu resümieren, ob die hiesige Villa nicht zu wenige Musikanten aufweisen konnte. Es musste doch sicherlich Sklaven geben, die für die Unterhaltung zuständig waren. Wenn er nicht hören wollte, konnte man ja diese Geister der Musik zu ihm sprechen lassen. Vielleicht würde er dann hören.


    "Oder du machst am besten etwas Nützliches. Hast du schon eine gute Scharr an Klienten? Kümmerst du dich um deine Fortbildung? Wer ist dein direkter Vorgesetzter im Palast, damit ich mit ihm reden kann? Gehörst du überhaupt einem Kultverein an und hast du schon den Ordo Senatorius?"


    Ja, es gab noch sehr viel zu tun... :P

    Am heutigen Tage, an keinem besonderen Tage des römischen Kalenders, eilte flugs ein Sklave, welcher zuvor einer prächtig inszenierten Kolonne von Sklaven, Klienten und einer Sänfte voraus geeilt war, an die Tür des matinischen Anwesens und klopfte kräftig an eben diese...

    Und es fand sich derjenige, dessen Cubiculum, warum auch immer man ihn damit strafen wollte, dem des Piso am nächsten war. Nicht zu nah, jedoch nah genug, um sich durch diese Missklänge gestört zu fühlen.
    Vor Wut kochend, riss Flavius Furianus nach einem kleinen Lauf durch die flavischen Korridore, die Tür des Unheilvollen auf.


    "Was zum Dis Piter soll das?!", rief er ganz spontan gegen den Schwall der Klänge in das kleine Zimmer hinein und sah nun, im zweiten Augenblick, den jungen Flavius Piso mit einer Lyra, Nero gleich, auf dem Bett sitzend.
    Unmerklich wanderte seine Augenbraue nach oben, denn er hatte sich eine weitaus harmlosere Tragödie dahinter vorgestellt, doch die Tatsache hier einen Zukunftsträger der flavischen Familie auf diese Art und Weise, mit dieser Pose, aufzufinden, war eine Tragödie größeren Ausmaßes. Und innerhalb weniger Sekunden machte es sich Flavius Furianus zum Ziele dem jungen Flavius die Flausen aus dem noch jungen Köpfchen zu treiben.
    "Ich sinnierte gerade über die Zukunft unseres Standes, bis mich dieser Lärm aus den Gedanken reissen musste.", erklärte er beinahe gleichgültig. Wäre es ein Sklave oder Sondergleichen gewesen, wäre die Erklärung einer triftigen und saftigen Strafe gewichen. Peitschenhiebe, das hatte schon sein Vater gesagt, hätten in solchen Situationen wahrliche Wunder hervor gebracht. Aber da man leider keine flavischen Heranwachsenden auf diese Art - leider, wie der Senator fand - züchtigen konnte, blieb ihm nur die einfühlsamere Variante.

    Als Macer seinen Vorschlag doch zu befürworten schien, warf der Flavier ein leichtes Kopfnicken zu eben diesem in den Reihen der ehemaligen Aedile. Er würde wohl das bekommen, was er wollte und gerade so etwas stimmte den Flavier in eine wohlig glückselige Apathie, so dass es ihm nun im Grunde egal war, was der "Gefangene" und die "Helden" von sich geben sollten. Er würde bedächtig lauschen, jedoch niemals die Garantie vergeben nicht doch seine Stimme zu erheben, wenn sein Gewissen, oder eher sein Skeptizismus und der natürliche Verdacht den drei Männern gegenüber, es fordern würde.

    Er schätzte Macer, sehr sogar. Und seine Verbindung mit der Tiberia, welche einst seine Kinder hätte austragen sollen, änderte an dieser Ansicht auch nicht viel. Und doch sah ihn der Flavier mit einem schier anderen Blicke als der Gleichgültigkeit an.
    Macer war für ihn, was militärische Fragen anbelangte, der kompetenteste in diesem Raume. In seiner Funktion als Kommandant über die Militärakademie wohl auch der einzige. Aber das Urteil eines Mannes, auch wenn er noch so geschätzt und über die Tatsache im Bilde war, genügte dem Flavier nicht. Es missfiel ihm sogar, dass Macer sprach. Denn anders als er, würden einige nun ihren Mund halten und diese interessante Fragestellung, nämlich nach dem Fehlverhalten des Decimers selbst, wäre gänzlich vergessen. Um es dann wieder anzustoßen müsste Furianus schon klagen und dies wollte er nicht. Dennoch, der Umstand, dass dies nicht näher beleuchtet werden würde, nur weil ein Mann behauptete es sei alles korrekt von statten gelaufen, nötigte ihn zum Wort.


    "Dieser Umstand, diese Thematik des Handelns von Senator Marcus Decimus, sollte jedoch meiner Meinung nach näher beleuchtet werden. Wenn nicht in dieser Sitzung, so dann doch in einer anderen.", wandte er sich an den Consul in der Hoffnung, dass dieser Schatten seiner selbst - so sah er die Marionette, welche durch politische Geplänkel als Consul geduldet wurde - dies als weiteren Punkt auf dem Register eintragen würde. Dies war eine etwas elegantere Weise als gleich eine Anzeige zu erstatten und den Sachverhalt im Gericht zu begutachten.
    "Wir urteilen über alle Fälle, Senator Purgitius, mögen sie gut oder schlecht sein. Schließlich beurteilt ein Triumph das Gute und das Schlechte, naja, das wird man sehen.", wandte er sich kurz an Macer, bevor er sich setzte.
    Über Gutes sprach man im Senat auch nie, man veranstaltete gleich einen Triumph. Das war auch ein Urteil. Die Tatsache, dass dies alle Kommandeure zu tun schienen, was im Sinne immer ein Fehler war, der durch Glück überspielt wurde und nur in diesem einen Fall negativ ausging, war für Furianus keine Entschuldigung an der Sache selbst. Hierfür hatte er wenig Toleranz, auch wenn es nun einmal irgend jemanden treffen musste. Dann war eben dieser der, welcher die Strafe, welche anderen erspart blieb, auf sich nehmen musste.

    Gerade noch schaffte es der Senator seinen Kopf zu der flavischen Venus - diesen Namen würde sie wohl tragen, bis sie alt und unansehnlich war - zu drehen.


    "Wohl wahr, ich herrschte einst über diese fruchtbare und sonnige Provinz. Zu schade, dass sich unsere Wege nicht zu anderer Zeit gekreuzt haben, sonst hätte ich dir, Flavia Vera, eine private Führung durch den Statthalterpalast wohl nicht verwehrt."


    Und schon stürmten zahlreiche Gesichter, teilweise bekannt, doch überwiegend neue, in den Raum.


    "Ah, Antonia! Welch´ schöne Überraschung. Dein Mann ist wahrlich nicht zu beneiden, so fernab von Rom und vor allem einer solch strahlenden Schönheit.", bezirzte er die Claudia wie gewohnt und üblich. Man kannte es schließlich nicht anders. Und doch fuhr er, nachdem sie nun näher gekommen war, in intimerem Tone, recht andächtig, fort.
    "Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm um Manius steht. Was ist es denn für ein Leiden?"
    Man hörte ja so viel, vor allem, wenn man es hören wollte. Ganz nebenbei irgend welche Gerüchte zu hören war eine Sache, sich aber im Vorfeld genau um jedes Detail zu bemühen, etwas anderes.


    Dann meldete sich wieder der Jüngling zu Wort und nahm seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein wenig unkonventionell fand Furianus diese Anstellung schon und verzog theatralisch die Augenbraue.
    "Primicerius ab libellis also? Ja, dies ist wirklich eine gute Position, um einen gewissen Vorteil durch den regen Kontakt mit dem Kaiser zu erhalten. Zu schade, dass der Kaiser nicht mehr in Rom weilt."
    Er konnte nicht umhin, auch dies zu rügen. Insgeheim jedoch war es etwas Anderes als die letzten Erkenntnisse über seine Verwandten, welche im Cultus Deorum ihren Lebensinhalt sahen. Es war unbestritten höchst ehrbar, doch Furianus, der selbst so Einiges in seiner Laufbahn hatte stürmisch erobert und ausprobiert, war dem Exoten nie abgeneigt gewesen. So sah er in dem Jüngling doch ein wenig von sich selbst und konnte nicht umhin, diesen milde anzulächeln.
    "Oh, Aulus Piso, ich hoffe doch, dass du in meinem Alter viel mehr wirst erreicht haben, als ich. Du musst nur niemals vergessen, dass ein Mann nach seinen Worten und nach seinen Taten bewertet wird, nicht nur nach dem jeweils einen. Sprich deutlich und klar, schweige nicht, auch wenn deine Meinung unangebracht sein sollte, denn ich bin der Meinung, dass jede Ansicht gehört werden sollte."
    Diese kleine Vaterrolle, in die er voller Enthusiasmus doch schneller hinein gezogen wurde als es ihm lieb und teuer war, ließ den doch so nachtragenden Flavius recht schnell den desaströsen Auftritt des Jünglings vergessen. Er war schließlich ein Familienmensch und dieser Piso gehörte, auch wenn um entfernte Ecken verwandt, zu eben dieser.
    "Ahja, und zögere natürlich nicht die Familie um Rat zu fragen. In gewissen Dingen kann auch ein Mann wie ich weiter helfen.", fügte er noch schnell vielsagend ein und wandte sich schon dem nächsten Neuankömmling zu.


    Es war kein Anderer als Flavius Lucullus, der schweigsame Bruder seines Vetters, der doch eigentlich sein Onkel war.
    "Salve, Quartus. Wie ich sehe, bist auch du nun in Rom.", wandte er sich an eben jenen Schweigsamen und erwiderte den Gruß ebenfalls mit einem leichten Lächeln.
    Er konnte sich noch vage daran erinnern, dass ihn Lucullus einst angeschrieben hatte. Ja, seine zahlreichen Ländereien betreffend, wenn er sich nicht irrte. Dieser Gedankengang musste auch schnell sein jähes Ende finden, als eine weitere Frucht des flavischen Gartens das Triclinium betrat.
    Da ein ungeschickter Sklave neben Furianus etwas Wein verschüttet hatte und dieser ihn erst einmal mit harschen Worten zurecht weisen musste, begrüßte die flavische Venus die junge Dame, die sich als Flavia Celerina vorgestellt hatte.
    Sofort erinnerte er sich an die vielversprechende Verbindung zu den Aureliern, welche diese Frau mit Aurelius Corvinus besiegelt hatte und war sichtlich erfreut.


    "Salve, Flavia Celerina. Und ja, ich bin der Schuldige, welcher deine Vermählung mit Aurelius Corvinus, wohlbemerkt einem sehr guten Freund, nicht mehr als mit seiner Vakanz bereichert hat. Dafür möchte ich mich noch einmal entschuldigen, werte Celerina. Doch ich muss schon sagen, dass ich mir bei deinem Anblicke sicher bin, dass nicht unsere Familie die ist, die den größeren Gewinn aus dieser Vermählung wird tragen können. Ja, das erinnert mich an den Raub der schönen Europa und zweifelsohne werden wir den Tag beweinen müssen, an dem du endgültig den aurelischen Haushalt wirst übernehmen müssen.", begrüßte er sie ausschweifend, wie es ein jeder Gastgeber getan hätte, der nicht auf der Hochzeit der eigenen Verwandten hatte sein können.


    Und damit befand er auch, dass das Begrüßungszeremoniell dem Ende entgegen strebte. So breitete er seine Hände aus und lächelte in die Runde.


    "Meine Lieben, ich denke, wir sollten uns an den guten Speisen güttlich tun, bevor sie noch kalt und ungenießbar werden.", und gab damit das Stichwort für die Sklaven allerlei Köstlichkeiten herbei zu tragen und für die Familienmitglieder schließlich mit dem Essen und den spannenden und illustren Gesprächen zu beginnen...

    Furianus hatte seine Theorie, eine Theorie des Kalküls hinter dieser Tragödie und ließ davon auch nicht so schnell ab. Er sah den Decimer auf dieser Wahlveranstaltung, welche doch eigentlich eine Begrüßung werden sollte, sah ihn hier und konnte sich nicht vorstellen, dass dies ein Mann sein sollte, der die Gefangennahme von Parthern überlebt hatte. Er musste ein Schatten seiner selbst sein, gezeichnet, wenn nicht gar verstümmelt. Und doch stand er hier, kandidierte für das Praetorenamt und ja, davon war er überzeugt, spielte den seelischen Trauerfall.
    Lange hatte er gesessen, geschwiegen und nachgedacht. Er konnte sich irren, schließlich war Decimus Livianus noch nie negativ aufgefallen, er hatte ihn bisher immer geschätzt, doch der Skeptizismus, welcher stehts ein Zeichen seiner Persönlichkeit war, veranlasste ihn zu handeln. Und es schmerzte ihn, warum der ganze Senat, einige Männer, die er für klug hielt, sich so darauf versteiften irgendwo anders einen Fehler für diese Situation zu suchen. Für ihn stand der Fehler genau vor ihm. Und es würde sich wohl nie heraus stellen, ob man diesen Fehler auch letztendlich Verräter nennen konnte.


    "Dies spricht für deine gefallenen Männer, Senator Marcus Decimus, doch in eben solchem Maße spricht es gegen dich. Ich bin kein großer Kenner militärischer Taktiken, räume mir auch nichts weiter ein, als mit gesundem Menschenverstand diese Tatsachen zu beleuchten, doch erscheint es nur mir fragwürdig, dass einer der am ganzen Feldzuge partizipierenden Legaten - ja geradezu DER Legat der Prima, einer Legion, in der ich auch diente und welche dem Kaiser am nächsten stand und dem Heutigen steht - sich entschließt einfach so die Gegend zu erkunden?", er hielt eine kurze, stilistische Pause für angebracht, um darauf hin einen vielbedeutenden Blick durch die Reihen der Senatoren zu werfen. Dann stand er auf.
    "Dies soll kein Verhör sein, Senator, ich stelle nur fest, dass du einen unangemeldeten, unausreichend bemannten, unsicheren, leichtfertigen und höchst riskanten Ausritt auf nicht ausgespähtem Feindesgebiet - ganze 20 bis 30 Kilometer von einer gerade besetzten feindlichen Stadt - gewagt hast, um die Landschaft auszukundschaften. Du nanntest es - einen Momanet bitte -", er legte kurz den Zeigefinger an die Schläfe, um ihn dann einige Wimpernschläge später schnell nach oben schnellen zu lassen "genau, du nanntest dies eine Fehleinschätzung. Eine Fehleinschätzung, die, nehmen wir dein grausames Schicksal außen vor, deine Männer mit ihrem Leben bezahlen mussten, nicht wahr? Eine Fehleinschätzung, welche dem Feind einen Zugriff nicht nur auf einen der am besten informierten Kriegsteilnehmer unserer Seite bot, sondern auch noch einen Zugriff auf das bot, was mir als Römer das Höchste ist - unsere Ehre. Du warst als Legatus Legionis der Ersten Legion nicht nur Legat, du warst nicht nur Senator und ein Angehöriger einer der ehrbarsten Familien Roms, nein, du warst, neben dem Kaiser, ein Politikum! Du warst ein Symbol! Du warst die Speerspitze der Speerspitze. Deine Gefangennahme ist daher für mich nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern viel mehr eine Staatsangelegenheit. Dies wollte ich dir sagen, bevor du fort fährst."


    Danach setzte er sich, doch seine Augen ruhten noch immer auf dem Mann, welcher heute gefeiert wurde. Und im selben Moment fragte sich der Flavier, geradezu drängend, warum sich der Decimer nicht bei der erstbesten Gelegenheit in sein Schwert gestürzt hatte. Mit solch einer Schande konnte er, mit seinem Stolz, nicht leben.





    edit.: Was hinzu gefügt, ein wenig schwarzer Markierung heraus genommen...ja, das Übliche eben. ;)

    Furianus hatte sich lange geweigert aus der flavischen Sänfte auszusteigen. Lange saß er da und dachte darüber nach, ob er dies schändliche Gebaren hinnehmen sollte oder einfach absent sein würde. Eine Entschuldigung war ja immer parrat, das war kein Problem, doch plötzlich zog ein alter Bekannter, nämlich Senator Marcus Cornelius Barbatus, ein ehemaliger Prätor, den Vorhang der flavischen Sänfte zur Seite.


    "Komm´ schon Lucius, ich werde nicht ewig warten.", sprach er lächelnd und machte eine Seitwärtsbewegung mit dem Kopf in Richtung der schon aufgestellten Senatoren.


    Ein leichtes Lächeln huschte über das flavische Gesicht und äußerst langsam hob er das eine, dann das andere Bein aus der Sänfte.


    "Kaum zu glauben, dass ich dem hier beiwohnen muss! Sieh´ dir das doch an, Marcus, er benutzt uns! Er benutzt den Senat, um seinen kleinen persönlichen Wahlkampf zu führen. Schändlich ist das, sage ich dir, und wir spielen da mit wie dumme Schaafe.", stieß Furianus erbost aus, als er sich die Toga zurecht zupfte. Barbatus lächelte leicht und nickte, um zu bedeuten, dass er nun gehen würde.
    Seite an Seite passierten die beiden Männer den Pöbel, bahnten sich ihren Weg mit Hilfe einiger kräftiger Sklaven und standen dann dort, in der Nähe eben jenes Vescularius Salinator, als dieser anfing zu lachen.
    Verwundert und mit einer markant hoch gezogenen Augenbraue musterte Furianus den Glatzköpfigen, wollte sich schon ein eher negativ gezeichnetes Bild von diesem ungehobelten Pflegel machen, als jener offen und laut die letzten Worte ausstieß. Das Bild wandelte sich um, aus dem einfachen Emporkömmling ohne Manieren, wurde anscheinend ein Mitkämpfer, ein Gleichgesinnter. Einer, der dies alles ebenso verpöhnte wie Furianus.
    Ein leichtes Lächeln, ein leichtes Nicken in die Richtung des Unbekannten und Furianus wandte sich wieder seinem Freunde, dem Cornelier, zu.


    "Wir sollten hier schleunigst verschwinden, wenn das aller Offiziellste vorüber ist."


    Der Cornelier gab Furianus einen leichten Stoß in die Seite.


    "Nun sei doch nicht so, alter Freund. Er ist zurück gekehrt, er verdient seinen Empfang."


    Kaum, dass Barbatus hatte die letzten Worte vollenden können, sah ihn Furianus entgeistert an.


    "Verdient?! Pah! Weißt du was, Marcus, damals hätte sich ein römischer Legat viel lieber in sein eigenes Schwert gestürzt, als vom Feind gefangen genommen zu werden! Und ich würde das Gleiche tun! Aber sieh es dir an, statt dessen begrüßen wir einen Mann, von dem wir nicht wissen, was er den Parthern schon alles über unsere Militärmaschinerie, die Geheimakten, unsere wunden Punkte und alles Mögliche erzählt hat. Ohja, Marcus! Statt dessen begrüßen wir ihn so, als hätte er beinahe einen Sieg errungen, ein Triumphator ist er, ohja!", Furianus wurde lauter, so dass einige um ihn stehende Senatoren aufmerksam hinhorchten.


    "Ach komm, Lucius, Cäsar wurde auch gefangen genommen!", entgegnete Marcus Cornelius scharf.


    "Oh ja, Cäsar. Der große Unterschied bei Cäsar war, er wurde nicht durch die Karthager, Parther oder Sonstwem gefangen genommen, Cäsar wurde nicht in Gallien seinen Legionen im Kampfe entrissen, sondern schlicht und einfach bei einer Überfahrt als Zivilperson von Piraten gefangen genommen!
    Und für Cäsar mussten wir keine Männer abertausende von Meilen gen Osten schicken, um ihn zu befreien, denn er tat dies selbst!
    Schaue dir das an und vergleiche diesen Legionslegaten, der auf ganzer Linie versagt hat, mit Cäsar, und ich kehre dir den Rücken.
    Und anstatt, dass er als Ehrenmann wenigstens Rom die Schmach ersparen würde, trägt der Decimer diese doch öffentlich noch vor! Seht her, Rom Legaten müssen von den Feinden befreit werden, um hier in Rom gefeiert zu werden! Mir wird schlecht, Marcus, ganz schlecht!
    Ein gewiefter Politiker ist er, oder sollte ich besser sagen, sie beide?! Avarus und dieser Decimus Livianus! Oh ja, ein kluger Schachzug! Avarus verschafft den Decimer die gewünschte Aufmerksamkeit und dieser macht daraus gleich eine Wahlveranstaltung sondergleichen! Er zwingt uns sogar ihn zum Prätor zu wählen, schließlich trägt ihn das Volk nun auf Händen mit dieser reudigen Aktion! Sollen wir einen Mann des Volkes verschmähen und ihm ein Amt verwehren?! Oh nein, klug war das, Marcus, ein kluger Schachzug dieser beiden! Bravo, ich gratuliere, sie haben den ganzen Senat an der Nase herum geführt! Und nun stehen wir da, wie die Esel, und müssen doch mitspielen."
    , Furianus, vertieft in seine Rede, wurde indes immer lauter und lauter, bis er abrupt verstummte.
    Langsam beugte er sich zu dem nachdenkend wirkenden Balbatus und sagte ruhig und besonnen...


    "Mich würde es nicht wundern, mein Freund, wenn diese Geschichte gänzlich inszeniert ist. Decimus Livianus wird von seinen eigenen Mannen, verkleidet als Parther, entführt, zieht sich an eines seiner bequemen Landsitze im tiefsten Osten zurück, lebt dort unbekannt, bis zwei strahlende Helden, wie abgemacht, kommen, um ihn zu befreien. Alle zusammen reisen sie zurück nach Rom, der liebe Avarus inszeniert einen pompösen Empfang, Decimus Livianus wird gefeiert, diese neue Popularität täuscht über sein Versagen als Legat hinweg. Und weil ja gerade, welch ein Wunder, Wahlen abgehalten werden, wird er Prätor, wenn die Popularität anhält sogar Consul, hilft seinem Kumpanen Avarus zu eben solch einem Amte, welches dieser schon mehrmals kläglich nicht erringen konnte und alle sind sie am Ende glücklich.
    Und Rom, der Senat und die ehrlichen Römer dort unten stehen da, betrogen, angelogen und benutzt. So schmutzig kann Politik auch sein, mein Freund. Sieh´genau hin."


    Und mehr sagte der Flavier auch nicht mehr, sondern schüttelte lediglich den Kopf ob des elenden Schauspiels und blickte hinweg, um die Vergewaltigung des Volkes, des Staates und seines Ideales nicht mitansehen zu müssen.

    Furianus wusste nichts von dieser Schönheit, aber noch weniger konnte er mit einem gewissen Piso anfangen. Nach der Schlussfolgerung, die ihm zwangsweise beim Anblicke von Aristides´Gesicht in den Sinn kam, war dieser eben so überrascht.
    Aber das lenkte ihn nur etwa ein paar Wimpernschläge von der Frage ab, die er intuitiv begann sofort im Geiste zu lösen. Wie weit war jener Gnaeus Flavius Aetius von seinem Vater, insbesondere von Furianus selbst, verwandt? Namen glitten vor seinem geistigen Auge mal nach vorne, dann zurück, nach oben und unten, bis er endlich mit fast sicherem Gefühl sagen konnte, dass die Verwandtschaft weit genug war, um eine mögliche Verbindung mit der Holden eingehen zu können.
    Aber da Furianus im Grunde stets ein Politiker war und an erster Stelle nicht um die Staatsräson, sondern um eben jene Familie besorgt war, ging er gleich die Liste der möglichen Aspiranten durch, welche dieser Schönheit gewiss ihre Aufwartung würden machen wollen. Und da Furianus nicht nur selbstkritisch, sondern auch sehr wählerisch war, konnte ihm kein würdiger Ehemann für solch einen flavischen Schatz einfallen. Noch nicht.
    So lächelte er, dem Umstande entsprechend ein wenig reserviert und nickte leicht.


    "Du störst keineswegs, Flavia Vera. Und auch wenn du nicht Venus bist, so dürfen sich die Flavier ab heute eines Ebenbildes dieser Göttin in diesem Hause rühmen.
    Lucius Flavius Furianus ist mein Name. Sohn von Secundus Flavius Felix."


    Das sollte genügen, obwohl dies sehr untypisch für Furianus war. Aber sie gehörte zur Familie, doch für gewöhnlich stellte er sich mit seinen Titeln und Ehrenämtern vor und hatte sich schon immer angewöhnt den Titel seines Vaters, den eines Senators, auch niemals zu unterschlagen. Man konnte und sollte, besonders als Patrizier, stolz auf das Erreichte und die Abstammung sein. Und in diesem Metier konnte Furianus bis heute wohl niemand das Wasser reichen. Außerdem würde sie schon den Senatorenring sehen, sowie auch gut belesen im Stammbaum der Flavier sein. Hoffentlich.


    Mit einer leichten Handbewegung deutete er auf einen Korbsessel am Ende der jeweiligen Formation von Klinen.
    Frauen gehörten auf den Korbsessel, nicht auf die Kline und jede gut erzogene - nach seinem Vorstellungsbild sehr konservativ erzogen - Frau würde auch ihren Platz wissen. Gegen alles andere schien er gewisse Aversionen rasch entwickeln zu können. Das sollte man nur wenige Augenblicke später merken...


    Gerade, als er seinen Onkel vorstellen wollte - die Gastgeberrolle brachte auch dies mit sich - trat ein eher hagerer und wohl erst vor kurzer Zeit dem Kindesalter entronnener Mann, nein Jüngling, ein. Auch seine Augenbraue glitt merklich nach oben, als er sah, wie ungeschickt der Jüngling mit der Toga umging. Ja, es musste nicht lange her sein, als er sie zum ersten Mal tragen musste.
    Und nach den ersten Worten stellte sich heraus, dass eben jener ein Flavius Piso war. Sie waren Geschwister, zumindest hatten sie den gleichen Vater, wie man unschwer heraus hören konnte.
    Noch immer die Augenbraue in sichtbarer Höhe haltend, schmunzelte Furianus und wies auch dem Jüngling mit der flachen Hand eine Kline zu. Sehr weit entfernt, denn wer wusste schon, wie er mit Speisen hantierte, wenn er nicht einmal imstande war würdevoll einen Raum zu betreten.
    Außerdem mussten seine Rhetorikstunden auch nicht die erstklassigsten gewesen sein, so, wie er Furianus plump "Besucher" nannte. Dies alles führte zu einem ausgesprochen schlechten ersten Eindruck, den Furianus entschied auch offen zur Schau zu tragen.
    Erziehung hörte ja bekanntlich nie auf.


    "Senator Lucius Flavius Furianus, ehemals Proconsul von Hispania und Praetor Urbanus, Stadtpatron Tarracos, Princeps Factionis der Purpurea und Sohn von Senator Secundus Flavius Felix und Aemilia Claudia Ingens Animi.
    Und was machst du hier in Rom, Aulus Piso?"
    , vollführte er danach wie aus einem Guss die Formel, die seiner Eitelkeit immer wieder einen großen Stoß in die Höhe versetzte. Und natürlich eine kleine Frage, die eine gewisse Rangfolge würde sofort aufkommen lassen können.

    Furianus fing schon an sich zu langweillen, als plötzlich ein ihm sehr vertrautes Gesicht den Raum betrat. Sofort warf er seine Prinzipien, sein Vorhaben, unbewusst über Bord und erhob sich, um dem einzigen Onkel, den er hatte mit weit ausgebreiteten Armen entgegen zu kommen. Erst als er zufrieden lächelnd Aristides mit einer kräftigen Umarmung begrüßt hatte, fiel ihm auf, dass dies doch anders geplant war.


    "Und welch´eine Freude für mich, Marcus, Onkel!", sprach er freudig aus und blickte Aristides theatralisch von oben bis unten an.


    "Ich sehe, du hast dich kaum verändert.", was natürlich als sehr großes Kompliment zu verstehen war und darauf abzielen sollte, eine ehrliche Meinung über sein eigenes, nun grau melliertes, Haar zu erhalten. Sein Arzt sagte, er wirke damit erhaben, aber wem konnte man denn mehr trauen als dem Lieblingsonkel, zumal der Vater ja nie da war?


    Mit einem leichten Nicken bedeutete er aber gleichsam Aristides Platz zu nehmen, strebte aber selbst zielstrebig den alten Platz in der Mitte an, um sich sogleich darauf nieder zu lassen und ein anderes Gesicht zu erblicken.
    Verwundert ob der blonden Haare, welche doch sehr untypisch für eine Römerin waren, wusste er nicht so recht, wie er sie einordnen sollte. War das Epicharis? Nein, so weit er gehört hatte, war die Ehefrau seines Onkels nicht mit blonden Haaren gesegnet. Für eine Sklavin war sie zu gut gekleidet, also nahm er an, es könnte die Gespielin von Flavius Aquillus sein. Ein flatterhafter Charakter, auch wenn er zur Familie gehörte, den Furianus nicht ausstehen konnte.


    "Aristides, ich wusste gar nicht, dass Venus heute zu Gast bei uns ist.", begrüßte er die junge Frau und brauchte einige Sekunden, um den Blick von dieser Schönheit abwenden zu können.
    Ein anderes Szenario, diese holde Blüte als Geschenk für ihn von seinem Onkel, spielte sich in genau jenem Moment ab und der Senator selbst konnte nicht umhin, sich daran sehr stark zu klammern. Ein pompöseres Geschenk als das hier könnte es wohl nicht geben.

    Wer kommen würde, wusste er nicht, ob überhaupt jemand kommen würde, wusste er eben so wenig. Doch, er hatte die Sklaven angewiesen den hier verweilenden Herrschaften Bescheid zu geben, dass ein wichtiger Besucher sie heute Abend zum Essen erwartete.
    Und dieser wichtige Besucher war auch als erster da. Bevor er den Raum betrat, ließ sich Furianus, in eine einfache Toga gehüllt - die Tunika zu tragen vermied er, wenn er in Gesellschaft war, denn es gebührte ihm nicht, nicht nehmen, einen Blick auf den Saal zu werfen.
    Frisch gebadet, frisch rasiert, ebenso parfümiert und mit einigen Goldringen, meist den Insignien seiner Abstammung oder Amtsringen, bestückt, blieb er am Eingang zum Triclinium kurz stehen und ließ den Blick über alles ausgiebig schweifen.


    "Die Vase da, nimmst du weg.", wie er sogleich einen Sklaven an, der nichtsnützig in der Ecke herum stand. Alles, was ihn störte, wollte er beseitigt wissen. In dem Haus seines Vaters sowieso, denn es war seines. Und diesen Anspruch würde er gleich am ersten Abend zur Schau stellen. Denn auch wenn er ein der Familie sehr zugeneigter Mann war, musste er, wie so oft in der Politik, seinen Platz festigen, bevor er Vertrauen fassen konnte.


    Langsam näherte er sich dem Tisch und begutachtete die Werke der Küche nur einen Augenblick, zupfte sich eine Weintraube ab und ließ sich mit einem Seufzer auf die Kline in der Mitte nieder. Die Kline des Hausherren.
    Er würde warten, auch wenn dies bedeutete ohne Essen zu bleiben. Nichts sollte den ersten Eindruck stören - kein Fleck auf der Toga wie auch kein voller Mund.

    Natürlich hatte ihn keiner erwartet und das war auch besser so.
    Stillschweigend und ohne einen Blick auf Acanthus zu werfen, trat er langsam ein und sah sich kurz im Atrium um. Es war noch alles so, wie er es verlassen hatte.


    "Gut. Weise den Maiordomus ein, er soll mir meine alten Gemächer herrichten. Lasse mich außerdem holen, wenn die cena zelebriert wird. Jeder in diesem Hause soll wissen, dass ich wieder da bin."


    Und damit war dies für ihn erledigt. Er schritt weiter, zu den Bädern, denn das war das einzige, wonach ihm derzeit gelüstete.