Beiträge von Marcus Aelius Callidus

    Gut gelaunt betrat Callidus den Raum. Es war die letzte Sitzung und er hatte fast alles durchbekommen, was er sagen wollte, nur für Cato reichte am Ende die Zeit nicht mehr ganz.


    > Kommen wir nun zu Plautus. Er ist der erste Autor, von dem uns vollständige Werke noch erhalten sind. Vor allem in der späten Republik, aber auch jetzt in unserer Zeit, besann man sich auf Plautus und Terenz. Doch trotz der Beliebtheit jenes Autors sind biographische Anhaltspunkte kaum bekannt.
    Plautus selbst hieß auch Maccius, diesen Namen erwähnte ich ja bereits zu anderer Gelegenheit, und spielte eben diese Rolle auch selbst in seinen Stücken. Wir können davon ausgehen, dass er Mitglieder einer fahrenden Schauspielergruppe war, die zwischen Magna Graecia und Norditalien hin- und herreiste, um dort in den Städten ihre Aufführungen zu machen. Solchen Schauspielergruppen kamen auch wichtige kulturelle Vermittlerrollen zu, wie man sich vorstellen kann. Besonders bei den ludi hatten sie ihre Auftritte, was man heute noch an den ludi scaenici erkennen kann, die viele Spiele begleiten.
    Im Jahr 200 v. wurde das Stück Stichus aufgeführt, 198 v. bereits der Pseudolus. Wie ich euch bereits bei der letzten Aufgabe sagte, griff auch Plautus auf griechische Vorlagen zurück, wie es Statius bereits tat. Doch Plautus, wie auch später Terenz, benutzten zwei oder gar drei Vorlagen und formten aus den Elementen neue Komödien. Dies nennt man Kontamination.
    So können wir Aulularia, die Goldtöpfchenkomödie, den Stichus oder die Bacchides, die beiden Frauen namens Bacchis, auf Komödien des Menander zurückführen. Mercator oder Trinummus auf die des Philemon. Die Menaechmi, die Zwillinge, sind wohl eine eigenständige Komödie des Plautus.
    Marcus Terentius Varro, ein Freund des Cicero und Archivar sammelte die Komödien und bezifferte die Zahl der echten Komödien des Plautus auf 21.
    Plautus unterscheidet sich von seinen griechischen Vorbildern jedoch deutlich durch die ständige Wiederholung von Wortwitzen und seine…nun ja, ich verwende ein britannisches Wort…slapstick-Comedy, häufig gibt es burleske Einlagen. Zu erwähnen ist noch, dass seine Komödien alle im hellenistischen Raum spielen.
    Bei den Komödien gab es keine Akteinteilung und sie wurden am Stück aufgeführt, damals nicht in Theatern, wie wir es kennen, sondern mitten im Tumult auf dem Forum. Oft wurden dazu nur provisorisch kleine Holzbühnen aufgebaut. Exkurse innerhalb des Stückes unterbrachen oft den purpurnen Faden und dienten vornehmlich der Witzigkeit. Wie auch in den Satiren werden besonders bei Plautus menschliche Schwächen überzeichnet und karikiert.
    Nun soll noch kurz etwas zum Namen Terenz fallen, der uns ebenfalls in jungen Jahren schon viele Komödien schrieb. Die großen Unterschiede zu Plautus liegen wohl im Stil. Terenz bedient sich der feinen Ironie und lässt Schimpfwörter und derbe Ausdrücke aus. Ja sein Stil beeinflusste sogar spätere Autoren wie Cicero, bei dem Wendungen des Dichters auftauchen. Caesar bezeichnete Terenz als dimidiatus Menander, als halben Menander, was durchaus als großes Kompliment anzusehen ist. Und so gehörte auch Terenz lange zu den gängigen Schulautoren und wird auch heute noch in unseren Schulen und von unseren Lehrern gelesen. <


    Dass nur 200 Jahre nach seiner Vorlesung ein großartiger Grammatiker die Stücke des Terenz kommentieren würde, was der Nachwelt erhalten blieb, konnte Callidus zu jenem Zeitpunkt nicht einmal erahnen, doch war dieser bekannte Grammatiker Roms einer seiner Nachfahren, Aelius Donatus.


    > Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und euer mitgebrachtes Interesse für die alten Schriftsteller. Morgen werdet ihr hier eure Prüfung ablegen können. Valete! <


    Callidus blieb für Formalia und Anfragen noch im Raum.


    Sim-Off:

    Die Prüfungsfragen werden verschickt. Die gestern gestellte Aufgabe kann mit den Prüfungsfragen bis nächsten Mittwoch, den 23.08. 00.oo Uhr an mich geschickt werden.

    Callidus trank langsam sein Wasser, vielleicht, um unauffällig zu wirken. Er versuchte die Gedanken zu verfolgen und die Verbindung zwischen diesen unbedeutenden Störenfrieden und einer coniuratio am Caesar zu erstellen und dabei auch noch Senator Flavius Felix einzubeziehen. Es gelang ihm nur mäßig und so hörte er lieber den Worten Quartos zu, denn der musste es ja schließlich wissen.

    Da Callidus das Glücksspiel bisher nie gepflegt hatte, lehnte er sich zurück. Es gab keinen Anlass, hier dagegen zu sprechen. Und so wartete der Comes ab, bis Dio den Entwurf vorlegen würde, um die genauen Absichten zu betrachten.

    Wiederum erschien Callidus zur Lesung. Er packte einige Wachstäfelchen aus, einen aufgerollten Bogen Papyrus und breitete alles auf seinem Pult aus, bevor er begann.


    > Widmen wir uns nun also dem Ennius. Er wurde 239 v. in Rudiae in Unteritalien geboren. In einem Zitat, das uns von ihm erhalten ist, sagt er über sich selbst, dass 3 Herzen in seiner Brust schlagen, da er drei Sprachen beherrscht. Dies waren Griechisch, Oskisch und das Lateinische.
    Von Unteritalien aus gelangte Ennius im Jahre 204 v. im Gefolge des alten Cato nach Rom. Ja, irrwitziger Weise kann man sagen, dass der Exponent aller römischer Tradition höchstpersönlich den griechischen Bazillus in Rom einschleppt. Durch die Bemühungen der gens Fulvia erlangte Ennius in Rom bald das Bürgerrecht, bei Feldzügen eines Kommandanten aus jener gens, des Fulvius Nobilior, war er Berichterstatter. Seinen Tod datieren wir in das Jahr 169 v.
    Als Hauptwerk gelten die annales. Sie waren in 18 Bücher unterteilt und verwendeten den daktylischen Hexameter des Homer als Versform, was für die spätere Dichtung nahezu verpflichtend geworden ist. Auch darin zeigt sich das Schaffen des Ennius. In der Einleitung der Annalen gibt es eine Traumerzählung, in der Homer dem Ennius erscheint und ihm sagt, dass er in ihm wiedergeboren sei. Hierin zeigt sich die Seelenwanderung des Pythagoras und Platon, die Ennius übernommen und selbstbewusst auf sich selbst übertragen hat. Die Bücher selbst sind wiederum unterteilt und umfassen die Urzeit bis zur Königszeit, die punischen Kriege und schließlich auch die Feldzüge des Fulvius Nobilior von 190-180 v. Auch ist auffällig, dass jede Buchreihe einen Musenanruf zu Beginn aufweißt, wie es auch heute Brauch bei den Dichtern ist.
    Es ist bekannt, dass Ennius neben einigen Komödien auch Tragödien schrieb. Ennius schloss sich dabei der Tradition der griechischen Trias an, insbesondere dem Eurypides, einem griechischen Tragiker, die aus jenem Eurypides, Aischylos und Sophokles bestand. In den Werken des Ennius herrscht die Vernunft vor und auch der Zweifel an Althergebrachtem. So übersetzte er den Griechen Euhemeros ins Lateinische. Doch wer ist Euhemeros? Jener Euhemeros von Messene erklärte in seinem Reisebericht die Götter für glorifizierte Menschen, was insbesondere den Philosophen diente. So erklärt sich auch meine Aussage des griechischen Bazillus!
    Wichtig zu erwähnen ist, dass Ennius der Schöpfer unserer Satire war. Man erklärt sich den Wortursprung jener literarischen Gattung aus den Worten satura lanx, der übervollen Fruchtschüssel. So griff Ennius wie aus einer Fruchtschüssel gesellschaftliche Themen heraus, die er überspitzt, witzig und bissig darstellte.
    Wie schon bei den Autoren zuvor, waren es auch die Werke des Ennius, die in den römischen Schulen gelesen wurde, die jedoch im Laufe der Zeit ausgetauscht wurden und deren Verdrängung durch die Schriften Vergils entgültig war.
    Unser Horaz verweist in seiner ars poetica auf die Kunst des Ennius, schöpferisch Neues hervorzubringen; so war er es, der Wörter wie omnipotens aus omnium potens kreierte.


    Kurz möchte ich noch auf den Mann eingehen, der als direkter Nachfolger des Ennius und Zeitgenosse des Plautus und Terenz gilt, sein Name ist Caecilius Statius. Er kam aus dem gallischen Norden Italias und war Freigelassener. Statius teilte die philhellenische Einstellung des Ennius und suchte seine literarischen Vorbilder im griechischen Raum. Seine Stücke sind von Menander abgeleitet. Statius versuchte dem römischen Publikum entgegenzukommen und dessen Geschmack zu treffen, indem er bei seinen Komödien noch die Komik und Drastik verstärkte. Die Fragmente zeigen uns die von Menander stammenden Thematiken wie den Vater-Sohn Konflikt, Liebeleien der Söhne mit Hetären und auch das ewige Thema des Geldes. Statius spielt gewissermaßen mit den verschiedenen Erziehungmethoden der Römer: lockere Zügel, die den Söhnen Freiraum lassen, aber auch strenge Sitten strenger Väter, die am Ende nur dasselbe bewirken.
    In der nächsten Sitzung sollen noch die uns am besten bekannten Autoren römischer Komödien abgehandelt werden, nämlich Plautus und Terenz.
    Oh, nach meinen Unterlagen haben die Teilnehmer Manius Tiberius Durus, Titus Octavius Dio und Rediviva Minervina noch nicht ihre Aufgaben eingereicht. Ich bitte, dies noch nachzuholen, da der Kurs bald endet. Zum nächsten mal möge man eine weitere Aufgabe behandeln. Schreibt etwas über die verschiedenen fabulae der römischen Komödie, ihr solltet zu dreien etwas finden. Des weiteren informiert euch und nennt mir zwei Kommödien des Plautus und zwei des Terenz. Der Inhalt sollte nur in wenigen Sätzen angerissen werden. Vielleicht erkennt ihr die Vorlagen des Caecilius Statius wieder. Dies könnt ihr mir in meinem Postkörbchen hinterlassen. <


    Callidus kramte das Durcheinander seiner Unterlagen wieder zusammen und steckte es ein.

    Callidus bemerkte, dass sein Verwandter Quarto die Sache noch wesentlich ernster auffasste, als Callidus selbst es damals getan hatte. Er hörte Quarto zu, der den Sachverhalt für sich noch einmal wiederholte, bevor er antwortete.


    > Ich habe selbst eine Zeit überlegt, deinem Bruder in dieser Angelegenheit einen Brief zu schreiben, kam jedoch wieder von dem Gedanken ab, als ich durch Tiberia Honoria erfuhr, dass sie von einem anderen Soldaten später eingelassen wurde und zum Caesar vordringen konnte. Ein Brief wäre mir in diesem Fall wohl als Racheakt ausgelegt worden, was die Arbeit in der Kurie noch weiter belastet hätte. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich es für wenig ratsam, da auch die Wahlen bevorstanden und die neue Besetzung gebildet werden musste. Dass man jedoch auch für die Zukunft eine Zusammenarbeit verwehrt, machten mir der Optio und der Centurio sehr deutlich. <

    ...und solange die Bewanderten abwesend sind, sag ich was dazu ;)


    Wie viele Quaestoren es zu unserer Zeit gab, kann ich nicht genau sagen, jedoch glaube ich, dass es 20 waren, da es unter Caesar zwar 40 gab, die aber nur vorübergehend.
    Zu deiner Frage die Wahl betreffend: In der Tat machte man sich einige Zeit vor der Wahl in einer schneeweißen Toga auf zu beliebten Plätzen. Man besuchte die Foren, damit auch die Rostren und auch gut frequentierte Tempel. Die Kandidaten gingen auf die Leute zu und hatten in der Regel einen nomenclator dabei, der sie auf bedeutende Persönlichkeiten aufmerksam machte, denen man die Hand schütteln musste. Während dieser Zeit standen sie den Bürgern für sämtliche Fragen zur Verfügung. Es war auch die Zeit des Klinkenputzens, denn man musste Freunde und Bekannte aufsuchen oder solche, die man gern als Freunde und Bekannte hätte. Konnte man die Stimme einer wichtigen Person ergattern, sei es durch reden, durch Versprechungen oder auch Bestechungen anderer Art, so gewann man mit dieser Stimme gleich die Stimmen der Klientel. Gleichzeitig war man aber immer darauf bedacht alle Schattenseiten der Gegenkandidaten aufzudecken und diese auch schlecht zu machen. Es ist also eigentlich in einem gewissen Rahmen so, wie auch heute Wahlkämpfe geführt werden.

    Während der Duumvir Mantuas redete, lehnte sich Callidus immer weiter zurück und unweigerlich wanderte auch bei dem ein oder anderen Wort die Augenbraue nach oben.


    > Nun, ich will gern mit dir darüber sprechen. Doch ich hoffe du weißt, zu wem du mit deinem Anliegen gekommen bist. So will ich wohl mit dem Hauptgrund deines Erscheinens beginnen. Nach Ablauf der Frist für die Kandidaturen in Mantua erreichte mich kein persönliches Ersuchen um eine nachträgliche Kandidatur, weder in meiner Funktion als Comes, noch als princeps curiae. Somit lehnte ich eine einfache nachträgliche Ernennung auch ab, wenn man nicht einmal das Einreichen einer verspäteten Kandidatur für notwendig hält. Wenn man dann darauf baut, dass sich der Comes durch Beschimpfungen in der Kurie beugen wird, hat man sich geirrt. Doch ist dies alles längst Vergangenheit. Du weißt, dass ich meinen Vorsitz über die Kurie abgegeben habe und dass der neugewählte princeps sich dieser Sache bereits annahm und ein Dekret herausgab, das die Ablehnung des dritten Mitgliedes bestätigt. Dies war eine ganz normale Wahl, die ich nicht einmal zu verantworten hatte. Jetzt habe ich auch gar nicht die Möglichkeit Mitglieder oder nur Beisitzer in die Kurie zu berufen, denn ich bin "nur" Comes. Doch in dieser Funktion ist es mir zumindest möglich, Aurelius Corvinus, über dein zweites Anliegen zu bestimmen. Auch hier muss ich wohl etwas klarstellen. Dass ich einen Mann, der die Wahlen seiner eigenen Stadt verpasst, nicht einfach zum Duumvir ernenne, sollte sich von selbst verstehen, zumal, wenn er keine triftigen Gründe vorlegt, sondern selbst das Versäumnis eingesteht. Doch teilte ich Didius Albinus bei seinem Besuch mit, dass ich mich durch einen schriftlichen Bericht des Duumvirs von Mantua über seine Arbeit informieren werde, so dass er nachträglich noch die Möglichkeit erhalten wird, ebenfalls das höchste Amt seiner Stadt zu bekleiden. Dies heißt nichts anderes, als dass ich ihn noch während dieser Amtszeit zum Duumvir ernennen wollte. <

    > Ich habe meinen Ärger über dieses... "Verhalten" in der Kurie auch deutlich zum Ausdruck gebracht, doch war wohl eben das der Grund, warum manche mir sogar drohten. Nun, der Auftrag der Tiberia war es, nach Mantua zu reisen und dort den Legionskommandanten aufzusuchen, um nach Möglichkeiten zu fragen, einen Bautrupp nach Ostia zu entsenden, um dort die Arbeiten am neuen Merkurtempel zu unterstützen. Es handelte sich also keineswegs darum, dass ich weibliche Angestellte in ein Lager einschleusen wollte, sondern lediglich darum, dass sie im Auftrag der regio ihren Pflichten zum Wohle Italias nachging. In der Kurie aber sagte man mir, dass man diese weiblichen Angestellten immer wieder abweisen würde. Ich selbst weiß natürlich, dass dies nicht das Ziel der schönen Stadt Mantua ist, sondern das einiger weniger, die die führenden Familien dort stellen. <

    > Werte Teilnehmer, wie ich bereits angekündigt habe, geht es heute um Literaten, die wir etwas genauer betrachten wollen, auch wenn die Zeit für eine umfassende Abhandlung wohl länger sein müsste.
    Widmen wir uns also zuerst Livius Andronicus. Bei ihm müssen wir sogar davon ausgehen, dass er selbst als Sklave nach Rom kam und im Hause der gens Livia als Hauslehrer tätig war. Oft hört man auch, dass er es war, der die Geburtsstunde der römischen Literatur einleitet, sehen wir von der zuvor besprochenen Annalistik einmal ab. Deutlich wird dies, wenn wir uns die ludi Romani des Jahres 240 v. anschauen, denn bei den ludi scaenici, die in deren Rahmen stattfanden, wurden seine lateinischen Dramen aufgeführt. Man ist sich nicht sicher, doch wissen wir von anderen Autoren, dass Livius Andronicus mindestens 10 Tragödien und 3 Komödien verfasst hat. Maßgeblich bei diesen Werken ist die Troia-Sage. Er versucht griechische Inhalte und Stile durch Nachahmung einem gebildeten Zuschauerkreis von Römern näher zubringen. Der iambische Senar ist hierbei eine Nachahmung eines griechischen Versmaßes, des iambischen Trimeters, und stellt eine Erweiterung für die lateinische Sprache dar. Diese Versart nennen wir Saturnier, die für die frühe Komödie typisch war. Andronicus schaffte es griechische Inhalte für uns Römer lesbar zu machen und so gingen seine Werke, wie es uns unser Horaz schrieb, auch in den Schulunterricht ein. Wie nahe Livius Andronicus an den griechischen Werken verfasste, soll dieser Vers aus dem Werk Odusia verdeutlichen.


    Andra moi ennepe, Mousa, polutropon ( Original)
    Virum mihi, Camena, insece versutum
    (Andronicus)
    Nenne mir den Mann, Camena, den verschlagenen


    Wir sehen sehr schön, wie Adronicus auch die Wortstellung weitestgehend übernahm.
    Noch zu Lebzeiten ist Livius Andronicus als anerkannter und einer der hervorragendsten Dichter bekannt. 207 v. übertrug man ihm sogar auf Beschluss des Senates die Ausarbeitung eines Prozessionsliedes.


    Jetzt will ich schnell zum nächsten Autor, der einen wichtigen Schritt für unsere Literatur gemacht hat. Sein Name ist Gnaeus Naevius. Auch er schrieb sein Werk, das bellum poenicum im Saturnier. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass es sich hier um Zeitgeschichte in Versform handelt <


    Callidus schaute sich wieder um. Hatte sich ein Meteller angemeldet? Er glaubte nein.


    > Als Beispiel gebe ich euch einen schönen Spottvers seines Werkes.


    fato Metelli Romae fiunt consules
    Durch ein Verhängnis werden die Meteller in Rom Konsuln.


    Doch die Antwort der Meteller folgte schnell.


    Malum dabunt Metelli Naevio poetae
    Die Meteller werden dem Dichter Naevius Saures geben.


    Neben diesem Hauptwerk verfasste Naevius noch Komödien und Tragödien, von denen uns aber heute nicht mehr viel bekannt ist. Seine Tragödien behandelten wohl römische Sagenstoffe und Geschichte, sie sind uns jedoch nur in Fragmenten erhalten. Diese Fragmente aber zeigen, dass Teile seiner Werke auch Vergil als Vorlage dienten, tauchen im ersten und dritten Buch des bellum poenicum doch Aeneas und auch Dido auf.
    Hierzu einkurzer Vers:


    blande et docte percontat Aenea quo pacto Troiam urbem liquerit
    Schmeichelnd und geübt fragt sie Aeneas aus, auf welchen Beschluss hin er die Stadt Troia verlassen habe.


    Bei Naevius bildet das Zeitgeschehen den eigentlichen Hintergrund seiner Werke, die mythologischen Aspekte zeigen sich nur als eingebrachte Vergangenheit.
    Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit. In der nächsten Sitzung sprechen wir noch über Ennius und die Komödienschreiber Plautus und Terenz… gibt es bis hierher Fragen? <

    Callidus hörte den Worten der Artoria aufmerksam zu. Es ging ihm ähnlich und wenn die Zeit kommen würde, so wäre auch er forh darüber, mitund gegen gewisse Größen Roms zu kandidieren.


    > Es ist sicher erst ein Erfolg, wenn man sich mit einer gewissen Stimmenzahl gegen bekannte Namen durchsetzen kann. Ich bin mir nicht sicher, doch setze ich mir die nächste Wahl als Zeitpunkt, zu dem ich zu einer solchen Kandidatur antreten möchte. <


    Die letzten Worte der Artoria Medeia brachten Callidus dann doch etwas aus dem Konzept und er musste kurz lachen.


    > Ob ich als "Schreck" Mantuas gesehen werde, weiß ich nicht und wage ich etwas zu bezweifeln; ich glaube auch nicht, dass gewisse Personen und Familien, die du ansprichst, aus dieser schönen Stadt, einen Grund dazu haben mich zu fürchten, jedoch scheint es ihnen neu zu sein, dass sie nicht gefürchtet werden. Als Comes setze ich mich für das Wohl der gesamten regio ein und nicht für die Ansichten einiger weniger, die damit auch noch Amtsgewalten zu blockieren versuchen. Diese Leute werden sich, wenn sie es noch nicht getan haben, bis zum Ende meiner Amtszeit daran gewöhnen müssen. <


    Callidus schmunzelte und nahm einen Schluck Wein.

    Callidus nahm die Kanne vom Tisch und goss etwas Wasser in die um jene aufgestellten Becher, für Quarto und Adria gleich mit, ohne sie noch zu fragen. Er schüttelte leicht den Kopf und blickte zum Fenster, wie er es gern tat, wenn er nachdachte.


    >Es sind Vertreter aus Mantua, genauer sogar aus der Legion. Der Centurio Claudius Vesuvianus hat sich nun schön desöfteren im Ton vergriffen. Letztlich geht es jedoch darum, dass ich meine mir unterstellte magistra scriniorum mit einem Auftrag nach Mantua schickte. Wenig später gab der Claudier öffentlich in der Kurie vor, es gäbe einen Befehl, Frauen den Zutritt zur castra zu versagen und ich müsste mich selbst um meine Angelegeheiten kümmern. Er wies mich an, keine Frauen mehr nach Mantua zu schicken. Nun, natürlich habe ich dies strikt abgelehnt und die Beachtung der Amtsgewalt gefordert, woraufhin auch Aurelius Antoninus bekräftigte, man würde Frauen immer wieder abweisen, aufgrund des Befehls. Tiberia Honoria, die dieses Amt ausübt, blieb beständig und verharrte in der Stadt, bis bei einem Wachwechsel ein anderer Soldat, der vermutlich nicht unter Druck gesetzt wurde, sie anstandslos zu deinem Bruder vorlies. Auch Valerianus kannte diesen Befehl offensichtlich nicht.
    Ihr kennt die Aurelier und ihre politischen Ziele. Sie versuchen sie selbst durch Blockaden und Behinderungen der Regionalbeamten durchzusetzen.
    Nunja, es gibt bessere Ausgangssituationen, aber ich sehe dieses Gerede nur als eine Art Hilflosigkeit, denn wie ich es auch drehe, ich habe nicht gegen ein Gesetz verstoßen, so dass ich selbst nach meiner Amtszeit schwerlich angeklagt werden kann. <


    Callidus erhob den Becher und grinste. Damit war nicht zu rechnen, aber bei dem, was er in der Kurie von so manchem hören musste, zweifelte er selbst die absurdesten Dinge nicht mehr an.

    Nachdem der Comes der letzten Sitzung aufgrund anderer Verpflichtungen ferngeblieben war, gab er nun seine Stimmen ab.


    Octavius Victor :dafuer:
    Caecilius Crassus :dafuer:
    Valerius Victor :dafuer:
    Vinicius Hungaricus :dafuer:
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Enthaltung

    Callidus nickte dem Mann zu, bevor dieser in Richtung seiner Kammer verschwand, und setzte sich dann an den großen Tisch.
    Er schluckte einmal kräftig und wusste nicht, ob Quarto das nun wirklich wissen wollte. So antwortete trotz so mancher Verärgerung möglichst neutral.


    > Nunja, es ist derzeit etwas anstrengend, da ich zwischen gewisse politische Fronten geraten bin. Ich habe, um meine Entscheidungen nicht selbst ins Lächerliche zu ziehen, meiner magistra scriniorum i der Kurie deutlich den Rücken gestärkt, als man sich über ihre Amtsgewalt hinwegsetzen wollte. Meine Vorgänger waren in dieser Hinsicht wohl nachlässiger und so bin ich durch meinen Einspruch so manchem unliebsam geworden. So ist es nicht verwunderlich, dass man keine Gelegenheit auslässt das Wort des Comes anzugreifen und ihn als unfähig zu titulieren. Solange diese Angriffe jedoch verbale Ausrutscher sind, die nicht meine, sondern die Würde des Kontrahenten schmälern, weiß ich damit sehr gut umzugehen. Erfreulicher ist, dass ich nach Abgabe des Vorsitzes über die Kurie nun die Zeit finde, bald nach Misenum aufzubrechen, um mich vom Stand der Arbeiten selbst zu überzeugen. Von Misenum aus wird meine Reise nach Tarent gehen, wohin mich Plinius Aristo einlud, einer der dortigen Duumvirn. <


    Er lächelte zur Gemahlin des Quarto.


    > Und auch für die Schule kann ich mich nun in größerem Umfang einbringen, was ich schon seit geraumer Zeit vorhatte. <

    Callidus lachte, denn es war stets schwierig den Ausgleich zwischen Muße und Beschäftigung zu finden. Meist nämlich ließ die Beschäftigung, so sie denn angemessen für die Person war, am Ende doch keine Muße zu.


    > Ich denke, du könntest dich freuen, hättest du nur die Zeit, um über Faulheit nachzudenken. Die Verwaltung der Städte erfordert ja schließlich viel organisatorisches Talent und ein immer offenes Ohr für die Belange der Stadt und ihrer Bürger. Die Einwohner Ostias würde dir die Stunden der Muße sicher gönnen, wären sie vorhanden. <


    Als Iulia Helena ihn nach einer Provinz fragte, musste Callidus doch erst einmal nachdenken. Dass er nun durch Italia reisen würde, war für ihn ein großer Schritt, doch die Provinz verlassen, darüber hatte er selbst sich nie Gedanken gemacht.


    > Sicher wäre der Osten eine Reise wert. In Athenae sollen die Bauten nicht weniger prachtvoll sein als hier in Rom. Die Stadt selbst ist belebt und bietet mit ihren vielen Schulen ein interessantes Reiseziel. Aber auch nach Alexandria, in das heiße Aegyptus würde ich aufbrechen, hätte ich die Zeit dazu. All diese großen Städte mit ihren gewaltigen Bauten sind für mich verlockend. <


    Callidus schmunzelte zur Iulierin und trank einen Schluck. Mit Architektur hatte Callidus zwar nichts zu schaffen, doch ließ er sich gern allein durch den Anblick der riesigen Mauern und Säulen beeindrucken. Selbst in Rom schaute er noch immer gern vom Palatin auf die dicht bebaute Stadt hinab.

    Callidus schmunzelte.


    > Kampanien ist ein hervorragendes Anbaugebiet und das nicht nur für Trauben. Mein Verwandter Quarto besitzt dort einen Olivenhain und ich muss sagen, dass ich auf das Öl dieser Oliven schwöre. In Neapolis war ich aufgrund regionaler Beziehungen desöfteren, als ich noch als Magistrat Misenums tätig war. Das Gebiet ist ebnso schön wie alle Kampaniens, doch war mir immer etwas unwohl bei dem Gedanken and den Berg. <


    Dankend nahm Callidus den Becher an und erhob ihn leicht, nachdem er wenige Tropfen für die Götter auf dem Boden versprengt hatte.


    > Ja, so lasst uns auf unsere Familien trinken! <


    Callidus nippte am Becher und war doch freudig überrascht. Es war kein Falerner, aber ein außerordentlich guter Honigwein. Er würde sicher die ein oder andere Amphore davon lagern wollen.


    > Wie ich aus den Archiven ersehen habe, warst du erst in Rom tätig, später bist du nach Ostia gegangen. Hast du Ziele für deine Zukunft? <


    Dann wandte er sich auch Medeia wieder zu.


    > Trotz solcher Greueltat übst du das Amt der Quaestrix aus. Wirst du auch bei den nächsten Wahlen zum cursus honorum antreten, oder hast du anderes vor? Ich selbst merke, wie befreiend es ist, den Vorsitz der Curia Italica abgegeben zu haben, kann ich mich doch erst jetzt richtig auf das Amt des Comes konzentrieren. Und auch die Arbeit für die schola Atheniensis ist oft zeitraubend. <


    Wieder nippte Callidus am süßen Wein.

    Callidus hatte von den Kursteilnehmern deren Wissen zu vorgetragenem Satz erhalten und war mit allem zufrieden, was ihm aufgeschrieben wurde. Der eine hatte mehr, der andere weniger, aber die Informationen, die man haben sollte, waren bei allen vorhanden.
    So begann Callidus mit der zweiten Sitzung.


    Zunächst möchte ich noch auf das bereits angesprochene carmen arvale zurükkommen.
    Mit den Hilfen konnte man sicherlich schon vieles erkennen.


    Ja, helft uns ihr Laren
    Mars, lass, lass nicht Seuche und Wolkenbruch einlaufen in die Menge,
    sei satt wilder Mars, spring auf die Schwelle, steh dort!
    Er rief die Semunen abwechselnd alle herbei.
    Ja, hilf uns Mars
    Triumph Triumph Triumph Triumh Triumph!

    Dies sollte euch nur noch die alten Schriften unserer Ahnen verdeutlichen, während ich jetzt jedoch fortschreiten will.
    Eine weitere Form vorliterarischer Erzeugnisse sind die nenia, die Klagelieder, die von einer praefica, einem Klageweib, übernommen wurden. Den Bezug zum Etruskischen, unsere Ahnenverehrung betreffend, erwähnte ich schon und so waren es auch die Etrusker, die ebenso das Gedenken in dieser Form an die Ahnen wachhielten.; auch, indem sie es in die Wachsmasken ritzten, die zu Festen mitgeführt wurden, so dass die ganze Familie anwesend war. Bei diesem Thema ist auch die laudatio funebris zu erwähnen. Sie kann von einem Sohn im Mannesalter oder einem nahen Verwandten auf der rostra gehalten werden und zählt die Vorzüge des Verstorbenen auf. <


    Callidus überlegte kurz. Hier war es oft dazu gekommen, dass man seine Ahnen besonders hervorhob, so dass die Vorzüge immer größer und reicher wurden, die Fehler verschwanden mit dem Tod wohl gänzlich. Sogleich machte er jedoch weiter.


    > Die Reden über unsere Vorfahren erhält einen jede Familie in ihrem Familienarchiv, doch wissen wir von unserem Cicero, aus Brutus, dass schon er Kritik daran übte, dass bei diesen Reden zu frei mit der Geschichte umgegangen wurde.
    Nun ist der römische Ordnungssinn ebenfalls verantwortlich für literarische Zeugnisse, so nämlich entstand die römische Geschichtsschreibung. Das album, die weiße Tafel im Haus des pontifex maximus, auf der die Namen von Magistraten Ereignissen des Jahres, Naturkatastrophen, Mondläufen, Teuerungen des Getreidepreises und Prodigien verzeichnet waren, lieferte den Grundstein. Aus den alba gingen somit die annales libri hervor, die um 130 v. durch Mucius Scaevola unter dem Namen annales maximi publiziert wurden. Auch die libri oder commentarii der Magistrate können als vorliterarische Keime dieser Literaturgattung gesehen werden.
    Dies führt uns nun zur „echten“ Literatur, der älteren Annalistik.
    Zu jenen Geschichtsschreibern gehörten namhafte Männer wie Fabius Pictor, Luius Cincius Alimentus, ein Praetor des Jahres 210 v., Aulus Postumius Albinus, gar ein Consul des Jahres 251 v., oder Gaius Acilius, der griechische Philosophen aus Athen, die in Rom lehrten, dolmetschte, nunja, bevor Cato sie abschob.
    Eingehen möchte ich nun kurz auf Fabius Pictor, einen der bedeutendsten dieser Gruppe. Er war es, der die Delegation leitete, die nach der Niederlage bei Cannae nach Delphi reiste. Sein Werk behandelt die Zeit ab urbe condita bis zum Ende des zweiten punischen Krieges 201 v. Jedoch ist sein Werk nunmehr in Fragmenten bei anderen Autoren erhalten. Zu beachten ist hier, dass die Annalen des Pictor griechisch verfasst sind. Die Ziele der römischen Politik sollten der griechischen Welt nähergebracht werden (rein apologetisch).
    Auch Livius hatte auf Pictor zurückgegriffen. Es war Sitte der älteren Annalisten, von der Gründung bis in die eigene Zeit zu schreiben und dies in der Form von Jahrbüchern.
    Alle haben den Anspruch dabei wahrheitsgemäß zu schreiben. Warum betone ich das? Nun, schaut euch die jüngeren Annalisten an, die ich hier nur namentlich erwähnen will! <


    Wieder überlegte Callidus kurz…war in diesem Kurs ein Claudier oder Valerier anwesend? Er konnte sich nicht erinnern und fuhr fort.


    Claudius Quadrigarius und Valerius Antias, zwei Schreiber dieser Gruppe schrieben über eine Matrone, die allein ein Schiff wieder seetauglich machte. Man mag es nicht glauben, doch hieß diese Matrone bei Quadrigarius Claudia, bei Antias hieß sie Valeria! Diese Gruppe also versuchte die Geschichtsschreibung für ihre Zwecke, zu ihrem Ruhm zu missbrauchen, weshalb ich schnell weitereile zu den nächsten richtigen Literaten….doch dies erst in der nächsten Sitzung.

    > Es stimmt, Ostia selbst bat um Unterstützung durch die legio. Ich werde mich hier noch für Staatssklaven beim Kaiser einsetzen müssen. Ich fürchte, dass der regio derzeit nicht die Mittel zur Verfügung stehen, um öffentliche Bauprojekte allzu sehr zu fördern. Jedoch glaubte ich, dass nach meinen letzten Erfahrungen der Bau in Mantua fortschreitet, wie es mir Didius Albinus sagte? <