Gut gelaunt betrat Callidus den Raum. Es war die letzte Sitzung und er hatte fast alles durchbekommen, was er sagen wollte, nur für Cato reichte am Ende die Zeit nicht mehr ganz.
> Kommen wir nun zu Plautus. Er ist der erste Autor, von dem uns vollständige Werke noch erhalten sind. Vor allem in der späten Republik, aber auch jetzt in unserer Zeit, besann man sich auf Plautus und Terenz. Doch trotz der Beliebtheit jenes Autors sind biographische Anhaltspunkte kaum bekannt.
Plautus selbst hieß auch Maccius, diesen Namen erwähnte ich ja bereits zu anderer Gelegenheit, und spielte eben diese Rolle auch selbst in seinen Stücken. Wir können davon ausgehen, dass er Mitglieder einer fahrenden Schauspielergruppe war, die zwischen Magna Graecia und Norditalien hin- und herreiste, um dort in den Städten ihre Aufführungen zu machen. Solchen Schauspielergruppen kamen auch wichtige kulturelle Vermittlerrollen zu, wie man sich vorstellen kann. Besonders bei den ludi hatten sie ihre Auftritte, was man heute noch an den ludi scaenici erkennen kann, die viele Spiele begleiten.
Im Jahr 200 v. wurde das Stück Stichus aufgeführt, 198 v. bereits der Pseudolus. Wie ich euch bereits bei der letzten Aufgabe sagte, griff auch Plautus auf griechische Vorlagen zurück, wie es Statius bereits tat. Doch Plautus, wie auch später Terenz, benutzten zwei oder gar drei Vorlagen und formten aus den Elementen neue Komödien. Dies nennt man Kontamination.
So können wir Aulularia, die Goldtöpfchenkomödie, den Stichus oder die Bacchides, die beiden Frauen namens Bacchis, auf Komödien des Menander zurückführen. Mercator oder Trinummus auf die des Philemon. Die Menaechmi, die Zwillinge, sind wohl eine eigenständige Komödie des Plautus.
Marcus Terentius Varro, ein Freund des Cicero und Archivar sammelte die Komödien und bezifferte die Zahl der echten Komödien des Plautus auf 21.
Plautus unterscheidet sich von seinen griechischen Vorbildern jedoch deutlich durch die ständige Wiederholung von Wortwitzen und seine…nun ja, ich verwende ein britannisches Wort…slapstick-Comedy, häufig gibt es burleske Einlagen. Zu erwähnen ist noch, dass seine Komödien alle im hellenistischen Raum spielen.
Bei den Komödien gab es keine Akteinteilung und sie wurden am Stück aufgeführt, damals nicht in Theatern, wie wir es kennen, sondern mitten im Tumult auf dem Forum. Oft wurden dazu nur provisorisch kleine Holzbühnen aufgebaut. Exkurse innerhalb des Stückes unterbrachen oft den purpurnen Faden und dienten vornehmlich der Witzigkeit. Wie auch in den Satiren werden besonders bei Plautus menschliche Schwächen überzeichnet und karikiert.
Nun soll noch kurz etwas zum Namen Terenz fallen, der uns ebenfalls in jungen Jahren schon viele Komödien schrieb. Die großen Unterschiede zu Plautus liegen wohl im Stil. Terenz bedient sich der feinen Ironie und lässt Schimpfwörter und derbe Ausdrücke aus. Ja sein Stil beeinflusste sogar spätere Autoren wie Cicero, bei dem Wendungen des Dichters auftauchen. Caesar bezeichnete Terenz als dimidiatus Menander, als halben Menander, was durchaus als großes Kompliment anzusehen ist. Und so gehörte auch Terenz lange zu den gängigen Schulautoren und wird auch heute noch in unseren Schulen und von unseren Lehrern gelesen. <
Dass nur 200 Jahre nach seiner Vorlesung ein großartiger Grammatiker die Stücke des Terenz kommentieren würde, was der Nachwelt erhalten blieb, konnte Callidus zu jenem Zeitpunkt nicht einmal erahnen, doch war dieser bekannte Grammatiker Roms einer seiner Nachfahren, Aelius Donatus.
> Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und euer mitgebrachtes Interesse für die alten Schriftsteller. Morgen werdet ihr hier eure Prüfung ablegen können. Valete! <
Callidus blieb für Formalia und Anfragen noch im Raum.
Die Prüfungsfragen werden verschickt. Die gestern gestellte Aufgabe kann mit den Prüfungsfragen bis nächsten Mittwoch, den 23.08. 00.oo Uhr an mich geschickt werden.