Während der Augustus die Worte repetierte, ließ Gracchus seinen Blick wieder über die Soldaten Roms schweifen. Er war nie Teil des Militärs gewesen, doch er konnte sich lebhaft vorstellen wie die kleinen oder auch größeren, wilden Stämme in den fernen Provinzen vor diesem Anblicke erzitterten. Unbezweifelt, die Götter mussten Rom lieben, ebenso wie seinen Augustus, welcher dem Reich und insbesondere der Stadt bereits seit Jahren wieder Frieden und Wohlstand schenkte. Auf die leise Frage Aquilius' bedeutete der Flavier die beiden Schlächter mit einem unscheinbaren Wink ihr Werk zu beginnen. Während der eine mit dem malleus bereit stand, postierte der cultrarius mit dem scharfen Messer sich zur Seite des Wilders, der durch eine bewährte Kräutermischung bereits seit dem frühen Morgen in einen beruhigten Zustand war versetzt worden und auch nun noch gänzlich unbedarft auf getrockneten Melissenblättern und Hopfenblüten herumkaute.
"Agone?" fragte der Opferstecher laut, und auf das
"Age!"
des Kaisers taten die Schlächter ihr Werk. Schwungvoll krachte der metallene Opferhammer zwischen den vergoldeten Hörnern des Wilders auf dessen Schädelplatte hinab, und noch bevor das Tier gänzlich zu Boden war gesunken stach der cultrarius das Messer in dessen Halsschlagader. Ein popa stand bereit, einen Teil des Blutes in einer silbernen Schale aufzufangen, während der Rest in dünnen Strömen sich seinen Weg über den Boden suchte und ob der Kälte der Jahreszeit schnell dort zu einer klebrigen Masse gerannt. Routiniert begannen die Schlächter den Bauch des Opfertieres zu öffnen und die vitalia aus seinem Inneren zu nehmen, welche ein weiterer popa in einer Opferschale schlussendlich dem Pontifex präsentierte. Die Eingeweide waren noch warm als Gracchus sie aufnahm, und verströmten einen leicht metallischen Hauch nach Blut. Die Leber zeigte sich fest und makellos in ihrem dunklen Rot, auch die Adern über die hellere Gallenblase waren in natürlicher Zeichnung verteilt, das Herz kräftig und wohlgeformt, allesamt ohne fühlbare Verhärtungen oder Knoten unter der Oberfläche. Ohnehin lohnte es sich nicht, die Eingeweideschau umfänglicher vorzunehmen, denn das Armilustrium musste gelingen. Darob nickte der Flavier zu Aquilius und verkündete:
"Litatio."