Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Während der Augustus die Worte repetierte, ließ Gracchus seinen Blick wieder über die Soldaten Roms schweifen. Er war nie Teil des Militärs gewesen, doch er konnte sich lebhaft vorstellen wie die kleinen oder auch größeren, wilden Stämme in den fernen Provinzen vor diesem Anblicke erzitterten. Unbezweifelt, die Götter mussten Rom lieben, ebenso wie seinen Augustus, welcher dem Reich und insbesondere der Stadt bereits seit Jahren wieder Frieden und Wohlstand schenkte. Auf die leise Frage Aquilius' bedeutete der Flavier die beiden Schlächter mit einem unscheinbaren Wink ihr Werk zu beginnen. Während der eine mit dem malleus bereit stand, postierte der cultrarius mit dem scharfen Messer sich zur Seite des Wilders, der durch eine bewährte Kräutermischung bereits seit dem frühen Morgen in einen beruhigten Zustand war versetzt worden und auch nun noch gänzlich unbedarft auf getrockneten Melissenblättern und Hopfenblüten herumkaute.
    "Agone?" fragte der Opferstecher laut, und auf das

    "Age!"

    des Kaisers taten die Schlächter ihr Werk. Schwungvoll krachte der metallene Opferhammer zwischen den vergoldeten Hörnern des Wilders auf dessen Schädelplatte hinab, und noch bevor das Tier gänzlich zu Boden war gesunken stach der cultrarius das Messer in dessen Halsschlagader. Ein popa stand bereit, einen Teil des Blutes in einer silbernen Schale aufzufangen, während der Rest in dünnen Strömen sich seinen Weg über den Boden suchte und ob der Kälte der Jahreszeit schnell dort zu einer klebrigen Masse gerannt. Routiniert begannen die Schlächter den Bauch des Opfertieres zu öffnen und die vitalia aus seinem Inneren zu nehmen, welche ein weiterer popa in einer Opferschale schlussendlich dem Pontifex präsentierte. Die Eingeweide waren noch warm als Gracchus sie aufnahm, und verströmten einen leicht metallischen Hauch nach Blut. Die Leber zeigte sich fest und makellos in ihrem dunklen Rot, auch die Adern über die hellere Gallenblase waren in natürlicher Zeichnung verteilt, das Herz kräftig und wohlgeformt, allesamt ohne fühlbare Verhärtungen oder Knoten unter der Oberfläche. Ohnehin lohnte es sich nicht, die Eingeweideschau umfänglicher vorzunehmen, denn das Armilustrium musste gelingen. Darob nickte der Flavier zu Aquilius und verkündete:

    "Litatio."

    Flavius Gracchus kam gemeinsam mit seinem Sohn Minor und dessen Gemahlin Cornelia zur Hochzeit Serapios. Er trug eine Tunika in Petrolblau aus einem feinen, wollenen Stoff mit strukturierten Rauten, dazu eine etwas dunklere Toga mit golddurchwirktem Saum. Eine etwas bequemere Synthesis wäre zweiflesohne dem Anlass ebenso angemessen gewesen, doch der Flavier nahm die ihm angedachte Rolle überaus ernst. Beim Betreten des Atrium flackerte einen kurzen Augenblick in Gracchus' Geist eine Reminiszenz an grauenvolle Tage, doch der bunte Schmuck, die Blumenranken und die feierlich-gelöste Stimmung der Gäste sorgten rasch dafür, dass jenes Flackern erlosch, und spätestens Serapios Anblick ließ sein Herz höher schlagen.

    "Faustus Serapio, Quintilia Valentina, es ist mir eine große Ehre und Freude zugleich, dass wir diesen Tag mit euch feierlich begehen dürfen."

    Tatsächlich freute Gracchus sich sehr für Faustus, schlussendlich war eine Ehe in Rom eine gesellschaftliche Obliegenheit, und dass Serapio ohne eine Gattin bis dorthin gelangt war, wo er heute stand, war wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass er sich für ein Soldatenleben hatte entschieden. Gleichwohl würde seine Gemahlin ihm nun auch einen Erben schenken, ohne den ein römisches Leben schlussendlich sinnlos war.
    "Meinen Sohn, Gracchus Minor, kennt ihr zweifelsohne, und dies ist seine liebreizende Gemahlin Cornelia Philonica. Meine eigene Gemahlin ist deplorablerweise indisponiert, was sie zu tiefst bedauert, lässt euch indes um so herzli'here Grüße und Glückwünsche ausrichten."

    Das Geschenke der Flavier würde indes traditionell erst am nächsten Morgen nach der Feierlichkeit angeliefert werden, ein jünglicher Mars von Euthydemus Onasdas, einem aufstrebenden Künstler aus Nicopolis, aus Marmor geschlagen, welcher in den Steinbrüchen um die nord-italische Stadt Luna gewonnen worden war.

    Die Sacerdotes Vestales waren ein Angelegenheit, welche Flavius Gracchus nie gänzlich mit der notwendigen Professionalität seines Amtes konnte betrachten, schwang dabei doch stets die Reminiszenz an seine Schwester Agrippina mit, welche als Virgo Vestalis Maxima auf den Stufen zum Tempel der Vesta war ermordet worden. Darüberhinaus nagte an ihm sein Gewissen, hatte er doch einst der Göttin und Rom seine Erstgeborene versprochen, durch und nach den Unruhen des Bürgerkrieges jedoch seine Familie vor die Interessen Roms gestellt, seine Tochter dabei indes dennoch verbannt und in den Tod getrieben. Da es indes an diesem Tage mitnichten um seine eigene Familie ging, suchte er diese nagenden Gedanken tief in sich zu verdrängen, und sich gänzlich auf die Causa Valeria Maximilla zu konzentrieren, denn auch er hatte bisher das Mädchen noch nicht kennen gelernt, noch wusste er in welchem familiären Verhältnis sie zu Flaccus stand.

    Ich möchte dem hinzufügen, dass es in der "guten alten Zeit" (die augenscheinlich noch vor dem verklärten "früher" war) solcherart Diskussionen bezüglich SimOff-Reibereien auch nicht gab (und falls doch, so waren dies nur die Spitze des Eisberges). Solche Angelegenheiten wurden von der SL im Hintergrund gelöst - bisweilen auch inklusive der Löschung aufkommender SimOff-Diskussionen, zu denen ohnehin nur ein Bruchteil der Spieler alle Hintergründe kennt und daher urteilen könnte.


    Im Grunde ist doch auch dies eine Eigenschaft guter Spielleitung: SimOff-Zwistigkeiten aus der Öffentlichkeit und dem Spiel zu halten, so dass jene, welche nicht davon betroffen sind, auch nicht davon betroffen sein müssen, und ihre Energie in konstruktive Beträge stecken können.

    Der ältere Gracchus nahm einen Schluck verdünnten Wein, den ein belangloser Sklave ihm in sein Glas hatte eingeschenkt, während er Minor zuhörte und zu dessen Gedanke bezüglich einer Kandidatur langsam nickte.
    "Dies wäre zweifelsohne ein taktisch kluger Schritt, Lucretius hat sich bereits einige Gesinnungsfreunde im Senat gemacht."
    Auch Gracchus hielt den Freund seines Sohnes für einen tauglichen und patenten Senator, dessen Unterstützung er sich konnte gut vorstellen - insbesondere selbstredend, so dies Minor zum Vorteile würde gereichen.
    "Was indes wirst du in deiner Rede zur Kandidatur ant..worten auf die Frage, wie du deine Zeit im Senat bisherig für Rom genutzt hast?"
    Ob seiner Verstimmung geriet die Couleur dieser Frage weitaus vorwurfsvoller als er dies beabsichtigte. Letztendlich wollte er seinen Sohn beschützen und ihn darob auf jede mögliche Frage, welche auf eine Blamage abzielte, vorbereitet wissen, doch in diesem Augenblicke schwelte noch in ihm der Verdruss über die Christianer im Allgemeinen und ihr Einwirken auf seine Familie, welchem er anlastete, dass er der einzige Sohn seines Vaters war, der in Rom seine Pflicht erfüllte. Dass Minor seine eigenen Eskapaden hatte durchlebt, welche ihn anfänglich von seiner Pflichterfüllung hatten abgehalten, und sich nach der Erhebung in den Senat kaum dort hatte eingebracht, hatte zwar nicht das geringste mit den Christianern zu tun, verstärkte indes das Gefühl, dass der restlichen Familie wenig an ihrer Pflichterfüllung gelegen war, respektive den Verdruss darüber, dass seine Vettern und deren Nachkommen sich dieser Pflichterfüllung hatten entziehen können ganz ohne ein schlechtes Gewissen, während er niemals den Mut dazu hatte aufbringen können - oder wollen. Als weiterer Bestandteil dieses Gefühlskomplexes addierte sich, dass er nun seinen Sohn eben in jene Richtung weiter drängte, in welche das Schicksal - inklusive des Einwirkens der Christianer - ihn hatte gedrängt, respektive er sich selbst hatte gedrängt, und von der er nicht sicher war, dass dies die beste Richtung für Minor war, ob dessen neuerlich dies ihm ein schlechtes Gewissen evozierte, da er sich fragte, ob er dies tat zu Minors Wohl, zum Wohle Roms, oder nur zu seinem eigenen Vorteile, dass er sich eben aus dieser Pflichterfüllung würde zurück ziehen können.

    "Dein Onkel wird zweifelsohne ebenfalls sehr erfreut über eure Rückkehr sein"
    , richtete er weitaus sanftere Worte an Philonica, um sich einen Augenblick abzulenken. Gegenteilig zu ihm hatte Scapula die beiden zwar ebenfalls in Rom vermisst, war aber der Ansicht gewesen, dass ihnen ein wenig Zeit zusammen auf dem Lande durchaus würde gut tun, da dies eine feste Grundlage würde schaffen können für eine gemeinsame Strategie in Rom. Gracchus hingegen vertrat die Ansicht, dass eine solche Grundlage nur durch deutliche Worte würde geschaffen werden können, und dies ebenso in Rom möglich war. Er nahm noch einen Schluck Wein, atmete tief ein und langsam wieder aus, ehedem er sich seinem Sohn wieder zuwandte.

    "Die Christianer enervieren mich! Sie sind wie ein Geschwür im Leibe dieser Stadt, und ein jedes Mal wenn ich sie beinahe ver..gessen, respektive erfolgreich aus meiner Aufmerksamkeit verdrängt habe, fressen sie sich um so marternder durch Roms Wohlergehen!"
    Mit jeden Wort wurde seine Indignation neuerlich größer, dass er sich letztlich gar zu einer Vermaledeiung ließ hinreißen:
    "Im tiefsten Winkel des Tartarus sollen sie elendig ver..enden, allesamt!"

    Wäre es ohne viel Aufwand (also Programmierung) möglich, im "Teilnehmer"-Feld bei den Konversationen statt der "Beginnt mit" eine "Beinhaltet"-Suche einzustellen?


    Von vielen Charakteren sind mir die Praenomen nicht geläufig (also der erste Teil, welcher eher eine vertraute Beziehung zwischen Charakteren bedingt), sondern nur die Gens- und Cognomen. Beim Starten einer Konversation muss ich daher stets erst einmal den passenden Namen heraussuchen. Und ich könnte mir vorstellen, dass es nicht nur mir so geht (falls doch, dann ignoriert dieses Gesuch einfach).

    "Ganz recht, ihre Gottesverehrung ist indes dabei nicht vergleichbar mit der Divination unserer Kaiser. Ihr Gott existierte bereits vor diesem Mann aus Iudaea, den sie als eine Art Inkarnation ver..ehren - ein überaus abstruses Konstrukt, insbesondere da dieser Mann, Iesus nennen sie ihn, nicht nur aus römischer Sicht ein Hochverräter war, sondern allgemein ein völlig belangloser Handwerker."
    Gracchus hatte nie nachvollziehen können, was einen Menschen dazu bewog, dieser eigentümlichen Idee zu folgen - insbesondere nicht dazu, seine patrizische Herkunft und Familie aufzugeben, um in ludaea die Spuren dieses Mannes zu verfolgen, wie sein Bruder Animus es hatte getan.
    "Zumal wie du ganz richtig erwähnst sie nicht nur die Anbetung anderer Götter ablehnen, sondern deren bloße Existenz leugnen. In Rom rotten sie sich in Verbünden zusammen, welche vordergründig sich als unbescholtene Bürger darstellen, doch die Huldigung ihres Götzen geschieht stets im Klandestinen - und wer kann genau sagen, was sie dabei tun!? Es gibt Berichte, dass sie am Todestag dieses Iesus einen Erstgeborenen opfern, dessen Blut sie trinken und dessen Fleisch sie essen, um sich mit seinem Leib zu verbinden, und solcherlei gestärkt Ver..storbene durch dunkle Magie zum Leben auferwecken."

    Ein Schaudern durchfuhr den Leib des Flaviers. Seit seiner Jugend befasste er sich mit den Hintergründen der christianischen Sekte, und insbesondere die abstrusesten Gerüchte waren ihm stets am plausibelsten erschienen, konnte doch nur finstere Magie erklären, dass Animus - der strahlende Held seiner Kindheit - sich an die Spitze dieser Sekte hatte gestellt. Nachdenklich blickte er Torquatus an - er war kein Junge mehr, doch mitnichten alt genug, sich gegen dunkle Machenschafften zu schützen. Hinwieder einen direkteren, verlässlicheren Zugang zu den Quindecimviri zu erhalten, könnte durchaus nutzbringend für Gracchus sein. Letztendlich jedoch würde er erst einmal herausfinden müssen, wie verlässlich der junge Fabier für ihn war.
    "Nun, die Quindecimviri, wie auch die Christianer werden noch etwas warten müssen. Heute werde ich in meiner Funktion als Pontifex den Pontifex Maximus in Hinblick auf die Captio eines jungen Mäd'hens in die Reihen der Sacerdotes Vestalis beraten. Da dies keine höchst vertrauliche Angelegenheit darstellt, wirst du mich zweifelsohne in den Palast begleiten dürfen, um einen Einblick in die Aufgaben des Collegium Pontificum zu erhalten. Dir fällt somit eine Rolle als Beobachter zu, gleichwohl wirst du selbstredend über das, was dort beraten und beschlossen wird, Stillschweigen bewahren. Warst du schon einmal im Palast?"

    Zur Audienz bezüglich der Causa Captio Valeriae


    Kurz vor der hora quinta des achten Tages vor den Iden des Decembrius erreichte eine schlichte, jedoch nicht minder elegante Sänfte, getragen von vier athletischen Cinithiern, geleitet von einem kleinen Tross gutaussehender Sklaven und - zumeist nicht ganz so gutaussehender Klienten -, sowie einem - durchaus ansehnlichen - Tiro den kaiserlichen Palast, wo ihr Flavius Gracchus entstieg. Während ein dunkelhaariger Jüngling noch die Toga richtete, winkte der Flavier seinen Tiro Fabius Torquatus aus der Entourage herbei.

    "Wie wir es besprochen haben, du bleibst im Hintergrund bei Ikarus und spri'hst nur sofern man dich dazu auffordert."

    Derweil trat sein Leibsklave und Sekretär Ikarus an die Palastwachen heran und vermeldete, die Einladung aus dem Palast als Beleg vorweisend:

    "Mein Herr, Senator et Pontifex Manius Flavius Gracchus, ist zur Audienz zum Caesar Augustus Pontifex Maximus geladen. Sofern es gestattet ist, wird sein Tiro Titus Fabius Torquatus ihn begleiten."

    Da es sich um eine - wenn auch nicht gar so häufige - kultische Routineangelegenheit handelte, und derzeit soweit er wusste keine besondere Gefahr für den Augustus und seine Familie bestand, welche eine erhöhte Sicherheit mochte bedingen, konnte Gracchus sich keinen Grund imaginieren, weshalb der junge Fabier ihn nicht würde geleiten dürfen. Da die Toga derweil gerichtet war, trat der Flavier mit einem freundlichen Lächeln an das Tor heran, denn gleichwohl die Gardesoldaten in ihm stets ein Gefühl der Gefahr aus seiner Vergangenheit evozierten, so wurde dies mittlerweile doch beinahe gänzlich von freudigen Gedanken an einen ihrer Tribune überlagert.

    "Ich danke dir"

    , quittierte der Flavier dies und bemerkte an einem Wink seines Sekretärs, dass es Zeit wurde, sich anderweitigen Angelegenheiten zu widmen und darob die Gäste zu verabschieden.

    "Nun, sofern es weiters nichts zu bespre'hen gibt, erwarte ich Titus Torquatus in zwei Tagen um die hora tertia, um sein Tirocinium zu beginnen."

    Er verabschiedete die beiden Fabier und geleitete sie bis zum Atrium, von wo aus Ikarus ihnen den Weg bis zum Ausgang wies - weniger aus Notwendigkeit, denn aus Höflichkeit.

    Als die Voropfer durch die stadtrömischen Einheiten waren abgeschlossen, trat der Pontifex Flavius Gracchus an der Seite des Augustus an den Opferaltar heran, neben welchem bereits der Widder seines Schicksals harrte. Gracchus fühlte sich Teil dieses Ritus und doch fremd - in zweierlei Hinsicht, denn einerseits war das Armilustrium Bestandteil uralter, kultischer Traditionen und damit seines Metiers, andererseits indes tief verwoben in das militärische Geflecht Roms und darob Teil einer ihm gänzlich fremden Welt, einerseits stand er im Zentrum des Ritus, andererseits war er nur eine unbedeutende Figur an ihrem Rande. Dennoch, allein der Anblick über die Soldaten Roms in ihren prachtvollen Paraderüstungen hinweg - Abbild der Macht und Stärke Roms -, ganz zu schweigen von dem persönlichen Augenschmaus Serapios Darbietung -, war zweifelsohne mehr als erhebend genug, um sich selbst zu vergessen. Als die Herolde durch ihr "Favete linguis!" Ruhe einforderten, die Tibicines mit ihrem Flötenspiel ansetzen, um alle störenden Geräusche von Aquilius als Opferherrn fortzuhalten, welcher zu diesem Zwecke nun auch eine Falte seiner Toga sich über das Haupt legte -, und Gracchus nach dem Augustus seine Hände in eine Schale lauwarmen Wassers tauchte und rituell alles profane von sich wusch, suchte der Pontifex jene Gedanken von sich zu schieben, um gänzlich sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Im fahlen, herbstlichen Licht schimmerten die feinen Silberspäne, welche in das Fell des Widders gerieben worden waren, nicht gar so funkelnd wie an manch sonnigem Sommertage, verliehen ihm jedoch durchaus einen dezenten Glanz, der durch die goldfarbenen Hörner noch verstärkt wurde. Von einem Kultdiener nahm Gracchus die Schale mit mola salsa entgegen, um an den Augustus heranzutreten, welcher bereits sein Opfermesser in Händen hielt. Während Auqilius dem Widder ein wenig der weißlichen Masse zwischen die Hörner gab und sodann mit dem Messer über dessen Rücken strich, um die rituelle Entkleidung des Opfertieres durchzuführen, soufflierte der Flavier ihm die Worte, welche der Augustus währenddessen zu sprechen hatte.

    "Iuppiter Optimus Maximus, Fürst des Himmels, Iuppiter Victor et Invictus, siegrei'her und unbesiegter Herrscher,

    Dieser Widder sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Stärke für die treuen Streiter des Imperium Romanum!

    Iuppiter Stator, der die Flucht hemmt, Iuppiter Feretrius, der die Feinde schlägt,

    Dieser Widder sei Dir gegeben aus freien Stücken, Deinen Segen zu erbitten für die Waffen der Söhne des Imperium Romanum, welche alle Feinde bezwingen!

    Iuppiter Triumphator, der den Sieg bringt, Iuppiter Urbis Custos, der unsere Stadt beschützt,

    Dieser Widder sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du Roms Streiter beseelst mit Deiner Stärke!

    All..gewaltiger Iuppiter, nimm Du unsere Gabe für dein Wohlwollen, Deinen Segen und Deine Stärke!"

    Womöglich könnte man die variable Prozentzahl an der Interaktion mit anderen Spielern bemessen. Wieviele andere IDs etwa schreiben bei Spielen oder Opferungen als Zuschauer (plus Extra-Prozente für aktive Beteiligung), wie viele reagieren auf eine Rede auf der Rostra, die Verteilung von Spenden oder eine Wahlparole an einer Hauswand. Dies hätte den Vorteil, dass auch die Spielerschaft wieder (marginal) Einfluss nehmen könnte - indem sie einen Kandidaten in seinem Wahlkampf mit Anwesenheit unterstützt oder auch nicht.

    Sofern es Kandidaten für die kommenden Wahlen gibt, würde ich Version 2 als Provisorium präferieren. Respektive vielleicht sogar als endgültige Lösung, sofern sich herausstellt, dass die veränderte Durchführung nicht schlechter ist als die ursprüngliche. Denn letztendlich soll das System das Rollenspiel unterstützen und nicht Selbstzweck sein. Dass dies im alten Forum programmiert wurde, mag durchaus damit zusammenhängen, dass es dort so etwas wie das Ticketsystem noch nicht gab. Womöglich ist dieses nun völlig ausreichend.

    Gracchus' Laune war nicht die beste als er das Triclinium betrat, hatte er zuvor doch eine Unterredung mit Aburius Megellus, dem Magister Quindecimvirorum, in Hinblick auf die Causa erhöhter Christianer-Aktivität - ein Thema, welches seiner Laune selten zuträglich war, zumindest sofern nicht die Hinrichtung einiger Christianer an dessen Ende stand. Indes suchte er diese Angelegenheit aus seinen Sinnen zu vertreiben, bot die Familie ihm doch zumeist erfreulichere Zerstreuung.

    "Salvete, ihr beiden. Nun, wie war eurer erster Tag zuhause bisherig?"

    Ein wenig träge ließ er sich auf seinen angestammten Klinenplatz sinken.

    Die Wortmeldung Senator Iulius' trieb ob der gestellten Frage neuerlich einen Schauer über der Rücken des Flaviers, war eine solche Ungeheuerlichkeit - der mögliche Tatbestand eines gewaltsamen 'Schlages', nicht die Frage selbst - ihm nicht erst in die Sinne gelangt. Indes konnte der Augustus bestätigen, dass es sich zwar um einen tragischen Tod handelte, dieser jedoch nicht von außen forciert schien - gleichwohl man dies vermutlich kaum mit Bestimmtheit konnte feststellen, gab es doch Gifte, welche keinerlei Spuren hinterließen, deren Wirkung einem kräftigen Schlage jedoch in nichts nachstanden, so dass im Zweifelsfalle ein Blick darauf geworfen werden musste, wer die Nutznießer Rusius' Todes waren. Nach diesem doppelten emotionalen Aufruhr in seinem Inneren war Gracchus beinahe froh als der Kaiser die Curia wieder verließ, um die Senatoren unbeeinflusst ihren Aufgabe zu überlassen, in diesem Augenblicke noch unbedarft ob dessen, was folgte. Denn nur schwer konnte er nachfolgend dagegen ankämpfen, dass seine linke Braue sich hob als der Consul den Brief verlas, welchen Aquilius als Vorbereitung dieser Causa hatte hinterlassen. Obgleich eine solche Empfehlung des Augustus - respektive die direkte Einsetzung eines candidatus principis - in früheren Zeiten üblich gewesen war, so hatte Aquilius sich bisherig doch kaum je dieses Privilegs bedient. Auch ob dessen, was Fabius ihm über das Ansinnen des Kaisers mehr zu bewirken hatte berichtet, war Gracchus uneins, ob diese Entwicklung Aquilius' begrüßenswert war oder bedenklich - noch konnte beides möglich werden. Zu diesem Zeitpunkt indes galt es das Spiel des Senates zu spielen - insbesondere, da der Flavier weder Bedenken, noch Sympathien für den genannten Annaeus hegte, noch ein Interesse an einer anderweitigen Besetzung der Position des Quaestor Principis. Hätte er die Gedanken seines Sohnes einige Reihen hinter sich erahnt, wäre dies allfällig anders gewesen - Minor an der Seite des Augustus wäre gewiss nur von Vorteil -, indes zielte seine Erwartung in Hinblick auf dessen Pflicht derzeitig ohnehin mehr auf eine ordentliche Vorbereitung und Umsetzung des Aedilates. Darob ließ er sich das Recht zur Rede erteilen als keiner der anderen Consulare dies zu gedenken schien.

    "Da der Augustus offenkundig eine Neubesetzung des Amtes vor der kommenden, regulären Wahl präferiert, sollten wir diesem Wunsche entspre'hen. Schlussendlich erfüllen die Quaestores Principis wichtige Aufgaben für den Kaiser, so dass letztendlich er allein darüber richten kann, ob ein einzelner Quaestor dies für den Rest der Amtszeit bewerkstelligen kann oder nicht. Um dies nicht länger hinauszuzögern als notwendig, möchte ich darob proponieren, das vakanten Amt des Quaestor Principis noch heute gemäß des Paragraphen zur Niederlegung eines Amtes im Cursus Honorum aus..zuschreiben."

    Die Nummer dieses Paragraphen wusste Gracchus zwar noch immer nicht, doch irgendein geflissentlicher Beamte würde diese zweifelsohne für den Consul nachschlagen können.

    "So dass wir bereits in einer Woche zur Wahl schreiten können."

    Weitere Kandidaten würden sich offiziell um das Amt bewerben können, ein jeder Senator indes, welcher nicht den Augustus würde verärgern wollen, den Annaeus wählen müssen.

    Der Flavier wägte kurz seine Gedanken ab, ehedem er antwortete.

    "Nun, es ist eher unüblich, dass Männer in das Collegium berufen werden, welch nicht zumindest bereits die ersten Schritte des Cursus Honorum erfolgrei'h absolviert haben. Zumeist steht gar die Berufung in den Senat dem zuvor. Indes kann ein Engagement in einem der anderen stadtrömischen Kollegien - im Collegium der Quindecimviri Sacris Faciundis etwa, oder den Septemviri Epulones - dazu beitragen, dass ein Kandidat einem anderen, nicht gar so pfli'htbewussten für eine Cooptation wird vorgezogen. Davon abgesehen, dass ein solches Engagement selbstredend auch die eigene Vita günstig beeinflusst in Hinblick auf eine Kandidatur im Cursus Honorum."

    Der Gedanke an die Quindecimviri Sacris Faciundis führte Gracchus zurück zu einem Thema, welches Torquatus zu Beginn ihres Gesprächs hatte kurz erwähnt.

    "Sag Fabius, was weißt du über die Christianer und die Fährnis, welche sie für Rom darstellen?"

    Gracchus nickte bekräftigend, denn ein klares Signal war das mindeste, das er den Christianern wollte entgegenstellen, und wer konnte das Maß der Unbilden durch diese Sekte besser bestimmen als Faustus? Indes ...

    "Ich frage mich, ob das Festsetzen des Opfers durch den christianischen Führer nicht dessen - durch uns angedachte - Rolle wiederum aushebeln würde? Soweit ich weiß dürfen die vereidigten Christianer, oder wie auch immer sie dies nennen, keinen anderen Göttern opfern. Sofern wir den Obersten nun dazu verpfli'hten, können sie somit keinen aus ihren Reihen erkiesen, sondern werden im Zweifelsfalle nur eine Marionette an diese Position setzen - wodurch die Zwistigkeiten um dieses Amt womöglich nicht entstehen werden."

    Kurz schürzte er die Lippen, ehedem er in die Runde fragte:

    "Sind sie in Verbünden organisiert? Dass man diese alle zur Durchführung eines Opfers verpflichten könnte?"

    Sodann wandte er sich dem Tatbestand der Missionierung zu.

    "Ich verstehe deine Bedenken, Valerius, indes erscheint sich auch mir die Problematik des Wortes 'offensiv' ersi'htlich, welches ob seiner Vehemenz zweifelsohne weitaus mehr Missionierung zulässt, als das Dekret sollte dulden. Gäbe es allfällig ein passendes Erfordernis, das ein wenig abgemildert ist, die von dir beschriebenen Handlungen nicht inkludiert, dennoch den Truppen und Gerichten etwas mehr Handhabe für ein strengeres Vorgehen gibt?"

    Dass der Augustus selbst im Senat sprach, dies war zweifelsohne eine Seltenheit, und es war durchaus eine kleine Tragödie, dass dies ausgerechnet zu einem solchen Anlasse geschah. Als er die Details des Ablebens des Rusius offenbarte, evoziert dies einen kalten Schauer über Gracchus' Rücken, eine Reminiszenz an seine eigene Sterblichkeit, und allfällig auch ein wenig Verwunderung über die Wirrungen des Lebens. Selbstredend beteiligte auch der Flavier sich an der Beifallsbekundung zu Ehren des Verblichenen, ehedem seine Gedanken zu den politischen Folgen dieses Ereignisses drifteten. Der Codex Universalis beinhaltete zwar durchaus einen Paragraphen zur Amtsniederlegung, auch wenn Gracchus in diesem Augenblicke nicht sich dessen entsann, dass dies der Paragraph 46 war, dieser beinhaltete jedoch nicht eine Amtsniederlegung durch Tod. Indes schien es Gracchus durchaus naheliegend, diesen Paragraphen auf den vorliegenden Fall anzuwenden, sodass zweifelsohne das freie Amt sogleich durch den Konsul würde ausgeschrieben werden, ob dessen der Flavier in Gedanken schon einmal über potentielle Kandidaten aus seinem Umfeld sinnierte.